Impressum
Ulisses Spiele
Band US41037
Titelbild: Karsten Schreurs
Lektorat: Michael Fehrenschild, Matthias Heß
Layout: Michael Mingers
©2016 The Topps Company, Inc. All rights reserved.
Classic BattleTech, BattleTech, BattleMech, ‘Mech and Mechwarrior are registered trademarks and/or trademarks of The Topps Company Inc. in the United States and/or other countries. Catalyst Game Labs and the Catalyst Game Labs logo are trademarks of InMediaRes Productions, LLC. Deutsche Ausgabe Ulisses Spiele GmbH, Waldems, unter Lizenz von INMEDIARES PRODUCTIONS, LLC., also doing business as CATALYST GAME LABS.
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Printed in Germany 2016
1. Auflage
ISBN (Print): 978-3-95752-296-2
ISBN (Ebook): 978-3-95752-317-4
Ingo Eikens
Im Schatten
der Bestie
Ein BattleTech-Roman
Deutsche Erstausgabe
Über den Autor
Ingo Eikens wurde 1975 in Bielefeld geboren, zog aber schon mit elf Jahren ins Allgäu und wuchs dort auf. Mit vierzehn Jahren begann er BattleTech zu spielen. Der gelernte Technische Zeichner schrieb schon früh Kurzgeschichten und Abenteuer für Rollenspielgruppen. Heute lebt und arbeitet er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Rüsselsheim.
Danksagung
Ich danke meiner Frau Jennifer, die mich immer wieder zu diesem Roman ermutigt hat und Mimo, der eine Engelsgeduld mit mir hatte.
Terra, Unity City, Sitz des hohen Rates, Terranische Hegemonie, 27. Dezember 2766
Das private Audienzzimmer des Ersten Lords war in unbehagliches Halbdunkel getaucht, als sie hereinkamen. Die Schatten lauerten tiefschwarz in die Ecken geduckt, die langen, dunklen Finger kaum zurückgedrängt von der winzigen Lichtquelle im Raum. Das großzügige, holzgetäfelte Zimmer mit den schweren Vorhängen vermittelte dem Besucher bereits beim Eintreten eine Atmosphäre von geschäftsmäßiger Ruhe. Nur wenige, ausgewählte Gemälde hingen an den Wänden. Die Proportionsstudie nach Vitruv, ein Kupferstich einer mittelalterlichen Stadtmauer, eine moderne Variation des Cameron-Wappens von Claudia Naluschenko. Ein Minimum an exquisitem Mobiliar rundete die Einrichtung stilvoll ab. Die Möbel und die Wandpaneelen waren mit altertümlichen Verzierungen versehen und fein aufeinander abgestimmt. Für einen gewöhnlichen Besucher erschuf der Raum in seiner Behaglichkeit die Illusion eines edlen Lesezimmers oder eines extravaganten Büros. Doch hinter den Wandpaneelen und verborgen in der schweren Tischplatte verbarg der Raum das Beste, was die Elektronikexperten des siebenundzwanzigsten Jahrhunderts zu bieten hatten. Dieser Ort war nicht nur absolut abhörsicher, sondern enthielt versteckte Schalttafeln und gesicherte Terminals, die den Zugriff auf nahezu alle Sicherheitsfunktionen des Palastes gewährten. Doch der Gast, den Richard Cameron heute empfing, wusste nur zu genau um ihre Existenz. Stefan hatte den Raum oft genug betreten und kannte jeden Winkel dieses Refugiums. Die düsteren Schatten, die ihm heute einen dunkleren Charakter verliehen als gewöhnlich, entsprachen mehr dem Spiegel seiner Seele als dem Geschmack der ersten Lords, die den Raum erbauen ließen. Richard saß trotz der frühen Stunde an dem schweren Schreibtisch und schien ungeduldig zu warten, bis der kahlköpfige Mittfünfziger, der der kleinen Gruppe von Offizieren vorstand, die Türen hinter sich geschlossen hatte. Die Schatten verbargen die Verachtung in Amaris’ Gesicht vor dem jungen Lord. Die düstere Stimmung des Morgens und dieses Zimmers weckte ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen, als er den Blick des Jungen erwiderte. Stefan hörte die Schatten flüstern, die ihm die Vergangenheit zurück ins Bewusstsein trugen, als drängten sie durch die Wand, hinter der die Sternenkammer – die große Versammlungshalle der Lords – heute von allen Ratsmitgliedern verlassen, ruhte. Sie erinnerten ihn an die Jahre, die nun hinter ihm lagen, an die Planung, die Vorbereitung, das Warten. Und sie erinnerten ihn auch an die Worte, die Isleen Malvena, der Obmann des Tauruskonkordats, jenseits dieser Mauer ausgesprochen und damit den letzten Stein für das Gelingen seines Planes ins Rollen gebracht hatte.
