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Jo Ann Staugaard-Jones

Autorin des Bestsellers Psoas-Training

Funktionelle Anatomie

YOGA

Muskulatur, Asanas und Bewegungen

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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-0979-3).

Erstmals erschienen 2015 unter dem Titel „The Concise Book of Yoga Anatomy. An Illustrated Guide to the Science of Motion“ bei Lotus Publishing und North Atlantic Books

Text: © 2015 by Jo Ann Staugaard-Jones

Illustrationen: Amanda Williams

Layout und Satz (Originalausgabe): Wendy Craig

© 2016 der deutschen Ausgabe:

Copress Verlag in der

Stiebner Verlag GmbH

Hirtenweg 8 b

82031 Grünwald

www.copress.de

Übersetzung aus dem Englischen: Margit Ritzka und

Susanne Janschitz

Redaktion: Julia Niehaus, Berlin

Satz (Printausgabe): Dirk Brauns, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Copyright-Inhabers vollständig bzw. teilweise vervielfältigt, in einem Datenerfassungssystem gespeichert oder mit elektronischen bzw. mechanischen Hilfsmitteln, Fotokopierern oder Aufzeichnungsgeräten bzw. anderweitig weiterverbreitet werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-7679-2039-2

Inhalt

1 Der Körper in Bewegung

Das Nervensystem

Anatomische Orientierung

Das Skelett

Echte Gelenke

Die Muskulatur

Muskelmechanik

2 Die Atemmuskulatur

Die Atmung im Yoga

Das Atmen

3 Die Gesichts-, Kopf- und Halsmuskulatur

Muskelentspannung und -kontraktion: die motorische Einheit

Agonist und Antagonist

4 Die Wirbelsäulenmuskulatur

Die Aufgaben der Wirbelsäule

Die Bewegungen der Wirbelsäule

5 Die tiefen Rückenmuskeln und der Beckenboden

Äußere und tiefe Muskeln

Der Beckenboden: Verbindung von Körper und Geist.

Bandhas, Nadis, Chakras und die acht Glieder des Yoga

6 Die Schulter- und Oberarmmuskulatur

Der Schultergürtel

Das Schultergelenk

Die Rotatorenmanschette

Das Ellenbogengelenk

Der König der Asanas: für alle Muskeln, die den Oberkörper stabilisieren

7 Die Unterarm- und Handmuskulatur

Die Radioulnargelenke

Handgelenk und Hand

8 Die Hüftmuskulatur

Das Hüftgelenk

Haupthüftbeuger

Haupthüftabduktoren

Haupthüftstrecker

Haupthüftadduktoren

Tiefe Hüftaußenrotatoren

Hüftinnenrotatoren

9 Die Kniemuskulatur

Kniebeuger

Knie-Außenrotatoren (bei gebeugtem Knie

Knie-Innenrotatoren (bei gebeugtem Knie)

Kniestrecker

10 Die Unterschenkel- und Fußmuskulatur

Der Unterschenkel

Der Fuß

Anhang 1: Abschließende Asanas

Anhang 2: Anleitungen formulieren

Bibliografie

Verzeichnis der Asanas (Sanskrit)

Verzeichnis der Asanas (Deutsch)

Verzeichnis der Muskeln

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Wir danken unseren Models in Paris und dem Atelier Marais

Von links nach rechts:

Reinhad Fleer, Paris, ist Molekularbiologe und Amateurfotograf. Reinhad.fleer@gmail.com

Claire Bertin, geboren und aufgewachsen in Paris, unterrichtet Französische Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaften und schreibt auch selbst.

Ingy Ganga hat französische, ägyptische und türkische Wurzeln. Sie lebt als Yin- und Hatha-Yoga-Lehrerin und Soulsängerin in Paris. ingyganga.com

Jo Ann Staugaard-Jones, Cranberry Lake, NJ, ist Autorin, Dozentin, Ausbilderin und Lehrerin für Yoga und Yoga-Anatomie.

Jo Ann Hegre lebt seit 25 Jahren als Amerikanerin in Paris. Sie ist Geologin. Ihre Freizeitbeschäftigungen sind Wandern und Radfahren. Früher hat sie Ballett getanzt, heute macht sie Yoga.

René Montaz-Rosset, Paris, ist Ingenieur und verbringt seine Freizeit mit Wandern, Radfahren und Skilaufen. Yoga praktiziert er seit 2011.

