Christian Hennecke · Gabriele Viecens
Der Kirchenkurs
Wege zu einer Kirche der Beteiligung
Der Kirchenkurs
Wege zu einer Kirche der Beteiligung
Ein Praxisbuch
echter
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
1. Auflage 2016
© 2016 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter.de
Umschlag: Peter Hellmund
Umschlagbild: © shutterstock
Satz: Hain-Team, Bad Zwischenahn (www.hain-team.de)
ISBN (eBook) 978-3-429-06254-5
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Inhalt
Vorwort
1. Teil: Die Architektur des Kirchenkurses
1. Wie alles begann – die Geschichte Lokaler Kirchenentwicklung
Die weltkirchlichen Prophetien des II. Vatikanums
Eine weltkirchliche Emanzipationsbewegung
Lokale Kirchenentwicklung in Deutschland
Eine kleine Geschichte in Hildesheim
Eine seriöse Theologie
Die Summerschool
Der philippinische Brückenschlag
Lokale Kirchenentwicklung verstehen
Die Entstehung des Kirchenkurses
2. Gut zu begründen? – Eine Agenda theologischer Herausforderungen
Die sakramentale Grundgestalt der Kirche
Ein neuer Zugang zum Wort Gottes
Die eucharistische Mitte
Communio weiter denken
„Maximum participation“
Der sakramentale Dienst der Leitung
Eine neue Theologie?
3. Worauf es ankommt – Ziele und Stile eines neues Weges
Aus biblischem Ursprung
In der Liturgie feiern
„Community building“
„Mission shaped“ – die wesentliche Kontextualität
Die Vision einer Kirche der Beteiligung – worauf es also ankommt
4. Methodik, Didaktik und Evaluation
Eine Didaktik des Volkes Gottes
Lehren oder ermöglichen? – Die Frage der Methodik
Ein noch ungewohntes Instrument – die Evaluation
5. Der rote Faden
2. Teil: Der Kurs
1. Lokale Kirchenentwicklung – Der geistliche Grundton
A. Eingangsliturgie: Prozession des Wortes
B. „Schriftauslegung“
C. Vergegenwärtigung der Szene (Joh 6,1–4)
D. Woher kommen wir und wohin gehen wir?
E. Grenzen, Hindernisse und Möglichkeiten – Johannnes 6,5–9
E.1 – Wer bin ich? Kleine Typenkunde
E.2 – Wahrnehmen der kirchlichen Situation aus der Perspektive von Philippus und Andreas
E.3 – Input über die Kunst des geistlichen Sehens
Schule des Sehens – Ein Begleittext zur Präsentation
E.4 – Liturgie der verheißenen Möglichkeiten
F. Feier der Versöhnung
2. Kirchenentwicklung wahrnehmen und verstehen – Grundperspektive und Vision
A. Sich spiegeln im Wort – eine Liturgie
B. Phasen der Kirchenentwicklung
B 1 – Versorgungskirche
B 2 – Kirche der Mithelfer und Unterstützer
B 3 – Kirchenkrise – Kirche erwacht
B 4 – Kirche: gemeinsam berufen und gesandt
B 5 – Die vier Beziehungsdimensionen des Kircheseins
B6 – Kirche – Gemeinschaft von Gemeinden
C. Liturgie zu den Kirchenbildern
3. Die Vision einer Kirche der Beteiligung ins Leben bringen
Ziele
A BibelTeilen – Das Wortecho
B Eine Vision nimmt Gestalt an
C. Wachstum ermöglichen – in unserer konkreten kulturellen und kirchlichen Situation (Leitung, Spiritualität, Weiterbildung, Engagement der Getauften und Sendung)
D. Die Bedeutung einer gemeinsam geteilten Vision
E. Evaluation und Relecture als Gradmesser für das Wachstum eines konkreten Prozesses
F. Liturgie zum Abschluss
Anhang
Evaluation von Workshops, die Bewusstwerdungsprozessen dienen
Relecture Pastorales Team
Relecture der örtlichen Gemeinden (Poitiers)
Gemeinschaft im Wort Gottes
Vorwort
Wie „geht“ Lokale Kirchenentwicklung? Das ist inzwischen die Königsfrage. Denn nachdem in vielen deutschen Bistümern die Ideen zu einer Kirche der Beteiligung Gestalt gewinnen und durch das Schreiben der deutschen Bischöfe „Gemeinsam Kirche sein“ die Perspektiven einer lokalen Kirchenentwicklung auch theologisch begründet und in den konziliaren Horizont gestellt werden konnten, steht nun eine lange Phase der experimentellen Kirchenentwicklung an: Es braucht in der Tat eine Lerngemeinschaft in den konkreten Entwicklungsprozessen, es braucht Erfahrungen, Erfolge ebenso wie Misserfolge, insgesamt ein ausreichendes Maß an Fehlerfreundlichkeit und deren Evaluation, damit sich das Bild einer Kirche der Zukunft weiter schärfen kann.
Doch davor liegen immer Entscheidungen, die gut zu begründen sind. Ein Pfarrer, ein pastorales Team, eine Initiativgruppe braucht einen gemeinsamen Weg des Kennenlernens und Auslotens dessen, was dann in der Pfarrei mit möglichst vielen beteiligten Christen als nachhaltiger Entwicklungsprozess der Kirche vor Ort ablaufen soll.
Die Wandlung der Mentalität, die spirituelle Grundperspektive und die darin verborgenen Kirchenbilder müssen ansichtig werden und brauchen erste Grunderfahrungen, um den Mut zu einem solchen Weg zu bekommen.
