Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2384
Das Quarantäne-System
Die Jagdgründe der Tad de Raud – der nächste Sprung in Richtung Hangay
Michael Marcus Thurner
Wir schreiben den Januar des Jahres 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4933 alter Zeitrechnung. Die Erde und die anderen Planeten des Solsystems stehen seit Monaten unter Belagerung. Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR haben das System abgeriegelt, die Menschen wiederum haben sich hinter den sogenannten TERRANOVA-Schirm zurückgezogen. Damit sind die Terraner und ihr Heimatsystem die Einzigen, die sich der Armada der Chaosmächte widersetzen.
In einigen Verstecken der Milchstraße hält sich ebenfalls zäher Widerstand, vor allem im Kugelsternhaufen Omega Centauri mit seinen uralten Hinterlassenschaften und in der Charon-Wolke. Wenn die Bewohner der Galaxis aber eine Chance gegen TRAITOR haben wollen, müssen die Terraner unter Perry Rhodans Führung wirksam und nachhaltig gegen die Mächte des Chaos vorgehen.
Atlan, der unsterbliche Arkonide und Wegbegleiter Perry Rhodans, ist mit dem KombiTrans-Geschwader unterwegs, um vom Sternhaufen Omega Centauri aus eine möglichst lange Kette von Sonnentransmittern zu aktivieren. Über diese Transmitterstraße soll den Galaktikern der Weg nach Hangay ermöglicht werden. Mehrere Etappen der Reise sind bereits geschafft, da verschlägt es Atlan in DAS QUARANTÄNE-SYSTEM …
Atlan – Der Arkonide erreicht Neu-Lemur.
Startac Schroeder und Trim Marath – Die beiden Monochrom-Mutanten begeben sich einmal mehr auf eine Entdeckungstour.
Deville-Kareem – Der Marschall wendet sich in einer kritischen Situation an seine Präkog-Prinzessin.
Immentri Luz – Der Aktivierungswächter erkennt das Werk eines Artgenossen.
Morgenröte
Sie kommen über uns wie ein Sturm aus alles verbrennenden Funken, dachte Esteo Abnar.
Die Feinde stürzten aus ihren seltsamen Raumern herab, während die Sonne feuerrot aus dem Ozean tauchte. Die Tad de Raud vollführten sinnverwirrende Flugmanöver, tanzten am Horizont auf und nieder und begannen schließlich völlig unvermutet ihren Angriff auf die Verteidigungslinien. Mit einer Vehemenz, die Panik und Schrecken verbreitete.
Esteo Abnar schüttelte seine lange Tangmähne und entblößte das Vordergebiss. Er brüllte Befehle in die Funkgeräte, brachte Ordnung in die Reihen seiner Männer.
Lange Schneisen der Vernichtung entstanden. Schutzschirme flackerten, brachen zusammen. Boote brannten, zerbrachen, versengte Leiber fielen ins Wasser und tauchten blubbernd unter. Ein neues Rot, heller als jenes der Sonne, färbte den Ozean.
Endlich fingen sich die Sataien, leisteten den Geschöpfen, die direkt aus der Sonne zu kommen schienen, Widerstand.
Esteo Abnars Männer waren mutig. Die besten ihres Volkes, der Königslaich einer ganzen Generation.
Und dennoch waren sie nichts im Vergleich zu den Tad de Raud. Jene Usurpatoren, die über die heimatliche Meereswelt hinwegschwappten und jeglichen Widerstand im Keim erstickten.
Der Abwehrkampf der Sataien mochte noch ein oder zwei Gezeitenwechsel anhalten, dann würde er wohl an der Willenskraft der Flugwesen zerbrechen. Das tapfere Geschlecht der Sataien würde den entwürdigenden Weg in Sklaverei oder Frondienst antreten müssen. Tributlasten würden sie für alle Ewigkeiten unter Wasser tauchen und mindere Bodengrundler aus ihnen machen.
Das punktgenaue Feuer zweier Tad de Raud brachte Esteo Abnars Schutzschirm zum Flackern. Seine Reflexe übernahmen die Kontrolle; er feuerte zurück, erbat sich gleichzeitig von Laichkollegen Flankendeckung.
