Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 2193

 

Rettungsplan Stimulation

 

Sie reisen durch den Hypertunnel – und erreichen SAHINS STERN

 

von Rainer Castor

 

 

In den Weiten der Galaxis Tradom steht offensichtlich die Entscheidung zwischen den Flotten aus der Milchstraße und der Inquisition der Vernunft bevor. Mit schweren Einheiten operieren Arkoniden, Terraner und Posbis unter dem Kommando von Perry Rhodan in Tradom, fast 400 Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt.

Dieser Einsatz über riesige Entfernungen ist nur zu schaffen, weil ein so genanntes Sternenfenster geöffnet wurde, durch das die unglaubliche Distanz quasi in Nullzeit zu überbrücken ist. Erst wenn die Inquisition der Vernunft geschlagen ist, können sich die Milchstraße und ihre Bewohner in Sicherheit wiegen.

Die letzten Gefechte brachten den Herrschern des Reiches Tradom einige verheerende Niederlagen ein. Aber noch lange ist der Krieg nicht vorüber, noch verfügt das Reich über einige Trümpfe. Um endgültig die Oberhand zu gewinnen, rüsten die Verbündeten aus der Milchstraße zum RETTUNGSPLAN STIMULATION ...

 

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Trerok – Der zalitische Wissenschaftler setzt für den Vorstoß ganz persönliche Gegenstände ein.

Ascari da Vivo – Die arkonidische Admiralin fühlt sich in besonderer Weise etwas unwohl.

Reginald Bull – Der terranische Minister gewährt Asyl in der Milchstraße.

Anguela – Der Leuchter aus dem Reich der Güte erinnert sich an längst Vergangenes.

... hatten gerade noch Zeit, unsere wertvollsten Güter und Anlagen in den Orbit zu verlegen und die Interstellaren Wurme zu bauen, ein Lebenswerk, denn es ermöglichte den Fortbestand unseres Volkes.

Hört gut zu, ihr kleinen Quappen, lauscht meiner Geschichte!

Unsere Erinnerungen an Aar sind heute verschwommen, nur noch in wenigen Aufzeichnungen erhalten, denn über tausend Generationen sind nach unserem Exodus herangewachsen. Viel altes Wissen ist verloren gegangen, doch einige Bilder sind uns geblieben – in der Seele unseres Volkes.

Es war eine wunderbare Welt! Ein blau leuchtendes, reiches Meer mit blühenden Inseln und schwimmenden Kolonien. Wenn ihr die Augen schließt und euch treiben lasst, werdet ihr dieses Bild vor euch sehen.

Es ist euer Erbe, in eurem Kollektivgedächtnis gespeichert, auch noch nach dieser langen Zeit. Das letzte Bild von Aar, bevor die Welt starb.

Wir wissen, woher wir kamen, und wir wissen, wohin wir gehen. Aus dem Meer kommen wir, und ins Meer kehren wir am Ende zurück.

Unterweisung der jungen Aarus

 

 

Prolog

Sternenfenster Sektor Roanna

15. Mai 1312 NGZ

 

Die Digitalanzeige des Countdowns näherte sich unerbittlich dem Nullwert. Der ertrusische Emotionaut Ikarius Jopro konnte jederzeit die SERT-Haube aktivieren, die auf Titan geborene Kommandantin Jani Keitz nickte Reginald Bull zu.

Der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung kniff die Augen zusammen und hoffte, dass es nicht im letzten Augenblick Probleme gab. Die Hyperfunkverbindung zum Wurm Aarus-Jima stand, und der Schwarmer hatte wiederholt versichert, dass alles nach Plan verlief.

Ein Holo zeigte den charakteristischen, an den Schädel eines Hammerhais erinnernden Kopf des Aarus. Cheplins Lippen hatten eine dunkelrote Farbe angenommen, einige der Kiemenklappen zeigten eine flatternde Bewegung, die durchaus als Nervosität gedeutet werden konnte.

