Gertrude Aretz
Berühmte Frauen der Weltgeschichte
Impressum
Covergestaltung: nexx verlag gmbh, 2015
ISBN/EAN: 9783958705753
Rechtschreibung und Schreibweise des Originaltextes wurden behutsam angepasst.
www.nexx-verlag.de
Liselotte, Herzogin von Orléans
Gemälde von H. Rigaud,
Schloss Versailles
Der alte Glanz der Pfalz lag in Schutt und Asche. Nur der äußersten Sparsamkeit des Landesfürsten konnte es gelingen, das Land wieder zu dem üppigsten und fruchtbarsten aller deutschen Gaue zu machen. Liselottes Vater, der damals noch junge Kurfürst Karl Ludwig, bemühte sich daher auch redlich, die Wunden zu heilen, die der Dreißigjährige Krieg seinem schönen Lande geschlagen hatte. Es kam im Jahre 1649 in sehr verkleinertem Zustand in seine Hände. Die Hauptstadt Heidelberg lag halb in Trümmern. Ein großer Teil der Dörfer und Flecken war vom Erdboden vollkommen verschwunden, die Bevölkerung durch Krieg und Seuchen aufgerieben. Überall wüteten Not, Hunger und Elend. Es bedurfte einer starken, energischen Hand, die Pfalz wieder zu Wohlstand zu bringen, und Karl Ludwig, den im Sturme des Lebens Aufgewachsenen, erwartete auch nach seinem Regierungsantritt kein sorgloses Dasein. In sich selbst fühlte er seinem Lande gegenüber eine tiefe Schuld. Er hoffte sie durch eisernen Fleiß und strengste Pflichterfüllung zu sühnen. Denn durch die Fehler seiner Eltern war die Pfalz ins Unglück geraten. Seine stolze Mutter, die Tochter König Jakobs I. von England, als Winterkönigin bekannt, hatte großes Luxusbedürfnis. Sie war eine schöne Verschwenderin. Ihre Ansprüche und exzentrischen Neigungen überschritten weit die Verhältnisse am kurpfälzischen Hofe. Des Vaters verhängnisvolles Streben nach einem höheren, glänzenderen Thron hatte die kurfürstliche Familie zu obdachlosen Flüchtlingen gemacht und war schuld an der Verwüstung der Pfalz durch die Spanier und Franzosen.
Leider erreichte Karl Ludwig sein Ziel nur zu seinem Schaden, denn die Pfalz, wieder zu Wohlstand gelangt, ward aufs Neue ein begehrlicher Gegenstand in den Augen anderer Fürsten. Besonders Ludwig XIV. hatte es auf das Land des Kurfürsten abgesehen. Wie es sich später zeigte, wurde Liselottes Vater ein Opfer des französischen Königs, und zwar nicht infolge persönlicher Schwäche und Nachgiebigkeit, sondern hauptsächlich infolge des Zustandes der damaligen deutschen Verfassung. Er musste es geschehen lassen, dass sein schönes Land der Willkür der Franzosen preisgegeben ward, ohne dass das Reich ihm Schutz und Hilfe gewährte. Über der Pfalz schwebte ein Unglücksstern.
Auch die junge Ehe des Landesfürsten war nicht vom Glück begünstigt. Karl Ludwig war mit Charlotte, einer Tochter des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel, vermählt. Er heiratete sie ein Jahr nach seiner Thronbesteigung, am 12. Februar 1650. Die Prinzessin war kränklich, deshalb fast immer gereizt und übelgelaunt. Nichtsdestoweniger war sie ungemein vergnügungssüchtig, eine ausgezeichnete Amazone. Sie liebte es, mit reichem Gefolge weite Spazierritte zu unternehmen, in der Umgegend zu jagen, Feste und Bälle zu veranstalten und an ihrem Hofe einen gewissen Glanz zu entfalten. Ihre Schönheit zur Geltung zu bringen, daran lag ihr am meisten. Daneben war sie streitsüchtig, launisch und heftig, gegen Untergebene sehr stolz und hoffärtig. Sie behandelte ihre Dienerschaft schlecht. Es kam ihr nicht darauf an, ihre Hofdamen mit der Reitpeitsche zu schlagen. Sie hatte gewiss keinen angenehmen Charakter, war außerdem eine höchst hysterische Frau. Die eigene Mutter, die edle Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel, warnte den Kurfürsten bei der Verlobung vor dem widerspenstigen, halsstarrigen und verdrießlichen Wesen der Tochter. Damals rechnete Karl Ludwig jedoch in voller Zuversicht auf seinen eheherrlichen Einfluss, er wolle sich umso freundlicher gegen seine Gattin zeigen und ihre Liebe zu erobern trachten. Es gelang ihm nicht, trotz aller Geduld, die ihm bei seinem leicht erregbaren Charakter möglich war aufzubringen.
Es gab zwischen dem ungleichen Paar nicht nur heftige Privatauseinandersetzungen, sondern auch Streitigkeiten wirtschaftlicher Natur. Karl Ludwig war sparsam bis zur Kleinlichkeit. Vor allem strebte er danach, seinem verarmten Lande jede Mehrausgabe für die Unterhaltung des Hofes zu ersparen. Die Dienerschaft war aufs nötigste beschränkt. Wenn er gezwungen war, irgendeinen offiziellen Besuch bei einem hohen Fürsten oder gar beim Kaiser zu machen, so ließ er es freilich an einem seiner Würde zukommenden äußeren Auftreten nicht fehlen, umgab sich mit einem glänzenden Hofstaat, machte ansehnliche Geschenke. Sobald er jedoch wieder daheim war, wurden alle unnützen Esser verabschiedet. Karl Ludwig war von neuem der sparsame Bürger. Persönlich wog er die gewisse Menge Zucker und Nahrungsmittel für seinen Hausbedarf ab, überwachte seine Landwirtschaft selbst, verkaufte sein Vieh und sein Wild, um nicht von der Apanage seiner Untertanen abzuhängen. Eine Zeitlang verzichtete er sogar ganz darauf. Ferner war er ein Feind aller Koketterie. Er liebte es nicht, dass die Frauen viel Geld für Kleidung oder Vergnügen ausgaben. Reiten und Jagen waren ihm beim weiblichen Geschlecht verhasst; seine Tochter Lieselotte lernte es erst in Frankreich.
Durch diese Eigenschaften allein stieß er auf heftigen Widerstand bei seiner luxusbedürftigen und vergnügungssüchtigen Frau. Sie liebte es, viel Geld auszugeben. Sie liebte es, ein großes Haus zu führen, sich mit einem prächtigen Hofstaat zu umgeben, in der Welt zu glänzen und eine Rolle zu spielen. Karl Ludwig war nicht reich genug, ihr ein solches Leben zu gewähren; das verhängnisvolle Beispiel seiner eigenen Mutter stand ihm warnend vor Augen. Aber Charlotte sah nur Böswilligkeit und Geiz in der Sparsamkeit ihres Gatten, und die Zänkereien und Streitigkeiten nahmen kein Ende.