Alle Fotos wurden vor Ort im Studio Atelier Marais aufgenommen.

Atelier Marais

54, rue Charlot

75003 Paris

http://atelier-marais.fr

http://www.b-y-p.be

Über dieses Buch

Das Buch ist als Anleitung gedacht und bietet Lehrenden und Praktizierenden fundierte Informationen über die Muskeln, die im Yoga beansprucht werden. Ich bin der Überzeugung, dass Asanas1 (der Begriff ist mittlerweile zum Synonym für Yogahaltungen geworden) kontrolliert, ausgewogen und vor allem schmerzlos ausgeübt und entsprechend angeleitet werden sollten. Kenntnisse in Anatomie und Biomechanik können dazu beitragen. Angaben über Ursprung, Ansatz und Aktion der Muskeln nutzen den Anhängern aller Formen des Yoga. Weil Anatomie und Bewegungslehre sehr viel Fachterminologie enthalten, wird auch diese im Text erklärt.

Sie finden die Asanas nach den aktiven Muskeln und Muskelgruppen sortiert, nicht nach der Art der Haltung (Stellungen im Stehen, umgekehrte Stellungen usw.). Zum schnellen Nachschlagen sind die Kapitel zu den Muskelgruppen farbig codiert.

Zusätzlich zur originalen Bezeichnung in Sanskrit stehen Erläuterungen, eine deutsche Übersetzung und Hinweise zur Aussprache (in eckigen Klammern). Alle für die Übung relevanten Muskeln sind mit Ursprung, Ansatz und Funktion aufgeführt, Illustrationen zeigen, wie diese in der Bewegung bzw. Haltung arbeiten. Neben Beschreibungen zur Ausrichtung des Körpers und Ausführung der Übung selbst finden Sie eine Anleitung zur Körperwahrnehmung und weitere Hinweise zur Anwendung bzw. Varianten des vorgestellten Asanas. Schließlich werden Ausgleichshaltungen aufgeführt. Unerlässliches Wissen, um Verletzungen zu vermeiden – ob bei sich selbst oder, als Lehrer, bei anderen.

Sie sollten sich die Zeit nehmen, beim Erlernen der Bewegungsabläufe immer auch die Essenz einer Haltung oder Bewegung in Bezug auf die yogische Lebensführung mit aufzunehmen, denn die spirituellen Elemente sind beim Yoga genauso wichtig wie die physischen. Yoga ist eine Vereinigung von beidem. Ein Beispiel: Wenn man sich zum Meditieren in den Schneidersitz (Sukhasana, Leichte Stellung) begibt, mag zunächst die richtige Körperhaltung im Vordergrund stehen. Ist dies erreicht und werden dann die Atmung und die mit ihr verbundenen Energieströme mit einbezogen, könnte sich innere Ruhe mit dem Ziel größerer Bewusstheit als die wahre Natur der Übung entpuppen. Suchen Sie bei jeder Haltung nach deren tieferer Bedeutung für Sie persönlich.

Im Hatha-Yoga (der Yoga-Form, auf der dieses Buch basiert) stehen Sonne (ha) und Mond (tha) für entgegengesetzte Kräfte im menschlichen Körper. Hatha-Yoga kann als Vereinigung oder Ausgleich der beiden Energien verstanden werden. Das Wort atha, das ebenfalls enthalten ist, bedeutet „jetzt“. Als ich vor der Entscheidung stand, welche Yoga-Form ich erlernen sollte, wählte ich das Hatha-Yoga, weil darin alte Tradition und Wissenschaft eng miteinander verwoben sind. Hatha-Yoga bietet die essenzielle Tiefenatmung, Haltung, Stärke, Beweglichkeit und Entwicklung, die zu einer ausgewogenen, fundierten Yoga-Praxis dazugehören. Das Augenmerk liegt dabei gleichermaßen auf der hier dargestellten Anatomie und den physikalischen Kräften wie den Energieströmen im Körper. Auf diese Weise kann ein Asana den Praktizierenden dazu führen, mit müheloser Atmung, innerer Ruhe und Meditation in sich zu gehen, denn „Yoga ist die vollständige Herrschaft über den umherschweifenden Geist“. (Pandit Rajmani Tigunait 2014)

Yoga-Schülern und -Lehrern sowie allen Menschen, die sich mit den physischen, geistigen und spirituellen Aspekten des Yoga auseinandersetzen, weist Yoga den Weg zu einem Leben auf der Grundlage des Prinzips des Nichtverletzens (in Sanskrit: ahimsa).

