Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
Vision I
5.
Vision II
6.
Vision III
7.
Vision IV
8.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2197
Der Jahrmillionenplan
Perry Rhodan an der Schwelle der Zukunft – der Terraner muss sich entscheiden
von Arndt Ellmer
Während in der Galaxis Tradom die Entscheidung zwischen den Flotten aus der Milchstraße und der Inquisition der Vernunft praktisch gefallen ist, operiert die SOL im Ersten Thoregon. In diesem kosmischen Sektor will die Besatzung unter dem Kommando des Arkoniden Atlan die gefährlichen Pläne der Superintelligenz THOREGON vereiteln.
Diese Superintelligenz hat tatsächlich vor, in die Struktur des Kosmos einzugreifen, um diesen nach ihrem Willen zu verändern. Ihre Manipulationen, die vorerst in der Schaffung eines so genannten Analog-Nukleotids gipfeln, bedrohen auch die Menschen und die anderen Völker in der Milchstraße.
In der Zwischenzeit hat Perry Rhodan von der Superintelligenz VAIA einen ganz speziellen Transfer erhalten. Die Reise führt ihn in einen Raum, den er nie zuvor gesehen hat. Dort wird der Terraner mit Visionen einer faszinierenden Zukunft konfrontiert.
Und er erfährt mehr über lang gehegte Absichten – es ist DER JAHRMILLIONENPLAN ...
Perry Rhodan – Der Terraner findet sich nach einer merkwürdigen Reise in einem seltsamen Raum wieder.
Chabed – Der semimaterielle »Vater« einer Superintelligenz tritt in Kontakt.
Sein Geist und sein Körper überwanden eine gewaltige Distanz. Unbegreifliche Kräfte rissen ihn über die Brücke in die Unendlichkeit, schickten ihn aus dem Mega-Dom im PULS Tradoms an ein fernes Ziel. Ihm blieben die Hoffnung und das Versprechen VAIAS, ihn in das Erste Thoregon zu bringen.
Mit der letzten Empfindung nahm er wahr, dass der Transport nicht wie gewohnt verlief.
Etwas war anders. Er bäumte sich auf, doch es war zu spät. Sein Bewusstsein erlosch ...
*
Perry Rhodan spürte einen Lufthauch. Er war warm und roch nach einer Mischung aus Plastik und Schweiß. Es war sein eigener.
Ich lebe! Erleichtert atmete er ein und aus. Vorsichtig bewegte er Arme und Beine. Sein Rücken schmerzte. Ihm war, als hätte eine unbekannte Kraft sein Innerstes nach außen gekehrt. Er spannte die Muskeln an, öffnete die Augen und musterte die Umgebung. Wo bin ich?
Düsterrotes Glühen wie von einem riesigen Energieschirm umgab den Ort, an dem er lag. Undeutlich erkannte er Konturen. Sie erinnerten ihn an eine hohe Mauer, in regelmäßigen Abständen von Öffnungen durchbrochen – eine Art Balustrade vielleicht. Hinter seinem Rücken ragte eine endlos erscheinende Wand aus dunklem Stahl empor, in der sich das Licht spiegelte. Nirgends fand der Terraner einen Hinweis darauf, wo er sich befand.
Das düsterrote Glühen machte es schwer, Einzelheiten zu erkennen. Der Transfer ist missglückt, dachte er. Ich muss mich immer noch im PULS von Tradom befinden. Dieses Licht, es scheint dasselbe zu sein, das die 800 Kunstsonnen über dem Planeten der Superintelligenz VAIA ausstrahlen.
Perry setzte sich ruckartig auf. Der hufeisenförmige Kragen des Galornenanzugs stützte seinen Nacken. Über seinem Kopf wölbte sich die Projektion des Schutzhelms. Der Pikosyn, von den Technikern der Galornen im Kragen untergebracht, meldete sich.
»Ich habe den Schwerkraftprojektor hochgefahren, nachdem ich einige bisher ungeklärte interne Schwierigkeiten überwinden konnte. Er gleicht die fehlende Anziehungskraft des Untergrunds aus.«
»Ah – gut«, krächzte Rhodan. Sein Rachen war ausgetrocknet. Ein dicker Kloß schien darin zu kleben. »Was sagt der Medocheck?«
»Deine Körperwerte sind in Ordnung. Du hast den Transfer ohne Schaden überstanden.«
Perry Rhodan lachte unwillkürlich auf. Er zweifelte die Analyse des Pikosyns nicht an. Aber die Schmerzen, die er spürte, sprachen eine andere Sprache. Er schaltete den Luftstrom in seinem Helm ab. »Ich war bewusstlos. Wie lange?«
»Vier Tage. Heute ist der 23. Mai.« Gemessen an der kurzen Zeit, die der Gang über die Brücke für gewöhnlich in Anspruch nahm, stellten vier Tage einen beängstigend langen Zeitraum dar.