Aus dieser höchst unglücklichen Verbindung gingen drei Kinder hervor. Nur zwei davon blieben am Leben: ein Sohn Karl, der im Jahre 1651 geboren wurde, und eine kleine Prinzessin, Elisabeth Charlotte, von ihren Angehörigen kurzweg Liselotte genannt. Sie kam im Mai 1652 zur Welt.
Auf Liselottes Kinderjahre fiel der Schatten des unglücklichen Zerwürfnisses ihrer Eltern. Bald machte der Vater kein Hehl mehr daraus, dass er mit der Mutter nicht glücklich sei. Er suchte in einer anderen Neigung Trost. Unter den Hofdamen der Kurfürstin Charlotte befand sich seit dem Jahre 1653 ein Fräulein Luise von Degenfeld. Sie war ein junges blondes Mädchen, das von Anfang an Eindruck auf Karl Ludwig machte. Fräulein von Degenfeld wollte ihm indes nur als Gattin, nicht aber als Mätresse angehören. Auch sie liebte ihn, obwohl er mehr als zwanzig Jahre älter war als sie. Der Kurfürst war zu allem bereit. Die Scheidung war für ihn beschlossene Sache. Impulsiv, wie er war, teilte er seiner Frau sofort den Entschluss mit. Charlotte war außer sich über diese Schmach und erwiderte zornig, dass sie nie und nimmer ihre Zustimmung geben werde.
Von diesem Augenblick an wurde das Leben im Heidelberger Schloss unerträglich. Täglich gab es die heftigsten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ehegatten. Vergebens versuchten die Verwandten des kurfürstlichen Paares eine Versöhnung herbeizuführen. Karl Ludwig war unerbittlich. Von Tag zu Tag liebte er Luise von Degenfeld mehr. Je unüberwindlicher die Hindernisse schienen, sie zu erlangen, desto heftiger entflammte seine Leidenschaft. Sein Hass gegen die Kurfürstin wurde immer grösser. Aber obwohl das Leben für Charlotte unter seinem Dache nicht nur qualvoll, sondern auch würdelos war, vermochte sie doch nichts zu bewegen, das Schloss zu verlassen. So lebten beide Frauen anfangs gemeinsam in Heidelberg. Später verlegte Karl Ludwig seinen neuen Hausstand nach Frankenthal, wo er den Winter verbrachte. Vierzehn schöne Kinder gingen aus diesem Bunde mit Luise von Degenfeld hervor. Er hatte Luise zur Raugräfin erhoben. Er war sehr glücklich und verbarg sein Glück vor niemandem. Luise kannte nur ein Ziel: den Kurfürsten, für den sie die größte Verehrung und Dankbarkeit empfand, den Schritt nicht bereuen zu lassen, den er getan hatte. Niemals vergaß sie, welch hohe und bevorzugte Stellung ihr Karl Ludwig eingeräumt hatte. Sie vergalt ihm seine Liebe und Fürsorge mit herzlicher Hingabe. Seinen beiden Kindern aus der Ehe mit der Kurfürstin ist sie jederzeit mit Liebe begegnet. Liselotte weiß nur Gutes von dieser Stiefmutter zu sagen. Besonders aber lobte sie die Liebenswürdigkeit und Sanftmut der Raugräfin.
Noch ehe Liselotte geboren war, kam Karl Ludwigs Lieblingsschwester Sophie, die spätere Kurfürstin von Hannover, an den Hof von Heidelberg, um ihren jungverheirateten Bruder zu besuchen. Die zweiundzwanzigjährige Sophie war nicht nur außerordentlich gebildet, sondern auch ein ganz besonders individueller Charakter. Außer dem Deutschen sprach sie gleich fließend Holländisch, Englisch, Französisch, ziemlich gut Spanisch, Italienisch und Lateinisch. Jedermann war erstaunt, bei einer so jungen Prinzessin so viele Kenntnisse zu finden, besonders da sie nichts weniger als ein Blaustrumpf war, sondern Freude an allen Vergnügungen der großen Welt hatte. Französisch war damals die Sprache der Höfe und vornehmen Gesellschaft, Englisch hatte Sophie von frühester Kindheit durch die Mutter gelernt, ebenso Holländisch durch ihren Aufenthalt im Land, und Lateinisch musste damals jedermann verstehen, der einigermaßen Anspruch auf höhere Bildung machte. Karl Ludwigs Schwester besaß jedoch auch recht ansehnliche Kenntnisse in Philosophie und Geschichte, die selbst Gelehrten Bewunderung einflößten. Dazu kam ein äußerst glückliches Temperament. Sie verfügte über einen lebhaften, oft derben Witz mit starker Neigung zum Spöttischen, einen festen, entscheidenden Willen, der sich in allen Widerwärtigkeiten des Lebens aufrechterhielt. Sophie war weit entfernt von dem damals sehr verbreiteten Aberglauben, von aller Frömmelei und Intoleranz; eine starke, frohe Natur, die trotz aller äußeren Derbheit viel Herzensgüte und Wärme in sich trug. In vielen Eigenschaften ging Sophies Charakter auf Liselotte über, für die sie der Inbegriff alles Vollkommenen und Schönen wurde. Von dem rauschenden Hofe in Frankreich flüchtete später die Herzogin von Orléans in den Stunden ihrer Einsamkeit zu ihrer herzlieben Tante Sophie, um in langen Briefen alle ihre Kümmernisse zu beichten und sich bei ihr Rat und neuen Mut zu holen.
Als diese Tante an den kurpfälzischen Hof kam, war der Erbprinz Karl ein Jahr alt, und Liselottes Geburt wurde erwartet. Während das Brüderchen aber sein Leben lang kränklich und schwächlich blieb, entwickelte sich die kleine Prinzessin zu einem körperlich und geistig gesunden Naturkind, voll Frische und Frohsinn. Ihr wildes Temperament war kaum zu bändigen.
Trotz allen häuslichen Zwistes zwischen den Eltern, trotz aller Strenge des Kurfürsten sind Liselottes Kinderjahre im Elternhaus doch äußerst glückliche. Sie genießt die größte Freiheit, darf sprechen und spielen mit wem sie will, darf mit ihren Gouvernanten in der Umgebung von Heidelberg umherstreifen, braucht sich nicht mit vielem Lernen zu beschweren. Sie kann ganz Kind sein. Auf diese Weise befreundet sie sich mit Hoch und Niedrig und gelangt schließlich zu jenen außerordentlichen Kenntnissen von Dingen und Menschen ihrer Heimat, der wir in ihren zahlreichen Briefen begegnen. Jene köstliche Natürlichkeit und Einfachheit ihres Wesens, denen sie selbst später in einer völlig anderen Umgebung voll Glanz, Reichtum und Verderbnis treu blieb, sind in jenen harmlos glücklichen Kinderjahren verwurzelt. Wie an ein Paradies auf Erden erinnerte sie sich bis ins hohe Alter ihrer ungestümen Jugendlust und Wildheit. Ihren Erzieherinnen bereitete sie allerdings oft die größten Sorgen. Einen rechten «rauschenblattenen Knecht» nennt sie sich, was so viel heißen will wie «flatterhaftes Bürschchen». Als sie dann selbst Mutter eines äußerst lebhaften Töchterchens ist, schreibt sie in ihrem originellen Deutsch: «Ich glaube, dass aller Liselotten ihr Naturell ist, so wild in der ersten Jugend zu sein, hoffe, dass mit der Zeit ein wenig Blei in dem Quecksilber kommen wird, wenn ihr mit der Zeit das Rasen so vergeht, als es mir vergangen ist, seitdem ich in Frankreich bin.» Sie wäre wohl auch lieber ein Knabe gewesen, der nach Herzenslust auf den Bäumen herumklettern konnte, ohne danach fragen zu müssen, ob das sich auch schicke. Denn für das «Sichnichtschicken» hat Liselotte ihr Leben lang kein Verständnis. Sie tut und sagt, was ihr gerade einfällt, spricht den Pfälzer Dialekt wie der geringste Untertan ihres Vaters. Jede Ziererei ist ihr fremd. Am liebsten wäre es ihr, wenn man sie mit aller Zeremonie und Vornehmtuerei verschonte. «Wie irgendein anderes Bürgerkind geht sie mit einem «gut Stück Brot in der Hand» schon morgens um fünf Uhr vor das obere Tor in Heidelberg «Kirschenessen» und empfindet es als das höchste Glück, wenn man sie ungestört diesem harmlosen Vergnügen überlässt.
