Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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10.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2149
Paradimjäger
Krise am Sternenfenster – die Invasion der Milchstraße beginnt
von Robert Feldhoff
Im Frühjahr des Jahres 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4899 alter Zeitrechnung entspricht, stellt sich die Lage in der Milchstraße als höchst prekär dar: Am Sternenfenster stehen gigantische Raumflotten bereit, um einem Angriff des hochgerüsteten Reiches Tradom begegnen zu können.
Aus seiner Heimatgalaxis bedroht dieses Reich über eine Entfernung von unvorstellbaren 388 Millionen Lichtjahren hinweg die Zivilisationen der Menschheitsgalaxis. Das Sternenfenster fungiert dabei als eine Art Transmittertor, das allerdings aufgrund technischer Manipulationen nicht passiert werden kann. Ein direkter Angriff des Reiches Tradom ist zwar derzeit nicht möglich, wird aber in nächster Zeit erwartet.
Perry Rhodan ist mit seinem Raumschiff LEIF ERIKSSON auf der anderen Seite des Sternenfensters aktiv. Das Ziel des unsterblichen Terraners ist, in Tradom direkt herauszufinden, wer aus welchen Gründen die Erde angreifen möchte – und natürlich möchte Rhodan diesen Angriff unmöglich machen.
Das betrachtet die Raumflotte im Sektor Hayok ebenso als ihr Ziel wie die jungen Piloten, die sich auf der Erde auf ihren Einsatz vorbereiten – sie warten auf die PARADIMJÄGER ...
Kisch Fakir – Der junge Raumpilot bereitet sich auf den größten Einsatz seines Lebens vor.
Jee Martima – Die junge Emotionautin gehört zu den Spezialisten der Raumakademie.
Reginald Bull – Der Residenz-Minister für Verteidigung schickt junge Terraner in einen aussichtslos erscheinenden Kampf.
Kyzeti Ekre – Der bärbeißige Ausbilder versucht seine Kadetten so gut wie möglich vorzubereiten.
Grahann Eltan – Der junge Plophoser neigt zu Übergewicht und lockeren Sprüchen.
Der Augenblick, wenn's losgeht
Das schönste Mädchen der Welt hatte warme blaue Haare, Augen wie Kohleglut in einem Ofen und war nur einssechzig groß.
Jee küsste ihn auf den Mund, mit weichen Lippen und einer neckenden Bewegung ihrer Zungenspitze, die ihm eine Gänsehaut einbrachte.
»Kisch, was ist mit dir?«
»Kleine, ich kann jetzt nichts sagen.«
»Eine verkehrte Welt, nicht wahr?«, scherzte Jee Martima, während sie mit einer bemerkenswert gelenkigen Bewegung aus seinen Armen schlüpfte. »Eigentlich sollte ich völlig sprachlos sein.«
Kisch Fakir öffnete den Mund, fassungslos nach dem ersten Sex mit ihr. Innerlich fühlte er sich so aufgewühlt wie niemals vorher, mit klopfendem Herzen noch eine halbe Stunde danach.
Eine Sekunde lang blieb sie mitten im Apartment stehen, drehte sich zu ihm und ließ ein Lächeln aufblitzen, das seine Lungenflügel in Schmetterlinge verwandelte.
Jee Martima hielt sich das Handtuch vor die Brüste. Sie tat, als wolle sie sich vor den Blicken eines Büschehockers schützen.
Sie hatte etwas urplötzlich Frivoles. Nicht mehr wie eine kleine Emotionautin, sondern wie eine ältere, erfahrene Frau.
Kisch Fakir versuchte zu lächeln.
Sein offen stehender Mund wurde trocken wie Staub. Er fing an, schwer nach Luft zu saugen, während Jee Martima kichernd ins Bad verschwand.
Vor seinem inneren Auge lief ein Film ab, worin das schönste Mädchen der Welt von einem blauen Strahl aus Energie in ionischen Staub zerblastert wurde. In Plasma, den Aggregatzustand der Materie im Sonneninneren.
Jee Martima im Cockpit einer SF-1311 Thunderbolt, so eng wie ein Sarg.
Kisch sah sich um Luft ringen, ein Erstickender, aus einer entrückten Position wie ein Kameramann, und als Jee Martima mit ihren weichen Fingern über seine Wangen strich, seine Tränen mit einem Hauch zu trocknen versuchte, da war sie wieder am Leben.
