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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Gang

2. Gang

3. Gang

4. Gang

5. Gang

6. Gang

7. Gang

8. Gang

Letzter Gang

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2194

 

Der Vierte Inquisitor

 

Entscheidung im Kaaf-System – es geht um die Zukunft der Galaxis

 

von Leo Lukas

 

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In den Weiten der Galaxis Tradom steht offensichtlich die Entscheidung zwischen den Flotten aus der Milchstraße und der Inquisition der Vernunft bevor. Mit schweren Einheiten operieren Arkoniden, Terraner und Posbis unter dem Kommando von Perry Rhodan in Tradom, fast 400 Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt.

Dieser Einsatz über riesige Entfernungen hinweg ist nur zu schaffen, weil ein so genanntes Sternenfenster geöffnet wurde, durch das die unglaubliche Distanz quasi in Nullzeit zu überbrücken ist. Erst wenn die Inquisition der Vernunft geschlagen ist, können sich die Milchstraße und ihre Bewohner in Sicherheit wiegen.

Die letzten Gefechte brachten den Herrschern des Reiches Tradom einige verheerende Niederlagen ein. Aber noch lange ist der Krieg nicht vorüber, noch verfügt das Reich über einige Trümpfe.

Einer dieser Trümpfe, der auf die letzte Schlacht hofft, liebt besondere Leckerbissen – es ist DER VIERTE INQUISITOR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reca Baretus – Die Chefin der Landungstruppen erhält einen Spezialauftrag.

Anguela Kulalin – Der Guyar aus der Vergangenheit wird zur Schlüsselfigur für die Zukunft.

Hutkin – Der Inquisitor kocht sein eigenes, ganz spezielles Süppchen.

Jallon Hypt – Der ertrusische Draufgänger will mehr als eine Festung erobern.

Perry Rhodan – Der Terraner setzt derzeit auf militärische Aktionen.

Und eins, zwei, drei, vier:

Weine nicht, wenn das Reich zerfällt,

Tam-tam, tam-tam.

Es gibt etwas, das ewig hält,

Tam-tam, tam-tam.

Thatrix und Inquisition,

VAIA, Tradom und Thoregon –

Alles, alles geht kaputt,

Doch ich bleib dir gut.

Schönste Frau aller Galaxien,

Ham-ham, ham-ham.

Magisch zieht es mich zu dir hin,

Mnjam-njam, njam-njam.

Intervallschirm und Paratron,

Tencanol oder Panzertroplon –

Alles, alles geht perdu,

Doch ich verlass' dich nie.

Höre doch, wie mein Herze schlägt:

Bamm-bamm, bamm-bamm.

Wie dein Sichelkamm mich erregt,

Kamm-kamm, kamm-kamm.

Howalgonium und Yddith,

Ynkelonium-Terkonit –

Alles bröckelt und zerbricht,

Nur meine Liebe nicht.

Und jetzt alle:

»Howalgonium und Yddith,

Ynkelonium-Terkonit –

Alles bröckelt und zerbricht, nur ...«

 

Au! Au! Achtung, bitte nicht aufs – Au! – Akkordeon, das gehört nämlich nicht mir, das habe ich nur – Au! – ausgeborgt ...

 

 

1. Gang

Ein Gruß aus der Küche

 

»Du bist ein Idiot, Jallon Hypt! Nein, ich korrigiere: ein Vollidiot!«

Reca Baretus, Stellvertretende Kommandantin der Kreuzerflottillen, Leiterin der Abteilung Außenoperationen und Chefin der Landungstruppen der LEIF ERIKSSON, wirkte definitiv nicht amüsiert. Ihre wasserbraunen Augen sprühten Gift und Galle.

In der rechten Hand hielt sie, zum Wurf erhoben, eine Drei-Kilo-Dose »Scharfe Schoten mit Fleisch«. Vier von dieser Sorte hatte sie Jallon bereits an den Kopf gepfeffert, mit bewunderungswürdiger Treffsicherheit. Viel mehr indessen als die Beulen schmerzte ihn, dass sie sein Ständchen überhaupt nicht sehr schätzte.

