Die Autorin
Gabrielle Alioth, geboren 1955 in Basel, war als Konjunkturforscherin und Übersetzerin tätig, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. 1990 publizierte sie ihren ersten, preisgekrönten Roman Der Narr. Es folgten zahlreiche weitere Romane, Kurzgeschichten, Essays sowie mehrere Reisebücher und Theaterstücke. Daneben ist sie journalistisch tätig und unterrichtet an der Hochschule Luzern. Seit 1984 lebt Gabrielle Alioth in Irland.
Die Autorin dankt der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia für die grosszügige Unterstützung.
E-Book-Ausgabe 2016
Copyright © 2016 by Lenos Verlag, Basel
Alle Rechte vorbehalten
Cover: Hauptmann & Kompanie, Zürich
Coverfoto: Keystone / Georgios Kefalas
ISBN 978 3 85787 948 7
www.lenos.ch
Die Schriften sind so notwendig für das Leben wie das Licht.
Manuel Chrysoloras
Konstanz, 16. April 2015
Laura steht am Fenster des leeren Speisesaals und schaut auf den See hinaus. Winzige Wellen kräuseln die Wasseroberfläche. Waren sie das Letzte, was Richard sah?
Hinter ihr räuspert sich jemand. »Frau Merak?«
Es ist der nicht sehr grosse, grauhaarige Herr, der mit dem Handy am Ohr in der Eingangshalle des Hotels stand. Ein Journalist? Der dunkle Anzug spricht dagegen. Während der Unbekannte sich vorstellt, erinnert sich Laura an Richards blaue Augen. Sie waren blasser geworden mit den Jahren.
»… oder wenn ich Ihnen in irgendeiner anderen Weise behilflich sein kann?«
Laura verzieht den Mund, um ihr mechanisches Lächeln zu verbergen. »Danke.«
Der Mann ist Beamter, Schweizerischer Generalkonsul in Stuttgart: Franz Lindner.
»Im Moment.« Laura hat keine Ahnung, was nun geschieht. Muss sie Richards Leiche identifizieren? »Wir waren getrennt«, erklärt sie.
Franz Lindner nickt. »Ich weiss.«
»Dreissig Jahre waren wir verheiratet«, sagt Laura mehr zu sich selbst.
»Der Nachtportier hat den Verstorbenen im Fumoir im Bischofszimmer gefunden.«
»Richard rauchte schon, als wir uns kennenlernten.«
»Wenn Sie mit dem Portier reden möchten?«
Laura schüttelt den Kopf.
»Oder wenn Sie irgendetwas brauchen?« Franz Lindner hat braune Augen.
Laura setzt sich auf den Rand des Hotelbetts; auch von hier ist der See zu sehen.
»Wenn Sie irgendetwas brauchen …«
Der Hotelmanager hat sie persönlich in das Zimmer geführt, das man eilig für sie bereitgemacht hat. Die Sonne glitzert auf den Wellenkämmen.
»… dann melden Sie sich bitte.« In seiner Stimme liegt eine fast drohende Dringlichkeit. Fürchtet er, auch sie morgen tot aufzufinden?
»Ich würde gern etwas schlafen.«
»Selbstverständlich, Frau Merak. Ich werde den Zimmermädchen sagen, sie sollen leise sein. Leider müssen sie ihre Arbeit dennoch tun. Wir sind vollkommen ausgebucht wegen dieses Kongresses, Sie verstehen.«
Laura nickt. Das sechshundertjährige Jubiläum des Konzils von Konstanz. Sie hatte verstanden, dass das nicht irgendein Kongress war. Richard mied solche Veranstaltungen gewöhnlich. Er schickte seine Doktoranden hin, die begierig waren, ihr Curriculum Vitae um einen Eintrag zu verlängern. Hierher nach Konstanz war er selbst gereist. Sein Name steht fettgedruckt im Programm, das in ihrer Handtasche steckt. Als sie es herauszieht, rutscht die goldene Pillendose mit dem Saphirverschluss heraus. Laura öffnet sie und betrachtet die Tabletten darin.
Wer wählt die Augenblicke aus, die uns im Gedächtnis bleiben? Der Zufall, das Schicksal? So vieles, was uns erinnerungswürdig scheint, vergessen wir, und manches, das wir zu vergessen wünschen, folgt uns ein Leben lang. Die Sonne glitzerte auf dem Marmarameer an dem Morgen, an dem der Gelehrte seine Heimat verliess, den Brief in der Tasche, auf den er so lange gewartet hatte.
»Sie stammen auch aus Basel«, stellt Franz Lindner fest.
Laura hatte nicht erwartet, den Konsul an diesem Abend in der Hotelbar anzutreffen. Aber er sass im gedämpften Licht an einem der kleinen Tischchen, und als er sie bemerkte, erhob er sich und bot ihr einen Sessel an.