»Alles in Ordnung«, sagte der Schwarmer, zweifellos auch zur eigenen Beruhigung. »Wir haben Kontakt zu den begleitenden Scoutschiffen.«

Das Holo einer Ausschnittsvergrößerung zeigte Aarus-Jima vor dem grandiosen Hintergrund des Sternenfensters. Der weißlich leuchtende Wurmschirm mit seiner Blasenstruktur, sechzig Kilometer lang und fünf im Durchmesser, war einerseits riesig – und doch nur ein Pünktchen im Vergleich zu der gewaltigen Fensterfläche, die 1,8 mal 1,8 Millionen Kilometer groß war.

Bully gestattete sich einen lautlosen Seufzer.

Das Bild faszinierte ihn nach wie vor. Trotz seines Alters und seiner Erfahrung konnte er nicht verhindern, dass sein Blick stets an der großen Holoprojektion hängen blieb, er immer wieder zur Darstellung an der Rückwand der Zentrale sah.

Von der Milchstraße aus war es der Blick »hinab« auf Tradom gewesen. HCG 87 A in den irdischen Sternenkatalogen, 388 Millionen Lichtjahre von der Heimat entfernt. Nun war er hier, und das Sternenfenster zeigte in gleicher Perfektion die Milchstraße.

Weiterhin lieferten beide Seiten der hyperenergetischen Feldfläche unterschiedliche Perspektiven, die sich dem Betrachtungswinkel entsprechend veränderten. Aber seit dem 24. Januar 1312 NGZ waren es im Sektor Roanna nur noch drei Fensterstationen, die den »Permanent-Transmitter« aufrechterhielten.

Die Milchstraße war nur halb sichtbar. Die andere Hälfte des Quadrats jenseits der rund 2,55 Millionen Kilometer langen Diagonalen wurde von Finsternis überdeckt. Einer wabernden Schwärze, die scheinbar noch dunkler war als der Blick in den Leerraum zwischen den Galaxien.

Der restliche Anblick war bekannt, aus dieser Perspektive aber dennoch ungewohnt. Es war die Sicht scheinbar aus einigen hunderttausend Lichtjahren Distanz hinab auf die Hauptebene mit dem nördlichen, nordwestlichen und westlichen Bereich der riesigen heimatlichen Spiralwolke.

Außen der Perseus-Spiralarm, weiter innen Cygnus- und Orion-Arm, näher zum galaktischen Zentrum hin der Sagittarius-Arm. Glitzern und Gleißen im Zentrum, vielfarbige Ansammlungen von Punkten, dazwischen die düsteren »Schluchten« von Dunkelwolken. Im Halo-Bereich die einzeln stehenden Kugelsternhaufen ...

»T-minus Null!«, rief Hylmor von Port Teilhard, der venusgeborene Leiter der Abteilung Funk und Ortung der ROALD AMUNDSEN. »Rematerialisation ... Sie sind da!«

 

*

 

Der potenziell unsterbliche Zellaktivatorträger hielt unwillkürlich den Atem an, als die Ortungsbilder eingeblendet wurden: Abrupt waren am Sternenfenster Roanna alle sechs existierenden Aarus-Wurme versammelt!

Aarus-Jima, Aarus-Zorm und Aarus-Luciffim, die drei zivil tätigen Wurme der Galaxis Tradom.

Aarus-Kaart, Aarus-Kilme und Aarus-Terces, die nach gängigem Wissen im Dienst der Inquisition der Vernunft gestanden hatten.

Aarus-Luciffim und Aarus-Kaart waren mit einer Länge von 35 und einem Durchmesser von drei Kilometern deutlich kleiner als Aarus-Jima. Nur Aarus-Terces und Aarus-Zorm erreichten mit 55 Kilometern eine annähernd gleiche Größe.

Bully machte sich bewusst, dass das Bild der vereinten Wurme in Tradom seit mehr als hunderttausend Jahren nicht mehr gesehen worden war, denn die inquisitionstreuen Wurme hatten jeglichen Kontakt zu den drei anderen abgebrochen, waren teilweise sogar in den Fernen Provinzen eingesetzt worden.

 

*

 

Vor wenigen Stunden erst, kurz nach der Nachricht vom Fall des Rifa-Systems und des Erwachens Anguelas, hatte sich Cheplin bei Bull und Mascant Kraschyn gemeldet, die gemeinsam das Oberkommando über die am Sternenfenster verbliebenen Truppen führten.

