Arabisch ist eine faszinierende Sprache! Kein Reisebericht über Arabien, in dem nicht mit Arabischem (oder Pseudo-Arabischem) um sich geworfen wird. Salam aleikum und Allahu akbar sind deutliche Beispiele dafür. Was für den gläubigen Muslim die Sprache ist, in der Gott mit den Menschen durch den Koran redet, bleibt aber für viele Reisende ein furchterregendes Idiom mit unaussprechlichen Rachenlauten. Sicher, Arabisch ist schwieriger als manche andere Sprache, doch trotzdem behauptete Karl May von sich, gleich fünf arabische Dialekte zu beherrschen, weit bevor er den Orient selbst bereiste!
In kaum einem Teil der Welt sind Kenntnisse in der Muttersprache der Einheimischen so hilfreich wie in arabischen Ländern. Die langwährende Abgeschiedenheit solch faszinierender Länder wie Syrien, Oman oder Jemen macht sich auch bemerkbar, wenn es um Kenntnisse in so genannten „Weltsprachen“ geht. Aber ist Arabisch nicht selbst eine Weltsprache, nämlich die Sprache der islamischen Welt? Wie viel mehr Spaß macht das Reisen, wenn zumindest ein wenig von der Sprache verstanden wird ... Verzagen Sie nicht, die Schwierigkeit der Sprache wird oft übertrieben.
Wir wünschen viel Spaß beim Erkunden arabischer Länder, Sitten und nicht zuletzt der Sprache.
Der Kauderwelsch-Band „Palästinensisch- Syrisch-Arabisch“ gliedert sich in drei Teile:
Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Deshalb sind auch nicht sämtliche Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten der Sprache erklärt. Wissensdurstige finden im Anhang eine Literaturliste mit weiterführenden Lehrbüchern.
Im Konversationsteil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln sollen, wie die arabische Sprache „funktioniert“, und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später im Vorderen Orient hören werden.
Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge arabischer Sätze zu verstehen, ist die Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift gedacht. Jedem arabischen Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung. Wird ein arabisches Wort im Deutschen durch zwei Wörter wiedergegeben, werden diese in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden.
Werden in einem Satz mehrere Wörter angegeben, die man untereinander austauschen kann, steht ein Schrägstrich
bėkteb la Ahmed.
ich-schreibe an Ahmed
Ich schreibe an Ahmed.
ana almânî / swizrî.
ich-bin Deutscher / Schweizer
Ich bin Deutscher / Schweizer.
Gelegentlich ist es notwendig, entweder die männliche oder weibliche Form eines Eigenschaftswortes zu benutzen, beispielsweise wenn ein Mann oder eine Frau den Satz spricht, wenn ein Mann oder eine Frau angesprochen wird oder aber, wenn man über einen Mann oder über eine Frau spricht. Im arabischen Satz und in der Wort-für-Wort-Übersetzung sieht das dann so aus:
ėnte / ėnti mabsût / mabsûta.
du(m/w) zufrieden(m/w)
Du bist zufrieden.
Im vorangehenden Beispielsatz wird jeweils die männliche Variante des persönlichen Fürwortes benutzt, wenn man einen Mann ansprechen will, aber die weibliche Form, wenn man eine Frau anspricht. Wann welche Form benutzt werden muss, hängt vom persönlichen Fürwort ab.
Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie können die Beispielsätze als Fundus von Satzschablonen und -mustern benutzen, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Um Ihnen das zu erleichtern, ist ein Teil der Beispielsätze nach thematischen Kriterien geordnet (z. B. „Zustimmen / Ablehnen“, „Überrascht sein“, „Sich unwohl fühlen“). Mit einem kleinen bisschen Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze „zusammenbauen“, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.
Die Wörterlisten am Ende des Buches helfen Ihnen dabei. Sie enthalten einen Grundwortschatz von je ca. 1000 Wörtern „Deutsch–Arabisch“ und „Arabisch–Deutsch“, mit denen man schon eine ganze Menge anfangen kann.
Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-palaestinensisch-syrisch
Auch erhältlich auf Audio-CD unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-palaestinensisch-syrisch-0
Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem
markiert sind.
Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus dem AusspracheTrainer anhören.
Arabisch zählt zu den semitischen Sprachen, einer Sprachfamilie, die im Nahen Osten viele, weit verbreitete Sprachen hervorgebracht hat, von der heute – außer Arabisch – aber nur noch Hebräisch und verschiedene äthiopische Sprachen gesprochen werden.
Das weite Verbreitungsgebiet des Arabischen auf unseren Landkarten täuscht. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich regionale Dialekte herausgebildet, die so verschieden sind, dass ein Marokkaner einen Jemeniten nicht verstehen kann, wenn die beiden reden, wie sie es gewohnt sind. Allerdings verbindet sie eine Hochsprache (fus’hâ), die seit vierzehn Jahrhunderten fast unverändert in Büchern und Vorträgen, heute auch in den Nachrichten und in der Zeitung verwendet wird. Diese Hochsprache wird in der Schule gelehrt, und so ist jeder gebildete Araber zweisprachig: Seine Muttersprache ist der Dialekt seiner Heimat; doch dort, wo er eine vorbereitete Rede hält oder etwas liest, benutzt er Hocharabisch.
In semitischen Sprachen hängt die Grundbedeutung eines Wortes an meist drei Mitlauten (wie z. B. k, z, b), die für die ganze Wortfamilie gleich sind. Die weiteren Bedeutungsnuancen werden durch die Selbstlaute (a, e, i, o, u) und deren Stellung zwischen den Mitlauten bestimmt. Vgl. z. B. die Wortfamilie „lügen“: kazeb (lügen), kizb (Lüge), kazzâb (Lügner).
Eigentlich gehen die Dialekte von Ort zu Ort fließend ineinander über, etwa so, wie in Europa im Mittelalter das Niederländische in Amsterdam über regionale Dialekte, z. B. dem Plattdeutschen, zum gesprochenen Ostfränkisch in Frankfurt überging. Alle diese Dialekte wurden auch nicht geschrieben, und je größer die Entfernung zwischen zwei Orten war, desto größer waren meist auch ihre sprachlichen Unterschiede. Trotzdem werden die arabischen Dialekte gemeinhin in sechs Gruppen eingeteilt:
• Dialekt der arabischen Halbinsel (Saudi-Arabien, Jemen ...)
• Golfdialekt in Kuweit, Bahrain, Qatar ...
• mesopotamischer Dialekt im Irak
• ägyptischer Dialekt
• syrisch-palästinensischer Dialekt in Syrien, Jordanien, den Palästinensergebieten und im Libanon
• maghrebinischer Dialekt in Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen.
In jeder dieser Regionen gibt es natürlich noch ein paar Besonderheiten. Für den syrisch-palästinensischen Dialekt sind die regionalen Unterschiede im Anhang zusammengestellt, so dass Sie sich auf diese je nach Reiseziel einstellen können.
Ziel dieses Sprachführers ist die Alltagskonversation, d. h. Reden im Dialekt zu ermöglichen. In Syrien, Libanon und Jordanien sowie in den palästinensischen Gebieten bzw. Israel ist der arabische Dialekt so einheitlich, dass man ihn wie eine Sprache vorstellen kann. Aber auch die Nähe zum gesprochenen Arabisch im Irak, in Saudi-Arabien oder den Golfstaaten ist so groß, dass man mit diesem Buch dort verstanden wird und verstehen kann.

Mit der Entwicklung der klassischen arabischen Hochsprache ist auch ein Alphabet entstanden, das diese Sprache allein in Zeichen für Mitlaute (z. B. b, f, k) wiedergibt. Selbstlaute (a, u, i) werden nur geschrieben, wenn sie lang sind oder zu Doppellauten (also au oder ai) werden. Diese Konsonantenschrift ist typisch für semitische Sprachen und passt auch gut zu ihrer grammatischen Struktur. Weil aber nur das „Konsonanten-skelett“ eines Wortes notiert wird, sehen verschiedene Wörter gleich aus, so als würden „Hase“ und „Hose“ nur durch die Zeichenkombination „h-s“ wiedergegeben werden. Konsonantenschriften wie die arabische Schrift können nur fließend gelesen werden, wenn die Sprache gut bekannt ist und so manches aus dem Kontext erschlossen werden kann.
