Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
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8.
9.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2166
Durch den Zeitbrunnen
Monkey und Saedelaere – zwei Unsterbliche werden gejagt
von Hubert Haensel
Seit Alaska Saedelaere und Monkey durch den geheimnisvollen Zeitbrunnen auf dem Planeten Trokan gegangen sind, haben die beiden Männer eine kleine Odyssee hinter sich gebracht. Die Aktivatorträger erreichten den Schwarm Kys Chamei, wo sie Zeuge von Aktivitäten der Kosmokraten wurden.
Letztlich endeten diese Aktivitäten darin, dass der Schwarm in einer Galaxis geradezu strandete und seine Bewohner sich mit den dortigen Gegebenheiten auseinander setzen müssen. Und die beiden Männer aus der Milchstraße erfuhren bei dieser Gelegenheit mehr über die Aktivitäten der kosmischen Mächte, die sich durch die Ausbreitung des Lebens im Universum anscheinend beeinträchtigt sehen.
Vom Schwarm Kys Chamei aus brechen Saedelaere, der wieder ein mysteriöses, für andere Menschen tödliches Cappinfragment im Gesicht trägt, und Monkey, der Oxtorner mit den Kunstaugen, zu einer Reise ins Unbekannte auf.
Die beiden Männer gehen erneut DURCH DEN ZEITBRUNNEN ...
Alaska Saedelaere – Der Mann mit der Maske muss sich seinem Schicksal stellen.
Monkey – Der Oxtorner neigt zu harten Reaktionen.
Chiffa Phi – Der Mochichi erwartet Agenten der Ordnungsmächte.
Du frierst – das ist deine einzige Empfindung. Alles andere scheint wie ausgelöscht: deine Herkunft, dein Leben ... Vergiss, wer du einmal warst! Vor allem: Vergiss, was du geworden bist!
Nur diese seelenlose und bittere Kälte beherrscht dich. Sie hält dich fest im Griff und begleitet dich nach deinem Schritt durch die Unendlichkeit.
Schließe die Augen, lass dich fallen und warte. Warte auf das Ende, die Erlösung von aller Qual. Es könnte so einfach sein.
Das sind deine Gedanken. Sie erschrecken dich und haben zugleich etwas Altvertrautes. Die Zeit ist stehen geblieben; all die Jahrhunderte waren nur ein Traum – schön und unheimlich, verlockend und verlogen zugleich. Du selbst hast dich nicht verändert! Nicht sehr zumindest. Dabei hast du dir nichts sehnlicher gewünscht.
Erinnerst du dich?
Obwohl du die alten Bilder verdrängst, steigen sie in dir auf und quälen dich. Du bist ihr Opfer. Du kannst dich dagegen auflehnen, Alaska. Du magst sogar den Eindruck gewinnen, siegreich zu sein, trotzdem gehörst du zu den Verlierern.
Das ist dein Schicksal. Seit beinahe 1500 Jahren!
Du bist ein Unsterblicher ... von den Menschen gemieden, weil dein Anblick tötet oder sie erschreckt ... und immer auf der Suche nach dem Quant Zufriedenheit, das dir vorenthalten wird. Einmal glaubtest du, dein Glück gefunden zu haben, doch das ist lange her. Damals, als Kytoma dich in ihre Welt holte.
Deine alten Wunden brechen wieder auf, Alaska Saedelaere. Du hättest diesen letzten Schritt nicht gehen dürfen, den Schritt durch den Zeitbrunnen, dessen Todeskälte nun deine Gedanken vergiftet. Geh zurück! Bleib auf der anderen Seite!
Was dir sonst bevorsteht, ist kein Leben. Die Menschen werden dich wieder fürchten. Und hassen.
Du weißt, dass du dich entscheiden musst – du hast das in dem Moment erkannt, als du den Herrn der Festung und das geisterhafte Leuchten unter seiner grauen Plastikmaske gesehen hast. Du hättest alles dafür gegeben, von dem unwirklichen Cappinfragment verschont zu werden.
Wirklich alles?
Auch die potenzielle Unsterblichkeit?
Oder hast du tief in dir den Lockruf des Vergangenen gespürt? Dich am Ende danach gesehnt, dein Leben mit dem Fragment fortzusetzen? Weil es noch viele offene Fragen zu beantworten gilt?
Du erinnerst dich an den Transmitterunfall. Vier Stunden lang warst du auf dem Weg von Bontong nach Peruwall verschollen. Als du endlich materialisiert bist, tötete das Cappinfragment in deinem Gesicht die Menschen, die dir helfen wollten.