»Vier Tage«, wiederholte Rhodan. »Und es hat sich nichts ereignet.«
»Niemand hat dein Auftauchen registriert«, bestätigte der Rechner.
Perry Rhodan erhob sich. Er ging auf und ab und dehnte seine verspannten Muskeln, während der Pikosyn mit Hilfe des Orters und des Infrarottasters die Umgebung erkundete. Langsam ließen die Schmerzen nach.
Er aktivierte den Antigrav und schwebte bis zum Rand der Mauer. Das düsterrote Glühen war allgegenwärtig. Es umschloss den Ort seiner Ankunft lückenlos und gleichmäßig.
Der Pikosyn des dunkelblauen Anzugs schloss seine Messungen ab. »Die Strangeness ist mit der unseres Universums identisch. Und du stehst auf der Brüstung eines Mega-Doms.«
Er war folglich in einem PULS herausgekommen. In welchem, das vermochte auch der hoch entwickelte Rechner nicht zu sagen. Rhodan hoffte aber, dass es sich wirklich um das Erste Thoregon handelte.
Rhodan ließ den Pikosyn eine vorsichtige Ferntastung durchführen. Sie lieferte Anhaltspunkte auf einen kugelförmigen Hohlraum innerhalb des roten Glühens, in dem mehrere Objekte existierten. Der Durchmesser des gesamten Gebildes betrug etwas mehr als fünfzigtausend Kilometer.
Im Vergleich mit den ihm bekannten PULSEN war das ein verschwindend geringer Wert. Die Heimat der Helioten hatte er sich größer vorgestellt.
»Es gibt Hinweise auf Hunderte von Raumschiffen, kleinere Fahrzeuge und Sonden«, meldete der schwarze Kragen. »Irgendwo hinter dem Horizont des Mega-Doms existiert ein Gebilde, das Impulse im extrem kurzwelligen Bereich absondert.«
Perry Rhodan schaltete den gravopulsähnlichen Antrieb des Galornenanzugs ein. Dicht über der Balustrade folgte der Terraner der Krümmung des Domes, bis das Gebilde in den Erfassungsbereich des Tasters geriet. Optisch ließ sich nichts erkennen.
»Das Gebilde ist ringförmig«, meldete sich der Pikosyn nach einer Weile. »Es strahlt stark psionisch. Der Durchmesser liegt bei ungefähr dreitausend Kilometern.«
»Wie sicher sind diese Angaben?«, fragte Rhodan.
»Ziemlich sicher. Im roten Glühen des Hintergrunds entstehen in unregelmäßigen Abständen Schwankungen. Sie lassen sich mit den Protuberanzen einer Sonnenoberfläche vergleichen. Das Gebilde schluckt einen Teil davon. Anhand der Strahlungsdifferenz kann ich einigermaßen gezielte Aussagen treffen.«
Sollte das Objekt ...? Nein, es war zu unwahrscheinlich.
Rhodan war in seinem dreitausendjährigen Leben nur einmal einem ringförmigen Gebilde von der energetischen Substanz begegnet, wie es der Pikosyn entdeckt hatte. Das war DORIFER-Tor gewesen, der vierdimensionale Abdruck des Kosmonukleotids DORIFER im Standarduniversum.
Den Gedanken, dass in einem PULS ein solcher Abdruck existierte, empfand der Terraner als absurd und irgendwie verrückt. Der Zugang zu einem Kosmonukleotid im Zentrum eines Thoregons – es passte nicht zusammen. Ganz ausschließen wollte er diese Möglichkeit jedoch nicht.
Er aktivierte sein Funkgerät. »Hier spricht Perry Rhodan, Sechster Bote Thoregons und Solarer Resident der Menschheit. Wer immer mich hört, ich stehe auf der Balustrade des Mega-Doms ...«
Er schickte die Botschaft über das Normal- und das Hyperfunkband, auf Interkosmo, auf Terranisch, in der Sprache der Mächtigen und im Anguela-Idiom Tradoms. Stunden wartete er auf eine Antwort, während er fühlte, wie nach und nach seine Kräfte zurückkehrten. Als sein Ruf nach einem halben Tag immer noch ohne Reaktion blieb, aktivierte er zum zweiten Mal den Gravopulsantrieb des Galornenanzugs.
