Christian Stadler

Sabine Spitzer-Prochazka

Eva Kern

Bärbel Kress

Act creative!

Effektive Tools für Beratung, Coaching, Psychotherapie und Supervision

Zu diesem Buch

Act creative! Aber wie? Coaches, BeraterInnen und PsychotherapeutInnen stehen in ihrer beruflichen Praxis immer wieder vor der Frage, wie eine Gruppe motiviert werden oder ein festgefahrener Prozess wieder Fahrt aufnehmen kann. Überraschende Interventionen als »Joker-Übungen« spielen dabei eine entscheidende Rolle. »Act creative!« bietet nicht nur eine großartige Sammlung von 68 Tools, sondern präsentiert seine Inhalte wohl geordnet nach Anwendungsfeldern, nach Einstiegsübungen und Inputs für einen laufenden Prozess. Alle Übungen sind praxisnah, erprobt und leicht umsetzbar. Sie versetzen sowohl AnleiterInnen als auch Teilnehmende in einen lösungsorientierten Kreativitätsmodus.

Die Reihe »Leben Lernen« stellt auf wissenschaftlicher Grundlage Ansätze und Erfahrungen moderner Psychotherapien und Beratungsformen vor; sie wendet sich an die Fachleute aus den helfenden Berufen, an psychologisch Interessierte und an alle nach Lösung ihrer Probleme Suchenden.

Alle Bücher aus der Reihe ›Leben Lernen‹ finden Sie unter:

www.klett-cotta.de/lebenlernen

Impressum

Leben Lernen 281

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2016 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Printed in Germany

Umschlag: Roland Sazinger, Stuttgart

Unter Verwendung eines Fotos von © agsandrew/fotolia

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Printausgabe: ISBN 978-3-608-89157-7

E-Book: ISBN 978-3-608-10963-4

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20330-1

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Dritte Auflage, 2020

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Einleitung

Warum dieses Buch?

Act creative! Aber wie? Neben dem Wunsch, eine fundierte Aus- oder Weiterbildung für den eigenen Arbeitsbereich zu haben, ist das die häufigste Frage im beruflichen Alltag. »Ich suche eine zündende Idee für die nächste Stunde, die nächste Sitzung, aber mir fällt einfach gerade nichts ein . . .«, oder: »da habe ich eine Idee, aber es ist immer nur dieselbe«. »Und dann wüsste ich wenigstens gerne, ob es passt für mein Klientel und für die augenblickliche Phase im gemeinsamen Prozess . . .«, oder: »eigentlich weiß ich genau, was ich machen möchte, aber ich hätte gerne noch einen Joker in der Hinterhand, wenn mein Plan nicht aufgeht . . .« Über solche Rückmeldungen in  Supervision, Weiterbildung und  Coaching sind wir zu dem Schluss gekommen, dass handlungsorientierte BeraterInnen, TherapeutInnen und Coaches so etwas brauchen wie Chefkoch.de1: Eine Rezeptsammlung für Menschen, die nicht jeden Tag Spaghetti mit Tomatensauce oder Schnitzel mit Kartoffelsalat zubereiten, sondern einfach einmal etwas Neues ausprobieren möchten, ohne gleich die Küche neu einrichten und in den Delikatessladen zum Einkaufen gehen zu müssen.

Selbstverständlich gibt es schon das eine oder andere Buch, das praktische Übungen zur Verfügung stellt. »Act creative!« ist jedoch keine einfache Methodensammlung, sondern maßgeschneidert im Hinblick auf die Bedürfnisse vieler unserer KollegInnen:

Wir sind nach dem Prinzip KISS vorgegangen: Keep it small and simple! Das bedeutet, unser Buch bietet schnelle, kurze Antworten auf berufsalltagsnahe Fragen, die in einer überschaubaren Zeit verstehbar und auch umsetzbar sind. Um im Bild vom Kochen zu bleiben: Kein Fastfood, keine exotischen Zutaten, aber in kurzer Zeit etwas Raffiniertes auf den Tisch zaubern, das den Kreislauf anregt.

So ist das Buch aufgebaut

Damit der Zugriff auf die passenden Tools möglichst gut gelingt, haben wir uns über verschiedene Zugangswege Gedanken gemacht:

  1. Für systematische LeserInnen: Sie blicken in den Navigator und wissen, wie das System gedacht und aufgebaut ist. Wo stehen Übungen für den Anfang (Starter), wo ausführlichere Tools (Explorer), wo finde ich etwas für das Einzelsetting, wo finde ich eher etwas für eine Gruppe, ein Paar oder ein Team? Wo kann ich das Beschriebene vertiefen?

