Martin S. Burkhardt * Peter Glowotz * Johannes Möhler
Alles neu macht der Mord
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Lektorat: Katja Ernst / Claudia Senghaas
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: Matthias Schatz unter Verwendung eines Fotos von © schlock / photocase.com (Lenas Freundin, erstmals erschienen 2014); U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart unter Verwendung eines Fotos von © full image – Fotolia.com und © flas100 – Fotolia.com (Die Stunde des Kraken, erstmals erschienen 2015); Simone Hölsch unter Verwendung eines Fotos von © mountainberryphoto – iStockphoto (Weggetrieben, erstmals erschienen 2014);
Zusammenführung: Simone Hölsch unter Verwendung von © ardi / photocase.de
ISBN 978-3-7349-9207-0
Martin S. Burkhardt
Lenas Freundin
Peter Glowotz
Die Stunde des Kraken
Johannes Möhler
Weggetrieben
Eine Maske lag auf ihrem Gesicht, durchsichtig und von innen beschlagen. Man konnte kaum ihren Mund erkennen, in dem etwas steckte. Schläuche hingen an einer Seite herunter, in denen sich eine klare Flüssigkeit befand. Ihre Beine waren mit einem breiten, schwarzen Gurt am Bett arretiert worden. Auch ihre Handgelenke wurden von überdimensional wirkenden Klettbändern in Position gehalten. Wahrscheinlich sollte so verhindert werden, dass sie sich drehte. Durch die Metallgitter an den Seiten war es ihr zwar unmöglich, herauszufallen, aber das Bett war breit genug, um darin unkontrolliert hin und her zu rutschen. Bei all den Verkabelungen eine Furcht einflößende Vorstellung. Was würde passieren, wenn sich die Kanülen in den Venen verschoben?
Plötzlich ging ein Zucken durch ihre Muskeln. Kurz schien es, als hätte sie einen starken elektrischen Schlag bekommen. Ein gequältes Hüsteln drang aus ihrem gewaltsam halb offengehaltenen Mund und ließ die Maske noch mehr beschlagen. Sie bäumte sich auf und brachte es tatsächlich fertig, den Kopf ein wenig anzuheben. Das Kopfkissen war an den Rändern feucht und sah seltsam verknittert aus.
Die nächste Hustenattacke kam tief aus ihrem Bauch. Diesmal hörte es sich an, als hätte sie sich verschluckt. Immer wieder spannte sich der eben noch ruhig daliegende Körper an.
Lena ging einen Schritt näher heran und berührte mit den Fingern behutsam ihre Hand, die kalt war und sich rau anfühlte, als gehörte sie zu einer alten Frau.
Die sanfte Berührung schien ihr keinen Trost zu spenden. Im Gegenteil, das Husten mischte sich nun mit einem kehligen Röcheln, als wäre Wasser in ihren Hals gelangt.
Mit dem Fuß stieß Lena gegen einen Ständer. Das silberglänzende Gestell, das auf der gegenüberliegenden Seite zwei längliche Beutel mit Flüssigkeiten hielt, erzitterte.
Dann verfärbte sich die Maske.
Plötzlich tauchten lauter feine rötliche Punkte auf, die sich auf den Plastikschutz legten. Es sah aus, als hätte man Farbe in einen Zerstäuber gefüllt, um die Innenseite damit einzusprühen. Mit jedem neuerlichen Hüsteln wurden es mehr. Bereits nach wenigen Atemzügen war die komplette Maske scharlachrot gefärbt.
Sekunden später öffnete sie die Augen und starrte mit angstverzerrtem Blick an die Zimmerdecke. Lena stieß einen erstickten Schrei aus, doch sie schien ihre Anwesenheit überhaupt nicht zu bemerken. Ein breites Rinnsal bahnte sich den Weg unter der Maske hindurch und lief ihr quer über die Wange. Innerhalb kürzester Zeit wirkte ihr Gesicht, als hätte man mit einem dunklen Lippenstift wahllos verschieden lange Linien gezogen.
