Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Epilog
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2301
Im Kolonnen-Fort
Drei gegen das Chaos – sie sind Gejagte in TRAICOON 0098
Hubert Haensel
Auf der Erde und den zahlreichen bewohnten Planeten der Milchstraße ist das Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung angebrochen – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung. 13 Jahre sind vergangen, seit eine Veränderung der kosmischen Konstanten die Galaxis erschütterte.
Seither hat sich die Lage normalisiert: Der interstellare Handel funktioniert wieder, die Technik macht neue Fortschritte. Es scheinen friedliche Zeiten zu sein. Als Perry Rhodan die Vertreter aller galaktischen Völker zu einer Konferenz nach Terra ruft, ahnen weder er noch die Besucher, dass bereits ein neuer Krieg begonnen hat. Dahinter stecken Mächte, die fremd in der Milchstraße sind.
Im Herzen der Liga Freier Terraner kommt es zu einem schrecklichen Blutbad unter den Staatsoberhäuptern, ausgeführt von zwergwüchsigen Meuchelmördern. Rhodan und einige wenige entkommen dem Attentat.
Ein Team wagemutiger Siganesen heftet sich auf die Spur der Assassinen – die kleinen Menschenabkömmlinge befinden sich kurz darauf in allerhöchster Gefahr: Sie operieren IM KOLONNEN-FORT …
Demetrius Luke – Der Resident von Siga beweist Mut, Entschlossenheit und Risikobereitschaft.
Dani Queenz – Die Siganesin bewahrt einen kühlen Kopf.
Ashlon Fogel – Der Minister sieht sich den Tücken der Technik ausgesetzt.
Zon Facter – Die Mikro-Bestie muss kämpfen bis zum bitteren Ende.
Der Duale Kapitän – Der Befehlshaber der Chaoskräfte erweist sich als unerbittlich.
Perry Rhodan empfand den Sonnenuntergang über Terrania City wie ein böses Omen. Sekundenlang schloss er die Augen und gab sich seiner Trauer hin.
Die Aufbaukonferenz für den Frieden war auf grausame Weise schief gegangen: Hunderte hochrangiger Diplomaten vieler galaktischer Völker hatten ihr Leben verloren, weil Terras Garantie für ihre Sicherheit nichts wert gewesen war.
»Ein blutiges Menetekel!«
Rhodans Lippen bebten. Mit einer Präzision, die ihn entsetzte, hatten die Assassinen des Chaos zugeschlagen und damit die Fronten abgesteckt.
Dieser Angriff bedeutet Krieg – nicht nur gegen die Menschheit allein oder gegen die gesamte Milchstraße, dachte der Terraner bitter. Alle Galaxien im Umfeld von Hangay werden in diesen Strudel hineingerissen werden …
Sah er bereits schwarz, verlor sich in den Visionen eines Pessimisten? Perry Rhodan wünschte, es wäre so gewesen; sehr viel hätte er sogar dafür gegeben.
Zu oft hatte er schon die Heimat verteidigen müssen, anstatt seine potenzielle Unsterblichkeit für die Verwirklichung der großen Ideen von Frieden, Wohlergehen und Partnerschaft zwischen allen Geschöpfen des Universums zu nutzen. Leider war das über Jahrhunderte aufgebaute Zusammengehörigkeitsgefühl der galaktischen Völker in letzter Zeit zerstört worden. Rhodan glaubte dennoch daran, dass die Völker der Galaxis zusammenarbeiten würden.
Wenn sie dazu gezwungen sind, werden alle Völker Seite an Seite kämpfen! Arkoniden und Antis ebenso wie Springer und Cheborparner, Naats, Topsider, die Giftgasatmer … Auch Haluter, Akonen und Blues, die keine Delegationen entsandt hatten. Die Großen ebenso wie die unbedeutenden Zwergstaaten, die nicht einmal über eigene Raumschiffe verfügten. Wenn er die aufziehende Bedrohung richtig einschätzte, würde keinem eine Wahl bleiben. Alle mussten zu einer neuen galaktischen Gemeinsamkeit zusammenfinden.
Tief atmete der Terraner ein.
Es gab keinen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die Mordanschläge in der Solaren Residenz waren so etwas wie der Paukenschlag, mit dem eine Symphonie des Untergangs eingeläutet worden zu sein schien; gleichwohl waren sie nur ein unbedeutendes Puzzleteil im kosmischen Geschehen.