»In den Wurmen Aarus-Kaart, -Kilme und -Terces haben Revolten die alten Führungen weggefegt!«

Trotz der knappen Einleitung des Schwarmers glaubte Bully den Triumph in der Stimme zu hören.

»Leider wurden die drei ehemaligen Inquisitionswurme bei dem inneren Aufruhr stark beschädigt. Die neuen Schwarmer fürchten, dass die Inquisitoren dennoch über Möglichkeiten verfügen, die Wurme fernzuzünden oder auf andere Weise zu schädigen. Sie sind demnach gezwungen, Tradom zu verlassen, wollen sie überleben. Ein konventioneller Fernflug ist aber angesichts der erlittenen Schäden nicht mehr möglich ...«

Die Pause hatte sich fast unerträglich gedehnt, bis Cheplin weitersprach.

»Als Schwarmer von Aarus-Jima bitte ich im Namen aller sechs Wurme um Asyl in der Milchstraße! Unsere drei ›zivilen‹ Wurme wollen die anderen begleiten und bei der Reparatur behilflich sein – was nach ersten Kalkulationen vermutlich Jahre in Anspruch nehmen dürfte.«

Der Blick aus den dunklen und reglosen Fischaugen war scheinbar ausdruckslos gewesen. Bully hatte tief durchgeatmet, an die Hilfe der Aarus gedacht und sich spontan entschieden.

»Genehmigt! Den Wurmen wird Asyl im Gebiet der LFT gewährt ...« Er stellte jedoch eine Forderung an den Schwarmer: »Wir werden den Wurmen Inspekteure schicken, um sicherzustellen, dass sich keines der Gebilde als Trojanisches Pferd erweist!«

»Trojanisches ...?«

Nachdem Bully dem Schwarmer den Ausdruck erklärt hatte – ihm fiel dabei ein, dass Atlan an den damaligen Ereignissen vor Troja beteiligt gewesen war –, fügte er entschlossen hinzu: »Auch wenn es für die Aarus noch eine Weile gefährlich ist – ihr werdet erst zur Milchstraße überwechseln, wenn ich von der Harmlosigkeit vor allem der ehemaligen Inquisitionswurme überzeugt bin.«

»Einverstanden.« Cheplin entblößte die Haifischzähne. »Es dient auch zu unserem Schutz und unserer Sicherheit ... Aber ihr habt schon merkwürdige Überlieferungen, wenn mir die Bemerkung gestattet sei: hohle Holzfiguren als Versteck für Eindringlinge ...«

Der Blick des Residenz-Ministers wechselte zum zweiten Holo. Mascant Kraschyn startete keinerlei Versuch, diesen »Überlauf« für die eigenen Zwecke zu nutzen, sondern signalisierte mit einer knappen Geste Zustimmung.

Zweifellos geht er davon aus, dass die Wurme über kurz oder lang wieder nach Tradom zurückkehren werden und dass sich ihre technischen Fähigkeiten in erster Linie auf normale Tradom-Technik beziehen, zuckte es Bully beim Anblick des kühlen Gesichtsausdrucks durch den Kopf. Vermutlich hat er sogar Recht. Für das Kristallimperium ergeben sich weder Vor- noch Nachteile. Nach dem Passieren des Sternenfensters verschwinden sie ja aus dem Hayok-Sektor. Und wenn sich die Liga Freier Terraner mögliche Probleme aufhalsen will – bitte, soll sie.

 

*

 

Und nun sind sie da, dachte Bully, während die ersten Kreuzer und Korvetten zu den Wurmen ausschwärmten und die Schleusen der Wurmschirme passierten.

Der Asylwunsch der Aarus hatte dem Residenz-Minister überdeutlich vor Augen geführt, dass bei allen Teilsiegen, die die Galaktiker derzeit errangen, die Inquisition der Vernunft längst nicht bezwungen war. Niemand wusste, was die Inquisitoren unter Umständen noch aufbieten konnten.

Ganz zu schweigen vom Chaos des Machtvakuums, das sich in vielerlei Hinsicht schon jetzt abzeichnet. Es ist mitunter leicht, einen Krieg zu gewinnen, aber ungleich schwerer, den Frieden dauerhaft zu bewahren! Tradom steht eine unruhige Zeit bevor, so oder so! Von den abgeschnittenen Fernen Provinzen ganz zu schweigen ...