»Aber Reca, mein Leben, ich wollte doch nur ...«

»Halt die Klappe, Soldat!«

Zu ihrer vollen Größe und Schönheit aufgerichtet, maß Reca Baretus fast genau zwei Meter siebzig – wenn man den eben so wunderbar besungenen, leuchtend grün gefärbten Sichelkamm mitrechnete. Mit rund zwei Metern Schulterbreite erschien sie schlank gebaut, geradezu zierlich, aber sehr muskulös und durchtrainiert. Das steigerte ihre Attraktivität für Jallon schier ins Unermessliche.

Fraglos war sie die begehrenswerteste Ertruserin der gesamten Besatzung. Dass es an Bord von Perry Rhodans Flaggschiff außer ihr und Jallon nur sieben weitere Ertruser gab – allesamt männlich –, tat dem keinen Abbruch.

Fünfzehn Zentner pure Freude, dachte Jallon schwärmerisch. Wann werde ich sie endlich über die Schwelle meiner Kabine hieven dürfen?

»In weniger als einer halben Stunde beginnt unsere Dienstbereitschaft«, knurrte seine Vorgesetzte. »Und wie du vielleicht mitbekommen hast, Einsatzgruppenleiter Hypt, steht den Raumlandetruppen aller Wahrscheinlichkeit nach ein überaus riskantes Kommandounternehmen bevor.«

»Weiß ich. Rudo hat mich bereits informiert.«

»Und da hast du nichts Besseres zu tun, als mit diesen komischen Vögeln in der Cafeteria den Trottel zu spielen?«

Jallon blickte sich zu den Jankaron um, die ihn bei seiner Arie begleitet hatten.

Roxo Quatron und seine drei Getreuen hatten ihre Musikinstrumente abgesetzt und fiepten, die Augen zur Decke gedreht, betont unauffällig vor sich hin.

»Das ist es ja gerade«, sagte Jallon eindringlich, wieder an Reca gerichtet. »Wann sonst soll ich dir meinen Heiratsantrag machen? Wenn einer von uns im Endkampf um Tradom fällt, ist es zu spät. Bedenke doch, welche Verschwendung zweier begnadeter Körper das wäre. So aber hätten wir, falls du mich umgehend erhörst, noch fast fünfundzwanzig Minuten ... Hm?«

Längst waren alle anderen Gespräche in der kleinen, im Hangarbereich gelegenen Cafeteria erstorben. Ähnlich wie die Jankaron täuschten auch die übrigen Besatzungsmitglieder vor, sie bekämen von der ganzen Szene rein gar nichts mit. Sehr glaubhaft gelang ihnen das nicht.

Manche Köpfe hatten sich hochrot verfärbt; ab und an erklang ein ersticktes Glucksen. Laut zu lachen wagte freilich niemand. Denn Reca Baretus galt zwar als kühl und besonnen; dennoch hatten alle höllischen Respekt vor der ehemaligen Frontkämpferin einer TLD-Eliteeinheit.

Recas Schweigen dröhnte geradezu. Aus zusammengekniffenen Augen starrte sie Jallon an. Der spürte, wie seine Knie weich wurden.

Dann schüttelte sie langsam den Kopf. Sie wog die Dose in ihrer Hand, holte aus – und knallte sie auf die Tischplatte, dass der ganze Raum erzitterte.

Ein Techniker am Nebentisch fiel vor Schreck vom Stuhl. Jemand kicherte hysterisch los, nur um sofort wieder zu verstummen.

»Schieb ab, Jallon Hypt!«, sagte Reca Baretus. »Und merk dir zwei Dinge! Erstens, du kannst nicht singen. Und zweitens, selbst wenn du trällertest wie ein ganzer Chor von Engeln, hättest du keine Chance bei mir. Ich stehe nämlich nicht auf senile Zwerge. Und jetzt – weggetreten!«

Jallon salutierte, dann drehte er sich um und verließ mit hängenden Schultern die Cafeteria. Das hatte gesessen.

Zwerg nennt sie mich, dachte er beleidigt, und senil noch dazu. Bloß weil ich ein paar Zentimeter kleiner und fünf Jahre älter bin als sie!

Aber sobald das Schott sich hinter ihm und den Jankaron geschlossen hatte, gewann sein angeborener, hoffnungsloser Optimismus schon wieder die Oberhand.

»Na, wie war ich?«, fragte er. »Nur zu! Nehmt kein Blatt vor den Mund. Ich kann Kritik vertragen.«

»Äh ... ziemlich gut. Du hast um dreihundert Prozent mehr Töne getroffen als bei den Proben«, tröstete ihn Vett Burmer.