Wir können und werden diese ungerechte Steuerverteilung zu Ungunsten der kleineren Bündnisstaaten nicht länger dulden. Unsere Staatseinkünfte lassen sich nicht mit denen der großen Häuser vergleichen. Abgaben für Forschung und Rüstung mögen für die starken Bündnispartner keine Schwierigkeit darstellen, aber wir setzen unseren Fokus lieber auf dringlichere Ausgaben, als die Kriegsmaschinerie des Sternenbunds zu finanzieren, der uns mit diesen – unseren eigenen Mitteln – mehr und mehr zu unterdrücken droht. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass diese ganze Farce nur dazu dient, uns kleinere Bündnispartner mundtot zu machen, bis uns schlussendlich nur noch die Möglichkeit bleibt, uns einem der größeren Häuser anzugliedern, weil unser Haushalt völlig aus dem Gleichgewicht gerät. Nichts anderes scheint in der Intension des ersten Lords zu liegen ...
Eine Welle empörter Ausrufe seitens der Häuser und der anderen Peripherievertreter hatte Richards halbherzige Erklärungsversuche hinweggeschwemmt. Ungestüm war der junge Richard hinausgestürmt und hatte geschworen, er würde diesem Ungehorsam mit eiserner Faust begegnen. Stefan und Richard hatten sich danach in eben diesem Raum beraten.
Richards verträumter Vorstellung nach sah er sich als mythischer König in strahlender Rüstung und die Lords der Häuser als seine Vasallen, die mit ihm über ein märchengleiches Reich mit Groß- und Edelmut regierten. Eine Ritterschaft, die die Ideale der Menschheit zu verteidigen hatte und deren eigene Ziele hinter denen einer hehren Vorstellung zurückstehen mussten. Stefan wusste nur zu gut, dass die Realität im zerbröckelnden Machtgefüge des Sternenbunds, das zerfressen war von Neid, Intrigen und Missgunst, sich extrem von dem Traumbild unterschied, hatte aber bald erkannt, dass es sich lohnen könnte, den impulsiven Richard an seinem Glauben von einer interstellaren Tafelrunde festhalten zu lassen. Stefan hatte Richard bestärkt und ihm versichert, dass die Homunculi des Bösen, die sein Traumbild störten, von ihm mit harten Maßnahmen zur Räson gebracht werden mussten, so es ihm denn nicht gelang, sie mit der Würde und dem großen Herzen eines wahren Anführers zu überzeugen. Im Hintergrund war es letztlich aber immer Stefan gewesen, der kontinuierlich die kleinen Ablehnungen und Aufstände angefacht hatte, bis sie sich zu wahren Großbränden entwickelten. Richards klägliches Ringen um seine Autorität glich eher dem Gezeter eines Kindes bei Tisch, an dem sich die Erwachsenen lautstark stritten. Sein Einfluss auf die Lords war weit geringer als der seines Vaters, der bei dem Versuch, wieder Frieden zwischen den Häusern zu schaffen sein Ende gefunden hatte.
