Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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7.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2324
Traitanks über Drorah
Ultimatum für Akon – drei Tage für Ma'tam Forman
Hans Kneifel
Auf der Erde und den Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung. 13 Jahre sind vergangen, seit eine Veränderung der kosmischen Konstanten die Galaxis erschütterte. In dieser Zeit erreicht die Terminale Kolonne TRAITOR die Milchstraße. Diese gigantische Raumflotte gehört zu den Chaosmächten, die mit der Galaxis ihre eigenen Pläne verfolgen.
Sogenannte Kolonnen-Forts entstehen überall, um die zivilisierten Welten unter die Knute TRAITORS zu zwingen. Eines dieser Forts – TRAICOON 0098 – wird im Solsystem zerstört, doch sein Kommandant kann fliehen.
Mit der Entsendung der Dunklen Obelisken auf die wichtigsten Planeten der Milchstraße schreitet die Machtübernahme der Kolonne weiter fort. Terra als einziger Planet schafft es, sich hinter einem Schutzschirm in Sicherheit zu bringen.
Nacheinander fallen die anderen Welten unter die Kontrolle TRAITORS. Zuerst wurde Arkon besetzt, und nun sind auch die stolzen Akonen betroffen – denn es erscheinen TRAITANKS ÜBER DRORAH …
Forman tan Porgenia – Der Ma'tam des Regierenden Rates von Akon will die Macht Drorahs weiter sichern.
Gherzzon – Der Mor'Daer lenkt die Geschicke des Blauen Systems im Sinne der Terminalen Kolonne.
Dorn Tevomor – Der Galakto-Soziologe geht seiner Berufung als Oppositionsführer nach.
Irven tan Okaylis – Der weibliche Rat des Südmeer-Archipels unterhält eine besondere Beziehung zum Ma'tam.
Forman stützte sich auf die Brüstung der Innenterrasse und sah zu, wie ein Regierender Rat oder dessen Sekretär auf der zweiten Ebene des Palasts den Fuß auf einen der Kontaktsterne setzte und auf der großen Palladium-Silber-Intarsie stehen blieb. Als ihn der gerichtete Schall aus dem Kunstwerk traf, schloss er die Augen und gab sich den kombinierten Informationen hin: Bilder, Musik, technische Erläuterungen und der historische Kommentar umschmeichelten alle seine Sinne und hüllten ihn in die Schilderung einer Phase der langen, erhabenen Geschichte Akons ein.
Im Bauwerk der Historischen Säule, am stumpfen oberen Ende in zwölf Metern Höhe, fehlten noch vier Holo-Subelemente. Die Elemente, zylindrische Scheiben von etwa fünfzehn Zentimetern Dicke und einem knappen Meter Durchmesser befanden sich in der Endphase der Entwicklung und würden die Spitze des kegelförmigen Turms bilden, der sich in der Eingangshalle des Ratspalastes von Konar über vier Stockwerke erhob.
Forman tan Porgenia arbeitete selbst an der Komposition der letzten Elemente; die Jahre 1235 bis, vorläufig, 1335 NGZ, ein Jahrhundert der Entwicklung und des Triumphs des E-Kom, des Energiekommandos, würde er gestalten, Forman, der E-Kom-Ma'tam des Regierenden Rates, den die Vollversammlung vor vier Jahren einmütig zum mächtigsten Mann der herrschenden Gesellschaftsschicht bestimmt hatte.
Die unterste holografische Ebene der Historischen Säule begann mit der Schilderung der Zustände im Blauen System, nachdem vor etwa 2800 Jahren der das System umhüllende blaue Schutzschirm desaktiviert wurde. Damals, als die freiwillige Isolierung der Akonen endete, begannen die Träger der Namen und die Bedeutung des Hochadels zu steigen. Sowohl Formans Vorgängerin Nad'ehu, die Hohe Frau, als auch Forman selbst entstammten einer der 78 Hochadelsfamilien, deren Macht sich im Regierenden Rat von Akon konzentrierte.
Zufrieden sah Forman tan Porgenia zu, wie hingebungsvoll und stolz der Zuhörer die große Vergangenheit in der Geschichte Akons förmlich in sich aufsog. Mit einem kühlen Lächeln – anderen mochte es kalt und zynisch vorkommen – wandte sich Ma'tam Forman ab und ging mit entschlossenen Schritten in seine Arbeitsräume zurück.