»Ja, aber nach der Trennung von meinem Mann bin ich nach Irland gezogen.«
»Nach Irland?«
»Ich dachte, das sei weit genug weg.« Laura lacht auf. »Ich war früher schon einmal dort, und ich mag Inseln.«
»Sie sind Wirtschaftswissenschaftlerin von Beruf?«
Laura überlegt, was der Konsul sonst noch über sie wissen könnte. »Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert. Mein Mann und ich haben uns an der Uni kennengelernt.« Ihre Stimme schwankt.
»Dann wissen Sie sicher, was Operationsresearch ist«, sagt der Konsul, ohne das Schwanken zu beachten.
Laura nickt. »Warteschlangentheorien, Simplex-Verfahren, ganzzahlige lineare Optimierung.«
»Ich muss morgen ein Seminar über Operationsresearch eröffnen, an dem zwei Experten von der Universität St. Gallen teilnehmen.«
»Hier in Konstanz?«
»In Stuttgart. Was darf ich Ihnen bestellen?«
Laura überlegt, ob der Konsul in Stuttgart eine Frau hat, Kinder. »Ein Glas Rotwein bitte.«
»Ich selbst bin nie über Dreisätze hinausgekommen«, gesteht Franz Lindner und schaut sich nach einer Bedienung um.
»Ich mochte die Entscheidungsbäume, die Möglichkeit, an jeder Verzweigung wählen zu können.«
»Denken in Alternativen?« Er winkt dem Kellner hinter der Theke, die wie die Steuerung in einem Raumschiff aus den achtziger Jahren in der Mitte des Raums in den Boden eingelassen ist.
»Und wie wird man Konsul?«, erkundigt sich Laura, nachdem der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hat.
»Ich habe nach der Schule bei einer Bank gearbeitet; Zinsrechnen konnte ich. Aber auf die Dauer war es langweilig, und ich wollte ins Ausland.«
»Ich auch, aber mein Mann –« Laura verstummt.
»Ich sah eine Ausschreibung des EDA und bewarb mich. Irgendwie habe ich die Aufnahmeprüfung geschafft, der Rest war einfach.«
»Und dann sind Sie ins Ausland gegangen?«
»Bulgarien zuerst, furchtbar, werde ich nie vergessen. Anschliessend Kuba, das war spannend. Mailand, Nairobi, Istanbul, nein, umgekehrt: Istanbul, Nairobi, dann Bern für sechs Jahre, damit unsere beiden Töchter den Schulabschluss in der Schweiz machen konnten, Marseille und jetzt Stuttgart.«
»Und was kommt nach Stuttgart?«
»Die Rente.«
Laura mustert ihn. »Vorzeitig?«
Der Konsul lacht, und die Falten in seinem Gesicht werden tiefer. »Ich bin älter, als Sie denken. Zudem wechseln wir die Posten nicht mehr alle drei Jahre, dafür hat Bern kein Geld mehr.«
»Und wie ist Stuttgart?«
»Interessant. Es leben immerhin 25 000 Schweizerinnen und Schweizer in Baden-Württemberg, die Handelsbeziehungen sind wichtig, der kulturelle Austausch –«
Der Kellner bringt Lauras Wein und ein Bier. Vorsichtig trinkt der Konsul den überlaufenden Schaum ab. »Entschuldigung.« Er zieht ein Papiertaschentuch aus seiner Hosentasche, um den Schaumring auf dem Tisch abzuwischen. »Seit die Leute nicht mehr rauchen, gibt es keine Aschenbecher mehr«, sagt er, als er nach einem Ort sucht, wo er das feuchte Tuch entsorgen kann.
»Manche Leute rauchen immer noch«, rutscht es Laura heraus. Einen Augenblick herrscht Schweigen, und sie bemerkt den orchestrierten Sinatra-Song, der leise aus dem Lautsprecher tönt.
»Ihr Mann war Mittelalterhistoriker?«, erkundigt Franz Lindner sich.
»Er hat – er hatte einen Lehrstuhl an der Universität Basel.«
»Sind Sie auch in der Lehre tätig?«
»Ich habe einige Jahre für ein Wirtschaftsforschungsinstitut gearbeitet und dann zu schreiben begonnen.«
»Wirtschaftsjournalismus ist gewiss eine spannende Sache.«
Laura fischt Erdnüsschen aus der Schale, die der Keller ihnen hingestellt hat. »Ich erfinde Dinge.«
»Dinge?«
»Geschichten.«
»Für Kinder?«
»Für Erwachsene.«
»Sie sind Schriftstellerin.« Er streicht sich die Haare aus der Stirn, und die Geste erinnert Laura an etwas.
