1. Auflage
© Delius Klasing & Co KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10472-4(Print)
ISBN 978-3-667-10652-0 (PDF)
ISBN 978-3-667-10653-7 (EPUB)
Text und Fotos: Tina Uebel
Karte: Klaus Kühner, huettenwerke.de
Schutzumschlaggestaltung & Layout: Felix Kempf; www.fx68.de
Lektorat: Birgit Radebold
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
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Für Karin Uebel-Lund.
Und für Daniel, Frank und die anderen Nachtmenschen.
Ich wünschte, ich wäre noch jung, sagt N., sie ist 47. Das Kadonkkadonk–Kadonkkadong der Zugräder unterlegte seit zwei Tagen unsere Konversation mit Beat, während wir durchs wilde Kurdistan und seine schroffe, karstige Verweigerung von Landschaft fuhren. Am Lake Van kamen wir spätnachmittags an, stiegen in die Fähre um, das Boot ward am Ufer losgemacht in pastellenem Licht. Ein großer Mond räuspert sich in der Garderobe und schickt sich an aufzutreten.
Warum, frage ich. Wir alle sind gerannt, um Sitzplätze zu ergattern, wir alle sitzen nicht dort, sondern auf dem Achterdeck, auf wenigen Stühlen, auf ausreichend Boden, die Nacht ist körperwarm. Um neu entscheiden zu können, was ich mit meinem Leben mache, sagt N. Wir rauchen, der Fahrtwind trägt die Asche fort.
Du bist siebenundvierzig, sage ich, was kannst du nicht mehr mit deinem Leben machen, frage ich, was würdest du machen, wenn du alles tun könntest. Ich würde militärischer Kämpfer werden, sagt N. Sie ist eine Person von koboldhafter Erscheinung, eher still, es hat, nachdem wir von Istanbul losgefahren waren, ein paar Stunden gedauert, bevor sich zeigte, wie gut ihr Englisch eigentlich ist.
N. lebt in Teheran, sie hat ihre Tochter besucht, die in Istanbul studiert, und ihren Liebhaber, zehn Jahre jünger, der versuchen wird, sich von der Türkei illegal nach Schengeneuropa einzuschleichen. Gelingt es ihm, wird sie ihn vermutlich nie wiedersehen. Sie liebt ihn so sehr, ihm das zu wünschen. Ich würde für ihn barfuß durchs Gebirge gehen, sagt sie; das ist sein Plan, durch die italienischen Alpen in die Schweiz zu gelangen. Ich wandere viel in den Alpen, jedes Jahr, nur so aus Daffke, erst letzten Sommer ging ich von der Schweiz nach Italien und zurück in 24 Stunden, ich stieg durchs weglose Hochgebirge und genoss die Landschaft, das Abenteuer und die gute Luft.
Wofür würdest du kämpfen, wenn du ein Kämpfer wärest, frage ich; für die Freiheit, sagt N. Für die Freiheit, und zwar nicht nur in meinem Land. Dort würde ich anfangen, und dann würde ich weitermachen, überall, überall dort, wo es keine Freiheit gibt. Erst wenn alle frei sind, gäbe ich Ruhe. Ich denke flüchtig an all die Militärstellungen, in die Berge Kurdistans gegraben, die wir durchs Zugfenster gesehen haben. N.s Gesichtsausdruck changiert zwischen Hobbit und vollkommener Schönheit. Wir führen dieses Gespräch zum Kadonkkadonk der Schienen, wir führen dieses Gespräch im Wellnesslicht des Mondes über Lake Van.
Währenddessen erzählt ein jugendlicher Proll in zu engem Poloshirt Exiliranerin Katy, unserer Abteilgenossin, davon, wie es war, bei den Demonstrationen nach der Wahl letztes Jahr von der Straße weg verhaftet zu werden, die Augen verbunden zu bekommen, für zwei Wochen, während dieser gefoltert zu werden, mit verbundenen Augen, zwei Wochen lang, und nicht mehr daran geglaubt zu haben, es zu überleben, bis man ihm die Augenbinde abnahm und ihn freiließ, zwei Wochen später. Freunde von ihm sind nach wie vor abhanden, wer weiß, wo sie blieben, der Mond vielleicht, der Mond, der gute. Man hat dem Poloshirtjungen in der Türkei das Asyl verweigert, jetzt kehrt er zurück.
Noch vor Lake Van sprach mich im Zug ein neugieriges Kopftuchfrauchen an, auf Farsi – ich bin als alleinreisende Deutsche naturgemäß immer und überall ein Ereignis –, ich bornierter Blödian schätzte das Frauchen zunächst gering, sie trägt Kopftuch in der Türkei, wir anderen legen es halbherzig und widerwillig erst kurz vor der Grenze an, eine bizarre Kollektivmutation, besonders bei den Highheelgirlies in Mini und Paillettentops.
Ihre Tochter, sagt das Frauchen, Katy übersetzt, sei während der Demonstrationen verhaftet und misshandelt worden, habe nach ihrer Freilassung in die Türkei fliehen können und beantrage dort gerade Asyl; sie selbst aber, sagt sie, werde das niemals davon abhalten, weiter zu demonstrieren. Sie wird weiter demonstrieren, für die Freiheit, trotz ihrer Angst.
Animal Farm, sagt N., um ihr Land zu beschreiben, und sie erzählt davon, wie Internet und Mobilfunk überwacht oder abgeschaltet werden, wie Menschen verschwinden, von dem Mädchen, das mit ihrer Freundin zur Schule ging und nie wiederkam. Mord und Lügen, sagt sie. Sie wäre gerne Che Guevara, sagt sie und lächelt wie eine Hobbitsphinx.
Sie erzählt davon, und nun lehnen wir an der Reling, während sich der mitternächtliche Mond im Kielwasser bewundert, wie beschissen es sei, Frau zu sein in diesen Ländern und Kulturen, wo eine Frau weniger gelte als ein Tier, ein Möbelstück, eine Dienstleistung. Die zwei vorangegangenen Stunden saß sie im Kreise von iranischen Männern und dominierte das Gespräch, ein Gespräch über Politik, was sonst; nachdem wir wenig später, der zunehmenden Kälte wegen, reingegangen sein werden, wo drei Kerls zu Musik tanzen, beklatscht und angefeuert von allen Passagieren, bis auf den einen Hodscha, der dies für verwerflich hält, unzumutbar seiner Familie, wird es N. sein, ihm mal so richtig theologisch Bescheid zu stoßen.
Unser Zug ist in Istanbul losgefahren, drei Tage verbrachte ich dort, zwei Nächte tanzte ich Tango, ich tanze seit eineinhalb Jahren Tango und Istanbul ist berühmt für seine Tangoszene. Ich lernte Serdar, Attila, Özar kennen und tanzte mit ihnen. Ich komme aus einem Land, in dem man miteinander tanzen darf.