Weißt du noch? Deine Suche im Schwarm an Bord der DESTINY ... Ganz nahe wähntest du dich damals des Rätsels Lösung, was in den fehlenden vier Stunden geschehen war. Aber bis heute ist die Erinnerung daran verschüttet.
Die Kälte nistet in dir. Sie lähmt dich. Du versuchst, das Gleichgewicht zu bewahren, aber deine Beine knicken ein.
Du stürzt, bringst es nicht fertig, dich abzufangen. Über dir treiben Nebelschwaden, und weit entfernt schimmert ein heller Fleck, eine Sonne, die es nicht schafft, den Dunst zu durchdringen.
Deine Gedanken schweifen ab.
Der Nebel ... Es ist wie damals ... Du hast immer geahnt, dass es ein zweites Ich gibt, einen Pseudo-Saedelaere. Aber du hast dieses Wissen verdrängt. Aus Selbstmitleid. Dabei hast du den anderen und sein Cappinfragment vor langer Zeit schon gesehen, auf Red Question-Mark II, der sterbenden Welt, die vom Schwarm aufgenommen wurde.
Mit dem Schwarm verschwand sie aus der Milchstraße und aus deiner Erinnerung.
Nun bricht alles wieder auf.
Du wälzt dich auf die Seite, bleibst schwer atmend liegen. Du schlägst die Hände vors Gesicht. Die Berührung der Maske lässt dich schaudern. Monkey hat sie für dich angefertigt. Doch das tat er nur aus praktischen Erwägungen heraus.
Die Kälte ist entsetzlich. Sie schlägt sich im Cappinfragment nieder und lähmt dich.
Du willst sterben ... Das ist der leibliche Mensch in dir.
Aber du spürst auch den Ruf des Universums ...
Die Schöpfung kennt keine Ausgestoßenen, keine Aussätzigen. Für sie bist du nur ein Fremder unter Fremden.
Du schließt die Augen und hoffst, dass der Friede in dir wächst.
*
Der Zeitbrunnen erlosch sofort nach dem Durchgang. Monkey achtete kaum darauf; ihm war wichtig, dass er ein neues Ziel erreicht hatte.
Der Boden war weich und nachgiebig. Moos und feine Gräser wucherten in üppiger Fülle. Dunstschleier hingen über dem Land, in der Höhe zerriss ein auffrischender Wind düstere Wolkenbänke. Vor kurzem war offenbar ein wolkenbruchartiger Regenguss niedergegangen.
Monkey stapfte in der einmal eingeschlagenen Richtung weiter. Dass er Spuren hinterließ, in denen sich brackiges Wasser sammelte, interessierte ihn nicht. Über die Funktionen seines Mehrzweckarmbands rief er erste Daten ab.
Die Atmosphäre des Planeten hatte einen geringeren Sauerstoffanteil als Terra. Dafür war der Prozentsatz an Edelgasen höher, es gab jedoch keine schädlichen Beimengungen. Zumindest nichts, was die Standardanalyse ausgewiesen hätte.
Die Schwerkraft betrug 0,8 Gravos.
Monkey schaltete den Erfassungsmodus seiner Kunstaugen um. Keinen Gedanken verschwendete er mehr daran, dass er für kurze Zeit blind gewesen war.
Er hatte die Kameraobjektive im Sand des Landefelds wiedergefunden, sie gesäubert und in die leeren Augenhöhlen zurückgesteckt. Das machte vieles leichter, zumal die Kameraprothesen aus SAC den biologischen Augen überlegen waren.
Die Dunstschleier wichen. Eine hügelige, bewaldete Landschaft erstreckte sich in alle Richtungen. Monkey drehte sich einmal um sich selbst. Überall unberührte Natur ohne Anzeichen einer Zivilisation.
Zoomfunktion. Der Blick reichte dennoch nicht einmal wenige hundert Meter weit, dann wurde das Unterholz zu dicht.
Rückschaltung in den Normalmodus. Auch das funktionierte. Die jeweils vier Zentimeter durchmessenden Transplantate hatten also keinen Schaden genommen.
Monkey ging weiter. An eine Schwerkraft von 4,8 Gravos gewöhnt, würde er Hunderte Kilometer an einem Tag zurücklegen, ohne sich anstrengen zu müssen.