Lena schaute sich erschrocken um und drückte auf einen Knopf direkt neben dem Bett. Eine Schwester rannte in das Zimmer, doch Lena bekam davon nichts mit. Für sie gab es nur sie beide.
»Du darfst nicht sterben«, rief sie verzweifelt. »Was soll ich ohne dich machen?«
Ein tiefes Husten ertönte, dann erschlaffte der Körper neben ihr.
FREITAG, 6. SEPTEMBER 2013
»Es sieht nicht gut aus.«
Der Arzt, ein kleiner und hagerer Mann, blickte Robert und Lena ernst an. Für Robert wirkte die Situation erschreckend unwirklich. Saß er in diesem Augenblick wirklich hier, in einem karg und lustlos eingerichteten Zimmer des Krankenhauses? Er starrte abwechselnd das schmale Regal und den schmutzig weißen Schreibtisch an. Während Doktor Heubold auf einem ledernen Sessel hockte, saßen Lena und er auf einfachen Holzstühlen, die bei jeder Bewegung Geräusche von sich gaben, als ob sie gleich zusammenbrechen würden. Robert rieb sich die Schläfen.
»Ihre Tochter hat sehr schwere Hirnblutungen erlitten. Wir haben sie in ein künstliches Koma versetzt und hoffen, dass sie die Nacht übersteht.«
»Ich möchte Maria sehen.« Lenas Stimme zitterte und sie konnte nur mühsam ihre Tränen unterdrücken.
Der Arzt nickte. »Selbstverständlich, Frau Weinheim. Folgen Sie mir bitte.«
Doktor Heubold stand auf und öffnete die Tür. Erneut befanden sie sich auf dem breiten Flur. Zwei Krankenschwestern bogen in den Korridor ein und grüßten den Doktor flüchtig. Eine Putzfrau wischte den hellen Linoleumboden. Sonst war es ruhig. Die große Digitaluhr über dem Fahrstuhl zeigte 20:25 Uhr an. Kam nicht heute ein Spielfilm im Fernsehen, den er unbedingt hatte aufnehmen wollen? Er schüttelte unmerklich den Kopf. Seltsam, an was für Dinge man dachte, nur um sich abzulenken.
Doktor Heubold schritt vorn durch eine verglaste Doppeltür. Anschließend öffnete er die dritte Tür auf der rechten Seite und trat ein. Lena zögerte einen Moment. Robert legte ihr die Hand auf die Schulter und nickte. In der Mitte des Zimmers befand sich ein Bett. Daneben waren unzählige Geräte aufgebaut. Auf diversen Monitoren sah Robert verschiedenfarbige Kurven. Ihre Tochter trug einen Kopfverband. Zwei Schläuche führten in ihre Nasenlöcher. Ein weiterer Schlauch ging zu einer Kanüle, die an ihrem Oberarm befestigt war. Lena begann leise zu schluchzen.
»Sie sieht so verloren in diesem riesigen Bett aus«, sagte sie stockend. »Sie ist doch erst vier.«
Robert nickte und blickte seine Tochter lange an. Sie war ein vergnügtes und lebhaftes Kind. Es fiel ihr schwer, für längere Zeit still zu sitzen. Stets musste Maria in Bewegung sein und ihre Energien herauslassen. Selbst im Schlaf war sie oft unruhig. Wenn Maria nachts zu ihm und Lena ins Ehebett kroch, konnte man sicher sein, wegen des ständigen Herumgewühles kein Auge mehr schließen zu können. Es war furchtbar unwirklich, die Kleine regungslos in diesem überdimensionalen Bett zu sehen.
Robert schaute seiner Tochter ins Gesicht und stellte dabei fest, dass er Maria nur lachend in Erinnerung hatte. Selbst jetzt kam es ihm so vor, als ob ihre Mundwinkel sanft nach oben gezogen waren und sie leicht lächelte. Ein schrilles Geräusch riss ihn aus den Gedanken. Doktor Heubold nahm seinen Pieper in die Hand.