Ob ich Tourist sei, spricht mich A. an einer Straßenkreuzung in Teheran an, weil das ja auch leicht zu übersehen ist. Wir setzen uns vorm Theater, in dem gerade ein internationales Puppenspielerfestival stattfindet, auf eine Bank, und er erzählt mir davon, wie an der Universität die Leute verhaftet wurden, wie sie verschwanden, wie man die Professoren entließ und durch linientreue Schwachmaten ersetzte, wie gar überlegt wird, die Universität in eine Vorstadt zu verlegen, um ihren Einfluss auf das Teheraner Stadtgeschehen zu mindern. Er erzählt, dass man niemandem trauen dürfe, jeder vermeintliche Gesinnungsgenosse könne sich als Spitzel und Verräter erweisen. Sie würden trotzdem niemals aufgeben, sagt er, wie könnte man es aufgeben, um die Freiheit zu kämpfen.
Ar., Student, spricht mich im White Palace an, und wir unterhalten uns lange inmitten der Besucherströme, die an Pomp und Prunk, Thronen und Lüstern des Schahs staunend vorbeiziehen. Alle hier würden wir den Schah sofort zurücknehmen, sagt Ar., wie unvergleichlich besser ging es unserem Land mit dem Schah. Immer noch tausendmal besser als jetzt. Ich denke an den SAVAK∗ und sage nichts. Ar. hat, wie seine Freunde, versucht, einen Postgraduate-Studienplatz im Ausland zu bekommen, wird jedoch erst seinen Militärdienst ableisten müssen. Danach aber versuche er es wieder, er habe nur ein Leben, um das müsse er kämpfen. Ein Dinner-for-One-Tiger grinst vom Parkett mit gefletschten Zähnen zu uns empor.
Vielleicht werden meine Kinder Freiheit haben, sagt M., oder meine Enkel, in zwanzig oder dreißig Jahren. Er selbst ist eher zwanzig als dreißig. Wir haben uns auf dem Wanderweg getroffen, sie sind zu fünft, vier Jungs, ein Mädchen, dem gleich mir beim Aufstieg dauernd das Kopftuch verrutscht und der Manteau schweißnass am Leibe klebt. Sie haben Zelt und Proviant dabei, sie werden bis Anbruch der Nacht weitergehen und hoch oben in den Bergen übernachten, ob ich nicht mitkommen wolle. Ich würde gern. Die ersten Stunden läuft man durch Getümmel und Trubel, ein Patchwork aus Restaurants, Picknickplätzen, Cafés, die am Hang kleben wie Mauerseglernester. Dann bleibt alles zurück und der Himmel weitet sich über Gipfeln und uns. Nur noch Stein und Geröll lauscht unseren Gesprächen. Wir alle lieben unser Land, und wir alle wollen nur raus hier, wenn wir’s bloß könnten. Wir leben wie unter Hitler, wie in Nordkorea. Was man im Ausland von den Iranern denke, fragen sie, das will jeder von mir wissen, ich bin als alleinreisende Deutsche naturgemäß immer und überall eine unzensierte Presseagentur, und ob die Menschen in Deutschland glücklich seien. Bevor wir uns verabschieden, machen wir ein Gruppenfoto. M. steht an der Kamera, Say „Ahmadinedschad“ and smile, sagt er, als er den Auslöser drückt. Unter uns, gerahmt von den Hängen des steilen Tals, gehen in einem weichgezeichneten Ausschnitt Teherans die ersten Lichter an.
Er müsse es ins Ausland schaffen, sagt Alexej, nach Deutschland mit dem DAAD∗∗ oder Japan oder Australien oder Russland, egal wohin, er liebe sein Land, aber hier in Usbekistan habe er keine Zukunft. Wir laufen im Abendlicht einen Bergpfad hinab, sprechen erst über Fotografie, dann über die Welt. Das System sei zu korrupt und kaputt, sagt er, alle seine Freunde bewerben sich auf Auslandsstipendien, und er sei schon sechsundzwanzig, er habe nicht mehr viel Zeit, aus seinem Leben etwas zu machen. Hier könne er höchstens Lehrer werden, er aber sei Wissenschaftler, als solcher wolle er arbeiten und forschen. Wir überholen einen jungen Hirten, dessen Familie ihre Zelte weiter oben am Berg aufgeschlagen hat, und zwängen uns an der Schafherde vorbei. Ein Lamm folgt uns blökend bis hinunter zum Zeltplatz, wo Alexej und andere Jungs seines Alters Zelte für die Trekkingtouristen aufbauen, deren Rucksäcke sie morgen über die Berge tragen werden.
Keiner, der nicht versteht, dass ich reise. Keiner, der mich nicht deswegen beneidet. Um meinen Pass, mit dem ich jederzeit aus- und überall problemlos einreisen darf. Mit Staunen halte ich an jeder Grenze diesen meinen Pass in den Händen und frage mich, womit ausgerechnet ich ihn verdient habe.
Meine Mutter hat die halbe Welt bereist, aber ich bin zu alt, sagt Asemkhan – er ist einunddreißig –, und habe Frau und zwei kleine Kinder; wären die nicht, ich würde alles daransetzen, ins Ausland zu gehen. Ich verfüge über eine so gute Ausbildung, und jetzt fahre ich Taxi. Er fährt Taxi, bis vor zwei Wochen noch war er Banker. Das Taxi ist sein eigener BMW. Er liebt BMWs, aber mit Schaltgetriebe, Automatik, das sei doch kein echtes Autofahren. Auf seinem T-Shirt prangt das BMW-Logo direkt über dem Herzen, ein weiteres ziert seine Gürtelschnalle. Hier in Kasachstan habe ich keine berufliche Chance, sagt er, ohne Beziehungen bekäme man keinen Job, und seien die Universitätszeugnisse noch so gut, man könne ein verdammtes Genie sein und würde ohne Beziehungen doch bloß Taxifahren, Beziehungen oder Bestechung, anders laufe hier nichts. Dann will er von mir den Preis für BMWs in Deutschland wissen und ob die Menschen dort glücklich seien.
Wir sind inzwischen eine Minderheit in unserem eigenen Land, sagt B., er spricht von den Uiguren, dem muslimischen Turkvolk im Westen Chinas, deren Proteste im Vorjahr von Peking niedergeschlagen wurden und deren Kultur, ähnlich wie die Tibets, unter dem massiven Zuzug von Han-Chinesen erstickt. Ich habe weder in der Schule noch an der Universität meine Sprache sprechen oder schreiben dürfen, sagt er, und die Chinesen behandeln uns wie minderwertige Kreaturen. Heute Nachmittag bin ich in dem deprimierenden Einkaufszentrum gewesen, das Ethnic Culture Street heißt, wo dem chinesischen Touristen neben Kentucky Fried Chicken und Carrefour-Supermarkt uigurischer Souvenir-Kitsch und Folkloreshows geboten werden, und habe überlegt, ob ich je vergleichbar Zynisches sah. Das Poster der Folkloreshow, zwei glückliche Frauen in bunten Folklorekleidchen, war übrigens lediglich chinesisch beschriftet.