  2. Für spontane LeserInnen: Sie blättern einfach durch, lassen sich von den kleinen Icons am Rand oder den Titeln eines Tools ansprechen und schauen dann unter »Worum geht es?« oder »Wann passt es?«, ob es das ist, was Sie jetzt brauchen können.

  3. Für gründliche LeserInnen: Sie lesen das Buch zweimal, einmal von vorne bis hinten, und dann schauen Sie beim zweiten Mal entweder in das Inhaltsverzeichnis oder in den Navigator und finden dort schnell über ein Schlüsselwort wieder zu der Übung, die Ihnen beim ersten Lesen schon aufgefallen ist.

Diese Zugangswege zeigen, dass das Buch zwar von vorne bis hinten gelesen werden kann, aber nicht muss. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie das Buch am sinnvollsten aufzubauen ist, damit sich LeserInnen in den Tools gut zurechtfinden. Aus diesem Grund haben wir diese erst einmal in zwei große Kategorien eingeteilt, solche, die gewählt werden können, um einen Prozess anzuwärmen, das sind die Starter, und solche, die eher in einem bereits in Gang gekommenen Prozess zur Anwendung kommen, das sind die Explorer. Letztere brauchen mehr Zeit, vertiefen einen Prozess und erfordern eine Nachbesprechung, für die auf jeden Fall ausreichend Zeit eingeplant werden sollte.

Innerhalb dieser Kategorien haben wir dann noch einmal unterschieden in verschiedene Anliegen, welche damit verfolgt werden können.

Bei den Startern sind das folgende Anliegen:

Bei den Explorern sind das die Anliegen:

Wir empfehlen für die Arbeit mit diesen handlungsorientierten Tools, dass sie prozessorientiert zum Einsatz kommen. Es können Starter und Explorer kombiniert werden, aber hier ist es wieder wie beim Essen. Ist der Gast nach dem Hors d’œuvre satt, ist die beste Hauptspeise schwer bekömmlich. Um mit den Übungen in Kontakt zu kommen, ist es leichter, zunächst einmal ein Tool aus einer Kategorie auszuwählen und dann zu schauen, welcher kreative Prozess bei den KlientInnen in Gang kommt. Weniger ist oft mehr, und Kreativität zeigt sich nicht immer gleich auf den ersten Blick, sondern meist dann, wenn von der Leitung Raum und Zeit gegeben wird, dass sich Dinge in den KlientInnen entfalten. Wir verstehen Kreativität als eine jedem Menschen inhärente Kraft, die ihm hilft, sein Leben aktiv und gesund zu gestalten. Manchmal ist diese Kraft blockiert, dann kann ein passendes, aktivierendes Tool dabei helfen, diesen inneren (Selbstheilungs-)Prozess wieder in Fluss zu bringen.

Daher noch ein Wort zu dem KISS-Konzept: small & simple bezieht sich vor allem auf das Design und den Versuch, (unnötige) Komplexität zu reduzieren. Das bedeutet aber, dass vermeintlich schlichte Übungen die TeilnehmerInnen durchaus psychisch fordern können. Ein genaues Hinschauen und Nachbesprechen macht das Potenzial vor allem der Explorer deutlich. Das kreative und belebende Potenzial während der Handlung zu erleben ist eines, es kann sich mit einem »Aha-Moment« schnell gut anfühlen; aber genauso wichtig ist der nachhaltige Prozess bei den KlientInnen, welcher durch Reflexion und Nachwirkenlassen entsteht.

Die Starter und die Explorer sind alle gleich aufgebaut. Als Hilfestellungen haben wir kleine Icons an den Rand des Textes eingefügt. So können die passenden Abschnitte mit einem Blick gefunden werden.

Inhalt

Überschrift im Buch

Icon

Kurzbeschreibung

Worum geht es?

Zielgruppe und Setting

Für wen?

Ziele

Wozu?

Zeit

Wie lange?

Beschreibung im Detail

Was ist genau zu tun?

Varianten

Varianten

Instruktion

Wie sage ich es?

Auswertung

Was kommt dabei heraus?

Indikation/Kontraindikation

Wann passt es?

Benötigtes Material, technische Hinweise

Was wird benötigt?

Literatur

Wo kann ich nachlesen?

In den verschiedenen Kategorien wird Folgendes beschrieben:

Nach der Beschreibung der Starter und Explorer haben wir im Kapitel III Vertiefung/Ausbildung verschiedene Möglichkeiten beschrieben, wie und wo zu den Tools ein passendes Verfahren gefunden und erlernt werden kann. Unter Literatur ist, neben ein paar aus unserer Sicht empfehlenswerten Büchern zum Thema, alle verwendete Literatur aufgelistet.