Außer im Sektor Roanna waren die Fensterstationen aller Sternenfenster in Tradom vernichtet. Ohne Kasernen und Hospitäler würde es in den AGLAZAR-Schlachtschiffen der Fernen Provinzen bald keine gesunden Besatzungen mehr geben. Und die Rudimentsoldaten waren von der Versorgung mit dem Dopamin-Präparat ihres Medikaments abgeschnitten.

Fragt sich nur, was die Inquisitoren noch in der Hinterhand haben ...

 

*

 

Für wen hält er sich? Für einen Gott? Einen Kosmokraten? Oder zumindest eine Superintelligenz? Meint er denn, die Gesetzbücher der Thatrix seien nur dazu da, unter einen wackligen Tisch geschoben zu werden? Ha! Er weiß ganz genau, dass jegliche Zeitexperimente verboten sind, und das aus gutem Grund. Aber das war schon in der Schule so. Alle müssen sich an die Regeln halten, nur nicht Rintacha Sahin! Denn VAIA weiß vielleicht alles, doch Herr Sahin, das intergalaktische Genie, weiß alles besser!

Ijotha Hyndalin über Rintacha Sahin

 

Nun, ich kenne ihn bedeutend länger als du, mein Junge. Glaub mir, er war von klein auf ein Zager und Zauderer. Von ihm ist nichts zu erwarten. Alle meine bescheidenen Hoffnungen setze ich in dich, seinen designierten Nachfolger. Du bist jung und also wohl aufgeschlossener als dieses sture, senile Ekel.

Rintacha Sahin über Ijotha Hyndalin

1.

Vergangenheit

Rintacha Sahin

 

Auf den ersten Blick mochte sich die Formation nicht von einem der ungezählten anderen Planetaren Nebel unterscheiden, die es in Tradom gab. Doch der charismatische Vaianische Ingenieur war mehr denn je davon überzeugt, dass er endlich gefunden hatte, was er seit vielen Thadrin suchte.

Er hatte in allen alten Archiven gestöbert, die er finden konnte, er hatte die Überlieferungen nicht nur des Lichtvolks eingehend studiert – und er hatte sogar in tiefer Meditation gehofft, wenigstens indirekten Kontakt zur Heiligen Mutter herstellen zu können. Eine Verbindung zu VAIA hatte es zwar nicht gegeben, dennoch hatten sich im Verlauf der Thadrin einige Hinweise und Indizien zu einer für ihn schlüssigen Kette aneinander gereiht.

Sahin strotzte förmlich vor Selbstbewusstsein und machte aus seiner Überlegenheit keinen Hehl. Schon sein Körper, der sich trotz seiner Größe stets völlig gerade hielt, hob ihn von den Artgenossen ab; ein Haltungsschaden, wie er in dieser Form selten in Erscheinung trat.

Ein Angehöriger des Lichtvolks konnte ein Leuchter – Guyar – oder ein Glänzer – Guyom – sein. Mit Letzterem wurde eine Person mit herausragenden Merkmalen gleich welcher Art bezeichnet – und Rintacha Sahin war ganz ohne Zweifel eine solche. Und nun schien er sein Ziel erreicht zu haben. Die eingehenden Ortungsdaten waren in jeder Hinsicht vielversprechend, obwohl die von Sahin erhofften hyperphysikalischen Signaturen noch nicht angemessen worden waren.

Die heutige alphanumerische Kennung des Planetaren Nebels ermöglichte keinen Rückschluss auf seine wahre Bedeutung. Die Rückrechnung der Expansion lieferte dem Vaia'Kataan jedoch eine weitere Bestätigung seiner Theorie: Die Absprengung der Gashülle der Sonne musste vor rund 5000 Thadrin stattgefunden haben – fiel also exakt in die Zeit, als Tha-Dar Jardalav endete, die Epoche der Kriege ...