Um Unklarheiten (vor allem in der Auslegung des Korans) auszuschalten, wurden zwar Hilfszeichen für Selbstlaute (Vokale) eingeführt, die heute aber nur sehr vereinzelt (vor allem im Unterricht) benutzt werden.
Dialekte werden fast gar nicht geschrieben. Zeitungen, Literatur und selbst Briefe sind in der komplizierten Hochsprache verfasst. Gelegentlich werden Theaterstücke im Dialekt gedruckt, und viele Leute schreiben einfache Mitteilungen im Dialekt, weil sie es nicht anders können. Allerdings gibt es keine Rechtschreibregeln, und so schreibt jeder, wie er meint, dass er verstanden wird. Da Lesen und Schreiben lernen die Aneignung einer neuen Grammatik und vieler neuer Wörter erfordert, können viele Menschen dies kaum oder nur unvollständig.
In diesem Sprechführer wird ganz auf das arabische Alphabet verzichtet und eine Umschrift in lateinischen Buchstaben benutzt. Der Umschriftliste ist der Name des Buchstaben in arabischer Schrift wie auch in Umschrift beigegeben. Wer arabische Bekannte oder Freunde hat, kann sie bitten, den Laut vorzusprechen, um ihn zu erlernen.
Das klassische Alphabet besteht aus 28 Zeichen, die in einer Reihe von rechts nach links aneinandergefügt werden (wie in unserer Schreibschrift) und daher oft wie Würmer oder Schlangen aussehen.
| Mitlaute (Konsonanten) | ||
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’ | Hamza’ |
| – Ein Stimmabsatz: Der Stimmfluss wird vorher unterbrochen und der nächste Laut explosiv hervorgebracht. Ähnliches gibt es auch im Deutschen (z. B. „be’achten“). Am Wortanfang steht Hamza in diesem Buch nur bei Verben (da es mit zum Konsonantenskelett zählt). Aber generell wird am Wortanfang vor Selbstlauten ein Stimmabsatz gebildet: ’akol (essen) | ||
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b | bâ’ |
| – „b“ wie in „Buch“: balkôn (Balkon) | ||
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t | tâ’ |
| – „t“ wie in „Tuch“: tamâm! (einverstanden!) | ||
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th | thâ’ |
| – Ein stimmloses gelispeltes „th“ wie in engl. „thunder“ (nicht stimmhaft wie in „that“!): thûm (Knoblauch) | ||
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j | jîm |
| – Ein stimmhaftes „dsch“, wie in „Dschungel“ oder engl. „John“: jamal (Kamel) | ||
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h | hâ’ |
| – Ein kräftig gehauchtes „h“, das fast ein „ch“ erreicht. Wenn man die Silbe „ha“ so laut wie möglich flüstert, kommt man dem Klang nahe: hammâm (Bad) | ||
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ch | châ’ |
| – „ch“ wie in „Krach“ (niemals wie in „ich“): chubz (Brot) | ||
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d | dâl |
| – „d“ wie in „Dach“ Dimashq (Damaskus) | ||
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r | râ’ |
| – Ein rollendes Zungenspitzen-R wie im Italienischen: risâla (Brief) | ||
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z | zây |
| – Ein stimmhaftes „s“, wie in „Sonne“. Nicht mit dem deutschen „z“ (= „ts“) verwechseln; nur das (Umschrift-)Zeichen ist identisch: zalame (Mann) | ||
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s | sîn |
| – Ein stimmloses, scharfes „s“ (deutsch „ss“ / „ß“) wie in „Tasse“: salâm (Gruß) | ||
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sh | shîn |
| – „sch“ wie in „Schuh“: shukran! (danke!) | ||
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s | sâd |
| – Velarisiertes „t“: sabâh (Morgen) | ||
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d | dâd |
| – Velarisiertes „d“, etwa wie im bairischen „doo“ für „da, dort“: daif (Gast) | ||
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t | tâ’ |