»Nämlich drei«, sagte Kiv Aaterstam trocken. »Beachtlich.«

»Findet ihr wirklich?«

»Oh ja!«, keckerte Itchi Cultega. »Ich würde sagen, du hast unzweifelhaft einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und nicht nur auf den Tasten des Akkordeons.«

»Wenn du beim nächsten Mal«, ergänzte Roxo Quatron, »auch noch dasselbe Lied spielst wie wir, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.«

Jallon strahlte.

Allein deswegen werde ich von diesem Einsatz heil wieder zurückkehren, schwor er sich. Und sollte sich mir der Teufel persönlich in den Weg stellen!

 

*

 

Reca Baretus dampfte noch minutenlang vor sich hin.

»Nun hab dich nicht so! Ist es denn nicht schön, wenn man derart heiß angebetet wird?«, spöttelte Esra Cronswan, die ihr gegenübersaß. Sie spielten Reverso, ein dreidimensionales Strategiespiel.

»Gigantisch. Allerdings fühle ich mich weniger verehrt als verfolgt. Und zwar seit Jahren – nicht bloß von einem Deppen, sondern gleich von deren sechs.«

Nur Rock Mozun, der Emotionaut, hielt sich vornehm zurück. Als Einziger der Ertruser hatte er Reca noch keinerlei Avancen gemacht.

Fast störte sie das ein wenig ...

»Du bist dran«, erinnerte Esra. Die rotblonde Plophoserin war die Kommandantin der LE-KR-30 und eine der wenigen, die Reca beim Reverso Paroli bieten konnten.

Die Ertruserin versuchte, sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren.

Scheinbar stand es sehr gut für sie. Die überwiegende Mehrzahl der acht mal acht mal acht würfelförmigen Sektoren, die der Servo der Cafeteria zwischen ihnen projizierte, leuchtete orange. Das war Recas Farbe. Die etwa zwei Dutzend der 512 Würfel, die in Esras Blau erstrahlten, gingen dagegen beinahe unter, so erdrückend schien Recas Übermacht.

Doch deshalb bestand noch lange kein Grund, vorschnell zu triumphieren oder gar leichtsinnig zu werden.

Reverso war ein tückisches Spiel. Die Machtverhältnisse änderten sich ständig. Wie der Name schon sagte, konnte sich das Blatt blitzschnell wenden. Schon oft hatte, wer sich als sicherer Sieger gewähnt hatte, nach dem allerletzten Zug plötzlich als Verlierer dagestanden.

Reca setzte ihre nächste Einheit mit Bedacht. Sie gewann kaum etwas dazu, würde mit Esras nächstem Gegenzug sogar empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Jedoch sicherte sie so ihre wichtigsten Gebiete.

Ein anderer Sektor wäre viel verlockender gewesen, weil er auf einen Schlag gewaltigen Raumgewinn eingebracht hätte. Aber damit wäre sie Esra in die Falle gegangen. Drei Züge später hätten sich mit einem Schlag zwei Drittel des Spielfeldes blau gefärbt ...

»Gut gesehen«, lobte die Plophoserin säuerlich. »Leider.«

»Tu nicht so. Du hast sicher noch eine Gemeinheit in petto.«

Reca öffnete die Dose, deren Inhalt sich binnen weniger Sekunden erwärmte. Sie steckte einen fingerdicken Trinkhalm in die scharfe Brühe und schlürfte genüsslich.

Es blieb bei dem einen Schluck. Auch die Partie konnten sie nicht mehr fertig spielen. Ihr Armband piepte.

»Hier Perry Rhodan«, hörte sie, nachdem sie den Anruf entgegengenommen hatte. »Könntest du bitte ausnahmsweise schon eine Viertelstunde vor deinem Dienstantritt zu mir kommen, Reca?«

»Klar, Resident.«

»Sehr gut. Hauptebene, Besprechungsraum zwölf. Ich danke dir.«

Das Gespräch war beendet. Sie sah auf die Zeitanzeige. »Das ist in genau einer Minute«, sagte sie. »Wie stellt er sich das vor, quer durchs halbe Schiff?«

Doch sie schaffte es. Sie geriet nicht mal außer Atem dabei.

 

*

 

Perry Rhodan war allein. Er begrüßte sie knapp und bot ihr einen Stuhl an, der für ihre Körpermaße geeignet war.

