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KAPITEL 1

Ich bin in dem kleinen Zimmer unterm Dach zur Welt gekommen, nicht in der Kammer mit dem Gaubenfenster, in dem ich jetzt schlafe, auch nicht in dem großen, dem für die Gäste, die im Sommer kommen und uns vorher schreiben, von wann bis wann sie bleiben wollen. Manchmal dürfen da auch Leute übernachten, wenn sie zu viel getrunken haben, aber von denen holt Mutter sich das Geld im Voraus. Könnte ja jeder kommen und am nächsten Morgen behaupten, er hätte keine Ahnung, wie er in dieses wunderbare, breite Bett gekommen ist, da hätte ihn wohl jemand mitgenommen und – gegen seinen Willen, wenn auch schön bequem – einfach dabehalten. Aber das kommt nur zur Erntezeit vor, wenn die Männer und Jungen die Weizenspreu, die ihnen in der Kehle kitzelt, herunterspülen oder wenn sie im Hochsommer der Hafer sticht. Aber ich bin im Winter geboren, und die Brandung unten am Strand hat in jener Nacht lauter gebrüllt als meine Mutter bei ihrem neunten Kind.

Mein Vater war draußen im Sogg’s Fen auf Kaninchenjagd und brachte bei seiner Rückkehr die Nachricht mit, drei Fischer aus Dunwich würden auf See vermisst. In Dunwich läuteten sie die Kirchenglocken, und meine Mutter schwor, sie hätte es trotz des tosenden Sturms bis in ihr Zimmer gehört. Dann hat sie mich auf ihre Brust gelegt und geheult, als wollte sie mich mit ihren Tränen ersäufen. »Was hast du?« Meine Schwester Mary kümmerte sich um sie. »Will er nicht trinken?«

Aber Mutter sagte nur, sie hätte gewusst, dass diese Nacht jemanden holen würde, und – der Herrgott möge ihr verzeihen – sie sei nur so unendlich froh, dass es nicht mich getroffen habe.

Das Kaninchen drückte mein Vater zum Ausnehmen und Abziehen Mary in die Hand, dann kroch er zu Mutter ins Bett und schlief vom Branntwein, in dem er seine Angst ertränkt hatte, ein.

»Wir können uns nicht beide auf die faule Haut legen«, sagte meine Mutter und stupste ihn, »wenn der Junge nicht umsonst überlebt haben soll.« Als er sich nicht rührte, ließ sie mich neben ihm liegen, stand auf und stieg vorsichtig die Leiter hinunter. Für den Fall, dass noch ein Gast kam und etwas essen wollte, machte sie in der Schankstube Feuer.

Mutter hatte das Dorf im Blut: Als Tochter eines Schweinehirten war sie nicht weit von der Dorfwiese geboren und aufgewachsen. Wäre sie nicht eines schönen Nachmittags genau in dem Moment auf die Straße getreten, als ein Mann an ihr vorbeiradelte und ihr zuzwinkerte, hätte sie im Leben nicht daran gedacht, von dort wegzugehen. »Messer zu schleifen«, sang er über die Schulter, und sie lächelte ihm zu. Er war schon älter, nicht so alt wie ihr Vater, aber auch nicht weit davon entfernt und ein wenig zerzaust, als hätte er niemanden, der auf ihn achtgab. Doch er lächelte auf seiner Runde von Haus zu Haus, und als er sie nach ihrem Namen fragte, erbot er sich, die Messer der Familie zum halben Preis zu schleifen. Er besaß einen eigenen Schleifapparat und verdiente, wenn er von früh bis spät arbeitete, ganz ordentlich. Als er und Mutter heirateten, nahm er sie mit nach Dunwich, wo er sich als Schweinemetzger niederließ. Mutter sagte, erst da hätte sie begriffen, wie gerne sie die Schweine mochte: wenn sie so mit ihren borstigen grauen Leibern in der Erde wühlten und sich in der Sonne suhlten, wie sie ihre Frischlinge nach Herzenslust graben und schnüffeln ließen – und wie sehr es ihr ans Herz ging, wenn sie aus dem Schlachthaus neben dem Laden ihre Schreie hörte. Genauso wenig hatte sie geahnt, wie ihr das Dorf fehlen würde – die flatternde Wäsche auf der Dorfwiese, die Gänse, die sie bewachten, die Pfade zum Fluss und hinunter zum Meer. Sie vermisste es, wie im Frühling der Farn seine Wedel aufrollte oder die Fasanen aus ihrem dichten, grünen Teppich traten und einherstolzierten. »Als ob es hier keinen Farn gäbe«, hielt mein Vater dagegen. »Oben auf der Heide, auch Fasanen, und sogar Rehe kommen aus dem Wald.« Wie sollte er wissen, dass es nicht die Rehe und Fasanen waren, die sie so gut kannte, als gehörten sie ihr.

In jenem ersten Jahr erfüllte er ihr jeden Sonntag den Wunsch, wieder daheim zu sein. Dann setzte er sie auf den Sattel seines alten Messerschleifer-Rads und fuhr mit ihr über die Marschen, durch Riedgras und Morast, auf Schafpfaden kaum eine Elle breit ins Dorf zurück. Auf dem holprigen, abschüssigen Gelände kamen sie in Fahrt und fielen am unteren Ende der Böschung kreischend beinahe in den Fluss. In Bridge Farm mussten sie absteigen und das Rad über einen Zauntritt heben und am Ortseingang von Dingle Marsh über einen Viehrost schieben. Als sie dann mit ihrem ersten Kind schwanger war, gingen sie zu Fuß hinaus, bis der Abend dämmerte, bis die Tage zu kurzen geworden waren und ihr Leib zu unförmig. Dann blieben sie meistens in Dunwich und gingen nur bis zu der Aussätzigenkirche oben an der Straßenbiegung. Sie kniete an der Seite ihres Mannes, drückte ihre angeschwollenen Knie ins Holz und wünschte, sie wäre für das, was sie hatte, dankbar.

KAPITEL 2

Den Blue Anchor pachtete mein Vater, als meine Schwestern Mary und Ann fast noch Babys waren. »Hier werden wir glücklich«, sagte Mutter zu ihm, »und mit einem Sohn gesegnet«, auch wenn ich nicht ganz verstehe, wieso uns der Pub glücklich machen sollte, wo doch Mr Frederick Easy, der vorherige Wirt, mit seiner Pacht so weit in Rückstand geraten war, dass sie seine ganze Habe auf der Straße verhökerten. Mutter kaufte ein Tischtuch, bestickt von seiner Tochter Grace, die hatte sich erst ein Jahr zuvor in der Regentonne ertränkt. Jedes Mal, wenn Mutter es auflegte, dachte ich an dieses Mädchen, wie stark sie gewesen sein musste, so unter Wasser zu bleiben. Damals wusste ich noch nicht, wie viel mehr Kraft es kostete, sich über Wasser zu halten. Und als mir dann dieses Seufzen wieder einfiel, das ich mal im Dunkeln aus dem Brunnenschacht gehört hatte und das ich mir nur durch einen Geist erklären konnte, hab ich mir das Tischtuch geschnappt und es in einem tiefen Loch im Garten vergraben.