»Kisch ...«, flüsterte Jee schnell. »Kisch, ich bin ja schon da.« Ihre warmen blauen Haare strichen über sein Gesicht und kitzelten seine Nase. »Was ist mit dir?«
»Nichts. Ich hab nur ... na, vielleicht was gesehn.«
Jee Martima klatschte in die Hände. Es wurde im Apartment dunkel. Jee mochte es, wenn es dunkel war. So dunkel wie im Weltraum.
»Es ist zwei Uhr morgens, Kisch. Du kannst nichts sehen.«
»Nein ...«, murmelte er. »Ich hab wohl nur Angst. Weißt du, ganz entsetzliche Angst.«
»Wovor?«, fragte Jee Martima.
Er log sie an. »Vor dem Augenblick, wenn's losgeht.«
Kisch Fakir sah ein blaues Blitzen in der Dunkelheit, ein Glimmern auf der Netzhaut, und er kam unwillkürlich hoch, um seinen Körper zwischen Jee und den blauen Funken zu bringen. Er betete, das Blau möge statt ihrer ihn zerstäuben.
Jee Martima spürte es auf eine unbegreiflich weibliche Art. Sie wusste, dass er sie bitter nötig hatte, und sie zog ihn zu sich runter.
Sie berührte ihn an einer Stelle am Nacken, zwischen den Schulterblättern, vor einer halben Stunde erst gefunden, in einem Augenblick, als er stöhnend auf ihr lag und sie ihre Fingernägel in seinen Rücken grub.
Das erste Mal ein Paar gewesen. Kisch Fakir erschauerte und vergaß seine Angst.
Er wünschte sich, sie würde ihre Fingernägel niemals von der Stelle fortnehmen, und all die Paradimjäger, all die Katamare und monströsen ENTDECKER am Sternenfenster wären nicht Realität.
Das schönste Mädchen der Welt wurde im Dunkeln zu einer Zauberin. Jee Martima konnte Wunder wirken.
»Kleines Mädchen?«
Ein Kick traf zwischen seine Beine, der ihn zusammenzucken ließ.
»So klein auch wieder nicht!«
»Nein. Ich lieb dich, Jee. Das wollte ich dir sagen. Es ist wichtig, dass ich dir das mal sage.«
»Wir sind zweiundzwanzig. Wir wissen gar nicht, was Liebe ist. Sagen sie immer im Trivideo.«
Und dann lachte Jee im Dunkeln, glockenhell und erwachsen trotzdem.
Kisch Fakir fiel der Augenblick ein, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
Zwölf Wochen war das her, an einem magischen Tag in der Raumakademie Terrania.
Eins auf hunderttausend
»So, ihr Nieten, jetzt hört mir mal zu. Wenn ich mich angesichts der illustren Runde bitte vertraulich ausdrücken darf ...
Ich war dabei, als wir das Solsystem damals mit einem Paratronschirm abgekapselt haben. War unmöglich. Dann das Anti-Temporale Gezeitenfeld. Keinesfalls machbar, einhelliges Expertenurteil. Die Aagenfelt-Barriere. Kann nicht klappen, hunderttausend Male so gehört.
Aber wir haben es jedes einzelne Mal hingekriegt, Terraner in den unterschiedlichsten Epochen. Wenn ich also höre, Variante Sternfunke ist in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht realisierbar, lache ich. Sehr kurz und humorlos.
Und jetzt sehen wir alle zu, dass wir unsere Gesäße aus den Sesseln liften und die Ärmel aufkrempeln. Wenn ihr wisst, was wir damals mit dieser Redensart gemeint haben.«
(Reginald Bull, Residenz-Minister für Liga-Verteidigung, vor einem Expertenausschuss zur Vorbereitung der Variante Sternfunke.)
*
»Kisch, komm mal hier rüber!«
»Grahann, geh mir nicht auf die Nerven, okay? Heute ist frei, und ich hab nicht die Absicht, auch nur einen Finger zu rühren.«
Grahann Eitan war ein fetter kleiner Kerl, ein Wichtigtuer mit schmierigen Haaren. Im Gegensatz zum schlaksigen Kisch Fakir war Grahann so unbeweglich wie ein Möbelstück – aber ein Pilot mit einem quasi vergoldeten Handgelenk.
»Kisch, du Idiot. Heb deinen Arsch hoch!«
»Wieso?«
»Da sind scharfe Dinger.«
Kisch Fakir wandte immerhin den Kopf.
