Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2161
Fünf Stunden Hölle
Die Waffe eines Inquisitors – Chaos an Bord der LEIF ERIKSSON
von Hubert Haensel
Auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße schreibt man den April des Jahres 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem April 4899 alter Zeitrechnung. Nach erbitterten Kämpfen konnte die bedrohende Situation für die Terraner und ihre Verbündeten beseitigt werden. In absehbarer Zeit ist keine Vernichtung der Erde und anderer Welten zu befürchten.
Starke Flotten der Terraner, Arkoniden und Posbis sichern das so genannte Sternenfenster ab, um weiteren Attacken des Reiches Tradom vorzubeugen. Auf beiden Seiten des Sternenfensters scheint die derzeitige Präsenz der Verbündeten auszureichen – jetzt muss es darum gehen, aktiv gegen die Herrscher der fremden Galaxis vorzugehen.
Nur wenn sie gestürzt werden, können die Bewohner der Milchstraße in Sicherheit leben. Nachdem einer der mysteriösen Rudimentsoldaten bei den Terranern ist, sieht es so aus, als würde das einen weiteren wichtigen Erfolg bedeuten.
Aber kampflos geben die Konquestoren und Inquisitoren des Reiches Tradom nicht auf. Sie führen einen neuen Angriff – und es kommt zu FÜNF STUNDEN HÖLLE ...
Bré Tsinga – Die Psychologin versucht, einen ehemaligen Feind zu einem Verbündeten zu machen.
Trah Zebuck – Der Konquestor will endgültig mit den verhassten Terranern aufräumen.
Minster Nai Fukati – Der Rudimentsoldat schwankt offensichtlich zwischen Wunsch und Zwang.
Perry Rhodan – Der Terraner muss sich mit seiner Flotte einer grauenvollen Raumschlacht stellen.
Prak-Noy – Der Ara riskiert eine Operation mit ungeahnten Folgen.
13. April 1312 NGZ
Flaggschiff LEIF ERIKSSON
Bré Tsinga
Die letzten zehn Sekunden bis zum Eintritt in den Hyperraum sind angebrochen ... Unser Ziel ist das Sternenfenster.
Noch kann ich es kaum glauben, aber der Krieg scheint beendet – eine Delegation aus Tradom erwartet uns auf der anderen Seite. Die Messungen der Fensterstationen haben tatsächlich ergeben, dass die kleine Empfangsflotte unbewaffnet ist.
Völlig überraschend scheint der Frieden in greifbare Nähe gerückt! Der Anlass dafür ist nur schwer zu begreifen; mich interessieren nach wie vor die Beweggründe der Gegner von gestern, die Milchstraße und im Besonderen Terra anzugreifen.
Und nun dieser recht plötzliche Umschwung. Warum?
Ich weiß es nicht. Mein Blick frisst sich an den Ortungsholos fest, als die LEIF ERIKSSON in den Überlichtflug geht. Bald werden wir die Wahrheit erfahren.
»Es wurde genug gelitten«, sage ich leise. »Deshalb hoffe ich, dass eine Ära der friedlichen Forschung beginnt. Gemeinsam sind wir stark, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und Antworten auf die Fragen zu finden, die unsere Existenz begleiten.«
Niemand antwortet mir. Es ist, als redete ich gegen Wände. Ich sehe Skepsis, Ablehnung und in manchem Blick sogar den verzweifelten Schrei nach Rache. Natürlich ist es nicht leicht, einem bislang unversöhnlichen Gegner die Hand zu reichen, besonders dann nicht, wenn Freunde oder Familienangehörige den Tod gefunden haben. Aber einmal muss die Spirale von Hass und Gewalt und wieder Gewalt durchbrochen werden.
Perry Rhodan hat mich für die arkonidisch-terranische Delegation ausgewählt. Ich freue mich darauf, wenngleich ich mich eines eisigen Schauders nicht erwehren kann. Sind es überzogene Hoffnungen, die uns an die Wende glauben lassen?
Der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung, Reginald Bull, ist ebenfalls auf dem Weg. Er hat es sich nicht nehmen lassen, neben Perry Rhodan für die LFT die Verhandlungen zu leiten. »In der Not frisst der Teufel Fliegen«, hat er verkündet.