Der Terraner setzte Kurs auf den seltsamen Leerraum.
*
Rhodan empfand die Homogenität des düsterroten Glühens als künstlich. Der Ur-PULS, wenn er es denn war, wich in seiner energetischen und hyperenergetischen Beschaffenheit von dem ab, was die Terraner in DaGlausch, Segafrendo und Tradom vorgefunden hatten. Ein außeruniverselles Refugium, in das kein Kosmokrat und keiner seiner Helfer eindringen konnte, sah nach ihren bisherigen Erkenntnissen anders aus.
Vielleicht ist das hier nur eine Zwischenstation auf dem Weg ins Erste Thoregon, überlegte er. Ich sollte mich nicht zu weit vom Mega-Dom entfernen.
VAIAS Absicht war gewesen, ihn direkt an das Ziel zu bringen. Dort hatte der Terraner seine Fragen stellen wollen. Er brauchte endlich Gewissheit über die Ziele der silbernen Kugelwesen, die sich Helioten nannten. Sein Wissen über Segafrendo und Tradom führte ihm ohne Unterlass vor Augen, welche Irrwege aus der Entstehung eines PULSES und eines Thoregons resultierten. Die Wirklichkeit sah anders aus, als es die Leitsätze der Thoregon-Agenda vermitteln wollten.
Der Gedanke verband sich für ihn mit einem bitteren Geschmack in seinem Mund. Während er beschleunigte und den Galornenanzug in Richtung einer rund zehntausend Kilometer entfernten Metallkonzentration lenkte, rief er sich die Grundsätze der Thoregon-Agenda in Erinnerung.
Erstens: Thoregon schützt Leben und Kultur seiner Mitglieder.
Zweitens: Der Einzelne ist so viel wert wie das Kollektiv. Das Wohl des Einzelnen soll nicht für übergeordnete Ziele geopfert werden; schon gar nicht den abstrakten Zielen höherer Wesenheiten.
Drittens: Thoregon streitet für Frieden. Thoregon kämpft nicht für die Ordnung oder für das Chaos.
Keiner dieser hehren Grundsätze stimmte mit dem überein, was er in Tradom erlebt hatte. Es passte auch nicht zu dem, was er über die Ereignisse in Segafrendo und Dommrath wusste. Atlans skeptischer Bericht über die Entwicklungen anderer Thoregons hatte die Saat des Zweifels in ihm aufgehen lassen.
Rhodan fragte sich, wo sich sein alter Freund und die SOL derzeit aufhielten. Befand der Arkonide sich noch in Wassermal, wo sie sich von den Pangalaktischen Statistikern neue Informationen erhofften, oder steckten er und das Schiff irgendwo zwischen den Galaxien fest?
Der Galornenanzug trug den Terraner mit wachsender Beschleunigung vom Mega-Dom weg. Die Wandung des gigantischen Gebildes schrumpfte nach und nach, bis Rhodan Schaft und Pilzhut in ihrer vollen Ausdehnung erkennen konnte. Dahinter schob sich die Wölbung eines Planeten hervor. Fast gleichzeitig mit dieser Entdeckung gab der Pikosyn Objektalarm.
»Ich orte weitere Mega-Dome«, erklang die vertraute Stimme in seinem Helm. »Sie umkreisen den Planeten.« Rhodan war froh, sie zu hören. Wie es aussah, stellte der Pikosyn für die nächste Zeit seinen einzigen Begleiter dar.
Mit 104 Kilometern Länge und einem Krempendurchmesser von 89 Kilometern besaßen sie identische Maße.
Perry Rhodan änderte den Kurs. Er hielt auf den Planeten zu, den einzigen natürlichen Himmelskörper, den der Pikosyn innerhalb der düsterroten Sphäre bisher hatte orten können. Wenn es irgendwo Leben gab, dann auf dieser Welt. Und vielleicht wartete dort ein Raumschiff, mit dem er seine Reise fortsetzen konnte – wenn man ihn ließ. Der Terraner wusste nicht, ob der missglückte Transfer auf einen Unfall zurückzuführen war oder ob ihn jemand absichtlich an diesen Ort gebracht hatte.
Er zählte die riesigen Pilzhüte. Erst waren es vier. Nach einer Weile schob sich der nächste hinter dem Horizont des Planeten hervor.
