Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
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7.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2180
Objekt Armaire
Erkundung im Ersten Thoregon – zwei Menschen entdecken ein uraltes Geheimnis
von Rainer Castor
Seit der Oxtorner Monkey und Alaska Saedelaere, der Terraner mit dem Cappinfragment, durch einen Zeitbrunnen gingen, erlebten sie eine beispiellose Odyssee. Unter anderem bekamen die beiden Männer, die dank ihrer Zellaktivatoren relativ unsterblich sind, mit, wie der Schwarm Kys Chamei quasi »abgeschaltet« wurde und nach über einer Million Jahren in einer fremden Galaxis strandete.
Mittlerweile bewegen sie sich durch eine Region des Universums, die ihnen bislang völlig unbekannt war. Es handelt sich um einen Kugelsternhaufen, der vollkommen abgeschottet wirkt. Seine Bewohner verstehen ihn als Erstes Thoregon, und sie halten ihre kosmische Region für ein absolutes Utopia.
Die zwei Männer erkennen rasch, dass dieses Utopia seine Schattenseiten besitzt. So wird in diesem Bereich des Kosmos beispielsweise das Hantelraumschiff SOL auf geheimnisvolle Weise gefangen gehalten. Und es gibt eine Rebellenbewegung, mit der Monkey und Saedelaere zusammenarbeiten.
Mit Hilfe dieser Rebellen erreichen sie die Befreiung der SOL. Gemeinsam beginnt man nun mit der Erforschung des Kugelsternhaufens – in dessen Zentrum befindet sich OBJEKT ARMAIRE ...
Atlan – Der Arkonide gewinnt die Macht über das Hantelraumschiff SOL zurück.
Alaska Saedelaere – Der Terraner reist an Bord eines Weltraumtraktors.
Monkey – Der Oxtorner stürzt sich in einen Gewissenskonflikt.
Trim Marath – Der Mutant bekommt einen unwirklichen Kontakt.
Myles Kantor – Der Wissenschaftler stellt Bezüge zwischen verschiedenen Galaxien her.
Wir sind gefangen, mein weißhaariger Freund, im Plan einer Gesetzmäßigkeit von Werden und Vergehen, die zu ausschließlich und zu gewaltig ist, um von uns begriffen zu werden, sagte der chinesische Priester zu Atlan. Versuche also, dich damit abzufinden. Etwas, das größer ist als du und ich, manipuliert uns.
1.
»Hypertakt-Modus!«
Das Aufschrillen der Sirenen endete mit Romans Meldung. Lautlos und ohne mechanische Belastungen pulsierten die »weichen Transitionen« im charakteristischen 1230-Hertz-Takt und trieben die SOL in gewohnter Weise durch den Hyperraum.
Ich musste annehmen, dass er genau wie der angemessene Bereich des Normalraums zum Ersten Thoregon gehörte, in dem wir wieder zu uns gekommen waren, abrupt und ohne Übergang, nach einer bislang unbekannten Dauer der Erstarrung.
Stasisfeld, wiederholte der Logiksektor eine frühere Meldung. Stillstand des zeitlichen Ablaufs relativ zur Außenwelt.
»ÜL-Faktor: fünfhundert Kilo. Ziel wird in rund drei Minuten erreicht.«
Igniat hatte Alaska Saedelaere die rote Sonne genannt, nur 3,21 Lichtjahre entfernt.
»Intervallorter einwandfrei – Zielgebiet ist frei.«
Alaska Saedelaere! Mit Maske! Ich gestattete mir ein Seufzen. Keine Zeit für Überraschung – wird sich später alles klären.
Das Fesselfeld war rasch beseitigt gewesen – Roman und SENECA hatten blitzschnell reagiert und ein Feuer aus kleinen Kalibern eröffnet, das punktgenau im Ziel saß. Anschließend erfolgte der sofortige Alarmstart an der Seite des unförmigen Raumschiffs, in dem sich Alaska offensichtlich aufhielt.
Die äußere Form des Raumers, die auf einem der Displays eingeblendet war, entsprach exakt jenen vier Objekten, die den Pilzhut des Mega-Doms durch den »Energietunnel« geschleppt hatten. Wann? Unbekannt. Es konnten ebenso zehn Tage wie einige Jahrtausende sein.
Das fotografische Gedächtnis reproduzierte die letzten Sekunden vor der Erstarrung.
Der Tunnel von 212 Kilometern Durchmesser, begrenzt von energetischen Flammen. Weiträumige Windungen. Voraus ein dunkler Fleck, rasch größer werdend. Blinken dort Sterne? Wohl eine Täuschung. Ich erkenne nur eine schwarze Fläche. Die Pforte zum Ersten Thoregon?