»Wir schaffen es!«, schrie er über Funk wider besseres Wissen, während er den linken Tad de Raud unter Beschuss nahm. »Solange wir die Gezeitenlinien halten, ist Satai, das Reich des tiefen Wassers, nicht verloren!«
Vereinzelt erreichten ihn hastig geblubberte Bestätigungen. Die meisten Krieger jedoch zogen es vor, schweigend zu kämpfen – und schweigend zu sterben.
Esteo Abnars Schutzschirm brach endgültig zusammen. Seine Gegner, ihrer Beute allzu sicher, stürzten sich in steilen Kurven auf ihn herab, wollten ihn im Nahkampf mit ihren scharfen Körperkrallen zerreißen und töten.
Er kam auf die Flossenbeine, schnellte sich mit aller Kraft in die Höhe, riss einen seiner Gegner mit sich zu Boden und neutralisierte dessen Schutzschirm mit einem Gedankengriff, der allerdings bloß aus nächster Nähe funktionierte. Der Tad de Raud blickte ihn erst verwirrt, dann verächtlich an. Als wollte er sagen: »Ihr könnt uns nie und nimmer besiegen!« Als wollte er ihn angesichts seines Todes verhöhnen.
Esteo Abnars Wutstacheln wuchsen aus der Brust, durchbohrten und töteten den Tad de Raud auf der Stelle.
Ein feuchtes Gefühl des Triumphs stellte sich ein. Archaische Emotionen, die wohl schon seine Vorfahren während der Jagd nach Beute ergriffen hatten.
Esteo drückte den Leichnam des Tad de Raud beiseite, startete sein Elektro-Kite, gewann rasch an Höhe, stürzte sich zwischen die Reihen der Feinde, schaltete sie mithilfe des Gedankengriffs und seiner unnachahmlichen Nahkampftechnik aus. In der Vehemenz des Kampfes erinnerte er sich an die alten Kriegslieder, die die Alten zwischen den frühkühlen Tangteppichen gegurrt hatten. Er nahm sie auf, schleuderte sie den Tad de Raud entgegen, erhielt irgendwann einmal Antwort seiner Laichkollegen. Vieltausendfach echote es bald über Mutter Meer, erreichte einen wahrhaft gewaltigen Höhepunkt der Leidenschaft – und endete schließlich mit schmerzhafter Abruptheit.
Es war zu Ende, der Feind geschlagen.
Esteo Abnar ließ sich in sanften Kurven in das Meer hinabtragen, tauchte zwischen Hunderten Leichen ins Wasser, beruhigte die Atmung, schwemmte die Gedanken und Emotionen der Gewalt beiseite, bevor er sich wieder hochtreiben ließ.
»Es ist vorbei«, sagte ein Laichkollege, der neben ihm auftauchte und gleich ihm das Salz des Meeres genoss.
»Es geht gerade erst los«, entgegnete Esteo Abnar traurig und deutete nach oben.
Denn der Himmel verdunkelte sich neuerlich. Größer und mächtiger wirkte die Wolke diesmal. Eine zweite Angriffswelle der Tad de Raud nahte. Ihre Körper waren rot, so rot wie das Licht der müden, alten Sonne und so rot wie das Meer.
Das Ende der Sataien brachte intensive Farbspiele mit sich.
Gelbe Sonnen
Die Zahl lautete 552.764.
Sechs aneinandergereihte Ziffern, deren Bedeutung der menschliche Verstand nicht begreifen konnte.
Seit Jahr und Tag nahm ich die Wunder intergalaktischer Fernreisen hin. Es erschien mir müßig, Entfernungen zu fragmentieren und darüber nachzudenken, welche unfassbare Maßzahl die Geschwindigkeit des Lichts eigentlich darstellte. Der Wert von 300.000 Sekundenkilometern Lichtgeschwindigkeit musste zu Minuten, Stunden und Tagen und schließlich zu einem Jahr umgelegt werden, um dann erst mit der Zahl 552.764 multipliziert zu werden. Jener Entfernung, die das KombiTrans-Geschwader an diesem Tag, dem 4. Januar 1346 NGZ, zu überwinden trachtete.
»Du hast Angst«, murmelte Icho Tolot neben mir. Er hatte ein schallschluckendes Feld um uns geschaltet, sodass die Zentralebesatzung der EDMOND HALLEY unsere Unterhaltung nicht mitverfolgen konnte.