Die Bedrohung manifestierte sich erst, aber Systemalarm war ausgelöst.
Wir befinden uns in der Situation eines Ameisenstaates, in dessen Bau jemand einen Ast hineingestochen hat.
Irgendwo da draußen, nicht weit von der Erde entfernt, wartete eine Basis des Chaos. Perry Rhodan ballte die Fäuste.
Blutig rot sank die Sonne unter den Horizont.
Fall Mandelbrot, der Angriff der Chaosmächte, war eingetreten. Goliath gegen David oder – schlimmer noch – die Völker der Milchstraße tatsächlich wie aufgescheuchte Ameisen, die ein rücksichtsloser Wanderer unter seinen Stiefeln zertrat.
»Meldungen von der Heimatflotte?«, fragte Rhodan.
»Bislang liegen keine Ortungsergebnisse vor!«, antwortete eine weich modulierte positronische Stimme.
Der Terranische Resident schwieg dazu. Er reagierte zu ungeduldig. Niemand konnte erwarten, dass die gegnerische Basis innerhalb weniger Stunden aufgespürt wurde.
In Formation jagten Raumschiffe durch die Atmosphäre und zogen Schweife ionisierter Gase hinter sich her.
»Eine Verbindung zu Malcolm Scott Daellian!«, verlangte Rhodan hart.
Sekunden später hing die künstlich modulierte Stimme des Residenz-Ministers für Wissenschaft und Technik im Raum. »Wohin soll die Reise gehen?«, fragte Daellian ohne jede Vorrede.
Um Rhodans Mundwinkel zuckte es verhalten. »Luna!«, sagte er, ohne den Blick von dem glühenden Nachthimmel abzuwenden.
»Alle Teams arbeiten ohnehin unter Hochdruck. Seit heute Nachmittag haben sich die Beteiligten zudem bereit erklärt, Doppelschichten zu übernehmen …«
»Ich fürchte, das genügt nicht. Das ist zu wenig.«
Hatte er sich nicht eben selbst einige Minuten Auszeit inmitten der allgemeinen Hektik gegönnt? Aber war das wirklich der richtige Moment dafür? Auf dem Absatz wandte Perry Rhodan sich um.
»Die Fertigstellung muss in allerhöchster Eile vorangetrieben werden!«, drängte er. »Koste es, was es wolle. Wir brauchen die Ergebnisse am besten vorgestern!«
Sein Aufschrei hallte durch die Dunkelkapsel. Weder Schmerz noch Zorn drückten sich darin aus, sondern schlicht Unverständnis. Es war ihm unbegreiflich, dass seine Assassinen sich wie Stümper hatten abschlachten lassen.
Und er selbst?
Mit dem Schrei war er aufgeschreckt, doch ebenso abrupt verstummte er. In einem Alptraum hatte er dem Dualen Kapitän gegenübergestanden.
Nur ein dumpfes Grollen quoll aus Zon Facters Kehle. Seine Finger verkrampften sich, als er die Handlungsarme anwinkelte und die aufgebrochene, verdorrte Haut spürte …
Zon Facter konnte das pulsierende Toben in seiner linken Körperhälfte nicht länger ignorieren. Zerfetzte Überreste der Kampfkombination waren mit ihm verbacken, doch die Haut löste sich bereits großflächig ab und legte blankes, sprödes Fleisch bloß, das von geronnenem Eiweiß bedeckt wurde.
Mühsam versuchte der Assassine, seine Körperstruktur zu verhärten. Die Verletzung reichte vom Ansatz des Laufarms bis in die Mitte des Oberschenkels. Nie war er bei der Erfüllung eines Auftrags auf solchen Widerstand gestoßen, und dass Delinquenten ihm gar eine Falle gestellt hatten, das fraß an seinem Selbstverständnis.
Zon Facter entblößte sein Raubtiergebiss. Die Terraner hatten zufällig richtig reagiert. Sie hatten Glück gehabt, mehr nicht.
Etliche Bestien der Terminalen Kolonne TRAITOR waren tot … Glück?
Facters Finger verkrallten sich in dem verbrannten Fleisch. Ruckartig fuhr seine Hand dann abwärts. Er riss das taube Gewebe ab, das sich nicht mehr molekular verhärten ließ. Der Schmerz schlug über ihm zusammen wie eine Feuerlohe. Vor seinem inneren Auge explodierte diese unbedeutende Galaxis im Vorfeld der entstehenden Negasphäre in einem grellen Funkenregen.