»Oh nein«, stöhnte der Arzt leise. Heubold öffnete die Tür und bedeutete Robert und Lena, den Raum zu verlassen. »Tut mir leid, ein Notfall. Ich verspreche, dass ich Sie auf dem Laufenden halten werde.«
Heubold drehte sich um und rannte den Flur entlang. Robert und Lena schauten ihm nach, bis er hinter der nächsten Ecke verschwand.
»Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Lena matt und lehnte sich an die Tür zum Zimmer ihrer Tochter.
Robert seufzte. Auch er fühlte sich merkwürdig fehl am Platz. Immer wieder beschäftigte ihn die Frage, ob es tatsächlich Maria war, die da im Krankenzimmer lag. Vielleicht handelte es sich um eine Verwechslung? Womöglich lag dort lediglich ein Mädchen, das Maria sehr ähnlich sah? Oder hatte ihn ein böser Traum heimgesucht? Lena und er müssten jetzt eigentlich zu Hause vor dem Fernseher sitzen und Maria sollte friedlich in ihrem Kinderbett schlafen. Womöglich war er auf dem Sofa eingenickt und der grausige Unfall hatte überhaupt nicht stattgefunden?
Aber natürlich wusste Robert es besser. Ihm war klar, dass er nicht träumte. Trotz aller Verbände und Schläuche, hatte er seine Tochter sofort erkannt. Leider war es grausame Realität, dass sie hier auf dem frisch geputzten und glänzenden Flur des Krankenhauses standen und sich furchtbare Sorgen machten. Er zog seine Frau an sich und umarmte sie fest.
Einige Augenblicke später hallten erneut Schritte durch den kahlen Gang. Eine der Schwestern kam auf sie zugelaufen. Ihr folgte ein Mann mit abgewetzter Jeans und unordentlich gebügeltem Hemd. Seine wenigen Haare hatte er sorgsam nach hinten gekämmt. Die Schwester lächelte aufmunternd und hielt zwei Kaffeebecher in die Höhe. »Eine kleine Stärkung.«
Robert bedankte sich und nahm einen großen Schluck. Der Kaffee schmeckte lau und wässrig, war aber heiß. Und das tat gut, denn sein Körper hatte eben angefangen, zu zittern. Auf dem Flur war es nicht besonders warm. Zumindest kam es ihm so vor, obwohl sich das drückend schwüle Wetter seit knapp zwei Wochen hielt und die Räume eigentlich aufgeheizt haben müsste. Er schaute Lena an, die keine Anstalten machte, den Becher entgegenzunehmen. Seufzend platzierte die Krankenschwester ihn auf einem Beistelltisch, der neben einer weiteren Tür stand.
»Herr Schütt von der Polizei«, stellte sie den Mann mit dem Faltenhemd vor. »Er hat einige Fragen.«
Der Mann räusperte sich kurz, während die Krankenschwester die drei allein ließ.
»Es tut mir leid, was mit Ihrer Tochter passiert ist«, sagte Schütt. »Wenigstens kann ich Ihnen berichten, dass der Unfallfahrer geschnappt worden ist. Es gab viele Zeugen, die sich Farbe und Fabrikat des Fahrzeuges gemerkt haben. Einige konnten sich sogar an das komplette Nummernschild erinnern.«
Robert nahm mehrere Schlucke Kaffee. Das Getränk half ihm dabei, sich auf das zu konzentrieren, was ihm der Polizist gerade erzählte.