So wächst Liselotte auf in Sorglosigkeit und Natürlichkeit. Die Erzieherinnen haben keinen leichten Stand bei diesem zu allen tollen Streichen aufgelegten Kinde. Die erste Gouvernante erbat vom Kurfürsten ihren Abschied mit der Erklärung, sie wolle nicht mehr bei der Prinzessin bleiben, weil sie ihr zu viele Schabernacks spiele. Fräulein von Quaadt war nämlich alt und langweilig, und so entledigte sich das fröhliche, mutwillige Kind ihrer eines Tages durch einen Gewaltstreich. Liselotte war ungehorsam gewesen und sollte die Rute bekommen. Als «die Jungfer Eltz von Quaadt» sie hinaustragen wollte, zappelte die kleine Prinzessin so sehr mit den Füssen und gab ihr «so viel Schläge in ihre alte Bein», dass Jungfer Eltz mitsamt der wilden Liselotte zu Boden fiel. Das schadenfrohe kleine Mädchen aber suchte schleunigst das Weite und entging so der zugedachten Strafe. Fräulein von Quaadt erzog fortan nur noch den sanfteren, stillen Erbprinzen. Liselotte indes bekam von da an ihr geliebtes Fräulein von Offelen zur Hofmeisterin.
Es kommt aber auch vor, dass Liselottes Missetaten durch einen Zufall aufgedeckt werden, wie an jenem Abend, als sie gerade mit einem Teller voll Specksalat am Fenster steht und hastig die für sie köstliche, aber verbotene Speise heimlich hinunterwürgt. Sie ist noch nicht fertig mit essen, als plötzlich auf dem Altan, direkt vor ihrem Fenster, die Kanone abgefeuert wird, weil ein Brand in der Stadt ausgebrochen war. Darüber erschrickt das Fräulein von Colb, ihre Gesellschafterin, dermaßen, dass sie im Hemd aus dem Bett springt, um die Prinzessin zu retten, denn sie glaubt, das Feuer sei ganz in der Nähe. Aus Furcht, ertappt zu werden, wirft Liselotte eiligst den silbernen Teller mitsamt dem Salat und der Serviette zum Fenster hinaus. Da aber kommt auch schon der Kurfürst die hölzerne Stiege herauf, um von Liselottes Zimmer aus in die Stadt hinunterzuschauen, wo sich der Brand befände. «Wie er mich so mit dem fetten Maul und Kinn sah», erzählt später die Frau Herzogin von Orléans in ihrer derben Art, «fing er an zu fluchen: ‹Sakrament, Liselotte, ich glaube, ihr schmiert euch etwas auf dem Gesicht.› Ich sagte: ‹Es ist nur Mundpomade, die ich wegen der gespaltenen Lefzen (Lippen) geschmiert habe.› – Papa selig sagte: ‹Ihr seid schmutzig.› – Da kam mir das Lachen. Die Raugräfin kam auch herauf durch meiner Jungfern Kammer und sagte: ‹Ah, wie riecht's in der Jungfern-Kammer nach Specksalat!› Da merkte der Kurfürst den Possen und sagte: ‹Das ist denn eure Mundpomade, Liselotte?› – Wie ich sah, dass der Kurfürst guter Laune war, gestand ich die Sache und verzählte den ganzen Handel, wie ich die Hofmeisterin betrogen hatte. Der Kurfürst lachte nur darüber, aber die Colbin hat mir's lange nicht verziehen.»
Lachen und fröhlich sein füllten ihre Kinderjahre aus und ließen die Stürme vorüberziehen, die sich oft genug im Elternhaus über ihr zusammenzogen. Der Vater war infolge des traurigen Verhältnisses seiner Ehe oft heftig und streng gegen die beiden Kinder. Indes scheint Liselotte mit ihrem urwüchsigen, fröhlichen Naturell weniger unter der Strenge des Vaters gelitten zu haben als der Erbprinz, der sich später auch völlig von ihm abwandte. Liselotte verehrte jederzeit den Kurfürsten mit großer Liebe. Höchstens kommt sie bisweilen auf sein hartes Wesen zu sprechen und meint, «der Vater, Ihro Gnaden, der Kurfürst selig», habe sie wohl sehr lieb gehabt, allein sie habe ihn noch viel lieber gehabt als er sie. Und vielleicht hat sie nicht ganz Unrecht. Aus Instinkt stellt sich das Kind, das oft Zeuge der elterlichen Zerwürfnisse ist, auf die Seite der Mutter. Als Liselotte älter ist und in die Schule der Tante Sophie von Hannover geht, die ihren Bruder Karl Ludwig abgöttisch liebte und natürlich seine Tochter in der Liebe zu ihm erzog, entfernt sich auch Liselotte immer mehr von ihrer Mutter.
Karl Ludwigs Schwester Sophie hatte sich am 18. Oktober 1658 mit dem Herzog Ernst August von Braunschweig- Lüneburg verheiratet. Vorläufig war er noch ein Herzog ohne Land, aber doch keine allzu schlechte Partie für die nicht mehr ganz junge und vermögenslose pfälzische Prinzessin. Einst hatte sich zwar der Erbe des englischen Königsthrones um sie bemüht. Diese Verbindung hatte sich indes zerschlagen. Sophies gesunder Verstand sagte ihr, es sei besser, überhaupt einen Mann zu finden als gar keinen. Er müsse nur, wie sie sich ausdrückte «in einem annehmbaren Range stehen, seine Frau nicht schlagen», wie Prinz Adolf Johann von Zweibrücken. Auch er hatte um ihre Hand angehalten. Ferner dürfe er «weniger dem Trunke zuneigen wie der Prinz von Holstein», der gleichfalls in sie verliebt war.