Yoga wird aus den unterschiedlichsten Gründen praktiziert, doch immer ist es auch ein Weg zur Wahrheit. Dieser Weg kann durch Schmerzen blockiert werden. Durch die Vermittlung von Yoga-Anatomie und -Bewegungslehre möchte ich den Praktizierenden helfen, die Asanas ohne Verletzungsrisiko auszuführen. So können sie bewusster und offener werden und sich hin zu ihrem wahren Selbst entwickeln.

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1Eines der acht Glieder der Raja-Yoga-Lehre

1

Der Körper in Bewegung

Das Nervensystem

Das menschliche Nervensystem steuert über Neuronen alle Körperfunktionen. Es besteht aus zwei Teilen:

1. Gehirn und Rückenmark bilden das zentrale Nervensystem (ZNS). Es ist u. a. zuständig für das Denken, Lernen und Schlussfolgern sowie für den Gleichgewichtssinn.

2. Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst alle Nerven außerhalb des ZNS. Mit ihrer Hilfe können wir über die Sinnesorgane fühlen und willkürliche und unwillkürliche Aktionen ausführen. Die Verarbeitung der entsprechenden Reize erfolgt im ZNS.

Das PNS umfasst:

1. Das vegetative Nervensystem (VNS) reguliert die inneren Organe und Drüsen und steuert unwillkürliche Vorgänge. Es besteht aus drei Subsystemen:

Sympathikus: Aktiviert im Krisenfall die sogenannte „Fight-or-Flight“-Reaktion (Stressreaktion, engl.: Kampf oder Flucht)

Parasympathikus: Stimuliert Aktivitäten, die man analog als „Rest-and-Digest“ (engl.: ruhen und verdauen) bezeichnen könnte

enterisches Nervensystem: Steuert den Verdauungstrakt bei Wirbeltieren

2. Das somatische Nervensystem (SNS) übermittelt Informationen von den Nerven ans ZNS und vom ZNS an die Muskeln und Sinneszellen; es ist mit der bewussten Muskelkontrolle assoziiert.

Wenn wir beim Yoga, wie im Buch beschrieben, über das SNS unsere Muskeln einsetzen, bedienen wir uns der körpereigenen Intelligenz. Der Schlüssel zur ganzheitlichen Gesundheit liegt darin, dass die non-verbalen Kommunikationssysteme des Körpers auf natürliche Weise Geist, Körper und Gefühle in Einklang bringen. Wenn es gelingt, den „sechsten Sinn“ (die intuitive Reaktion des Körpers) zu aktivieren, werden die körpereigenen Heilkräfte mobilisiert und ein Durchbruch für die persönliche Gesundheit kann eintreten. Dafür muss man die unmittelbaren Reaktionen des Körpers genau beobachten. Kinästhetische Bewusstheit ist ein Teil davon: Präsent zu sein, auf den Körper zu hören, sich bewusst zu machen, wo im Raum sich der Köper gerade befindet und was dabei in anatomischer Hinsicht passiert, ist im Yoga enorm wichtig. Die Nervenimpulse eines ausgewogenen, kontinuierlichen Yogatrainings aktivieren auch das Muskelgedächtnis und die Muskelintelligenz.

Unser Nervensystem ist extrem komplex, wie man am Verlauf nur eines einzigen Nervs erkennen kann: Der Nervus genitofemoralis (s. Abb. 1.1. b)

gehört zum oberen Teil des Plexus lumbalis, einem von drei Teilen des größeren lumbo-sakralen Plexus (Nervengeflechts) im Bereich der unteren Wirbelsäule,

entspringt den Nervenwurzeln L1 und L2,

tritt an der vorderen Oberfläche des Muskels Psoas major hervor, wo der Plexus lumbalis eingebettet ist und viele Verzweigungen hat,

teilt sich in zwei Äste, den Ramus femoralis und den Ramus genitalis,

innerviert die Haut vor dem oberen Teil des Schenkeldreiecks,

zieht sich bei Männern durch den Inguinalkanal und versorgt den Cremaster-Muskel (Hodenheber) und die Haut des Skrotums,

endet bei Frauen in der Haut des Venushügels (vorderer Teil der Vulva) und der großen Schamlippen. Dieser Ast erfüllt bei beiden Geschlechtern eine sensorische Funktion.