Ich werde in der Zentrale nicht benötigt, zumindest nicht während der nächsten Stunden. Vielleicht finde ich in meiner Kabine ein wenig Ruhe. Also melde ich mich ab und verlasse die Zentrale der LEIF ERIKSSON ...
Das war meine Absicht; ein dumpfes, grollendes Knurren lässt mich jedoch innehalten.
Das Geräusch endet so abrupt, wie es begonnen hat. Und niemand außer mir hat es gehört. Natürlich nicht. Ich allein kenne den kehligen, aggressiven Laut, der mir einen freudigen Schauder den Rücken hinabjagt.
Jafko! Der Name explodiert in meinen Gedanken, zusammen mit der eigenen Diagnose: Du versuchst, der Realität zu entfliehen!
Ich beschleunige meine Schritte und trete durch das Hauptschott auf den breiten Korridor.
Das Knurren wiederholt sich. Es klingt gereizter als zuvor, diesmal schon bedrohlich. Ich höre etwas, das nur in meiner Erinnerung existiert. Auf meiner Heimatwelt Sabinn waren immer Tiere in meiner Nähe, vor allem Jafko, der junge und verwaiste Husslar. Vielleicht gerade deshalb, weil wir beide unsere Eltern verloren hatten und fast jeder dem sechsbeinigen Raubtier mit den mächtigen Reißzähnen auswich. Dass ich Jafko aus purer Notwendigkeit aus meiner Nähe verbannt habe, liegt einige Zeit zurück. Es mag seltsam klingen, aber die Raubkatze war der beste Freund, den ich je hatte.
Auf dem Absatz fahre ich herum, als hinter mir kräftige Klauen über den Bodenbelag schaben. In dem Moment weiß ich wirklich nicht, was ich zu sehen erwarte. Nein!, will ich schreien, will das Unheil vertreiben, das ich plötzlich ahne, bringe jedoch nicht einmal ein Ächzen über die Lippen.
Jafko ist doppelt so groß wie ein terranischer Panther. Sein buschiger Schwanz peitscht angriffslustig von einer Seite zur anderen. Seine Lefzen entblößen die doppelt fingerlangen Reißzähne, und die großen, von zotteligen gelben Haarbüscheln geprägten Ohren haben sich längst witternd auf mich gerichtet. Mit diesen Haaren wittert der Husslar die Angst seiner Beute, die ihn zur reißenden Bestie machen kann.
Ich starre die Raubkatze an, versuche vergeblich, tief in mir einen flüchtigen Gedanken festzuhalten, der mir eben noch verraten wollte, was geschieht, und strecke langsam den Arm aus – eine Geste, die Jafko stets zum Spielen aufforderte.
Sein Knurren wird unheilvoll. Das Spiel der Muskeln unter dem gestreiften Fell lässt den bevorstehenden Angriff ahnen.
Eine Illusion!, schießt es mir durch den Sinn. Du wirst beeinflusst!
Das ist der Moment, in dem Jafko springt. Ich versuche instinktiv auszuweichen, aber der Husslar streift mich und fegt mich von den Beinen, und der Aufprall ist verdammt real. Der rechte Arm gehorcht mir nicht mehr, ich schaffe es kaum, mich aufzuraffen. Sekundenbruchteile später fegt mich ein schmerzhafter Schwanzschlag erneut von den Beinen. Meine beginnende Panik bricht sich in einem Aufschrei Bahn: »Jafko, ich bin es, Bré!«
Etliche Zentner Fell, Muskeln und Sehnen drücken mich zu Boden. Ich rieche den fauligen Atem der Raubkatze, deren Maul nur mehr eine Handspanne entfernt ist. Wir waren einmal Freunde, offenbar sind wir es nicht mehr. Aber das liegt nicht an mir, das ... »Jafko, mein Kleiner, tu mir das nicht an!« Meine Linke gräbt sich ins Fell, wühlt sich durch die langen, struppigen Haare und stößt auf Widerstand. Jafko wurde dann immer lammfromm ...
... diesmal schnappt er zu. Tief schlagen seine Reißzähne in meine Schulter, ich höre sogar mein Gelenk und das Schlüsselbein splittern. Der Schmerz ist grauenvoll, und wenn kein Wunder geschieht, wird Jafko mich töten.
