Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
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3.
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6.
7.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2151
Zentrum der Inquisition
Ein Handelssystem entpuppt sich – Geheimeinsatz für einen Maahk
von Hubert Haensel
Auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße schreibt man den März des Jahres 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem März 4899 alter Zeitrechnung. Nach erbitterten Kämpfen ist die gefährliche Situation für die Terraner und ihre Verbündeten beseitigt. Die Vernichtung der Erde und anderer Welten droht in der nächsten Zeit wohl nicht.
Am Sternenfenster, dem Durchgangstor zum feindlichen Reich Tradom, haben Terraner, Arkoniden und Posbis die Oberhand über die gegnerischen Flotten gewinnen können. Das Tor, mit dessen Hilfe man die Entfernung von unvorstellbaren 388 Millionen Lichtjahren praktisch in Nullzeit überwinden kann, wird nun von den Milchstraßenbewohnern kontrolliert.
Jetzt geht es darum, das Handeln weiterhin zu bestimmen. Perry Rhodan befiehlt den Vorstoß auf die »andere Seite«: Wenn die Milchstraße und ihre Zivilisationen dauerhaft in Sicherheit sein sollen, müssen die grausamen Machthaber des Reiches Tradom gestürzt werden.
Nachdem die Terraner bei ihren Erkundungen die Festung der Inquisition gefunden haben, geht es nun weiter – diesmal ins ZENTRUM DER INQUISITION ...
Benjameen da Jacinta – Der Arkonide startet zu einem Einsatz auf einem Mond im Zentrum der Inquisition.
Zim November – Der Emotionaut bringt sich und seinen Spürkreuzer in eine gefährliche Region.
Grek-665½ – Der Maahk versucht Freundschaft mit einem Klonelefanten zu schließen.
Garonn – Der Feuerwehrmann kämpft mit seinen Begleitern um die Existenz.
Tess Qumisha – Die Hyperphysikerin lernt ein neues System kennen.
Suchen ist gefährlich.
Manchmal entdeckt man etwas,
das man gar nicht finden wollte.
(Altterranisches Sprichwort)
1.
Eben noch hatten sie sich im Zentrum der mörderischen Raumschlacht befunden – nun flogen sie durch den Hyperraum, einem unbekannten Ziel entgegen ...
Die plötzliche Stille an Bord der JOURNEE hatte etwas Zermürbendes. In ihr offenbarten sich alle Schrecken der fremden Galaxis; zugleich verriet sie die ungeheure Anspannung der Besatzung. Verbissen wirkende, maskenhaft erstarrte Gesichter fixierten die Ortungsbilder.
Der Spürkreuzer folgte dem fliehenden, schwer beschädigten Satelliten, einem Monstrum mit sechseinhalb Kilometern Höhe und einem Durchmesser von dreieinhalbtausend Metern. Verglichen damit war der einhundert Meter durchmessende Kugelraumer JOURNEE ein Nichts. Ein überraschender Feuerschlag des Raumriesen konnte den Spürkreuzer vernichten.
»... nicht, solange wir uns im Hyperraum befinden.« Ohne es zu wollen, sprach Benjameen da Jacinta seine Gedanken laut aus.
»Probleme?«, fragte Coa Sebastian. Mit Daumen und Zeigefinger massierte die Kommandantin ihren Nasenrücken.
Benjameen atmete tief ein. »Noch nicht ...«, antwortete der Expeditionsleiter unheilschwer. »Ich fürchte nur, das wird sich rasch ändern.«
Mit knappen Schaltungen modifizierte Cita Aringa an der Missionsstation für Funk und Ortung die Wiedergabe im Zentralholo. Der Globus mit seinem auf vier Meter erweiterten Durchmesser zeigte jeder der rundum angeordneten Stationen die speziell benötigten Daten.
Eine Vielzahl kleinerer Impulse umgab den Ortungsreflex des Satelliten.
»Katamare!« Wie die Plophoserin das Wort hervorstieß, klang es wie ein Fluch. Dabei war gerade sie stets die Ruhe in Person, die nicht einmal im größten Durcheinander ihre Ausgeglichenheit verlor. Aber seit die Schlacht am Sternenfenster begonnen hatte, schien nichts mehr so zu sein, wie es einmal gewesen war.