Vater konnte sich nichts Tröstlicheres vorstellen, als begraben zu werden. Sein ganzes Leben lang – seit er mit elf auf der Irwell in die Lehre kam, die überraschenderweise in Southwald anlegte und dann mit ihrer Lumpen-Fracht Feuer fing – hatte er Angst, die See würde sein Grab. Offenbar war der Schiffsjunge vor ihm in den Flammen umgekommen. Aber mein Vater stammte aus einer Seefahrer-Familie. Schon sein Großvater und später sein Vater und sein Bruder waren zur See gefahren, und so boten sie dem Kapitän bei seinem Landgang meinen Vater an. Ich weiß davon, obwohl Vater lieber darüber schweigt. Offenbar fing sein Leben erst richtig an, als er zum Messerschleifen auf meine Mutter zugeradelt kam. Aber wenn ihn das Bier gesprächig macht, frage ich ihn manchmal, was für Arbeiten er an Bord erledigen musste; was für ein Gefühl das gewesen ist, in einer Koje zu schlafen, wenn sich das Schiff in den hohen Wellen fast auf die Seite legte, so wie ich es im Sailors’ Reading Room auf Bildern gesehen habe. Dann sieht er mich mit diesen seltsamen, traurigen Augen an, und ich denke, er will es mir sagen, aber stattdessen erzählt er von seinen Tagen als Schweinemetzger und wie es ein anständiges Geschäft hätte werden können, hätte nicht das Kreischen der Tiere und der Geruch nach Blut meine Mutter fast um den Verstand gebracht. »Aber Schankwirt ist ein guter Beruf, wenn man es schafft, davon zu leben«, sagt er dann, und mehr als einmal habe ich ihn bei einem verstohlenen Blick auf meinen verdrehten Fuß erwischt, und, ich schwör’s, mehr als einmal hab ich genau gesehen, wie er mir, wenn ich weghinke, hinterherschaut und zufrieden grinst.

KAPITEL 3

Schon früh hat mir meine Mutter klargemacht, dass ich nie zur See fahren würde. Sie hatte mich unten am Hafen bei den Booten erwischt, wo ich nur auf die Gelegenheit wartete, um auf einem davon anzuheuern. »Das schlag dir aus dem Kopf«, sagte sie, drehte mich mit dem Gesicht zur Küste und schickte mich heim.

Von Anfang an hat sie Pläne für mich geschmiedet und Geld zurückgelegt, und als ich acht wurde, hat sie mich in Mr Runnicles’ Schule geschickt. Du wirst mal auf deinen Kopf angewiesen sein, hat sie gesagt, und seitdem muss ich jeden Morgen an der Straße drüben bei der Manor Farm auf Mr Button warten, der mich auf seinem Karren mitnimmt. Mutter hat in der Sonntagsschule schreiben und lesen gelernt, die Buchstaben auf dem Kirchhof mit einem Stock in einem Kasten in den Sand gezogen, und an den Wochentagen konnten sie sich nachmittags in der Wesleyaner-Kapelle in der Mill Lane helfen lassen. »Mach das Beste aus dieser Chance«, sagte sie streng. Ich wich der drohenden Ohrfeige aus und ging.

Bis heute bin ich in Mr Runnicles’ Schule der einzige Junge aus unserem Dorf. Von den anderen sind drei älter als ich, darunter der Sohn des Glasers, und zwei – Brüder aus der Lodge in St Cross – sind jünger. Die meiste Zeit sollen wir abschreiben. »Dass ihr mir keine Kleckse macht«, mahnt uns Mr Runnicles, der hinter seinem Pult sitzt und in seiner zierlichen Handschrift Wörter in sein Buch mit dem schwarzen Einband überträgt, während wir kritzeln und schmieren, aus dem Fenster starren und sehen, wie der Tag ohne uns verstreicht.

Wenn ich bei Runnicles mit dem Abschreiben fertig bin, zeichne ich manchmal die Briggs, die im Hafen vor Anker liegen, so wie ich sie in Erinnerung habe, mit ihren Masten und den Segeln, doch wenn Runnicles die schwarzen Schmierereien am Seitenrand sieht, bekommt er ein rotes Gesicht und reißt die Augen auf. »Versaut!«, sagt er und hält den anderen zur Warnung meine Seite hoch.

Aber egal, was er sagt, und egal, wie sehr meine Mutter mich braucht, gehe ich nach der Schule erst einmal an den Fluss, um zu sehen, ob vielleicht ein neues Boot hereingekommen ist. Dann schlendere ich an den Sommergästen vorbei, die sich mit ihren Wasserfarben in den Dünen eingenistet haben, lungere vor den Holzschuppen herum, die manche von ihnen gemietet haben, um darin ihre Staffeleien und Farbtuben aufzubewahren. Ich nicke dem alten Danky zu, der mit Watstiefeln und Anglermütze auf der Brücke steht und sich von jedem bezahlen lässt, dem er mit seinem weißen Bart und der dunklen Jacke auf einem seiner Bilder als Motiv dient.

»Komm mit rein und leiste mir ein bisschen Gesellschaft«, sagt Danky, steckt die Hand in die Hosentasche und lässt die Münzen klimpern, aber ich würde im Traum nicht wagen, in den Bell zu gehen, denn selbst wenn ich dort gar nichts trinke, würde mir mein Vater, sollte er je davon hören, an die Gurgel gehen und mich schütteln, bis ich weinen muss. Der Blue Anchor ist der Pub für die Bauern und der Bell der für die Fischer. Auf der Dorfwiese hat es einmal an einem lauen, klaren Abend kurz vor Mitternacht eine Art Schlacht gegeben, und obwohl sich mein Vater bei dem Angriff eine Verletzung zugezogen hat, spricht er davon immer wie von einem Wunder. »Sie hatten Ruder und dicke geteerte Taue wie Schlangen dabei«, erzählt er, »wir dagegen Mistgabeln und Schlägel.« In den frühen Morgenstunden humpelte er mit einer zerschmetterten Schulter nach Hause, und wie wunderbar die Sache auch gewesen sein mag, flucht er jedes Mal, wenn er ein Fass anheben muss, über die Schmerzen.

Ich warte auf dem Grashügel, bis Danky mit seinem Bier rauskommt, denn wenn er seinen Durst gelöscht hat, erzählt er mir Geschichten von der See. Ich mache die Augen zu und merke mir die Wörter, die er benutzt: der Baum, der Block, die Spier, die Pütz, das Schrothorn und das Steckschwert und die Klampe. Wie oft mein Vater auch sagen mag, als Krüppel müsse ich mir eine andere Arbeit suchen, ich wünsche mir trotzdem, so wie er als Schiffsjunge anzuheuern und bis nach Newcastle oder um die Spitze von Großbritannien, vielleicht sogar über die Nordsee zu segeln.