Obwohl Stefan selbst Kanzler eines Sternenreiches war, dessen Grenzen sich entlang dem Lyranischen Commonwealth des Hauses Steiner sogar bis hinunter zur Liga Freier Welten ausdehnten, war er dem jungen Richard nach seines Vaters Tod ein väterlicher Freund geworden. Die Staatsgeschäfte der Republik der Randwelten führte er von Terra aus und mit Hilfe seines Stellvertreters Mohammed Selim auf der Hauptwelt Terra Prime, ehemals Apollo, die er erst vor Kurzem zu Richards Ehren umbenennen ließ, als Tribut für dessen Entscheidung, die Streitkräfte des Bundes in Marsch zu setzen und endlich mit eherner Hand durchzugreifen. Bis heute standen drei Viertel der SBVS an der Grenze der Peripherie im Davionsektor, um den Steueraufstand des Konkordats und der umliegenden Kleinstaaten gewaltsam niederzuschlagen. Natürlich wusste Stefan, dass die Truppenstärke des Konkordats unterbewertet wurde und die örtlichen Begebenheiten auf den einzelnen Planeten die Aufmerksamkeit der Armee lange auf sich ziehen würden. Isleen Malvena hatte ihm anvertraut, dass das Konkordat durchaus bereit und fähig war, seine Eigenständigkeit zu behaupten, und natürlich hatte Stefan seine Überzeugung bestärkt, ein Aufstand gegen die Divisionen des Sternenbundes könne Erfolg haben, indem er die Sternenbundtruppen als Akademiefrischlinge ohne Erfahrung brandmarkte. Zwei Jahre lang hatte das Konkordat massiv aufgerüstet und Stefan sein Bestes gegeben, dies zu verschleiern. Nicht zuletzt diese Zusammenarbeit hatte ihm Malvenas Vertrauen gesichert.
Richard indes musste er immer wieder mit Einfühlungsvermögen begegnen, da der Junge mehr und mehr dazu neigte, die kleinste Kritik als Aggression gegen sich zu bewerten. Aber Schmeicheleien, die sein Ego oder seine Traumvorstellung einer von ritterlichen Idealen geprägten Gesellschaft untermauerten, zeigten stets Wirkung. Stefan hatte seine rhetorischen Fähigkeiten in dieser Hinsicht zur Perfektion gebracht. Richard zu schmeicheln war keine Schwierigkeit, obwohl es ihm nie wirklich leicht gefallen war. Stefan war in der Überzeugung erzogen worden, dass die Republik sich eines Tages von den Fesseln des Sternenbundes befreien würde, die die Amaris seit Generationen gefangen hielten. Diese Überzeugung, sein fest verwurzelter Hass auf den Sternenbund und die Geduld, die Fassade der Täuschung über Jahre hinweg aufrechtzuerhalten, hatten ihn letztlich zu dem Erfolg geführt, den er mit dem heutigen Tag ernten würde.
Richard hatte sich erhoben und kam mit ausgebreiteten Armen um den Schreibtisch herum auf ihn und seine Begleiter zu. Das kindliche Gesicht des Herrschers wurde zu einem hellen Fleck in dem dunklen Raum, als sein Blick verschwamm. Die Schatten fraßen die Details seiner Gestalt, als sein Körper die kleine Lampe verdeckte, und nur sein Gesicht blieb wie der helle Nebel des Sol-Systems in der Unendlichkeit des interstellaren Raumes zurück. Seine Lippen formten Worte, doch die Zeit schien plötzlich für Stefan stehen zu bleiben – er hörte ihn nicht mehr, sondern sah seine Zukunft vor sich. Das Blut rauschte in seinen Ohren, sein Puls beschleunigte sich, als er in seinem Tagtraum die Wiege der Menschheit vor sich sah – zum Greifen nah, wie der Apfel am Baum des Paradieses, bereit um von ihm gepflückt zu werden.
Es ist an der Zeit, dass deine verweichlichte Familie endgültig die Bühne verlässt. Heute bricht ein neuer Akt im Theater der Inneren Sphäre an. Der Sternenbund hat die freien Völker schon viel zu lange unterdrückt – heute ist Zahltag.
Du hast nicht die Stärke und Willenskraft, die es braucht, um eine solche Nation zu erschaffen – zu führen, nicht den Willen eines Amaris. Du bist nur ein unwissendes, kleines Kind. Der Sternenbund wird aus der Asche eines reinigenden Feuers wiederauferstehen, als das Amaris-Imperium und mit mir an seiner Spitze.
Mühsam zwang sich Stefan zur Ruhe, und die Zeit gewann wieder ihre gewohnte Gültigkeit. Er erwiderte Richards Umarmung und ließ sich seinen Widerwillen nicht anmerken. Der erste Lord fasste ihn mit einem Lächeln auf dem müden Gesicht an den Schultern und klopfte ihm freundschaftlich auf den Oberarm.
