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Vorwort: Der große Kristall

»Was man von der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück.«

Friedrich Schiller

In den 60 Jahren seit der Erstbesteigung hat sich an der Gültigkeit des Schiller-Wortes bis heute nichts geändert. Die Pioniere Achille Compagnoni und Lino Lacedelli waren ihm unterworfen, ebenso wie Walter Bonatti, der damals, 1954, mit dem Hunza Mahdi sein Leben am »Berg der Berge« riskiert hat und dem der Gipfel versagt blieb. Erst recht galt es aber bereits 1939 für Fritz Wiessner, dem mit Pasang Dawa Lama um Haaresbreite die Erstbesteigung des K2 entging. Nur 283 Meter unter dem Gipfel drehten sie wegen der Furcht des Sherpas vor den Dämonen der nahenden Nacht um … Fritz Wiessner glaubte an den nächsten Tag, aber das Glück lächelte ihnen nur einmal: Steigeisen, die sich vom Rucksack lösten, bedeuteten das Ende jeder Hoffnung auf den Gipfel – sie hatten ihre einzige Chance verspielt! Elf Jahre vor der Annapurna hätte ihnen am Vortag der K2 als erster Achttausender glücken können – noch dazu als Erstbesteigung ohne Sauerstoffgeräte!

»Was man von der Minute ausgeschlagen …« Julie und ich standen im Bann dieser Wahrheit und wählten, anders als Fritz Wiessner, die gegenteilige Option: Wir stiegen weiter empor, gipfelwärts! Die Verwirklichung des Traums bedeutete für uns das Leben. Doch Leben und Tod, sie stehen am K2 nahe beieinander. Noch heute kreisen meine Gedanken immer wieder um jenen Augenblick, als wir beides noch in der Hand hatten – die Verwirklichung des Traums und das Leben oder der Verzicht darauf.

Es war knapp unterhalb des Gipfels, auf 8500 Metern …

Gebückt steigen wir weiter – jeden Schritt mehrere Atemzüge! – Da plötzlich – wie von Zauberhand! Entgeistert bleibe ich stehen, blicke nach oben: ein fahles Gekräusel von Schatten und Licht, es huscht, tanzt über den letzten dunklen Wölbungen. Ist das doch Vorspiel zu einem Sturm? Eine Tändelei, ehe die Energien der Luft brüllen? Vertrauen zu unserem Berg kämpft mit Furcht in mir, mündet in einen einzigen wahnwitzigen Gedanken: hinauf! Solange es noch geht!

Trotzdem wäre ich auch bereit zur Umkehr. Wenn es irgendeinen Grund gibt, von Julie her …

»Sollen wir weitersteigen oder nicht? Der Gipfel ist so nahe – dort ist er! Aber wir können immer noch umdrehen – –« Ich sehe Julies angespannten Blick. Sie hat die tanzenden Schleier gesehen.

»I am feeling very fit!«, sagt sie.

»Es kann nur noch eine Stunde sein – –«

»If you think so – – let’s go on!«, sagt sie entschlossen. Weiter! Weiter! – – Wir wissen, dass alles auf dem Spiel steht. Einmal im Leben! … Es ist uns klar bewusst.

So habe ich in diesem Buch eine der entscheidenden Situationen beschrieben. Was uns dort oben unter dem Gipfel des K2 beherrschte, war, wie ich schon andeutete, der Sinn der Erfüllung des Seins. Es war das Leben, das uns hinaufgerufen hat, nicht der Tod! Auf seine Stimme zu hören ergab einen Sinn – den Gipfel zu erreichen war in diesem Augenblick der Sinn unseres Daseins.

Im Abendlicht, umgeben von Wolkenschleiern, standen wir dann auf der Spitze des großen Kristalls. Für einen Augenblick der Ewigkeit gehörte uns der K2. »Wir stehen im höchsten Schnee und halten uns umschlungen«, erzählt mir die Erinnerung.

Nicht ohne Grund bezieht sich der Titel dieses Buches in den meisten Sprachen auf diese unendliche Verbindung: »The Endless Knot«, »Il nodo infinito«, »El nudo infinito«. Es ist die Verbindung zwischen Menschen und dem großen Berg; Menschen, die unerklärlicherweise ihr Leben riskieren, um ganz oben auf dem gefährlichen Kristall zu stehen – man möchte fast sagen, ein Teil von ihm zu sein. Für Julie und mich jedenfalls galt dies. So mancher jedoch kommt nicht mehr herunter, bezahlt den Traum mit dem höchsten Preis: seinem Dasein. Deshalb bekam dieses Buch seinen deutschen Titel aus Traum und Schicksal, denn »der unendliche Knoten« erwies sich in unserer Sprache als ungeeignet.

Julie und ich waren gewiss die glücklichsten Menschen der Erde, als wir uns auf dem Gipfel des K2 umarmten. Doch was dann geschah, lässt sich nicht in wenigen Worten schildern! Nichts war schrecklicher als das, was dort oben in 8000 Meter Höhe in Tagen und Nächten des Sturms geschah. Von uns sieben, die nach dem Gipfelgang zu Gefangenen der Elemente wurden, überlebten nur zwei. Die anderen starben im höchsten Lager – oder darunter, bei dem verzweifelten Versuch, mit letzter Kraft noch herabzukommen … Julie – meine Gefährtin; Alan Rouse; Alfred Imitzer; Hannes Wieser; Mrowka Dobroslawa.

Wie konnte das geschehen?

Der Ereignisverlauf war höchst kompliziert, eine Kettenreaktion, die mit einer Lawine weit oben am Abruzzensporn ihren Anfang nahm. Während der Leser in diesem Buch dem Geschehen folgt, wird ihm sicherlich bewusst, dass zumindest ein guter Teil der insgesamt 13 Todesopfer in diesem »Schwarzen Sommer« 1986 auf die Einwirkung des beginnenden Massenbergsteigens zurückzuführen ist, das in neuerer Zeit den Everest völlig beherrscht. Dennoch bleibt der Tod mancher Bergsteiger nach dem »Schwarzen Sommer« eine unerklärbare Tatsache – als hätte der K2 sie mit einem Fluch behaftet.

Der Historiker Xavier Eguskitza stellte hierzu schlicht fest: »Von den 27 Bergsteigern, die 1986 den Gipfel erreichten, starben sieben beim Abstieg (außer sechs anderen). Seither starben weitere Gipfelbesteiger des K2 von 1986: Michel Parmentier und Petr Bozik am Everest 1988. Jerzy Kukuczka am Lhotse im Oktober 1989, Wanda Rutkiewicz am Kangchendzönga und Gianni Calcagno am Mount McKinley im Mai 1992.« Wie dem auch sei, große Tragödien (beispielsweise 2008 mit elf Todesopfern) und die im Anhang des Buches geführte Statistik zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, den Gipfel des K2 zu erreichen, ziemlich gering ist – und die, nicht mehr zurückzukommen, im Vergleich dazu relativ hoch (derzeit etwa 25 Prozent).

Unverändert ist auch heute noch die Anziehungskraft des »Großen Kristalls«, selbst wenn Stürme, riesige Neuschneemengen und Lawinengefahr dazu führen, dass in manchem Jahr überhaupt niemand den Gipfel erreicht.