Ein wuchtiger Schlag wirft uns von den Beinen. Prallfelder mildern die Wucht, Alarm und Teilausfallmeldung bei den Andruckabsorbern. SENECAS Stimme: »Wir hängen in einem Fesself...« Alles erstarrt. Kein Einatmen möglich, mein Herzschlag stockt. Kein Laut dringt über meine Lippen, obwohl ich einen Warnruf ausstoßen will. Und der Augenblick wird zur Ewigkeit ...
»Schadensbericht!« Fees Stimme hatte einen schneidenden Unterton, während weiterhin die Statusmeldungen in rascher Folge eingingen. Die Zentralebesatzung reagierte mit beruhigender Routine; überflüssige Fragen wurden vermieden, obwohl auf vielen Gesichtern weiterhin Überraschung und Verunsicherung standen.
Alaska Saedelaere! Und bei ihm ist Monkey.
Die beiden Männer waren offensichtlich dafür verantwortlich, dass die SOL befreit wurde. Laut SENECA hatte sich Alaska einwandfrei identifiziert.
Die leuchtende Korona, die unter den Rändern der Maske hervorbrach, war wie die Entladungen aus den Schlitzen ein überaus vertrauter Anblick. Allerdings reichte dieser Anblick bis ins Jahr 426 NGZ zurück. Damals hatte der Maskenträger beim Sturz der BASIS durch den Frostrubin sein Cappinfragment verloren und war zum Totenbleichen geworden.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob uns das vermeintliche Stasisfeld nicht in eine andere Zeit oder eine parallele Realität befördert hatte. Vielleicht in eine Pararealität, in der Alaska nie sein Cappinfragment verloren hat?
In dieser Pararealität gab es aber keinen Monkey, murrte der Extrasinn, fügte ein Du wirst es bald erfahren hinzu und lenkte meine Aufmerksamkeit auf Vienas Antwort.
»... hat der Verschlusszustand großräumige Evakuierungen verhindert. Solonium der Außenhülle wurde glatt durchschlagen. Sechs durchgehende Kanäle mit zwei bis fünf Metern Durchmesser. Zwei im oberen Drittel von SZ-Eins, einer an der Mittelteil-Ringwulstperipherie, drei in SZ-Zwei. Etliche Aggregate beschädigt oder zerstört; Redundanzanlagen ersetzen den Ausfall. Reparatur wird einige Zeit in Anspruch nehmen.«
»Verletzte? Tote?«
»Weder noch. Glück gehabt.«
Nicht nur ich atmete tief durch.
»Ziel wird in zwei Minuten erreicht«, meldete SENECA.
Ich räusperte mich und aktivierte den Rundruf. »Expeditionsleiter an alle: Wir waren für unbestimmte Zeit durch ein Stasisfeld außer Gefecht gesetzt und befinden uns offensichtlich im Ersten Thoregon. Die SOL wurde durch Hilfe von außen befreit und befindet sich auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Zu den Helfern gehören zwei alte Bekannte: Alaska Saedelaere und Monkey! Die Attacke haben wir weitgehend unbeschadet überstanden. Weitere Informationen folgen, sobald wir mehr wissen. Expeditionsleiter: Ende.«
Fee sah mich an, runzelte die Stirn und wies auf ein Holo. »Das waren doch eindeutig Helioten, oder?«
In der Projektion wurde die Zeitlupensimulation wiederholt, die SENECA aus Orterdaten, normaloptischer Beobachtung und den Schäden als Ergebnis des »glatten Durchschusses« berechnet hatte: Metergroße energetische Kugeln rasten heran, durchschlugen blitzschnell die Schutzschirme, dann die Schiffshülle und brachen hell aufleuchtend nach schnurgerader Bahn auf der gegenüberliegenden Seite wieder heraus, um schon nach wenigen hundert Metern spurlos zu verschwinden.
Hat nicht einmal zwei Sekunden beansprucht!, dachte ich mit Blick auf die eingeblendete Digitalleiste. Anschließend in den Hyperraum ... eingetaucht oder vernichtet?
Entlang dem Kanal wurde sämtliches Material nahezu komplett aufgelöst oder entmaterialisiert. Nur geringe Reste aus Gas, staubgroßen Partikeln und einer Hand voll größerer Fragmente waren mitgerissen worden. Sie wirbelten aus der Ausbruchsöffnung, gefolgt von Eiskristallwolken gefrierender Feuchtigkeit, die mit der Luft entwich.