»Was ist denn bloß passiert?«, fragte er leise. »Ihr Kollege am Telefon hat sich sehr kurz gehalten und von einem Unfall gesprochen. Er hat uns das Krankenhaus mitgeteilt, in das Maria gebracht wurde, und uns gebeten, sofort herzukommen.«
Schütt faltete die Hände und bewegte sich unbehaglich vor und zurück. »Den genauen Unfallhergang haben wir noch nicht rekonstruieren können. Aufgrund zweier Zeugenaussagen wissen wir in etwa, was geschehen ist. Ihre Tochter hat auf dem Bürgersteig vor dem Kindergarten gespielt. Die Straße dort ist verkehrsberuhigt. Trotzdem fuhr ein Auto sehr schnell und kam ins Schlingern.« Schütt machte eine Pause und schaute abwechselnd Lena und Robert an. »Der Fahrer verlor kurzzeitig die Kontrolle über sein Fahrzeug und geriet auf den Bürgersteig. Dabei hat er Ihre Tochter erwischt. Sie wurde mehrere Meter in die Luft geschleudert.«
Lena zuckte zusammen. »Maria war unendlich stolz, endlich in den Kindergarten gehen zu dürfen«, erzählte sie. »Mehr als ein Jahr haben wir auf einen Platz dort warten müssen. Heute stand ein Tagesausflug auf dem Programm. Deshalb sind die Kinder erst spät wiedergekommen. Hätte ich Lena wie immer am frühen Nachmittag abgeholt, wäre sie mit dem Auto nie in Berührung gekommen …«
Robert strich ihr beruhigend über den Rücken.
»Obwohl der Fahrer den Aufprall bemerkt haben musste, fuhr er davon«, sagte Schütt. »Die sofort alarmierten Polizeifahrzeuge konnten ihn jedoch einige Straßen weiter stoppen. Der Fahrer wurde verhaftet.«
Robert nickte und stellte den leeren Becher auf einen Heizkörper, der bereits so oft angemalt worden war, dass eine zentimeterdicke Farbschicht auf den Lamellen zu erkennen war.
Der Polizist reichte Lena und ihm die Hand. »Ich werde Sie in den nächsten Tagen noch einmal besuchen. Es gibt ein paar Fragen, die ich Ihnen stellen muss.«
Die Schwester tauchte wieder auf und führte die beiden zu einer Sitzgruppe in einem anderen Flügel des Krankenhauses.
»Hier lässt es sich bequemer warten als auf dem Flur«, stellte sie fest.
»Kann ich noch irgendwo einen Kaffee bekommen?«, fragte Robert.
»Normalerweise gibt es Kaffee in meinem Büro. Aber ich habe gleich Dienstschluss. Deswegen ist leider nichts mehr da. Aber der Kiosk im ersten Stock bietet ebenfalls Kaffee an. Ist bis Mitternacht geöffnet.«
Robert bedankte sich und lehnte den Kopf zurück. »Ich komme mir vor wie in einem Albtraum«, stellte er fest und hielt Lenas Hand.
»Doch es ist die grausame Realität«, erwiderte sie müde.
Plötzlich fühlte Lena sich schlapp und ausgezehrt. Die ganze Zeit über hatte sie sich gut im Griff gehabt, doch allmählich schwanden ihre Kräfte. Sie wollte es sich nicht erlauben, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und jegliche Hoffnung aufzugeben. Vielleicht hatte der Arzt Unrecht und Maria würde diese schreckliche Nacht überleben. Mit ein wenig Glück würde sie die folgenden Nächte überleben und sich erholen. Warum sollte das nicht möglich sein? Kinder standen in der Obhut mächtiger Schutzengel. Davon war Lena überzeugt. Gott würde ihre kleine Tochter nicht so schnell aufgeben.
Sie drückte sich gegen die Lehne und schloss die Augen. Die wenigen Geräusche um sie herum verblassten. In Gedanken sah sie die kleine Straße vor dem Kindergarten. Dutzende Male war sie Hand in Hand mit ihrer Tochter auf dem rot gepflasterten Bürgersteig entlanggegangen. Es herrschte nie viel Verkehr. Dort, wo sich der Kindergarten und die Grundschule befanden, verengte sich die ohnehin schmale Straße noch einmal. Mehrere flache Hügel auf der Fahrbahn zwangen die Autofahrer geradezu, ab hier im Schritttempo zu fahren. Wie verantwortungslos musste ein Mensch sein, der an dieser Stelle dennoch nicht den Fuß vom Gas nahm?