Mein Schrei bricht ab. Niemand kommt, um mir zu helfen. Ich verstehe das nicht. Blutige Schleier wirbeln vor meinen Augen; ich spüre, dass Jafko erneut zubeißt und mich davonschleppt wie ein Stück Beute.
Am schlimmsten ist meine Enttäuschung. Ich ringe nach Luft, verkrampfe mich, schmecke Blut und will nur noch sterben. So unverständlich es ist, ich höre einfach auf, um mein Dasein zu kämpfen.
Dann ist nichts mehr.
*
Kommandoschiff TRAH BAR
Trah Zebuck
Er hatte seinen fliegenden Kommandostand, den zwei mal zwei Meter großen Sessel, verlassen und stand wuchtig wie eine Statue in der Zentrale. Nicht ein Muskel seines von schwarz glänzendem Fell bedeckten Körpers zuckte. Trah Zebucks Reglosigkeit verbreitete mehr Furcht, als hätte er sich dazu hinreißen lassen, ein Mitglied seiner Besatzung zu exekutieren.
Seine dunklen Augen starrten ins Nichts, durch die Hologalerie hindurch verlor sich sein Blick in Millionen Lichtjahren Entfernung. Hier standen die Sterne von Terelanya, der kleinen, Tradom vorgelagerten Galaxis, dort das Abbild fernster Sonnen, kalt und scheinbar leblos. Der Lichtblitz einer Nova war in seiner tödlichen Pracht eingefroren; in der Nachbarschaft hatte sich eine vielarmige Dunkelwolke angeschickt, die Sterne zu verschlingen.
Trah Zebuck wartete, und dieses Warten hatte etwas Endgültiges und Tödliches.
»Wann?«, stieß er endlich hervor. Seine klirrende, von Ungeduld geprägte Stimme ließ die Besatzung erschauern. »Wann kommen sie?«
Wie immer, wenn Trah Zebuck den Kommandostand verließ, hielt er einen seiner Degen in der Hand. Mit einer knappen Bewegung aus dem Handgelenk heraus führte er die nadelspitze Klinge zu einem Ausfallhieb – so blitzschnell, dass kaum jemand der Finte zu folgen vermochte. Nur das Singen der Klinge war zu vernehmen.
Die Zentrale der TRAH BAR wurde in diesem Moment zur Falle. Der Konquestor suchte ein Opfer, um seinen Zorn zu besänftigen, und er würde dieses Opfer finden.
»Du!« Die Degenspitze zeigte auf einen jungen Di'Valenter, der das Pech hatte, in Zebucks Nähe zu arbeiten. »Warum sind die Schiffe noch nicht hier? Sag es mir!«
Mit einer Körpergröße von 1,60 Metern war der Valenter um gut fünfzig Zentimeter kleiner als der Konquestor, jetzt schien er ein Stück weit in sich zusammenzusinken. »Sie ... sind avisiert«, brachte er stockend hervor.
Trah Zebuck fletschte die Zähne. »Das genügt mir nicht! Ich warte ungern. Warten ist verlorene Zeit ... Was sagst du dazu?«
Die dunkle Brille das Di'Valenters verbarg seine Augen vor Zebucks forschendem Blick. Dafür war seine Geste der Zustimmung umso deutlicher. »Ich werde ...«, die Degenspitze verharrte nur eine Handbreit vor seinem massigen Leib, »... bei einer Fensterstation nachfragen.« Zwei, drei Sekunden vergingen, in denen er offenbar darauf wartete, wie ein Insekt von der blitzenden Klinge durchbohrt zu werden. Als der Konquestor nicht zustieß, wandte er sich aufatmend wieder seiner Konsole zu.
»Halt!«, donnerte Trah Zebuck. »Wir sind noch nicht fertig miteinander.«
Der Valenter schluckte schwer. Seine kantig vorspringende Mundpartie bebte leicht. In der Zentrale herrschte rege Geschäftigkeit, niemand wagte es, die Szene offen zu verfolgen.
»Wartest du gerne auf Dinge, die längst geschehen sein sollten?«, bellte der Konquestor.
Sein Gegenüber verdrehte die Arme in einer unmissverständlichen Geste. »Nein, natürlich nicht«, antwortete er.