»Unsinn!« Ich atmete tief durch. »Es ist bestenfalls ein wenig … Ehrfurcht.«
»Ich habe Angst«, sagte der sanftmütige Riese. Er zeigte ein halutisches Lächeln. Zwischen Zähnen, so groß wie meine Fäuste, staken armlange Metallteile, die Icho Tolot aus unseren Wiederverwertungsanlagen stibitzt hatte, um seinen Energiehaushalt vor dem Sprung auszugleichen. Er kaute auf ihnen herum wie unsereiner auf einem Stückchen Brot.
»Haluter kennen keine Furcht«, hielt ich ihm entgegen.
»Dies ist seit Jahrtausenden ein Streitpunkt zwischen Ordinär- und Planhirn.« Tolot wandte sich zur Seite und rülpste einigermaßen verhalten. »Angst ist eine Emotion. Eine durch körperinterne Hormonausschüttung erzeugte, durch Wechselwirkung mit dem Denken hochgeschaukelte Befindlichkeit, die ich durch das Gegenhalten meines Planhirns weitgehend kontrollieren kann. Was aber nicht bedeutet, dass der hormonelle Ausstoß nicht tatsächlich stattfindet.«
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte mich diese Diskussion durchaus interessiert. Aber in diesen Minuten sollte ich meine Gedanken ganz woanders haben …
»Worauf willst du hinaus?«, fragte ich.
»Du hast Angst«, wiederholte der Haluter, »und das ist gut so, Atlanos. Sonst hätten wir niemals Freunde werden können. Denn nur, wer die Angst überwindet und sie in positive Energie umwandelt, kann jene Ziele erreichen, die er verfolgt.«
Icho Tolot brachte das schallschluckende Feld zum Erlöschen und stapfte mit meterweiten Schritten davon, die den Zentraleboden der HALLEY zum Schwingen brachten.
Er will dir auf eine etwas verquere Art und Weise Mut zusprechen, meinte mein Extrasinn.
Ja. Das wollte er. Aber ich fühlte keine Angst.
Oder?
*
Wir würden deutliche Spuren im Nagigal-System hinterlassen.
Aheun Arcalotz, der Ordin-Priester, tat sein Bestes, um die Raphanen von überstürztem Handeln abzuhalten. Abermilliarden der Lemurernachfahren wollten jenen Planeten namens Kharmuu besiedeln, den wir per Sonnentransmitter hierher, in den intergalaktischen Leerraum, transferiert hatten.
Die Dankbarkeit der Raphanen für die Erweiterung ihres Lebensraums kannte kaum Grenzen; ihr von Generation zu Generation weitergegebenes Misstrauen gegen die »Schwarzen Bestien« war kaum noch zu spüren – und das war gut so. Denn 5000 zusätzliche Schiffseinheiten der Haluter waren während der letzten beiden Tage, vom Kharag-Sonnendodekaeder kommend, hier eingetroffen. Sie sollten gemeinsam mit der MOTRANS-OC3, Eigenname KAHALO, den Standort sichern und das militärisch-technische Rückgrat unseres weiteren Vorstoßes in Richtung Hangay bilden.
Der Kommandant der KAHALO, Oberst Dostian Khyndin, und der uralte Haluter Turlt Danawat würden gemeinsame Befehlsgewalt über unsere Truppen im Nagigal-System übernehmen. Indes machten sich der PONTON-Tender POLARIS XX, an dem die HALLEY angedockt war, die VERACRUZ, die Haluterraumer AHUR, THARI und die HALUTA III sowie die vier LFT-BOXEN ADON, BURMAS, DURIN und DERKAN bereit für die nächste Etappe. Ziel war die Doppelsonne Gulver-Duo, die der rätselhafte Aktivierungswächter Immentri Luz für die Weiterreise »freigeschaltet« hatte.
Der Androide würde uns aus nicht ganz uneigennützigen Gründen begleiten: Er war auf der Suche nach seiner Herkunft, nach sich selbst. Nach den Sphero, den Erzeugern jener geheimnisvollen Spektralen Technik, der wir im Nagigal-System begegnet waren. Die Sphero – seine mutmaßlichen Erzeuger.