KAPITEL 4

Ich heiße Thomas Maggs. Alle nennen mich Tommy, und wenn mich jemand fragt, sage ich Tom. Ich bin der jüngste Sohn von William und Mary Maggs und als einziger noch am Leben. Zuerst kam William, aber der hat es nur einen Tag geschafft. Dann gab es einen zweiten William, der lange genug da war, um noch meinen Bruder James zu sehen, bevor sie beide die Masern erwischte. Dabei haben meine Schwestern sie zuerst bekommen. Aber die sind stark, auch heute noch. Die Masern haben sie nur noch stärker gemacht. Mary ist Dienstmädchen. Oben im Blyfield House. Und Ann hilft Mutter im Pub, schrubbt die Fliesen, poliert die Humpen, kocht. Obwohl sie mir abends manchmal zuflüstert, dass sie davon träumt, so wie Mary in den Dienst zu gehen und eine weiße Schürze zu tragen und zweimal am Tag in der großen Küche zu essen. Die kamen zuerst auf die Welt, meine Schwestern, noch bevor wir den Blue Anchor hatten. Aber eh ich’s vergesse. Nach James gab es noch einen William und dann einen zweiten James, der es auf reichlich ein Jahr gebracht hat, und einen Thomas, alle vor mir. Aber ich war von Anfang an wild entschlossen. Vom Kampf, auf die Welt zu kommen, krebsrot im Gesicht und am ganzen Leib. »Den hier gebe ich nicht her«, hat meine Mutter gesagt, als für die Fischer von Dunwich die Glocken läuteten. »Der hier bleibt bei mir.«

Ich hab sie nie gefragt, ob sie zu den anderen, die vor mir gestorben sind, dasselbe gesagt hat. Aber sie wiederholt es immer noch, und wenn ich an ihr vorbeirenne, streckt sie die Arme nach mir aus.

Nicht, dass sie mich jemals fängt. Nicht mal mit meinem verdrehten Fuß. Ich sause an ihr vorbei zum Gartentor hinaus über die Kleewiese zum Fluss, und wenn mein Bein schlappmacht, lege ich mich hin und blicke so lange in den Himmel, bis er mich schluckt. Dann fliege ich, schwebe auf den Wolken und sehe den Mond, ein weißer Schatten vor Blau, und kleine Vogelschwärme, zu beschäftigt, um herabzuschauen. Täten sie es doch einmal und sähen uns zu, sie würden lachen, wie sich meine Mutter abrackert, bis sie rissige Hände hat, während mein Vater im besten Sessel seinen Rausch ausschläft.

Wenn Mutter sonntags zur Kirche geht, macht sie zuerst einen Abstecher auf den Friedhof. Früher bin ich mitgegangen und habe mich immer an die Wege gehalten, auch wenn es mir in den Zehen juckte, auf die Gräber zu steigen. Jetzt, wo ich dreizehn bin, setze ich mich auf die Mauer und sehe ihr zu. Unsere Gruft ist am hintersten Ende des Wegs, doch statt direkt dorthin zu gehen, folgt sie den kleineren Pfaden und betrachtet auch die anderen Gräber, den Engel auf dem der Doys oder den Stein auf dem des Prettyman-Mädchens, das ganz allein beerdigt ist. Unsere Jungen liegen zusammen da drin. Ihre Namen und Jahreszahlen sind wie die Buchstaben und Ziffern, die ich für Runnicles abschreiben muss, ineinander verschlungen, mit sich über Kreuz. Manchmal steckt meine Mutter Blumen in einen Krug auf ihrem Grab. Narzissen oder Schöllkraut oder, falls sie im Garten gerade nichts findet, ein Büschel Wiesenkerbel vom Wegesrand, der nach Sommer riecht und allem, was ihnen entgeht.

Vater macht einen Bogen um die Gräber. In die Kirche geht er, weil er muss und weil er sich nicht mit Leuten wie Buck von der Dingle Farm in einen Topf werfen lassen will, den sie alle als Kannibalen beschimpfen, weil er am Tag des Herrn seinen Abort ausschachte. Aber sooft er auch das Gegenteil behauptet, freut sich Vater auf die Kirche. Er mag das Reden davor und das Schwatzen danach und wie hübsch Ann in ihrem Hut aussieht, wenn sie neben ihm auf der Bank sitzt, und Mary, die den Nachmittag von ihrer Arbeit im Herrenhaus frei bekommt. Er liebt es, wie sich die Leute über das Wetter beklagen, wie die eine alte Jungfer jedes Mal in den Himmel blickt und sagt, in ihrer Kindheit hätte das halbe Jahr lang die Sonne geschienen, während man jetzt nur noch an den belaubten Bäumen ablesen könne, dass Sommer ist. Es macht mich glücklich, ihn dort zu sehen, weil es der eine Tag in der Woche ist, an dem er kein einziges Glas anrührt, keinen Fingerhut voll, bis nach dem Mittagessen.

Danky kommt mit seiner Schwester vorbei – einer klugen, frommen Frau, die sich um ihn kümmert – und erzählt Vater, wenn er nach ihr fragt, seine Mutter habe sich für ihre neunzig vielleicht gut gehalten, sitze aber den ganzen Tag nur miesepetrig am Ofen.

Die Kirche steht innerhalb der Ruinen einer größeren Kirche aus Steinen, die sie früher mal vom Strand raufgebracht haben. Da treffe ich mich manchmal mit Ellen – ihr Vater ist der Schmied – und wir spielen zwischen den Ruinen Wurfball. Wir lassen den Ball auf den Gräbern landen, und wenn wir ihn finden, lesen wir die Namen der Leute, die da liegen. Albert Crisp und seine treu ergebene Gemahlin Ermintrude. Darüber müssen wir lachen. Robert English. Seine Tochter Florence, von uns gegangen. Wir wollen etwas zu lachen haben, und deshalb achten wir beim Spielen darauf, dass der Ball nie ans hintere Ende des Friedhofs fällt und wir nicht die Namen auf dem niedrigen grauen Stein unter den Blumen meiner Mutter vorlesen müssen.

KAPITEL 5

Den Sommer, in dem ich zwölf wurde, hab ich mir eine Arbeit gesucht. Ich hatte gehört, dass der Seiler George Allard einen Jungen braucht, der die Kurbel für ihn dreht. Und als ich mich eines Morgens unten am Hafen herumtreibe und zusehe, wie der alte Danky in voller Montur auf der Brücke steht und sich von zwei alten Damen in Öl malen lässt, da entdecke ich ihn. Wenn er nicht gerade mit dem Boot draußen ist – schließlich fangen sich die Fische nicht von allein –, steht der alte Danky den halben Tag lang auf der Brücke herum. Anschließend trägt er das Geld vom »Modellstehen«, wie er es nennt, direkt in den Bell und gießt es sich hinter die Binde. Wenn er doch nur ab und zu in den Blue Anchor käme, um meinem Vater Gesellschaft zu leisten, aber die Fischer halten sich an ihren Pub und die Bauern an ihren, obwohl das Dorf eigentlich keine zwei braucht. »Du kannst nächste Woche anfangen«, sagt George Allard, als ich ihn nach der Stelle frage. Und er verspricht, mir am Ende jedes Monats einen Schilling zu bezahlen.