Besser: Körpermasse, dachte Reca selbstkritisch. Sie trainierte täglich und hart; dennoch gab es da einige Stellen an ihren Oberschenkeln, mit denen sie immer noch unzufrieden war.

Und dabei hatte sie ihren Mikrogravitator schon auf 3,6 gestellt, also um 0,2 Gravos höher als daheim auf Ertrus ...

»Du bist über die aktuelle Lage informiert?«, fragte der unsterbliche Terraner.

Was sonst?, dachte sie. Seit dem neunten Mai sind wir aus der Vergangenheit zurück und haben es mit der Gegenwart des Reiches Tradom zu tun. Und seitdem haben wir den Inquisitoren eine Niederlage nach der anderen beigebracht. Am heutigen 17. Mai scheint der Sturz ihres Regimes nur noch eine Frage von Stunden zu sein.

»Rudo hat uns kurz Bescheid gegeben. Die Festung der Inquisition ist bei Kaaf aufgetaucht«, antwortete sie. »Wo sich auch der Großteil der dem Reich Tradom verbliebenen Raumstreitkräfte gesammelt hat. Unsere Flotte ist dorthin unterwegs.«

Rhodan nickte. »Vom Rand der Glutzone bis ins Kaaf-System sind es rund 84.000 Lichtjahre, bei einem Überlichtfaktor von 75 Millionen also grob zehn Stunden Flug. Acht davon haben wir hinter uns gebracht. Mit anderen Worten, wir werden bald da sein. Und dann wird ...«

Er tat einen langen, tiefen Atemzug. »Vieles spricht dafür, dass sich der Gegner über Kaaf zur letzten Schlacht stellen will. Unzweifelhaft wird er für diese Ortswahl seine Gründe haben. Wir sollten uns also auf böse Überraschungen gefasst machen.«

Aber auch sie, so sprach Perry weiter, verfügten über einen Trumpf, von dem die Inquisition der Vernunft nichts ahnen konnte.

»Anguela?«

»Genau dieser«, bestätigte der Terranische Resident. »Er besitzt jene Befehlskodes, mit denen die Festung einst gesteuert wurde – als diese Galaxis sie noch als die Calditischen Paläste kannte.«

»Das ist 160.000 Jahre her. Auch wenn es uns nur wie acht Tage anmutet«, gab Reca zu bedenken.

Das Hirn weigert sich beinahe, dies zu akzeptieren: Vor wenig mehr als einer Woche haben wir uns noch 160.000 Jahre in der Vergangenheit aufgehalten. Wo wir, ohne entscheidend eingreifen zu können, den Zusammenbruch der Thatrix-Zivilisation erlebt haben. Des nahezu paradiesischen »Reiches der Güte«.

Am neunten Mai waren sie in die grauenvolle Gegenwart des Reiches Tradom zurückgekehrt. Seither hatten sie den Inquisitoren eine Niederlage nach der anderen beigebracht. Heute, am 17. Mai NGZ, schien der Sturz dieses Terrorregimes nur noch eine Frage von Stunden.

Und doch ... Wie beim Reverso, kann auch hier der letzte Zug alles wieder umdrehen.

»Dass Anguela Kulalins Kodes nach wie vor gültig sind, hat er bei Auge-B bewiesen«, sagte Rhodan. »Die KARRIBO konnte mit seiner Hilfe die Station SAHINS STERN erreichen. In der Folge wurde der Jetstrahl korrekt gepulst – und erfüllt nun offenbar endlich seine Aufgabe.«

»Du meinst, VAIA beginnt zu erwachen? Ist das fix?«

Perry schmunzelte. »Es gibt gewisse Anzeichen dafür.«

Den aus verschiedensten Sektoren der Galaxis eintreffenden Nachrichten, so berichtete er, war zu entnehmen, dass seit Aktivierung des Jetstrahls an zahlreichen Orten eigenartige Phänomene auftraten.

»Tradom ist nach wie vor eine Galaxis der Wirren. Kämpfe toben allerorten. Immer wieder werden Schmerzwechten von Raumschiffen als letzte Rückzugsmöglichkeit genutzt. Die Besatzungen der Schiffe berichten, sie seien durch Wechten gegangen und hätten keine Stimmen mehr gehört ...«

Darüber hinaus begannen immer mehr Schmerzwechten zu verbrennen. Sie gaben die in ihnen gespeicherten Energien frei, in einem sonnenartigen Gluteffekt, bis buchstäblich nichts mehr von den Wechten übrig war.