In den vergangenen Jahren haben wir bei pastoralen Erkundungsreisen an vielen Orten erfahren, dass parallele Kirchenentwicklungsprozesse in Indien, Südafrika, den Philippinen, aber auch in Frankreich immer dann möglich waren, wenn die jeweils Verantwortlichen vor den konkreten Prozessen vor Ort sich selbst auf eine „Umkehrerfahrung“ ihres ekklesialen Bewusstseins eingelassen haben. Diese geistliche, theologische und praktische Umkehr war der Ausgangspunkt für eine neue Perspektive, die dann vor Ort ausprobiert werden konnte.
Dabei haben wir besonders vom philippinischen Kirchenentwicklungsteam von Bukal Ng Tipan in Manila profitiert. Die Klarheit der Vision, die beeindruckende Systematik des Vorgehens, das Bemühen um eine partizipative Pädagogik und die tiefe geistliche Grundierung dieses Weges haben uns getroffen.
Dabei war der Weg der philippinischen Kollegen schon selbst eine inkulturierende Weiterentwicklung der Erfahrungen, die in den 80er und 90er Jahren im Lumkoinstitut in Südafrika durch Fritz Lobinger, Oswald Hirmer und Anselm Prior möglich und weiterentwickelt wurden und inzwischen auch in Asien in verschiedener Weise rezipiert wurden.
Schon in unseren ersten Begegnungen mit dem philippinischen Team um Mark Lesage und Estela Padilla haben sie uns darauf verwiesen, dass wir hier nichts „übertragen“ können, sondern selbst vor einem Verstehens- und Inkulturationsprozess stehen.
So ist – in vielfältiger Erprobung und vielfältigen Lernerfahrungen in konkreten Pfarrgemeinden – dieser Kirchenkurs entstanden. Pfarreien im Bistum Hildesheim, in Aachen, Münster, Osnabrück, Hamburg, Limburg, Paderborn, in Zürich, Basel und Luxemburg haben in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichen Wachstumsstadien Elemente dieses Kurses machen können. Sicher war auch eine „Summerschool“ mit diözesanen Kirchenentwicklern ein Schlüssel für die weitere Entwicklung dieses Kurses, der in unterschiedlichen Versionen rezipiert wurde.
Je länger dieser Prozess weiterging, desto mehr wurde uns aber auch deutlich, dass die verschiedenen Elemente nicht einfach nur beliebige Module enthalten, sondern einen stimmigen und konsequenten Weg beschreiben. Das fängt mit der geistlichen Verwurzelung des Prozesses an, führt über die „Entwicklungsphasen des Kircheseins“ (die „Kirchenbilder“) hin zur Frage nach den konkreten Entwicklungsprozessen.
Inneres „Rückgrat“ des ganzen Prozesses sind die „Entwicklungsphasen des Kircheseins“. Der Weg durch diese „Bilder“ ermöglicht den Wandel. Es ist nicht egal, in welcher Reihenfolge diese Bilder „erarbeitet“ werden. Es ist auch nicht egal, wie diese Bilder aussehen, denn es geht nicht um „eigene“ Bilder, es geht auch nicht um „vergangene“ Bilder, sondern um einen perspektivisch ausgerichteten Prozess, der den Akteuren hilft, den jeweils nächsten Schritt der Kirchenentwicklung vor Ort zu gehen. Diese Perspektive, die keineswegs selbstverständlich ist beim inzwischen oft inflationären Umgang mit diesen Bildern, sollte einmal umfassend dargestellt werden.
Dieser Kurs ist Ergebnis eines langen Lernweges – und viele Priester und Hauptberufliche, vor allem aber auch das immer beeindruckende Volk Gottes, sind durch die konkreten Lernerfahrungen, die wir machen durften, Mitautoren dieses Weges. Vor allem aber danken wir Mark Lesage, Estela Padilla, Aleli Guitierrez und Jojit Guevarra für die lange gemeinsame Lernstrecke. Ohne sie wäre dieser Kirchenkurs nicht entstanden. Oftmals konnten wir mit ihnen über das Material diskutieren, durften wir neue Nuancen entdecken – und konnten wir von ihren Erfahrungen und ihrer genialen Pädagogik und Kreativität lernen, vor allem auch im Kontext der Liturgien, die zum geistlichen Kern dieses Weges gehören. Zuletzt durften wir die „Liturgien“ zu den Entwicklungsphasen des Kircheseins für diesen Kurs verwenden, die noch einmal eine ungeheure Vertiefung des Lernweges darstellen.
Wir sind uns bewusst, dass auch diese Version des Kirchenkurses „work in progress“ ist, und sich in den nächsten Jahren sicher weiterentwickelt. Von daher stellen wir diesen Kurs auch mit der Hoffnung zur Verfügung, dass durch seine angemessene Verwendung auch neue Erkenntnisse und neue Formen wachsen, die wir gerne auch übernehmen würden. Der Kirchenkurs eröffnet so etwas wie eine gemeinsame Lernplattform, die wir weiterentwickeln wollen. Rückmeldungen, Kritik und Anregungen sind ausdrücklich erwünscht.
Umgekehrt kann das hier vorliegende Buch natürlich die Erfahrung nicht ersetzen. Deswegen würden wir allen Teams, die diesen Kurs einsetzen, ehrlich wünschen, dass sie selbst ausführlich an einem solchen Kurs teilnehmen. Wir haben vor, ihn einmal im Jahr im Rahmen der Hildesheimer Summerschool für Pfarreiteams anzubieten.
Am Ende des langen Entstehungsweges bleibt der Dank an alle Mitautoren und die Freude über diese „Frucht“, die das Ergebnis einiger Jahre Arbeit ist.
Hildesheim, im Frühjahr 2016
Christian Hennecke · Gabriele Viecens
1. Teil
Die Architektur des Kirchenkurses