Er dachte einige Minuten lang nicht an das gewaltige, auf unerklärliche Weise düster wirkende, stiftähnliche Etwas, das seit 20 Tagen als unübersehbares, drohendes Ärgernis mitten in der Hauptstadt stand, unterhalb des Hügels, auf dem sich der Ratspalast 280 Meter hoch erhob. Den, wie sie ihn nannten, Dunklen Obelisken …
*
Schweigend und in sich gekehrt genoss der Oberste Rat die kurze Ablenkung. Als sich Forman tan Porgenia in den Sessel fallen ließ und die Ansammlung der blinkenden Nachrichtengeräte auf seiner Schreibtischplatte anstarrte, ergriff ihn wieder die Anspannung, die sich über alle Akon-Planeten ausgebreitet hatte – und die kalte Ahnung der Furcht. Er glaubte an die rationale Beherrschbarkeit der Welt und fürchtete nichts mehr als den Moment, wenn sie außer Kontrolle geriet.
Die Macht und der allgegenwärtige Einfluss des Energiekommandos, die seit dem Jahr 1340 stetig zugenommen hatten, waren definitiv bedroht. Ma'tam Forman hörte die letzten Nachrichten ab, die aus allen Teilen des Systems und vielen Außenposten eingetroffen waren; das Wichtigste, professionell aufbereitet, aus dem E-Kom-Funknetz geheimer Informationen, nur ihm und wenigen anderen adligen Räten zugänglich. Schweigend, in ohnmächtigem Zorn registrierte er eine Meldung nach der anderen.
»Dieser kosmische Abschaum!« Forman hob die Faust und ertappte sich dabei, dass er mit den Zähnen knirschte. »Und das uns! Den Akonen!«
Sekunden später hatte er sich wieder gefangen. Seit er denken und empfinden konnte, war seine Fähigkeit, sich der harten Wirklichkeit zu stellen, deutlich ausgeprägt gewesen. Aber jedes Mal, wenn er den Kopf hob und durch die Panoramascheiben des Bürotraktes den Obelisken inmitten der 35-Millionen-Stadt Konar sah, erkannte er, dass das Gleichgewicht zwischen Macht und Realität erheblich gestört war.
Die vierkantige Säule, 235 Meter hoch, in 170 Metern Höhe durchbrochen von zwei Seitenarmen, die jeweils 75 Meter auskragten, war hyperphysikalisch im Gravitationsfeld des Planeten verankert. Ein mächtiger Pfahl mitten im Kontinent K'Aromsch, im Zentrum »seiner« Stadt, der Hauptstadt, und in Sichtweite des Ratspalasts. Bedeutete der Obelisk schon eine Kampfansage? Forman war vorbereitet; er ahnte, dass sich bald bedrohliche Ereignisse häufen würden.
»Einer von mehreren Obelisken – an verschiedenen neuralgischen Punkten der Galaxis«, murmelte er vor sich hin, während er weiterhin Meldungen verglich und Bedeutungen herauszufinden versuchte. »Wir Akonen im System und auf Drorah? Schutzlos ausgeliefert? Dieser Terminalen Kolonne? Nicht, solange ich noch klar denken kann! Dennoch …«
Die beiden langen Seitenarme des Dunklen Obelisken mit ihren fünf Metern Durchmesser waren mit einiger Wahrscheinlichkeit Empfangs- und Sendeantennen. Der Rat Drorahs verfügte nicht über derart subtile Messmethoden, aber seine Agenten hatten gemeldet, dass die anderen Obelisken ultrahochfrequente Peilimpulse abstrahlten, die mit herkömmlichen Hyperfunkgeräten nicht zu empfangen waren.
Einige Sekunden lang weilte der Blick Formans auf dem Häuflein unentwegter Demonstranten jenseits der Säulen des Arkadenganges, die hektisch ihre blinkenden holografischen Transparente bewegten, dann murmelte er: »Peilimpulse! Was oder wer soll hierher ins Herz aller galaktischen Zivilisation geführt werden?«
Er zuckte die Achseln, eine Geste, die selbst das jüngste akonoide Volk, die Terraner, übernommen hatte. Es war furchtbar. Für die paar Dutzend der Protestierenden, die der junge Dorn Tevomor scheinbar unverdrossen anführte, musste es scheinen, dass der Rat gegen die fremde Bedrohung nichts unternahm. Verzeihbare Irrtümer der akademischen Jugend! Aber dieser Eindruck täuschte. Täuschte sie alle – auch die unbekannten Fremden.