George Allard hat viele Jahre lang bei einem Seiler in Lavenham gearbeitet, doch seit Kurzem ist er wieder hier und hat seine eigene Werkstatt aufgemacht – Allards Rope, Twine and Norsel Works, wozu er seinen Garten als Reeperbahn benutzt und, wenn nötig, den Pfad vor seinem Tor, der über die Wiesen ins Marschland führt, noch dazu. Ich muss das Rad mit der Kurbel drehen. Er zieht dabei den Hanf zu einem Strang aus, indem er rückwärtsgeht und ihn langsam aus der Riste um seine Taille löst. »Pass gut auf und du kannst ein Handwerk erlernen«, sagt er, während er rückwärtsläuft. »Wärst nicht gut beraten, die Schanklizenz deines Vaters zu übernehmen. Das bringt nur Unheil. Das ist Düwelskram, wenn du mich fragst.« Und während ich das Drillrad drehe, erzählt er mir von London und dass wir, falls es Krieg gibt, hier an der Küste bleiben müssen, um sie gegen den Feind zu verteidigen.

»Krieg? Mit wem?«, frage ich ihn. Ich bin noch müde, weil wir so früh angefangen haben, und er erzählt mir die Geschichte über die Seeschlacht von Solebay: wie in den ersten Morgenstunden des 28. Mai eine französische Fregatte in den Hafen von Southwold einlief und die Stadt mit der Schreckensmeldung weckte, eine holländische Flotte sei kaum mehr zwei Stunden entfernt. In Southwold übernachteten gerade viele Seeleute, deren Schiffe am Kai ausgerüstet wurden, aber ihr Admiral, der Graf von Sandwich, war zu sehr von den Reizen einer jungen Kammerzofe abgelenkt, um auf Anhieb den Ernst der Lage zu begreifen. Doch trotz der Zofe waren bis zum Morgengrauen sämtliche Boote, die an der Leeküste lagen, ausgelaufen, sodass die Franzosen und Engländer den Feind mit zusammen einundsiebzig Schiffen und je vierzig Kanonen erwarteten.

»Am 28. Mai?« Ich mache große Augen. Es ist gerade erst Mitte Juni. Aber Allard schüttelt den Kopf. »Bringen sie euch an dieser tollen Schule denn gar nichts bei?«

Er wickelt seine gedrillte Schnur auf und kehrt zu mir und dem Rad zurück. »Diese Schlacht fand vor zweihundertfünfzig Jahren statt.« Er bleibt stehen, und ich höre auf zu drehen. »Womit ich keineswegs sagen will, dass so was nicht heute wieder passieren könnte. Da wurden Schiffe in Brand gesteckt, wurden Männer über Bord geworfen. Vom Donner der Kanonen aufgeschreckt, kamen die Leute aus sämtlichen Dörfern der Umgebung angerannt und scharten sich auf der Klippe zusammen. Doch im Lauf des Tages sah es bald nicht mehr gut für uns aus. Die Franzosen verschwanden am Horizont – ob versehentlich oder mit Absicht, werden wir nie erfahren – und bald kam die Nachricht, dass die beiden Schiffe des Herzogs von York zerstört worden waren und man Lord Sandwich das letzte Mal beim Sprung in die Wellen gesichtet hatte.« George Allard funkelt mich so wütend an, als wäre er selbst dabei gewesen. »Es erging der Befehl, niemand dürfe die Stadt verlassen. Und so harrten sie, mit Steinen bewaffnet, den ganzen Tag aus, Männer, Frauen und Kinder der Gegend, um ihre Gestade zu verteidigen. Doch die Holländer kamen nicht an Land. Bei Sonnenuntergang war die Schlacht vorbei. Die Holländer segelten davon. Und beide Seiten erklärten sich zum Sieger. In den Wochen danach wurden allerdings fast zweitausend Leichen an die Küste gespült. Selbst Lord Sandwich war nur noch an dem Hosenbandorden an der Uniformjacke zu erkennen, und bis auf den heutigen Tag hörst du, wenn du ins Sutherland House gehst und die Ohren spitzt, das Weinen der kleinen Kammerzofe, die oben in den Schlafzimmern spukt.«

George Allard macht einen weiteren Schritt zurück. »Also, immer schön wachsam sein, mein Junge, so wie ich: den Blick am Horizont und das Ohr am Boden. Das ist jetzt unsere Pflicht. Falls der Feind irgendwo an Land geht, dann genau hier.« Er löst mehr Hanf aus der Riste, läuft erneut langsam zum Gartentor zurück und auf ein Nicken setze ich das Rad in Bewegung, immer schön gleichmäßig und langsam, auch wenn sich mir im Kopf alles dreht. Ich stelle mir vor, wie eine ganze Flotte am Kai einläuft. Von Holland werden sie in Filzwesten und Holzschuhen kommen, und sowie die Männer und Frauen zusammenströmen, um Southwold zu verteidigen, werde ich eine Zeichnung von ihren Schiffen anfertigen, Zeugnisse aus erster Hand! Ich mache mich ums Vaterland verdient. Vielleicht übergebe ich sie sogar Runnicles, und er hält alle meine Beobachtungen in seinem schwarzen Buch fest. Dann sieht er, dass ich doch zu was tauge. Mein Name wird in seinen Aufzeichnungen verewigt sein. Thomas Maggs.

KAPITEL 6

Unterhalb der Fährstelle leben zwei Seehunde. Ich beobachte, wie sie mit den kleinen nackten Augen in den wulstigen Köpfen blinzeln, und ich denke mir, wenn ich mich am Anlegesteg ins Schlickwatt herunterlasse und kräftig mit den Armen schlage, dann lerne ich bestimmt bald schwimmen. Ich frage meine Schwester Ann, aber sie sagt, sie hätte keine Zeit zum Schwimmen, und Vater wage ich überhaupt nichts über die See zu fragen. Seit zwanzig Jahren, sagt er, hat er keinen Fuß mehr an den Strand gesetzt, und wenn es nach ihm geht, soll sich daran auch künftig nichts ändern. Er sagt das in einem Ton, als verlange jemand von ihm, regelmäßig ans Wasser zu gehen und dort zu schuften, dabei sind es Mutter und ich, die bei Ebbe an den Strand runterlaufen, die angeschwemmte Kohle in einen Beutel zu sammeln, während er mit den anderen am glimmenden Feuer sitzt.

Danky kann schwimmen. Er wusste nicht, dass er es kann, bis eines Morgens aus heiterem Himmel ein Sturm aufkam und ihn aus seinem Fischerboot fegte. Dinks und Benny gingen unter wie Steine und blieben für immer im Meer, aber ohne zu begreifen, was er da tat, paddelte Danky wie ein Hund. Er ruderte so lange wild mit den Armen, bis er mit der einlaufenden Flut an Land gespült wurde, dann rappelte er sich auf und schleppte sich in den Bell, wo sie ihm die Stiefel auszogen, das Wasser auskippten und ihm so lange warmen Brandy einflößten, bis er zu krakeelen anfing und sie wussten, dass er über den Berg ist.

»Wieso hattest du es denn nicht früher gelernt?«, frage ich Danky, als ich ihn auf seiner Bank entdecke, und er schielt zu mir rüber und brummt: »Bringt Unglück. Das Beste ist, wenn man es nie zu können braucht.« Und als ich immer wieder von den Seehunden anfange, dreht er sich zu mir um: »Das ist ganz was anderes«, sagt er. »Hätte Gott gewollt, dass wir schwimmen, hätte er uns Flossen gemacht. Halt du dich an die Seilerei, das ist was Anständiges.« Dabei zwinkert er mir zu und summt ein Lied vor sich hin – so leise und so heiser, dass ich mit dem Ohr näher rangehen muss.