»Ihre Abstände zueinander sind gleich«, fuhr der Pikosyn fort. »Insgesamt müssen es acht Stück sein.«
Wie an einer unsichtbaren Schnur aufgereiht hingen sie über dieser Welt. Der Pikosyn bestimmte den Durchmesser des Planeten mit 14.062 Kilometern, die Schwerkraft mit 0,99 Gravos. Die Achsneigung betrug 19 Grad von der Senkrechten, die Land-Wasser-Verteilung wies ein Verhältnis von 30 zu 70 auf. Statt eines Sterns hingen Kunstsonnen in einem engen Pol-zu-Pol-Orbit und spendeten dem erdähnlichen Himmelskörper Licht und Wärme.
Perry Rhodan schickte den Dauerfunkspruch in Richtung Oberfläche. Noch immer erhielt er keine Antwort. Irgendeine automatische Station musste es auf dieser Welt doch wenigstens geben, die seine Sendung empfing. Selbst wenn sie den Inhalt seiner Botschaft nicht verstand, konnte sie seinen Standort anpeilen.
Über eine Stunde verging. Der Terraner näherte sich dem Planeten bis auf hundert Kilometer.
Endlich meldete der Pikosyn ein Fahrzeug. Es kam hinter dem Mega-Dom hervor, den Rhodan verlassen hatte. Im düsteren Rotlicht zeichnete es sich als tiefschwarzes Gebilde ab. Die Ortung bildete auf der Innenseite der Helmprojektion einen keilförmigen Rumpf von achtzig Metern Länge ab. Der Kurs des Schiffes ließ keinen Zweifel daran, dass es auf den Funkspruch reagierte. Oder gehörte das Schiff denjenigen, die ihn hierher gebracht hatten? Schickten sie sich an, ihre Beute einzusammeln?
Rhodan schaltete den Gravopulsantrieb und den Dauerfunkspruch ab. Im freien Fall beobachtete er die Ankunft des Fahrzeugs. Über Normalfunk versuchte er mit dem Kommandanten oder Piloten Kontakt aufzunehmen. Die Antwort bestand in einem unsichtbaren Traktorstrahl, der ihn in Richtung des Keilschiffs riss.
»Ich aktiviere den Galornenschirm«, sagte der Pikosyn.
Rhodan widersprach. »Nein. Ich weiß nicht, wer das ist, aber ich möchte nicht, dass die Besatzung eine meiner Handlungen als feindlichen Akt auslegt.«
*
In der tiefschwarzen, Licht absorbierenden Oberfläche des Keils schimmerte grünlich eine Öffnung. Ein Energiefeld, das Perry Rhodan entfernt an das Wabern eines überlasteten HÜ-Schirms erinnerte. Der Traktorstrahl bremste den Körper des Terraners ebenso ruckartig ab, wie er ihn beschleunigt hatte. Rhodan durchstieß das Grün, blinzelte in das grelle Licht aufflammender Scheinwerfer, deren Kegel nervös über den Boden tanzten. Er spürte festen Boden unter den Stiefeln. Das Traktorfeld erlosch.
Ein Prallfeld schob ihn vorwärts. Er stolperte in eine leere Halle. Hinter ihm schloss sich das Außenschott, der grüne Schirm verschwand.
Er war allein. Der Umriss einer Tür zeichnete sich an der gegenüberliegenden Wand ab. Rhodan konnte keinen Öffnungsmechanismus erkennen.
»Keine Beobachtungskameras oder optische Felder«, meldete der Pikosyn. »Die Luft ist atembar, die Schwerkraft beträgt 0,99 Gravos. Soll ich den Helm abschalten?«
»Nein, noch nicht.«
Der Pikosyn analysierte die energetischen Emissionen des Schiffes. Die Auswertung ergab, dass der schwarze Keil erst beschleunigte, dann stark verzögerte. Rhodan nahm an, dass das Schiff auf dem Planeten landete. Wenig später nahmen die Emissionen deutlich ab.
Die Tür öffnete sich. Grünlich leuchtende Schatten huschten herein. Sie verteilten sich an den Wänden. Ihre Konturen blieben verschwommen. Ihre Bewegungen wirkten fließend.
Zerrfelder, erkannte Rhodan. Niemand soll ihre wahre Gestalt sehen.
Die humanoide Grundstruktur ihrer Körper war dennoch offensichtlich. Oder versuchte man bewusst, ihn zu täuschen?
»Es ist besser, wenn ich deinen Schutzschirm einschalte«, drängte der Pikosyn.