»Diese Ruhe ist ein trügerischer Zustand.«
Längst hatte der Rat jedes einzelne Schiff der Heimatflotte mit einem präzisen Auftrag versehen: Bereitschaft, bereit zu Start und Angriff, wenn auch vorläufig ohne Ziel, so lauteten die Befehle. Ungefähr 2000 akonische Raumschiffskommandanten und deren Besatzungen waren gewarnt.
Mit gewohnter Schnelligkeit, zuverlässig und überlegt arbeitete der Ma'tam sämtliche Informationen ab. Dank der Maximen des Energiekommandos, das sich geschworen hatte, Drorah wieder zur alten Macht und galaktischer Bedeutung zurückzuführen, wurden alle Veränderungen im Schutz offizieller Geheimhaltung vorgenommen. Sichtbarer Ausdruck dieser lautlosen Vorgänge waren Spitzelei und Militarismus – so jedenfalls bezeichneten es die Idealisten um Dorn Tevomor, die unverzagt seit Monaten außerhalb der Bannmeile des Palasts demonstrierten.
Forman sprang auf, lief einige Male hinter seinem Schreibtisch hin und her und dehnte seine Muskeln. Seine aufgestaute Unruhe würde er heute Nacht, irgendwann um Mitternacht, bei der leidenschaftlichen Irven tan Okaylis betäuben, dem weiblichen Rat des Südmeer-Archipels. Auch Irven war Angehörige des Energiekommandos.
»Habe ich etwas vergessen?«, fragte er sich lauernd.
In der Holoprojektion erschienen die Kurzfassungen der Informationen. Seit das Energiekommando zusammen mit den Báalols den behäbigen Regierenden Rat abgelöst hatte, liefen sämtliche administrativen Vorgänge in einem Zehntel der Zeit und darüber hinaus mit militärischer Präzision ab. Das Netz, das vom E-Kom über weite Bezirke der Milchstraße ausgeworfen worden war, und alle seine Knoten arbeiteten mit progressiver Zuverlässigkeit.
Den größten Teil dieser Entwicklung schrieb sich zu Recht Ma'tam Forman tan Porgenia zu.
»Nein«, bestätigte er sich leise. Er hörte Erbitterung aus seiner eigenen Stimme heraus. »Nichts ist vergessen worden.«
Er schloss die Augen und kontrollierte das Abbild der gegenwärtigen Situation. Die Erregung blieb, die Anspannung kannte gegenwärtig weder Grund noch Anlass zum Handeln. Irgendetwas Gefährliches bahnte sich an. Aber niemand vermochte es zu definieren, während es herankam, unsichtbar, lautlos und aus unbekannten Tiefen des Universums. Ahnungen waren keine Tatsachen; es fehlten Beweise. Noch.
Das Schott zu seinen Wohnräumen glitt lautlos auf. Sie nahmen einen Teil der Stockwerke unterhalb des Tagungssaals ein, weit oberhalb der 125 subplanetaren Ebenen, in denen verschiedene Ministerien, Büros, Verwaltungen und Schutzräume, technische Zentralen, die gesamten, zusätzlich gesicherten Kommunikationseinrichtungen und Notquartiere untergebracht waren. Das Bauwerk reichte tief in den gewachsenen Fels der Halbinsel hinein, an der Stelle, wo die Lo-Ran-Halbinsel mit dem Festland der Konar-Bucht verschmolz.
Vor Forman, in einem System winziger Fesselfelder und Trägerplatten, befanden sich Hologrammwürfel, Akustikspeicher und miniaturisierte Rechner. Sämtliche Bauteile des schrankgroßen, runden Arbeitsmodells strahlten und blinkten in unterschiedlichen Farben. Forman setzte sich in den großen Kontursessel und überflog den Text, den er am Vortag geschrieben hatte. Die Historische Fakultät der Universität von Turma hatte die notwendigen geschichtlichen Unterlagen geliefert und aufbereitet. Als er halblaut einige Sätze gelesen hatte, fiel Forman ein, dass Dorn Tevomor, der junge Dauer-Protestierer vor den Stufen des Palasts, ebenfalls in Turma auf Varolass studiert hatte, zusammen mit einer Gruppe hervorragender Frauen und Männer, deren Anstrengungen zu verdanken war, die lemurische Arche entdeckt zu haben. Galakto-Soziologen, Archäologen und Historiker, wenn er sich recht erinnerte.