N., A., Ar., M., Alexej, Asemkhan, B., die Kopftuchfrau und viele andere, als hätten sie sich abgesprochen haben sie mir die Frage gestellt, ob die Menschen in Deutschland glücklich seien. Ich habe diese Frage nie zuvor und in den letzten Wochen ununterbrochen gehört, und nicht gewusst, wie ich sie beantworten sollte. Ich denke, Freiheit ist, wahrscheinlich, wie Licht. Man bemerkt sie erst in ihrer Abwesenheit. Ich denke, wüssten wir, wie glücklich wir sind, wir ertaubten unter dem permanenten ohrenbetäubenden Jubelgeschrei, das durchs Land gellte. Aber was weiß ich schon, ich denke, ich weiß nicht viel, deshalb reise ich, in der Hoffnung, vielleicht ein klein bisschen weniger dumm zurückzukehren. Ich kann reisen, ich habe den Pass, es zu tun, und gedenke davon ausgiebig Gebrauch zu machen, in Demut und Dankbarkeit, in einer unermesslich großen Welt, die sich in bloß sieben Wochen per Bahn schon halb durchqueren lässt.
∗ Der unter dem Schah für Überwachung, Unterdrückung und Folter berüchtigte Geheimdienst.
∗∗ Der Deutsche Akademische Austauschdienst.
2 Uhr früh, Deutschland hat gegen Spanien verloren. Präziser vielleicht: Deutschland hat gegen Spanien einfach nicht stattgefunden. Es ist an der Zeit, sich daran zu erinnern, dass Fußball mir eigentlich gar nicht so viel bedeutet, nein, wirklich nicht, bloß ist es manchmal nicht leicht, mich daran zu erinnern. Ich wate heim durch welke Flaggen und die Körper schluchzender Menschen, auf die Reeperbahn geschmiert wie Margarine, und denke: Es ist an der Zeit abzureisen.
Morgen, nein: Heute werde ich mutmaßlich, hoffentlich erfahren, ob ich ein Visum für den Iran bekomme, die hochspannende Frage, die mich seit Wochen umtreibt; bekomme ich keines, muss ich innerhalb von fünf Arbeitstagen einen Plan B entwerfen.
Plan B gestaltet sich begrenzt. Georgien–Aserbaidschan wäre eine Route – man vergesse Armenien; na, man hat Armenien ja schon vergessen, wenn mal wer fragt, wozu Armenien eigentlich gut ist, dem sei gesagt: Es ist im Weg. Sehr. Vier Grenzen, zwei davon dicht. Deswegen wohl trifft man wenig Armenier. Wenn mal wer fragt, warum, dem sei gesagt: Türkei Völkermorddifferenzen, Aserbaidschan Bergkarabach. Bergkarabach so was wie die Karottenhose∗ unter den Geopolitkonflikten: War mal in, für kurze Zeit, war unverständlich, kommt auch nicht wieder und wird auf sein Revival warten bis zum Jüngsten Tag. Währenddessen wird man da durch nicht reisen können. Georgien ginge, ein Aserbaidschanvisum aber würde mich mindestens zehn Tage kosten; dies ist zeitlich kaum eine Option. Und ob und wann die Fähre Baku–Turkmenbashi fährt, ist unergründlich. Geheimnisvoller Kaukasus.
Diese Reise: ohnehin eine Schnapsidee. Stipendium in Shanghai bekommen, Vorschlag gehört, ich solle doch über den Landweg anreisen, mit der Transsibirischen, und darüber von unterwegs bloggen. Jedoch, so sehr mein Herz an Sibirien hängt, so wenig lockt die Transsib: Separatabteile für Studiosusgeronten und minderjährige US-Backpacker-Mallmuffins, währenddessen draußen: Birken. Wochenlang. Birken. Und Birken. Wenig Menschen machen sich klar, welch schwer erträgliche Überbebirkung Sibirien eigentlich darstellt. Auf Vorschlag geantwortet, wenn schon Überlandanreise, dann aber auf dem interessanteren Weg: Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan. Selbst verblüfft, dass ich das nun wohl zu tun gedenke.
Diese Route bedarf natürlich sieben Monate Zeit für ausreichend Muße unterwegs. Ich kann grad sieben Wochen investieren, das ist so unperfekt wie das Leben selbst.
Recherchiere mich seit Monaten wund an Rechner und Atlas. Mein Pass mäandert unterdes seit Wochen durch Konsulate. Ich möchte, wenn ich darf, eine Hymne vorschlagen, die unsere Kinder des Morgens im Klassenzimmer absingen, nicht das Deutschlandlied oder ein Eurovisionsjingle, es wäre die Schengenraumhymne, die des barrierefreien Reisens von hier nach dort, O Schengenraum, O Schengenraum, wie grün sind deine Blätter, an den Strophen arbeite ich noch.
Und wir sind ja noch die, die in der begehrten Oase sitzen, Gnade der geografischen Geburt, ich bekomme meine Visa natürlich, wenn auch zäh. Ein Freund aus Kamtschatka bereiste unlängst Europa, ich musste ihm für sein Schengenvisum einen Pakt mit meinem Blut unterschreiben, in dem ich mich verpflichtete, finanziell für alles aufzukommen, was ihm zustoßen könnte oder seinen Kindern, die er während seines Schengenaufenthaltes zu zeugen in der Lage wäre, oder auch für den Blechschaden eines Autofahrers, dem sein schengengezeugter Enkel dereinst vor den Kühler laufen mag. Wer sich über das vergeigte Halbfinale ärgert, dem sei gesagt: Gott hat uns so überreichlich mit unserem Pass und unseren Geburtsgeokoordinaten gesegnet, wir sollten nicht undankbar sein, sondern den ganzen Tag singen. O Schengenraum, O Schengenraum, wie grün sind deine Blätter.
∗ Eine Modeverirrung der Achtziger. Der optische Eindruck vermittelt, nomen est omen, Karottenförmigkeit des Trägers; warum das einst für erstrebenswert erachtet wurde, ist für die Nachwelt schwer zu erfassen.
Tja. Pustekuchen. Keinerlei Neuigkeiten gestern in Sachen Iranvisum, diverse Pässe, so die Visaagentur, hätten sich auf unbestimmte Zeit in der Bürokratie verheddert, Dienstag könne man mal wieder nachfragen. Freitag früh muss ich den Zug nehmen, um schleunigst nach Istanbul zu kommen und unterwegs wenigstens kurze Blicke auf Sofia und Istanbul selbst zu werfen. Am 21. fährt mein Zug von dort nach Teheran. Werde weinen, wenn mich der Iran nicht reinlässt oder das Visum schlicht nicht rechtzeitig kommt. Findet dieses Land doch nur in medialer Hyperventilation statt und würde ich mich so gerne vergewissern, dass dort einfach Menschen leben, wie überall. Lese ich doch seit Monaten persische Literatur und knie mich nieder, sowohl vor den messerscharf-poetischen Erzählungen der Zeitgenossen wie vor der frappierenden Ironie des 11. Jahrhunderts. Erzählt mir mein Vertrauensperser so viel von seinem Land und seiner Sprache, dass wir kein Ende finden. Heute schickte er mir einen Link zu einem Iran-Reisebericht, der die Freundlichkeit und Schönheit des Landes hymnisch besingt. Ich würde mächtig gern selbst mal da vorbeischauen.