Herzog Georg Wilhelm von Hannover, der Bruder ihres zukünftigen Gatten, war zuerst mit ihr so gut wie verlobt. Diese Verbindung zerschlug sich jedoch, weil der Bräutigam inzwischen in Venedig einer griechischen Kurtisane in die Hände gefallen war. Obwohl Sophie dem Herzog Georg Wilhelm weit mehr als nur konventionelle Neigung entgegenbrachte, ließ es ihr Stolz nicht zu, sich irgendetwas merken zu lassen, dass sie unter dem Zusammenbruch ihres Glücks litt. Und als er sie, wie etwas Sachliches, einfach seinem Bruder Ernst August als Braut abtritt, willigt sie ohne Widerstreit, vielleicht aber auch ohne Bedauern, in diese unter Brüdern arrangierte Heirat. Auch das mit der Zeit unerträgliche Leben im Heidelberger Schloss mag Sophie zu diesem raschen Entschluss bestimmt haben.
Als sie ihren Verlobten, den Herzog Ernst August, einen schönen, hochgewachsenen Mann, endlich in Heidelberg empfängt, freute sie sich, ihn liebenswürdig und nett zu finden, denn sie hat sich vorgenommen, ihn zu lieben, gleichviel ob er ihr gefällt oder nicht. Nun ist sie froh, dass auch sein Äußeres ihrem Geschmack entspricht. Durch eine Klausel des Westfälischen Friedens war dieser protestantische Fürst Koadjutor des Kardinals von Wartenberg, Bischofs von Osnabrück und zu dessen Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhl bestimmt. Da jedoch Wartenberg noch lebt, führt Ernst August seine junge Frau einstweilen nach Hannover, an den Hof seines Bruders Georg Wilhelm, der ihm als Belohnung, dass er ihm die Braut abgenommen, versprochen hat, niemals zu heiraten und ihm sein Erbe auf den Thron von Hannover abzutreten.
Von dem Augenblick an, da die junge Herzogin Sophie das Schloss Heidelberg verlassen hat, tritt sie in engsten Briefwechsel mit dem Kurfürsten von der Pfalz. «Er hatte so großes Vertrauen zu mir», sagte sie in ihren Memoiren, «dass er mir mit jedem Posttage schrieb, und seine Briefe waren so warm und unterhaltend, dass die Korrespondenz mir die größte Freude meines Lebens ausmachte.» Es bestand zwischen beiden Geschwistern ein so herzliches Freundschaftsband, dass ihr sein Urteil alles galt; und ihm war sie diejenige Frau, vor der er keine Geheimnisse zu haben brauchte. Jederzeit konnte er ihr sein Herz ausschütten. Gleich in den ersten Briefen an seine Schwester bespricht er mit ihr die Erziehungsfrage der damals siebenjährigen Liselotte, die ihm sehr am Herzen liegt. Damals schlug ihm Sophie vor, sie wolle die kleine Prinzessin zu sich nach Hannover nehmen und für sie sorgen wie für ihr eigenes Kind.
Karl Ludwig musste wohl einsehen, dass es heilsamer sei, Liselotte nicht länger dem ungesunden Verhältnis seiner Ehe auszusetzen. Die täglichen Reibereien zwischen Vater und Mutter bleiben dem Kinde nicht verborgen, weil sich weder der eine noch der andere geniert, und das konnte für Liselottes Charakter leicht gefährlich werden. Immer mehr spitzt sich das Verhältnis der beiden Gatten zu. Hartnäckig weigert sich die Kurfürstin, das Schloss Heidelberg zu verlassen, wo ihre Stellung nachgerade beschämend für sie wird. Ganz unverständlich für ihre Frauenwürde ist es, dass sie noch immer darauf besteht, bei offiziellen Gelegenheiten mit dem Kurfürsten die Honneurs zu machen, der längst eine neue Familie besitzt. Auch im Theater erscheint Charlotte mit ihm und empfängt bei den Hofcouren. Weder sie noch er sind indes Naturen, die sich beherrschen und wenigstens für Augenblicke im öffentlichen Leben vergessen können, dass bittere Feindschaft zwischen ihnen herrscht. Mit einem Wort: das Leben im Schloss wird immer unerträglicher, immer unerfreulicher. Es ist höchste Zeit, dass Liselotte dieser Umgebung entrissen wird. Der Herzogin von Hannover ist es wirklich ernst mit ihrer Absicht, die Erziehung ihrer Nichte zu übernehmen, und als ihr Bruder sich endlich auch dazu entschlossen hat, verwandelt Sophie die Absicht in die Tat. Am 15. Mai 1659 schreibt sie unumwunden an Karl Ludwig, mit dem sie die Briefe stets in französischer Sprache wechselt: «Wenn es Ihnen zu dieser Stunde angenehm wäre, die Vorbereitungen zur Reise Liselottes zu treffen, so würden sie unsere Wagen in Minden an dem Tage erwarten, an dem sie Ihrem Wunsch gemäß dort einträfe ...«
Für das kleine Kur-Prinzesschen brechen nun vier herrliche, glückliche Kinderjahre bei ihrer «herzlieben Tante Sophie» an. Sie wird ihre wahre Mutter! Liselotte liebt sie mit aller kindlichen Inbrunst. Hier am Hofe Sophies sieht sie nie Szenen des Zorns und gehässiger Erbitterung. Hier gibt es keine kleinlichen Reibereien, keine Eifersüchteleien, keine unwürdigen Zänkereien. Wenn auch der hannöversche Hof durchaus kein Muster an Tugenden ist – dafür sorgen schon die vier sehr lebenslustigen und galanten Brüder –, so ist doch die Herzogin Sophie dessen Seele, eine sehr kluge Frau, die jeden öffentlichen Skandal, jede Art von Streitigkeiten und Zänkereien vermeidet. In ihrem häuslichen Leben mit dem Gatten ist später gewiss nicht alles, wie es hätte sein sollen, aber Sophie verschließt das Leid darüber in ihrem großen starken Herzen, ohne die Miene einer Märtyrerin zur Schau zu tragen. Im Gegenteil, sie ist immer heiter, immer geistvoll, immer die Gebende, oft derb und geradezu witzig und spöttisch, aber stets der Mittelpunkt ihres Hofes. Ihr treuester und ergebenster Freund Leibniz nennt sie nie anders als «unsere Große Kurfürstin».
An der Seite dieser Frau wächst Liselotte auf. Ist es ein Wunder, dass dieses Kind, das nie die wahre Mutterliebe fühlte, für die Herzogin Sophie, die sie mit aller Wärme einer Mutter ans Herz nahm, die tiefste Zuneigung und höchste Bewunderung empfindet? Ihre Tante Sophie ist ihr Ideal und bleibt es. Als Liselotte selbst das Leben an einem der glänzendsten Höfe der Welt und anderer Frauen Geist und Macht kennenlernt, ist Sophie noch immer für Liselotte nicht nur der Stern des Hofes in Hannover, sondern überhaupt die geistreichste und größte Frau aller Höfe.