»Stefan! Es freut mich so, dass Ihr zurück seid. Es ist viel zu lange her, dass Euch die Amtsgeschäfte von hier abberiefen. Ihr kommt später als erwartet – Schwierigkeiten an der Front?« Sein Blick fiel auf die Eskorte, die schweigend hinter Stefan wartete und auf ein Kästchen in den Händen eines der Männer, das seine Neugier erregte.
Stefan spielte das Spiel mit und begegnete Richards übertrieben gehobener Redeweise in gewohnter Manier.
»Mylord haben mich ausgesandt um Kunde einzuholen, wie es um die Truppen steht, und ich kehre mit guten Nachrichten aus dem Feld zurück.«
Richard wirkte erfreut und deutete auf einen der schweren Stühle gegenüber dem Schreibtisch, auf dem Stefan Platz nahm. Seine Begleiter blieben ohne Regung stehen. Die schwarzgrünen Uniformen verschmolzen mit den Schatten im hinteren Teil des Audienzzimmers.
Ein Teil der Vertäfelung glitt zurück und gab den Blick auf eine kleine Bar frei, aus der Richard zwei Gläser entnahm. »Met?«, fragte er über die Schulter
»Mylord sind zu gütig«, erwiderte Stefan und neigte den Kopf. Die hellgoldene Flüssigkeit warf kleine Wellen in den bauchigen Gläsern, als Richard sich zu ihm umdrehte und ihm eines reichte. Stefan trank gemessen einen kleinen Schluck und setzte das Glas bedächtig auf dem Schreibtisch vor sich ab. »Den letzten Gefechtsberichten der 151. Division zu Folge eroberten wir kürzlich die ersten militärisch bedeutsamen Produktionsstätten. Es handelt sich zwar nur um kleinere Fabriken für Ersatzteile und Handfeuerwaffen, wir erwarten aber größere Erfolge in Kürze. Sie haben die Battlemechfertigungsanlagen gut vor unseren Blicken verborgen, Sire.« Er bemühte sich, keine Gemütsregung folgen zu lassen – war er es doch gewesen, der Malvena auf die Notwendigkeit einer guten Tarnung hingewiesen hatte.
»Schon bald wird sich die Nachschubsituation des Konkordats entscheidend verschlechtern, Mylord.«
Tatsächlich hatte Stefan nicht die geringste Ahnung, wie der Krieg verlief. Kerenskys Berichte kamen in den letzten Wochen nur noch sporadisch, und selten erfuhr er davon als erster, was aber glücklicherweise auch für seine Lordschaft galt und den schlechten Stand bewies, den Richard bei seinen Untergebenen hatte.
»Und Ihr seid euch sicher, dass meine Entscheidung, Neu-Vandenberg anzugreifen kein Fehler war? Vielleicht hätte ich meine Vasallen doch lieber persönlich von der Richtigkeit unserer gemeinsamen Überlegungen überzeugen müssen.«
Stefan musste an sich halten, um nicht sofort das Gesicht zu verziehen. Natürlich waren es eben diese Selbstzweifel gewesen, die die Kontrolle über den jungen Lord erst möglich gemacht hatten, aber insgeheim war ihm dieses weinerliche Verhalten schon lange zuwider. Er zwang sich zur Ruhe und setzte ein versöhnliches Lächeln auf.
»Aber Mylord. Wir haben doch bereits ausgiebig über dieses Thema parliert. Eure Entscheidung war richtig und gut. Die Rebellen haben es ausgeschlagen, sich Eure großmütigen Angebote anzuhören und tragen nun die Konsequenzen ihres unbedachten Handelns. Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen, was auch nur im Entferntesten an Schuld heranreicht. Neu-Vandenberg war die einzige, logische Lösung.«
»Aber die vielen Menschen, Stefan.« Richards Gesicht spiegelte großes Bedauern. Die Hauptwelt des Konkordats war einer der bevölkerungsstärksten Planeten des gesamten Sektors, und die Angriffe der SBVS hatten entsprechend heftigen und erbitterten Widerstand hervorgerufen. Ein Umstand, der Stefan nur allzu bekannt gewesen war, als er Richard diese Welt als Primärziel empfohlen hatte.