»Keine bekannte.«
»Und gewöhnlich leben Sie in Irland?«
»Ja.«
»Dann sind Sie zufällig in Konstanz?«
»Ich hatte gestern Abend eine Lesung hier.« Sie leckt das Salz der Erdnüsse von ihren Fingerspitzen. »Die Stadt veranstaltet nicht nur wissenschaftliche Kongresse zum sechshundertjährigen Jubiläum ihres Konzils.«
Der Konsul nickt. »Ich war letztes Jahr an der Eröffnung der grossen Landesausstellung.«
»In diesem Jubiläumsjahr steht Jan Hus im Vordergrund, und ich habe vor einigen Jahren einen Roman geschrieben, in dem er eine Rolle spielt. Heute Morgen wollte ich nach Meersburg fahren. Ich war schon am Hafen, als …«
In der Brusttasche des Konsuls summt es. »Verzeihen Sie.« Er zieht ein altmodisches Handy heraus und betrachtet missmutig das Display. »Ich muss mich leider verabschieden. Es war sehr nett, mit Ihnen zu reden.« Er steht auf und verbeugt sich etwas linkisch. »Und wenn Sie etwas –«
»Ich weiss.« Laura lächelt. »Wenn ich etwas brauche, melde ich mich.«
Laura geht durch den Kreuzgang des Hotels, das zur Zeit des Konzils ein Dominikanerkloster war. Auf ein paar Bartischen steht das Kaffeegeschirr für die morgigen Kongresspausen bereit. Trotz der Veranstaltung macht das Hotel einen verlassenen Eindruck. Lauras Blick bleibt an einer der Wandmalereien hängen: Das gelbe Gesicht eines Toten ragt aus einem Sarg, ringsum knien Mönche, Kerzen brennen. Rechts vom Sarg segnet ein Bischof den Verstorbenen, links steht eine Gruppe von Männern mit Turbanen und Fesen.
Einen Lehrer brauchten sie, stand in dem Brief, damit sie die Schriften der grossen Denker in deren eigener Sprache lesen konnten. Er spürte die Hand der Vorsehung auf seiner Schulter. Er, Manuel Chrysoloras, sollte die Florentiner Griechisch lehren. Nach seiner Ankunft in Italien spazierte er in der Abenddämmerung durch die Gassen von Venedig. Wie ein kunstvoll polierter Opal spiegelte sich die Stadt im Wasser der Kanäle, und sein Herz war voller Dankbarkeit.
Konstanz, 17. April 2015
»Guten Morgen.«
Franz Lindner schaut von seiner Zeitung auf.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragt Laura. Der Speisesaal ist leer bis auf eine Gruppe Herren zwei Tische weiter.
»Sehr gern.« Der Konsul springt auf, um den Stuhl für sie zurechtzurücken, und dabei segelt ein Teil seiner Zeitung zu Boden. »Entschuldigung«, sagt er und bückt sich danach. Die Herren zwei Tische weiter verstummen. Franz Lindner blickt sich nach der Kellnerin um. »Möchten Sie Kaffee oder Tee?«
Laura greift nach der Kanne, die auf dem Tisch steht, und wirft einen Blick hinein. »Kaffee.« Sie giesst ihre Tasse voll.
Die Herren beobachten sie. »Heisse Milch?« Der Konsul reicht ihr die kleinere Kanne. Er trägt denselben Anzug wie gestern, aber ein hellblaues Hemd, und im offenen Kragen ist der Rand eines weissen T-Shirts zu sehen. Richard trug stets Krawatten, auch zu Hause, oder seidene Halsbinden.
»Danke.«
»Das sind wohl die anderen Referenten?«, erkundigt sich Franz Lindner, als Laura mit einem Teller voll Leberwurst und Käse vom Frühstücksbuffet zurückkommt. Sie schaut zu dem Tisch hinüber und überlegt, welcher von ihnen gestern anstelle von Richard den Hauptvortrag des Kongresses halten durfte. Die Herren grüssen sie mit ehrerbietigen Mienen.
»Wenn Sie sich zu ihnen setzen möchten?«
»Die reden lieber über mich als mit mir.« Laura schneidet ihr Brötchen auf. »Fahren Sie heute Morgen nach Stuttgart zurück?«
»Ja, meine Anwesenheit hier ist nicht länger erforderlich.« Franz Lindner beobachtet, wie Laura die beiden Brötchenhälften mit Leberwurst bestreicht.
»Denken Sie, dass ich …« Sie bemerkt seinen Blick. »Ich habe einen gewöhnlichen Geschmack. Das hat mein Mann immer gesagt.« Sie legt die Käsescheiben auf die Leberwurst und klappt das Brötchen zu. »Denken Sie, dass ich noch hierbleiben sollte?«
Franz Lindners Miene wird förmlich. »Soweit ich informiert bin, geht die Polizei davon aus, dass Professor Merak an einem Herzstillstand gestorben ist. Offenbar war er wegen zu hohen Blutdrucks in Behandlung, und wie Sie ja sagten, war er ein starker Raucher.«
Laura beisst in ihr Leberwurstbrötchen.