»Wie viele?«, wollte die Kommandantin wissen.
»Zweihundert ...«
Jemand stieß einen schrillen Pfiff aus. Überraschung und Ärger paarten sich darin.
»Das war zu erwarten«, sagte Coa Sebastian. »Der Satellit ist zu wertvoll. Nicht einmal auf Fluchtkurs geben ihn die Valenter ungeschützt preis.«
Erst vor zwei Tagen hatte die Crew der JOURNEE die Festung der Inquisition entdeckt, die Befehlszentrale, von der aus offensichtlich das Reich Tradom gelenkt wurde: ein 21,5 Kilometer hoher birnenförmiger Grundkörper, dazu eine Vielzahl von Plattformen, Auslegern und Türmen, die das Bild der gigantischen Weltraumfestung prägten, und allein schon die sechs angeflanschten Satelliten verfügten über eine unglaubliche Feuerkraft. Ihr Eingreifen am Sternenfenster hatte alle zuvor von den Galaktikern errungenen Vorteile zunichte gemacht.
Nur durch List, indem die Terraner sich der Waffensysteme der Gegenseite bedienten, war es gelungen, wenigstens einen der Satelliten zu beschädigen. In derselben Sekunde war die auf beiden Seiten verlustreich geführte Materialschlacht beendet gewesen.
Wie unersetzlich waren also die Raumriesen für das Reich Tradom? – Jedes Besatzungsmitglied der JOURNEE stellte sich diese Frage.
»Welches Flugziel?«, wollte Coa Sebastian wissen.
Die Antwort blieb vage. Die bislang vorliegenden Daten ließen keine eindeutige Aussage zu, nicht einmal eine Eingrenzung.
Nur eines schien sicher zu sein: Der »wankende Riese«, wie die Crew des Spürkreuzers den angeschlagenen Satelliten nannte, würde nicht zur Festung der Inquisition zurückkehren. Sein Ziel lag in einem anderen Bereich von Tradom.
Vielleicht eine banale Reparaturwerft ...
Oder mehr ...?
Niemand sah, dass Coa Sebastian die Hände ballte. Sie fragte sich, was geschehen wäre, hätten die Flotten der Terraner, Arkoniden und Posbis nicht das unmöglich Scheinende geschafft und in wahrer Selbstaufopferung die Katamare zurückgeschlagen. Die heimische Milchstraße wäre zu einem blutgetränkten Schlachtfeld geworden.
Der Übergang kam abrupt. Die JOURNEE fiel aus dem millionenfachen Überlichtflug in den Einsteinraum zurück, folgte damit dem gegnerischen Satelliten und der Flotte der Katamare.
*
Grek-665½ stand zwischen dem Pult des Expeditionsleiters und der Technikstation von Bruno Thomkin. Die vier auf seiner Schädelkuppe sitzenden Augen erlaubten ihm, nahezu alles gleichzeitig zu beobachten, und er saugte das Geschehen in sich auf wie ein trockener Schwamm Wasser.
Vierzehn Meter durchmaß die Zentrale des Spürkreuzers. Von seinem Standort aus konnte der Maahk links am Hologlobus vorbei die Arbeitsstation der Kommandantin sehen und unmittelbar dahinter den Platz des Emotionauten. Schon vor dem Katapultstart aus der LEIF ERIKSSON hatte Zim November die SERT-Haube aufgesetzt.
Dass der junge Terraner das Raumschiff nur mit der Kraft seiner Gedanken steuerte, faszinierte Grek nach wie vor. Er kannte keinen Maahk, der zu einer solchen Leistung fähig gewesen wäre – andererseits verfügten auch die Lemurer-Nachfahren nur über wenige Emotionauten. Diese Männer und Frauen waren eine Ausnahmeerscheinung.
Sie sind alle Ausnahmeerscheinungen, überlegte Grek, jeder Terraner auf seine Weise.
Das war schwer zu verstehen. Er nahm es als Fakt, ohne die Hintergründe wirklich zu kennen.