Die aufreißende Wolkendecke ließ eine blass orangefarbene Sonne erkennen. Das allein war noch kein Anhaltspunkt. Monkey nahm an, dass ihn der Schritt durch den Zeitbrunnen nicht in die Milchstraße zurückgebracht hatte, aber erst die Sterne am Nachthimmel würden Gewissheit bringen. Andererseits war dies kaum mehr die Umgebung des Schwarms Kys Chamei, den Saedelaere und er nach dessen Stilllegung durch Samburi Yura, die Gesandte der Kosmokraten, verlassen hatten.
Ein Rascheln ließ ihn aufsehen. Etwas Schweres fiel durch die bizarren Äste, fing sich wenige Meter über ihm ab und strich mit schwerem Schwingenschlag durch die Luft. Der Schatten stieß ein heiseres Krächzen aus, schwang herum und griff an.
Monkey tauchte blitzschnell zur Seite weg. Mit der Linken griff er nach dem kantigen Schnabel, der unversehens ins Leere hackte, und zerrte das Tier herum. Lederhäutige Schwingen peitschten das Unterholz, die Klauen an den Schwingenenden schlugen nach ihm. Mit einem Fausthieb ließ der Oxtorner Röhrenknochen splittern und zerriss eine Flughaut, dann umklammerte er die zupackenden Fänge und wirbelte den Angreifer herum.
Der Schnabel, jäh aus dem festen Griff entlassen, stieß ein wildes Fauchen aus, aber schon krachte der Schädel gegen einen der Baumstämme. Ein dumpfes Knacken war zu hören, als Knochen brachen, anschließend war es wieder still. Monkey schleuderte den Angreifer von sich.
Mit einer Spannweite von über drei Metern erinnerte das Tier an eine Mischung aus Fledermaus und Flugsaurier. Eine Weile tobte es noch im Gestrüpp, bis seine Muskelkontraktionen abebbten.
»Saedelaere«, sagte er nach hinten, ohne sich umzuwenden. »Das Vieh hat Sie als willkommene Beute gesehen.«
Monkey nahm kaum wahr, dass eine Antwort ausblieb. Kraftvoll bahnte er sich einen Weg. Inzwischen hatte er sich gut einen Kilometer weit vom erloschenen Zeitbrunnen entfernt. Voraus zeigten ihm die Kunstaugen eine kahle Hügelkuppe. Nur wenige verkohlte Baumstümpfe ragten dort auf.
Ein kleiner, pechschwarzer Vogel flatterte vor ihm. Instinktiv holte Monkey zum Schlag aus, doch dann ließ er die Hand wieder sinken. Der Vogel war der Lamuuni, der sich ausgerechnet ihn als seinen Herrn ausgewählt hatte.
Sie würden Freunde sein, hatte ihm der Vogel mit den strahlend roten Augen zu verstehen gegeben. Freunde ... Monkey knurrte kurz. Niemand würde je sein Freund sein.
Der Lamuuni war gleich nach dem Auftauchen aus dem Zeitbrunnen verschwunden. Es hatte Monkey nicht interessiert. Dass das gefiederte Knäuel nun wieder auf seiner rechten Schulter landete, war ihm aber nicht recht.
Etwas Fremdes drängte sich in seine Gedanken ...
»Verschwinde!«, knurrte Monkey.
Er spürte den Lamuuni deutlicher. Ein Bild entstand vor seinem inneren Auge, ein dunkel gähnendes Nichts, aus der Raum-Zeit herausgestanzt: der Zeitbrunnen.
Als der Brunnen erlosch, führten zwei Spuren durch den Wald. Eine von beiden endete schon nach wenigen Metern. Da lag Saedelaere, zusammengerollt wie ein Embryo und die Hände vors Gesicht geschlagen. Zwischen seinen Fingern drang ein unheilvolles rötliches Flackern hervor.
Monkey blieb stehen und wandte sich um. Tatsächlich. Der Maskenträger war nicht mehr hinter ihm.
»Das ist Saedelaeres Problem«, sagte der Oxtorner unwillig. »Ich bin nicht sein Kindermädchen.«
*
Du schwitzt und zitterst am ganzen Leib. Und du glaubst, Stimmen zu hören, die nicht mehr existieren.
Alaska, hilf mir! Mach, dass er mir nicht länger weh tut!
Du verkrampfst dich, beißt die Zähne zusammen, bis die Kiefer knacken. Du möchtest schreien, aber du kannst es nicht, frisst stattdessen alles in dich hinein, was dich bedrückt. Das war schon immer so, du bist es nicht anders gewohnt.