Wieso es zu der schicksalhaften Verbindung zwischen diesem Berg, Julie und mir gekommen ist, liegt wohl an seiner überwältigenden Schönheit, der Regelmäßigkeit des großen Kristalls, die uns beide verzauberte – in seinem Schatten und seinem Licht fühlten wir uns zu Hause. Dieser Gipfel ließ uns einfach nicht mehr los! Er wurde unser Traumberg. Auf seiner Spitze zu stehen und nach dem Blau des Himmels zu tasten – ein unmöglicher Traum.

Und doch ließ er uns immer wieder voll Hoffnung aufbrechen, nahm unser ganzes Dasein gefangen. Drei Jahre lang kehrten wir zum K2 zurück.

Als wir den Gipfel erreichten und Julie nicht mehr herabkam, zerbrach für mich die Welt, und es dauerte lange, ehe ich wieder einen Sinn erkannte. Die Schaffensfreude, die uns beseelt hatte, die uns alle Hindernisse, die sich uns in den Weg stellten, überwinden ließ, hatte ihre Wurzeln ja in unserem Zusammensein. Sie war noch da, wie eine versteckte Kraft – doch ohne Ausweg! Schließlich besann ich mich auf mich selbst und begann, die Plätze, die uns begeistert hatten, wieder aufzusuchen. Ich endeckte, dass ich nicht allein war, dass ich etwas verwirklichen sollte, ein »Dasein«, das nicht mehr zur Gegenwart gehörte. Gemeinsam, aber wie?

Bereits der Anfang dieses Buches bereitete mir große Schwierigkeiten. Nicht nur wegen der kaputten Hände – ich stand noch vollkommen in einem anderen Leben. Sollte dies alles für immer vergangen sein? Deshalb entschloss ich mich, dieses Buch zu schreiben, darüber, wie alles begann, wie der Traum wuchs und wuchs – von einer ersten abenteuerlichen Segelfahrt über die Nordsee bis hin zu einem Sommer in der Steinwüste des Shaksgamtals in Sinkiang mit dem Vorstoß auf 8000 Meter Höhe über die Nordkante des K2 und der Gründung des »Höchsten Filmteams der Welt«. Ein Jahr später unser erster gemeinsamer Achttausender, der Broad Peak – mit Erinnerungen an Hermann Buhl. Schließlich ein Film und das Zusammenleben mit den Tibetern im Schatten von Makalu und Everest.

Zuletzt, Schritt für Schritt, wie es über einen einzigen verlorenen Tag in 8000 Meter Höhe zur damals größten Tragödie am K2 kam. In den Seiten dieses Buches kann der Leser der fatalen Kettenreaktion folgen, die auf der Schulter des K2 zu einer tödlichen Falle für sieben Menschen wurde – nur zwei von ihnen überlebten. Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen, dass es in einem ähnlichen Fall nicht zur Wiederholung kommt.

Kurt Diemberger, im Herbst 2013

Der Anfang

»K2 from both sides« sollte Julies und mein Buch heißen – wir wollten es gemeinsam schreiben. Nun bin ich allein und noch voll Scheu zu beginnen …

Fang an, Kurt!

Schreibprobe: Diese Maschine schreibt nicht schlecht, das Farbband ist neu, und die Einstellung ist gut, es müssen bloß die Bauarbeiter mit dem verdammten Lärm aufhören, die Wiese nebenan ist endlich auch gemäht, der elende Rasenmäher verstummt – oder hat der Nachbar nur vorübergehend die Lust verloren? Vielleicht kann man die Ablenkungen durch etwas Whisky ausgleichen. Ich muss mit dem Daumen schreiben, denn die Finger der rechten Hand schmerzen sonst zu sehr. Die Finger – was davon noch da ist, nach den Erfrierungen am K2.

Vielleicht kann ich meinen »neuen« Zeigefinger so weit bringen, dass wenigstens er es schafft. Ob Susi einen Fingerling hat? Das Schreiben nur mit dem Daumen lenkt etwas ab. Ich will es mit dem Tonband versuchen und dann abtippen – das ist dann eine mechanische Tätigkeit, egal, ob bequem oder unbequem. Aber für die Tonbandschreiberei muss man in totaler Klausur sein – nicht für das Schreiben, ich meine für die Aufm-

mmnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn

mmmmmmmmmm nahme – das »n« ist stecken geblieben, c’est la vie, Anfangsschwierigkeiten müssen überwunden werden, habe die Type so lange hin- und hergebogen, bis sie nicht mehr stecken blieb (ich meine den Typenhebel). Also … siehe oben … ich meine für die Aufnahme. Dann kann entweder jemand im Zimmer sein, dem man das alles erzählt – das ist die eine Möglichkeit. Oder man muss ganz alleine sein, ohne jede Ablenkung … sodass man das Zentrum finden kann – »the center«, von dem Julie so oft sprach. Am besten erklärbar im Zusammenhang mit Meditation und mit den »martial arts« wie Aikido, Budo – da hat es nicht nur seelisch, sondern auch körperlich seine Bedeutung. Diese verfluchten Dacharbeiter!! Die Sägerei der Bretter wirft einen sofort aus jedem Gedanken – ich muss das heute als einen Tag geistigen Kampfes gegen unschuldige Widersacher betrachten, vielleicht stärkt auch das meine Energien, denn ich will schreiben … für Julie, für mich, für alle, die verstehen … Es erscheint sinnlos, das alles gelebt zu haben, und es geht einfach unter ohne jede Spur.

Selbst dann wäre es nicht sinnlos. Es hat Sinn gehabt, für den Augenblick, für uns beide, für die Erfüllung eines ganzen Lebens … Eine Verwirklichung in wenigen Jahren, von der ich nun erzählen will. Während dieser ganzen Zeit stand der K2 über uns, ein Berg, so abweisend und gleichzeitig so schön wie kein anderer. Als wäre er ein Symbol des Unerreichbaren.

Eine ewige Versuchung.

»Will we ever come back to K2? Of course, we will – –«

(Julie Tullis, 1984, in Urdokas am Baltorogletscher)

Für Julie

und alle, die sich den großen

Bergen nähern

»– – – our most desired peak« unser K2

Ein eigenartiges durchsichtiges Grau hat alles eingehüllt – wie ein seidiger Mantel um den ganzen Gipfelaufbau. Faszinierend und bedrohlich zugleich. Spannung liegt in der Luft, erfüllt uns, die steile Schneelandschaft, Wölbungen, Eisklippen … Das Wetter wird langsam schlecht.

Trotzdem steigen wir höher: Es kann nicht mehr weit sein! Wenn ein Sturm losbricht, hier in fast 8600 m Höhe, haben wir ohnehin keine Chance zu überleben. Auch wenn wir umdrehen.

Dann wollen wir vorher noch auf unserem Gipfel gestanden haben. Eine senkrechte Wandstufe im »seidigen« Licht – aus Eis. Mit dem Pickel drehe ich eine Titanschraube in die harte Fläche, es knistert und knirscht. Dann schlage ich mir ein paar Griffe und Tritte heraus – ich will mich in dieser Höhe auf kein Kunststück einlassen. Wird sich darüber ein neues Hindernis aufbauen? Werde ich in wenigen Minuten den Gipfel erblicken?

