Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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11.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2134
Vorstoß nach Vision
Die Türme von Zabar-Ardaran – bei den Pangalaktischen Statistikern
von Ernst Vlcek
Nach einem langen Flug über fast 700 Millionen Lichtjahre erreichte die SOL im Dezember 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung endlich die Galaxis Wassermal. Hier hoffen die Besatzungsmitglieder unter dem Kommando des Arkoniden Atlan, weitere Informationen über Thoregon und die Helioten zu erhalten. Immerhin gibt es in der Galaxis Wassermal die Pangalaktischen Statistiker, legendäre Wesen, die unglaubliches Wissen über die Geschichte des Universums angehäuft haben.
Doch kaum waren Atlan und sechs seiner Begleiter auf der Welt Vision gelandet, dem geistigen Zentrum der Galaxis, wurden sie bereits in einen Konflikt verwickelt, der ganz Wassermal betrifft.
Ein Prinzenkrieger, einer der Herrscher der Pfauchonen, stellt sich derzeit gegen sein Volk, um gegen sein Schicksal zu kämpfen. Atlan und seinen Begleitern blieb nichts anderes übrig, als sich mit den zahlreichen anderen Besuchern des Planeten evakuieren zu lassen.
Für die Besatzung der SOL ist es ein unhaltbarer Zustand, am Rand der Galaxis ausharren zu müssen. Also fliegt das Hantelschiff gegen alle möglichen Bedenken in die Galaxis Wassermal ein und erreicht den Planeten Zoun. Dort ist mittlerweile auch Atlan angelangt – und der Arkonide wagt nun den VORSTOSS NACH VISION ...
Atlan – Mit einem kleinen Kommando wagt der Arkonide den erneuten Vorstoß zum Planeten Vision.
Sihame – Die pfauchonische Prinzessin will ihren Tod vermeiden und ihren Gemahl retten.
Sabal – Der Prinzenkrieger überwindet Tabus und einengende Regeln.
Trim Marath – Der Para-Defensor verspürt die besondere Ausstrahlung eines Turms.
Startac Schroeder – Der Teleporter wird als universelles Transportmittel eingesetzt.
Nach galaktischer Zeitrechnung war dieser Tag der 26. Dezember 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Nur war dies nicht die heimatliche Milchstraße, sondern eine ferne, fremde Galaxis.
1.
Als Atlan nach oben blickte, sah er nur helles, glitzerndes Gold. Sein Auge weigerte sich, Details wahrzunehmen; der gigantische Körper aus glänzendem Metall hing über ihm am Himmel, füllte ihn zu einem großen Teil aus und spiegelte das Licht der gelben Sonne Zo wider.
Es war ein überwältigender Anblick, und Atlan spürte, wie Mondra Diamond neben ihm die Luft anhielt. »Wenn man die SOL so von unten sieht, wirkt sie wie ein Märchengebilde«, flüsterte Mondra und wischte eine Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht. »Und doch ist sie ein Stück Heimat.«
Atlan nickte nur und griff nach ihrer Hand, hielt sie fest, während er weiter nach oben blickte. Die SOL war mit ihren insgesamt acht Kilometern Länge eines der größten Raumschiffe, die jemals von der Menschheit erbaut worden waren.
Und unzählige Milliarden Tonnen schwer, dachte Atlan, der seinen Blick nicht von dem hantelförmigen Raumschiff lösen konnte. Er nahm die vielen Details des Raumschiffs wahr: die Hangars, in denen sich zahlreiche Beiboote verbargen, die Kuppeln mit ihren Observatorien und Forschungseinrichtungen, die Waffenstationen und Funkeinrichtungen, die Um- und Anbauten, die an der SOL im Verlauf von Jahrhunderten angebracht worden waren.
Für die Menschen an Bord des Raumschiffes, die mehrere hundert Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt waren, bildete das goldene Schiff tatsächlich die Heimat. Und selbst Atlan konnte sich davon nicht lösen. Sie ist das einzige Verbindungsglied zu der viele Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraße und zu Perry Rhodan, dachte er und lächelte.
