Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2351
Die gefallenen Mächtigen
Sie stammen aus einem fremden Kosmos – und schwören den Chaosmächten Rache
Uwe Anton
Man schreibt das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einem gigantischen Machtinstrument der Chaotarchen. Die aus der Galaxis gewonnenen »Ressourcen« sollen für Zwecke eingesetzt werden, die dem Entstehen einer Negasphäre in der Nachbargalaxis Hangay dienen sollen. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, die normale Lebewesen als absolut lebensfeindlich empfinden.
Perry Rhodan und seine Weggefährten erhalten mit den sogenannten Friedensfahrern eine Organisation als Verbündete, die erst vergleichsweise kurz besteht, aber von vielen Geheimnissen umrankt ist. Ihr gehören unter anderem Alaska Saedelaere an, der schon oft in kosmische Ereignisse verstrickt war, und Kantiran, Rhodans Sohn, der das Leben eines Sternenvagabunden führt.
Als das »schreiende Schiff« SEOSAMH im Solsystem auftaucht, treten Helfer an die Seite der Menschheit, die uralt sind – uralt und mächtig. Es handelt sich um sieben Wasserstoffatmer aus einem anderen Universum, und sie bezeichnen sich als DIE GEFALLENEN MÄCHTIGEN …
Perry Rhodan – Der Unsterbliche erfährt von Ereignissen aus lange zurückliegender Vergangenheit.
Nuskoginus – Der Mächtige empfindet tiefe Müdigkeit.
Aquinas – Der Unfehlbare empfängt seine Gäste auf einer Ebene.
Srivonne – Ein Emissär meldet sich aus der Schwärze und trifft Entscheidungen.
Inkendyare – Die Gouverneurin muss zurückbleiben und entwickelt neuen Ehrgeiz.
Condeziz und Enkarzis – Die Ratgeber kennen, wecken und befriedigen die persönlichen Bedürfnisse ihrer Herren.
7. Juni 1345 NGZ
Nun, da die Anspannung von ihm abfiel und die Lage sich erst einmal stabilisiert hatte, verspürte Perry Rhodan plötzlich eine tief sitzende Müdigkeit, die fast schon an Erschöpfung grenzte. Er hatte in den letzten drei Tagen nicht besonders viel Schlaf bekommen.
Aber an Ruhe und Erholung war jetzt nicht zu denken. Jetzt begann eine Arbeit, die auf ihre Weise genauso wichtig war wie die gerade gelungene Bergung der SEOSAMH.
Nachdenklich sah der Terranische Resident zu den verbliebenen drei Vierteln des Raumschiffsverbunds hinüber, die mit über 2000 Metern pro waggonähnlichem Einzelteil noch immer eine Gesamtlänge von sechs Kilometern erreichten. Sie schwebten in Höhe der Merkurbahn im Solsystem, das nur durch den TERRANOVA-Schirm geschützt und von den Traitanks der Terminalen Kolonne TRAITOR belagert wurde.
Noch sind die guten Absichten der angeblichen sieben Mächtigen nicht erwiesen, dachte Rhodan. Sieben Mächtige … Wasserstoffatmer, die aus einem anderen Universum kamen. Er konnte nur hoffen, dass er mit der schwer angeschlagenen Einheit und dem Roboter Aquinas kein Trojanisches Pferd ins Solsystem geholt hatte.
Aber ausgeschlossen war das nicht, und er musste sich dagegen absichern, so gut es in seiner Macht stand.
Falls es mir überhaupt möglich ist, dachte Rhodan, während er zur Zentrale des Leichten Kreuzers ging, der die DÄDALUS eingeschleust hatte und ihn nach Terrania brachte. Sollte er wirklich auf einen ausgeklügelten Plan der Terminalen Kolonne hereingefallen sein, stand zu befürchten, dass der TERRANOVA-Schirm jeden Moment erlöschen würde. Rhodan betrat die Zentrale, nickte der Besatzung zu und stellte sich hinter den Sessel des Kommandanten.