Plötzlich regte sich etwas vor dem Kindergarten. Maria kam aus dem Gebäude gestürmt. Das helle Blau ihrer Kindergartentasche leuchtete in der Mittagssonne. Bob der Baumeister und Wendy grinsten darauf um die Wette. Maria betrat den Bürgersteig. Sie hatte es nicht weit bis nach Hause. In den letzten Wochen bestand sie vehement darauf, die Strecke allein zurücklegen zu dürfen, ohne elterliche Begleitung. Obwohl Robert und Lena zu Beginn ein mulmiges Gefühl hatten, entsprachen sie ihrer Bitte. Was sollte schon passieren? Es gab in der Nähe keine Hauptstraße, die Maria überqueren musste, und in den Gärten der umliegenden Einfamilienhäuser werkelte meistens jemand, sodass man keine Angst vor Entführern oder Kinderschändern zu haben brauchte. Jedenfalls nicht übermäßig viel Angst.
Die Perspektive, mit der Lena auf den Kindergarten und ihre Tochter schaute, veränderte sich plötzlich. Es war wie in einem Film, bei dem die Kamera immer stärker auf eine Person hinzoomte. Plötzlich hatte Lena den Eindruck, als würde sie direkt neben ihrer Tochter stehen. Maria drehte den Kopf und starrte ihr traurig und hilflos zugleich in die Augen.
»Mami«, rief sie mit ihrer dünnen, hellen Stimme, »lass es nicht zu!«
»Was soll ich nicht zulassen?«, fragte Lena.
»Lass nicht zu, dass sie ungeschoren davonkommen! Sorge für Gerechtigkeit!«
Lena wollte antworten, als plötzlich ein Motor hinter ihnen laut aufheulte. Unvermittelt sah sie ihre Tochter erneut aus der Vogelperspektive. Das Auto schlingerte. Es fuhr auf den Bürgersteig und prallte gegen Maria. Es gab ein scheußlich knackendes Geräusch und ihre Tochter flog in hohem Bogen über den Wagen.
»Nein!«, schrie Lena panisch.
Es war kurz vor elf, als Lena aus dem Schlaf schreckte. Robert beugte sich zu ihr und strich ihr über die feuchten Wangen.
»Du hattest einen schlechten Traum«, sagte er beruhigend.
Sie nickte und versuchte, sich so aufrecht wie möglich hinzusetzen. »Ohne Koffein stehe ich diese Nacht nicht durch.«
»Ich hole mir noch einen riesengroßen Becher Kaffee. Möchtest du ebenfalls einen?«
Lena lächelte erschöpft. »Für mich lieber eine Cola.«
Robert ging zum Treppenhaus. Ein bisschen Bewegung würde ihm jetzt sicher guttun. Der Kiosk war selbst um diese Zeit noch erstaunlich gut frequentiert und es dauerte eine Weile, bis seine Bestellung ausgeführt wurde.
Auf dem Rückweg nahm Robert den Fahrstuhl. Zusammen mit einem finster dreinblickenden Mann ohne jegliche Haare betrat er den verspiegelten Aufzug, der Platz für etliche Menschen oder für zwei geräumige Rollbetten bot. Er dachte an seine Tochter, die still und bleich in ihrem unheimlich riesigen Bett lag und schrecklich hilflos aussah. Und es gab nichts, was er für Maria hätte tun können.
Als sich die Tür zu seinem Stockwerk öffnete, drangen Schreie zu ihm hinüber. Sofort erkannte er die Stimme seiner Frau. Robert rannte den Flur entlang. Lena wälzte sich auf dem Boden umher und stieß hysterische Laute aus. Zwei Schwestern kümmerten sich um sie.
Eine der Frauen erhob sich und eilte auf Robert zu. »Es tut uns furchtbar leid, aber ihre Tochter ist soeben gestorben.«
SAMSTAG, 7. SEPTEMBER 2013
Die Sonne schien durch die rostfarbenen Vorhänge, als Robert aufwachte. Er setzte sich auf und hatte zunächst Mühe, sich zu orientieren. Er schaute an sich herunter. Die Kleidung klebte ihm am Körper. Dann fiel sein Blick auf seine Frau, die dicht neben ihm lag. Lena trug ihre Strickjacke noch. Darunter war das gelbe T-Shirt zu erkennen. Robert streichelte ihre Wange. Lenas braune Haare, die an den Spitzen blond gefärbt waren, fielen ihr in die Stirn.