Organisation des Nervensystems

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Abb. 1.1: a) Diagramm zum Nervensystem b) Nervenwurzeln des N. genitofemoralis

Das Beispiel zeigt, dass das Thema Neurologie im Yoga nicht einfach zu behandeln ist. Bei entsprechendem Hintergrundwissen kann das Nervensystem jedoch durchaus berücksichtigt werden.

Das Nervenkompressionssyndrom

Die Kompression eines Nervs kann Schmerzen verursachen, die sich durch die Ausübung der richtigen Asanas lindern lassen. (Der Ausdruck „eingeklemmter Nerv“ wird vor allem beim Karpaltunnelsyndrom oder Ischiasbeschwerden verwendet, beschreibt aber eigentlich jede Art von Druck auf einen beliebigen Nerv im Körper.) Ischiasbeschwerden z. B. zeichnen sich normalerweise durch Schmerzen im Verlauf des Ischiasnervs (N. ischiadicus) von der Wirbelsäule zum hinteren Oberschenkel aus. Häufig ist daran der Piriformis-Muskel beteiligt. Der Yoga-Praktizierende kann vorsichtig verschiedene Dehnungen oder Haltungen (wie die Drehung im Liegen, einsetzen, um diesen Muskel zu entspannen und damit den Druck auf den darunter verlaufenden Ischiasnerv zu verringern.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie eine Nervenkompression durch Yoga gelindert werden kann, bietet der Plexus brachialis. Das Nervengeflecht leitet Signale vom Rückenmark an Schultern, Arme und Hände weiter. Bei einer Verletzung können die Nerven gezerrt oder eingeklemmt werden, ja sogar reißen. (In diesem Fall ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.) Dieser Bereich wird beeinträchtigt, wenn durch eine Fehlhaltung von Hals oder Schultern (etwa nach vorn gesackte Schultern) der Weg eines Nervenimpulses behindert wird. Jede Yogastellung, die eine Streckung der Wirbelsäule und eine Korrektur der Schulterhaltung (normalerweise „zurück und nach unten“) bewirkt, wie etwa die Berghaltung (Tadasana), kann helfen, die Blockade aufzulösen.

Je nach Körperregion gibt es unterschiedliche Ursachen für ein Nervenkompressionssyndrom, von degenerierten Bandscheiben über Knochensporne, Arthritis und Muskelprobleme bis hin zu Verletzungen sowie Muskelverhärtungen aufgrund psychischer Anspannung. Die richtige Diagnose sollte unbedingt ein Physiotherapeut, Arzt oder Neurologe stellen.

Es ist erwiesen, dass Muskelentspannung ein Nervenkompressionssyndrom lindern kann. Verschiedene Asanas sind dafür geeignet.

Die periphere Innervierung

Die periphere Innervierung ist in diesem Buch bei allen Muskeln aufgeführt. Auch die maßgeblichen Nervenwurzeln wurden aufgenommen. Die Aussagen in der Fachliteratur darüber, aus welchem Rückenmarkssegment2 die Nervenfasern hervorgehen, sind allerdings teilweise widersprüchlich. Das liegt daran, dass es für Anatomen sehr schwierig ist, einer einzelnen Nervenfaser beim Durchqueren des zugehörigen Plexus (Geflecht aus Nerven, von lat. plectere: flechten) durch dieses dichte Bündel aus Nervenfasern zu folgen. Im Buch werden die zugehörigen Nervenwurzeln ggf. in Klammern hinter dem Namen des Nervs aufgeführt, gefolgt von weiteren relevanten Angaben. Für den Nervus genitofemoralis heißt das z. B. N. genitofemoralis (L1, L2), aus dem Lendenteil des Plexus lumbosacralis.

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Abb. 1.2: Querschnitt durch einen Rückenwirbel. Die Nervenwurzeln bilden einen Spinalnerv, der sich in je einen vorderen und hinteren Ast aufteilt.

Anatomische Orientierung

Anatomische Richtungsbezeichnungen

Zur Beschreibung der relativen Lage von Körperteilen und ihrer Bewegungen ist eine Referenzhaltung vonnöten. Als solche dient die sogenannte anatomische Grundposition: Aufrechter Stand, Arme hängen an der Seite, Handflächen zeigen nach vorn (Abb. 1.3). Anatomische Richtungsangaben beziehen sich immer auf den Körper in anatomischer Grundposition, egal in welcher Stellung er sich gerade tatsächlich befindet. Rechts und links entsprechen dabei den Seiten des betrachteten Körpers.