Im Gegensatz zum glattrandigen Eintritt glich der Austritt einem Krater mit aufgeworfenen Rändern und nach außen gebogenen, zum Teil gerollten spitzwinkligen Soloniumfetzen.
»Sieht so aus.« Ich nickte. »Dem Austritt nach zu urteilen, scheint die Aktion ziemlich viel Kraft zu kosten.«
»Kamikaze-Helioten?« Steph grinste schief und zupfte an seinem buschigen Schnurrbart. »An sich schon erstaunlich, dass sie durchbrechen können wie eine heiße Stricknadel durch Butter.«
Göttlicher Wind – nach ihm hatten sich die japanischen Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg genannt, die sich im Selbstopferangriff auf ihre Gegner stürzten. Kamikaze, der Kublai Khans Flotte heimsuchte und Nihon Koku schützte, das Land der aufgehenden Sonne; Zipangu blieb frei, die Anführer der heimkehrenden Mongolen wurden in Khanbalik feierlich enthauptet ...
Ich fröstelte, schüttelte die emporquellenden Erinnerungen ab und verwünschte zum ungezählten Mal die Exaktheit meiner Erinnerungen. Fluch und Nutzen in einem, seit ich mit Abschluss des dritten Grads der ARK SUMMIA einen aktivierten Extrasinn besaß – seit rund 23.400 Jahren.
Für Augenblicke pochte der Zellaktivator unterhalb meines linken Schlüsselbeins stärker und sandte einen belebenden Impulsstrom durch den Körper.
»Ziel wird in einer Minute erreicht«, sagte SENECA. »Auswertungsergebnis der automatischen Ortungen liegt vor: Durchmesser des erreichten Raumgebiets – vierhundertfünfzig Lichtjahre! Eigenschaften der Raumkugel entsprechen dem vertrauten vierdimensionalen Kontinuum; konventionelle Raum-Zeit-Struktur. Anzahl der angemessenen Sonnen: mehr als zweihunderttausend!«
*
Von etlichen Besatzungsmitgliedern kamen misstönende Pfiffe der Überraschung. Fee schob das blonde Haar hinter ihr linkes Ohr und rief rau: »Ruhe an Bord! Vorbereitung auf Hypertakt-Austritt – Waffen, Schutzschirme, Energieversorgung?«
»Klar.« Pause. »Bemerkenswert: Sogar die Permanentzapfer funktionieren hier einwandfrei! Was, zum Teufel, wird da eigentlich angezapft? Gibt's vom hiesigen PULS gar höherenergetische Parallelwelten?«
»Darum können sich die Wissenschaftler später kümmern ... Ortung?«
»Zielgebiet weiterhin frei. Keine Raumer, keine Helioten. Planetenlose Sonne; gehört wie der unbekannte Planet, von dem wir starteten, zum Randbereich des ... Ersten Thoregons.«
Myles fügte nachdenklich hinzu: »Es gibt eine ... hm, klare Grenze. Dort scheint der Weltraum abrupt zu enden! Das muss jenes ›Etwas‹ sein, in das der hiesige PULS eingebettet ist. Keine Ortung oder Tastung möglich; offensichtlich das Absolute Vakuum in Gestalt einer Art Grenzschicht oder eines ›Ereignishorizonts‹.« Er wechselte einen Blick mit Tangens, Steph und Icho. »Wir kümmern uns um die Analyse der Orterdaten.«
»Zehn Sekunden ...«
Die SOL materialisierte am vereinbarten Treffpunkt nahe der roten Sonne. Noch waren wir allein, doch schon bald erschien das seltsame riesige Raumschiff. Displays und Holos füllten sich mit Ortungs- und Tastungsdaten. Rotleuchtende Staffelschirme, deren Charakteristika denen der Paratronfelder glichen, hüllten den Raumer ein.
Das klobige Gebilde bestand aus fünf geschichteten Scheiben – 1060 Meter dick war die 5930 Meter durchmessende Zylinderscheibe in der Mitte. Ober- und unterhalb davon schlossen sich Sechseckplatten von 1160 Metern Dicke an, und ganz außen waren es wiederum Zylinder von 2960 Metern Durchmesser und 850 Metern Dicke. Den Streuemissionen nach handelte es sich um ultrastarke Traktor- und Fesselfeldprojektoren.
»Dort scheint die Defensivfunktion mit der des Überlichttriebwerks gekoppelt zu sein«, murmelte Viena. »Ummodulierung verwandelt das Abwehrfeld in ein dem Grigoroff gleichendes Hüllfeld. Normalantrieb besteht aus leistungsstarken gravomechanischen Feldtriebwerken.«
»Hat Vor- und Nachteile«, sagte Myles. »Schnelles Umschalten und gemeinsame Energieversorgung. Peinlich nur, wenn die Aggregate ausfallen – dann gibt's keine Flucht in den Hyperraum.«
»Offensivsysteme?«, fragte Fee.