Vielleicht, dachte der Maahk, liegt die Ursache ihrer Besonderheit in ihrer Biosphäre begründet. Sie atmen giftigen Sauerstoff. Nie wurde nachgeforscht, ob gerade die aggressiven Sauerstoffverbindungen ebenso aggressive Organismen entstehen lassen. Die Historie unserer Sterneninseln würde eine solche These stützen, angefangen von den Lemurern der Ersten Menschheit über die Tefroder und MdI bis hin ...
Seine Gedanken stockten. Weil er plötzlich spürte, dass die Kommandantin ihn beobachtete. Coa Sebastian versuchte zwar, unbeteiligt zu erscheinen, doch es gelang ihr nicht. Grek sah ihre Augen, die nur nach vorne schauen konnten – eine eigenwillige Verschwendung der Natur –, und verfolgte die Bewegung ihrer Augäpfel. Sie taxierte die sichelförmige Rundung seines Kopfes, ließ den Blick tiefer sinken, starrte sekundenlang auf den Übergang vom Kopfwulst zum Oberkörper, just auf den Punkt seines Raumanzugs, unter dem der LemurEmotiosimulator lag, und streifte weiter abwärts.
Sie wusste nicht, was sie tat. Bei einer Maahkfrau hätte dieser Blick die Aufforderung bedeutet, ein neues Gelege zu befruchten.
»Was fühlst du?«, stieß Grek hervor. Coa Sebastian zuckte kaum merklich zusammen.
War es falsch gewesen, nach ihren Gefühlen zu fragen? Aber nur so konnte er die Menschen wirklich kennen lernen, deren Empfindungen ihm nach wie vor bis auf wenige Ausnahmen ein Buch mit sieben Siegeln waren. Jedenfalls nannten es die Menschen so. Das war wieder etwas Neues für ihn. Der LemSim sollte ihm helfen, menschliche Gefühle nachzuvollziehen oder zumindest auf rationale Weise verstehen zu lernen. Seit er an Bord der JOURNEE gelangt war, drohte seine Forschung ins Chaos abzugleiten. Wann immer er glaubte, Antwort auf seine drängendsten Fragen gefunden zu haben, taten sich neue Abgründe auf.
Er hatte sogar schon in Erwägung gezogen, dass die ihn, den Lemurer-Nachfahren, bewusst verwirrten. Andererseits waren sie dazu nicht in der Lage. Ihre Gefühle konnten niemals über die Kraft der Logik triumphieren.
Ein dumpfes Grollen rang sich aus Greks Kehle. Möglicherweise liegt der Schlüssel zu ihrem Verständnis in der Art ihrer Fortpflanzung begründet, folgerte er. Sie gebären ihren Nachwuchs lebend und selten mehr als ein Exemplar. Das fördert den Besitzdrang. Sehr viel anders ist es, wenn neun Eier gleichzeitig ausgebrütet werden, und das alle dreieinhalb Monate ihrer Zeitrechnung.
Verständnislos registrierte Grek, dass er sich ablenken ließ. Er klopfte auf den LemurEmotiosimulator. Mitunter argwöhnte er, dass das Gerät eine eigenwillige Interpretation lieferte, in der Milchstraße offensichtlich noch öfter als in Hathorjan.
Das ist unlogisch, schoss es ihm durch den Sinn.
Vorübergehend hatte er nicht mehr auf die Unterhaltung der Terraner geachtet.
»Welches Flugziel?«, fragte die Kommandantin in dem Moment.
Der Hyperraumspürer zeigte außer dem Ortungsreflex des Satelliten viele kleinere Objekte. Ihre Charakteristika waren eindeutig: Es handelte sich um Katamare.
Sekunden später fiel die JOURNEE aus dem Hyperraum.
Grek kannte die Möglichkeiten des Spürkreuzers ebenso wie die Entschlossenheit der Besatzung, aber gegen annähernd zweihundert kampfstarke Katamare hatte das Schiff nicht den Hauch einer Chance.
Er würde sein Studium der exotischen terranischen Denkweise wohl nicht zu Ende führen können.