Die Erinnerung an die vergangene Nacht kehrte zurück. Nach der schrecklichen Nachricht waren sie in Doktor Heubolds Büro geleitet worden. Der Arzt hatte ihnen ruhig und sachlich die Umstände erklärt, die schließlich zum Tod ihrer Maria geführt hatten. Anschließend hatte ihnen eine der Schwestern ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht und sie waren in ein wartendes Taxi gesetzt worden. Sie hätten die Möglichkeit gehabt, eine psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Ein speziell ausgebildeter Mitarbeiter stand jederzeit für Trauerfälle zur Verfügung. Allerdings hätte man ihn extra rufen müssen. Robert hatte die Vorstellung, den Mann, womöglich ebenfalls Familienvater, aus dem Bett zu klingeln, damit er halb schlaftrunken seelische Unterstützung bot, eher verstörend gefunden. Auch Lena hatte keinen Wunsch danach verspürt. Dennoch hatte man ihnen die Nummer der entsprechenden Person sowie die Adresse einer kirchlichen Einrichtung mitgegeben.
Robert stand auf. Ihm wurde schwindelig. Er ging aus dem Schlafzimmer, blieb auf dem Flur stehen und horchte. Nichts regte sich. Er öffnete die Tür zum Badezimmer und zog sich aus. Eine ausgiebige Dusche würde hoffentlich die bleierne Schwere aus seinen Knochen vertreiben.
Nachdem Robert ein frisches Hemd angezogen hatte, ging er die Treppe hinunter, durchquerte den unteren Flur und trat in die Küche. Sein Blick fiel auf den Kalender, den es kostenlos in der Apotheke gegeben hatte. Es war ein hässliches, langes Stück Karton mit furchtbaren gezeichneten Motiven. Heute war Samstag. Ihm war jegliches Zeitgefühl abhandengekommen.
Gierig kramte Robert eine Schüssel hervor und füllte Müsli und Milch hinein. Er aß im Stehen und schaute dabei aus dem Fenster.
Ein herzzerreißendes Schluchzen holte ihn aus seinen Gedanken. Robert rannte die Treppe hinauf und musste daran denken, wie sie dieses Haus vor drei Jahren gekauft hatten. Der Hauptgrund für Lena waren die zwei geräumigen Kinderzimmer gewesen. Als seine Frau die Räume gesehen hatte, war sie sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte hier unbedingt einziehen wollen. Robert wusste, dass Lena sich mindestens zwei Kinder wünschte.
Er durchquerte den oberen Flur und schaute durch die geöffnete Tür ins Schlafzimmer. Lena war nicht mehr dort. Robert rannte weiter und erreichte Marias Zimmer. Dort, vor Marias unberührtem Kinderbett, kniete Lena und hatte den Kopf in ihren Armen vergraben. Sie zitterte und weinte. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
Robert umarmte seine Frau und zog ihren Körper behutsam an sich. »Lass uns ins andere Kinderzimmer gehen«, sagte er leise und zog sie sanft mit sich. Der Raum gegenüber hatte in den letzten Jahren offiziell als Gästezimmer gedient, obwohl es nicht einmal ein Bett gab. Das alte Liegesofa von Lena und ein ausrangierter Kleiderschrank von Robert waren lange Zeit die einzigen Einrichtungsgegenstände gewesen. Seit zwei Wochen wussten Lena und Robert, dass Lena wieder schwanger war. Noch am selben Tag hatten sie damit begonnen, die alten Möbel rauszuwerfen und das Zimmer neu einzurichten. Lena hatte eine Bordüre gekauft, die lauter spielende Teddybären zeigte. Sie hatten in den letzten Tagen viel Spaß gehabt, als sie die Bären auf die Tapete klebten und im Anschluss daran den Teppich herausrissen und durch flauschige Pelzmatten ersetzten. Robert hoffte, dass sich Lena beim Anblick dieses Zimmers etwas beruhigen würde. Sie betraten den Raum; Lena strich mit den Fingern über die Bordüre und berührte anschließend ihren Bauch. Sie hörte auf zu schluchzen. Robert hielt ihre Schultern fest.