»Standardstrahler. Hinzu kommen Systeme, die offensichtlich hyperenergetische Ballungen abstrahlen können. Wirkung dürfte unseren Transformkanonen ähneln.«
»Energieversorgung?«
»Gravitrafähnlich. Vermutlich Hyperzapfung auf Hypertropbasis. Als Notversorgung Nug-Schwarzschild- und Fusionsreaktoren.«
»Funkverbindung!«
Statt des von mir erwarteten Alaska erschien im Holo der markante Schädel des Oxtorners. Leblos starrten uns die Kameraobjektive entgegen.
»Wir sollten längsseits gehen«, schnarrte Monkey nach knapper Begrüßung. »Saedelaere und ich wollen mit zwei Mochichi in einem Beiboot dieses Weltraumtraktors übersetzen. Bereitet die Medoabteilung vor – wir bringen eine ... hm, besondere Fracht mit. Weiteres später.«
»Einverstanden.« Ich warf einen Blick auf das aufblendende Holodisplay, in dem SENECA den bereitgestellten Hangar angab. »Hangar fünfzehn im Mittelteil-Ringwulst. Wir erwarten euch.«
Das olivfarbene Gesicht des Oxtorners blieb völlig unbewegt. Er hob kurz die Hand und wandte sich ab; die Funkverbindung blieb bestehen und diente dem Austausch der notwendigen Parameter.
»Ein Eisklotz wie eh und je!« Fee schüttelte sich und fügte kaum verständlich hinzu: »Überläuft nur mich ein Schauder, wenn ich ihn sehe?«
In Gedanken musste ich ihr Recht geben. Ich war Monkey bislang nur kurz begegnet – damals, als sich die SOL auf den Einflug in den Mega-Dom im PULS von DaGlausch vorbereitet hatte und der Kreuzer ausgerüstet worden war. Während wir am zweiten Mai 1291 NGZ in den Mega-Dom einflogen, dachte ich, kehrten jene, die den Flug nicht mitmachen wollten, in die Milchstraße zurück.
Von Trim und Startac hatten wir erfahren, als sie 1304 NGZ in Dommrath zu uns stießen, dass Monkey nach der Auflösung Camelots die Neue USO gegründet hatte. Die USO! Abermals wurden Erinnerungen wach, die ich mit Mühe unterdrückte. Diese Organisation, 2115 als »Galaktische Feuerwehr« gegründet, hatte den Großteil meines bewusst erfahrenen Lebens bestimmt. Für fast vierzehnhundert Jahre ihrer Geschichte war und blieb die USO die einzige supranationale Organisation der Milchstraße im Staatsrang und stets autark.
Mit der Flucht von Erde und Mond vor den Laren durch den Sol-Kobold-Sonnentransmitter im Jahr 3460 war schließlich die letzte Phase der »Alten« USO verbunden gewesen. Als auf Gäa in der Provcon-Faust im Jahr 3500 das Neue Einstein'sche Imperium im Sinne eines Rechtsnachfolgers des Solaren Imperiums mit mir als Prätendenten gegründet wurde, waren zum 31. Dezember 3499 faktisch die Strukturen von Solarem Imperium und USO erloschen. Nach dem Ende der Monos-Herrschaft wurde mit der Gründung der GAFIF erstmals wieder der Vergleich zur USO bemüht.
Die Entwicklung im 13. Jahrhundert NGZ hatte dann dazu geführt, dass sich die Geheimorganisation IPRASA zu einer schlagkräftigen Truppe entwickelte. Mein früherer GAFIF-Chef Yart Fulgen und ich hatten hierzu auf alte USO-Mittel und -Stützpunkte zurückgriffen. Ab 1270 NGZ war dann die uralte USO-Zentrale in Quinto-Center von Homer G. Adams auch für die Organisation Taxit benutzt worden, als Umschlagplatz, Warenlager, Werftanlage und Koordinierungszentrale. Yart Fulgen fungierte hierbei als Mann im Hintergrund bei Planung und Organisation.