Kurz hatte er den Eindruck, dass Mondra Diamond ähnlich dachte. Sie drückte seine Hand noch einmal und lächelte ihn an. Jeder von ihnen dachte wohl auf seine Weise an Perry Rhodan. Mondra Diamond, die von dem Terraner ein Kind bekommen und es wieder verloren hatte, sehnte sich nach den Jahren der Trennung nach seiner Nähe. Und Atlan, der älteste Freund Perry Rhodans, fragte sich, wie der Freund wohl die Probleme in der Milchstraße meisterte.
Langsam glitt die Plattform, auf der sie standen, weiter nach oben. Sie verließen das Innere des fliegenden Palasts, in dem sie die letzten Stunden verbracht hatten. Die Überraschung ist dem Prinzenkrieger wirklich gelungen, dachte Atlan. Sabal hat die SOL wohl bewusst über uns platziert.
Mondra Diamond gab Atlans Hand wieder frei, wohl in dem Gefühl, sich zu einer zu vertrauten Geste hinreißen gelassen zu haben, die ihr nicht zustand. Sie starrte weiterhin wie gebannt auf das golden schimmernde Hantelschiff, das wie ein schwereloses Gebilde über ihnen schwebte, stumm und kühl und leblos zugleich.
»Wie wird es weitergehen, Atlan?«, fragte sie. »Mit uns und der SOL?«
Der Arkonide konnte sich gut vorstellen, dass es Mondra Diamond heimwärts zog, wie so viele andere der fast sechstausend Köpfe zählenden Mannschaft an Bord. Doch war an eine Heimkehr bislang nicht zu denken. Die Menschen an Bord der SOL hatten in der Galaxis Wassermal noch einiges zu erledigen, Aufgaben, von deren Lösung die Existenz der Menschheit abhängen konnte.
»Wir brauchen nur noch die Pangalaktischen Statistiker zu kontaktieren«, sagte Atlan. »Dann können wir an den Heimflug denken.«
Atlan hoffte dies für alle Beteiligten. Doch das eigentliche Problem war, wieder auf den Planeten der Statistiker zu gelangen und mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Prinzenkrieger, die eigentliche Schutzmacht dieser Galaxis, hatten mit insgesamt 800.000 Kampfraumschiffen einen Sperrriegel um den Planeten Vision gebildet. Da gab es kein Durchkommen.
Aber das Eintreffen der SOL gab den Menschen neue Hoffnung. Bis jetzt hatten die Angehörigen des kleinen Einsatzkommandos unter Atlans Befehl glauben müssen, in Wassermal auf sich selbst gestellt zu sein. Allein die Ankunft der SOL und die Nähe ihres Raumschiffes stärkten sie und gaben ihnen Hoffnung, dass dieses Abenteuer gut enden könnte.
Atlan blickte auf die Gefährten: Myles Kantor, einer der begabtesten Wissenschaftler, die die Menschheit in den letzten Jahrhunderten hervorgebracht hatte, blickte mit allen Anzeichen von Nervosität auf die altmodische Uhr, die er am Handgelenk trug. Die beiden jungen Mutanten Startac Schroeder und Trim Marath standen eng zusammen, als wollten sie sich gegenseitig Schutz geben. Sie hielten sich wahrscheinlich unbeabsichtigt in der Nähe des riesenhaften Haluters Icho Tolot auf. Selbst der dreieinhalb Meter große, vierarmige Koloss schien vom Anblick der mächtigen SOL beeindruckt zu sein.
Wie Atlan die Stimmung von Mohodeh Kascha, dem Ritter von Dommrath, und Kuni Maghate, dem Assassinen aus der Galaxis Wassermal, einschätzen sollte, wusste er selbst nicht. Beide standen still auf der Plattform, rührten sich kaum, und Kuni Maghate starrte auf den Boden, als interessiere ihn die SOL überhaupt nicht. Er hielt zudem den größtmöglichen Abstand zu den anderen Pfauchonen auf der Plattform.
Sabal, der Prinzenkrieger der Pfauchonen und Herr über den fliegenden Palast und den gesamten Planeten, würdigte die Menschen und ihre Freunde auf der Plattform praktisch keines Blickes. Der Einzige, mit dem er sich bislang unterhalten hatte, war Atlan gewesen. In seiner farbigen und dennoch steif wirkenden Kleidung wirkte Sabal würdevoll; sein schmaler Körper sah zwar aus, als würde er gleich auseinander brechen, strahlte aber dennoch eine unglaubliche Energie aus.