Hilf mir, Alaska!
Nein, du lebst nicht mehr. Du rollst dich zusammen, ziehst die Knie an den Leib, so weit es eben geht. Ich habe dich begraben, denkst du. Was soll ich sonst noch tun?
Du weißt, dass du die Haut vermissen wirst. Du hast sie gehasst, dich mit ihr arrangiert, sie gebraucht – aber sie war das kleinere Übel.
Die Haut hat dich wenigstens respektiert. Mit ihr warst du nicht das Monstrum, zu dem dich das Cappinfragment macht.
Hör auf, dich zu quälen, Alaska!
Du kannst nichts mehr ändern, es gibt kein Zurück an Bord des Raumschiffs LEUCHTKRAFT. Und die Frau Samburi Yura wirst du vielleicht nie wiedersehen.
Du musst dich mit allem abfinden, was geschehen ist. Sobald du dich selbst bemitleidest, wirst du endgültig zusammenbrechen.
Das Universum liegt vor dir, Alaska Saedelaere. Steh auf! Nimm dein Schicksal an und mach das Beste daraus!
Du wälzt dich auf die Knie, stemmst dich hoch. Tief atmest du die fremde und würzige Luft ein.
Warum hast du mir das angetan, Samburi Yura? Warum hast du das Fragment nicht zurückgenommen?
Du wirst keine Antwort erhalten. Dabei willst du nichts anderes sein als ein Mensch wie Milliarden andere auch. Aber gerade das darfst du nicht.
Du hast die Maske abgenommen und legst sie neben dir ins Gras. Du schaust auf deine Handflächen, beobachtest, wie sie sich langsam deinem Gesicht nähern, als entwickelten sie ein seltsames Eigenleben.
Du wirst tun, was Samburi Yura versäumt hat. Gleich wirst du die Finger in das Fragment vergraben und es aus deinem Gesicht herausreißen, egal, was dann mit dir geschieht. Du kannst nicht anders.
Aber sogar dafür bist du zu schwach.
Neue Erinnerungsfetzen, längst vergessen geglaubt ... Du siehst dich vor einem Spiegel. Eine Ewigkeit ist vergangen, seit du zum ersten Mal das farbige, tödliche Wogen in deinem Gesicht gesehen hast. Es war faszinierend und abschreckend zugleich.
Weißt du noch, welche Ruhe dich überkam, als sich deine Finger um den Griff des Obstmessers schlossen? Du hast irr gelacht und zugestochen. Wieder und wieder, besessen von dem Gedanken, das Fremde aus dir herauszuschneiden. Die stumpfe Klinge hat eine tobende Schnittwunde hinterlassen, die du heute noch zu spüren glaubst. Aber sie hat dich nicht von dem Cappinfragment befreit.
Jetzt kniest du im nassen Gras eines unbekannten Planeten in irgendeiner Galaxis, deren Namen du möglicherweise nie erfahren wirst, und stellst dein Leben in Frage. Dabei hast du Wunder erlebt, die nie ein anderer Sterblicher sehen wird.
Kämpfe, Alaska Saedelaere! Gib dich nicht geschlagen! Du weißt, wer dir helfen kann – du wirst die Frau Samburi Yura finden.
Schwankend kommst du auf die Füße. Du siehst Monkeys Spuren im nassen Gras und folgst ihnen. Im Laufen schiebst du die Maske wieder über dein Gesicht, befestigst sie mit einem einzigen Griff, der dir schon vor langer Zeit in Fleisch und Blut überging. Das alles ist unendlich vertraut.
Irgendwie hast du das Gefühl, als verlorener Sohn nach langer Zeit heimgekehrt zu sein.
*
Saedelaere marschierte schneller. Er wusste, dass Monkey nicht auf ihn warten würde. Für den Oxtorner gab es immer nur ein Weiter, kein Verweilen und schon gar kein Zurück. Dass er mit seiner umweltangepassten Konstitution anderen Menschen überlegen war, zog er selten ins Kalkül.
Wild hämmerte Alaskas Herz gegen die Rippen. Der etwas geringere Sauerstoffgehalt als gewohnt machte sich unangenehm bemerkbar. Trotzdem hastete der Maskenträger weiter.