Das kleine Pfälzer Prinzesschen folgt übrigens der Tante auf ihren Reisen überallhin. Noch ist Sophies eigene Tochter, die spätere erste Königin in Preußen, Sophie Charlotte, nicht geboren. Die Herzogin verwendet daher alle Liebe auf ihr so vollkommen natürliches und unverdorbenes Pflegekind. Sie ist ganz entzückt und wundert sich nicht wenig, wie aufgeweckt und klug Liselotte ist. Einmal ruft sie begeistert aus: «Sie besitzt ebenso viel Geist wie eine Zwanzigjährige haben könnte. Sie kann sich so nett benehmen, dass es wahrhaft ein Wunder ist.» Aber Sophie weiß auch, dass dem etwas unbändigen Kinde, dieser «wilden Hummel», ein wenig Strenge guttut. «Man muss sie jeden Augenblick daran erinnern und ihr sagen: ‹Nimm dich vor der Rute in Acht!› Denn sie ist natürlich doch immerhin ein Kind.»
So sehr die Tante auf gutes Benehmen hält, so hört das heranwachsende Mädchen doch auch manchen derben Witz und manch grobes Wort, nicht nur von den Herzögen und ihren Höflingen, sondern auch von Sophie selbst, der es im Blute liegt, dann und wann einen recht kräftigen Spaß zu machen oder mit anzuhören. Sie ist in dieser Beziehung ein echtes Kind ihrer Zeit, in der Zurückhaltung und Schüchternheit bei Frauen, besonders bei Damen der höchsten Kreise, für zimperlich und gekünstelt, folglich für ungebildet gelten. Die Herzogin und spätere Kurfürstin von Hannover liebt die starken Ausdrücke in ihrer Sprache, und Liselotte wird auch in dieser Hinsicht ihr allzu getreues Ebenbild, wie ihre unzähligen Briefe zur Genüge beweisen. Es ist nicht nur die angeborene Derbheit und Urwüchsigkeit der Pfälzerin, die das zum Ausdruck bringen, sondern Liselottes ganze Erziehung sowohl am Hofe ihres Vaters als auch in Hannover zielte auf unverfälschte Natur. Obwohl ein Fürstenkind, wuchs sie doch eigentlich in aller Zwanglosigkeit heran und büßte trotz der höfischen Umgebung nichts von ihrer herzerquickenden Frische ein, die ihrer Persönlichkeit den größten Zauber verliehen hat.
Die «Grimassen» gewöhnte sich Liselotte in der Tat ihr Lebtag nicht ab. Es ist ihr auch ganz gleichgültig, was für ein Gesicht sie macht, denn sie ist nicht eine Stunde in ihrem Leben gefallsüchtig und eitel gewesen. Sie besah sich auch nicht oft im Spiegel. Von jeher fand sie sich zu hässlich und war der Meinung, nur hübsche Mädchen und Frauen hätten das Recht, in den Spiegel zu schauen. Damit übertreibt Liselotte nun freilich ein wenig, denn sie war als Mädchen weder hässlich von Gesicht noch von Gestalt. Es gibt Jugendbildnisse von ihr, wie das eines unbekannten Malers im Kestner Museum in Hannover, die ohne Frage hold und liebreizend wirken. Auf jeden Fall war die junge pfälzische Prinzessin nicht hässlich, wenn auch keine hervorragende Schönheit. Die gesunde Frische ihres Gesichts, der gute Wuchs, der freie offene Blick und ihr ungezwungenes, natürliches Wesen, das war die Schönheit Liselottes, die jedem gefiel. Herzog Georg Wilhelm meinte, als er sie zum ersten Mal als kleines kugelrundes Mädchen sah: «Wäre gut zu essen, wenn man sie wie ein Spanferkel braten könnte.» Und so appetitlich gesund ist sie zum jungen Mädchen und zur Frau herangewachsen.
Liselottes geistige Erziehung beschränkte sich auf das Nötigste, nicht mehr und nicht weniger. Mit sieben Jahren lernt sie in ihrer Muttersprache lesen und schreiben. Im Haag bei der Großmutter, Elisabeth Stuart, wird der Grundstein zu ihren französischen und englischen Kenntnissen gelegt. Die französische Sprache war nicht allein von unbedingter Notwendigkeit für eine Prinzessin, sondern besonders an den rheinischen Höfen Umgangssprache. Liselotte hat eine äußerst leichte Auffassungsgabe und begreift alles spielend. Bald spricht sie ohne Mühe das Französische gut und geläufig, so dass es ihr durchaus kein fremdes Idiom ist, als sie als neunzehnjährige Prinzessin an den Hof Ludwigs XIV. kommt. Da die Herzogin Sophie sehr belesen war und gute Lektüre, besonders die zu jener Zeit bevorzugte französische Literatur außerordentlich schätzte, so weihte sie auch bald Liselotte darin ein und lehrte sie die großen Meister des Stils und des Geistes lieben. Auch für andere Unterrichtsstunden wurde gesorgt, allerdings ein wenig wahllos und kunterbunt durcheinander, aber nicht ohne Erfolg.
Ein besonders gutes Gedächtnis besitzt Liselotte für geistliche Lieder und Sprüche. Obwohl man am Hofe von Hannover alles weniger als fromm war, so musste doch der Form halber in die Kirche gegangen werden, denn die Etikette schrieb die Anwesenheit des Landesfürsten und seiner Familie beim Gottesdienst vor. Die philosophische Herzogin Sophie und ihr Gatte setzen sich über die sie langweilende Predigt mit irgendwelchen Beschäftigungen in der Kirche hinweg. Sophie benutzt diese Kirchenstunden meist dazu, ihre Korrespondenz zu erledigen. Der Herzog liest Komödien, oft sogar mit lauter Stimme. Einmal schreibt Sophie: «Wir sind in der Kirche, wo mein Herr Gemahl so viel Lärm beim Lesen einer Komödie macht, dass ich jetzt nicht weiter schreiben kann ...» Sie waren eben echte Kinder ihrer Zeit, und Liselotte nahm sich ein Beispiel an ihnen. Es kommt ihr nicht darauf an, mitten in der Predigt mit Fingerhutblumen zu knallen oder sonst irgendwelche Scherze zu treiben. Dafür wird sie von Fräulein von Offelen oder bisweilen auch von der Tante «gefilzt», aber das hat weiter nichts zu bedeuten. Im nächsten Gottesdienst geht es doch wieder sehr lustig zu, was sie indes nie abhält, ganz andächtig die schönen Kirchenlieder mitzusingen, deren sie sich noch als alte Frau vollkommen erinnert.
Kopfhängerei und Sentimentalität sind nicht Liselottes Fall. Die meisten Spiele der kleinen Mädchen verschmäht sie. Springen, singen und schreien, so recht aus vollem Halse, sind ihr lieber als Puppen. Mit Degen und Flinten versteht sie weit besser umzugehen. «Wäre gar gern ein Junge geworden», meint sie und wundert sich, dass sie bei dieser Ausgelassenheit nicht hundertmal den Hals gebrochen hat. An Freiheit in dieser Beziehung fehlt es ihr nun allerdings nicht am Hofe der Tante. Es geht dort bei aller Bescheidenheit doch immer lustig und fröhlich zu. Besonders als sich die Verhältnisse für den Herzog Ernst August im Jahre 1661 insofern besser gestalten, als der alte Bischof von Osnabrück das Zeitliche gesegnet hat und Ernst August und Sophie endgültig ins Schloss Iburg übersiedeln, wo sie ihre eigene Hofhaltung haben.