Vielleicht würde wirklich nicht viel mehr von dieser Sterneninsel übrig bleiben.
Wen interessierte das schon?
Ein paar taube Fleischfetzen noch. Zon Facter schleuderte sie angewidert von sich. Endlich war die Wunde sauber und konnte sich regenerieren.
Aus zwei schlecht funktionierenden Augen starrte er auf die Ortungswiedergabe. Das Stirnauge lieferte nach wie vor überhaupt keine Bilder.
Seine Dunkelkapsel hatte Terra längst verlassen. Die automatische Rückkehr war programmiert.
Mit einer hastigen Schaltung ging Zon Facter auf manuelle Funktion. Er musste sich erst über einiges klar werden. Über diese Galaxis, über Terra und wie er dem Kapitän das Missgeschick erklären sollte.
Die Assassinen hatten einen Auftrag nur unzureichend erledigt.
*
Fast vier Mannslängen hoch war der Korridor, der in einen halbkreisförmigen Raum mündete. Kein Zweifel, vor ihnen öffnete sich die Zentrale des eigenartigen Raumschiffs.
Im letzten Moment, als Ashlon Fogel blindlings an ihm vorbeistürmte, packte Demetrius Luke zu und bekam den Minister für Technologische Entwicklung gerade noch am Arm zu fassen. Ashlon schien die fünf hufeisenförmigen Arbeitspulte völlig übersehen zu haben.
Wahrscheinlich wollte er Dani mit seinem Mut imponieren, aber er verwechselte Mut mit Leichtsinn, fand Demetrius.
Ashlon vollführte eine jähe Drehung zur Seite, missbilligend streifte sein Blick die Hand des Regierungschefs, die seinen Unterarm umklammerte, und schon öffnete er den Mund … nur ließ Lukes abwehrende Geste ihn ebenso abrupt innehalten.
In einem der wuchtigen Sessel kauerte die Miniatur-Bestie, der sie an Bord gefolgt waren.
Was macht dieses Monstrum? Die Frage blieb unausgesprochen, doch jeder der drei fixierte die vierarmige Kreatur, deren Äußeres so verblüffend einem Haluter glich.
In diesem Moment stieß der Assassine erneut sein ohrenbetäubendes Brüllen aus.
Fogel wurde bleich und wich zurück. Seine Rechte tastete nach dem Waffenholster, aber er zog den Strahler nicht. Dani stand neben ihm und hob beschwichtigend ihre Hand.
Sie waren auf den Assassinen angewiesen. Ohne die Bestie würden sie mit dem fremden Raumschiff nirgendwohin gelangen. Weder nach Terra zurück – der Planet war nur noch als schmale Sichel in einer der ringsum aktiven Bildprojektionen zu erkennen – noch an das Ziel des Mörders.
Die Bestie war schwer verletzt. Sekundenlang schien sie in ihrer schrägen Haltung zu erstarren, dann kratzte sie sich das verbrannte Fleisch von den Knochen.
Dani Queenz würgte, als das Zellgewebe quer durch die Zentrale flog.
Augenblicke später sackte die Bestie wie tot in sich zusammen.
»Ich glaube, wir können uns jetzt wieder unter…«
Demetrius Luke wirbelte herum.
»…halten«, vollendete der Minister stur. »Die Funkreichweite ist nach wie vor auf ein Minimum justiert.«
Luke schürzte die Lippen. Für einen Moment blickte er den Freund durchdringend an.
»Ash … in der Zentrale gibt es möglicherweise Sensoren, die jeden Atemzug überwachen.«
»Dann wird ebenso die Streustrahlung unserer Deflektoren registriert, mit Verlaub gesagt.« Geflissentlich überhörte Fogel die Verballhornung seines Namens.
»Minister«, sagte Dani Queenz scharf, »du bist unmöglich.«
Fogels Augen lächelten. Aber schon im nächsten Moment entgleisten seine Gesichtszüge. Irgendetwas geschah. Schwache Vibrationen durchliefen das Raumschiff, das sie alle drei mittlerweile auf eine Länge von annähernd sieben Metern schätzten.
Es gab zwei geräumige Korridore – einer im unteren Rumpfbereich, der von der Bugschleuse geradlinig Richtung Heck verlief, der andere darüber, schätzungsweise in halber Höhe des Schiffes, aber nicht so lang. Ein Antigravschacht verband beide Niveaus.