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Abb. 1.3: Anterior/Ventral
Vorn, zur oder auf der Körpervorderseite

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Abb. 1.4: Posterior/Dorsal
Rückwärtig, zur oder auf der Körperrückseite

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Abb. 1.5: Superior/Kranial
Oben, näher am Kopf oder näher dem oberen Ende des Körperteils

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Abb. 1.6: Inferior/Kaudal
Unten, näher an den Füßen oder näher dem unteren Ende des Körperteils

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Abb. 1.7: Medial
(lat. medium: die Mitte)
Zur Mittelachse des Körpers hin, auf der Innenseite der Extremitäten

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Abb. 1.8: Lateral
(lat. latus: die Seite)
Zu den Körperseiten hin, auf der Außenseite der Extremitäten

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Abb. 1.9: Proximal
(lat. proximus: sehr nahe)
Zur Körpermitte (dem Nabel) hin, bei Extremitäten: nahe am Rumpf

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Abb. 1.10: Distal
(lat. distare: entfernt sein)
Entfernt von der Körpermitte, bei Extremitäten: entfernt vom Rumpf

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Abb. 1.11: Superfizial
Oberflächlich, zur oder an der Körperoberfläche

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Abb. 1.12: Tief/Profund
Innenliegend

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Abb. 1.13: Dorsal
Rückseitig, z. B. zum Hand- oder Fußrücken hin

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Abb. 1.14: Palmar
Zur/auf der Innenseite der Hand, also der Handfläche

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Abb. 1.15: Plantar
Zur/auf der Fußunterseite, also der Fußsohle

Die Körperebenen

In der Anatomie unterscheidet man drei Hauptkörperebenen. Dabei teilen gedachte Schnitte durch den Körper diesen – oder auch nur ein Körperteil – in zwei Teile.

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Abb. 1.16: Die Körperebenen

Sagittalebenen durchschneiden den Körper vertikal von vorn nach hinten und teilen ihn in einen linken und einen rechten Abschnitt. Abb. 1.16 zeigt die sagittale Ebene, die genau durch die Körpermitte geht, die sogenannte Medianebene.

Frontal- oder Koronarebenen durchschneiden den Körper von links nach rechts und teilen ihn in einen vorderen (anterioren) und einen hinteren (posterioren) Abschnitt. Sie stehen rechtwinklig zu den Sagittalebenen.

Die Transversalebenen sind horizontale Querschnitte, die den Körper in einen oberen (superioren) und einen unteren (inferioren) Abschnitt teilen. Sie stehen rechtwinklig zu beiden anderen Ebenen.

Die Berücksichtigung aller drei Ebenen ist beim Yoga sehr wichtig, weil der Körper in jeder von ihnen beweglich sein muss, um effizient zu arbeiten. Eine klassische Yogasitzung ohne Berücksichtigung spezieller Bedürfnisse sollte Bewegungen in allen drei Ebenen, d. h. entsprechende Asanas, vorsehen. Der Ablauf könnte z. B. wie folgt aussehen:

Sagittal

Sonnengruß (Surya Namaska von surya: Sonne, namaskar: Gruß)

1. Beginnen Sie in der Berghaltung.

2. Atmen Sie ein zur Tiefen Mondsichel: Heben Sie die Arme über den Kopf und strecken Sie sich Richtung Himmel.

3. Atmen Sie aus und lösen Sie die Spannung zur Vorbeuge im Stand.

4. Atmen Sie ein und strecken Sie den geraden Rücken dabei nach vorn, die Hände auf den Schienbeinen.

5. Atmen Sie aus zur Vorbeuge im Stand.

6. Atmen Sie ein und setzen Sie einen Fuß nach hinten in den Ausfallschritt.

7. Atmen Sie aus und nehmen Sie den anderen Fuß zurück in das Brett (Schiefe Ebene) und senken Sie den Körper zum Boden ab.