»Verbindung mit Salomon Hidalgo in der Residenz«, sagte er knapp. »Kodiert und verschlüsselt.«
Sekunden später bildete sich ein Holo seines Adjutanten. »Ich freue mich, dich wohlbehalten wiederzusehen.«
»Danke. Befehl an die Heimatflotte Sol. Einige Verbände sollen bei den verbliebenen drei Vierteln des Raumschiffsverbunds Wache halten. Aber sie sollen sich der SEOSAMH unauffällig nähern, falls du verstehst, was ich meine.«
»Ich verstehe sehr wohl«, antwortete Hidalgo unwirsch. »Nur weiß ich noch nicht genau, wie ich das bewerkstelligen soll. Solche zielgerichteten Flottenbewegungen sind in den seltensten Fällen unauffällig.«
Rhodan lächelte schwach. »Dir wird schon etwas einfallen. Lass meinetwegen Übungsflüge im gesamten Solsystem vornehmen.«
»An so etwas hatte ich auch gedacht.«
»Die Eigen-Strangeness, die der Verbund mitgebracht hat, wird allmählich abflauen und sich der des Standarduniversums anpassen«, fuhr der Resident fort. Je weiter dieser Prozess voranschritt, desto mehr würde das Chaos in den drei »Waggons« zum Erliegen kommen.
»Aber das wird noch eine Weile dauern. Bis dahin sollten die Einheiten unserer Flotte der SEOSAMH nicht zu nahe kommen. Außerdem ist es uns nicht erlaubt, die Komponenten des Schiffs zu betreten, es sei denn, man gewährt uns ausdrücklich Zutritt.« Rhodan vermied absichtlich, jetzt schon detaillierte Auskunft über die Besatzung zu geben, selbst seinem Adjutanten gegenüber, und wählte deshalb solch eine etwas umständliche, aber ausweichende Formulierung. »Wir werden uns daran halten.«
Hidalgo nickte. »Wie du wünschst.«
»Trim Marath und Startac Schroeder sollen an der Überwachung teilnehmen. Gucky hat alle notwendigen Informationen und wird sich zu ihnen gesellen, sobald er sich erholt hat. Er ist momentan nicht einsatzfähig.« Und ich muss den Nukleus der Monochrom-Mutanten auf Galapagos informieren, dachte er.
Sein Adjutant wartete schweigend auf weitere Anweisungen.
»Ein letzter Punkt. Bitte ruf sämtliche Minister der LFT zu einer Konferenz zusammen. Beginn in …« Er überlegte kurz. »In einer Stunde.« Nein, Zeit zur Erholung würde er vorerst nicht finden.
»Und noch etwas. NATHAN soll über ein Material namens Ysalin recherchieren.« Vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit, die Mächtigen aus ihren Blöcken zu befreien.
Er unterbrach die Verbindung und schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
Was erwartete er von den sieben Mächtigen, falls es sich tatsächlich um solche handelte, und ihrem Schiff? Hoffnung, von ihnen technologische Hilfe im Kampf gegen TRAITOR zu erhalten, hegte er praktisch nicht mehr. Die SEOSAMH war ein Wrack, und selbst wenn sie noch völlig intakt gewesen wäre, den Kampf gegen TRAITOR würden sie nicht mit ein paar Kanonen oder anderen Waffen gewinnen können, sondern nur auf einer völlig anderen Ebene. Wer von etwas anderem ausging, war in Rhodans Augen schlichtweg naiv.
In erster Linie kam es wohl auf die Informationen an, die die Wasserstoffatmer-Mächtigen in Aussicht gestellt hatten. Rhodan hätte sie lieber heute als morgen erhalten.
*
Einen Tag später meldete Aquinas sich über Funk. »Nuskoginus lässt euch mitteilen, dass er beizeiten mit euch sprechen wird.«
»Was heißt das … beizeiten?«
»Sobald er sich den neuen Strangeness-Werten angepasst hat.«
»Und wann …«
»Das Wichtigste, was er euch nun geben kann, sind Informationen«, fuhr der Roboter ungerührt fort. »Informationen über die SEOSAMH, die Mächtigen und ihre Verbindung zur Terminalen Kolonne TRAITOR. Ich nehme an, du bist interessiert?«
23. Juli 1345 NGZ
SEOSAMH
Fast sieben Wochen, dachte Perry Rhodan mit einer Mischung aus Zorn, Enttäuschung und Resignation. Diese negativen Gefühle hatten mittlerweile das Verständnis, das er anfangs gehegt hatte, fast völlig zurückgedrängt.
