Zoos sind Orte pornographischer Gewalt: Gaffer auf der einen Seite, unfreiwillig Begaffte auf den anderen.
Derrick Jensen
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Colin Goldner
Der Zoo – Kein Platz für Tiere
Alibri
2016
Colin Goldner ist klinischer Psychologe (promov.) und Wissenschaftsjournalist. Er ist Mitbegründer der Tierrechtsorganisation rage&reason und Autor zahlreicher tierrechtlicher Publikationen. Seit 2011 koordiniert er das Great Ape Project, das Grundrechte für die Großen Menschenaffen einfordert. 2014 legte er eine umfassende Studie zur Haltung Großer Menschenaffen in deutschen Zoos vor, die als erstes Tierrechtsbuch überhaupt für die Wahl zum „Wissensbuch des Jahres“ nominiert wurde und letztlich in der Kategorie „Zündstoff“ den 2. Platz belegte.
eBook-Reihe Tierrechte
Herausgegeben von Colin Goldner
Band 1: Colin Goldner: Der Zoo – Kein Platz für Tier, Februar 2016
Alibri Verlag
www.alibri.de
Aschaffenburg
Mitglied in der Assoziation Linker Verlage (aLiVe)
1. Auflage 2016
Copyright 2016 by Alibri Verlag, Postfach 100 361, 63703 Aschaffenburg
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen, der Einspeicherung in elektronische Systeme sowie der Übersetzung vorbehalten.
Umschlaggestaltung: Claus Sterneck
unter Verwendung eines Fotos von Colin Goldner
ISBN 978-3-86569-720-2
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Geschichte der Einrichtung „Zoo“
Jardin des Plantes
Bürgerzoos
Carl Hagenbeck
Rummelplätze
Nazi-Zoos
Nachkriegszoos
Washingtoner Artenschutzübereinkommen
Zoo-TV
2. Rechtsgrundlagen
Tierschutzgesetz
Säugetiergutachten
3. Realität in heutigen Zoos
Illusion weitläufiger Natur
Warum haben Pinguine einen Frack an?
Mit allen Sinnen
Gottesdienst und Erotikshooting
Botschafter ihrer Art
Arche Noah
Zeitbrücke
Überbevölkerung
Spendensammelkampagnen
Currywurst und Wiener Schnitzel
Wissenschaft und Forschung
Strenge Hierarchie
Unqualifiziertes Personal
Veterinäre Schmalspurausbildung
Zoochosen
Behavioral Enrichment
Zweifelhaftes Vergnügen
4. Haben Zoos eine Zukunft?
Manipulierte Besucherzahlen
Was tun?
5. Literatur
Zookritik
Online
Einleitung
Während Zoos sich seit ihren Gründertagen Mitte des 19. Jahrhunderts in einem von Kritik weitgehend unangetasteten Freiraum bewegen konnten, gerieten sie Mitte der 1970er unter massiven Rechtfertigungsdruck. Mit der Verabschiedung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) im Jahre 1973, das den bis dahin völlig unkontrollierten Bezug von Tieren aus freier Wildbahn erheblich beschränkte, kam zum einen der für die Zoos unabdingbare Nachschub an Wildtieren spürbar ins Stocken, und zum anderen trat erstmalig der Anteil von Zoos an der Gefährdung von Wildtierbeständen ins öffentliche Gewahrsein: Für jedes in einem Zoo ausgestellte Tier waren zahllose Tiere der gleichen Art beim Fang oder während des Transports zu Tode gekommen; zudem war die Überlebensspanne der letztlich in den Zoos angekommenen Tiere extrem niedrig, so dass ständiger Bedarf an Nachschub bestand. Myriadenheere an Wildtieren waren insofern seit Mitte des 19. Jahrhunderts für europäische und amerikanische Zoos „der freien Wildbahn entnommen“ worden.
Um der anwachsenden Kritik zu begegnen, sahen die Zoos sich genötigt, sich ein völlig neues Selbstverständnis zuzulegen, das über die bislang gepflogene simple Zurschaustellung von Tieren hinausführte. Man verständigte sich darauf, Zoos hinfort als auf vier Säulen stehend zu präsentieren: Bildung, Artenschutz, Forschung und Erholung. Die vorliegende Studie zeigt detailliert, wie wenig tragfähig diese vier Säulen sind und wie unseriös die Behauptungen der Zoobetreiber, die sich darauf stützen. Keinesfalls lässt sich die lebenslange Gefangenhaltung von Wildtieren damit rechtfertigen.
Im Zuge seiner Recherchen hat Autor Goldner quer durch die Republik mehr als 200 Zoobesuche absolviert und hunderte protokollierter Beobachtungsstunden vor Gehegen und Käfigen zugebracht; undercover konnte er auch „hinter die Kulissen“ einiger Betriebe blicken. Er hat mit Zoodirektoren gesprochen, mit Kuratoren, Tierärzten, Tierpflegern, Praktikanten und natürlich auch mit großen und kleinen Besuchern. Sein Fazit ist eindeutig: Zoos sind, entgegen aller Propaganda, Auslaufmodelle, die in der heutigen Zeit keine Existenzberechtigung mehr haben; sofern sie solche je hatten.