»Ich nehme an, man wird auf eine Obduktion verzichten und die Leiche heute für die Bestattung freigeben. Frau Bucher-Merak hat veranlasst, dass sie nach Basel überführt wird.«
Laura lässt ihr Brötchen sinken. Natürlich hat man auch Thérèse, Richards Schwester, von seinem Tod verständigt.
»Ich denke, Sie können jederzeit nach Irland zurückreisen, wenn Sie das möchten.«
»Ich gebe übers Wochenende ein Schreibseminar in Meersburg, und am Dienstag habe ich eine Lesung in Bregenz.« Die Kongressreferenten marschieren mit ernstem Nicken an ihrem Tisch vorbei.
»Sie schreiben historische Romane?«, erkundigt sich Franz Lindner, nachdem die Herren verschwunden sind. »Es ist sicher interessant, sich in eine andere Zeit zu versetzen.«
»Ich glaube nicht, dass man das kann.«
Der Konsul betrachtet sie überrascht.
»Ich meine, wir können nicht ent-wissen, was wir heute wissen.« Laura wischt sich mit der Serviette die Leberwurst von den Fingern, die aus dem Brötchen gequollen ist. »Die Vergangenheit ist stets eine Funktion der Gegenwart.«
Der Applaus wollte nicht enden. Er hatte nicht gedacht, dass seine kleine Antrittsrede auf solche Zustimmung stossen würde. Alles liegt an der Einsicht derer, die etwas verwenden, und auf welche Weise sie es tun, hatte er erklärt, und die Mienen der florentinischen Stadtherren hatten sich in Wohlgefallen verzogen. Jetzt umringten sie ihn in ihren kurzen Mänteln, den bestickten Wämsern, aus denen sich weisse Hemdsärmel bauschten. Er trug noch immer seinen Kaftan, seinen Bart, und die Leute auf den Strassen starrten ihn an. Man fragte ihn nach seiner Herkunft und glaubte ihm nicht, wenn er sagte, er komme aus Konstantinopel.
Laura steht vor der Beerdigungsszene im Kreuzgang. Die meisten der Gemalten betrachten den Toten teilnahmslos. In den Zügen mancher liegt ein Anflug von Neugier, der Junge mit dem blonden Haar lächelt. Nur einer, in einer Kutte ganz hinten, hält die Hand vor die Augen, als weine er.
»Ich möchte mich verabschieden.« Franz Lindner tritt neben Laura.
Mit einer abrupten Bewegung wendet sie sich von dem Wandgemälde ab. »Es ist alles falsch.«
Der Konsul blickt betreten auf seine ausgestreckte Hand.
»Ich meine, auf dem Gemälde«, erklärt Laura entschuldigend. »Er war kein Dominikaner, er gehörte nicht mal dem römischen Glauben an, er hat die orthodoxe Kirche nie verlassen. Kein Bischof hätte die Totenmesse für ihn gelesen.« Sie deutet auf das Schriftband unter dem Gemälde. »Sogar das Datum ist falsch«, fährt sie fort.
»Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras am 25. April 1415«, liest der Konsul.
Laura senkt den Blick. »Mein Mann hat seine Doktorarbeit über diesen Gelehrten geschrieben, und ich habe sie abgetippt.«
»Ich muss gehen«, stellt Franz Lindner fest, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Ich habe mich sehr gefreut, Sie –«
»Ich mich auch«, fällt Laura ihm ins Wort. »Vielleicht sieht man sich bei einer anderen Gelegenheit wieder.« Sie kommt sich plötzlich albern vor.
»Werden Sie bis zur Beerdigung bleiben?«
Laura zögert. »Ich weiss es noch nicht.«
Der Blick des Konsuls wandert zu dem Wandgemälde zurück. »Ich habe noch nie etwas von diesem Manuel Chrysoloras gehört.«
»Mein Mann hielt ihn für einen Wegbereiter der Renaissance.«
»Der Renaissance?«
»Ja, weil er die Florentiner Griechisch lehrte und diese deshalb – aber Sie müssen ja gehen«, unterbricht sich Laura.
»Und wann wurde er tatsächlich bestattet?«
»Am 15. April.«
»Hier in Konstanz?«
»Ja, während des Konzils.«
Der Konsul stutzt. »Der 15. April war vorgestern.«
»Vorgestern vor sechshundert Jahren«, bestätigt Laura.