Fast. Rhodan musste sich eingestehen, dass er vielleicht etwas zu optimistisch und ungeduldig gewesen war. Es dauerte, bis sich Strangeness-Werte anglichen. Es konnte Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre währen. Seine große Hoffnung war gewesen, dass Mächtige damit schneller fertig wurden als Normalsterbliche, aber das war natürlich eine reine Hypothese.
Die überdies noch nicht widerlegt war. Wie lange hatte es gedauert, bis sich die Strangeness der aus Tarkan ins Standarduniversum versetzten Galaxis Hangay an die ihrer neuen Umgebung angepasst hatte?
Mindestens 40 Jahre, wenn nicht sogar 45.
Lebewesen passten sich natürlich schneller an, aber er durfte sich trotzdem keine übertriebenen Hoffnungen machen.
Rhodan schloss ein Datenholo, weil er sich nicht länger darauf konzentrieren konnte, und sah sich in seinem Büro in der Residenz um. Dann betrachtete er ein anderes Holo, das permanent Echtzeitaufnahmen von der SEOSAMH zeigte, die noch immer in Höhe der Merkurbahn im All schwebte.
Immerhin hatte die strikte Überwachung des »schreienden Schiffes« nicht die geringsten Verdachtsmomente ergeben. Natürlich waren die kleinen terranischen Raumschiffe im überlappenden Schichtdienst in vorderster Linie mit Messungen betraut. Gucky, der sich bis auf weiteres in einem Schiff ganz in der Nähe aufhielt, hatte nichts Ungewöhnliches espern können, und selbst der Nukleus der Monochrom-Mutanten hatte sich »um das Schiff gekümmert« und nichts an dessen Anwesenheit auszusetzen. Er hatte die abflauende Strangeness erfühlt und auch eine ganz eigentümliche Aura, vielleicht die von Mächtigen, vielleicht die von Rittern der Tiefe, auf jeden Fall aber eine Ausstrahlung, die eindeutig von den Kosmokraten und keinesfalls von den Chaotarchen initiiert worden war.
Als entkörperlichte Wesenheit kurz vor der Schwelle zur Superintelligenz war der Nukleus imstande, etwas Spezifisches zu erfühlen, was Normalterraner und Instrumente nicht bemerkten.
Rhodan vertraute dem Nukleus in dieser Hinsicht. Mittlerweile war er sowieso überzeugt, dass es sich bei der SEOSAMH nicht um ein Trojanisches Pferd handelte. Welchen Grund hätte TRAITOR haben sollen, so lange mit der Ausführung eines Plans zu warten? Die Terminale Kolonne hatte bisher eher den geraden Weg zum Ziel bevorzugt und wollte nur eins – den TERRANOVA-Schirm beseitigen, der verhinderte, dass sie das Solsystem einnehmen konnte.
Ein weiteres Holo leuchtete vor Rhodan auf, und der Resident zuckte unwillkürlich zusammen. Er wusste, was es zu bedeuten hatte, dass sein Adjutant sich über diese bevorzugte Leitung meldete.
»Sie haben sich gemeldet?«, fragte er, als sich Hidalgos Kopf und Oberkörper gestochen scharf hinter seinem Schreibtisch abzeichneten.
»Ein erstes Lebenszeichen. Aquinas hat über Funk Kontakt aufgenommen und wünscht dich zu sprechen.«
»Sichere Leitung?«
»Natürlich.«
»Stell bitte durch.«
Hidalgos Holo wurde von einem des Roboters ersetzt. Rhodan sah nur den Kopf und Oberkörper, hatte aber erneut den Eindruck, dass das Kunstgeschöpf wie aus falschen Teilen zusammengesetzt war, der unästhetische, fehlgeschlagene Versuch, etwas nach dem Ebenbild der Mächtigen zu formen. Der Schädel, der an den eines Tapirs erinnerte, wirkte gestaucht, die vorspringende, spitz zulaufende Schnauze war abgeknickt und hing schräg, und die faustgroßen, facettierten gelben Kristallaugen waren stumpf und matt.
Dennoch handelte es sich um den Diener von Wesen, die einmal unglaublich mächtig gewesen waren. Und doch auch nur Zuarbeiter einer noch höheren Macht.