Die ganze Logistik hat damit eine Phase haarsträubender Lastminutehaftigkeit erreicht – die Züge Hamburg–Sofia–Istanbul bedürfen Reservierungen, weil Nachtzüge, keine Ahnung, ob man mich auslachen wird, wenn ich Dienstagabend erst am Schalter stehe. Die einzig verbliebene Alternative, sollte ich nicht durch den Iran reisen können, ist ein Flug von Istanbul nach Ashgabat, auch den sollte man eines Tages buchen. Dass damit die Reinheit der Konzeption perdü wäre, jeden Meter Hamburg–Shanghai auf dem Landweg zurückzulegen, stimmt mich entschieden betrübt, ließe sich dann aber nicht mehr ändern, will ich am 1. September in Shanghai sein – und das will und muss ich, mein Stipendium des Shanghaier Schriftstellerverbandes erstreckt sich auf September/Oktober.
Mein Pass ist, wie gesagt, seit Wochen allein unterwegs, ich kann nicht mal sicher sein, dass meine Visa auch wirklich auf die richtigen Zeiträume ausgestellt sind. Einige Visa übrigens haben eine Haltbarkeitsspanne, die nur unwesentlich über der von Joghurt liegt, man muss bei einer solchen Reise im Auge behalten, dass nicht, wenn man das letzte Visum beisammen hat, welche von den ersten schon schlecht geworden sind. Das nur nebenbei. Diese Reisevorbereitung gestaltet sich mit derart viel suspense, die Reise selbst kann dagegen nur erholsam wirken.
Nun also, nach heutiger Zeitungslektüre, ist klar, welcher Haupttodesgefahr ich unerschrocken ins Auge schauen muss: dem plötzlichen ICE-Klimaanlagenausfalltod. So manch einer wähnt Fährnisse im wilden Dingsdastan, wo der Reisende doch heuer sein Leben auf dem Bielefelder Bahnsteig aushaucht. Da meine eigenen Reisewagnisse sich nach wie vor aufs Visawarten und Knöpfe-an-Hemden-Nähen beschränken, vielleicht ein kleiner Exkurs über Angst. Aus aktuellem Anlass, lautet doch der erste Kommentar zu meinen Reiseplänen nicht selten: Hoffentlich hast du dein Pfefferspray/ein Messer/die Kalaschnikow/eine Mittelstreckenrakete eingepackt.
Natürlich habe ich Angst. Man ist recht nackt, legt man den vertrauten Kulturkreis ab, recht amputiert ohne Verständnis der Landessprache. Alleinreisen ist das Tollste, was es gibt, solang es einem gut geht, und die Pest, wird man krank oder schwächelt. Fraglos gibt es Fies- und Finsterlinge zuhauf, wer’s nicht glaubt, kann sich wahrscheinlich bei mir gegenüber auf der Davidwache die Bestätigung abholen. Fraglos ist der Finsterling in der Ferne zumeist einer, dessen Lebensumstände den gehobenen Rucksacktouristen aussehen lassen wie ein schlachtreifes Sparschwein. Ein gerüttelt Maß an Vorsicht ist kein schlechter Reisebegleiter. Das Maß an Paranoia Nichtreisender meinen Reisezielen gegenüber aber verblüfft mich schon seit Jahren zutiefst. Man besehe sich Statistiken und lege sich dementsprechend realistischere Ängste zu. Vor dem Fahren auf deutschen Autobahnen beispielsweise. Oder mit einem ICE im Sommer.
Wir scheinen mit einem Weltbild zu hantieren, das durch Medienerregung geformt ist, ohne uns bewusst zu machen, dass Medien bloß durch Erregung leben. Auch ich würde meine Auflagenhöhe nicht mit Schlagzeilen wie „Heute wieder nix passiert in Kasachstan“ erzielen wollen. Ich erinnere mich an ein ebenso bizarres wie bezeichnendes Gespräch mit einem – durchaus intelligenten und gebildeten – Menschen, der über die Kanaren nie hinausgekommen war, aber eine elaborierte Expertise darüber abgab, wie Afrika so sei. Böse und voller Bestien, wobei sich Letzteres explizit nicht auf die Fauna bezog. Sein Fachwissen entstammte einer TV-Reportage über Kindersoldaten in Sierra Leone, Berichten befreundeter Werber über Warnungen vor Car-Napping in Johannisburg und einer Fotostrecke über Halbstarke mit Hyänen an der Leine. Besonders lustig daran, dass er diesen Vortrag gegenüber einem langjährigen Afrikareisenden hielt, dessen – naturgemäß höchst konträre – Erzählungen er nicht gelten ließ. Selbst das Konzept, dass Afrika ein Kontinent sei, mit vielen durchaus verschiedenen Ländern, erwies sich als ihm nicht vermittelbar. Er hatte das Elend schließlich mit eigenen Augen im Fernsehen gesehen. Es ist ein Dschungel da draußen, gleich hinter Bielefeld.
Auch die USA hat eine beachtliche Gewaltkriminalitätsrate, und war da nicht einst was mit Car-Napping in Florida? Ich möchte aber mal den sehen, der auf Erwähnung eines bevorstehenden sechswöchigen USA-Trips als Erstes fragt, ob man sein Pfefferspray dabei habe.
Ich weiß nicht, wie sich’s mit der exakten Relation verhält, nehme aber aufgrund persönlicher Empirie mal an, auf jeden Finsterling kommen in etwa 500 nette, freundliche, hilfsbereite Leute, die einen oft und gerne vor Widrigkeiten jedweder Art in Schutz nehmen. Wahrscheinlich werde ich eines Tages auch einem der Ersteren begegnen (500 der zweiten Sorte habe ich locker schon durch), dann händige ich artig Geld und Kamera aus und hoffe, er wird mir nicht an Leib und Leben wollen. Bislang stieß mir auf Reisen folgende Unbill zu: Ich hatte mehrfach leichten Reisedurchfall und eine schwere Lebensmittelvergiftung auf dem British-Airways-Flug L. A. – London. Ich ließ mir in Ulan Bator meine Brieftasche klauen, weil ich wegen Reisedurchfalls transusig war; war aber bloß die Na-gut-dann-klau-halt-diese-Brieftasche-Brieftasche mit nix außer 40 Dollar drin, von denen ich vermute, die drei ebenso untalentierten wie zerlumpten Trickdiebe hatten weit bessere Verwendung dafür als ich. Aus Papua brachte ich ein paar langlebige Mikroben in aufgekratzten Mückenstichen mit, und in der Mongolei fiel ich beim Yak-Scheuchen vom Pferd und brach mir meinen Stolz. Es ist in der Tat ein Dschungel da draußen.
Wovor ich allerdings richtig Angst habe, ist, morgen wieder nichts von meinem Visum zu hören. Vorletztes Jahr scheiterte eine Angolareise daran, dass auch nach sieben Wochen noch kein Visum in Sicht war. Andererseits: Was will man denn in Angola. Da reiten doch bloß macheteschwingende Kindersoldaten auf Hyänen einher wie die personifizierten Reiter der Apokalypse.