»Die akonische Zivilisation hat, mehr und weitaus länger als jede andere bekannte Zivilisation, den Einsatz und Gebrauch von Transmittern gefördert und vervollkommnet. Da praktisch jedes Problem durch diese Technologie gelöst werden konnte und auch gelöst wurde, hatte die Raumfahrt für Akon niemals den Stellenwert wie beispielsweise für Arkon oder Terra. Mit Hilfe von einzelnen Raumschiffen wurden neue Standorte für Transmitter geschaffen; größere Flottenverbände zusammenzustellen war selbst in der Aufbauzeit der Nach-Monos-Ära nicht das vordringliche Ziel der galaktischen Außenpolitik. Allerdings wurden weiterhin stets Raumschiffe der verschiedenen Baumuster jederzeit für solche Aufgaben verwendet, die mit dem Prinzip der Transmittertechnik nicht zu lösen waren.«
Forman strich einige Worte, modifizierte seinen Text für eine Frauenstimme, lauschte der Neuaufnahme und lud sie in den Tonträger, den die Anlage binnen weniger Minuten miniaturisierte und zu der Bildsequenz transportierte. Bilder und Musik verschmolzen programmgemäß mit dem Text. Die winzigen Ornamente auf den Nägeln der Zeigefinger blinkten und leuchteten im Halbdunkel.
Der Ma'tam kannte, spätestens seit der Dunkle Obelisk scheinbar aus einer Parallelwelt aufgetaucht war, zumindest einen Namen, einen Begriff für die Bedrohung Drorahs: die Terminale Kolonne TRAITOR. Aber solange kein Angriff stattgefunden hatte, durch wen und wo auch immer, wusste kein Angehöriger des Energiekommandos, mit wem man es wirklich zu tun hatte.
Er, Forman tan Porgenia, schlief kaum jemals. Er war zu jeder Reaktion bereit. Während er auf TRAITOR wartete, würde er die letzten Jahrzehnte der Geschichte Akons schildern und mit den Elementen die Historische Säule beenden. Denn der Ratspalast würde alle Gefahren und Angriffe überstehen – nicht anders als das Energiekommando. Dennoch: Bis zum heutigen Tag hatte der Hohe Rat, dessen Mitglieder seit spätestens 1340 NGZ ausnahmslos dem Energiekommando angehörten, alles bis ins Kleinste kontrolliert.
Im tiefsten Inneren fürchtete Forman allein schon das erste Anzeichen des »Kontrollverlusts«. Er rechnete mit der größten anzunehmenden Katastrophe.
Drorah oder Akon V, die Zentralwelt des Blauen Systems und politischer Mittelpunkt eines Sternenclusters von insgesamt 88 Sonnensystemen mit 96 bewohnten Planeten, bevölkert von rund einer Milliarde Akonen, war tan Porgenias Heimatwelt. Er schmeichelte sich, auf diesem Planeten jeden Kubikkilometer Wasser und jeden größeren Felsen zu kennen. In Konar, der Hauptstadt, der 35-Millionen-Einwohner-Stadt an der Bucht, auf fünf waldbedeckten Halbinseln mit hundert Stränden und zehn Häfen, glaubte er jeden zweiten Ziegelstein unterscheiden zu können.
Seine Stadt. Hier war er geboren und aufgewachsen. Hier kannte er tausend Verstecke und Einrichtungen des Energiekommandos. Er liebte Konar und die Konar-Bucht.
18 Welten rotierten um die blaue Riesensonne Akon; 45 weitere Planeten zogen in Entfernungen von rund 500 Lichtjahren von Akon um ihre Sonnen. Andere befanden sich weit entfernt im Bereich der Eastside, weitere lagen im nordwestlichen Sektor und somit im Einflussbereich des arkonidischen Kristallimperiums. Bedingt durch die Konzentration auf die Transmittertechnik, waren die Vorbereitungen auf die Einschränkungen durch die Hyperimpedanz mit wenig Nachdruck betrieben worden.