Grahann Eitan, der Plophoser im Apartmentflügel, hatte eine Art Fernrohr aufgebaut, mit syntronischer Bilderfassung, den Fokus auf den Wohnturm gegenüber gerichtet, in dem die Emotionauten der Abschlussklasse eine eigene Etage belegten.
»Frauen?«
»Oder Mädchen. Mir egal.«
»Da drüben sind doch nur bucklige Typen mit Zentrumspest.«
»Du bist ein Depp, Kisch. Dann bleib eben liegen.«
Fakir kam in einer katzenhaft geschmeidigen Bewegung hoch. »Wehe, wenn's nicht stimmt.«
Fakir schob den fetten Grahann zur Seite, der sich schweißig und schwabbelig wie Pudding anfühlte, und schaute mit zusammengekniffenen Augen auf die andere Seite.
Die Emotionautenschule gehörte zur Raumakademie Terrania. Ihre gemeinsamen Wohntürme standen inmitten eines Parkareals von vier Quadratkilometern Größe; der Park wiederum war nur ein Teil des akademieeigenen Spaceports, nordwestlich des Flottenhafens von Terrania.
Emotionauten galten als eine Art seltene Tierspezies, schon die Schüler im ersten Jahr.
Nur die Fähigsten der Fähigen nannte man so. Emotionauten waren abnorm veranlagte Menschen mit der Fähigkeit, Raumschiffe kraft ihres Geistes durch den Raum oder Hyperraum zu steuern.
Ein Emotionaut war Kisch Fakir in jeder Disziplin überlegen. Ein Übermensch.
Jeder wusste das, es war kein Gerücht, sondern Wahrheit, denn auf hunderttausend Raumfahrer kam ein Emotionaut. Emotionauten waren Menschen einer anderen Kategorie, Wunderkinder und Höchstbegabte.
»Ich seh nix.«
»Doch nicht direkt die Wohnungen, Kisch!«
»Sondern?«
»Schräg dahinter, der Kreuzer.«
Fakir korrigierte den Blickwinkel um wenige Grad, bis ein Kugelraumer schräg hinter dem Wohnturm im Anschnitt sichtbar wurde.
Eine hochgewachsene Bohnenstange trudelte schwerelos aus der Hauptschleuse Richtung Bodenbelag, eine dunkle Zweimeterfrau um die zwanzig.
»Sieht du die?«, zischte Grahann aufgeregt. »Scharf oder nicht scharf?«
»Na ja. – Wie kommst du drauf, dass sie eine Emotionautin ist?«
»Die Abzeichen am Arm! Mach mal die Augen auf!«
Fakir streckte angeödet die Zunge aus dem Mund. Er schwenkte den Fokus weg Richtung Raumhafen, zu den 500-Meter-Riesen der NOVA-Klasse, so groß wie Gebirge und so glitzernd wie die Kuppen schneebedeckter Gipfel im Hindukusch.
Gestern hatte er zum ersten Mal so ein Raumschiff betreten.
»Da kommt noch eine. Mann, du Lahmarsch, lass mal sehen!«
»Grahann, geh weg!«
»Lass sehen, Kisch!«
Grahann versuchte, ihn zur Seite zu drängen. Kisch Fakir bewegte sich keinen Millimeter. Er schwenkte das Teleskop zurück auf den Kreuzer, auf den Schleusenbereich. Und dann erblickte er das Mädchen selbst. Gegen die Bohnenstange war sie ein Zwerg. Sie war mehr als einen Kopf kleiner als der hochgewachsene Kisch Fakir. Ihre Haare wiesen einen auffälligen, warmen Blaustich auf, der entweder eingefärbt war oder mit einer genetischen Vermischung zusammenhing.
»He, lass mich mal!«
Fakir öffnete den Mund, aber er sprach nicht. Sein Finger löste die Recorderfunktion des Fernrohrs aus. Er pegelte einen syntronischen Suchpunkt auf das Mädchen ein, folgte dem automatisch gehaltenen Bildausschnitt, sah einen winzigen Zentimeter Brustansatz, und er spürte, wie sein Herz zu klopfen begann.
Kisch Fakir kannte den Grund nicht. Er war zweiundzwanzig, aber er war ein Raumfahrer. Raumfahrer hassten es, Dinge nicht berechnen zu können.
Das Mädchen war etwas, das sich jeder Berechenbarkeit garantiert entzog.
Er konnte auf dem kleinen Display ihre Augen sehen. Obwohl es nur Pixel waren, leuchteten sie.