»Die Mächtigen haben mittlerweile die Nachwirkungen des Strangeness-Schocks weitgehend überwunden«, kam der Roboter sofort zur Sache. »Jedenfalls so weit, dass sie mit dir sprechen können. Nuskoginus bittet dich und die Begleiter, die du wählst, an Bord von SEOSAMH-Quartier. Er wird dir berichten, in welcher Beziehung die sieben Mächtigen zur Terminalen Kolonne stehen und wer über jene herrscht.«
Der Roboter beendete die Verbindung, bevor Rhodan auch nur einmal zu Wort gekommen war, doch dieser Mangel an Höflichkeit war dem Residenten momentan herzlich egal.
Es war so weit. Der Augenblick, auf den er so lange gewartet hatte, war endlich da.
*
Obwohl alles in ihm danach gierte, so schnell wie möglich an Bord der SEOSAMH zu gelangen, wählte Rhodan einen Weg zum Hangar, der ihm etwas Zeit ließ, seine Gedanken zu ordnen und sich einigermaßen auf das vorzubereiten, was ihn erwartete.
Die Alltagsgeschäfte ließen ihn indessen nicht los. Zum Glück herrschte zur Zeit im Solsystem relative Ruhe. Am Nachthimmel standen die Lichter der sogenannten Laternen-Matrix, eines Schwarms aus 2000 Mikro-Kunstsonnen in sphärischer Anordnung, die in Höhe der Uranusbahn die Sonne umkreisten und wie der Uranus dafür ungefähr 84 Jahre benötigten. Beim Blick in den Himmel ergab sich damit der Eindruck von Sternbildern, ein Anblick, der die Menschen beruhigte und mit Zuversicht erfüllte.
Die Terminale Kolonne TRAITOR ließ in ihrem Versuch nicht locker, den TERRANOVA-Schirm zu durchbrechen, und hatte mehrmals auf ihn das Feuer eröffnet. Doch die Chancen, die Barriere um das Solsystem zu knacken, standen für die knapp 17.000 Traitanks – Verstärkung war noch keine eingetroffen – offensichtlich nicht gut. Rhodan hatte das Gefühl, dass sie die Verteidigung immer besser in den Griff bekamen. Da SEOSAMH-Werkstatt nicht mehr existierte, hatte sich bislang auch kein weiteres Wurmloch mehr gebildet.
Die LORETTA-Tender der TERRANOVA-Flotte wurden permanent technisch verbessert. Vor allem der Wirkungsgrad der Wandler zur Nutzung von Salkrit hatte im Zug der Forschung Schritt für Schritt erhöht werden können, wenngleich sie bislang bestenfalls an der Oberfläche gekratzt und noch längst nicht alle Möglichkeiten und Geheimnisse des geheimnisvollen Hypermaterials erkannt, geschweige denn erforscht hatten. Daran hatte auch der inzwischen vorliegende Bericht Atlans über die Geschichte der Inyodur wenig ändern können, wenngleich er Rhodan als Chronik eines Volkes zutiefst erschüttert hatte.
Die Kräfte des Nukleus der Monochrom-Mutanten mit Sitz auf Galapagos wuchsen stetig, seit der Nukleus von den Terranern selbst entlastet wurde. Denn die Zahl der Globisten, die in den TANKSTELLEN Dienst taten, nahm nach wie vor täglich um mehrere tausend Personen zu.
Rhodan hatte die aktuellen Daten gerade überprüft. Zurzeit befanden sich 345 TANKSTELLEN in Betrieb, die meisten auf Terra, etliche allerdings auch auf den anderen Planeten und auf dem Mond. Und alle wurden vom Nukleus bei Bedarf mit Kollektor-Körnern versorgt.
Damit konnten maximal etwa 17,5 Millionen Globisten bei Vollalarm in den TANKSTELLEN aktiv werden. Inklusive der Bereitschaftsdienste und Ausfallreserven verfügte das Solsystem derzeit über etwa 125 Millionen Globisten, 17,5 Millionen pro Vierstundenschicht, also 105 Millionen pro Tag, und nochmals 20 Millionen als Reserve.
Der Nukleus empfand langfristig 200 Millionen Terraner als optimal, die zeitgleich in TANKSTELLEN tätig sein konnten. Was wiederum bedeutete, dass die Menschheit ein Reservoir von insgesamt etwa 1,43 Milliarden Globisten benötigte – rund zehn Prozent der insgesamt im Solsystem lebenden etwa 15 Milliarden Menschen.