»Im frischen Maiengrün,

Als alle Blumen blühn,

Wandre ich durch die Auen,

Meines Vaters Land zu schauen.

Kommt eine schöne Maid daher,

Darf ich’s wagen, bitt ich sehr,

Dich zu küssen aufs süße Mäulchen

Und abzurolln dein Wolleknäulchen?«

Danky grinst, und obwohl ich rot werde, spitze ich die Ohren, wie es weitergeht.

»Oh nein, werter Herr, nur in Ehren ein Schwätzchen,

Vielleicht habt ihr anderswo ein Schätzchen?

Oh nein, nur dich lieb ich, mein Täubchen,

Lass mich abrolln dein Wolleknäulchen.«

Zwei Männer kommen aus dem Pub. Gory aus Lowestoft, der ist vor höchstens fünf Jahren ins Dorf gezogen. Und Tibbles, der bessert die Boote aus.

»Dann nahm ich die schöne junge Maid

An ein schattiges Plätzchen …«

»Kommst du, Danky?«, fragen sie ihn, er hievt sich hoch und stapft mit ihnen hinunter zum Meer.

KAPITEL 7

Im Keller, wo das Bier lagert, gibt es eine Falltür. Eines Abends ist Vater zu wackelig auf den Beinen, um nach unten zu gehen, und von der Lampe in meiner Hand fällt ein spärlicher Strahl auf das Scharnier, und ich stolpere beinahe darüber. Ich knie mich auf den kühlen Stein und versuche, die Luke einen Spaltbreit zu öffnen. Aber sie gibt nicht nach, also nehme ich die Schaufel und hebele sie auf. Da sind Stufen. »Mam«, schreie ich, »Mam.« Als sie mit bleichem Gesicht, die Hände zu Fäusten geballt, heruntergestürzt kommt und mich grinsend dastehen sieht, fange ich mir zwei Ohrfeigen ein – eine für den Schrecken, den ich ihr eingejagt habe, und eine dafür, dass ich heimlich hier heruntergeschlichen bin.

Aber es ist zu spät. Ich habe sie gesehen. Von der Falltür führen in die Erde gehauene Stufen hinab, und nachdem Mutter die Platte wieder fest verschlossen hat, muss sie mir erzählen, wie vor Jahren, als es den Leuchtturm noch nicht gab, hier Schmuggler auf Schiffbrüche gelauert und die Fracht an Land gebracht haben. Ein Schmugglertunnel. Das kannte ich aus Geschichten, dabei haben wir einen direkt unterm Haus. Und von jetzt ab halte ich an meinem Fenster Ausschau nach krängenden Schiffen in Seenot. Abends suche ich die Wellen mit ihren silbrigen Schaumkronen nach kleinen schwarzen Booten ab, die sie um ihre kostbare Ladung erleichtern wollen. Doch das Einzige, was ich dort draußen je zu sehen bekomme, ist der Strahl des Leuchtturms von Southwold, den sie ein Jahr vor meiner Geburt für das neue Jahrhundert errichtet haben. Seitdem habe er schon hundert Menschen pro Jahr das Leben gerettet, sagt meine Mutter, dabei ist erst letzten Winter ein norwegischer Dreimaster unterhalb des Gun Hill auf Grund gelaufen und ist in zwei Hälften zerbrochen. Die Besatzung mussten sie einen nach dem anderen, bis zum letzten Mann, mit einer Hosenboje retten.

Den ganzen Winter hindurch bin ich auf meinem Beobachtungsposten, aber die Schiffe haben Seekarten an Bord und Offiziere, die sie um die Sandbänke navigieren, obwohl die wie die Dünen ständig wandern. Auch wenn ich für jedes dankbar bin, das die Untiefen sicher umschifft, spähe ich mit Argusaugen zum Strand hinunter, damit mir keine huschenden Schatten und keine Schmuggler entgehen, die vielleicht über die Wellen rudern, um zu sehen, was sie finden können.

KAPITEL 8

Wenn ich schwimmen könnte, käme ich allein über den Fluss, statt auf die Fähre zu warten, die bei meiner Ankunft immer gerade am anderen Ufer ist. So aber zwänge ich mich zwischen die Lastkarren, die Kühe und Schafe. Anders kommt man nicht nach Southwold, es sei denn, man geht die drei Meilen nach Blythburgh, wo die Straße, da wo sie schmaler wird, über die Mündung führt, stapft weiter um die Landzunge von Bulcamp mit dem Irrenhaus herum und von da aus einen halben Tag lang immer geradeaus. Wenn man nicht gerade durch den Sumpf waten will, gibt es keine Abkürzung, und ich weiß noch, wie Runnicles uns beigebracht hat, dass Southwold vor langer Zeit eine richtige Insel gewesen sei, ringsum von Fluss und Meer eingeschlossen. Hätte bloß jemand daran gedacht, eine Brücke zu bauen, eine für Leute und nicht nur für die Eisenbahn, auch wenn manche so waghalsig sind, auf den Schienen oberhalb des Hafens über den Blyth zu laufen. Einmal hab ich’s ausprobiert und wäre fast dabei draufgegangen, denn die Schwellen liegen so weit auseinander, dass man sich wie ein Krebs von einer zur nächsten hangeln muss, und wenn ein Zug kommt, kann man sich nur durch einen Sprung übers Geländer ins Wasser retten. Ich bin schon fast am Ende, als ich plötzlich das Grollen der Lokomotive höre und, den Hintern in die Höhe, so schnell hopse, dass ich in meinem verdrehten Fuß die Engel singen höre und mir die Tränen verkneifen muss.

Als ich mich dann drüben zu Boden warf und zitternd liegen blieb, dämmerte mir irgendwann, dass es gar nicht der Zug gewesen war, sondern dass nur mein Herz so wild hämmerte. Da lag ich und lachte, bis er doch noch angedonnert kam, der Zug, und ich mir vorstellte, wie ich, platt wie eine Flunder, darunter liege und den letzten Schnaufer tue und die Räder mir den Fuß absäbeln. Als er an mir vorbei war, bin ich aufgestanden, habe mich einmal geschüttelt und bis nach Southwold durchgekämpft und den ganzen Nachmittag lang im Sailors’ Reading Room gesessen, hab mir die Schiffsmodelle angesehen und bis in die letzten Einzelheiten die Segel abgezeichnet – die Rahsegel, die Besansegel, die Stagsegel und die Vorbramsegel. Irgendwann hatte ich mich dann wieder beruhigt.

KAPITEL 9

Mr Runnicles verliert die Geduld mit mir. Wenn er mein Heft durchsieht, gibt er mir auf, alles zu Hause noch einmal abzuschreiben, und zwar ohne Kritzeleien und ohne Tintenflecke. Sauber und ordentlich, bitte schön, ohne ein einziges Bild von einem Boot.