8. Atmen Sie ein zur Kobra.

9. Atmen Sie aus zur Kindhaltung. Verharren Sie für drei volle Atemzüge.

10. Atmen Sie ein zum Vierfüßlerstand.

11. Atmen Sie aus zum Herabschauenden Hund. Verharren Sie so für drei lange, volle Ujjayi-Atemzüge (mit Reibelaut).

12. Atmen Sie ein, und gehen oder springen Sie dabei mit den Füßen bis zwischen Ihre aufgestützten Hände.

13. Atmen Sie aus zur Vorbeuge im Stand. Atmen Sie ein und wiederholen Sie Punkt 4, dann atmen Sie wieder aus zur Vorbeuge im Stand.

14. Atmen Sie ein und richten Sie dabei Schritt für Schritt die Wirbelsäule auf, wobei Sie die Arme nach oben strecken (Umgekehrter abtauchender Schwan).

15. Atmen Sie aus zur Berghaltung (Hände in Namaste-Stellung bzw. Gebetshaltung), um sich zum Abschluss der Übung zu zentrieren.

Frontal

Querbalken (Parighasana) oder jede andere Haltung, die das Abspreizen oder die Adduktion eines Gelenks oder die seitliche Beugung der Wirbelsäule (Seitbeuge) enthält.

Transversal/Horizontal

Gedrehtes Dreieck (Parivrtta Trikonasana) oder jede andere Drehung der Wirbelsäule sowie andere Drehbewegungen.

Anatomische Bewegungsbezeichnungen

Bei Körperteilen wird die Bewegungsrichtung im Verhältnis zur Embryonalhaltung bestimmt. Die Einnahme der Embryonalhaltung erfolgt durch das Beugen (Flexion) aller Extremitäten. Das Aufrichten aus der Embryonalhaltung geschieht durch das Strecken aller Extremitäten. Beides erfolgt auch in der Sagittalebene.

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Abb. 1.17: a) Beugung in die Embryonalhaltung b) Streckung aus der Embryonalhaltung

Grundbewegungen

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Abb. 1.18: Beugung: Verkleinert den Winkel zwischen den Knochen eines Gelenks. Aus der anatomischen Grundposition erfolgt die Beugung meist vorwärts, außer beim Kniegelenk. Merke: Die Beugung geht immer zur Embryonalhaltung.

Streckung: Ausstrecken oder Beugen nach hinten, aus der Embryonalhaltung heraus

Überstreckung: Streckt ein Körperteil über seinen normalen Bewegungsspielraum hinaus.

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Abb. 1.19: Seitliche Beugung: Neigung des Kopfes oder Rumpfes zur Seite in der Frontal- bzw. Koronarebene

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Abb. 1.20: Adduktion: Anziehen, Bewegung zur Mittelachse des Körpers oder eines Körperteils

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Merke: Um den Arm über Schulterhöhe hinaus anzuheben (Elevation durch Abduktion), muss das Schulterblatt um seine Achse rotieren, um die Schulterblattgelenkpfanne nach oben zu drehen.

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Abb. 1.21: Rotation: Drehung, Bewegung eines Körperteils oder des Rumpfes um seine Längsachse

Mediale Rotation: Einwärtsdrehung

Laterale Rotation: Auswärtsdrehung

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Abb. 1.22: Zirkumduktion: Kreisen; ein Ende eines Köperteils beschreibt einen Kreis, das andere Ende bleibt stabil. Kombination aus Beugung, Abspreizen, Streckung und Anziehen.

Andere Bewegungen

Die in diesem Abschnitt vorgestellten Bewegungen erfolgen nur an bestimmten Gelenken oder Körperteilen, normalerweise unter der Beteiligung von mehreren Gelenken.

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Abb. 1.23 a) Pronation: Einwärtsdrehung der Hand heraus aus der anatomischen Grundposition oder Embryonalhaltung. (Ist der Ellenbogen um 90° gebeugt, zeigt die Handfläche nach unten.)

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Abb. 1.23 b) Supination: Auswärtsdrehung der Hand in die anatomische Grundposition oder Embryonalhaltung. (Ist der Ellenbogen um 90° gebeugt, zeigt die Handfläche nach oben.)

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Abb. 1.24: Dorsalflexion: Fuß anziehen, Zehen zeigen zur Decke (im Yoga sehr häufig).

Plantarflexion: Fuß strecken, Zehenspitzen zeigen zum Boden.

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Abb. 1.25: Eversion: Auswärtsdrehung der Fußsohle, Gewicht liegt auf der Fuß-Innenkante (auch Pronation).