»Am gleichen Tag, an dem Ihr Mann gestorben ist.«
Basel, 22. April 2015
Als sie den Rhein überqueren, blickt Laura unwillkürlich nach rechts. Die Türme des Basler Münsters sind kleiner als in ihrer Erinnerung. Sie musste dem Taxifahrer am Badischen Bahnhof den Weg erklären; er hat noch nie jemanden zum Wolfgottesacker gebracht. Nun fährt er Richtung Zürich.
»Beim Tramdepot Dreispitz«, wiederholt Laura, und er wechselt die Spur. An seinem Rückspiegel baumelt ein silbernes Kettchen mit einem Ring, einer Schlange, die sich in den Schwanz beisst. Laura schaut auf die Uhr, sie ist zu spät.
Die Abdankungskapelle ist leer, als Laura sie betritt. Nur die Ausdünstungen der Trauergemeinde hängen noch in der Luft, aus Mottenschränken hervorgeholte Anzüge, englische Rasierwässer, feuchte Taschentücher. Einen Augenblick erwägt sie, ob sie sich in das aufgeschlagene Kondolenzbuch eintragen soll: Laura Merak, Ehefrau des Verstorbenen. Sie lässt ihre Reisetasche im Vorraum der Kapelle, und während sie die Allee hinuntergeht, wirft sie einen Blick auf das fotokopierte Programm, das neben dem Kondolenzbuch auflag. Air aus der Suite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach, Begrüssung, Lebenslauf, Würdigungen, noch mehr Bach, nach dem Schlussgebet Il n’y a pas d’amour heureux von Georges Brassens. Laura zerknüllt das Blatt.
Die schwarzgekleidete Schar steht um das Familiengrab, ein Monument aus rotem Sandstein, das einem flach gedrückten Tempel gleicht. Laura erkennt Thérèse in der vordersten Reihe an ihrem pelzbesetzten Beerdigungshut. Auch die anderen Köpfe sind ihr vertraut. Sie stellt sich neben eines der Grabmäler auf der gegenüberliegenden Wegseite, einen leichtgewandeten Engel mit einem Lorbeerzweig in der Hand. Es ist ein strahlend blauer Tag, und der Frühlingswind weht die Worte des Pfarrers von ihr weg. Der Bärlauch zu Füssen des Engels duftet in der Wärme der Sonne. Nach dem Schlusssegen kommt Bewegung in die Gruppe. Thérèse tritt vor, bückt sich und wirft etwas in die frisch ausgehobene Grube, die anderen tun es ihr gleich. Nach einer Weile kann Laura die Vase neben dem Grabmal sehen: Gerberas, Richards Lieblingsblumen. In der Familie Merak hatte jeder eine Lieblingsblume, eine Lieblingsmusik, ein Lieblingsessen.
Thérèse unterhält sich mit dem Pfarrer, einige Trauergäste verabschieden sich mit bedauernden Mienen von ihr, da sie nicht am Leichenmahl teilnehmen können. Laura tritt weiter in den Schatten des Engels zurück, als sie an ihr vorbeigehen. Es sind Richards Kollegen von der Universität, Professoren für neuere Geschichte, Schweizer Geschichte, osteuropäische Geschichte.
»Laura!« Bert Grünfeld hat sie entdeckt. »Ich habe mich schon gefragt, ob du auch hier sein wirst.«
Kurz darauf ist sie von Menschen umringt, manche kondolieren ihr, andere lächeln. Lauras Augen füllen sich mit Tränen. Auch in der Gruppe am Grab hat man sie bemerkt, Thérèse dreht ihr ostentativ den Rücken zu, die zwei alten Damen neben ihr tuscheln. Laura versucht, sich an ihre Namen zu erinnern, aber sie sind wie ausradiert.
Mit Bert zusammen geht sie zur Kapelle zurück. Sie hätte gern noch einen Moment an Richards Grab verweilt, aber Thérèse rührte sich nicht von der Stelle. Das Sonnenlicht scheint durch die Frühlingszweige und wirft ein Geflecht von Schatten auf die Gräber. Hier bestatten die alteingesessenen Basler ihre Toten, und die Beschriftungen der Steine lesen sich wie eine Geschichte der Stadt.
Berts schwarzer Anzug knistert, in dem grauseidenen Schal, den er um den Hals trägt, steckt eine Perle. Er erzählt von Richards Projekten am Zentrum für Renaissanceforschung. »Es tut mir wirklich leid«, unterbricht er sich.
»Wir waren getrennt.«
Bert seufzt. »Ich dachte stets, ihr seid das ideale Paar.« Hinter dem exakten Baseldeutsch ist noch immer seine Innerschweizer Herkunft zu hören.