Es gab in den Labors und technischen Hochsicherheits-Abteilungen des Energiekommandos zwar geheime Forschungen, aber auch deren Ergebnisse blieben zunächst mager. Erst ab Mitte 1327 NGZ, bedingt durch Perry Rhodans nachdrückliche Warnungen, brachte der Schock der Nachdenklichkeit die Wissenschaftler dazu, mit neuem Schwung und großzügiger finanzieller Unterstützung neue Techniken zu entwickeln. Forman, der die Geschichte Akons so gut kannte wie wenige andere, dachte folgerichtig: »Möglicherweise rächen sich diese Versäumnisse eines Tages bitter.«
Und er fügte in Gedanken hinzu: »Mir scheint, dass dieser Tag oder diese Stunde nicht fern ist.«
*
Kolonnen-Fort TRAICOON 0031; 1. November 1344 NGZ:
Der Traitank, das ovale Diskusraumschiff des Kalbarons Gherzzon, hatte seinen Dunkelschirm desaktiviert und schob sich langsam auf die semipermeable Energiemembran des Hangars zu. Die grellweißen Furchen in dem schwarzen Ricodin-Verbundstoff der Schiffshülle flammten kurz auf und verringerten dann ihre Leuchtstärke. Das Raumschiff sank auf die Feldstützen, und im Licht der golden schimmernden Verkleidungsplatten und Trägerelemente des Hangars schob sich eine Rampe aus dem Oberteil des Diskus.
»Mor'Daer-Kalbaron Gherzzon!«
Der Name ging wie ein Flüstern durch die Reihen der Soldaten des Kolonnen-Forts. In die Augen der Schlangengesichter der angetretenen Wachen trat ein erwartungsvolles Glimmen.
Vor einer halben Stunde war die Ankunft von Kalbaron Gherzzon, dem höchstgestellten Mor'Daer des Forts, gemeldet worden.
Erregung durchflutete den sechzehn Kilometer langen Block, der am virtuellen Rand des von den Galaktikern »Blaues System« genannten Heimatbereichs der Akonen schwebte. Gherzzon, der Kommandant des Forts, war von der Konferenz beim Planeten Halut zurückgekommen; dort hatte er neue Weisungen des Dualen Kapitäns erhalten. Die Daerba, Morba und Kalmor, die Mehrzahl der Besatzung von TRAICOON 0031, erwarteten aktuelle Informationen und Befehle. Vielleicht wussten die wenigen Kalbarone schon etwas mehr. Der Hangar und der Weg bis zu Gherzzons privatem Quartier waren von dreifachen Reihen Soldaten gesäumt, die ihre überschweren Strahler präsentierten.
Der Kalbaron trat auf die Rampe hinaus und blieb in deren Mitte stehen. Er hob die vierfingrige Hand und blickte einmal durch die optischen Platten an seinen Augen um sich.
Er hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit von etwa 2000 Soldaten der unteren Ränge. Seine Stimme erklang verstärkt nicht nur im Hangar, sondern in allen Gängen, Räumen und Sektionen des Kolonnen-Forts.
»Der Duale Kapitän hat entschieden«, begann er und deutete in unbestimmbare Fernen, »dass die Inbesitznahme der Milchstraße nunmehr in ihre zweite Stufe der Ausführung eintritt.«
Das zustimmende Zischen der versammelten Soldaten klang wie eine ferne Vulkaneruption. Die volltönende Stimme des Kommandanten drang in jeden Hohlraum des Forts, als er weitersprach.
»Seit dem galaktischen Datum des 14. Oktober bin ich von der Konferenz zurück. In der Zwischenzeit wurde ein weniger wichtiger Flug nötig, den ich heute beendet habe. Die Terminale Kolonne wird den Bewohnern von Drorah binnen kurzem die TRAITOR-Direktive verkünden.«
Wieder erfüllte ein zustimmendes, begeistertes Murmeln den Hangar. Aus den Informationen der Dunklen Ermittler wusste nicht nur der Kommandant, dass der Planet früher von den Terranern den Namen »Sphinx« erhalten hatte und dieser Begriff von anderen Sternenvölkern angewendet worden war – zum Leidwesen und Hass der Einheimischen.
»Die folgende Zeit verspricht abwechslungsreiche Einsätze und rasche Siege. Ich werde 60 Dunkelkapseln samt ihrer Besatzung von jeweils neun Mikro-Bestien starten lassen. Wenn die Direktive verkündet wird, sind die Dunkelkapseln bereits im niedrigen Orbit des Planeten in Stellung und bereit einzugreifen.«