Inversion: Einwärtsdrehung der Fußsohle, Sohlen zeigen zueinander, Gewicht liegt auf der Fuß-Außenkante (auch Supination)

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Abb. 1.26: Protraktion: Vorwärtsbewegung in der Transversalebene, z. B. beim Vorschieben des Schulterblatts

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Abb. 1.27: Retraktion: Rückwärtsbewegung in der Transversalebene, z. B. beim Zurücknehmen der Schultern

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Abb. 1.28 a) Elevation: Anheben eines Körperteils entlang der Frontalebene, z. B. des Schulterblatts beim Achselzucken

Depression: Absenken eines angehobenen Körperteils zurück in die ursprüngliche Position

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Abb. 1.28 b) Das Abspreizen des Arms im Schultergelenk mit anschließendem Heben über den Kopf in der Frontalebene heißt auch Elevation durch Abduktion. Im Yoga wird das Absenken des Schultergürtels nach Einnahme der Zielhaltung betont, wie z. B. in Krieger I.

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Abb. 1.28 c) Das Anheben des nach vorn ausgestreckten Arms bis über den Kopf in der Sagittalebene heißt auch Elevation durch Flexion. (Flexion erfolgt in der Schulter.)

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Abb. 1.29: Opposition: Durch die Beweglichkeit des menschlichen Daumensattelgelenks in zwei Achsen kann der Daumen in der Opposition die Spitze jedes Fingers seiner Hand berühren.

Das Skelett

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Abb. 1.30 a) Das menschliche Skelett (Vorderansicht)

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Abb. 1.30 b) Das menschliche Skelett (Rückansicht)

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Abb. 1.31: a) Rückgrat: Rückansicht, b) Rückgrat: Seitenansicht, c) Lendenwirbel (Aufsicht), d) Brustwirbel (Seitenansicht)

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Abb. 1.32: Thorax: a) Vorderansicht; b) Seitenansicht

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Abb. 1.33: Schulterblatt (Rückansicht)

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Abb. 1.34: Schädel bis Brustbein (Vorderansicht, Ober- und Unterkiefer nicht dargestellt)

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Abb. 1.35: Vom Scheitel bis zum Ellenbogen (Seitenansicht)

Echte Gelenke

Gelenke haben zwei Aufgaben: Sie gewährleisten die Stabilität und zugleich die Mobilität des starren Skeletts. Unbewegliche (Synarthrosen) und eingeschränkt bewegliche (Amphiarthrosen) Gelenke finden sich hauptsächlich im zentralen Skelett. Dort schützt ihre Stabilität die inneren Organe. Echte Gelenke (Diarthrosen) sind frei beweglich und finden sich bevorzugt an den Extremitäten, da dort ein größerer Bewegungsspielraum benötigt wird. Sie haben einige charakteristische Eigenschaften:

mit (hyalinem) Gelenkknorpel überzogene Knochenflächen

eine Gelenkhöhle gefüllt mit Synovialflüssigkeit („Gelenkschmiere“), um Reibung zu vermindern

verstärkende Seiten- oder Hilfsbänder

Schleimbeutel (lat: Bursae) als Polsterung

Sehnenscheiden als Schutz für Sehnen mit starker Reibungsbelastung

In einigen Gelenken (z. B. im Knie) sind Scheibenknorpel (Menisken) vorhanden. Sie fangen Stöße ab.

Es gibt sechs Typen echter Gelenke: Das ebene oder Gleitgelenk, das Scharniergelenk, das Radgelenk, das Kugelgelenk, das Ellipsoidgelenk sowie das Sattelgelenk.

Ebenes oder Gleitgelenk

Bei Bewegung gleiten zwei in der Regel flache oder leicht gekrümmte Flächen aneinander vorbei. Beispiele sind das Akromioklavikular- und das Iliosakralgelenk.

Scharniergelenk

Bewegung ist nur um eine transversale Achse möglich, wie bei einem Scharnier am Deckel einer Kiste. Ein Vorsprung am Knochen fügt sich in eine konkave oder zylindrische Oberfläche auf der anderen Seite und ermöglicht das Beugen und Strecken. Beispiele sind Zehengelenke, Ellenbogen und Knie.