Wie ein Guckkasten bunt durcheinander zieht das Leben der vier Jahre an Liselotte vorüber. Um nichts möchte sie sie missen, und nichts vermag sie ihr aus dem Gedächtnis zu verwischen. Sie sind in ihrem Herzen eingegraben mit goldenen Lettern, unauslöschbar. Wie eine Heilige verehrt sie die liebe Tante Sophie, und je älter sie wird, desto mehr Verständnis bekommt sie für die Wesensart dieses Frauencharakters, der ihrem eigenen so sehr entspricht. Ihr Leben möchte Liselotte für Sophie hergeben, um sie unsterblich zu machen. Unantastbar, mit allen Vorzügen und herrlichen Eigenschaften ausgestattet, steht sie vor ihrem Geiste. Eine große, unendlich rührende Liebe und Verehrung für diese Frau keimt in des Kindes liebebedürftigem Herzen und wurzelt sich fest bis ans Ende. Die tiefste und aufrichtigste Dankbarkeit, wie es kaum eine Tochter für die Aufopferung und Fürsorge einer Mutter empfindet, fühlt dieses junge Fürstenkind für alles, was Sophie für sie getan hat. Selbst später, in den Briefen der alternden Herzogin von Orléans an die Kurfürstin von Hannover, meint man noch das liebe, zärtliche Mädchen vor sich zu sehen, das in verehrender Anbetung zu der Mutter aufblickt, der es alles verdankt. Und diesem prächtigen Charakterzug begegnen wir noch öfter bei Liselotte, denn jederzeit empfindet sie die größte Dankbarkeit für diejenigen, die sie menschlich förderten oder ihr Liebes bezeugten. Nie hat sie ihre treue, oft sehr strenge Erzieherin, Fräulein von Offelen, spätere Frau von Harling, vergessen. Nie die Kinder der Raugräfin, mit denen sie Freud und Leid des Elternhauses teilte; immer war sie ihnen eine treue und liebevolle Schwester. Ihren Papa aber verehrte sie, trotz seiner Strenge, als den «besten Herrn der Welt». Weiß sie doch, dass es Karl Ludwig stets nur gut mit ihr gemeint und ihr Bestes gewollt habe. Eine heilige Scheu vor dem Begriff «Vater und Mutter» wohnt ihr inne. Wäre auf ihre zarte Jugend nicht der grelle Widerschein des Zerwürfnisses ihrer Eltern gefallen, wäre sie nicht schon frühzeitig zwischen beide Parteien gestellt worden, gewiss hätte sie auch mit derselben ergebenen Liebe an ihrer Mutter gehangen wie an der Tante Sophie, weil es eben ihre Mutter war. Aber die kalte, herrische Natur der Kurfürstin Charlotte hat es nicht vermocht, das Kind ganz für sich zu gewinnen. Es kamen andere, die es an ihr Herz nahmen; die Trennung bewirkte dann, dass die Tochter sich vollkommen der Mutter entfremdete, ohne jedoch Groll oder Abneigung gegen sie zu empfinden. Im Gegenteil, Liselottes stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl lässt sie trotz aller Bewunderung für jede Handlung des Vaters empfinden, dass er gegen die Mutter hart und ungerecht war.
Die nun elfjährige Prinzessin verlässt ihre geliebte Tante nur ungern. Fräulein von Offelen hat inzwischen in Hannover den Oberstallmeister von Harling geheiratet und ist zur Oberhofmeisterin der Herzogin von Hannover ernannt worden. Liselotte kann sie nun nicht mit nach Heidelberg nehmen. Ein weiterer Schmerz für das Kind. So scheidet Liselotte mit Bedauern und gleichzeitig mit der unauslöschlichen Erinnerung in ihrem Herzen, ein paar wunderschöne, ungetrübte Kinderjahre hinter sich und «nie schönere Tage» erlebt zu haben. Es gilt jetzt, der heranwachsenden Prinzessin etwas mehr beizubringen, als nur Märchen, Gesangbuchlieder und Katechismus-Sprüche. Karl Ludwig ist zwar nicht viel daran gelegen, seiner Tochter zu großem Wissen zu verhelfen, immerhin aber hat er Pläne mit ihr, zu deren Ausführung eine gewisse Bildung unbedingt nötig erscheint. Denkt Karl Ludwig auch damals noch nicht an eine Verbindung mit dem französischen Hof, so hofft er doch ganz bestimmt für seine Tochter eine glänzende Partie zu finden, die auch seiner Politik Vorteile bringen kann. Es ist ihm daher nicht unlieb, dass Liselotte wieder unter seine direkte Aufsicht kommt. Jedenfalls hat er mit größerem Verstand und mehr Einsicht als bei der Erziehung seines Sohnes den Erziehungs- und Lehrplan für Liselotte aufgesetzt. Sie hat ihr Lebtag nicht all Zuviel Lernstoff in sich aufnehmen brauchen, und die gute Jungfer Colb, die sie im Jahre 1663 zur Erzieherin erhielt, hat Liselotte nie so recht ernst genommen.
Weit besser versteht es der Erzieher ihres Bruders Karl, der Gelehrte Ezechiel Spanheim, die junge Liselotte für seine Weisheit zu interessieren, ohne dass sie direkt an den Unterrichtsstunden des Erbprinzen teilnimmt, der ganz nach den Vorschriften des Vaters erzogen wird. Es fallen genug Brosamen von Spanheims gelehrtem Tisch, die unserer Liselotte zugutekommen. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten im Heidelberger Schloss unterhält sich der Erzieher fast ausschließlich mit den beiden kurprinzlichen Kindern, und Liselotte sind die kleinen Späße, die er mit viel Witz und Trockenheit in die Unterhaltung einzuflechten verstand, sowie auch seine große Gelehrsamkeit unvergesslich geblieben. Ihr beweglicher Geist fasst rascher die geistreichen Bemerkungen Spanheims, sprudelt selbst eine schlagfertige Antwort heraus, während der Bruder, ein stiller, schüchterner Junge, immer viel länger braucht, ehe er den Sinn der Rede seines Lehrers erfasst. Überhaupt ist Liselotte eine viel robustere Natur als der Erbprinz, den die häuslichen Zerwürfnisse der Eltern stark deprimieren. Liselotte ist anderen Schlages. Sie ringt sich durch mit ihrem eigenen Willen und tut nur, was sie will, obwohl auch ihr die harte Hand des Vaters droht. Unter dem Zwang, der über dem ganzen väterlichen Haushalt liegt, lebt das Kind sein Leben für sich. Natürlich zieht sie sich dadurch oft den scharfen Tadel des Vaters zu. Nicht oft genug kann er ihr das gute Beispiel des sanfteren Erbprinzen vor Augen halten. Es sind indes nur vorübergehende Unzufriedenheiten, die Liselotte ihrem Vater bereitet. Ernstlichen Grund zur Sorge hat sie ihm nie gegeben, denn auch in ihrem rebellischen Herzen ist das Gefühl der Pflicht und des Gehorsams so tief verwurzelt, dass sie es nie gewagt hätte, sich dem Willen ihres Vaters ernstlich zu widersetzen.