Julie sichert mich, während ich hochsteige. Wenige Meter, schon bin ich am Rand des Eisriegels, jetzt … da ist er aufgetaucht! Der Gipfel des K2! Die höchste Wölbung des Berges im zartgrauen Licht … Sanft, ja harmlos nimmt sich die Linie aus, die die fürchterlichen Abgründe dieses Berges beschließt. Eine Welle von Glück durchströmt mich! … »Come up, Julie – we are very close!« Wir sind unserem Ziel nahe.

Julie ist am Rand aufgetaucht, hebt den Kopf über die Wölbung; die Arme auf den Schnee gestützt, schaut sie hinüber, hinauf … »Be still«, sagt sie; und dann sehe ich nur ihre Augen, ihr Gesicht, den Ausdruck der Verwunderung, das Staunen; diese vertrauten dunklen Augen unter den vereisten Haarsträhnen, ruhig, wie in einem stummen Zwiegespräch empor zur Wölbung des Berges gerichtet.

Was denkt sie, was sagt sie dem höchsten Schnee?

Drei Jahre schon umwerben wir den Berg der Berge …

Jetzt wird das Unerreichbare erreichbar. Nichts mehr kann ihn uns nehmen.

Doch es ist spät! Das Wetter ist langsam am Umfallen – es scheint in seltsamer Weise nur den Atem anzuhalten, gewährt uns Augenblicke, gönnt uns eine Frist. Das magische Licht kann uns nicht täuschen – auch wenn es jetzt wieder heller aussieht.

»Julie, let’s go – –.« Plötzlich bin ich unruhig. Sie blickt mich an und lächelt, wie aus einer fernen Welt zurückgekehrt … »Yes, let’s go up!«

Der Traum dreier Jahre wird sich in wenigen Minuten erfüllen.

Der einsame K2 – mit Hermann Buhl am Baltoro, 30 Jahre früher

Schscht – schscht schscht – schscht die Schneereifen schleifen durch im Sonnenlicht glitzerndes Pulver, über herausragende Eisrippen, Bodenwellen.

Vor mir, trotz der Mühe in dynamisch abgezirkelter Bewegung, mit kurzen Schritten – Hermann Buhl. Seine kleine, fast zierliche Gestalt, deren Energie man spürt, während sie sich vorwärtsschiebt, durch das unregelmäßige Gelände des Godwin-Austen-Gletschers. Vor mir der graue, breitkrempige Filzhut über dem Rucksack, die feingliedrigen Hände, die sich bei jedem Hochheben der schmalen, über den Schnee schleifenden ovalen Holzreifen auf die Skistöcke stützen, um das Gleichgewicht zu halten – den vorausspähenden Blick aus den immer wachen Augen Hermanns, mit dem er das Gelände prüft, kann ich nur ahnen. So tasten wir uns vorwärts, an langen Reihen spitzer Eisgestalten vorbei, wie durch einen märchenhaften, im Zauber erstarrten Wald. Freie Flächen dazwischen, der Moränenrücken, verschneit …

Wir sind allein, hier im Herzen des Karakorum, umgeben von gewaltigen Gletschern, einer vielfältigen, wilden Welt aus Eis und Stein, Bergspitzen, Granittürmen, Phantasiegestalten – die tausend Meter und darüber in den Himmel aufragen, einige noch viel mehr …

Außer Hermann und mir und unseren drei Gefährten im Basislager gibt es im Mai 1957 keinen Menschen am Baltorogletscher.

Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller aus Salzburg und unser jetzt »arbeitsloser« Verbindungsoffizier Captain Quader Saeed, der schon seit vielen Wochen von einem etwas bunteren Leben in Lahore träumt, gehören mit uns zur einzigen Expedition im Umkreis von etlichen hundert Kilometern in der ganzen Saison. Wir sind allein im Bereich des riesigen, 58 km langen Eisstroms des Baltoro, der mit seiner Bergwelt zu den schönsten und einsamsten Plätzen der Erde gehört. Unzählige Seitengletscher führen zwischen Gipfel von atemberaubender Größe und Steilheit hinein, zu Linien, deren Harmonie unerklärlichen Zauber ausstrahlt, zu Plätzen, wo niemand die Frage nach dem »Warum« stellt, weil die Antwort so klar vor ihm steht.

Mein Traum, einmal im Leben im Himalaja zu sein, zu den höchsten Gipfeln der Erde aufzusteigen, ist schließlich in Erfüllung gegangen – ich bin 25 Jahre alt. Hermann Buhl hat mich mitgenommen, nachdem mir mit der Überwindung der Riesenschaumrolle an der Königsspitze die damals wildeste Eiskletterei der Alpen gelang. Ich bin überglücklich – weiß, dass ich alles in diese Chance setzen werde …

Während wir unsere Spur, vom kilometerweiten Concordiaplatz des Baltoro kommend, nun in bald 5000 m Höhe über den verschneiten Seitengletscher ziehen, der seinen Namen dem Kartografen Godwin Austen verdankt, einem der ersten Erkunder um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, denke ich daran, dass Adolf Schlagintweit, der erste Europäer, von dem man sicher weiß, dass er in die Nähe des Baltoro gelangte, nirgends in die Namensgebung eingegangen ist. Hingegen erhielt der uns jenseits des Concordiaplatzes gegenüberliegende, mit vielen parallel verlaufenden feinen Linien bedeckte Seitengletscher den Namen des Reisenden G. T. Vigne – auch wenn er ihn nie betreten hat, und Martin Conway, der Leiter der ersten Expedition, die 1892 im Karakorum auch bergsteigerische Ziele verfolgte, wurde später Lord und erhielt einen rund 6000 m hohen Schneesattel »gewidmet«.

Im Vergleich zu ihnen sind wir keine »Entdecker« mehr – und sind es doch: jeder für sich. Wenn du so in menschenleeres Land zwischen riesigen Bergen vorstößt, wird dir das Herz weit, empfindest du beim Blick um die nächste Ecke gewiss nicht anders als die Ersten, die hier waren. Denn noch herrscht die Stille zwischen den Gipfeln, reicht die Spannung wie ein Gewölbe von Berg zu Berg, scheinen dir manche Tage ein Geschenk des Himmels! So wie dieser heute …

Über uns ragt der Broad Peak – auf den noch kein Mensch seinen Fuß gesetzt hat. Der dreigipflige Achttausender erhebt sich wie ein Drachenrücken, dessen Schuppen in den Himmel stehen. Für mich umwittert Geheimnis die dunklen Felsen … noch nie hat jemand sie berührt … Ich bin glücklich, dass der Berg das Ziel unserer Expedition ist.

Doch heute gehen Hermann und ich auf den K2 zu … Immer näher wächst vor uns in unglaublicher Regelmäßigkeit die größte Pyramide der Erde auf. 8611 m1 haben die Messungen der Kartografen ergeben, rund 240 m niedriger als der Everest, doch um vieles schwieriger. Zweifellos einer der schönsten Berge, die es gibt.