Sein Blick suchte den Himmel ab. Nichts ... Da war nicht die Spur eines Kondensstreifens, der eine technische Zivilisation verraten hätte. Er brauchte nur sein Multifunktionsarmband zu aktivieren, um Hyper- oder Normalfunkaktivitäten festzustellen, wusste aber selbst nicht, warum er das unterließ. Des Cappinfragments wegen? Oder weil ihm die Illusion gefiel, auf einer unberührten Welt gestrandet zu sein? Irgendwann würde sich ein neuer Zeitbrunnen öffnen und ihn wieder von hier wegführen.
Die Wolken rissen auf, erste Sonnenstrahlen huschten übers Firmament. Sie vertrieben den Nebel, der die hügelige Waldlandschaft geheimnisvoll fremd wirken ließ. Wind kam auf, raschelte in den Baumkronen. Silbern rieselte es herab, wie Sternenstaub, und ein süßer Geruch breitete sich aus und behinderte das Atmen.
Sechs Minuten erst auf dieser Welt, wie ihm das Armband zeigte. Er hatte die Stoppuhrfunktion aktiviert, als er in den Zeitbrunnen gesprungen war.
Niedergetrampeltes Gras und abgerissene Äste verrieten, dass Monkey kurz innegehalten hatte. Blut besudelte einen Baum, und etliche Meter entfernt lag ein geflügelter Kadaver. Eine Handspanne lange, raupenartige Kreaturen waren über die leichte Beute hergefallen.
Alaska Saedelaere erschauerte. So friedvoll, wie diese Welt zu sein schien, war sie wohl doch nicht.
Der Weg stieg an. Knorrige Wurzeln wanden sich über den Boden. Saedelaere achtete mehr als zuvor auf seine Umgebung. Dennoch schreckte er zusammen, als urplötzlich ein Schatten auf ihn zusprang. Zwei mächtige Pranken zerrten ihn zurück.
»Nicht weiter!«, knurrte Monkey. Er gab keine Erklärung.
Sekundenlang fürchtete Saedelaere, der Oxtorner würde ihm die Schultern zerquetschen. Aber dann ließ Monkey ebenso abrupt los, wie er zugepackt hatte.
Der Maskenträger folgte dem Blick seines Begleiters. Der lichte Wald ging hier in felsiges Gelände über, niederes Buschwerk löste die Bäume ab. Allerdings wuchsen diese Büsche auf verbranntem Boden. Einzelne verkohlte Baumstümpfe ragten noch anklagend in die Höhe, andere waren umgestürzt und wurden von frischem Grün überwuchert. Ein Blitzschlag mochte das Feuer verursacht haben, das sich über ein größeres Areal ausgebreitet hatte.
Aber nicht das beanspruchte Monkeys Aufmerksamkeit. Die Kameraaugen des Oxtorners waren in die Höhe gerichtet. Vermutlich hatte er mit Hilfe der Telefunktion etwas entdeckt, was Alaska noch verborgen blieb.
Saedelaere kniff die Augen zusammen. Die Sehschlitze der Maske behinderten ihn, er war nicht mehr daran gewöhnt, die Welt durch diesen engen Rahmen hindurch zu betrachten. Zudem rebellierte das Cappinfragment. Wie ein glühender Schleier überlagerte sein Flackern Saedelaeres Wahrnehmung.
Erstmals, seit es auf Alaska übergesprungen war, reagierte das Fragment so heftig. Spürte es eine fünfdimensionale Strahlung?
»Das ist ein Riesenkasten«, sagte Monkey grollend.
Da war ein Schatten am Himmel. Ein längliches, dunkles Etwas. Die Entfernung konnte Alaska schwer einschätzen. Doch es kam näher ...
... und sank dabei tiefer.
Wolkenfetzen verhüllten das Objekt, gaben es wieder frei, verdeckten es von neuem, diesmal nur noch teilweise. Düster, riesig und drohend hing ein Raumschiff im orangefarbenen Firmament.
Sie suchen uns!, durchzuckte es den Maskenträger. Aber das war Unsinn. Niemand konnte wissen, dass zwei Menschen auf dieser Welt erschienen waren.
Eben noch hatte Alaska daran gezweifelt, dass sie inmitten unberührter Wildnis einen Hinweis auf Thoregon finden würden. Das Raumschiff, vor allem seine imposante Größe, ließ alles denkbar erscheinen.
*
Wolkenschleier umflossen das massige Objekt im unteren Bereich. Verhüllen konnten sie nichts mehr von dessen stählerner Struktur.
Gut zwanzig Kilometer entfernt zog das kantige, monströse Gebilde vorüber.