ISBN: 978-3-95764-190-8
1. Auflage 2016, Altenau (Deutschland)
© 2016 Hallenberger Media GmbH, Altenau
Auf www.bookmedia.de finden Sie unser umfangreiches eBook-Angebot!
Coverdesign: Sabrina Mange - www.book-cover.eu
Lizenzen erworben von: www.depositphotos.com (Gromovataya und robertsro)
Alle Rechte vorbehalten.
Yasni saß auf dem Bett und schaute auf den Säugling in seinem Arm. Als aus dem winzigen Mund jammernde Geräusche kamen, beugte er den Kopf herunter und atmete den Duft des Babys ein.
„Shhh, meine Kleine“, flüstere er beruhigend. Als eine kleine Hand nach seinem Zeigefinger griff, erwärmte sich sein Herz. Solch ein Gefühl hatte er schon lang nicht mehr erlebt.
„Ich werde dich Samara nennen. Was hältst du davon?“ Das Baby sah ihn aus dunklen Augen an. Als sie seine Stimme hörte, verzog sich ihr Mund, sodass es aussah, als ob sie lächeln würde.
„Das ist ein hübscher Name“, hört er eine Frauenstimme. Doch Yasni schaute nicht auf.
„Du wirst sie nicht kriegen“, antwortete er auf die unausgesprochene Drohung. Die Dschinn schnalzte mit der Zunge, bevor sie sagte: „Na na, sei nicht so gemein. Ich habe zwei Seelen bekommen, ich bin doch nicht gierig. Aber du weißt selbst, dass es Verschwendung wäre, wenn ich jetzt einfach so gehen würde. Diese kleine Seele wäre dann hier gefangen, ohne jemanden, der sie behütet und leitet.“ Er sah aus den Augenwinkeln, wie Kayla ans Fenster ging. Sie befanden sich in einem Ein-Zimmer-Apartment in einem Hotel. In der Nähe befand sich ein Flughafen und am Himmel sah man in diesem Augenblick ein Flugzeug, das zur Landung ansetzte.
„Ich habe deine Tochter und deinen Schwiegersohn nicht zu diesem Handel getrieben.“
Yasni schnaubte abfällig.
„Du hast sie hereingelegt.“ Sein Herz zog sich vor Schmerz zusammen. Er hatte seine geliebte Tochter Sanaa und ihren Ehemann am gestrigen Tag beerdigt. Nun saß er in diesem Zimmer, mit seiner zwei Wochen alten Enkeltochter im Arm und die schwerste Prüfung stand ihm noch bevor.
„Was ist dein Preis?“
Kayla sah ihn neugierig an. Ihre dunklen Augen funkelten, während sie mit ihrem Zeigefinger auf ihre Lippe klopfte.
„Ist dir ein anderes Leben so viel wert, mit mir einen Pakt einzugehen?“ Ihre Stimme klang belustigt und Yasni wusste, dass die Dschinn ihn niemals verstehen würde.
„Für uns fühlende Lebewesen ist die Familie es wert, alles dafür zu geben.“
„Au, das tat weh.“ Als sie sich neben ihn setzte und mit den Fingerspitzen seinen Arm hinunterfuhr, unterdrückte er den Drang, ihr auszuweichen. Er durfte sie nicht zu sehr erzürnen. Das Leben seiner Enkeltochter hing davon ab. Ihr schwarzes Kleid raschelte, als sie sich vorbeugte, um einen Blick auf den Säugling zu werfen. Als sie sprach, klang ihre Stimme kalt: „Deine Tochter und dein Schweigersohn haben ihr Leben gegen das ihres Kindes eingetauscht, als sie erfuhren, dass deine Tochter einen Gehirntumor hat. Das ist der Preis dafür, in der Menschenwelt zu leben. Wir bekommen deren Krankheiten. Da ihr ja alle so sehr auf die Liebe fixiert seid, ist das mein Handel. Das kleine Wesen ist zu früh geboren worden. Es würde ohne magische Hilfe keine Woche überleben. Wenn sie es bis zu ihrem 25. Geburtstag nicht schafft, die wahre Liebe zu finden, gehört ihre Seele mir. Und du wirst wieder allein sein, so wie es dir vorherbestimmt ist.“
Yasni unterdrückte den Schauer, der ihn überfiel. Als Kayla vom Bett aufstand, sah er ihren Rücken an. Einst waren sie beide Liebende gewesen. Ehe er seine wahre zweite Hälfte fand und Kayla verließ. Die Dschinn hatte ihm das nie verziehen und so mussten seine Nachkommen für sein Handeln büßen. Aber er selbst war nicht machtlos und er würde alles für das Leben seiner Enkeltochter geben. Also nickte er, wohlwissend, dass er keine andere Wahl hatte, als auf den Handel einzugehen. Kayla sah ihn freundlich lächelnd an und strich sich die Haare aus dem attraktiven Gesicht.
„So soll es also sein.“ Die Worte kamen gehaucht aus ihrem Mund und Yasni sah, wie sich die Energie von Kaylas Magie auf ihn und Samara zubewegte. Die erste Berührung war kalt, bis er eine unerwartete Hitze spürte. Mit seiner eigenen Macht legte er einen schützenden Schleier über Samara. Der Säugling schrie, so, als ob er wüsste, was für ein wichtiger Pakt über das Leben gerade ausgehandelt worden war. Als Yasni seinen Kopf hob, war Kayla verschwunden.
Er würde sein Land verlassen und all seine Kraft darin investieren, seine Enkelin und sich selbst vor Kaylas Eingriffen zu schützen. Denn so, wie er die Dschinn kannte, würde sie nicht kampflos eine Seele gehen lassen.
Eng drückte er Samara an seine Brust und verließ das Hotel.