Die internationale Expedition von Oscar Eckenstein – zu der auch die Österreicher Pfannl und Wessely gehörten hat 1902 den ersten bergsteigerischen Vorstoß unternommen und gelangte am Nordostkamm an einem Gratgipfel über 6500 m. Doch 1909 eröffnete dann die große Expedition des Herzogs der Abruzzen an der felsigen Südostrippe des K2 (Abruzzensporn) die Route, die sich später als die beste herausstellen sollte. Man gelangte freilich nur bis 6250 m. Dafür glückte es dem Herzog und seinen Bergführern, an der Chogolisa bis knapp 7500 m vorzustoßen – ein Höhenweltrekord für viele Jahre! Nur rund hundertfünfzig Meter hätten zum Gipfel gefehlt! –

Hermann Buhl ist stehen geblieben und blickt zu dem schimmernden Trapez aus Eis und Schnee in 30 km Entfernung hinüber … »Ein schöner Berg«, murmelt er.

Das sieht aus wie ein gewaltiges Dach im Himmel … denke ich. Doch schon wendet Hermann sich wieder dem K2 zu: »Schade, dass der schon bestiegen ist. Aber es müsste großartig sein, ihn zu überschreiten – – den Felsgrat links hinauf und rechts über den Sporn hinunter.« Und dann erklärt er mir alles über den Abruzzensporn, den Weg der Erstbesteiger, alles, was er weiß über die riesige Expedition der Italiener vor drei Jahren. Neun Hochlager! Und 5000 m Fixseil sollen sie am Sporn angebracht haben. Ardito Desio, ein Geologieprofessor, habe die Expedition geleitet, Lacedelli und Compagnoni, zwei von den elf Bergsteigern, hätten schließlich den Gipfel bezwungen: ein nationales Ereignis, das ganz Italien in einen Taumel der Begeisterung versetzt habe. Ja, die beiden seien mit Sauerstoff gestiegen – aber: Zuletzt sei ihnen der doch ausgegangen – und sie hätten trotzdem nicht aufgegeben! Er lacht: »Du siehst, es geht auch ohne!« Und er spricht von Mallory und Irvin, die 1924 vom Gipfelgang am Everest nicht mehr zurückgekommen waren – obwohl sie es mit Sauerstoffgeräten versuchten. Davon, dass man neun Jahre später einen Pickel auf 8500 m gefunden hat und noch heute darüber rätselt, ob sie ihr Ziel erreicht haben. Und er erzählt von Norton, der am Everest ohne Sauerstoffgerät über diese Höhe hinauskam, und von Fritz Wiessner, dem, ebenfalls »ohne« aufsteigend, 1939 am K2 auch nur noch etwas über zweihundert Meter fehlten! Hermann ist lebhaft geworden, seinen Augen, den Handbewegungen seh ich’s an: Er würde am liebsten auch gleich ohne Sauerstoffgeräte und Hochträgerhilfe – im »Westalpenstil«, wie er das nennt den K2 angehen. »Der K2 ist schön«, sagt der Hermann und blickt wieder hinauf. »Ja – – man müsste den linken Grat hinauf und den rechten hinunter«, murmelt er versonnen.

Aber der Berg sieht so himmelhoch aus wie sonst keiner, wir sind nur winzige Pünktchen vor diesem Felsklotz, der wie ein Kristall schimmert, weil Schnee und Eis ihn bedecken. Nein, ich habe eigentlich kein Verlangen. Ich bin glücklich mit unserer Wahl: Der Broad Peak ist noch unbestiegen – und beinahe sechshundert Meter niedriger als der K2. Für unser Vorhaben, das viele für eine Verrücktheit halten, besser geeignet als der zweithöchste Berg der Erde. Im Weitergehen denke ich an unseren Achttausender: 1954 hat es den ersten und einzigen Versuch an ihm gegeben – eine deutsche Expedition unter der Leitung von Dr. Karl Herrligkoffer. Er verlief abenteuerlich: Beim Aufstieg über die von Eislawinen bedrohte Route fanden Bergsteiger plötzlich gewaltige Blöcke vorm Zelt, an einem spiegelblanken Eiswall von rund 500 m Höhe glitt der Österreicher Ernst Senn aus, sauste mit der Geschwindigkeit eines Bobfahrers in die Tiefe und kam unverletzt im sanften Schnee eines Hochplateaus zum Stillstand. Eisige Herbststürme gaben der Mannschaft schließlich in rund 7000 m Höhe den Rest, zwangen sie zum Aufgeben.

Im spiegelnden Eis des »Walls« haben wir vor Tagen noch ein Depot der Deutschen entdeckt: Eierlikör, Magenbitter, Ausrüstung und … eine drei Jahre alte, aber noch immer vortrefflich schmeckende Salami! Dazwischen gab es noch eine Büchse mit zartem italienischen gerollten Speck! Sie hatte offensichtlich eine Odyssee zwischen dem K2-Basislager und den Höhen des Broad Peak hinter sich – ehe die Delikatesse drei Jahre später in unseren Mägen landete. Ehrlich gesagt, es ist eigentlich pure Neugier, warum wir diese Exkursion zum K2 unternehmen: Wer weiß, welche Leckerbissen es dort im italienischen K2-Lager noch gibt …

Aber wir werden enttäuscht: Sosehr wir auch suchen, wir finden keine Spur vom Basislager. Weiß, weit und rein ist der Gletscher, auch auf der Moräne zeigt sich nichts. So drehen wir schließlich um und watscheln auf unseren Tellern zurück …

Neugierde hatte uns auch in den Lawinenwinkel des Broad Peak vordringen lassen: Hermann wollte sich nur anschauen, welchen Weg sein ihm vom Nanga Parbat her wohlbekannter Expeditionsleiter gewählt hatte. Er selbst hat sich ja für den viel direkteren, schwierigeren, aber sicheren Westsporn des Berges entschieden, den schon G. O. Dyhrenfurth – der »Himalajaprofessor« empfohlen hatte. Hermann war der Westsporn auch sympathischer: Ein so geradliniger, direkter Anstieg entsprach einfach seinem Charakter!

Während wir mit unseren Holzreifen, nun doch müde geworden, langsam – als hätten wir Pantoffel an unserem eigenen Basislager »entgegenschlurfen«, tauchen in mir wie ein Kaleidoskop die Bilder unseres Weges hierher auf: die Landung mit einer alten Dakota in einer gewaltigen Staubwolke auf einer Sandfläche bei Skardu, die als Flugplatz diente. Überquerung des Indus in einem großen einbaumähnlichen Gefährt. Die drei Wochen Anmarsch – erst durch das weite Shigartal mit seinen blühenden Bäumen, dann durch die Schluchten des Braldu, schließlich den Baltorogletscher hinauf mit 68 Trägern … von Schneestürmen behindert, sodass sie uns schließlich 12 km vom Basislagerplatz entfernt verließen. Die dann folgende Lastenschlepperei auf unseren eigenen Schultern, im Pendelverkehr, 25 – 30 kg Tag für Tag zum Basislager – das mit seinen 4900 m höher als der Montblancgipfel war. Und Hermann Buhls Trostworte: »Das ist alles gutes Training für später, für den ersten Achttausender im Westalpenstil!« Dann der Westsporn: hinauf und hinunter, hinauf und hinunter, erst mit Kopfweh … dann, allmählich, ging’s besser. Immer wenn wir droben beim Lager 1 die Lasten abgestellt hatten, setzten wir uns auf den Hosenboden und sausten in die Tiefe …

Wir haben schließlich 800 bis 900 m Hosenbodenabfahrt in einer halben Stunde bewältigt! Mit Rasten natürlich und entsprechender Vorsicht.