In der Schankstube steht ein Tisch an der Wand, eben groß genug für mein geöffnetes Heft, und samstagmorgens, wenn Vater drüben in der Brauerei ist und neues Bier bestellt, sitze ich dort gerne. Doch an diesem Samstag kommt ein Mann herein, den man hier noch nie gesehen hat. Er stellt sich an den Tresen und spricht mit Mutter. Er klingt schroff und spricht so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann, dazu hebt er mitten im Satz die Stimme, rollt das R und bringt schnarrende Laute hervor. Wenn ich die Augen schließe, dann höre ich die Mädchen heraus, die jedes Jahr aus den Highlands herunterkommen, um den Hering auszunehmen und in Fässern zu pökeln. Doch die Mädchen sind meistens rot und lustig, dieser Mann hingegen dunkel, mit einem strengen, blassen Gesicht und Augen so schwarz wie Ruß. Aus Glasgow, sagt er zu Mutter, da kommt er her. Schottlands heimlicher Hauptstadt. Eine große, lebendige Stadt, sagt er, die beste auf Erden. Auch wenn er jetzt gerade beschlossen hat, eine Weile woanders zu leben. Er hustet, so schlimm, dass es ihm wie ein Schauder durch den ganzen Körper läuft, obwohl es Juli ist und warm. Er bestellt ein Pint helles Bier und ein halbes Pint Starkbier, das er für seine Frau mitnehmen will, die auf der Millside Farm ein Picknick vorbereitet, und er reicht meiner Mutter zwei Verschlussflaschen zum Füllen. Millside. Ich höre auf abzuschreiben und horche gespannt, ob er irgendetwas über das Gespenst von Millside sagt. Ich würde ihn gern fragen, ob er jemals das Poltern von Äpfeln gehört hat. Dort war nämlich eine Frau begraben – eine große Frau –, man fand ihre Überreste, als man eine neue Mühlwelle einsetzte, und da hörte es sich an, als ob ein Karren umkippt und eine ganze Ladung Äpfel herunterpoltert, und im nächsten Moment sah man, wie ihr Gespenst aus einem Fenster im Obergeschoss zu ihnen herunterblickte.

Aber ehe ich ihn fragen kann, steht der Mann an meinem Tisch und blickt mir über die Schulter. »Sehr schön«, sagt er, und ich werde rot, während ich versuche, meine schlampige erste Abschrift beiseitezuschieben. »Nein.« Er beugt sich herunter, fragt: »Darf ich mal?«, und nimmt das Blatt mit den Schmierflecken zur Hand, um sich die Ränder mit den Booten anzusehen – ein ganzer Hafen voller Jollen, Skullboote, Schaluppen und Schmacken sowie einer langen Jacht mit einer Kajüte und einer Kombüse.

»Machst du diese Zeichnungen aus dem Gedächtnis?«, fragt er, und ich muss zu ihm aufsehen, um ihn, so seltsam, wie er spricht, zu verstehen.

»Ja«, sage ich, weil Mutter besser nicht erfährt, wie oft ich am Fluss sitze und die Boote abzeichne, die dort liegen, oder wie viele Stunden lang ich in die Vitrinen im Sailors’ Reading Room starre, in dem Modelle der größten Schiffe ausgestellt sind. Schoner und Fregatten, Kriegsschiffe und Kreuzer und ein großer alter Fischkutter, den Danky in einem Winter gebastelt hat, in dem sie nicht rausfahren konnten. Außerdem hängt dort ein Gemälde von der Schlacht in der Solebay, auf dem die Brander in Flammen stehen und die Kanonen in die hölzernen Schiffsrümpfe der Fregatten krachen, und ich sehe das Getümmel so lebendig vor mir wie damals, als mir George Allard zum ersten Mal davon erzählt hat.

»Wirklich sehr schön.« Damit händigt mir der Schotte mein Buch wieder aus, bezahlt bei Mutter und verlässt uns mit seinen Flaschen.

Schon ein, zwei Tage später sehe ich ihn wieder, wie er am Flussufer spazieren geht. Mac heißt er, jedenfalls nennen sie ihn so, wenn sie im Pub darüber tuscheln, was er hier eigentlich zu suchen hat. Und jetzt wird mir klar, woher all das Gerede kommt. Mit seinem weiten schwarzen Cape und dem Filzhut wäre er selbst ohne die Pfeife, an der er pafft, vom Scheitel bis zur Sohle der leibhaftige Sherlock Holmes. Und erst jetzt bemerke ich, dass er einen kaputten Fuß hat; sein Schuh ist klobig und viel höher als am anderen Bein, was ihn nicht daran hindert, mit seinem Stock so schnell zu gehen, dass ich mit meinem eigenen verdrehten Fuß Mühe habe mitzuhalten, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Er überquert die Brücke, und als er den Strand ansteuert, halte ich mich hinter den Dünen. Alle paar Minuten bleibt er stehen und blickt sich um, als rechnete er mit einem Verfolger. Aber mich sieht er bestimmt nicht. Ich kenne mich hier zu gut aus.

Es wird dunkel. Es ist Vollmond. Wie eine bleiche Wolke hängt er über dem Meer. Eine ganze Weile läuft Mac direkt am Wasser entlang, während ich mich ans Hochland halte und mich jedes Mal, wenn er sich umschaut, hinter das Dünengras ducke. Nach einer ganzen Weile hat er sich wohl davon überzeugt, dass er allein ist, denn er bleibt stehen und starrt in die Wellen. Es scheint, als suchte er darin nach irgendwelchen Hinweisen. Wie Mr Holmes. So angestrengt späht er hinaus, dass er offenbar nicht merkt, wie er mit den Schuhen im Wasser steht. Ich lasse von ihm ab und kehre zum Hafen zurück, um zu sehen, ob Nachtfischer gekommen sind und ihre Boote losmachen, doch es herrscht Stille, und so sitze ich auf der Mauer und frage mich, was ich von Mutter zu hören bekomme, weil ich meine Pflichten nicht erledigt habe, und wünsche mir, ich hätte nicht diesen Blick in Vaters Gesicht gesehen, der mir sagt, dass er einen seiner Trink-Tage hat, und ich kann nichts daran ändern. Ich werde warten, beschließe ich, bis er zu unsicher auf den Beinen ist, um mir noch eine zu langen, als er auf einmal direkt vor mir steht, Mr Mac, und den weißen Pfeifenrauch in die Nacht bläst. »Hast du deinen Spaziergang genossen?«, fragt er und hinkt, ohne auch nur den Anflug eines Lächelns, die Straße entlang und über die Dorfwiese davon. Obwohl ich nicht zu Abend gegessen habe und mir der Magen knurrt, wage ich lange nicht, aufzustehen und ihm zu folgen.