»Zusammen werden wir das durchstehen«, sagte er und gab ihr einen Kuss.
MONTAG, 09. SEPTEMBER 2013
Um kurz nach 8 Uhr rief Robert in der Firma an. Er war Leiter der Speditionsabteilung bei einem Unternehmen für Unterhaltungselektronik. Er wählte die Nummer seines Kollegen und Freundes André. André war für die Buchhaltung zuständig und stand in der Hierarchie über Robert. Sie hatten sich vor über zehn Jahren in der Berufsschule kennengelernt. André war es, der Robert damals auf die freie Stelle in der Firma aufmerksam gemacht und ihn ermuntert hatte, sich zu bewerben. In den folgenden Jahren war zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft entstanden. Jede Menge gemeinsam verbrachter Feierabende und Wochenenden hatten dazu beigetragen. André war Roberts Trauzeuge. Er hatte Robert seinerzeit auf die Party mitgenommen, bei der es zwischen Lena und ihm gefunkt hatte.
Robert erzählte ihm von dem tragischen Unfall und konnte beinahe durchs Telefon spüren, wie André kreidebleich wurde. Er bat André, der Geschäftsführung auszurichten, dass er die gesamte Woche Urlaub nehmen würde.
Lena blieb den ganzen Morgen über im Bett. Robert brachte ihr das Frühstück hoch und schaute im Laufe des Vormittags mehrmals nach ihr. Als er Eier für das Mittagessen in der Pfanne briet, stand sie plötzlich in der Küche. Er drehte sich um und lächelte ihr zu. »Es gibt heute Spiegeleier mit Speck.«
»Fein.«
Robert zögerte einen Moment. »Wie geht es dir?«
Eine tiefe Falte erschien auf ihrer Stirn. »Meine kleine Tochter ist tot. Wie soll es mir da gehen?«, fragte Lena spitz.
Robert schluckte schwer und wandte sich ab.
Lena stöhnte, kam auf ihn zu und berührte ihn sanft an der Schulter. »Tut mir leid. Ich weiß, so war deine Frage nicht gemeint.«
»Auch ich bin traurig«, stellte Robert fest, während er die Eier verrührte.
Lena nickte. »Ja. Traurig. Ich bin unendlich traurig. Und die Leere in meinem Körper frisst mich fast auf.« Sie zögerte und schaute Robert in die Augen. »Aber ich merke auch, dass ich allmählich immer wütender werde.«
»Wir dürfen uns nicht einigeln«, sagte Robert. »Ich habe vorhin mit André gesprochen und es tat gut, über all das zu reden.«
»Meine Mutter ist ebenfalls total fertig«, bemerkte Lena.
Robert schüttelte den Kopf. »Vielleicht kann ein Freund oder eine Freundin mehr Trost spenden als die eigenen Familienmitglieder.«
»Du meinst Theresa?«
»Zum Beispiel.«
»Ich werde gleich nach dem Essen mit ihr sprechen«, sagte Lena.
»Das ist eine wunderbare Idee.«
Theresa war Lenas beste Freundin. Die beiden kannten sich seit den gemeinsamen Grundschultagen. Sie sprachen über alles und vertrauten sich blind. Robert war überzeugt, dass Lena ihn nie und nimmer geheiratet hätte, wenn Theresa irgendwelche Zweifel gehegt hätte. Seit Theresa vor ein paar Jahren nach Bielefeld gezogen war, sahen sich die Freundinnen nur noch selten, doch ihrer engen Freundschaft tat das keinen Abbruch. Theresa war jetzt genau die Person, die Lena brauchte.