»Meine Güte, Kisch! Du brätst mit der Kleinen den ganzen Speicher voll. Das ist ein Modell für fünfzehn Galax.«
»Na und?«
»Ja was! Ist das mein Fernrohr oder deins?«
Kisch Fakir ließ Eitan einen Blick durch die Optik werfen. Dann schob er ihn wieder zur Seite und fragte in einem leisen, faszinierten Ton: »Kennst du die, Grahann?«
»Nee.«
»Wirklich nicht?«
»Also mir ist die zu klein. Die ist keine fünfundzwanzig, Kisch.«
»Wir doch auch nicht.«
»Aber wir sehen wenigstens so aus, als wenn.«
Fakir ließ vielsagend seinen Blick über die Figur des Wunderpiloten Grahann schweifen.
Grahann Eitan wurde sauer. »Mann, bring dich anders in Stimmung!«
*
Die ganze Klasse traf sich am Landefeld.
Über der Stadt nieselte ein Vorhang aus feinen, öligen Tropfen, aber Kyzeti Ekre hatte sie trotzdem nach draußen bestellt.
Das sah Ekre ähnlich. Fakir kannte keinen, der den Ausbilder richtig leiden konnte.
»Wo bleibt das Ekel denn?«, zischte Grahann.
Fakir antwortete: »Sei doch froh, solang er nicht da ist. Wieso bestellt er uns wohl hier raus?«
»Ja, wieso wohl?«
»Weil er 'ne Gemeinheit vorhat, deswegen.«
Fakir, Grahann und die anderen, insgesamt zwanzig, hockten sich mit ihren Overalls auf den feuchten Boden, nässedichte Kleidungsstücke mit dem Abzeichen der Akademie. Sie waren stolz auf die Overalls.
In der Raumakademie Terrania verfolgte man mit einer Mischung aus Entsetzen und Aufregung die Vorgänge am Sternenfenster Hayok. Entsetzen deshalb, weil die Drohung eines intergalaktischen Krieges mit einem Mal Realität wurde; egal wie beschützt man sich im Solsystem wähnte, angesichts Aagenfelt-Barriere und Heimatflotte.
Die Kadetten der Akademie wussten es besser. Kyzeti Ekre hatte Stunden und Tage zugebracht, den Wunderglauben an Perfektion und Technik aus ihren Köpfen zu hämmern.
Die terranische Flotte war mächtig, schlagkräftig, ihre Kugelriesen gewaltig wie Gebirge. Aber die Krone der Schöpfung waren sie nicht.
Für die Aufregung, die angesichts der Nachrichten vom Sternenfenster aufkam, schämte sich Fakir.
Junge Terraner waren anno 1311 vom Konflikt gegen das Kristallimperium geprägt. Wer an die Akademie ging, tat dies im Bewusstsein, dass sein Einstehen für die Liga kein Hirngespinst war, sondern eine ernste Sache.
Und nun an die 20.000 Katamare am Sternenfenster. Anfangs waren es mehr gewesen, aber es war zu Kämpfen auf der anderen Seite des Sternenfensters gekommen, bei denen Katamare vernichtet worden waren.
Aber das war auf der anderen Seite des Sternenfensters gewesen. Hier war alles anders.
Kisch Fakir hatte die halbe Heimatflotte gegen ein einziges Schlachtschiff kämpfen sehen.
Hunderttausend Terraner trieben als Staubwolken jenseits der Uranusbahn. Ein paar hatten im selben Apartmenthaus gewohnt wie er.
Raumakademie Terrania – in der grauen Vorzeit Astro-Romantik, Vorbereitung auf das Handwerk Raumfahrt, Faszination High-Tech.
Heute war alles Ernst. Die Fertigkeiten von der Akademie wurden auf frappante Weise überlebenswichtig.
Faszination hatte eigentlich keinen Platz dabei; Aufregung war das falscheste Gefühl von allen. Und doch bekamen sie es nicht aus ihren Köpfen raus.
»Ssst!«
Kisch Fakir fuhr herum. Hinten vor dem Hangar der Micro-Jets senkte sich Ekres Gleiter nieder. Der Ausbilder wuchtete seinen Leib ins Freie.
Ekre trug eine beige Montur mit den Abzeichen der Flotte, die sie sich erst noch verdienen mussten. Er war ein vierschrötiger Typ, so massig wie ein Rhinozeros, mit einem zerknautschten Gesicht und einer Aura von Autorität, die kein Nein duldete.