KAPITEL 10

Das Seltsame an Mac ist, dass man ihn den ganzen Tag lang nicht sieht, bis er bei Einbruch der Dunkelheit plötzlich in seinem großen Umhang erscheint und sich auf seine Streifzüge begibt. Dabei ist er, wie sich herausgestellt hat, gar kein Detektiv. Er ist Künstler, und er hat eine Frau, die ebenfalls Künstlerin ist, mit dickem, rotem Haar, das sie auf dem Kopf auftürmt und mit einer Nadel feststeckt. Sie haben sich ein Atelier gemietet, eigentlich einen Schuppen, auch wenn man ihn nicht wiedererkennt, seit sie ihn übernommen haben. Sie haben ihn entrümpelt und das Holz weiß gestrichen. Sie trinken darin Tee, oft nur zu zweit. So habe ich sie zum ersten Mal gesehen, Mrs Mac. Sie saß draußen auf einer Kiste und malte eine Reihe Klatschmohnblüten, darunter eine Reihe Babys mit dicken Backen und lachenden Gesichtern, auf eine Rolle. Ich bleibe stehen, um sie mir anzuschauen. Und durch die halb geöffnete Tür erspähe ich einen gedeckten Tisch mit weißen, geriffelten Tassen und einer Milchkanne mit einem schwarzen Streifen und auch sonst alles so schön, obwohl ich darunter immer noch erkennen kann, dass es eigentlich ein Schuppen ist, nämlich der von Ben Thorogood, mit Taurollen an der Wand, einem Segel und einem Augspleiß, die er zurückgelassen hat.

»Du bist der Junge vom Blue Anchor.« Mrs Mac hat mich entdeckt. »Mein Mann sagt, du kannst gut Boote zeichnen.«

Mir schießt das Blut ins Gesicht. Ich möchte wegrennen, doch wenn Mutter auf eines stolz ist, dann auf die Manieren, die sie mir eingebläut hat. Ich starre auf meine Stiefelspitzen.

»Möchtest du etwas zu essen haben?«, fragt sie mich, und wieder werde ich rot, denn natürlich sind mir die Sandwiches nicht entgangen, die auf dem Tisch neben dem Blumenstrauß stehen, den schönsten Wildblumen, die bis zum Abend verwelkt sein werden. Ich sage Ja, weil ich nicht unhöflich sein will, und nehme den wie ein Blatt geformten Teller mit meinem Sandwich. So schnell schlinge ich das Brotdreieck herunter, dass ich hinterher überlegen muss, womit es bestrichen war. Honig, ein Tröpfchen klebt mir noch an der Lippe.

»Ich muss dann mal los, danke«, verabschiede ich mich von Mrs Mac und marschiere, ohne anzuhalten, bis ich an der Stelle bin, an der der Fluss ins Meer mündet.

Vater ist wieder in Fahrt, so nennt es Mutter, wenn er mittags sein erstes Bier trinkt und so lange weitersäuft, bis es knallt. Ich finde Mutter in der Spülküche, wo sie einen Kochtopf schrubbt, und ich wäre dageblieben, um sie zu beschützen, hätte ich nicht das Nudelholz gesehen, das griffbereit neben ihr liegt. »Geh du nur schlafen, Tommy«, sagt sie leise, und wir hören, wie er aus der leeren Schankstube Befehle brüllt.

Zum Schlafengehen ist es noch zu früh, und so husche ich in den Abend hinaus. Im Schutz der Dunkelheit renne ich ans Meer. Wir haben Ebbe. Die schwarze Hafenmauer ist von grünem Seetang überzogen. Dass du mir nie da raufkletterst, hat mich Mutter ermahnt, doch ich bin ihre Warnungen und endlosen Ängste leid, und so halte ich mich am rauen Stein fest und stemme mich auf dem gesunden Bein hoch. Kurz unter der Oberseite ist ein gezackter Mauervorsprung. Da oben habe ich schon Jungen beim Angeln gesehen. Auch wenn sie mich nie fragen, ob ich mitmachen will, weiß ich, dass es geht. Mit aller Macht ziehe ich mich an den Armen hoch und zerkratze mir an den Muschelscherben die Finger, doch je höher ich gelange, desto lauter höre ich, wie die See unter mir durch die Rinne zwischen den Wellenbrechern braust. Und dann habe ich es geschafft. Ich schwinge die Beine über den Rand und stelle fest, dass die Mauer schmaler ist als gedacht, und ich starre in das dunkle, tiefe Wasser. Gleich setzt die Flut ein. Behutsam drehe ich mich zu den vertrauten Dünen um – und sehe ihn, Mac, mit dem Rücken zu mir den Strand entlanggehen. Ich sitze ganz still, und er stapft mit unsicheren Schritten durch den losen Kies. Ich sehe nur sein schwarzes Cape von hinten. Wonach mag er suchen, frage ich mich, während Mac sich zum Wasser wendet und übers Meer blickt. Als er dann ein Fernglas ans Auge setzt, stelle ich mir vor, wie er bis nach Holland und Deutschland späht, um zu sehen, ob an den Gerüchten über einen Krieg etwas dran ist.

KAPITEL 11

Für diesen Sommer ist die Schule vorbei, und George Allard lässt mich von früh bis spät das Rad zum Seildrillen drehen. »Diese starken Taue werden gefragt sein«, sagt er mir voraus, »wenn der Ärger losgeht. Pferde und Tau, Gerste und Korn. Das wird gebraucht. Kein Bier. Die Leute werden dem Bier den Rücken kehren. Sie werden begreifen, dass Bier den Blick trübt, und sie werden es ausspucken und verfluchen, weil es nur Unglück gebracht hat.«

Ich nehme sein Geld, ohne ein Wort zu sagen. Und anders als bisher gebe ich auch nicht jeden Penny an Mutter ab, sondern stecke oben im Zimmer ein Thruppence in ein Astloch unter der Matratze, und den Monat drauf auch. Von jetzt ab zähle ich, wenn ich alleine bin, meine Münzen. Es wird immer Leute geben, die einen Humpen brauchen, der sie durch den Tag bringt – wenn man in einem Gasthof aufwächst, begreift man das schnell. Doch falls doch einmal harte Zeiten kommen und die Leute knapp bei Kasse sind, sparen sie sich vielleicht das Stück Weg bis zu uns und gehen nur noch in den Bell. Also zähle ich immer wieder nach, denn es beruhigt mich zu wissen, dass ich für den Notfall etwas beiseitegelegt habe.

Als ich das nächste Mal am Schuppen unten am Fluss vorbeikomme, sitzt Mac mit seinem Brett auf den Knien davor. Vor ihm steht ein Topf mit ein paar Zweigen, und er benutzt einen Farbkasten aus Blech wie für Kinder. Ich bleibe stehen und sehe ihm zu. Er hat zuerst die Umrisse in Bleistift gezeichnet, und jetzt füllt er mit dem Pinsel von innen das trockene Holz der Zweige mit Farbe aus. Ich mache es mir neben ihm bequem. Er hat einen Stängel Rittersporn, den er wohl im Garten der Millside Farm gepflückt hat. Nun drückt er den Pinsel in das Pulver und verrührt es so lange, bis das Rosa gut vermischt ist. Die flüssige Farbe trägt er so auf, dass sie von der Mitte zu den Bleistifträndern hin verläuft, die sie wie Dämme halten. Er verwendet Blau, ein körniges Blau wie auf grobem Leinen, dazu Gelb und Rot für Pünktchen und Knitterfalten, die ich gar nicht gesehen hatte, dort, wo sich die Blütenblätter überschneiden und zu Knospen austreiben, sodass sie vor meinen Augen aus den silbrigen Stängeln über den grauen Blättern zu sprießen scheinen.