Er wies mit einem der sechs Finger seiner rechten Hand nach oben. »Dies ist mein Flaggschiff KUJUKI«, sagte er auf Diamal, der Sprache der Galaxis. »Wir werden mit ihm die Reise nach Zabar-Ardaran antreten.«
Jetzt erst wurde die Aufmerksamkeit auf das zweite Raumschiff gelenkt, das direkt neben der gigantischen SOL im Orbit des Planeten Zoun schwebte. Dabei war das diskusförmige Raumschiff mit einem Durchmesser von rund 1700 Metern von durchaus beeindruckender Größe. Es sah aus wie ein gigantischer Kristall, über den sich neun dunkelblaue Verstrebungen spannten. Zusammen mit der SOL und dem langsam in den Wolken verschwindenden blässlichen Mond bildete die KUJUKI ein riesiges Dreieck am Himmel des Planeten.
»Es ist uns eine Ehre, an Bord der KUJUKI gehen zu dürfen, Prinzenkrieger Sabal«, sagte Atlan. »Wir wissen, wie selten eine solche Ehre Wesen erteilt wird, die unter deinem Stand sind.«
Der Arkonide hatte gehört, dass nicht einmal die Söhne und Frauen von Prinzenkriegern an Bord eines Flaggschiffes reisen durften. Er war gespannt darauf, ob man Sihame mitnehmen würde. Die etwas abseits von ihnen stehende Pfauchonin war die Schwester des Prinzenkriegers – und zugleich die Gemahlin des Prinzenkriegers Soner, von dem die Spannungen ausgingen, die eine Galaxis in den Krieg zu stürzen drohten. Sihame stand neben ihrem Bruder, hatte den Kopf gesenkt und ließ die Schulter hängen; sie hatte seit ihrem Aufbruch kein Wort gesagt und keine Miene verzogen.
Sabal warf Atlan wieder einen seiner seltsamen Blicke zu. Diesmal glaubte Atlan eine Andeutung von Respekt daraus lesen zu können. Das war als positiv zu werten, signalisierte es immerhin, dass zwischen ihnen ein Dialog denkbar war.
Im nächsten Moment wirkte der pfauchonische Herrscher aber wieder unnahbar. Er blickte zum Himmel, ohne sein Interesse direkt auf sein Flaggschiff oder die SOL zu richten.
In diesem Augenblick tauchten über ihnen drei Flugkörper auf; sie waren offensichtlich aus einem Hangar des fliegenden Palastes gestartet. Wahrscheinlich Fähren, mutmaßte Atlan.
Die entfernt einem flachen, hellgrauen Kasten mit verschiedenen Aufbauten ähnelnden Flugkörper senkten sich auf die Plattform herab, blieben dann über ihnen in Wartestellung. Ein sanft flimmerndes Transportfeld wurde aktiviert und stellte so eine Verbindung zum Dach des Palastes her.
»Du, du und du«, sagte der Prinzenkrieger und deutete auf Mondra Diamond, Myles Kantor und Mohodeh Kascha. »Ihr besteigt diese Fähre.«
Myles Kantor und Mondra Diamond zögerten, warfen Atlan fragende Blicke zu. Das war nicht der Ton, in dem sie normalerweise angesprochen wurden. Der Arkonide gab ihnen ein Zeichen seines Einverständnisses, diesem Befehl nachzukommen. Jetzt war keine Zeit für Diskussionen über Rangordnungen und Herrschaftsgehabe.
Mohodeh Kascha machte den Anfang, ging zwei Schritte zur Seite und begab sich in das Transportfeld. Es schloss sich um ihn, ließ ihm aber genügend Raum, so dass er sich weiterhin bewegen konnte. Während er darin nach oben glitt, folgten ihm Mondra und Myles. Alle drei waren in Sekundenschnelle in der Fähre verschwunden.
Noch während sie Fahrt aufnahm, baute die zweite Fähre ihr Transportfeld auf. Sie war deutlich größer als der erste Flugkörper, besaß aber dieselbe Form.