Hier klappt gar nichts, amüsant, habe ich doch das Große Nichtklapp-festival erst in den Stans∗ oder so erwartet. Weit gefehlt. Auch heute keinerlei Nachricht wegen des Iranvisums, ich setze per Mail den sehr netten Menschen vom Teheraner Reisebüro darüber in Kenntnis, dann entscheide ich, vom Warten die Faxen dicke zu haben und mir jetzt das Ticket Hamburg–Sofia–Istanbul zu kaufen, bedarf es doch besagter Nachtzugreservierungen und somit einer gewissen Dringlichkeit. Sollte ich kein Visum kriegen, steige ich halt schon in Belgrad aus, tingele noch eine Woche durch den Balkan und nehme den Zug von Sofia eine Woche später; mit der Variante wäre dann nur geringfügig Ticket verschwendet. Und der Kauf einer Fahrkarte nach Istanbul scheint mir ja nun das geringfügigste meiner Probleme.
Doch siehe! Es müssen bei der letzten Kontinentalplattenverschiebung klammheimlich sämtliche Landmassen östlich von Sofia und westlich von Istanbul perdü gegangen sein. An ihrer Stelle klafft nun ein großes, bodenloses Loch. Kein Wunder, dass dort keine Züge fahren.
So jedenfalls stellt sich das Bild dar, das nach zwei Stunden im Bahn-Reisecenter Altona Form angenommen hat. Wir – ein enthusiastischer jungscher Typ am Schalter und ich – gamen an seinem Rechner sämtliche Zugverbindungen dieser Gebiete durch. Zwischendrin spielt er auch mal ein Level alleine, derweil hole ich mir einen Kaffee. Die zwanzig Wartenden hinter mir empfinden, ich bin mir sicher, währenddessen tiefe Liebe für mich.
Keinerlei Zugverkehr im östlichen Bulgarien, in der westlichen Türkei oder im nördlichen Griechenland. Beziehungsweise ist natürlich ein ganzer Haufen Bahnverbindungen ausgewiesen, nur einbuchen lassen sie sich nicht; nach halbstündiger Telefonwarteschleife erreicht jungscher Bahntyp irgendeinen Systemadministrator, der behauptet, er hätte irgendwie mal gehört, da gäbe es jetzt Schienenersatzverkehr. Das sind ’ne Menge Busse bei mindestens drei betroffenen Ländern.
Ich kaufe mir ein Ticket bis Sofia und denke, mit der Zugverbindung nach Istanbul ist es ein bisschen wie mit Gott: Man kann Zeichen lesen, die auf ihre Existenz deuten, beweisen aber lässt sie sich nicht. Man muss halt glauben.
Noch im Bahnhof ruft mich sehr netter Mensch aus Teheraner Reisebüro an. Der Mann macht sich in der Tat krumm für mich, obgleich an mir ja nicht mal so recht was zu verdienen ist. Gerade hat er mehrfach im Hamburger Konsulat angerufen, wo es nun hieße, meine Visumsgenehmigung läge zwar angeblich vor, bloß mein Pass nicht. Man sage, ich solle dort morgen früh selbst erscheinen, mitsamt allen Reiseunterlagen und Bahntickets, plus einer Bescheinigung der Visaagentur über die Einreichung meines Passes.
Die Bahntickets Istanbul–Teheran und Teheran–Maschhad liegen bei der Mutter vom sehr netten Menschen aus Teheraner Reisebüro. Ich fahre am frühen Abend in ihrer Hamburger Wohnung vorbei, und es wird erst mal ausführlich geplaudert und Melone gegessen. Wenn der Rest der Iraner auch nur halb so beschämend nett ist wie diese beiden, muss ich meine grundlegende Menschenskepsis komplett überdenken. Wir verplaudern ein Stündchen, und sehr netter Mensch ruft auch noch mal an und sagt, wenn er an dem Abend Zeit hat, schwingt er sich aufs Fahrrad und holt mich persönlich am Bahnhof Teheran ab. Die ganze übernächtigte Erledigungshektik der letzten Tage weicht sukzessive der typischen entspannten Reiserelaxtheit. So ist es halt, was immer passiert, passiert; und wenn was nicht klappt, passiert halt stattdessen was anderes. Und fast alles, was passiert oder nicht passiert, ist ziemlich amüsant. „Das Unbequeme, das Lästige, das Ärgerliche“ gehöre zum richtigen Reisen, so las ich unlängst Stefan Zweig zitiert. „Reisen soll Verschwendung sein, Hingabe der Ordnung an den Zufall, des Täglichen an das Außerordentliche … retten wir uns dieses kleine Geviert Abenteuer in unserer allzu geordneten Welt.“ Ich bemühe mich um reiseadäquate Tiefenentspannung, sorge mich heute Abend nicht mehr und gehe stattdessen runter an die Elbe, zum Tangotanzen mit Containerhafenblick in warmer Sommernacht.
∗ Salopper englischer Sammelbegriff für die zentralasiatischen Länder, die auf „-stan“ enden: Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan.
Stehe tatsächlich um 7:45 Uhr am Hauptbahnhof, in Begleitung von Freunden, Familie, Pressevertretern und geistlichem Beistand. Wir trinken standesgemäß auf dem Bahnhofsvorplatz wie die anderen Asozialen; um Leute wie uns zu vergrämen beschallt man das hier mit klassischer Musik. Es gibt Champagner aus Pappbechern, die eine Freundin von einer Kaffeebude geklaut hat, der Geistliche stimmt ebenso fromme wie minderharmonische Choräle an, zur spirituellen Erbauung: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die Welt hinaus“.
Mich schickt er übrigens mit Iranvisum. Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Mittwoch bei persönlicher Vorsprache ward mein Pass aufgefunden und mir das Visum zumindest mündlich zugesagt, gestern Nachmittag konnte ich, Last-Minute-Woman, den Pass bei der Agentur abholen. Habe sämtliche Visa, habe mein Geraffel organisiert und gepackt, habe keine Stunde geschlafen, da ich die letzten Abschiedsfeierlichkeiten erst zwei Stunden vor Zugabfahrt verließ.
Allein deswegen sollte man ab und an mal auf ernstliche Fahrt gehen, um in den Genuss der Abschiede zu kommen. Feiere seit einer Woche ringsum das große Adieu, bin von den vielen innigen Umarmungen schon ganz abgewetzt. Ziehe einen schweren Extrakoffer hinter mir her, voll mit Geschenken und Talismanen. Sorgenpüppchen, selbst gebastelte Medaillons und Amulette, Antiangstmantras, Taschenmonster und -meerschweine, eine mit guten Wünschen signierte Packung Zigaretten. Die gestrigen Zeremonien – inklusive eines Abschiedsfrühstückspicknicks mit Portugiesentörtchen um zwei Uhr morgens – evolvierten aus einer Milonga in meinem Lieblingstangoschuppen, letzten Freitag saß ich mit meiner Literatenmischpoke bis zum Morgengrauen bei kaltem Bier auf warmem Dach, vorgestern ging ich innerfamiliär essen, und die Mutter vom sehr netten Menschen aus Teheraner Reisebüro rief auch noch mal an, um mir alles Gute zu wünschen. Wird Zeit, dass ich loskomme, sonst werde ich vor tiefer Rührung noch ganz malade.