Auch Liselottes Erziehung ist der Hofmeisterin bis in die kleinste tägliche Einzelheit vorgeschrieben. Man muss jedoch Karl Ludwig Gerechtigkeit widerfahren lassen und zugeben, dass er dabei nicht so pedantisch zuwege ging wie bei seinem Sohn. Besonders vernünftig dachte er in Bezug auf die religiöse Erziehung seiner Kinder. Sie sollten vollkommen frei von jeder Konfession sein, und der Religionsunterricht sollte nicht mehr als eine Stunde in der Woche in Anspruch nehmen. Darüber wundert sich sogar Liselotte, die doch bereits vom hannoverschen Hofe her eine gute Dosis Liberalismus hinsichtlich der Kirche kennengelernt hatte. «Mich deucht», schreibt sie später, «dass unser Herr Vater, der Kurfürst selig, uns eben nicht gar eifrig in Religion hat erziehen lassen.» Karl Ludwig stand über den Konfessionen. Es genügte ihm, ein guter Christ zu sein. So auch seine Tochter, die er dazu erzog, dass sie später, als sie längst als Herzogin von Orleans den katholischen Glauben angenommen hatte, sagen konnte: «Der Unterschied des Glaubens bei Lutheranern und Katholiken ist so gering, dass es gar nicht der Mühe wert ist, darüber zu disputieren. Wenn ich die Wahrheit sagen soll, so bin ich, wie Apostel Paulus sagt, weder apollisch, noch paulisch, noch kephisch, weder reformiert noch katholisch oder lutherisch, sondern ich werde so viel wie möglich ist, eine rechte Christin sein und darauf leben und sterben.»
Einen größeren Raum als der Religionsunterricht nimmt die Anstandslehre im Stundenplan der Prinzessin ein. Aber daraus macht sich Liselotte ebenso wenig wie aus dem «moralisiert werden» in den Katechismus-Stunden. Nur die derben und kräftigen Tischreden Luthers gefielen ihr. Für Geister- und Gespenstergeschichten hat sie große Vorliebe, hat auch immer einen großen Vorrat zur Hand, um selbst welche zum Besten zu geben. Das übrige findet sie langweilig. Nicht selten hat die Jungfer Colbin, die dem wilden Ungestüm der Prinzessin durchaus nicht gewachsen ist, Grund, sich zu beklagen; denn die Ausgelassenheit ihres Schützlings überschreitet bisweilen die Grenze des Erlaubten. Nimmt doch Liselotte einmal auf einem Spaziergang in ihrem Übermut die rundliche Rückseite einer behäbigen Heidelberger Bürgersfrau zur Zielscheibe ihrer Armbrust. Die arme Frau, die friedlich ihres Weges schritt, bekam einen solchen Schrecken, dass sie beinahe platt auf die Erde gefallen wäre. Liselotte, froh ihres übermütigen Streiches, will sich totlachen, während die sie begleitende Colbin «vor Scham hätte in die Erde sinken mögen» über die Kühnheit der wohlerzogenen Tochter des Kurfürsten. Lachen und Fröhlichkeit ist für Liselotte Hauptzweck des Lebens, und noch begreift sie nicht das immer wiederkehrende Mahnwort der Hofmeisterin, dass «es nirgends wunderlicher zuginge als in der Welt». Das sollte die Prinzessin erst später einsehen.
So vergingen die Jahre auch in Heidelberg in sorgloser Jugend ebenso rasch wie in Hannover und in Iburg. Die Vergnügungen, die man sich am Heidelberger Hofe gestattete, durften nicht viel Geld kosten. Man ging zur Kirmes und sah sich dann und wann die Vorstellung einer wandernden Schauspielertruppe an. Im Sommer gab es Spaziergänge in die prächtige Umgebung Heidelbergs oder Wasserfahrten auf dem Neckar, im Winter bisweilen Schlittenpartien, sogar nicht selten mit einem Maskenfest verbunden. So ist das Leben im Heidelberger Schloss doch bei aller Sparsamkeit nicht gerade eintönig. Karl Ludwig umgibt sich gern mit Gelehrten und Künstlern. Am meisten liebt er die englischen Schauspieler. Da aber schon an und für sich um den Heidelberger Hof eine dicke Wolke Klatsch schwebt, und Karl alles Gerede so viel wie möglich vermeiden will, verbietet er den Schauspielern, die er an seinen Hof befiehlt, sich auf ihrer Reise durch die Pfalz als Komödianten auszugeben. In der Verkleidung von Studenten und Gardereitern kamen sie bis an die Grenzbäume, und erst dann trafen sie unter dem Schutze des Kurfürsten ihre Vorbereitungen.
Sehr oft begleitet Liselotte ihren Vater zu diesen fahrenden Künstlern. Aus dieser Zeit ist ihr wohl auch die große Vorliebe fürs Theater gekommen, die sie später am Hofe von Frankreich in so hohem Masse befriedigen konnte. Heidelberg aber erscheint ihr doch immer als Paradies auf Erden, wenn sie daran zurückdenkt. Die goldene Freiheit ihrer Jugend bleibt die schönste Erinnerung ihres Lebens. Oft zwar brummt der Vater, dass Liselotte nicht «seriös» genug sei, aber im Grunde genommen, ist sie ja nur sein getreues Ebenbild. Auch Karl Ludwig liebt, trotz aller Strenge und allen Ernstes, einen derben, übermütigen Spaß, einmal recht aus vollem Herzen zu lachen. Besucht er doch auch mit seiner Tochter in heiterer Laune die Kirmes von Schwetzingen und Mannheim. Manch fröhliches pfälzisches Volks-Trinklied bringt er ihr bei, und schon sehr früh werden die kurprinzlichen Kinder mit «dem allzeit gesunden» Neckarwein bekannt gemacht. Und so ist Liselotte auch in Heidelberg sehr glücklich unter dem strengen väterlichen Joch. Aber der Gipfel ihres Glückes in dieser Zeit ist doch das Wiedersehen mit ihrer Tante Sophie, die anlässlich der Vermählung des Erbprinzen von Hannover an den Hof kommt. Eigentlich ist die ganze Heiratsgeschichte ihr Werk gewesen; denn der Herzog Ernst von Hannover hat als Erster in sehr lobenden Worten von der dänischen Prinzessin zum Kurfürsten von der Pfalz gesprochen, und Sophie wird später eine warme Fürsprecherin für die Braut.