Immentri Luz’ Entscheidung, uns zu begleiten, erleichterte mich ungemein. Wer wusste schon, was uns im System der Doppelsonne Gulver-Duo erwartete?
Nun – ich wusste es. Denn ich war schon einmal dort gewesen.
*
Das Jahr 3460 alter terranischer Zeitrechnung …
Das Erde-Mond-System war per Sol-Kobold-Sonnentransmitter versetzt worden, um die Terraner vor der Herrschaft der Laren zu bewahren. Einflüsse höherer Mächte, die mir später noch gehörig Rätsel aufgeben sollten, ließen den Planeten samt Mond nicht am geplanten Ziel, bei Archi-Tritrans, rematerialisieren. Die Heimat der Menschen galt als verschollen.
Ich begab mich an Bord der IMPERATOR VII auf eine Suche, die mich irgendwann nach Andromeda führte. Im Gercksvira-Sonnenfünfeck erhielt ich Informationen der Graunzer über die Positionen diverser lemurischer Sonnentransmitter; ein Datenblock kennzeichnete das Gulver-Duo, dem ich noch im Mai 3460 während der Rückreise in die Milchstraße einen Besuch abstattete.
Es hatte sich um einen Akt der Verzweiflung gehandelt, der aber einer gewissen Logik nicht entbehrte. Schließlich gab es eine Verbindung zwischen Archi-Tritrans und dem Gulver-Duo. Möglicherweise hatten sich Erde und Mond in das lemurische Sonnentransmitter-System »eingefädelt« und waren fälschlicherweise im intergalaktischen Leerraum wieder zum Vorschein gekommen.
Meine Hoffnung zerschlug sich rasch; doch immerhin konnte ich das Schicksal des terranischen Explorerschiffs EX-8977 aufklären, das im Jahr 3440 während der Schwarmkrise im Archimedes-Sonnendreieck-Transmitter verschollen war und das es in das Gulver-System verschlagen hatte …
»Noch dreißig Sekunden bis zum Sprung!«, riss mich die Stimme der Bordpositronik aus meinen Gedanken.
Ich schob die Erinnerungen beiseite. Meine ganze Konzentration galt nun wieder der Zahl 552.764.
Die Anlagen von Nagigal erwachten, gesteuert von der Justierungsstation und den dort integrierten Aggregaten der Spektralen Technik, die Immentri Luz für uns geschaltet hatte. Blitze gewaltigen Ausmaßes entstanden, umarmten einander, erzeugten den Aufriss, auf den unsere kleine Flotte zusteuerte. Es war ein Vorgang, der nicht nur aufgrund der damit verbundenen Schmerzen immer wieder den Geschmack der Einzigartigkeit erzeugte.
Doch!, ich spürte Angst. Kalte, erbärmliche Angst. Dieser Gegner, diese Gewalten hatten kein Gesicht. Wir waren unbedarfte Zauberlehrlinge, die kaum einen Schimmer davon hatten, mit welchen unglaublichen Werkzeugen sie eigentlich umgingen.
Wir rasten auf die grell aufflammende Transmitterzone im Zentrum des Nagigal-Sonnentrios zu. Nur noch wenige Sekunden. Dann die Entzerrung. 552.764 Lichtjahre entfernt würden wir in Nullzeit rematerialisieren.
Ich warf einen letzten Blick auf meine Kameraden, die sich wie ich in ihren Stühlen verkrampften, den Schmerz erwarteten – und darauf hofften, dass auch diesmal alles gut ging. Sie schwitzten, sie zitterten, sie rochen nach Angst. So wie ich.
Die Schwärze erfasste mich, so wie immer, völlig unvorbereitet.
Das Purpur der Macht
Marschall Deville-Kareem blähte die Wangen auf und blies verächtlich Luft aus. Die stinkenden Wassergründler, die sich selbst Sataien nannten, waren kein würdiger Gegner gewesen. Ihre Welt war dem Reich der Tad de Raud eingegliedert. So wie alle anderen Intelligenzen des Orellana-Sternhaufens waren sie nunmehr tributpflichtig.
Ein weiteres unterworfenes Volk; eine weitere Lücke, die im engen Gespinst des Reichs geschlossen worden war.