Ein Wort zur Sprache

Wir haben im vorliegenden Buch eine genderfaire Schreibweise verwendet. In der Regel haben wir Frauen und Männer dadurch angesprochen, dass wir das große »I« verwendet haben und bei den unbestimmten Artikeln »eine/r«.

Außerdem haben wir uns bemüht, möglichst alltagsnahe Begriffe und Formulierungen zu verwenden, damit das Buch für einen breiten LeserInnenkreis gut verständlich ist. Wissenschaftliche Termini haben wir weitgehend vermieden. Dennoch haben wir manchmal Begriffe verwendet, die in unseren Berufsfeldern bzw. dem  Verfahren  Psychodrama gebräuchlich und verständlich sind. Dazu zählen z. B. die folgenden:

Begriffe, die darüber hinaus aus unserer Sicht erklärenswert sind, haben wir in einem Glossar zusammengefasst.

Unsere LeserInnen, Tool-AnwenderInnen und KlientInnen

Wir wünschen uns experimentierfreudige LeserInnen, die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren, und die daran glauben, dass ein Impuls, der Kreativität in den KlientInnen, Coachees und PatientInnen wecken kann, zu mehr innerer Freiheit führt. Bei aller Spontaneität sind wir alle vier Fachleute mit fundierten Aus- und Weiterbildungen – das Verfahren Psychodrama ist dabei unsere gemeinsame Schnittmenge. Wir setzen bei der Arbeit mit den Tools voraus, dass deren Anwendung mit einem soliden Handwerk unterlegt ist. Ansonsten wirkt das Vorgehen schnell technizistisch, aufgesetzt und gefühlsleer. Was hilft das beste Werkzeug, wenn die Übung zwar gut ankommt, aber sich an der Fragestellung oder Problemlage der KlientInnen nichts verändert? Neben den Voraussetzungen, die als BeraterInnen, Coaches und PsychotherapeutInnen erlernt werden können, ist es vor allem eine zugewandte und neugierige Haltung in Bezug auf das Klientel und deren Fragestellungen, die dazu beiträgt, dass Kreativität in Gang kommt.

Ein grundsätzliches Wort noch zur Verwendung der beschriebenen Tools: das Wohlfühlen während der Übung, die Wirkung und die Zielerreichung hängen überwiegend von der Bereitschaft der Coachees, KlientInnen und PatientInnen ab, sich auf eine Übung einzulassen, und weniger vom technischen Geschick der Leitung. Die Motivation und das Vertrauen der KlientInnen in die durchführende Leitung sind Grundvoraussetzung für ein gutes Gelingen. In Bezug auf eine hilfreiche Haltung der Coaches, BeraterInnen und PsychotherapeutInnen kommen wir noch einmal zurück zu unserem Anfangsbild, dem Kochen: Motiviertes und engagiertes Kochen ist wichtiger und in der Regel vertrauensbildender beim Gast als ein technisch perfektes Essen. In der Psychotherapieforschung hat man herausgefunden, dass eine wesentliche Wirkvariable von Beratung und Psychotherapie ist, dass die BeraterInnen/TherapeutInnen von ihrem Handwerkszeug überzeugt sind. »KöchInnen, glaubt an Eure Kochkunst«, möchte man ausrufen, »dann wird den Gästen das Essen schmecken!«

Last not least bedanken wir uns an dieser Stelle bei Stefan von Andrian für die künstlerische Gestaltung unserer Icons, bei Frau Dr.in Treml-Begemann vom Klett-Cotta-Verlag für deren schnelle und freundliche Unterstützung, bei unseren Coachees, KlientInnen und PatientInnen für die Bereitschaft, sich auf unsere Tools einzulassen, für die Anregungen von KollegInnen und bei unseren Familien, FreundInnen und Vertrauten für deren Geduld und Hilfe.

Navigator

Der Navigator hilft bei der Suche nach einem passenden Tool. Entlang der Spalten zeigt er auf, welche Übungen für den Anfang (Starter) passend sind und welche zu den ausführlicheren Tools (Explorer) gehören. Sowohl die Starter als auch die Explorer sind nach verschiedenen Anliegen (Welches Anliegen wird verfolgt?) sortiert. Neben der zugehörigen Nummerierung und dem Titel der Übung sind die jeweiligen Zielgruppen (Für wen?) dargestellt. In der letzten Spalte ist dann die Seite im Buch vermerkt, auf der die ausführliche Beschreibung der Übung zu finden ist (Wo im Buch zu finden?). Bei den Zielgruppen unterscheiden wir zwischen Einzelpersonen (E), Paaren bzw. Zweierkonstellationen (P), Gruppen (G) und Teams (T). Unter Paaren verstehen wir somit Duos aller Art, und nicht nur die klassische Paarkonstellation.

Sortierung nach Anliegen

Sortierung nach Zielgruppen