Der Broad Peak – dieser dreischuppige Drachenrücken gleicht vom Concordiaplatz her eher einer gewaltigen Burg … je nachdem, von wo aus du den Berg anschaust, sieht er anders aus. Ein Berg ist »etwas«, von dem man nie genau weiß, wie »es« wirklich ist … Auf dem Rückweg hat Hermann noch einen Versuch am Trangoturm vor – oder einer anderen dieser wilden Granitgestalten am unteren Baltoro …

Wir sind eine moderne Expedition, Hermann hat es an nichts fehlen lassen, was heutzutage der Fortschritt beschert: Wir haben Gasflaschen, große – eine Trägerlast und kleinere … die wiegen etwa 7 Kilo, für weiter oben. Wir haben einfache Firstzelte – außerordentlich stabil. Hervorragende, etwas unförmige Höhenschuhe aus schwerem, solidem Leder. Sie sind extra etwas größer gemacht – – so kann jeder mit Socken, Filzpatschen und was einem sonst noch an Isoliermaterial einfällt, bequem hinein … Wir haben bemerkt, dass sich Zeitungspapier ganz hervorragend bewährt! Freilich, wenn jemand mit diesen »Böcken« dann auf der Moräne daherkommt, bewegt er sich etwas unbeholfen, wie ein Taucher – der nicht der Höhe, sondern der Tiefe entstiegen ist. Bestimmt wird irgendwann einmal etwas erfunden werden: etwa ein Schuh im Schuh. Aber wir sind nicht unzufrieden, bis auf eines: Der Fortschritt begleitet uns am Westsporn auch in Form eines 11 kg schweren Walkie-Talkies. Wir lassen es von Herzen gern im Lager 1 auf 5800 m! Von dort weg verwenden wir lieber das alte Zettelsystem, bei dem man die Nachricht für jemanden, der vom nächsten Hochlager herunterkommt, einfach im Zelt deponiert.

Lager 2 ist eine natürliche, von uns erweiterte Schneehöhle unter dem Rand eines Hochplateaus in 6400 m Höhe. Wir haben dort sogar eine Küche eingerichtet: Hermann Buhl schwärmt von Kartoffelknödeln, Ochsenmaulsalat, Mayonnaise, Sanddornsaft, kurz gesagt, allen sauren Sachen – und Bier. Das allerdings gibt es nur im Basislager. Er nennt es ein natürliches Schlafmittel … Die erste »Dosis« hat sich freilich in einen meterhohen Springbrunnen aus Schaum verwandelt, der erst aufhörte, als die blaue Büchse aus Bayern leer war. Kein Wunder! … auf 4900 m ist der Luftdruck völlig anders! Na, wir haben’s dann gelernt, nur ein winziges Loch zu machen und den Daumen draufzuhalten … sodass beim langsamen Druckausgleich unser Schlafmittel nicht mehr »in die Luft ging«.

Die Tage vergehen … Am 29. Mai stoßen wir von Lager 3 auf knapp 7000 m zur Gipfelschneide vor. Erreichen ihren nördlichen Eckpunkt, ca. 8030 m hoch. Dort entdecken wir, dass der andere Eckpunkt der gewaltigen Schneide höher ist, müssen aber, weil es bereits viel zu spät ist, aufgeben. Im Basislager beschließen wir, den Berg noch einmal zu besteigen – wegen der 20 unbewältigt gebliebenen Höhenmeter auf der anderen Seite der Schneide. Da kann man nichts machen: Das ist der Gipfel! Hermann und Marcus haben sich die Zehen etwas angefroren, und Hermann ruft nach dem »Arzt«: Der bin ich. Voll Angst, doch mit beruhigenden Worten – wie richtige Ärzte das tun gebe ich ihm eine Spritze, später noch eine. Mit Erfolg. Hermann hat mich einen Monat vor der Abreise zum »Mediziner der Expedition« bestellt. Begründung: »… du hast studiert!« Mein schüchterner Einwand: »… ja, schon, aber Welthandel«, zieht nicht. Er muss großes Vertrauen in mich gehabt haben …

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Übersichtskarte von Eduard Sternbach nach einer Karakorumkarte von Marcel Kurz. (Aus der Österreichischen Alpenzeitung März / Juni 1961)

Mit 27 kg Medikamenten, die mir ein »echter« Arzt zusammengestellt hatte, und einer Universalzange zum Zähnereißen, die ich glücklicherweise nie verwenden musste, war ich also der Mediziner der Expedition. Tatsächlich habe ich viele Einheimische – mit entsprechender Vorsicht behandelt (wir hatten überdies denselben Rückweg).

Am 9. Juni ist es so weit: Nacheinander erreichen wir alle vier den Gipfel des Broad Peak. Zuletzt auch Hermann, der auf 7900 m – wohl wegen seiner Erfrierungen zunächst aufgegeben hatte. Wie ich vom Gipfel zurückkomme, treffe ich ihn, und wir steigen gemeinsam im letzten Licht des Tages zum höchsten Punkt empor …

Es war etwa 19 Uhr, als ich mit Hermann Buhl den Gipfel betrat, und die Sonne stand ganz tief … »Alles wird jetzt wahr. Die Stille des Raumes umfängt uns. Wir schweigen. Es ist die Erfüllung: Zitternd neigt sich die Sonne dem Horizont zu. Unten ist Nacht, dort liegt die Welt: Nur noch bei uns ist das Licht. Zauberhaft schimmern die nahen Gasherbrumgipfel, glänzt das Himmelsdach der Chogolisa. Direkt vor uns im Gegenlicht ragt die dunkle Masse des K2. Tieforange färbt sich der Schnee, seltsam azurblau der Himmel. Ich wende den Blick: Eine riesige dunkle Pyramide wächst hinaus in die endlose Weite Tibets. Sie verliert sich im Dunst der Ferne. Der Schatten des Broad Peak! … Ein Lichtstrahl greift über die Dunkelheit herüber zu uns, trifft gerade noch die letzten Meter des Gipfels. Staunend blicken wir auf den Schnee zu unseren Füßen. Er scheint zu glühen. Dann erlöscht das Licht …« Es war der große Sonnenuntergang für Hermann Buhl. Sein letzter auf einem Gipfel …

Den K2 habe ich auch von dort oben bewundert: Als riesige dunkelblaue Pyramide stand er da wie ein Scherenschnitt. Doch ich sah ihn an und verspürte keinen Wunsch in mir. Er war groß, unnahbar, und ich ließ ihn gerne allein. Nie hätte ich damals gedacht, dass er eine so bestimmende Rolle in meinem Leben spielen sollte. Erst viel später werden mich die Worte Eric Shiptons in ihren Bann ziehen.