»Dann wirst du nie wieder warten müssen.« Ein Ausfallschritt, ein blitzschneller gerader Stoß, gefolgt von einem ebenso abrupten Zurückweichen. Trah Zebuck bedachte seine filigrane Klinge mit einem forschenden Blick, aber sie funkelte so sauber wie zuvor.
Der Valenter schien noch gar nicht begriffen zu haben, was mit ihm geschehen war. Seine Rechte zuckte hoch, schaffte es aber nicht mehr bis zu der Wunde, die nur durch einen winzigen Einstich im Brustharnisch zu erkennen war. Mit tödlicher Präzision hatte der Konquestor zugestoßen. Als der Di'Valenter langsam in sich zusammensank, lebte er schon nicht mehr.
»Anfrage bei den Fensterstationen!«, rief Trah Zebuck dröhnend. »Es verärgert mich, dass die Schiffe verspätet eintreffen.«
Fast im gleichen Augenblick eine Meldung von der optischen Überwachung: »Sie kommen!« Zwischen den Millionen Lichtjahre entfernten Sternen waren neue, winzige Reflexe erschienen und näherten sich der Fensterfläche. In Kürze würden die Schiffe auf diese Seite wechseln und damit eine beachtliche Distanz in Nullzeit überbrücken.
Unwillig sah Zebuck zu, wie zwei E'Valenter den Toten beiseite schafften. Der Leichnam würde im Konverter landen, was gleichbedeutend war mit einigen zusätzlichen Quant Energie für die Waffensysteme. So erfüllte der Di'Valenter noch im Tod seine Pflicht, die Terraner endlich zu besiegen.
Immer mehr winzige Lichtpunkte erschienen in dem viereckigen Ausschnitt des Sternenfensters. Der Sektor Pekkouri verband Tradom mit der Fernen Provinz Myrrein und den dort heimischen Phesunkara. Sie waren nicht nur das lokal am höchsten entwickelte Volk, sondern bauten Raumschiffe wie besessen, als hänge allein davon ihre Existenz ab. Und ihre Vermehrungsraten standen den Produktionskennzahlen in nichts nach.
Sie sind wie Lemminge, dachte Trah Zebuck. Er kannte den terranischen Ausdruck und dessen Bedeutung, gerade weil er sich längst als Herrscher über die künftige Ferne Provinz Milchstraße fühlte.
Bald wimmelte es jenseits des Fensters von neuen Sternen. Eine schier unüberschaubare Zahl ballte sich zusammen und flog in Pulks von jeweils einigen hundert Schiffen nach Tradom ein.
Dabei waren die Raumer der Phesunkara mit 490 Metern Höhe nicht einmal sonderlich groß. Sie besaßen die Form von Kegelstümpfen mit einem Basisdurchmesser von 840 Metern und durchmaßen 510 Meter auf der Dachfläche. Alle Antriebsaggregate waren entlang des unteren Randes angeordnet, die Mehrzahl der Waffensysteme bedeckte die schrägen Seitenflächen. Die Triebwerkstechnik der Phesunkara erschöpfte sich in einer ausgefeilten Nutzung des Linearraums. Die Schiffe erzielten zwar bis zu siebzigmillionenfacher Überlichtgeschwindigkeit bei einer Beschleunigung von 950 Kilometern pro Sekundenquadrat, die Schutzschirmsysteme waren den terranischen HÜ-Schirmen vergleichbar und die Hauptbewaffnung stellten lediglich Thermo- und Desintegratorgeschütze dar, aber die schiere Zahl dieser Schiffe war erdrückend.
Wie sagten die Terraner in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit? Viele Hunde sind des Hasen Tod. Genau das gedachte Trah Zebuck zu beweisen.
Immer mehr Schiffe durchdrangen das Sternenfenster, einige zehntausend mittlerweile. Eine gewaltige, in ihrer letzten Ausdehnung unüberschaubare Flotte sammelte sich. Bis zum Sektor Roanna lagen nicht einmal mehr einhundertsiebzigtausend Lichtjahre vor den Phesunkara.