Während Liselotte so jugendfrisch und sorglos in den Tag hineinlebt, denkt man in ihrer Umgebung daran, sie möglichst bald und gut zu verheiraten. Sie hat beinahe ihr 18. Lebensjahr erreicht, und es muss für sie ein Mann gefunden werden. Eine Schönheit ist die junge Prinzessin gerade nicht, aber ihr frisches, frohgemutes Wesen, ihr unerschöpflicher Humor und die Jugend helfen über vieles hinweg. Ihr Bruder hat ihr zwar den schönen Spitznamen «Dachsnase» gegeben, doch das kränkt sie nicht, im Gegenteil, sie macht sich jederzeit selbst über ihre Hässlichkeit lustig. «Ihro Liebden, Unser Herr Vater selig haben mir oft genug gesagt, dass ich hässlich sei. Ich lachte und habe mich niemals darüber geärgert.» Sie hat sich also schon sehr jung mit ihrem Äußern abgefunden und war darum nicht weniger glücklich als andere, schöne, junge Mädchen. Gerade dieser Verzicht auf alle Ansprüche der Schönheit, auf alle Koketterie und Eitelkeit schützte Liselotte vor Enttäuschungen in dieser Beziehung. Dass sie infolge ihres wenig vorteilhaften Äußeren keinen Erfolg bei Männern hatte, wusste sie und gab sich deshalb auch gar keine Mühe, in irgendeiner Weise deren Bewunderung zu erregen. Schon als junges Mädchen musste sie jeder so nehmen, wie sie war. Nicht wie andere Mädchen ihres Alters träumt sie von zukünftigem Liebes- und Eheglück. Der Gedanke an eine Heirat ist ihr eher unsympathisch. Sie wäre viel lieber unverheiratet geblieben und hätte ihre goldene Freiheit behalten, auf die sie so große Stücke hielt. «Aber man entgeht diesem Schicksal nicht», und, so wie es Gott gewollt hat, muss es sich vollziehen», meint sie. «Denn der Prinzessinnen Heirat wird selten aus Liebe geschehen, sondern durch Raison, und dazu tut Schönheit nichts.»
Mehrere Heiratspläne sind sowohl vom Kurfürsten, ihrem Vater, als auch von der Kurfürstin von Hannover in Betracht gezogen worden. Aber Liselotte weigerte sich energisch, den einen, einen kurländischen Prinzen, zu heiraten. Den andern aber, den benachbarten Markgrafen Friedrich Magnus von Baden, dessen Gemahlin sie beinahe geworden wäre, entfernte ein drolliger Zwischenfall von ihr. «Der gute Herr» ist ihr übrigens viel zu affektiert und abgeschmackt, und so ist sie froh, dass ein gütiges Geschick sie auch vor diesem Gatten bewahrte. Des jungen Markgrafen Vater hielt es nämlich für unbedingt nötig, auch in Kassel bei der verlassenen Kurfürstin Charlotte um Genehmigung zur Heirat ihrer Tochter mit seinem Sohne zu bitten. Nachdem er vom Kurfürsten von der Pfalz die Zusage bereits erhalten hat, macht er sich eines Tages mit einem prächtigen Gefolge auf den Weg nach Kassel. Aber, oh Unglück! Gerade um diese Zeit sind die pfälzischen Dörfer von lothringischem Kriegsvolk heimgesucht, das dort plündert und Pferde stiehlt. Als die Pfälzer Bauern die vornehmen badischen Kavaliere mit den schönen, prächtigen Pferden die Straße nach Kassel heraufkommen sehen, halten sie sie für die verwegenen Pferdediebe und ziehen nun mit Knüppeln und anderen handfesten Gegenständen hinter ihnen her. Als sie sie eingeholt haben, verprügeln sie sie aufs schönste und nehmen ihnen die vermeintlich gestohlenen Pferde weg. Der Markgraf aber dachte, dass der Kurfürst von der Pfalz seinen Bauern eigens befohlen habe, ihn durchzuprügeln, zur Strafe, weil er es gewagt habe, auch um den Segen der Mutter Liselottes zu bitten. Jedenfalls machte der Brautwerber wutschnaubend kehrt, und sein Sohn heiratete später eine holsteinische Prinzessin.
Für Liselotte ist die Vernichtung dieses Heiratsplanes, wie sie selbst gesteht, eine «von den großen Freuden, die sie in ihrem Leben gehabt hat»; denn sie denkt nicht gern ans Heiraten. Vielleicht aber wäre sie mit dem jungen Friedrich Magnus ganz glücklich geworden; denn beide fühlten später große Freundschaft zueinander und lernten sich schätzen.
Die jugendliche Liselotte indes hielt nicht viel von der Liebe und Treue der Männer. Und die Ansichten, die sie als reife und leider auch in dieser Hinsicht erfahrene Frau äußerte, unterscheiden sich im Großen und Ganzen nicht wesentlich von denen des unerfahrenen Mädchens. Sie betrachtet es als hellen Wahnsinn, wenn eine Frau es sich in den Kopf setzt, unbedingt einen Mann haben zu müssen. Schlimm sei es, einen Arm zu verlieren, noch schlimmer aber einen Mann zu haben; denn der beste sei den Teufel nicht wert. Die größte aller Dummheiten aber scheint ihr eine Heirat aus Liebe. «Denn», sagt sie, «es ist ein Wunder, wenn einmal eine Liebesheirat reüssiert.» Das war die Ansicht der Prinzessin Liselotte von der Pfalz über Liebe und Ehe, und doch entging auch sie ihrem Schicksal nicht.
Der Friede von Aachen im Mai 1668 gebot den Siegeszügen des Sonnenkönigs für einige Zeit Einhalt; denn der Dreibund zwischen Schweden, England und den Generalstaaten war ihm in den Arm gefallen. Dass jedoch Ludwig XIV. nur auf die Gelegenheit wartete, sein Reich noch mehr zu erweitern, war jedem klar. Nicht mit Unrecht und nicht ohne Grund fürchtete man besonders in Deutschland, dass der Besitzgierige an den morschen deutschen Grenzpfählen nicht Halt machen würde, sobald er erst die Generalstaaten niedergerungen hätte. Alle deutschen Fürsten waren daher aufs eifrigste bemüht, Schutzbündnisse zu schließen und sich Freunde gegen den mächtigen, drohenden Feind zu erwerben. Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz hatte indes wenig Hoffnung auf die Unterstützung des Reichs. Das war ihm bereits im Lothringer Kriege klar geworden, bei dem man ihm keinerlei Hilfe gewährt hatte. Und so sah er die einzige Rettung aus der Bedrängnis in einem direkten Anschluss an Frankreich selbst, von dem die Gefahr zu erwarten war. Die emsigen Hände einer Frau waren schnell bereit, das Netz zu knüpfen, in das sich die Pfalz und Frankreich so arg verstricken sollten.
In nächster Nähe des französischen Königs und seines Bruders, des Herzogs von Orléans, lebte eine Schwägerin Karl Ludwigs, Anne de Gonzaga de Clèves, die Witwe des Pfalzgrafen Eduard. Sie war eine nahe Freundin Mazarins gewesen und hatte zur Zeit der Fronde eine bedeutende Rolle gespielt. In Paris nannte man sie kurzweg «La Palatine» oder «La Princesse Palatine», und die feinen Kenner der Frauendiplomatie, wie Kardinal von Retz, sprachen von ihr als von einer Art politischen Genies. Anna von Gonzaga wohnte beständig in Paris und gehörte zu den Vertrauten Monsieurs, des jüngeren Bruders Ludwigs XIV. Auch in der Familie ihres Mannes schätzte man sie ihrer großen Klugheit und Geschicklichkeit wegen. Ihr Schwager Karl Ludwig von der Pfalz verwandte sie immer mit Erfolg bei allen schwierigen Unterhandlungen, die er mit dem französischen Hofe zu führen hatte. Zwar meinte die Kurfürstin