Radgelenk

Die Bewegung erfolgt um eine vertikale Achse, wie bei einer Türangel. Eine annähernd zylindrische Gelenkfläche aus Knochen ragt in einen Ring aus Knochen oder Bändern hinein und rotiert darin. Ein Beispiel ist das Gelenk zwischen Elle und Speiche am Ellenbogen.

Kugelgelenk

Das Gelenk besteht aus einer Kugel, dem kugeligen oder halbkugeligen Kopf eines Knochens. Dieser rotiert in der konkaven Pfanne seines Gegenstücks. So sind Beugung, Streckung, Abduktion und Adduktion, Zirkumduktion (Kreisen) und Rotation (Drehung) möglich. Kugelgelenke besitzen mehrere Achsen und daher von allen Gelenken den größten Bewegungsspielraum. Beispiele sind Schulter- und Hüftgelenk.

Ellipsoidgelenk

Diese Gelenke haben eine rundliche Gelenkfläche, die in eine passende Höhle greift. Sie erlauben Beugung, Streckung, Abduktion und Adduktion sowie als Kombination daraus die Zirkumduktion (Kreisen). Beispiel sind das Handgelenk und die Fingergrundgelenke (nicht aber das Grundgelenk des Daumens).

Sattelgelenk

Bei einem Sattelgelenk passen die konvex und konkav gewölbten Bereiche beider Gelenkflächen zueinander wie ein Sattel auf einen Pferderücken. Sattelgelenke ermöglichen mehr Bewegungsfreiheit als Ellipsoidgelenke. Ein Beispiel ist das Daumensattelgelenk, das die Opposition des Daumens gegen jeden anderen Finger an einer Hand ermöglicht.

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Abb. 1.36: Echte Gelenke

Die Muskulatur

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Abb. 1.37 a): Die wichtigsten Skelettmuskeln (Vorderansicht)

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Abb. 1.37 b): Die wichtigsten Skelettmuskeln (Rückansicht)

Muskelansätze

Die Skelettmuskeln (auch willkürliche Muskeln) machen etwa 40 Prozent des menschlichen Körpergewichts aus. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Bewegung des Körpers durch koordinierte Kontraktion und Entspannung. Dabei übertragen die Muskeln über ein oder mehrere Gelenke Spannung auf die Knochen, an denen sie über Sehnen (oder manchmal auch direkt) befestigt sind. Diese Befestigungspunkte heißen Ansätze. Zum besseren Verständnis der Aktion eines Muskels können sie unterschieden werden: Der Ansatz des Skelettmuskels an dem relativ unbeweglichen Knochen wird dann als „Ursprung“ bezeichnet, der Ansatz an dem zu bewegenden Knochen als „Ansatz“. Bei den Sehnenansätzen wird zwischen proximal (näher an der Körpermitte) und distal (am weitesten von der Körpermitte entfernt) unterschieden.

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Abb. 1.38: Muskelansatz an Sehne

Sehnen und Sehnenplatten (Aponeurosen)

Die Muskelfaszien (Bindegewebsbestandteile eines Muskels) bilden Bündel und erstrecken sich über das Ende des Muskels hinaus. Als runde Schnüre oder breite, flache Bänder heißen sie Sehnen. Flache, blattartige Strukturen werden als Sehnenplatten oder Aponeurosen bezeichnet. Beide befestigen den Muskel am Knochen oder Knorpel, an anderen Muskeln oder an einer Raphe – einem Saum aus faserreichem Bindegewebe, der entsteht, wo zwei Hälften eines Körperteils oder Organs zusammenkommen, wie bei der Zunge.

Intermuskuläres Septum

Zwischen einigen Muskeln oder Muskelpartien verlaufen flache Blätter aus dichtem Bindegewebe. Auch an diesen sogenannten intermuskulären Septen können Muskelfasern ansetzen.

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Abb. 1.39: Muskelansatz an Aponeurose

Das Sesambein

Manche (aber nicht alle) Sehnen bilden bei starker Reibungsbelastung ein Sesambein aus. Dies ist ein kleiner Knochen, der in die Sehne eingelagert ist und nicht mit dem Rest des Skeletts in Verbindung steht. Ein Beispiel dafür ist die Sehne des Peroneus longus in der Fußsohle. Sesambeine können jedoch auch ohne Reibung entstehen. In erster Linie verringern sie die Belastung der Sehnen durch Druck und Reibung; gelegentlich lenken sie auch die Zugrichtung des Muskels um.

Mehrfache Ansätze

Bizeps