Deville-Kareem kratzte stolz über seine purpurnen Marschallszeichen, die man der Tradition gemäß in die rechte Flughaut eintätowiert hatte.
Ja, er verdiente diese Beförderung. Er hatte Großes geleistet. Dank seines strategischen Geschicks hatten die Bodentruppen Satai rascher als erwartet erobert.
Deville-Kareem ließ eine Bildwolke jenes Raumsektors entstehen, in dem sich die Flotte befand. Instinktiv passte er sich jener Geschwindigkeit an, in der auch die Bildwolke um ihre eigene Achse kreiste.
78 Punkte flackerten, gut hör- und sichtbar, in einem Ultraschallrhythmus auf. 78 Lüsterdrohnen aller Größenklassen. 78 Kampfschiffe, die seit heute ihm, Marschall Deville-Kareem, unterstanden und als Geschwader seinen Namen trugen.
Er verließ die im Nabenturm gelegene Zentrale und ließ sich in einem Wirbel aus Fall- und Seitenwinden nach unten tragen. Trockene Luft und Schwarzlicht, die der Konzentration während der Arbeit dienlich waren, machten Nebel und Dämmergrau Platz. Je weiter er sich abwärts schraubte, desto urtümlicher und heimeliger wurde die Umgebung. Der Hauptkamin verzweigte sich, wurde zu einem Labyrinth aus vertikalen Schneisen und Kaminen, die, mal enger und mal breiter, den Benutzer zwischen künstlichen Gesteinsformationen zu großer Aufmerksamkeit und Artistik zwangen.
Ein Alfugor kreuzte seinen Weg. Deville-Kareem bremste ab und schnappte spielerisch mit seinen Krallen nach der Beute.
Der Vogel stieß ein entsetztes Tschirpen aus und schlug mehrere enge Haken. Solche, die kaum berechenbar waren und die selbst den Marschall, einen der besten Fänger, aufgrund ihrer Schnelligkeit überraschten.
Deville-Kareem zögerte. Sollte er der Spur folgen, seinem Jagdinstinkt nachgeben und dem Tier nacheilen? Er fühlte, wie sich Aufregung und Lust in ihm breitmachten, schwermütige Gedanken beiseitedrängten und das Blut aufwallen ließen.
Schließlich nahm sich Deville-Kareem zurück. Dies war nicht die Zeit, alles um sich herum zu vergessen. Sein persönlicher Triumph gehörte in angemessener Würde gefeiert. Er aktivierte seine Stöpsel und kontaktierte die Bordküche. Man würde Berge an lukullischen Spezialitäten der Heimat in der Offiziershöhle für ihn und seine direkten Untergebenen kredenzen.
Die Basis des größten der Arkadentürme war bald erreicht. Heerscharen von Tu’gas’t-Krebsen schoben sich hier über den Boden und die zerklüfteten Wände.
»Hilfe?« – »Brauchst du Unterstützung, Herr?« – »Ich bin bereit, bereit, bereit …«
Von überall her schallten Deville-Kareem die schwer verständlichen Klacklaute der dienstbaren Geister entgegen. Die Tu’gas’t waren dumm, aber keineswegs schwach und von unbedingter Loyalität. Alles Tugenden, wie sie sich ein Herrschervolk nur wünschen konnte.
Der Marschall senkte sich in einer eleganten Kurve, zog Arme und Flughäute geschickt hoch, schob die Beine weit nach vorne und landete punktgenau auf einem schmalen Stumpfkegel. Die Fußklauen, in schmiegsamen Ballenschuhen verborgen, fuhren aus und krallten sich fest.
Deville-Kareem fühlte sich wohl wie selten zuvor. Mit einer abrupten Armbewegung hieß er die Tu’gas’t-Krebse schweigen. In demütiger Rückwärtsbewegung entfernten sie sich. Ihre Chitinglieder, acht oder zehn an der Zahl, scharrten über den Felsboden.
Der Marschall wartete, bis es ganz still geworden war. Dann atmete er tief durch, pumpte feuchte Luft durch seine Lungen und schrillte schließlich das Gefühl des Triumphs hinaus. Er schrie so laut, dass die Laute mehrfach gebrochen widerhallten und den Hauptkamin des Nabenturms ausfüllten.
Mochten ihn seine Artgenossen hören –