Das Boot

Ist der helle Stern, den ich anpeile, der Sirius?

Nein, jetzt ist doch Sommer. Einer der großen Planeten?

Er leuchtet und strahlt, tanzt hin und her, hinter der schwarzen, in der Finsternis kaum wahrnehmbaren Kontur des Taus – je nach der Bewegung des Bootes in dieser Nacht auf der Nordsee.

Wenn der Stern sich zu weit vom schwarzen Strich des Taus entfernt, drücke ich mit den Händen leicht gegen die Zapfen des Steuerrads, bis die Richtung des Katamarans wieder stimmt – es geht nach England.

Von Zeit zu Zeit suche ich mir, nach einem Blick auf den Leuchtkompass, einen neuen Stern … denn alles dreht sich, unaufhörlich, auch der Himmel über dem Nordmeer. Und ich blicke lieber in die Sterne als fortwährend auf die Bussole. Verbunden mit den Stimmen des Meeres, dem Rauschen und Gurgeln der Wasser, dem singenden Geräusch der Brise in den Segeln, und über den Wogen bilden sie den Raum, durch den sich das Boot bewegt und meine Gedanken ziehen …

Alfrun, meine Schwester, die mit mir Nachtschicht macht, habe ich vor einiger Zeit – sie hatte mich abgelöst hinunter auf den im Wogengang knarrenden Diwan geschickt. Seine Laute erinnern mich von Zeit zu Zeit daran, dass das Boot schon etwas alt ist. Herbert, ihr Mann, ein erfolgreicher Berufsfilmer, hat es in Dänemark aus zweiter Hand gekauft – und außer einem Freund auch »die Familie« eingespannt, denn das Boot muss, wie er meint, unbedingt in seiner Heimatwerft überholt werden und die liegt in der Nähe der Themsemündung.

Herbert ist ein sehr positiver Mensch – er kann alles mit einem strahlenden, überzeugten Lächeln und großer Entschiedenheit in einer Weise darstellen, dass er mich (Landratte) nach zwei Tagen im heimatlichen Salzburg so weit gehabt hat – mich, der ich eher misstrauisch bin, wenn es um etwas mir Neues geht.

Aber jetzt genieße ich es, komme mir wie ein Seemann vor und habe den Schock, als wir im Limfjord plötzlich auf Grund saßen und nur das Herausreißen der »Schwerter« (oder war es nur eines der einem Schneespaten ähnelnden Dinger, die unter dem Boot in die Tiefe reichen?) unser Boot rettete, längst in die freundliche Kategorie überstandener Abenteuer eingereiht. Es ist etwas Feines, so ein Boot zu steuern – 12 m lang, 6 m breit, zwei Masten –, in den beiden Schwimmern (aus Glasfiber) können jeweils zwei Leute wohnen. Wenn sie es schaffen, auch schlafen. Das hängt vom Seegang ab.

Ja, wie gesagt, mein Schwager ist stolz auf das Boot, und gestern hat er mit wissender Miene mit seinem Sextanten die »Mittagshöhe« mithilfe der Sonne bestimmt … und daraus den Kurs berechnet. Er erschien uns allen wie ein Zauberer, und so recht geglaubt hat ihm keiner. Wenn man so mitten im Meer schwimmt … Einige Bohrinseln, die auf der Karte nicht eingezeichnet waren, haben ihn dann sichtlich nervös gemacht – und meine Bemerkung, dass die Navigation eigentlich nicht mit Erdölvorkommen verknüpft sei, hätte ich lieber unterlassen sollen.

Jetzt schläft der »Käpt’n« – wir sollen ihn nur wecken, wenn sich ein Licht zeigt. Aber es zeigt sich keines – die Masten schwanken durch den Sternenhimmel, der sich langsam von Stunde zu Stunde dreht … wie bei einem Biwak in klarer Nacht am Fels des Grates.

Und wie du dort den Stimmen des Berges zuhorchst und die große Ruhe über dich kommt, so erzählt dir hier das Meer …

Letztes Jahr war ich dort, wo beides aufeinandertrifft: der Fels und das Meer, dort, wo die Wogen mit ihren weißen Schaumkronen wie wilde Pferde heranrasen und gegen die Steilwände der englischen Küste donnern … »Dream of White Horses« haben die Kletterer eine Route in Wales genannt, bei der du an kleinen Griffen direkt über der berstenden, gewaltigen Brandung hängst, hinunterblickst in die schäumende Gischt und erst dann glücklich bist, wenn du die Angst überwunden hast – – –

Glück stand da in den Augen der dunkelhaarigen, in fließendem Rhythmus kletternden Britin, die sich Julie nannte; jede Regung des Körpers strahlte Kraft aus, bedeutete die Herrlichkeit des Daseins, sprach von Harmonie … so wie ein Tier ganz in seinem Element die Seele durch Bewegung ausdrückt … und Glück leuchtete in den Augen ihres weißhaarigen, sehnigen Kletterfreundes Dennis, dessen Bart und Mähne so wild wie die Gischt der See das scharf geschnittene Gesicht in der Brise umgaukelten, während von unten die Brandung dröhnte und die salzige Luft allem einen herben Geschmack gab.

Die beiden passten in eigenartiger Weise zusammen, man fühlte einfach, dass sie in ihrem Element waren …

Dennis war Fotograf, fing die Natur mit zauberhaften Bildern ein – und Julie betrieb mit ihrem Gatten Terry, dem Urtyp eines ruhigen Försters, in dem die Kraft des Waldes steckt, einen Coffeeshop für Kletterer in Sussex im Südosten Londons. Dort betreuten sie auch die Sandsteinfelsen, den dazugehörigen Forst und gaben Kurse. Beide waren offen, freundlich und hilfsbereit, Menschen der Tat. Es herrschte die unkomplizierte TULLIS-Atmosphäre in ihrem Heim bei Tunbridge Wells, rund um die Felsen und im Shop. Alle mochten Julie und Terry gerne. Sie bemerkten schließlich, dass die Bewegung am Gestein sich auch auf gehandicapte oder blinde Kinder günstig auswirkte, und gaben wechselweise immer wieder Kurse. Eigenartigerweise kletterten Julie und Terry nicht gemeinsam – es machte sie nervös, oder sie waren am Fels unerträglich kritisch miteinander.

Eine Vortragsreise hatte mich schon vor Jahren mit ihnen bekannt gemacht und 1975 auch nach Wales gebracht, wo Dennis lebte – mit dem Julie immer kletterte. Das wilde Meer am Fuß der Felsen hatte mich sehr beeindruckt – und vielleicht wollte ich mit meiner Einwilligung in die Fahrt nach England die Angst überwinden, die mir das fremde Element, das tobende Wasser, zweifellos eingejagt hatte; vielleicht auch – – ja, vielleicht auch wollte ich zeigen, dass ich etwas beherrschte, dem ich vorher unterlegen war.

Doch wem? Mir selbst gewiss, aber vielleicht auch Julie, dieser unerschrockenen, faszinierenden Britin. So muss es wohl gewesen sein, denn sonst könnte ich mir alles Folgende nicht erklären.