»Nein.« Dem Terraner war nicht entgangen, dass die metallischen Stäbe in den Händen der viergliedrigen Wesen nicht auf ihn, sondern zur Decke zeigten.
Die Schemen rückten näher, umringten ihn. Ein Dutzend war es; die Verzerrungsfelder zeichneten aus ihren Gesichtern dämonische Fratzen. Der Pikosyn versuchte vergeblich, ihre Tarnung mit dem Taster zu durchbrechen.
Rhodan sprach die Gestalten in der Sprache der Mächtigen an. Die Bewaffneten reagierten nicht. Stattdessen drängten sie ihn zur Tür. Durch einen Korridor ging es bis zu einem Schacht mit quadratischem Grundriss. Gemeinsam sanken sie abwärts.
Das Antigravfeld setzte ihn unmittelbar neben dem Rumpf des Keilschiffs ab. Diffuse Tageshelle empfing ihn. Das gelbe Licht der Kunstsonnen vermengte sich mit dem roten Glühen des Weltraums zu einem Himmel von verwaschenem Orange. Die Umgebung des Landeplatzes schimmerte in der Farbe des Firmaments. Rhodan fiel es schwer, in diesem Licht Einzelheiten zu erkennen.
Abwartend blieb Rhodan stehen. Die Gestalten öffneten eine Gasse für ihn. Erwartungsvoll schritt er aus, den Blick nach vorn gerichtet. Weit und breit sah er kein Lebewesen in dieser wüstenähnlichen Landschaft aus gelben, beigen und hellroten Farben. Erst beim zweiten Hinsehen entdeckte er so etwas wie Gebäude. Sie schmiegten sich an einen Hintergrund, den Rhodan zunächst für einen Dünenwall hielt.
Noch immer gaben die seltsamen Gestalten keinen Ton von sich. Sie rückten zusammen, machten kehrt und verschwanden im Schiff.
Die Aufgabe der Stummen bestand darin, dich hierher zu bringen, überlegte Rhodan. Das haben sie getan. Jetzt fliegen sie wieder ab.
Er täuschte sich. Das Keilschiff entwickelte keine energetischen Aktivitäten. Es blieb an Ort und Stelle.
Der Terraner setzte sich in Bewegung. Mit langen Schritten marschierte er in Richtung der Gebäude. Der Pikosyn meldete, dass das Schiff ein Schirmfeld projizierte. Es besaß einen Durchmesser von zweihundert Metern und überspannte den Landeplatz kuppelförmig. Der Schirm arbeitete auf der Basis von Potentialverdichtung. Näherte sich Rhodan der unsichtbaren Grenze, nahm die Feldstärke zu. Entfernte er sich, verlor das Feld an Leistung.
Der Auftrag seiner Bewacher lautete eindeutig, ihn in der Nähe des Schiffes zu halten.
Rhodan stapfte dessen ungeachtet den Gebäuden entgegen, die keinen besonders einladenden Eindruck machten. Nach Behausungen von Helioten oder von technisch hoch stehenden Völkern eines Thoregons sahen sie nicht aus.
Der Transfer hat nicht so funktioniert, wie VAIA es sich vorgestellt hat!
Langsam begann er sich damit abzufinden, dass er zwar in einem Mega-Dom, aber nicht im Ersten Thoregon herausgekommen war. Er sandte ein weiteres Mal einen Funkspruch aus. Aber auch diesmal nahm niemand Notiz von ihm.
Da nahm er zwischen den Gebäuden eine Bewegung wahr. Die Gestalt erinnerte ihn an einen Menschen.
Perry Rhodan stieß einen Ruf aus und rannte los.
»Du hast dich getäuscht. Da ist nichts«, meldete sich der Pikosyn.
»Vielleicht ein Tier ...«
»Auch kein Tier. In der Siedlung gibt es keine Lebewesen. Meine Sensoren hätten es mir gemeldet.«
Die Konturen dessen, was Perry Rhodan für Gebäude hielt, gewannen zusehends an Schärfe. Er unterschied einzelne Häuser, die diagonal gestaffelt bis zur Düne reichten. Rhodan erkannte Fenster, Türen und Tore von der Größe einer Hauswand. Die Satteldächer setzten sich mit einem etwas dunkleren Ton von den sandfarbenen Wänden ab.
Wieder sah er eine Bewegung. »Da vorne!«, rief er. »Zwischen den Gebäuden!«
»Ein Schatten, mehr nicht«, antwortete der Pikosyn. »Vermutlich ein loses Teil einer Wand oder ...«
»Vergiss es.«
–