»Jetzt ihr anderen!«, befahl Prinzenkrieger Sabal, nachdem der Transportstrahl der zweiten Fähre aktiviert war.
Atlan, Startac Schroeder, Trim Marath und Kuni Maghate kamen dem Befehl ohne weiteres Zögern nach. Der vierarmige halutische Riese Icho Tolot bildete den Abschluss. Im Innern der Fähre gab es schmucklose Sitzgelegenheiten, auf denen sich die Menschen niederließen. Der Assassine blieb stehen, während sich der riesenhafte Haluter niederkauern musste, um nicht in aufrechtem Zustand gegen die Decke der Kabine zu stoßen. Als die Fähre abhob, spürte man keine Erschütterung.
»Und was ist mit dem Prinzenkrieger und der Prinzessin?«, wollte Trim Marath wissen. »Kommen sie nicht mit?«
»Sie werden uns in einer eigenen Fähre folgen«, antwortete Kuni Maghate. »Ihr gesellschaftlicher Status erlaubt es nicht, dass sie mit uns an Bord gehen. Sie stehen so unendlich hoch über euch und mir ...«
*
Sie verließen die Fähre und standen in einer geräumigen Schleusenkammer, deren schmucklose graue Stahlwände aussahen wie die Schleusen in den meisten Zivilisationen, die Atlan bislang auf seinen Reisen gesehen hatte. Sieben bewaffnete Pfauchonen warteten auf sie, sie trugen weiße Kleidung und wirkten entschlossen. Es war die gleiche Tracht, wie sie auch Kuni Maghate trug.
Also sind es Assassinen, dachte Atlan.
Nur mit dem Unterschied, dass sie im Dienst eines anderen Prinzenkriegers stehen, wandte sein Extrasinn ein.
Atlan reagierte nicht auf den Einwand des Logiksektors. Kuni Maghate diente dem Prinzenkrieger Soner, und dieser hatte den Planeten der Pangalaktischen Statistiker von allen Pilgern räumen lassen und bedrohte ihn nun mit seinen 100.000 Schlachtschiffen. Diese wiederum wurden von den 800.000 Schiffen der anderen Prinzenkrieger umringt.
Alle Beteiligten befürchteten, dass die Situation eskalieren und es zu einer Schlacht kommen könnte, die Vision mitsamt den neun Pangalaktischen Statistikern vernichten würde. Und das wäre für diese Galaxis eine ungeheure Katastrophe gewesen, einem Untergang gleich.
Für Atlan und die Mannschaft der SOL hätte es das Ende einer Hoffnung bedeutet. Sie hofften, von den Pangalaktischen Statistikern Antworten auf kosmische Rätsel zu erhalten. Erst danach konnten sie die Heimreise in die Milchstraße antreten.
Die einzige Chance, den galaxisweiten Krieg zu stoppen, bestand darin, dass Sabal und Sihame mit ihnen kooperierten. Zumindest Sabal schien guten Willens zu sein.
Auch die Fähre mit Mondra Diamond, Myles Kantor und Mohodeh Kascha entließ ihre Passagiere. Die dritte Fähre wurde wohl – aufgrund des besonderen Status des Prinzenkriegers – in einen anderen Hangar geleitet.
»Wie schätzt du unsere Chancen ein, Kuni, dass Prinzessin Sihame uns wirklich in unseren Bemühungen unterstützt?«, fragte Atlan den Assassinen.
»Sie wird alles tun, um ihren geliebten Gemahl Soner zu rehabilitieren!«, versicherte Kuni Maghate. »Es wäre sehr hilfreich, wenn ihr euch ihre Unterstützung sichern könntet. Denn sie ist die Einzige, die Zugang zu Prinzenkrieger Soner finden könnte. Ohne sie, fürchte ich, geht da gar nichts.«
Der Assassine machte eine kurze Pause, dann fügte er mit düsterer Miene hinzu: »Es könnte aber auch durchaus sein, dass die Prinzessin einen plötzlichen Tod erleidet.«
»Wie soll man das mit einem plötzlichen Tod verstehen, Kuni?«, fragte Atlan irritiert. »Wir haben doch gerade miterlebt, wie sie mit ihrem Bruder die Fähre bestiegen hat.«
»Eben deshalb«, sagte Kuni Maghate unheilschwanger.