»Das dachten viele.«
Laura fährt mit dem Tram zum Bahnhof SBB. Warum ist sie nach Basel gekommen? Nachdem sie sich vor dem neobyzantinischen Portal des Wolfgottesackers von Bert Grünfeld verabschiedet hatte, ging sie mit ihrer Reisetasche über die Geleise am Tramdepot vorbei zur Haltestelle. Ein Lastwagen drängte sie zur Seite, Arbeiter winkten sie an einer Baustelle vorbei, es roch nach Abgas. Der Friedhof, auf dem Richard begraben worden ist, liegt in einer anderen Welt.
Nach der Trennung hatte sie eine Weile gehofft, sie könne nochmals mit ihm sprechen. Aber seine Mitteilungen zu dem, was es noch zu regeln gab, waren so schroff, dass sie den Mut nicht fand; und dann schien es nicht mehr wichtig. Der Zufall würde entscheiden, ob ihre Wege sich wieder kreuzen würden, und es war ein Zufall, dass sie sich letzte Woche an der Rezeption des Inselhotels in Konstanz trafen. Laura schliesst die Augen, und Franz Lindners Gesicht taucht vor ihr auf. Um seine braune Iris lagen grünliche Ringe.
Das Tram hält vor dem Bahnhof. Laura ist mit einem Mal müde und betrachtet die Hotels rings um den Platz. In der Bar des Euler haben Richard und sie nach Theaterbesuchen jeweils noch ein Glas Wein getrunken, auf die Terrasse des Schweizerhofes hat Richards Bankier sie im Sommer zum Mittagessen eingeladen. Das Hotel Victoria macht den unbefangensten Eindruck. Eine Schar von Reisenden ergiesst sich aus einem Tram und strömt kofferziehend auf den Bahnhof zu. Von seinem Dach starren die kupfergrünen Basilisken auf Laura hinunter, und für einen Moment sieht sie sich durch deren Augen zwischen den Tramschienen wie in einem Spinnennetz.
»Es sind alle gekommen«, hat Bert beim Abschied unter dem Friedhofsportal gesagt, und es klang wie ein Trost.
Laura dachte an die Schwarzgekleideten vor dem Grab. »Bis auf Hans Peterson.«
Bert betrachtete sie verwundert. »Peterson ist tot.«
»Tot?«
»Ja. Wusstest du das nicht?«
Laura schüttelte den Kopf.
»Er ist im letzten November gestorben. Richard hat einen Nachruf verfasst.« Bert begann aus dem Kopf zu zitieren, und Laura erkannte Richards knapp bemessenes Lob zwischen den Floskeln.
Lauras Schritte werden langsamer. Fünfzig Meter von der dichtbefahrenen Kreuzung entfernt ist es vollkommen still. In den Erdgeschossen der Patrizierhäuser haben sich Galerien und Goldschmiede eingenistet, die in ihren Schaufenstern gekonnt ausgeleuchtete Einzelstücke präsentieren. Geöffnet nach Vereinbarung. Auf den Messingschildern neben den Türglocken stehen nie mehr als Initialen. Trotz ihrer Müdigkeit hat Laura im Hotel Victoria keinen Schlaf gefunden, und nach einer Weile ist sie aufgestanden und hierhergekommen. Sie erinnert sich, wie Richard sie durch diese Strasse zum Haus seiner Grossmutter führte. Vierzig Zimmer auf drei Etagen, das Personal wohnte im Dachgeschoss. Laura bestaunte den Bau mit der cremefarbenen Fassade, der Eichentür und dem schmiedeeisernen Gitter vor dem Oberlicht, in dessen Schnörkeln sich ein diskretes M verbarg. Richard erzählte von den Weihnachtsfeiern, die er als kleiner Junge hier erlebt hatte, dem riesigen Tannenbaum, der Weihnachtstorte, auf der stets ein Stern aus Marzipan war, und den mit Seidenbändern verschnürten Geschenken. Jedes Enkelkind bekam gleich viel, und wenn ein Geschenk etwas billiger war, erhielt es die Differenz auf den Rappen genau in einem Briefumschlag. Seit dem Tod der Grossmutter stritt die Familie sich um den Verkauf des Hauses. Dass Richard plötzlich einen Schlüssel aus der Tasche zog und das Hoftor neben dem Haus aufschloss, gehörte zu den Überraschungen, mit denen er Laura in jener Zeit überhäufte; sie kannten sich erst ein paar Wochen. Hinter dem Tor lag ein von mächtigen Bäumen überschatteter Park. Laura sieht sich auf einer Schaukel in einem weissen Sommerkleid – ein Bild aus einer Verfilmung von Effi Briest.
Vor einem der schmaleren Häuser bleibt sie stehen. Die Farbe blättert von der dunkelgrünen Tür. Laura sucht nach der Klingel, bis sie den eisernen Griff in der Mauer entdeckt. Eine Glocke scheppert im Innern. Henriette Peterson öffnet selbst.