Über eine Bildprojektion in der Schleuse hatten sie verfolgen können, wie das Schiff Terrania City verlassen hatte. Schnell war der blaue Planet kleiner geworden, doch keines der terranischen Wachschiffe im Orbit hatte das Feuer eröffnet. Nicht einmal die imperiale Thronflotte des Arkoniden Bostich.
Weil das fremde Objekt allen Ortungen ebenso entzogen war wie der optischen Beobachtung.
Demetrius Luke dachte an die für ihn anfangs unsichtbare Schleusenrampe. Schrittweise hatte er den festen Boden ertastet, und erst als er das Raumschiff schon fast betreten und einen offensichtlich tarnenden Energievorhang durchbrochen hatte, war es wie aus dem Nichts heraus entstanden.
Mit aufgerissenen Augen starrte Dani Queenz auf die Bildwiedergabe vor der Bestie. Etwas kam näher, und das war keineswegs nur der Reflex eines Asteroidenschwarms, das waren Raumschiffe.
»Kampfschiffe der Heimatflotte Sol!«, jubelte Ashlon.
Dani wandte sich ruckartig zu ihm um. »Sie werden das Feuer eröffnen? Und wir …«
Ein neu entstehendes Hologramm bildete die näher kommenden Schlachtschiffe ab. Es waren acht ENTDECKER-Raumer.
»Sie müssen nicht einmal auf uns schießen«, flüsterte Ashlon Fogel. »Es genügt, wenn sie uns mit ihren Paratronschirmen streifen.« Verwirrt kniff er die Brauen zusammen. »Was soll das? Ist die Bestie blind?«
Das verwundete Monstrum hatte sich aus seinem Sessel gewuchtet und auf beide Armpaare sinken lassen. Für den Bruchteil eines Augenblicks starrte der Koloss die Siganesen an und stieß ein unheilvolles Grollen aus, dann wälzte er sich herum und krachte mit der unverletzten Schulter gegen ein undefinierbares Aggregat.
Wieder dieser wilde, brennende Blick in die Runde, als spürte der Assassine, dass er beobachtet wurde. Fogel tastete erneut nach seinem Strahler.
Ein heller Ton hing plötzlich in der Luft. Distanzalarm?
Die Bestie schien erst jetzt auf die ENTDECKER aufmerksam zu werden – und ignorierte sie mit einem Laut, der zweifellos Verachtung ausdrückte. Ihre Fäuste droschen auf das kantige Aggregat herab. Stahlplastik zerplatzte, und ein zähflüssiger Brei quoll aus den Rissen hervor. Mit drei Händen schaufelte die Bestie das Zeug in sich hinein, nur der Arm unmittelbar an der klaffenden Wunde hing schlaff herab.
»Wir liegen gleich im Wirkungsfeuer der Terraner, aber der Kerl denkt nur ans Essen.« Dani seufzte.
Sekunden später waren die ENTDECKER vorbei und verloren sich rasend schnell zwischen den Planeten.
»Sie haben uns nicht bemerkt«, ächzte Fogel.
»Natürlich nicht«, erwiderte Luke. »Niemand kann dieses verfluchte unsichtbare Raumschiff orten.«
Die Wortwahl ließ den Minister zwar zusammenzucken, aber er schwieg. Früher hatte es derartige verbale Entgleisungen nicht gegeben.
»Früher, Minister«, sagte Dani Queenz, als könne sie seine Gedanken lesen, »da war vieles anders. Dabei bist du der Jüngste von uns.«
Er schaute sie an, schürzte die Lippen und wurde fast dunkelgrün im Gesicht.
Stärkere Vibrationen durchliefen das Raumschiff. Ein seltsames Summen hing in der Luft.
Das gewohnte Bild der Milchstraße verschwand aus den Holos, es wich einem undefinierbaren Wogen.
»Überlichtflug«, kommentierte Luke. »Wir verschwinden aus dem Solsystem.«
*
Einen Moment lang hatte Zon Facter den Eindruck, nicht mehr allein an Bord der Dunkelkapsel zu sein. Er wandte sogar den Oberkörper und versuchte, mehr zu erkennen als nur grob umrissene Schemen. Seine Augen regenerierten sich, doch der Vorgang würde geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Natürlich war da niemand. Die anderen überlebenden Assassinen hatten Terra schon vor ihm verlassen. Nach dem unerwarteten Widerstand in der Solaren Residenz hielt sich ohnehin besser jeder von ihm fern. Zon Facter hätte für die Unversehrtheit eines Begleiters nicht garantieren können.