»Kannst du dich nicht klarer ausdrücken?«, verlangte Atlan barsch.
Aber der Assassine schüttelte nur bedächtig den Kopf und gab keine Antwort. Er wirkte sehr nachdenklich, geradezu deprimiert.
»Sabal und Sihame sind an einer anderen Stelle an Bord gegangen, nehme ich an«, sagte Atlan. »Oder sind sie nicht in diesem Schiff?«
»Doch, sie sind in der Nähe«, meldete sich Startac Schroeder zu Wort. Der Mutant, der unter anderem über die Gabe des Ortens verfügte, wirkte überaus konzentriert. »Ich habe das flüchtig wahrgenommene Emotiomuster von Sihame auf der Fähre wiedererkannt. Sie sind ganz in der Nähe. Sihames Muster ... es gefällt mir nicht.«
»Was stört dich daran?«
»Sihame ... empfindet in der Tat ... größte Todesangst!«
»Vor ihrem eigenen Bruder?«, wunderte sich Atlan. Der Arkonide überlegte kurz.
So abwegig ist das gar nicht, erinnerte ihn der Extrasinn. Denk an die seltsamen Ehrbegriffe und Moralvorstellungen der Pfauchonen!
Auf einmal erschien es dem Arkoniden als durchaus möglich, dass Sabal seine Schwester aus irgendwelchen Gründen zur Rechenschaft ziehen könnte.
»Startac, gib deinen Lauscherposten auf!«, befahl der Arkonide dem Mutanten. »Und mach dich stattdessen zu einer Teleportation bereit.«
»Nein! Das darfst du nicht tun, Atlan!«, schrie Kuni Maghate entsetzt auf.
»Und warum nicht?«
»Tu es, und es bedeutet das Todesurteil für uns alle.«
Sihame erinnerte sich noch gut genug an ihre Flucht von Kazién. Der Saltansprecher war gekommen, hatte sie aus ihrem Gefängnis befreit. Wenn sie an den Pfauchonischen Propheten dachte, sah sie einen großen Mann vor sich, der anscheinend nicht klug genug war, um alle Dinge verstehen zu können, die rings um ihn herum geschahen. Doch er hatte den Saltans, den heiligen Tieren, seine Befehle erteilt, und diese hatten die Assassinen des Prinzenkriegers getötet, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten. Wenn Sihame die Augen schloss, sah sie den Sturm der kleinen dunklen Tiere, sah das Gemetzel, sah das Blut auf den weißen Kleidungsstücken, und sie sah den seltsamen Blick in den ausdrucksstarken Augen des Saltansprechers.
Für sie war die Befreiung wie eine Flucht gewesen. Sie musste von Kazién weg, musste sich jemandem mitteilen. Um all das viele Leid, das über ihren Gemahl und sie gekommen war, mit jemandem zu teilen. Den Versuch einer Ehrenrettung zu unternehmen und um Verständnis zu bitten. Nicht für sich. Sondern für Soner, ihren über alles geliebten Gemahl.
Dabei war ihr Bruder Sabal als der einzige Pfauchone erschienen, der ihr in dieser schweren Zeit beistehen konnte. Doch war ihr Bruder ein Prinzenkrieger, der Herrscher über ein Neuntel einer ganzen Galaxis. Der Prinzessin war auf der Reise zu ihm klar geworden, dass er als Prinzenkrieger nur im Sinne der Ehre handeln konnte.
Das machte ihr Angst. Dennoch wollte sie sich ihm anvertrauten, nachdem sie einmal diesen Schritt getan hatte.
Sabal hatte ihr, den Umständen entsprechend, einen recht frostigen Empfang geboten. Aber er hatte bisher nicht die Zeit gefunden, sich ihr näher zu widmen. Sein Hauptinteresse galt den Fremden, die wegen der Pangalaktischen Statistiker aus einer fernen Galaxis gekommen waren. Die Statistiker und ihre Welt Zabar-Ardaran waren in große Not geraten – und dies eindeutig aufgrund der Verfügungen ihres Gemahls Soner.