Ich komme los. Mit halbstündiger Verspätung schnappen die Zugtüren zu und ich bin unterwegs. Wird wahrscheinlich bis circa Istanbul dauern, dass ich mir das alles selbst so richtig glaube.
Die Konstrukteure moderner Züge verstehen nichts vom Reisen. Haben sie doch das Abteil, den Nukleus des Bahnfahrens, abgeschafft. Im Abteil, und nur im Abteil, entwickelten sich Kommunikation und Interaktion zwischen den Reisenden naturgegeben und organisch. Im Großraumwagen hingegen starren alle in dieselbe Richtung (und zwar immer gegen die Fahrtrichtung, es gehört zu den großen unerforschten Geheimnissen der Welt oder zumindest des Fernverkehrs, warum es noch nie wer geschafft hat, die Dinger richtig rum anzukoppeln).
Von Klimaanlagen verstehen sie übrigens auch nichts. Wer in den letzten Tagen nicht selbst per Bahn unterwegs war, dem sei gesagt: ja. Es ist genauso schlimm, wie’s in den Zeitungen beschrieben wurde. Insofern wär’s mit Kommunikation eh Essig, ein jeder ist mit dem eigenen Überleben bei 50 °C beschäftigt, der EC-Großraumwagen ähnelt einem Lazarett. In Tschechien überholen uns bisweilen Züge osteuropäischer Provenienz, deren Erbauer noch über das uralte Geheimwissen um die ausgestorbene Kulturtechnik des FENSTER AUF verfügten. Glückliche Reisende halten die rosigen Wangen aus den Fenstern, Fahrtwind spielt in ihren Locken, ihre Brustkörbe sind gebläht von lupenreinem O2. Wir schluchzen neidisch und winken mit den Nothämmerchen.
Die Tortur dauert bis Budapest, wo unser mobiler Toaster nach Station unter anderem in Dresden, Bratislava und einem Ort, der ausschließlich aus Konsonanten besteht, gen Mitternacht mit einer Stunde Verspätung eintrifft, macht aber nichts, der Zug nach Belgrad hat zweieinhalb, das passt schon. Zwei Sofiakurswagen hängen am Belgradzug und sind von ergreifender Abgerocktheit. In einer früheren Inkarnation scheinen sie für die Deutsche Bundesbahn gefahren zu sein – deutschsprachige Beschilderung –, und ich vermeine, das Schlafwagendesign aus meiner frühesten Kindheit zu erinnern. Ungefähr dieselbe Epoche sah auch die letzte Putzkolonne, die sanitären Anlagen sind nachgerade morbide. Der grantige Bulgare aber, der etwas igorhaft über Wagen 418 herrscht, erweist sich als gar nicht so grantig, pflückt mich aus dem mit drei Frauen hoffnungslos verstopften Abteil und weist mir ein eigenes zu. Ich mache darin jubilierend das FENSTER AUF, und sobald wir losfahren, wehen durch den ganzen Waggon linde Lüfte, es ist ein Fest.
Nachts um 3:30 Uhr und 4:30 Uhr begehrten Menschen, meinen Pass zu sehen, ansonsten anständig geschlafen bis zehn. Der Zug steht. Irgendwo. In der Sonne. Wo wir sind, lässt sich nicht sagen; unser Zug ist flankiert von weiteren Zügen, die sich augenscheinlich hierher zum Sterben zurückgezogen haben. Geräuschkulisse lässt die Nähe eines urbanes Environments vermuten, um welches es sich handelt, oder um welches Land wenigstens, ist unklar. Ich stelle keine Fragen und schreibe stattdessen; es ist erstaunlich, wie die Mischung aus reisemodaler Schicksalsergebenheit und Unterkoffeinierung meine sonstige Hyperaktivität auf das Aktionslevel einer Seepocke zu senken vermag. Erst drei Stunden später mache ich mir erste leise Sorgen, irgendwann zu verdursten.
Um 13:30 Uhr Tumult auf dem Gang: Zwei junge Interrail-Pärchen zetteln eine Revolte an, prallen aber an unserem stoischen Igor mangels gemeinsamer Sprache recht ineffektiv ab. Das schwedische Mädchen, Eva, schnaubt vor Wut, Martin, der dazugehörige Schwede, weiß mir zu berichten, wir befänden uns in Belgrad, seit 8:30 Uhr, und weiter ginge es wohl erst um 21:15 Uhr. Eva schnaubt, sie wolle wenigstens wissen, was vor sich geht; ich erkläre ihr das, denn dazu braucht’s weder Bulgarischkenntnisse noch die geistigen Kapazitäten Stephen Hawkings: Da der Zug, an dem unsere zwei Sofiakurswagen hingen, nur bis Belgrad ging und zudem zwei Stunden Verspätung hatte, müssen wir den Anschluss an die Lokomotive nach Sofia schlicht verpasst haben, fertig ist die Laube. Außerdem erkläre ich ihr, sich zu ärgern mache exakt einen einzigen Unterschied: dass man sich ärgert. Und wir nähmen jetzt einfach unser Gepäck, deponierten es im Gepäckdepot und sähen uns dann mal schön Belgrad an, da bin ich nämlich noch nie gewesen.
Ich lasse mir vorsichtshalber auch selbst von Igor die Sachlage erläutern, und der Igor vom Nachbarwaggon gibt mir in irgendeiner höchst slawischen Sprache Sightseeingtipps plus handgezeichneten Stadtplan; sobald man sich nicht ärgert, sind die beiden bezaubernd.
Das holländische Pärchen hingegen ist paralysiert. Ich könne doch nicht einfach in die Stadt gehen, das sei doch gefährlich, wenn der Zug weiterfahre, sei das Gepäck weg. Hase, sage ich, ich lasse mein Gepäck gewiss nicht hier, und falls dieser Zug einst irgendwohin fährt, wird er gewiss vorher noch aus alter Gewohnheit an einem Bahnsteig vorbeischauen. Holland schenkt mir keinen Glauben, ihren schreckgeweiteten Augen sieht man an, dass sie sich weniger in Belgrad als in Bagdad wähnen. Sie haben noch einen knappen Liter Wasser und die Zuginnentemperatur liegt bei 40 °C und steigend. Ich schätze meine Überlebenschancen deutlich höher ein als die ihren.
Die zwei Schweden und ich brechen zur Expedition durch die Wastelands auf, Schienengewirr an Eisenbahnmuseum, treffen irgendwann aber tatsächlich auf einen Bahnsteig, dem wir zum dazugehörigen Bahnhof folgen. Am Gepäckdepot gabeln wir einen plietschen jungen Briten auf, der Serbisch spricht, wobei das klärende Gespräch am Infoschalter dann doch auf Deutsch stattfindet: zwei tägliche Züge nach Sofia, unsere Wagen werden voraussichtlich am Abendzug um 21:15 Uhr hängen, bis dahin passiert gewiss nichts.
