Gabriele Kuby
Die Grundausstattung mit Liebe
„Das Muttergehirn“
Bindungsschäden
„Gleichaltrigenorientierung“
Elternfreude
Beruf oder Berufung?
Krippe, Kälte, Kollektiv
Verantwortungssplitting
Diffamierung der Mutter durch Simone de Beauvoir
Die Saat geht auf: Demographische Wende
Familie ist Zukunft
Familie: Stiefkind der Medien und des Staates
Kinderwunsch?
Krippenpropaganda
Politik für kleine Minderheiten
Welche Erziehungsziele hat der Staat?
Gender Mainstreaming: Leitlinie der Politik
Das „GenderKompetenzZentrum“
Die neue „Ideologie des Bösen“
Staatliche Anleitung zum sexuellen Missbrauch von Kleinkindern
Obligatorische Sexualerziehung
Homosexualisierung im Unterricht
Kein Schutz der Verfassungsrechte
Weg in einen neuen Totalitarismus
Kriminalisierung des Widerstandes
Aufwachen! Aufstehen!
Die wahre Quelle der Liebe
Nachwort
Vor kurzem machte ich einen Besuch bei einer befreundeten jungen Frau, deren dreijährige Tochter ich zum ersten Mal sah. Ich war schon in der Wohnung, als Sima abends vom Kindergarten nach Hause kam, wo Papa sie abgeholt hatte. Sie spähte mich aus der Entfernung misstrauisch an. Anstatt meine ausgestreckte Hand zu ergreifen, schlug sie nach mir. Sie trat auch nach Mama, als diese sie ausziehen wollte. Immer wieder stieß sie völlig unmotivierte, gellende Schreie aus. Mama wusste sich nicht zu helfen. Sie hatte gerade ihren Hochschulabschluss geschafft und war, schwanger mit dem zweiten Kind, zu Hause. Sie war froh, dass Sima den ganzen Tag im Kindergarten war, denn „wir tun uns nicht gut“. Sie fand, Sima habe einen schwierigen Charakter.
Sima war noch kein Jahr alt gewesen, als sie tagsüber zu einer Pflegemutter kam, die selbst ein kleines Kind hatte. Alles schien gut zu gehen. Sima gewöhnte sich an die Pflegemutter und hatte einen Ersatzbruder. Als sie zwei Jahre alt war, musste Mama zum Studium ein Jahr ins Ausland. Sie konnte doch jetzt wegen des Kindes nicht alles hinwerfen, auch wenn sie das am liebsten getan hätte. Aber die berufliche Situation ihres Partners war unsicher, so musste sie zur Existenzsicherung der Familie ihren Abschluss machen. Also blieb nichts anderes übrig: Sima musste sich von Tagesmutter und Tagesbrüderchen trennen und mit ins Ausland. Alle zwei Monate kam jemand anders zu Hilfe, um Sima zu betreuen, während Mama studierte. Mama hat nun ihr Examen, würde gerne loslegen im Beruf, aber sie bekommt bald ihr zweites Kind. Unfroh sitzt sie zwischen Baum und Borke.
Wie wird Sima, die in den ersten drei Lebensjahren kein Urvertrauen entwickeln konnte, sich in der Pubertät verhalten? Wie wird sie sich verhalten, wenn Mama oder Papa im Alter ihre Hilfe brauchen?
Nach einem Jahrhundert der Tiefenpsychologie wissen wir, dass die ersten drei Lebensjahre von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Persönlichkeit sind. Wackelt das Fundament, dann wackelt die Persönlichkeit zwischen Aggression und Depression, Minderwertigkeit und Machtgelüsten. Die Defizite werden mit Ersatzbefriedigungen gefüllt, die zur Sucht entgleiten können. Traumatische Erfahrungen, wie zum Beispiel die frühe Trennung von der Mutter, werden in Leib und Seele gespeichert und können – verdrängt ins Unbewusste – neurotische Verwerfungen der Persönlichkeit bewirken. Um lieben zu können und im Laufe des Lebens immer mehr lieben zu lernen, muss ein Mensch die Erfahrung gemacht haben, dass er geliebt wird. In den Augen und den Armen eines Du erlebt er sich als ganz bejaht, als Quelle der Freude für den anderen. Ich bin liebenswert, ich bin einzigartig, ich bin gewollt, ich bin schön, ich bin gut, jubelt es dann in der Seele des so Angeschauten. Ich bin dem anderen sogar so viel wert, dass er für mich Opfer bringt. Er ist für mich da. Er ist am Anfang des Lebens sie – die Mutter.
Wer die Krippen-Diskussion der letzten Jahre verfolgt hat, der weiß inzwischen, dass die Gehirnforschung, die Bindungsforschung, die psychologische Forschung, die medizinische Forschung und die schlechten Erfahrungen mit den Großexperimenten in kommunistischen Ländern einschließlich der DDR alle dafür sprechen, dass das Kind am besten gedeiht, wenn es in den ersten drei Jahren ganz in der Obhut der eigenen Mutter ist. 1
Die Grundausstattung mit Liebe bekommt der Mensch normalerweise von der Mutter. Für den Liebesschub von der Mutter zum Kind sorgt die staunenswerte hormonelle Programmierung. Die Neurobiologin Louann Brizendine, Professorin für Neuropsychiatrie an der University of California, erklärt für jeden verständlich, wie sich die Frau durch die Mutterschaft für immer verändert, „weil sich buchstäblich ihr Gehirn wandelt“. 2 Während der Schwangerschaft erhöht sich der Progesteronspiegel, was ähnlich beruhigend wirkt wie Valium; während der Geburt werden Euphorie erzeugende Hormone ausgeschüttet, beim Stillen werden Mutter und Kind mit dem Glückshormon Oxytocin überschwemmt. Schon in den ersten Stunden nach der Geburt erkennen sich Mutter und Kind am Herzschlag, am Geruch, an der Stimme, und besiegeln dieses Erkennen im Blick der Liebe. Das Gehirn der Frau wird zu einem „Muttergehirn“ (Brizendine), bei dem der Beschützerinstinkt jeden anderen Impuls in den Schatten stellt.
Seismographische Kommunikation zwischen der Mutter und dem Kind legt den Grund für menschliche Sensibilität. Nach und nach werden aus den Lauten, mit denen sie sich verständigen, Worte, und das Kind lernt zuerst von der Mutter die Sprache. Es lernt sie nicht vom Fernseher, vielmehr kommt es mit Sprachdefiziten in die Schule, wenn es zwar Sprechen hört, aber nicht gemeint ist und nicht antworten kann.
Ist es nicht zum Staunen: Die biologischen Abläufe drängen die Frau, eine liebende, fürsorgliche Mutter zu sein und so die besten Voraussetzungen für die Gehirnentwicklung des Säuglings und Kleinkindes und die gesamte weitere Persönlichkeitsentwicklung zu schaffen: Urvertrauen, Gemeinschaftsfähigkeit, Lernlust, Intelligenz, Gesundheit. 3 In keiner anderen Beziehung macht die Natur das Lieben so leicht wie zwischen Mutter und Kind.
1 Studien dazu auf www.familie-ist-zukunft.de
2 Louann Brizendine, Das weibliche Gehirn, Hamburg 2007, S. 153.
3 Christa Meves, Geheimnis Gehirn. Warum Kollektiverziehung und andere Unnatürlichkeiten für Kleinkinder schädlich sind. Gräfelfing 2005. Dies.: Mutter heute – entwertet, beraubt, vergessen, Kisslegg 2012.