*
»Distanz null Komma vierachtsieben Lichtmonate! Antiortungsschirm ist aktiv!«
»Ich brauche sämtliche Ortungsergebnisse!«, forderte Coa Sebastian. »Vor allem müssen wir damit rechnen, dass der Satellit und sein Geleitschutz rasch wieder in den Überlichtflug gehen.« Sie streifte den Maahk mit einem knappen Augenaufschlag. »Grek, wir haben Feindkontakt. Also such dir einen freien Sessel und steh nicht so nervtötend herum. Das ist gegen die Vorschriften.«
Die Bildkugel zeigte das Abbild des Satelliten. Die Schäden nach dem Beschuss aus den Fensterstationen waren in der syntronischen Aufbereitung gut zu erkennen, und die Katamare umschwirrten den Raumriesen wie ein Bienenschwarm den heimischen Stock.
Der Rücksturz war im Leerraum erfolgt, das nächste Sonnensystem lag über vier Lichtjahre entfernt.
»Was haben die vor?«, fragte Vorua Zaruk von der Waffenkontrolle. »Für einen Orientierungsaustritt sind wir noch viel zu nahe beim Sternenfenster.«
»Der Konvoi beschleunigt wieder.«
»Haben sie uns entdeckt?«
Cita Aringa lachte gequält. »Die versuchen nicht einmal, ihre Umgebung abzutasten.«
»Warum auch ...?« Die Kommandantin reagierte heftig. »Ich erwarte eine brauchbare Meldung. Seit wann lässt du dir jedes Wort einzeln entlocken?«
»... seit ich diese extremen Schwankungen in der Anzeige habe.« Die Plophoserin seufzte. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sie ihr halblanges Haar aus der Stirn. »Heftige Stoßfronten im hyperenergetischen Spektrum ...«
»Ausgangspunkt?«
»Der Satellit – natürlich.«
»Was ist mit den Katamar-Schlachtschiffen?«
Die Frau in der Ortungsstation schüttelte den Kopf. »Die sind daran unbeteiligt. Eindeutig der Satellit stößt die extremen Strahlungsfronten aus. Die Ausbrüche erfolgen spontan und chaotisch.«
»Ist das alles?«
»Was willst du noch hören?«
»Ich weiß nicht«, gestand die Kommandantin, »aber ich vermute, dass die Besatzung des Satelliten größte Schwierigkeiten hat. Die Schäden müssen schlimmer sein, als wir erkennen können.«
Neue Anzeigen flammten auf, zeigten emporschnellende Energiewerte. In derselben Sekunde verschwand der Satellit aus der Ortung und mit ihm die zweihundert Doppelrumpf-Raumer.
Zim November reagierte ebenso schnell. Die SERT-Haube verband ihn nicht nur mit allen Funktionen des Schiffes – er war selbst das Schiff, fühlte mit jeder Nervenfaser die verhaltene Kraft der JOURNEE. Sein Gedankenreflex gab den Anstoß, das virtuelle Schwerkraftzentrum des Metagravs zum Pseudo-Black-Hole auszudehnen, durch das der Spürkreuzer in den Hyperraum stürzte und erneut die Verfolgung aufnahm.
»Neue Überlichtetappe!«, hallte der Ausruf des Emotionauten durch die Zentrale, aber da hatte das Schiff den Übergang schon vollzogen.
Der Hyperraumspürer zeigte die Flotte der Gegner in etwas größerem Abstand zum Satelliten als zuvor. Das mochte Zufall sein, konnte aber ebenso bedeuten, dass der Spürkreuzer entdeckt worden war. Nur sah es nicht so aus, als wollten die Katamare einen Abfangkurs einnehmen.
»Kursziel?«
»Nach wie vor unbekannt. Selbst wenn wir den Flugvektor verlängern, berührt die Linie keine markanten Systeme.«
»Sie fliegen alles andere als Höchstgeschwindigkeit ...«, sinnierte die Kommandantin, verschränkte die Hände und stützte das Kinn in das Dreieck, das beide Daumen gemeinsam mit dem linken Zeigefinger bildeten. Eine Weile verfolgte sie die kaum merklichen Veränderungen in der Holokugel. Die eingeblendeten Hochrechnungen verrieten eine sinkende Geschwindigkeit, momentan lag sie bei wenig mehr als dreißig Millionen Licht. Die Flotte legte demnach noch siebenundfünfzig Lichtjahre in der Minute zurück.
»Dass der Satellit nicht zur Festung der Inquisition zurückkehrt, ist klar«, sagte Vorua Zaruk unvermittelt. Die nur 1,51 Meter kleine Epsalerin maß in den Schultern beachtliche 1,38. Wer sie nicht kannte, hatte es schwer, in ihr auf Anhieb eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts zu erkennen.