Ein Hindernis bildete die Aagenfelt-Barriere, die den Brückenkopf der Galaktiker am Roanna-Sternenfenster schützte. Die Ehrwürdigen Wissenschaftler des Reiches Tradom hatten allerdings eine Möglichkeit gefunden, nicht nur Katamare, sondern auch technisch geringerwertige Raumschiffe die Barriere überwinden zu lassen. Niemand würde mehr zum Anflug im Unterlichtbereich gezwungen sein, sofern sich die Ergebnisse der Dhyraba'Katabe umsetzen ließen. Einziger Nachteil war der Verlust jeder Präzision beim Linearaustritt: Es erschien unvermeidbar, dass die Flotte der Phesunkara in der ersten Angriffsphase zersplittert werden würde. Das bedeutete höhere Verluste.
Immer bedrohlicher wurde der Aufmarsch. Nur wenige Lichtsekunden von der TRAH BAR entfernt zog das Gros der Angreifer vorbei. Mehr als vierhunderttausend Raumschiffe inzwischen, und ein Ende dieses Heerwurmes war noch nicht abzusehen. Fliegende Tempel der Myrrischen Religion begleiteten den Tross. Das Reich Tradom hatte die Religion erlaubt, sie allerdings nach gewissen Schwierigkeiten unter strengste Kontrolle gestellt.
Trah Zebuck spürte eine nie gekannte Erregung. Er musste sich zwingen, nicht sofort den Angriffsbefehl zu geben, denn noch galt es zu warten. Auf seine zweite Komponente ...
Trah Zebuck wirbelte den Degen hoch, fintierte und attackierte einen unsichtbaren Gegner. Zwei Kreuzschritte, ein Ausfall, fiktive Klingenparade. Er spürte die von neuem aufkeimende Furcht der Besatzung, und dieses Gefühl spornte ihn an. Seine Gewissheit wuchs, dass er Perry Rhodan bald mit der Klinge durchbohren würde – eine Genugtuung für alle erlittene Schmach.
Jemand meldete den vollständigen Übertritt der Phesunkara-Flotte. Neunhunderttausend ansehnlich bewaffnete Raumschiffe waren es.
Trah Zebuck hob die Klinge vor sein Gesicht und fletschte die Zähne.
In diesem Augenblick des Hochgefühls erreichte ihn die Meldung von der Ankunft eines AGLAZAR-Schlachtschiffs, das soeben materialisiert war. Das Schiff war bereits im Begriff, Kurs und Geschwindigkeit der TRAH BAR anzugleichen und längsseits zu gehen.
Trah Zebuck ahnte die Bedrohung fast körperlich. Eine Zeiteinheit später bekam er die Gewissheit: An Bord des Schlachtschiffs befand sich ein Inquisitor.
Der Befehl zum Rapport raubte Zebuck den letzten Rest seines Hochgefühls.
*
Bré Tsinga
»Die Gefahr ist vorbei.« Wie aus weiter Ferne klingt die Stimme an mein Ohr. Ich will mich aufrichten, werde jedoch daran gehindert.
Eine Woge der Übelkeit droht mich mitzureißen. Ich spüre eine Berührung am Hals, begleitet vom leisen Zischen einer Injektion. Danach geht es mir besser; nur das Pochen unter der Schädeldecke will nicht völlig weichen.
Meine Lider sind schwer wie Blei. Ich habe Mühe, die Augen zu öffnen, aber als ich es schaffe, stelle ich fest, dass sich meine Umgebung nicht verändert hat. Dies ist immer noch die Bordklinik der LEIF ERIKSSON.
Zum zweiten Mal hält mich ein Medoroboter zurück. »Langsam, Bré«, mahnt er sanft. »Du hast nichts zu befürchten. Es dauert nur wenige Minuten, bis deine Funktionen wieder im Normbereich sind.«
... meine Funktionen? Als wäre ich eine Maschine wie er, von Positronenströmen und vielleicht einem verschwindend geringen Plasmazusatz gelenkt. Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut und ...
Mein Blick fällt auf den Rudimentsoldaten, das transparente Gehäuse auf dem neunzig Zentimeter hohen silbernen Sockel, in dem das melonengroße Gehirn in Nährflüssigkeit schwebt. Das ist Minster Nai Fukati, bis vor kurzem unser Gegner und nun ... Ein Freund?