Die äußerste Schale der Wolke hatte einen Durchmesser von 2,48 Lichtjahren erreicht, im Zentrum war von dem vorherigen Stern nur ein Weißer Zwerg verblieben. Der kugelförmige Gasausstoß wies konzentrische wie radiale Strukturen auf. Nach außen hin zerfaserten die wellenförmig geschwungenen Ränder mehr und mehr.

Neben weißlichen Tupfern, Knoten und lang gestreckten Fasern gab es Gebiete mit markanter Färbung. Auf Nebelatome treffendes UV-Licht ionisierte die abgeschleuderten Massen: Blaugrüne Farben entstanden durch Sauerstoff, der zwei Elektronen, rötliche Filamente durch Stickstoff, der ein Elektron verloren hatte, und Grün durch elektronenlose Wasserstoffkerne.

»Vage Geschichten, Gerüchte ...«, murmelte Sahin und konzentrierte sich auf die zeitverlustfrei arbeitenden Hyperorter und -taster, die die Emissionen des Planetaren Nebels anmaßen und die konventionellen wie möglicherweise vorhandenen hyperphysikalischen Strukturen abtasteten. »Die Heilige Mutter hat die Epoche der Kriege zwar gemeistert, aber der Preis war der Verlust der Vergangenheit! Geheimhaltung, um den Mächten des Kosmos keine Blöße zu bieten?«

Die mit der Entstehung der Superintelligenz VAIA verbundene Vorgeschichte lag für die Bewohner der Thatrix-Zivilisation im Dunkel. VAIAS Existenz war einerseits zwar gesicherte Tatsache, gleichzeitig aber Teil des Glaubens und deshalb in vielerlei Hinsicht verbrämt und entstellt. Exakte Informationen schien es nicht zu geben – sei es, weil VAIA selbst dafür gesorgt hatte und vielleicht weiterhin dafür sorgte, sei es, weil allgemein zugängliche Daten vor allem in der Epoche der Kriege »verloren gegangen« waren.

»Vermutlich nichts anderes als eine gezielte Verschleierung!«

Nur die fliegenden Prediger der Anbarthi verbreiteten in ihren Tym-Dharistro noch die uralten Geschichten, ohne dass eine Verifizierung möglich gewesen wäre. In den vielfältigen Überlieferungen wie auch den unterschiedlichen kulturellen Darstellungen anderer Völker steckte aber mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Ungezählte Male hatte Sahin den Geschichten der Paragesänge gelauscht und von den nahezu vollständig vergessenen Wesen geträumt, die sich Qevayaan genannt hatten. Aus ihnen, hieß es, war durch Vergeistigung VAIA hervorgegangen!

Nicht auszurottende Gerüchte besagten, dass das Lichtvolk von jenen Wesen abstammte, und Vergleichbares wurde auch über die Tonkihn gesagt. Weiterhin hieß es, dass einige dieser Wesen ihre Körper nicht sofort aufgegeben hatten. Diesen »Hartnäckigen«, so die Überlieferung, hatte Thatrix die AGLAZAR-Aggregate der Doppelrumpf-Schlachtschiffe zu verdanken, während die Steuertechnik und die übrige Hardware schon von Vaianischen Ingenieuren konstruiert worden waren.

Bestaunt wurden damals auch die künstlich geschaffenen Parastaubsphären, die das Caldit-System und viele weitere Systeme eingehüllt haben sollten – heute vielfach ausgeschmückte Erzählungen, denn es gab eine solche systemweite Staubsphäre nur noch im Caldit-System!

Oder kleine Enklaven wie auf Sivkadam und anderen Welten im Reich der acht Galaxien. Die dort von Paradim-Generatoren künstlich erzeugte ultrahochfrequente Hyperstrahlung erreichte einen solchen »Sättigungsgrad«, dass permanent Parastaubpartikel verstofflichten, aber auch augenblicklich wieder vergingen. Optisch glich es dem Flirren von Staub im Gegenlicht, verbunden mit einem goldenen Leuchten, das von überall und nirgends zu kommen schien und zu einem Teil auch nur im Bewusstsein des Beobachters entstand, also keineswegs rein optischer Natur war.

Aber auch diese letzten Qevayaan gingen vergeistigt in VAIA auf, als die Epoche der Kriege endete. Sie selbst vernichteten damals ihre einzigartige Technowelt Vaianam.