Als ich Julie und Dennis so ganz in ihrem Element erlebt hatte, muss wohl der schüchterne Wunsch entstanden sein, daran teilzunehmen; etwas hinzuzubringen, aus meiner eigenen Welt. Jetzt, während ich das Steuer hielt und über die Wogen glitt, von Berg zu Tal und wieder empor, war in mir dasselbe Gefühl von Kraft, das ich dort erlebt hatte. Und ich glaubte zu spüren, warum ich dieser Küste entgegensteuerte.

Ich begann vor mich hinzuträumen: Im Geist sah ich Lohengrin und seinen Schwan durch die Silhouette der Segel zwischen den Sternen des Firmaments, und die Sage mischte sich in die Geräusche der Nacht; zwar hatte ich sie schon halb vergessen, aber ich war nicht verlegen darum, mir eine eigene, den Umständen angepasste Variante zu bauen.

Ja, ich wollte sie hinausholen, und wäre es nur für einen Tag, auf dieses Meer, das ihre Insel umgab!

»Das Einzige, was niemals passieren darf«, hat Herbert gesagt, »man darf das Boot nicht verlassen. Man darf niemals aufgeben!« Und der Ton seiner Stimme ließ keinen Zweifel darüber, wie ernst es ihm damit war. Auch wenn wir eine sogenannte kleine gelbe Rettungsinsel besaßen. Herbert, der schließlich als Bergführer angefangen hat, hat selbstverständlich eine Selbstsicherung angebracht … ein Seil, in das wir uns bei schwerer See unbedingt einhängen müssen, wenn wir »draußen« sind, außerhalb der beiden großen Schwimmkörper. Das ist einzusehen. Werden wir’s brauchen?

Herbert träumt ja im Stillen von einem noch größeren Boot mit allen Finessen, um sämtliche Meere der Erde zu überqueren. Er wird jahrelang daran bauen (und ist noch nicht fertig).

Sturm! Da haben wir’s – – es heult und pfeift, es knarrt und stöhnt und ächzt und quietscht –

»… fällt nicht auseinander!!« Ich klammere mich an des Käpt’ns Worte und ans Steuer (seit einiger Zeit bin ich eingeteilt).

Sturm! … Du siehst nur die Wasserwand vor dir, graugrün … Es trägt dich empor, du bist oben, schon erblickst du die nächste, stürzt in ein Tal hinunter … Da steht sie wieder vor dir … die Wasserwand … starr. Ohne Unterlass, immer aufs Neue …

Die Segel vibrieren, die Luft pfeift und singt … Gischt stäubt … Der alte Katamaran ächzt und stöhnt … Wenn es über einen Wellenberg geht, klingt es tatsächlich, als wolle sich alles in seine Bestandteile auflösen … »Das Holz arbeitet«, beruhigt mich Herbert, als ich ihn wieder einmal anblicke. Er wird’s wohl wissen. Wir stehen nebeneinander am Ruder. Die nächste Wasserwand, das nächste Tal – – es nimmt kein Ende. Erschöpfend. Schließlich wirst du selber starr wie die unaufhörliche Folge der Wände. »Dass sich ja jeder, der die Nase heraussteckt, sofort mit dem Karabiner anhängt!«, hat Herbert gerufen, als es losging. Und er hat uns glaubwürdig versichert, wie schwierig, ja unmöglich es sei, einen, der über Bord ging, mit dem Segelboot wiederzufinden bei hoher See. Ja, dass er seine Karriere als Bergführer begann, merkt man: Keiner darf ohne Brustgeschirr und Karabiner hinaus.

»Windstärke 6!«, schreit er in das Toben und lacht mich aus seinen blauen ugen an. »Na – Kurt! –« Ich sage nichts. Hoffentlich wird es nicht »7« …

Ich halte die Diagonale wie angewiesen, schräg, die Berge hinauf und in die Täler hinunter – wie einer, der eine Buckelwiese in Schussfahrt nimmt! Aber lang hält das keiner aus – wir wechseln uns jetzt oft ab, taumeln hinunter in inen der beiden Schwimmkörper, versuchen, hin- und herrollend, etwas Schlaf zu finden. Aber alles knarrt und schnauft und gurgelt und rollt auch hier innen … Warum mir ausgerechnet der Walkerpfeiler in den Sinn kommt, weiß ich nicht; diese eintausendzweihundert Meter hohe senkrechte schwierige Granitkletterei in den Westalpen … ›Es ist nicht so anstrengend‹, denke ich bei mir, ›und der Pfeiler hält wenigstens still!‹

Ich bin überrascht, wie gut meine Schwester sich im nassen Element schlägt … na ja, wenn man so einen Gatten hat, wird man widerstandsfähig. Herberts Freund Gerhard ist ziemlich blass geworden. »Das sind halt die kurzen Wellen der Nordsee – die sind so«, kommentiert Herbert den Aufruhr des Meeres; es sollte eine Beruhigung sein.

Ein Tag ist vergangen, der Sturm ist vorbei. Erleichterung. Aber die Navigation ist im Eimer – glaub ich jedenfalls. Alfrun und ich haben zuletzt das meiste gesteuert, einfach nach dem günstigsten Schnittwinkel der Wellen … unser Kapitän, der arme Herbert – er wollte es ja nicht wahrhaben, hatte mit einem Anfall von Seekrankheit zu kämpfen. Und Herberts Freund hat, jetzt, wo alles vorbei ist, wo das Boot friedlich seinen Weg zieht, plötzlich einen Nervenzusammenbruch. Er hat genug! Aber Aussteigen hilft hier nichts! An jedem großen Berg kannst du ins Basislager absteigen, normalerweise; nein, Kurt – manchmal musst du es auch dort oben durchhalten … Zu dritt bringen wir Gerhard so weit, dass er schließlich wieder ein schmales Lächeln zeigt. Es ist fast drei Tage her, dass wir die Küste Dänemarks verlassen haben …

Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich wie nach dem dritten Biwak. Habe kaum je Schlaf gefunden, so etwa, wie wenn man im Stehen döst, ich glaube jetzt, dass das Segeln auf dem Meer so hart sein kann wie eine wilde, große Bergtour.

Gleichzeitig bin ich aber dem Meer nähergekommen. Das Meer ist etwas für mich geworden.

Es hat einen anderen Charakter, wenn du in ihm bist und nicht mehr an der Küste stehst, wenn du wirklich mit dem Wasser verbunden bist – nicht nur auf der Plattform eines großen Dampfers. Es ist jetzt, als hätte mich das, was das Wasser ist, durchdrungen – und das Land, die Küste, ist nur sein ferner Rand. Bevor du das nicht erlebt hast, weißt du eigentlich nicht, was das Meer ist.

Große Schiffe haben sich gezeigt … es ist eine Beruhigung.

Und Aufregung zugleich – ja nicht auf Kollisionskurs kommen! Herbert, unser Käpt’n, beweist, was er kann – die Riesen, automatisch gesteuert, können so ein kleines Segelboot wirklich leicht übersehen. Man muss sich schon selbst kümmern! Jetzt sind wir wieder allein …

Eine Küste ist aufgetaucht! Land!

