Anton G. Leitner
Echtzeitgedichte
1980 – 2005
edition lichtung
eBook-Ausgabe 2016
Durchgesehene und in neuer deutscher Rechtschreibung aktualisierte Ausgabe der Printausgabe 2006
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eISBN eBook 978-3-941306-26-4
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Die gedruckte Ausgabe ist in der edition lichtung erschienen:
1. Auflage 2006
© lichtung verlag GmbH
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ISBN 978-3-929517-75-0
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Leben ist Brückenschlagen
über Ströme, die vergehn.
Gottfried Benn
Ein Gedicht rettet den Tag.
Roberto Juarroz
Im Gedenken an meine Urgroßmutter
Christine Nemetz, geborene Holzapfel
(*17.8.1879 †1.5.1978)
Spring
Für J. S.
Im Ur
Sprung
Ein Ei
Sprang.
Spät öffnet sich
Das Licht.
Die Sonne steigt aus
Dem Wagen.
Sie fährt ein
Käfer-Cabrio.
»You are the sunshine
Of my life!«
Macht sie mich an.
»Handkuss?«
Frage ich und brenne
Wenig später.
Wachsen auf
Zehenspitzen
Zusammen
Nippen am
Himmel.
Dieser Frühling lockt die Männer
Das Holz vor der Hütte
Wer legt die Hackordnung fest
Im Sattel unter freiem Himmel
Macht sie Kleinholz aus
Mir blüht ein Veilchen
So blau sprießt ein Krokus daneben
Ins Gras scheint die liebe Sonne
So heiß wird mir von dem
Was wir lassen sollten
Uns hier wie zu Hause zu fühlen
Hör auf mich und halt ein
Wanderer kommt und entdeckt
Zwei Paar Schuhe herrenlos Größe 38
Und 42 inwendig Socken
Das ist natürlich kein Grund
Für dich mach schon
Fertig
Niedergelegenes Gras
Die Wolkenbank FÜR UNSERE SENIOREN
Ist kein Platz im Himmel
Steht die Jugend kopf
Sagt man, sie sei wieder romantisch
Schultere Rucksäcke
Verzehre Äpfel zu zweit
(»Das verlorene Paradies«)
Lege sich mit Sonntagsjägern an
Die der Schnupfen plagt im Gebüsch
Blühte das Heu
Wenn Blicke töten könnten
Hätte er uns umgebracht
Während das Wild
Unter seinem Hatschi entkam
Lagen wir einfach nur da
Lachten und machten ihn glauben
Das Gras richte sich wieder auf
Auf schrie er der Donner
Wäre fast untergegangen im Wortehagel
Spielte auch das Wetter verrückt
Mann, dein Schirm öffnet sich nicht
Im Gewitter stellen wir uns
Unter einen Baum
»Geduld« war nicht das passende Wort
In der erstbesten Situation
Verstoßen wir gegen alle
Regeln der Vernunft
Kein Glück bringt mich um
das Vergnügen mit Andy.
»Eigentlich heiß ich Andrea,
ein Name wie Anton,
der nimmt mich mit
in die Nacht
und geht mit mir
den Lichtern nach
bis zu den aufgelassenen
Gärten.«
Schon fallen wir
ins Beet
und stoßen uns
an Salatköpfen.
»Hörst du es nicht, Andy,
wie es wächst ringsum,
das Gras?
Und auch der Hund,
sagt man, liegt da
begraben!«
In den Augen
Brennt Licht
Komm, wir paaren uns
Zur Entenzeit
Du willst Wasser
Ich gebe dir
Boden
Unter den Füßen
Der Körper
Sagt sie, sei
Holz
Bemantelt.
»Im Herbst
Züngeln
Flammen
Aus dem
Wipfel.«
Wir paaren uns öfter
Als Vollmond und Zweige.
Holzauge sei wachsam
Rufen die Koitierenden
Im Nerz und lachen
Sich einen Ast an.
Mondlose Nacht
Der Himmel verhangen …
Zwei, die nicht schlafen
Beschlafen sich weiß Gott
Warum Schweiß gebadet
Laute ausgestoßen wie
Im Kampf um Leben und
Fortpflanzung auch heute
Kein Thema hinter vorgehaltener
Hand noch immer Gardinen
Das Natürlichste von der Welt
Verborgen denen die träumen
Süß: z. B. ein Kaplan oder
Sonst ein Mann eine Frau
Im Dienst der guten Sache
Schwach, imstande, allein
Nicht zu stillen das Verlangen
Der Zungen Fleiß Arbeit Aus
Getrockneter Mund der besseren Hälfte
Bläst ein Engel Trompete den hl.
Marsch Himmlisch nicht aufzuhalten
Das Kommen Der Strom der Gedanken
Die Brühe ist warm, zäh und schmeckt
Nach gar nichts
Und darüber der
Himmel so blau
Gefroren Eis kalt
Schiebt die Wolken
Decke zusammen
Kommen das Hoch
Und das Tief
Donner Wetter noch
Mal ein Schuss
Öl in den Ofen
Der warme
Regen, die Locken
Auf der Zunge
Zergehen nicht
Würgen im falschen
Moment bricht die
Stimme versagt der
Verstand macht eins
Und eins drei zum
Schluss der Reise
Wetter Bericht für das
Wochen
Bett
Geht und lacht sich
Einen Ast an
Der Scheibe friert
Eis, die Blume
Jeder x-beliebigen
Schönheit im wilden
Schritt, sog. Asphalt
Nageln. Geschlagener
Schnee, Sahne
Steif. Schmeckt das
Geschlecht! Warum der
Schal um die nackten
Hüften? Die Zunge als
Kamm, im Hals würgt
Wolle, das lockige
Haar. Zwanzig
Jahr … und große
Scheiße, der kleine
Tod im Freien bei
Fünf Grad unter
Null. »Deckel auf
Deckel zu, Herr
Kommissar.« Das alte
Lied. »Der Engel
Heißt Hase und weiß
Alles.«
Dünn
Streicheln
Sie
Flocken
Wer
Weiß
Der
Boden
Friert
Das
Lächeln
Traut
Sich
Taut
Auf
Der Baum
Und Du
Geschmückt
Und ich
Verrückt
Nach Dir
Du Schöne
Rufst
Bescherung
Tannen oder
Rosen
Öl mit heißer
Nadel
Nähen wir
Wir nähern
Uns
Uns nähren
Wir
Eine geht
Ab eine mit
Der es gehen
Könnte geht
Tatsächlich ab
Als ob es immer
Und überall
Ginge mit ihr
Wenn sie nur nicht
Zu früh abgeht
Oder zu spät
Kommt das Leben