»Nur Euer hartes Eingreifen wird verhindern, dass sich allzu viele von ihnen dazu hinreißen lassen, dem Irrglauben ihrer verblendeten Anführer zu folgen. Im Grunde schützt ihr das Volk durch Euer Eingreifen vor sich selbst.«
»Aber man verurteilt unser Verhalten öffentlich. Die Medien sind voll davon, dass wir die Sicherheit und Stabilität des Bundes aufs Spiel setzen, wenn wir unsere Streitmacht zur Niederschlagung eines Kleinstaates schicken. Überall erzählt man, die Hegemonie sei den Lords völlig ausgeliefert und unsere Konzentration der Truppen an der Peripherie schwäche die Kernsysteme. Kurita habe bereits Manöver in seinem Hoheitsgebiet veranstaltet.«
Stefan lächelte wissend. Kuritas Reaktion war vorhersehbar gewesen. »Ich weiß, Mylord. Doch genau darum braucht Ihr Euch doch keine Gedanken mehr zu machen. Meine besten Truppen schützen Eure Planeten in der Hegemonie, gemeinsam mit den verbliebenen Sternenbundverteidigungsstreitkräften. Niemand kann Euch vorwerfen, Ihr hättet zu Lasten der Sicherheit Eurer eigenen Untertanen die Belange des Sternenbundes zu sehr in den Vordergrund gestellt. Ihr habt das Möglichste getan, um - mit unserer bescheidenen Hilfe - die Welten der Hegemonie zu sichern.« Stefan hatte die flache rechte Hand auf die Brust über seinem Herzen gelegt und war bei seinen letzten Worten in einer theatralischen Geste aufgesprungen, um sich zu verbeugen.
»Ihr habt recht, mein treuer Freund.« Richard stand mit einer entschlossenen Bewegung ebenfalls auf und leerte sein Glas.
»Aber nun«, lenkte Stefan mit einem Wink an seinen Begleiter die Aufmerksamkeit des Monarchen wieder auf sich, »wollen wir zu dem Geschenk kommen, das ich für Euch bringen ließ.«
»Ein Geschenk?« Richards Miene erhellte sich. »Aber haben wir denn Grund zu feiern?«
»Natürlich, Mylord. Wie sich Eure Lordschaft erinnern mögen, erwähnte ich bereits eingangs, dass wir einige kleinere Erfolge auf Neu-Vandenberg zu verzeichnen hatten. Einen davon will ich Euch zum Anlass Eures ersten Sieges überreichen.«
Der Major trat vor, hob Richard die Kiste entgegen und ließ die Hacken seiner Stiefel zusammenknallen. Entzückt begann Richard die Schleife zu lösen und ließ ein leises Jauchzen hören, als er in der Kiste eine weitere, kleinere vorfand; schließlich noch eine, und noch eine und wieder eine weitere. Lachend freute sich der Junge über den kleinen Scherz, während Stefan unbemerkt ein kleines Gerät von der Größe einer Zigarettenschachtel von einem seiner Begleiter entgegennahm. Sorgsam hielt er es in der Linken versteckt.
Richard hatte im letzten Karton ein Ebenholzkästchen vorgefunden, dessen Verschlüsse er nun voller Aufregung mit einem Klacken aufschnappen ließ.
Stefan trat einen Schritt näher, gerade als Richard dem roten Samtpolster eine juwelenbesetzte Laserpistole entnahm.
»Das ist es also?« entfuhr es ihm bewundernd, und er drehte die Waffe im Licht der Lampe hin und her. Sie strahlte und funkelte aus den tausend Facetten der aufgesetzten und eingearbeiteten Steine. Stefan streckte fordernd die rechte Hand aus und lächelte ihm zu.
»Das ist es, Mylord. Erlaubt mir, Euch zu demonstrieren, wie sie funktioniert.«
Richard lächelte zurück und überreichte ihm die Waffe. Der Akku aus Stefans Linken glitt leicht in den Griff und, bevor Richard begriff, was passiert war, riss sein lebloser Körper den schweren Bleikristallleuchter vom Tisch und schlug auf dem Boden auf. Aus dem dunklen Loch in seiner Stirn stieg eine kleine Rauchfahne.