Die zwanzig Kadetten stellten sich im Halbkreis auf, Kyzeti Ekre in der Mitte.
»Ich hab euch was zu sagen!«, bellte der Ausbilder. »Der Lehrplan ändert sich ab heute. Normalerweise wären jetzt die NOVA-Kreuzer an der Reihe ...«
Kisch Fakirs Blick wanderte sehnsüchtig zu dem Ungetüm, das am Rand des Landefeldes der Akademie stand; ein halber Kilometer Stahl und Ynkelonium.
»... aber das schenken wir uns fürs Erste! – Jawohl, auch Kisch Fakir dahinten! Hör zu, Kerl!«
Fakir zuckte zusammen, dann richtete er seinen Blick wieder auf Kyzeti Ekre.
»Die Ausbildung für die Abschlussjahrgänge wird ab sofort umgestellt. Auf persönliche Anweisung von Reginald Bull üben wir ab sofort das Pilotieren von ein- und zweisitzigen Raumjägern. Wir haben mittlerweile ein paar Maschinen betriebsbereit. Schwalbenschwanzjäger Typ ST-6B, kennt die jemand?«
Einige Hände hoben sich zögernd. Kyzeti Ekre erstickte das aufkommende Gemurmel im Keim.
Der Ausbilder straffte sich und musterte insbesondere Fakir mit dem üblichen bärbeißigen Blick; dann deutete er mit ausgestrecktem Arm Richtung Himmel, in den Nieselregen.
»Okay, Leute, ich weiß, dass die Techniker oben in der Lunawerft seit heute Nacht Sonderschicht arbeiten. Damit wir unten hier unsere Jäger kriegen. – Da wär's wohl unfair, wenn wir einen schlechten Job machen, oder?«
Kisch Fakir wollte etwas einwenden; doch Kyzeti Ekre verschloss ihm mit einer stummen Warnung den Mund.
»Also los geht's! Der eine oder andere wird enttäuscht sein, weil ganz so bequem wie in einem NOVA-Kreuzer geht es in den Kisten nicht zu.«
Ekre maß mit einem widerlichen Grinsen Goldhändchen Grahann Eitan, Fakirs Zimmernachbarn.
*
In dem Hangar standen statt der üblichen Space-Jets zwanzig kleine Jagdraumschiffe, allesamt nach Fakirs Schätzung zwanzig Meter lang. Die Dinger sahen aus wie Vögel oder wie Schmetterlinge. Fakir schätzte die Bauhöhe der Einheiten auf drei Meter. Die Aggregate waren in die Fläche verteilt; was wiederum zu einem unverwechselbaren Look führte.
In Front- und Seitensicht waren ST-6B-Jäger kaum zu sehen.
Fakir erinnerte sich, die »Schwalbenschwänze« einmal erlebt zu haben; auf einer privaten Raumfahrtschau vor einem Jahr. Die LFT hatte seines Wissens nie welche gekauft.
Wieso also jetzt die seltsamen Vögel?
»So, alles mal herhören!«, tönte Kyzeti Ekres wenig angenehmes Organ. »Das sind klassische Einsitzer mit geringer Reichweite. Die beiden Ausleger hinten rechts und hinten links sorgen für feldgesteuerte Fokussierung des Schubs. Ihr bekommt keine Aufpasser, klar? Das heißt, jeder sieht selbst zu, dass er keinen Unsinn macht! – Haben wir das verstanden, auch Fakir und Eitan?«
Die Schwalbenschwänze lagerten auf improvisierten Prallfeld-Gestellen. Es handelte sich um alte Teile, wahrscheinlich aus dritter oder vierter Hand, jede Maschine mehr als fünfzig Jahre alt, den zahlreichen Gebrauchsspuren nach, die einer Ynkenithülle gar nicht mal so einfach beizubringen waren.
»Alles einsteigen!«, gellte Kyzeti Ekres Stimme durch den Hangar, schneidend laut auch ohne Verstärkerfeld. »Die Syntrons haben eure IV-Daten! Tempo, Tempo, andere arbeiten schließlich auch!«
Fakir machte am Cockpit einer Schwalbe seinen Namen aus.
Er sprintete zur Prallfeldleiter, in einem lachenden Wettlauf mit Fettsack Eitan, den er gewann, ließ sich in einem magenfeindlichen Satz fünf Meter hochhieven und presste sich ins Sitzgestell.
Die Kanzel klappte mit einem schmatzenden Laut in den Rahmen. Es wurde still.