»Du wiederholst Tatsachen«, murrte Bruno Thomkin. 1,94 groß und ziemlich dürr, war er Voruas genaues Gegenstück. Trotzdem brodelte die Gerüchteküche, ob beide mehr miteinander verband als nur ein häufiger verbaler Schlagabtausch. Es gab Besatzungsmitglieder, die Bruno und Vorua in fast schon intimer Nähe im Freizeitbereich auf den oberen Decks gesehen haben wollten.
»Man kann die Wahrheit nie oft genug sagen«, konterte die Epsalerin. »Nur dann prägt sie sich fest ein.«
»Welche Wahrheit meinst du?« Thomkin zwirbelte seinen grauen Schnauzbart. »Es gibt die Wahrheit von Leuten mit besonders stark ausgeprägter Phantasie, die Mysterien in ganz banale Geschehen hineingeheimnissen ...«
»Ich rede von der Wahrheit da draußen, von nichts anderem.« Vorua seufzte gequält. »Der Satellit fliegt eine Werft an – und ich versuche mir seit Minuten auszumalen, was für ein gewaltiges Gebilde diese Werft sein muss.«
»Wir werden es hoffentlich bald erfahren«, sagte Benjameen da Jacinta.
Vorua Zaruk lachte dumpf und kratzte sich die haarlose Schädeldecke. »Ich für meinen Teil bin schon gespannt darauf, die Werft und den Satelliten zum Greifen nahe zu haben. Ich will wissen, was sich hinter der Inquisition verbirgt.«
»Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber«, warnte Benjameen.
»Der Überlichtfaktor sinkt weiter ab, unterschreitet soeben neunundzwanzig Millionen!«, meldete Cita Aringa.
*
Grek hatte sich an einem Infoplatz niedergelassen, von dem aus zwar kein Zugriff zu den Stationen möglich war, der aber dennoch umfassende Datenabfragen ermöglichte. Den Kontursessel füllte er völlig aus; für die Terraner waren allerdings weniger seine 2,15 Meter Körpergröße imposant als vielmehr die Schulterbreite von 1,42 Metern.
In der für ihn giftigen Sauerstoffatmosphäre trug er seinen Raumanzug permanent. Lediglich seine Kabine im Außenbereich des Zentraledecks war mit der gewohnten Wasserstoff-Ammoniak-Methan-Atmosphäre geflutet worden, dort herrschte die für ihn angenehme Temperatur von fünfundachtzig Grad Celsius. Mit einem Frösteln entsann sich Grek seines ersten Eindrucks von der JOURNEE: ein verwirrendes Schiff, in dem sich Logik und menschliche Gefühle vermischten – ein Schiff, das geschaffen worden war, der Technik Höchstleistungen abzufordern, aber von seiner Besatzung irgendwie verändert wurde. Genau dieses »Irgendwie« konnte Grek nicht eindeutig definieren. Eine Symbiose aus Technik und menschlicher Prägung war entstanden, gezeichnet von unnützen Dingen, die an Bord eines Maahkraumers niemals Platz gefunden hätten.
Während er Details der Ortungsdaten anforderte, rief Grek sich das Bild der Caféteria in Erinnerung. Ebenso gut konnte er die Schiffsmesse als Beispiel heranziehen. Fast überall, wo Terraner in größerer Zahl zusammentrafen, gab es holografische Darstellungen. Welchen Nutzwert hatte es, die Mittagsmahlzeit unter dichten Baumwipfeln einzunehmen, mit Blick auf ein fernes und schneebedecktes Bergmassiv? Oder vom Rauschen eines nahen Ozeans in einer wichtigen Unterhaltung gestört zu werden?
Eine Vielzahl Maahkwissenschaftler taten solche Äußerlichkeiten mit einer einzigen Feststellung ab: Die spinnen, die Terraner! Er selbst hatte bis vor einem Jahrzehnt ähnlich argumentiert.
Unsere Lebensbedingungen sind grundverschieden, dachte Grek. Eigentlich könnten wir nebeneinander leben, ohne dass einer dem anderen je zu nahe kommt.