Rund 4000 TANKSTELLEN würden die 200 Millionen Globisten benötigen, bei durchschnittlich 50.000 Anwesenden pro Ort und Schicht. Überall im Solsystem wurden provisorische Kuppelbauten, die Stadien nachempfunden waren, errichtet – eine Aufgabe, die nur dank des lunaren Großrechners NATHAN so effizient vorgenommen werden konnte, wie es derzeit geschah. Obwohl Rhodan diese Bauten eher als Manifestation der erneuten Bedrohung ansah, verfolgte die Bevölkerung den Bau der TANKSTELLEN mit positiver Anteilnahme. Es waren sichtbare Beweise für den gemeinsamen Willen zum Widerstand aller Bewohner des belagerten Systems.
Daraus besteht zurzeit unser gesamtes Leben und Streben, dachte Rhodan mit einem Anflug von Verbitterung, während er einen Gleiter betrat, der ihn zum Raumhafen bringen würde. Dazu hat TRAITOR uns letzten Endes gemacht, trotz aller Fußballmeisterschaften und eines Alltags, dem man auf den ersten Blick nichts von der wahren Lage ansieht. Zu Wesen, die um ihr nacktes Überleben kämpfen.
*
Aquinas erwartete sie an der Schleuse der SEOSAMH, an der der Leichte Kreuzer angedockt hatte. Rhodan ließ den Blick über den drei Meter großen Roboter gleiten und stellte erneut fest, wie unförmig das Kunstgeschöpf aussah. Der aufgedunsen wirkende, stark birnenförmige Rumpf mit den breiten Hüften und den fast schmächtig schmal wirkenden Schultern, die unpassend extrem kräftigen Schulterarme, die überlangen, schlanken Brustarme, die dicken Beine mit den hufähnlichen Klumpen als Füße … Fast hatte Rhodan den Eindruck, die gewollte Travestie eines Kosmokratenroboters vor sich zu sehen.
Ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als der Roboter sich umdrehte und mit einem eher unbeholfenen, fast stampfenden Gang wortlos voranging.
Rhodan gab seinen drei Begleitern ein Zeichen und folgte ihm. Außer Gucky hatte er Salomon Hidalgo mit an Bord der SEOSAMH genommen. Sein Adjutant würde dafür sorgen, dass Anweisungen und Befehle so schnell wie möglich weitergegeben wurden.
Und dann Mondra Diamond. Er hatte lange gezögert, ob er sie bitten sollte, mit an Bord der SEOSAMH zu kommen. Als sie damals im Land Dommrath den Chaotender ZENTAPHER erkundet hatte, war von dem ehemaligen Diener der Materie Torr Samaho kosmisches Wissen in sie eingeflossen, ebenso von Kintradim Crux, dem Architekten des Chaotenders. Bislang hatte sie dieses Wissen nicht bewusst abrufen können, was aber nichts daran änderte, dass es in ihr vorhanden war. Wer konnte schon sagen, was eine Begegnung mit sieben Mächtigen, ebenfalls kosmischen Wesen, in ihr auslösen würde?
Auf weitere Begleiter hatte er verzichtet. Die Stunde der Wissenschaftler und Experten war noch nicht gekommen.
Startac Schroeder und Trim Marath befanden sich allerdings als Einsatzreserve an Bord des Kreuzers, der sie hergebracht hatte, und Homer G. Adams und das Kabinett warteten die Ereignisse auf Terra ab.
Rhodan fragte sich allen Ernstes, ob er schon einmal hier in diesen Bereichen von SEOSAMH-Quartier gewesen war, als er dem Roboter ins Innere des Schiffes folgte. Er erinnerte sich undeutlich an fremdartige Aggregate, an haushohe schwarze Klötze, aus denen meterdicke Leitungen sprossen, an filigrane Türme, über denen flimmernde Energiebögen Netze spannten, an rotierende transparente Kugeln, in denen die Hitze von Sonnen gespeichert zu sein schien.
Aber nun gaben diese Klötze kein Brummen und Dröhnen mehr von sich. Von der Tätigkeit der Energiebögen kündeten nur noch schwarze Gittermuster, die sich in Wände, Decken und Böden der Hallen gebrannt hatten, und wo sich Kugeln rasend schnell gedreht hatten, klafften nun metertiefe Krater im Boden.