Nicht zuletzt hatten, verteilt über den ganzen Umkreis der Glutzone von »Anguelas Auge«, sensible Lebewesen übereinstimmend dieselben Gefühle verspürt.

»Etwas erwacht im PULS«, sagte Perry Rhodan leise, fast flüsternd. »Auch Gucky und Benjameen waren sich da vollkommen einig. Aber es wird wohl noch dauern. VAIAS Erwachen ist ein langsamer Prozess. So etwas passiert nicht von heute auf morgen.«

Reca fuhr sich mit der Hand durch den Sichelkamm. »Ich fühle mich geehrt, dass ich diese guten Nachrichten von dir persönlich erfahren darf. Doch ich nehme an, das ist nicht der Grund, weshalb du mich hergerufen hast.«

»Nein, natürlich nicht. Gleich nachdem unsere Erkundungskreuzer die Festung im Kaaf-System geortet hatten, habe ich mit Anguela und Ascari da Vivo die Grundzüge unseres weiteren Vorgehens festgelegt.«

Im Anschluss daran hatten sie sich und den anderen am Gefecht in der Glutzone – das in der Vernichtung des KATAPULT-Horts gegipfelt hatte – sowie am Erfolg in SAHINS STERN Beteiligten eine Ruhepause verordnet. Nicht alle kamen mit so wenig Schlaf aus wie Rhodan als Zellaktivatorträger.

In Kürze, beim nächsten Orientierungsstopp, würden Ascari und Anguela von der KARRIBO in die LEIF ERIKSSON überwechseln. Dann sollten die Details für den hoffentlich letzten Angriff auf die Festung der Inquisition besprochen werden.

»Und hier kommst nun du ins Spiel, Reca. Deinen Raumlandetruppen haben wir einen wesentlichen Part dabei zugedacht.«

»Rudo K'renzer hat Ähnliches bereits angedeutet.«

»Gut so. Genaueres dazu später. Was ich mit dir vorab unter vier Augen bereden wollte, ist Folgendes.«

 

*

 

Wenn Anguela sein Wissen um die Calditischen Paläste – also die jetzige Festung der Inquisition – und seine Kodes zu ihrem Vorteil einsetzen sollte, erläuterte Rhodan, musste der ehemalige VAIA-Dhasaren sehr nahe an die feindliche Bastion herangebracht werden.

Und in sie hinein ...

»Verstehe. Das ist deutlich leichter gesagt als getan«, konstatierte Reca. Obwohl sie nichts anderes erwartet hatte – wozu sonst wurden die Raumlandetruppen gebraucht?

»Du sagst es. Ihr werdet natürlich über Kampfroboter in Massen verfügen. Terranische TARA-V-UH und arkonidische Katsugos. Für die, wie ihr das meines Wissens nennt, Drecksarbeit.«

Sie grinste. Immer ein Ohr an der Basis, der alte Risikopilot, dachte sie. »Und wie sollen wir, nur so zum Beispiel, die Schutzschirme überwinden?«

»Es gibt Ideen, die du demnächst hören wirst. Momentan geht es mir um etwas anderes.«

Rhodan strich über die Narbe an seiner Nase.

Er mache sich, wie er gestand, Sorgen um Anguela. Er glaube zu erahnen, wie sehr die von der Inquisition über Ewigkeiten begangenen Gräueltaten auf Anguela Kulalin lasteten. Wie sehr der Gedanke an den Untergang der Thatrix-Zivilisation den ehemaligen Verkünder der VAIA quälte.

Perry fürchtete, dass Anguela beabsichtigte, Rache zu nehmen. Und dass diese Rache letztlich in der Auslöschung der Völker der Valenter, der Dhyraba'Katabe und der Genetiker von Kaaf bestehen würde.

Aber wie auch immer die Verbrechen der Vergangenheit aussahen, wie viele Myriaden von Lebewesen gelitten hatten und schreckliche Tode gestorben waren – Perry Rhodan würde den Geist der Vergeltung nicht tolerieren.

»Wir sind Terraner«, sagte er ernst. »Wir können an einem Völkermord nicht teilnehmen, so ›gerecht‹ er in der Rückschau scheinen mag.«

»Du meinst, ich soll ein Auge auf ihn haben?«