Eine Stunde lang sitze ich selbstvergessen da, ohne mich zu rühren, bis Mac plötzlich aufschaut und mich fragt, ob ich Tee trinken will. Ich sage Nein, doch mir knurrt hörbar der Magen, und Mac geht in den Schuppen. »Wie geht’s mit den Booten voran?«, ruft er mit seinem Singsang, und ich versichere mich heimlich, dass uns niemand gehört hat.

»Ganz gut«, lüge ich und denke an die groben Linien und Kritzeleien meiner Boote, während ich mir weiter den Rittersporn ansehe, um herauszufinden, wie er das macht.

Das Brot ist in vier Dreiecken auf einer Porzellanplatte angerichtet, mit einem farbigen Blütenblatt im Muster. Diesmal ist es mit Käse belegt und ein bisschen Kresse. Ich spähe in den Schuppen, doch Mrs Mac ist nicht da. »Danke«, sage ich wieder und wende mich ab, damit er nicht sieht, wie hungrig ich es verdrücke.

KAPITEL 12

Mutter ist nicht da, Vater ist oben und schläft seinen Rausch vom Mittagsbier aus, als eine alte Frau in die Schankstube tritt. Sie hat ein zerfurchtes Gesicht, zu beiden Seiten steht ihr ein weißes Bartbüschel vom Kinn ab. Auch wenn ich noch nie im Leben eine Hexe gesehen habe, erkenne ich eine, wenn sie leibhaftig vor mir steht. »Könnt ihr wohl ein Sixpence für mich erübrigen?«, sagt sie. So, wie sie spricht, ist sie hier fremd – keine Spur von der See in ihrem Ton. Ann, die am Tisch sitzt und näht, sagt, wir könnten keinen Sixpence erübrigen, und selbst wenn, würden wir es nicht tun. Aber die alte Frau blickt mich an, als sähe sie mein Gespartes unter der Matratze, und sie wartet. Ich warte auch, bis Ann ihr Nähzeug weglegt und sich neben mich stellt.

»Wenn du mir Geld gibst«, versucht es die Hexe noch einmal, »sag ich dir, welchen Mann du heiraten wirst.«

»Und wenn ich es gar nicht wissen will?« Ann läuft rot an. »Vielleicht ist es ja nicht der, den ich haben will.«

»Den bekommst du jedenfalls, ob du ihn haben willst oder nicht. Im Moment ist er auf einem Schiff. Er hält ein Messer in der Hand, damit spleißt er Taue, während er an dich denkt.«

Nun wird Ann kreideweiß. Und ich weiß, weil ich es mit eigenen Ohren gehört habe, wie sie es Mutter gestanden hat, dass ihr Herz an Jimmy Kerridge hängt, der in Southwold mit der Flying Horse in See gestochen und schon seit über einem Jahr fort ist. »Dann heirate ich also mal einen Seemann?« Ihre Stimme überschlägt sich fast.

»Er kommt zurück.« Die alte Frau nickt. »Und er nimmt dich zur Frau, so sicher, wie der Bub hier über dem Ellbogen dicht beieinander zwei Muttermale hat.«

»Hab ich nicht!«, sag ich. »Würde ich doch wohl wissen.« Aber als Ann der Frau einen Räucherhering und eine Schüssel Kartoffeln gegeben hat und die Alte in der Stube sitzt, um ein wenig zu verschnaufen, steige ich die Leiter hoch, schleiche mich durch das Zimmer, in dem Vater auf dem Rücken liegt und schnarcht. Ich duck mich durch die Tür zu der Kammer, in der ich das Bett mit Ann teile, und schlüpfe aus dem Hemd. Siehste, zische ich durch die Zähne, da is nix. Als ich aber die Haut herumziehe und das Kinn über die Schulter recke, entdecke ich sie – zwei braune Knubbel, weich wie Samt, seitlich am Arm.

Ich leg mich aufs Bett und wünsche mir, ich hätte sie gefragt, was mir die Zukunft bringt. Nicht ob ich heirate – was kümmert’s mich –, sondern ob ich mal wie Jimmy Kerridge den Horizont hinter mir lasse und in ferne Länder segle, wo ich noch nie gewesen bin.

KAPITEL 13

Als Erste erfährt es Mary. Oben am Herrenhaus borgt sie sich vom Gärtner ein Fahrrad und kommt so schnell zu uns gesaust, dass sie rote Backen hat und sich ihr die Haare aus der Haube lösen. Dafür hat sie noch ihre weiße Schürze an, und ihre Stiefel, die sie jeden Abend vor dem Schlafengehen blitzblank poliert, glänzen wie neu. »Es ist Krieg«, keucht sie, als sie zur Tür hereinfegt. »Im Blyfield House reden sie über nichts anderes mehr. Jemand wurde erschossen. Nicht nur der König von Griechenland. Irgend so ein Erzherzog.« Sie schnappt nach Luft. »Fällt mir wieder ein, jedenfalls hat es damit angefangen, und nun hat Deutschland den Krieg erklärt, und der Herr sagt, jetzt nähme es eben seinen Gang. Seine beiden ältesten Söhne hat er nach Southwold geschickt, um sich im Rathaus freiwillig zu melden. Es wäre ihm eine Ehre, sagt er, wenn sie als Erste einberufen würden.«

Wir haben Samstag und drei Männer im Pub, den alten Tilson mit seinem Bruder Fred. Und Mac, der vor einer Stunde gekommen ist. So langsam, wie er trinkt, weiß ich schon, dass es bei dem einen Glas bleiben soll. Die Tilsons schauen auf. »Sag das noch einmal!« Sie kriegen den Mund nicht wieder zu. Sie haben einen Vetter im Burenkrieg verloren, und bevor sie die Nachricht erreichte, hatte seine Frau ihr Kind schon Prätoria getauft. Vielleicht weil sie immer diesen Satz auf den Lippen hatte: Bitte lass Prätoria gewinnen!

»Wir gehen dann mal besser«, sagen die Brüder, und als sie vor die Tür treten, hören wir die Kirchenglocken läuten, so heftig und laut, dass jeder erschrickt und sich darüber wundert. Vater gießt sich ein Glas Scotch ein, und als Mac zu ihm aufblickt, auch eins für ihn.

»Gütiger Himmel«, sagt Mutter an der offenen Tür. »Die haben’s aber eilig.« Ich geh zu ihr rüber und sehe ein Fuhrwerk die Straße raufkommen. Es ist bis oben mit Gepäck beladen, und neben dem Kutscher sitzt, unter einem Hut mit Blumengirlande, Mrs Tilbury, die jeden Sommer im Low House unten an der Fähre verbringt. Hinter ihr kauern drei ihrer Kinder mit dem Kindermädchen sowie einem drahtigen weißen Hund namens Madam und winken uns im Vorbeifahren fröhlich zu.

»Wo wollen die denn hin?«, frage ich. Mutter verschränkt die Arme vor der Brust und zuckt die Achseln.

»Von der Küste weg.« Vater kommt zu uns und riecht nach Whisky. »Dahin, wo es sicherer ist.«

Mac leert sein Glas. »Ich mach mich dann auch mal auf den Weg.« Er schlüpft in seinen Umhang und tritt auf die Straße.

»Warten Sie«, ruf ich, als ich sehe, wie er sich zum Meer wendet. »Ich komme mit.« Und entwische Mutter, die mich an der Schulter packt.

BellBelle