| – Velarisiertes „t“ wie etwa in „Torf“ (aber nicht behaucht): tâlib (Student) | ||
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z | zâ’ |
| – Velarisiertes stimmhaftes „s“: zarf (Umschlag) | ||
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* | *ain |
| – Ein stimmhafter Kehllaut, der durch starkes Zusammenpressen des Kehlkopfes erzeugt wird. Nachfolgende Selbstlaute färben sich dunkler. Die Araber haben sich daran gewöhnt, dass Ausländer statt dessen das leichtere Hamza’ sprechen: *âila (Familie); sâ*a (Uhr, Uhrzeit) | ||
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gh | ghain |
| – Ein Reibelaut aus dem Zäpfchen, dem geriebenen deutschen „r“ wie in „Grund“ ähnlich: ghasol (waschen) | ||
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f | fâ’ |
| – f“ wie in „Fuß“: funduq (Hotel) | ||
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k | kâf |
| – „k“ wie in „Kamm“: kursi (Stuhl) | ||
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q | qâf |
| – Ein Zäpfchenlaut: Wenn man versucht, das deutsche „k“ immer weiter hinten im Rachen zu sprechen, muss irgendwann das Zäpfchen gehoben werden. Dann wird der stimmlose Verschlusslaut automatisch zu einem qâf. Ein nachfolgender Selbstlaut wird dadurch dunkel gefärbt> qonsulîya (Konsulat) | ||
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l | lâm |
| – „l“ wie in „Lampe“: lâzim (notwendig) | ||
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m | mîm |
| – „m“ wie in „Maus“: mahall (Geschäft) | ||
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n | nûn |
| – „n“ wie in „Nase“: nâmûsa (Mücke) | ||
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h | hâ’ |
| – „h“ wie in „Haus“: hâda (dieser) | ||
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w | wâw |
| – Ein englisches „w“, mit gerundeten Lippen zu sprechen, wie in „water“ oder „Wow!“: walla (oder) | ||
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y | yâ’ |
| – Wie das deutsche „j“ in „ja“: yamîn (rechts) | ||
Die Laute s, d, t, und z sind so genannte velarisierte Laute. Bei deren Aussprache wird die Zunge in der Form eines „S“ geschwungen, so dass der Zungenansatz nach oben und der Zungenrücken nach unten geführt wird. Dieser Verschluss wird mit einer dumpfen Pressung aus dem Rachenraum gelöst. Solche Laute färben alle nachfolgenden Selbstlaute dunkler: aus „a“ wird so z. B. fast ein „o“. Wer einmal den Bogen raus hat, kann bald alle davon. Hier ist genaues Zuhören wichtig!
Selbstlaute (Vokale)
Die Selbstlaute (a, e, i, o, u) und auch die Doppellaute (au, ai usw.) werden praktisch genauso ausgesprochen wie im Deutschen. Zu beachten ist aber der sehr wichtige Unterschied zwischen langen und kurzen Selbstlauten. Im deutschen Wort „Samen“ ist der erste Selbstlaut, das „a“, lang, das „e“ aber kurz. In der Umschrift steht über lang auszusprechenden Selbstlauten das französische Dehnungszeichen: ˆ. Das deutsche Wort „Samen“ würde demnach in unserer Lautschrift folgendermaßen geschrieben: „zâmen“. Echt arabische Beispiele sind etwa: almânî (Deutscher), bîra (Bier)
Nur ein einziger Laut muss hinzugelernt werden, und zwar das ė, das einen sehr kurzen Selbstlaut darstellt und wie ein undeutlich gemurmeltes i oder e ausgesprochen wird, ähnlich wie im französischen Artikel „le“ oder im Auslaut des deutschen Wortes „Halle“.
ėntu (ihr), bėddi (ich will / möchte)
Einige Laute werden in den Dialekten des Arabischen unterschiedlich ausgesprochen. Das qâf z. B. kann sich sehr verschieden anhören: In allen Städten wird es wie der Stimmabsatz ’ (Hamza’) ausgesprochen, von den Beduinen jedoch wie ein „g“. Am Ende des Konversationsteils sind solche Veränderungen nach Ländern und Regionen zusammengestellt.
Betonung