Bewegung an Bord … Wo sind wir?

»Das Sonar einschalten!«, erinnere ich und denke an das Intermezzo im dänischen Limfjord, wo wir plötzlich auf Grund liefen. »Du und dein Sonar … mich wundert, dass du es nicht mitten in der Nordsee eingeschaltet hast«, meint Herbert sarkastisch, der nicht gerne an den Zwischenfall erinnert wird. Was kann ich dafür, dass ich gerne weiß, wie viel noch zum Grund fehlt?

»Die großen Schiffe haben den Kanal angezeigt«, stellt Herbert mit sachkundiger Stimme fest, »vor uns liegt England …«

›Wirklich?‹; denke ich.

»Es könnte auch sein, dass das die holländische Küste …« Ich verstumme, denn unser Käpt’n wirft mir einen vernichtenden Blick zu. Erst mein Hinweis auf unberechenbare Meeresströmungen beruhigt ihn etwas. Nein, es wird schon die englische Küste sein – aber welche? »Wir müssen die Nacht abwarten«, stellt Herbert fest. In einer Entfernung von wenigen Kilometern – man kann gerade Bäume und Häuser erkennen werfen wir Anker. Die Nacht abwarten? Ja, dann sieht man die Signale der Leuchtfeuer, und jedes hat seinen eigenen Rhythmus … Du stoppst die Sekunden zwischen den einzelnen Signalen und schaust auf einer Liste nach, wo du bist.

So geschah es – zwar stimmte die Farbe eines der Lichter nicht, wohl aber die Zeitabstände. »Er hat vielleicht eine rote Birne eingedreht, als ihm die weiße durchbrannte und er keinen Ersatz hatte«, ist meine laienhaft einfache Erklärung. Jedenfalls ist es nun sicher: Wir sind vor der englischen Küste, östlich der Themsemündung.

London. St. Katherine’s Dock. The Tower Bridge. Wir sind die Themse hinaufgesegelt. Alfrun und Herberts Freund Gerhard kehren zum Kontinent zurück. Herbert und ich bleiben ein paar Tage, bis alles für die Überholung des »Schwans« in die Wege geleitet ist. Und »Lohengrin 2« geht ans Telefon und ruft bei Terry und Julie an …

Wird sie Ja sagen? Mich kennt sie kaum und Herbert überhaupt nicht. Beide sind wir österreichische Bergführer und Filmemacher. Sind das in den Augen einer jungen englischen Dame vertrauenerweckende Berufsstände? Oder gelten wir eher als lose Abenteurer? Dabei möchte ich mich nur in ehrbarer Gesinnung für die schönen Klettertage in Wales erkenntlich zeigen – sie als Dank dafür aufs Meer bringen, erleben lassen, wie wunderbar es ist, mit einem Katamaran über die Wellen zu tanzen, bis zur Küste Frankreichs. Herbert ist einverstanden, fürs Wochenende! Und Julie? …

Kurt – so sage ich mir, hör auf mit dem »Schwan«! Wer weiß, wie die Geschichte mit »Lohengrin« wirklich lief … Ich zögere plötzlich am Telefon. Als wir uns endlich treffen – es ist ausgerechnet Terrys Geburtstagsfeier, sagt Julie prompt Nein zu meinem Vorschlag: Doch ich bin nicht überzeugt. Am nächsten Tag sind wir bei den Sandsteinfelsen und im grünen Leyswood. Jetzt versuche ich es wieder: eine Fahrt zur Küste Frankreichs?

Wenn in jemandem ein Abenteurer steckt – dann spürt man das. Es geht irgendetwas von ihm aus, das ihn umgibt, und Julie hatte dieses »Etwas« in hohem Maße: Sie war der geborene Entdecker. Ich glaube, es gab kaum etwas, wozu Julie nicht die Lust und den Mut gehabt hätte. Und wenn sie der Familie wegen auch oft stillsitzen musste – so gewiss nicht immer.

Plötzlich war sie weg! Ob sie durch den Wald rannte, die Felsen hinaufturnte, nach Wales eilte, um mit Dennis zu klettern, oder irgendwo anders unterwegs war, Terry, der gute Waldmensch, war das, wie er einmal sagte, gewohnt. So fand ich einerseits nichts dabei zu fragen – und war trotzdem unruhig. Und sollte ich nicht unruhig sein? Eine Fahrt mit dem Katamaran zur Küste Frankreichs? Konnte ich sie vielleicht doch überzeugen?

Sie blickte mich nachdenklich an. Es war, als ob die Luft sich kräuselte, in kleinen Wellen, als ob sie sich auflöste, in einem Gewimmel von hunderttausend Punkten, und ich spürte, dass sie wollte – für Augenblicke war sie auf dem Boot und ich weiß nicht, warum – ihre dunklen Augen zwangen mich wie in einen Bann. Für Sekunden taumelte ich in ein Gefühl, das ich nicht kannte, war unfähig zu denken. Urplötzlich war mir klar, es durfte gar nicht anders sein, sie musste Ja sagen! Unsere Augen ruhten ineinander, und ich wusste, dass aus ihrem Mund nur eine Zustimmung kommen konnte.

Dann, als sie ihre Lippen langsam öffnete, war in ihrem Blick immer noch ustimmung, aber auch Scheu und Zurückhaltung. Und etwas Fremdes …

»It is not possible«, sagte Julie, »I have to go to Dennis – he is sick.« Sie blickte hinauf in die Bäume, die sich langsam bewegten. Dennis hatte Angina, und sie hatte vereinbart, zu ihm zu fahren – so erklärte sie mir. Er war ihr Kletterpartner, das wusste ich seit den Tagen in Wales.

Schüchtern erst, dann immer eindringlicher, brachte ich vor, dass das Segeln bis zur französischen Küste ja nicht lange dauere, dass es eine Gelegenheit sei, die sich wohl nie mehr wiederholen würde – Herbert fuhr mit dem Boot ins Mittelmeer! Ich wollte sie unbedingt hinaus auf die See bringen; mit der hatte ich gerade gelebt, fühlte noch ihre graugrünen Wogen in mir … und ich spürte, wie sehr Julie auf dieses Abenteuer brannte. Nein, ich wollte es nicht einsehen! Doch sie sagte Nein, und dabei blieb es. Auch Terrys Zureden half nichts.

Später gestand sie mir, dass es nicht nur aus Loyalität zu Dennis war, dass sie ablehnte: Sie hatte das tiefe Gefühl – man mag es auch Intuition nennen, dass das nicht der Zeitpunkt war, mich besser kennenzulernen.

Ich war sehr unzufrieden und enttäuscht, als ich wegfuhr. Wir sahen uns drei Jahre lang nicht mehr.

Dann entdeckten wir uns wieder – es war ein extremer Zufall, im selben Restaurant in Trient. Julie war mit Terry dort, ich mit Teresa und unserem kleinen Sohn Ceci. Wir wohnten sogar im selben Haus, Tür an Tür. Es scheint mir noch heute schwer zu begreifen: Wir waren jahrelang auf keinem Festival mehr gewesen, niemand wusste etwas vom anderen …

Da waren wir plötzlich, als hätten die Sterne gewürfelt.