Außer Belgrad. Wie schön. Wir trinken zunächst in einem Café literweise eiskaltes Wasser, essen vergleichsweise viele Dinge und haben Spaß. Dann schlendere ich alleine durchs sommerlich heiße Belgrad, erfreue mich am Kalemegdan, alten Festungsanlagen mit spektakulärem Donaublick und weitläufigem Park, in dem es sich hervorragend lungern und lustwandeln lässt. Hier oben erwischt man zudem die eine oder andere kühlende Brise. Greise spielen Schach im Schatten, Kinder quengeln nach Eis am Stiel. In der Fußgängerzone Mihailova finde ich spätnachmittags ein Café mit tadellosem Cappuccino, Raucherlaubnis, exaltierten Lüstern und kostenlosem WiFi, und meinen Stecker darf ich auch in deren Steckdose stecken; ganz fabelhafte Stadt, dieses Belgrad, hatte Peter Handke doch recht, der alte Fuchs.
Auch meinen Zug finde ich abends problemlos dort wieder, wo ich ihn vermutete, am Bahnhof nämlich, ich erkenne ihn schon von Weitem am Geruch. Um 21:45 Uhr setzt er sich gar in Bewegung, unter unseren anfeuernden Rufen und kollektivem Jubelgeschrei. Es bleibt abzuwarten, bis wohin wir kommen werden.
Unser Zug ist manisch-depressiv. Ich habe vollstes Verständnis, anstrengend ist es nichtsdestotrotz. Entweder kacheln wir volle Kanne über Katzenkopfschienen, oder wir stehen. Der Übergang von der manischen zur depressiven Phase vollzieht sich stets mit einer Vollbremsung, bei der die Fliehkräfte den ahnungslos Herumliegenden quer durchs Abteil schmettern und mit Schmackes an die gegenüberliegende Wand klatschen. Wenn wir stehen, stehen wir ausgiebig im sehr dunklen Nirgendwo. Durch das geöffnete Fenster hört man Frösche quaken und Grillen zirpen, irgendwann beginnt in einem der anderen Abteile eine klare Frauenstimme ein Lied zu singen, fremd und melancholisch. Romantik schlägt Effektivität.
Sofia, wie schön. Wie schön vor allem, tatsächlich hier zu sein, frühmorgens. Leider sind meine Vitalzeichen wegen Schlafmangels nur schwach, und prompt fange ich mir einen Lästling. Der Lästling weist mir ungefragt den Weg zum Gepäckdepot, dann weist er mir trotz meines zähen Widerstands den Weg zum RILA-Office, wo ich rausfinden muss, in welchem Zustand sich die Realität befindet: Zugverkehr nach Istanbul vs. klaffender Schlund zwischen hier und da. Lästling bleibt in der Warteschlange weiterhin an mir kleben und geht auch durch Gabe von circa einem Euro in Wie-auch-immer-die-Währung-gerade-heißt nicht ab. Hinterher will er fünf, ich lache ihn aus, gebe ihm zwei, wir scheiden als Freunde.
Naturgemäß gibt es Züge nach Istanbul. Abfahrt 19:15 Uhr, Umsteigen in Dimitrovgrad um 23:42 Uhr in die Liegewagen, morgens ab 6 Uhr allerdings tatsächlich noch zwei Stunden Schienenersatzverkehr mit Bussen, die Realität wählt den Kompromiss. Ich kriege die angeblich letzte Koje.
Wie ich es mir erhofft habe, ist beim Reisen per Zug spannend, wie sich die Welt mählich ändert. Wir sind es gewohnt, in einem generischen Flughafenterminal einzuchecken und x Stunden später durch ein nahezu gleiches wieder in die Welt zu treten, mitten in eine fremde Kultur. Ich verlasse Europa Zug um Zug, das Wortspiel ließ sich jetzt irgendwie nicht vermeiden, und es ist interessant, was sich langsam, sehr langsam verschiebt.
Bei Ankunft fühlt sich Sofia nahezu russisch an. War der Belgrader Bahnhof ein nettes Kleinod historischer Architektur, so stehe ich jetzt im sozialistischen Beton. Ein düsteres subterranes Terminal mit kargen Shops und kargen Imbissstübchen. Ich trinke einen 20-Cent-Espresso, am Nachbartisch trinken zwei Männer eine 2-Liter-Flasche Bier, es ist 8:30 Uhr morgens. Ein eher slawisches Frühstück.
War noch in Belgrad die Beschilderung fifty-fifty in lateinischer und kyrillischer Schrift gehalten, regiert hier ausschließlich Kyrillisch. Schon ist die Welt ebenso pittoresker wie unverständlicher geworden. Ich kann zwar Kyrillisch lesen, was aber ja bei Weitem nicht heißt, irgendwas zu verstehen.
Nicht, dass ich kyrillisch notwendigerweise als „uneuropäisch“ empfände, ich habe mit ein bisschen Reiserei in den letzten Jahren an meiner eigenen mentalen Osterweiterung gearbeitet, und die Griechen haben schließlich auch eine schrullige Schrift und sind trotzdem pleite.
Ich laufe Richtung Innenstadt, und mit jedem Schritt fühlt es sich weniger russig und mehr „europäisch“ an, whatever that means. Schwer festzumachen. Die Architektur spielt sicher eine Rolle, die Innenstadt Sofias ist wunderschön, Nebenstraßen mit hübschen alten Häusern, alle von Bäumen gesäumt, in der Sonntagsruhe hört man Vögel zwitschern. Haufenweise hippe Cafés mit üppig WiFi.
(Wenngleich Free WiFi allerorts wohlfeil ist – in Istanbul sogar in öffentlichen Parks –, so hapert’s doch zusehends an Free Steckdose. Ich navigiere Computer, Kamera und iPhone stets auf dem allerletzten Watt und Volt, eine logistische Herausforderung.)
Auf der Shoppingstraße dieselben Ladenketten wie weltweit überall, Adidas, Nike, MNG, die ganze Mischpoke. Chart-, House- und Loungemusik. Die Markennamen erwartungsgemäß in lateinischer Schrift.
Wenn allerdings nun dauerhaft mein überaus erbärmliches Russisch die Konversation mehr voranbringt als das noch erbärmlichere Englisch meines jeweiligen Gegenübers, merke ich wieder, dass ich mich von meinem veralteten Standardeuropa entferne. In Belgrad sprach noch jeder Englisch, zumeist ausgezeichnet.
Ich sehe die erste Moschee. Sie steht Aug in Aug mit einer orthodoxen Kirche, in der eine Hochzeit stattfindet, der ätherische Gesang eines versteckten Chors fängt sich unter der Kuppel.
Die Musik abseits der Charts ändert sich. Unbewusst vernehme ich unterwegs immer wieder Melodien, die zunächst stets balkanesker werden und dann mehr und mehr orientalisch, in subtil fließendem Übergang.
Ich verlungere ein müdes Stündchen im Park, tun alle anderen schließlich auch. Kernstück des Stadtparks ist ein gigantomanisches Juwel sozialistischer Überlegenheit, ich habe keine Ahnung, welch repräsentativen Funktionen es einst diente, jetzt hausen dort nur noch Gespenster. Nein, nicht ganz, ich mäandere durch bizarre Architektur um den verwaisten Komplex herum, und siehe, irgendwo oben hat sich in leeren Räumlichkeiten eine Hipsterbar angesiedelt, wie eine Flechte auf einem Relikt. Loungige Grooves legen sich über schrundigen Beton. Über die Brüstung blickt man in eine unterirdische Brunnenanlage. Sozialistenarchitektur kann man gar nicht hoch genug schätzen.