»Du bist in Basel!« Ein Lächeln huscht über Henriettes Gesicht, und Laura fragt sich, ob das Wiedersehen oder die Tatsache, dass sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist, es verursacht.
»Wegen Richards Beerdigung.«
Henriette zögert einen Moment. »Willst du reinkommen?«
»Hast du Zeit?« Aus dem Flur weht der Hauch eines bitteren Geruchs, und Laura überlegt, woher sie ihn kennt.
Henriette schaut auf ihre Armbanduhr, die an einer schweren Goldkette um ihr Handgelenk baumelt, so wie vor dreissig Jahren. »Ich habe um fünf eine Sitzung der Waisenhauskommission.« Es ist Viertel nach drei. Henriette ist eine grosse, knochige Frau mit kurzem weissem Haar, ein beiger Herrenpullover hängt von ihren Schultern.
Laura folgt ihr durch den bitter riechenden Flur in die Küche und dann in den Salon, von dem man auf einen gepflegten, von hohen Mauern umgebenen Garten schaut.
»Man könnte draussen sitzen«, meint Henriette mit einem Blick auf den sonnenbeschienenen Sitzplatz zwischen den Rosenbeeten und stellt das Tablett mit den zwei Gläsern Apfelsaft auf den Rauchtisch.
Laura setzt sich in einen der Gobelinsessel. Es ist kühl in dem Raum, und ihr Blick gleitet von den Ölgemälden an den Wänden über den halbblinden Spiegel über dem Kamin, die Bücherregale, die Stehlampe mit dem Faltenschirm aus den fünfziger Jahren bis zu den gerahmten Familienfotos auf dem Flügel. »Wie geht es Daniels Familie?«, erkundigt sie sich. Henriettes jüngerer Bruder ist vor zehn Jahren auf einem Flug mit einer Propellermaschine abgestürzt.
»Ich treffe Claire und ihren Mann manchmal im Konzert.« Daniels Frau hatte kurz nach dessen Tod wieder geheiratet.
»Ich glaube, ich habe sie heute Morgen auf dem Wolf gesehen«, erinnert sich Laura.
»Ich war auch an der Abdankung, aber ich musste gleich danach nach Hause«, erklärt Henriette. »Ich hatte keine Zeit, um noch mit aufs Grab zu gehen.«
»Und Sarah?« Der Apfelsaft hinterlässt einen sauren Geschmack in Lauras Mund.
»Sie gleicht ihrem Vater.« Henriette lächelt gequält. »Stets den Kopf in den Wolken.«
Laura versucht, sich das Gesicht von Daniels Tochter vorzustellen, doch es gelingt ihr nicht. »Und deine Mutter?«, fragt sie weiter.
Henriette weist mit dem Kopf zur Zimmerdecke. »Seit Mogges Tod hat sie das Bett nicht mehr verlassen.«
Mogge. Die Basler haben eine Vorliebe für Übernamen. Laura weiss nicht, ob Hans seinen in der Schülerverbindung bekommen hatte oder erst als er in Henriettes Familie einheiratete. »Hans – Mogge …« Sie fröstelt, es können nicht mehr als fünfzehn Grad sein in dem Salon.
»Er ist im letzten November gestorben.«
Laura hört den Vorwurf in Henriettes Stimme. »Ich habe es erst heute Vormittag erfahren«, entschuldigt sie sich.
»Es war ein Unfall.« Henriette greift nach ihrem Glas und stellt es wieder auf den Rauchtisch, ohne daraus zu trinken.
»Es tut mir wirklich leid.« Laura erinnert sich an den Druck von Hans’ Körper, wenn er sie umarmte, das Kitzeln seines Barts an ihrer Wange.
»Richard hat sehr gut gesprochen an der Beerdigung«, fährt Henriette fort. Laura fällt ein, was Bert Grünfeld aus dem Nachruf zitiert hat. »Prägnant und ausgewogen. Du weisst ja, wie er war.«
Während Henriette weiterredet, überlegt Laura, ob sie weiss, wie Richard war. Selbstsicher, das war ihr zuerst aufgefallen, als sie ihn an der Universität in einem Seminar über die Bankenkrise der Zwischenkriegszeit reden hörte. Er trug Flanellhosen und ein gelbes Hemd. Es war Mitte der siebziger Jahre, und Studenten bevorzugten handgestrickte Pullover, Jeans, Turnschuhe. Am nächsten Tag war Richards Hemd blau, dann grün. Die Kommilitonen spotteten; es kümmerte ihn nicht.