»Die Bewegungsanpassung beginnt«, sagte Roman unter der SERT-Haube hervor. »Nach der Einschleusung tauchen wir gemeinsam in den Ortungsschutz der Sonne.«
*
Die Mochichi waren kleine, fast fragil aussehende Wesen, deren Proportionen trotz der humanoiden Grundform merkwürdig verzerrt wirkten. Die wächsern bleichen Gesichter schienen aus einer Knorpelmasse zu bestehen. Zwei Wülste, in denen die großen schwarzen Augen saßen, zogen sich von der Stirn bis zum Kinn, ein waagerechter verband die beiden und begrenzte den Mund.
Alaska hatte die beiden als Elle Ghill und Zit Akreol vorgestellt. Die Zirkulare Direktorin war größer als ihr Artgenosse; ihre Knorpelwülste waren mit tiefblauen Streifen verziert, während es bei ihm gestrichelte rote waren. Als Kleidung trugen beide pastellfarbene Overalls, Schaftstiefel und handbreite Aggregatgürtel.
Die Begrüßung am Fuß des im Hangar gelandeten scheibenförmigen Beiboots war merkwürdig kühl ausgefallen; die Anwesenheit der beiden Fremden, aber auch Monkeys beherrschtes Auftreten trugen dazu bei, dass sie nicht herzlicher ausfiel. Hinzu kam, dass die beiden gläsernen Blöcke, die langsam auf Antigravplatten die Rampe herabglitten, unsere Aufmerksamkeit erregten.
Besser gesagt ihr Inhalt. Die vierarmigen und vierbeinigen Gestalten erinnerten an die Zentauren der griechischen Mythologie, deren realer Hintergrund die von den Cappins geschaffenen Konos gewesen waren. In beigefarbene Schutzanzüge gehüllt, die sowohl Arme als auch Beine unbedeckt ließen – statt Hufen gab es vierzehige Füße –, beherbergten Seitentaschen und Etuis offenbar Waffen und unbekannte Aggregate.
»Algorrian«, sagte Monkey knapp. Auf seiner Schulter plusterte ein kleiner, rabenähnlich aussehender Vogel das Gefieder. Die roten Augen leuchteten auf, als befinde sich in ihnen eine Lichtquelle. »Angeblich seit zehntausend Jahren ausgestorben. Scheinen konserviert zu sein; keine Ahnung, ob sie noch leben. Wir gehen aber davon aus. Das transparente Material ›schmilzt‹ seit einiger Zeit, verschwindet spurlos.«
Das Tier weckte eine Erinnerung, doch erst der Hinweis des Extrasinns half mir auf die Sprünge – immerhin kannte ich DaGlausch nicht aus eigenem Erleben, sondern nur aus den Berichten der damals beteiligten SOL-Besatzungsmitglieder. Ein Lamuuni. Sind Niveauteleporter. Leben angeblich meist auf einem niedrigeren Energieniveau.
»Schmilzt?« Unwillkürlich fühlte ich mich an den »Sarg« von Sershan Contagi Peiragon erinnert, den wir im SOL-Flansch entdeckt hatten, und verdrängte die Bilder an die Feste Tagirathem und die »Prüfung« durch den Guten Geist von Wassermal alias Tagira. Krieger der Kosmokraten, der den Ordnungsmächten den Gehorsam verweigerte und in Stasis versetzt wurde. »Reagiert das Material sensibel auf Individualimpulse?«
Farbige Lichtblitze sprühten rings um Alaskas Maske. »Sieht so aus ... Aber woher ...?«
Ich winkte lächelnd ab, obwohl mir sein Anblick Gänsehaut bereitete; Kälte kroch die Wirbelsäule hinauf und zog mir die Kopfhaut zusammen. Mit Maske! Wie damals ... »Wir haben, scheint mir, einiges an Informationen auszutauschen.«
»Sieht so aus.«
Hery-Ann und Darla wandten sich den beiden Blöcken zu, um sie, von Zit Akreol begleitet, zur Medoabteilung zu bringen. Eins der konservierten Wesen war größer und kräftiger; die neben der Nase des grob an einen Tiger erinnernden Kopfs entspringenden Tentakel waren hellgrün. Die langen Ohren liefen spitz und faserig aus und waren oben abgeknickt.
Ein Mann?, fragte ich mich, als ich beim zweiten, zierlicheren Wesen, dessen Nasententakel tiefblau waren, an den Handgelenken des oberen Armpaars goldene Schmuckreifen entdeckte. Frau und Mann? Ein Paar?
»Nochmals: Willkommen!«, sagte ich mit rauer Stimme. »Ich hoffe, der Ortungsschutz der Sonne lässt uns ausreichend Zeit. Wir brennen wohl alle vor Neugier und sind gespannt; also sollten wir keine Zeit verlieren. Der Konferenzraum ist vorbereitet, für Bewirtung ist gesorgt.«
*