Abends begebe ich mich entspannt eine Stunde vor Abfahrt zum Bahnhof, um herauszufinden, dass der Zug in fünf Minuten fährt. Hatte ich in Belgrad noch die souveräne Einsicht, dass ich ostwärts wohl irgendwann Stunden verlieren werde, hat sich dieser brillante Gedanke hier in meiner Übermüdung ebenso verflüchtigt wie ebendiese nicht unwesentliche Stunde. Ich entreiße der Gepäckgreisin meinen Rucksack, breche meinen persönlichen Geschwindigkeitsrekord und erreiche röchelnd den Zug. Es ist der allererste, der auf die Minute pünktlich abfährt.
Kaum eine Lebensform stellt eine derartige Zumutung für Auge und Geist dar und existiert so vollendet konträr zu allen darwinschen Parametern wie der Tourist. Die Rede ist hierbei nicht vom Reisegruppentourist, der in geordneter Formierung hinter dem erhobenem Schirmchen/Stöckchen seines Guides hertrabt und dabei auch nicht viel bescheuerter aussieht, als er’s zu Hause tut; nein, die Rede ist selbstverständlich von uns Alternativtouristen. Unsere Individualität und Abgrenzung zum Reisegruppentouristen tragen wir durch größtmögliche Uniformierung zur Schau. Wir sehen alle gleich aus, und gleich meint: gleich dämlich.
Das mag zwar Notwendigkeiten geschuldet sein, wird dadurch aber keineswegs schöner. In Khaki-Cargohosen und übersolidem Schuhwerk, Expeditionsrucksäcke in Hinkelsteingröße auf den Rücken, stiefeln wir weltweit an den Prada-Läden und Lounge-Cafés der Innenstädte vorbei als wären wir im Begriff, auf der Suche nach Colonel Kurtz den Mekong hochzurudern. Gottlob bewege ich mich gerade in heißem Klima, sonst trügen wir auch noch alle Funktionsjacken.
Es ist schier unmöglich, dem zu entkommen. Wir beugen uns dem Diktat würdeloser Pragmatik. Wir brauchen Hosentaschen, viele, viele Hosentaschen, für all die Deppenaccessoires, die zu unserer Existenz untrennbar gehören. Straßenkarten. Reiseführer, in 99 % aller Fälle der Lonely Planet. Die Wasserflasche. Wir haben immer eine Wasserflasche dabei, selbst während des Tauchkurses. Jeans sind keine Alternative – viel zu warm, mangelhaft betascht, und nasse Jeans trocknen nie wieder.
Wir müssen uns dort auf der Farbskala bewegen, wo Schmuddel nicht gleich so stark auffällt. Wobei es Cargohosen ohnehin nicht in Pink gäbe. Einem Farbphobiker wie mir ist es zudem verwehrt, wenigstens mit dem Oberteil den Eindruck abzumildern, ich sei auf der Suche nach den Quellen des Nils – grau, oliv und khaki, zu Hause oft und gern getragen, wirken unterwegs idiotisch. Schwarz, von mir favorisiert, ist zu warm. Ich habe mir allein deswegen einige leicht bunte Hemdchen zugelegt, in denen ich mich daheim nie blicken ließe. Helfen tut’s trotzdem nicht.
Jedes muntere Müsterchen wird verdeckt von den halbmeterbreiten Rucksacktragesystemgurten. Wir haben zwei Rucksäcke, den Trekkingrucksack mit unseren Habseligkeiten und den in der Fachsprache sogenannten Day-Pack mit dem Tagesbedarf – Kamera, Wasserflasche, Lonely Planet, Funktionsjacke. Beide sind unvermeidlich. Rollkoffer havarieren auf unebenem Boden, Reisetaschen stehen seitlich zu weit ab. Und wer je versucht hat, den Day-Pack durch eine Umhängetasche zu ersetzen, wird von seinen Reisezielen wenig mehr zu sehen bekommen als die örtliche Orthopädie.
Auf dem Weg zu und vom Bahnhof bzw. Flughafen verwandeln wir uns deswegen in die noch würdelosere Untergattung des Frontbeutlers. Da der Hinkelstein unseren Rücken okkupiert, müssen wir den Day-Pack wie einen Schwangerschaftsbauch vor uns hertragen. (Die unterste Form des Frontbeutlers ist übrigens der, der seinen Hinkelstein zwar schon sicher deponiert hat, aber aus Angst vor Tunichtguten und Langfingern in Basargassen und öffentlichen Verkehrsmitteln freiwillig frontbeutelt. Vor diese Option gestellt, bevorzuge ich das Risiko eines Wertsachenverlustes und behalte lieber meine kümmerliche Restwürde.)
Immerhin harmoniert unser Deppenoutfit vorzüglich mit unserem jammervollen Gesamtauftritt. Der Segnungen eines kundigen Reiseleiters nicht teilhaftig, irren wir stumm und dumm über die Kontinente. Stets haben wir irgendein dringendes Bedürfnis, es sind immer dieselben: Wir suchen Bahnhof/Bus/Hotel/Internetcafé/Geldwechsler/Bankomaten/einen Ort, an dem wir unseren Rucksack deponieren können. Wir müssen mal Pipi (die vielen Wasserflaschen). Wir haben Hunger. Wir haben keine Ahnung. Selten beherrschen wir in der Landessprache mehr als die Wörter hallo, tschüss und zu teuer; mit Ausnahme des Satzes Darf ich hier mal Pipi machen, den können wir in 35 Sprachen. Trotz Studium des Lonely Planet und demütigen Bemühens ecken wir in kultureller Unwissenheit überall an, weil wir ja unbedingt überall hinmüssen und uns nicht mit Kirchen und Schlössern begnügen können. Dann lächeln wir dümmlich und stammeln hallo mit falscher Betonung. Wir betonen immer alles falsch, weil wir die Umschrift im Kauderwelsch-Sprachführer nicht verstehen; weil wir auch alle Orte, die wir suchen, nicht aussprechen können, versteht man noch weniger, wohin wir wollen. Im Zweifelsfalle weist man uns den Weg zu einem Hotel, der Toilette oder dem Teppichladen von Alis Cousin.
Dass wir trotz unserer plakativen Lebensunfähigkeit nicht umgehend aussterben, liegt daran, dass wir in unserer unansehnlichen, hilflosen Erbarmungswürdigkeit dem Hässlichsten Hund der Welt gleichen, einem bizarren Pinscher, dessen Bild unlängst durch die Presse ging. Wir sind so albern, doof und widernatürlich, man kann anscheinend nicht umhin, uns irgendwie putzig zu finden. Und so schlägt uns allerorts liebevolles Mitleid entgegen, eine uferlose Bereitschaft, uns zu helfen, zu begöschern, den Weg zu erklären; es ist ja nicht zu übersehen, wie dringend wir Hilfe und Zuneigung benötigen, man wiese ja auch keinem Dodo die Tür.