»Am Abend nach Mogges Beerdigung hat Richard uns alle in die Kunsthalle zum Essen eingeladen.« Laura sieht die Gesellschaft an dem weissgedeckten Tisch in dem hochräumigen Restaurant. »Und er hat sich bemüht, Mogges Manuskript postum zu publizieren.«
»Mogges Manuskript?«
Henriette zieht einen Band mit Ringbindung aus einem der Bücherstapel auf dem Rauchtisch. Manuel Chrysoloras – eine Biographie in Fragmenten steht darauf. Ein Poltern erklingt über ihren Köpfen, und Henriette horcht einen Moment. »Du lebst jetzt in Irland?«, fragt sie dann.
Laura überhört den abschätzigen Ton in Henriettes Stimme. »Ich habe ein kleines Haus gekauft, nicht weit vom Meer.«
»Warum gerade Irland?«
»Nach der Trennung –«
Jemand stapft die Treppe herunter, und Laura ist froh, dass sie nicht weitersprechen muss. Henriettes Züge wirken mit einem Mal angespannt. Als Laura sich umwendet, steht ein rundlicher junger Mann in einem verwaschenen T-Shirt und Trainerhosen in der Tür. Laura erkennt sein rotes Haar sofort.
»Du erinnerst dich an Biibeli?«
Laura nickt. Sebastian Peterson war ein Kind, als sie ihn zum letzten Mal sah.
»Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.« Der junge Mann lehnt sich an den Türrahmen, als wage er nicht, den Salon zu betreten.
»Haben wir dich geweckt?«, fragt Henriette mit mütterlicher Besorgnis.
Sebastian schüttelt den Kopf. »Ich muss los.« Er hat auch die wässrig blauen Augen von seinem Vater geerbt.
»Biibeli hat eben eine Stelle im Drei König angenommen.«
Laura versucht sich den zerzausten jungen Mann an der Rezeption des Fünfsternehotels vorzustellen.
»Als Saucier«, ergänzt Henriette.
»Temporär«, gähnt Sebastian.
»Bis er ein eigenes Restaurant übernehmen kann«, meint Henriette bestimmt.
Einen Koch als Sohn, das muss Hans gefallen haben. Sie schmunzelt, steht auf und streckt Sebastian die Hand hin: »Laura.« Er drückt sie gelangweilt.
»Laura Merak«, ergänzt Henriette. »Heisst du überhaupt noch Merak?«
Sebastian mustert sie mit plötzlicher Neugier. »Meraks Exfrau?«
»Wir waren getrennt, nicht geschieden.«
»Sie schreiben diese Bücher?«, erkundigt er sich, noch immer auf der Türschwelle.
»Romane«, bestätigt Laura und setzt sich wieder in den Gobelinsessel.
»Romane«, wiederholt Sebastian, als habe er das Wort noch nie gehört.
»Biibeli ist kein grosser Leser«, meint Henriette.
»Ich muss arbeiten, wenn andere Leute lesen«, verteidigt sich der junge Mann.
»Oder am Computer sitzen«, neckt seine Mutter. »Biibeli ist ein richtiger Hacker. Kürzlich hat er auf meinem Laptop ein neues System installiert, und seither geht alles viel schneller.«
»Ich muss gehen.« Ohne Abschied dreht der junge Mann sich um, und während Henriette die Vorteile des neuen Systems erklärt, hört Laura, wie die Haustür ins Schloss fällt und ein Motorrad startet.
»Es ist anders heute«, fährt Henriette fort und zieht die Ärmel ihres Pullovers über ihre Hände. »Wir wollten so rasch wie möglich von zu Hause weg, um den Vorschriften unserer Eltern zu entkommen. Jetzt finden die jungen Leute es bequem, eine Mutter zu haben, die ihnen die Kleider wäscht und den Kühlschrank füllt; und ich bin natürlich froh, dass Biibeli noch bei mir ist.«
Laura versucht, sich an Sebastians Hände zu erinnern. Richard hat den Leuten stets auf die Hände geschaut.
Im Schatten der Platanen scheint die Zeit stillgestanden. Die Gäste sitzen an den grünen Gartentischen wie vor dreissig Jahren. Ihre Gesichter sind Laura vertraut, wenn sie ihre Namen auch vergessen hat, nicht mehr weiss, mit wem sie verwandt, befreundet, zerstritten sind. Auch die Kellner, die mit herablassenden Mienen ihre Tabletts vorbeitragen, sind noch dieselben. Von den Nebentischen weht der schrille Dialekt heran, über die Köpfe der Sprechenden hinweg sind die Wasserfontänen des Tinguely-Brunnens zu sehen. Er wurde während Lauras Studienzeit gebaut, und seither ist die Begeisterung der Basler über die sinnlos schaufelnden, wedelnden, quirlenden, spritzenden, spuckenden Wassermaschinen nie erlahmt. Nach der Trennung hat Laura Basel gemieden; wenn sie in die Schweiz kam, blieb sie in Zürich bei ihrer Schwester. Basel war Richards Stadt, obwohl auch sie hier geboren wurde.