Er mahlte mit den Kiefern. In den Flug der Dunkelkapsel brauchte er nicht einzugreifen, auch ohne sein Zutun würde sie zum Kolonnen-Fort TRAICOON 0098 zurückfinden und während des Fluges unbehelligt bleiben. Das war nicht das Problem.
Die wirkliche Schwierigkeit bedeutete der Duale Kapitän.
Seltsame Geräusche fraßen sich in Facters Überlegungen fest. Hörte er wirklich leise, kaum wahrnehmbare Schritte …
Zum ersten Mal hatte er lediglich einen Teilerfolg erreicht. Seine Aufgabe war es gewesen, alle in der Solaren Residenz auf Terra versammelten Entscheidungsträger dieser Galaxis auszulöschen. Vermutlich hatten seine Assassinen aber nur zwei Drittel der Delegierten vom Leben zum Tod gebracht, und ausgerechnet die einflussreichsten Delinquenten, Perry Rhodan und Gaumarol da Bostich I., gehörten nicht zu den Opfern.
Zon Facter stufte das als eher unbedeutend ein. Bislang hatte er nicht einmal Abbildungen dieser Spiralgalaxis im Außenbereich von Hangay gekannt, die meisten Namen und Orte waren des Merkens nicht wert.
Wie auch immer, das Vorgehen der Assassinen hatte bei den Galaktikern auf jeden Fall tiefes Entsetzen hinterlassen, unabhängig davon, ob dreihundert Würdenträger und ihr Gefolge getötet worden waren oder nur zweihundert. Ohne das für die Assassinen geltende Verbot, Explosivwaffen und schwere Geschütze einzusetzen, hätten sie wie im Rausch nicht nur die Solare Residenz samt allem Leben an Bord vernichtet, sondern die Stadt Terrania ebenfalls und wahrscheinlich gleich den ganzen Kontinent.
Das war es, wonach Zon Facter sich sehnte: einmal nicht an Grenzen zu stoßen und dem angeborenen Zerstörungstrieb endlich freien Lauf lassen zu dürfen.
All jene, die den Anschlag überstanden hatten, würden sich ihres vermeintlichen Glücks ohnehin nicht sehr lange erfreuen können. Sobald die Chaos-Geschwader von TRAITOR eintrafen, würden die Lebenden die Toten beneiden.
Wichtig für ihn war eine schnelle Regeneration, und dafür benötigte sein Körper die Zufuhr proteinreicher Nahrung.
Der Chaos-Assassine wandte sich dem Versorgungsautomaten zu und reagierte überreizt, als die Produktion nicht sofort anlief. Augenblicke später gab es keine störrische Ausgabeeinheit mehr, und Zon Facter stopfte in sich hinein, was aus dem Aufzuchttank nach oben quoll.
Nur nebenher registrierte er, dass die Dunkelkapsel nach seiner Programmierung in den Überlichtflug ging. Selbsttätig hatte der Supratron-Generator die abschirmende Hyperraumblase aufgebaut. Bald würde die Kapsel in TRAICOON 0098 einfliegen.
Zon Facter konnte seine wachsende Unruhe nicht mehr verbergen. Irritiert vergaß er sogar, die nachquellende Nahrung hinunterzuschlingen.
Wusste der Duale Kapitän inzwischen, dass die Aktion auf Terra unplanmäßig verlaufen war?
Wir haben viele getötet!, dachte Facter.
»Alle Entscheidungsträger dieser Galaxis sollten im Vorfeld ausgeschaltet werden!«, würde der Duale Kapitän ihm entgegenhalten. »Ich bin es gewohnt, dass meine Befehle befolgt werden.«
Zon Facter zitterte. Vor nichts und niemandem fürchtete er sich. Wäre das anders gewesen, hätte er längst die Projektormündung der eigenen Waffe an seine Stirn gesetzt und den Auslöser betätigt.
Doch … einen fürchtete er.
»Zon Facter …!« Er riss die Handlungsarme hoch und verkrampfte die Hände um seinen Schädelkamm, als er wieder die eisige Stimme zu hören glaubte.