Lena schlich nach dem Essen zurück ins Bett und fühlte sich zumindest körperlich ein wenig besser. Die Spiegeleier hatten gutgetan. Sie schüttelte das Kopfkissen auf und deckte sich zu. War es richtig gewesen, Robert von ihrer Wut zu erzählen? Sie hatte vorhin wieder einen merkwürdigen Traum gehabt. Maria hatte plötzlich vor dem Ehebett gestanden. Sie hatte mit großen Augen durchs Zimmer geschaut. Lena hatte sich bewegen, aufspringen wollen, aber sie hatte sich nicht rühren können. Es war, als wären ihre Muskeln erschlafft gewesen. Maria war einen Schritt auf das Bett zugekommen und hatte ihren kleinen Kopf geschüttelt. Die dunkelbraunen Locken waren ihr ums Gesicht geflogen.
»Lass es nicht zu«, hatte sie mit ernster Stimme gesagt. »Lass diese Ungerechtigkeit nicht zu!«
Lena hatte antworten wollen, doch kein Ton war über ihre Lippen gekommen. Im nächsten Moment war Maria verschwunden gewesen.
Was meinte ihre Tochter bloß mit Ungerechtigkeit? Kannte sie dieses Wort überhaupt schon?
Der Speck lag ihr schwer im Magen und Lena musste mehrere Male aufstoßen. Ungerecht war, dass irgend so ein Schlappschwanz mit wahnwitziger Geschwindigkeit über die Straße hatte donnern müssen. Maria hatte keine Chance gehabt. Es war wohl nur natürlich, dass Lena unsagbar wütend auf dieses Schwein war. Sie wusste, dass ihre Gefühle Achterbahn fuhren. Wenn sie nicht gerade um ihre Tochter trauerte, drehten sich ihre Gedanken um den Unfallfahrer. Dann zitterte sie vor hilfloser Wut. Und im nächsten Moment kam die Trauer mit voller Wucht zurück. So wechselten ihre Gefühle ständig zwischen diesen beiden Empfindungen hin und her. Konnte Robert das verstehen? Lena seufzte und schloss die Augen. Nein, sie glaubte nicht, dass er das verstand. Aber sein Vorschlag, mit Theresa zu sprechen, war natürlich hervorragend. Warum war ihr das bisher nicht eingefallen? Sie würde ihre Freundin gleich nach dem Mittagsschlaf anrufen.
Am Nachmittag kam Kommissar Schütt mit einem Kollegen vorbei. Robert führte die Männer ins Wohnzimmer während Lena im Bademantel die Treppe herunterkam. Sie machte auf Robert einen merkwürdig verwirrten Eindruck. Nachdem Schütt ihnen sein Beileid ausgesprochen hatte, legte er eine zerschlissene Aktentasche auf den Tisch. Er erzählte, dass der Unfallfahrer inzwischen auf freiem Fuß war. Aber schon in wenigen Wochen würde der Prozess gegen ihn beginnen.
Lena richtete sich auf. »Was ist das für ein Mann?«, wollte sie wissen.
Schütt zuckte mit den Schultern. »Er ist Manager einer großen Firma und Familienvater. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen.«
Lena rutschte nervös auf dem Sofa umher. »Wie alt ist er? Wie viele Kinder hat er?«
Schütt nickte verständnisvoll. »Ich kann verstehen, dass Sie mehr über den Mann erfahren wollen, der Ihnen so viel Leid zugefügt hat. Aber ich darf Ihnen keine Auskünfte geben«, erklärte der Polizist ruhig.
Robert sah, wie Lena ihn verständnislos anblickte. Schütt hatte inzwischen Block und Kugelschreiber herausgenommen. »Wir müssen noch ein Protokoll aufnehmen«, sagte er.
Robert nickte und erzählte von dem Anruf der Polizei am späten Freitagnachmittag. »Erst im Krankenhaus haben wir von den schweren Verletzungen unserer Tochter erfahren. Und dort haben Sie uns über den Unfallhergang aufgeklärt.«
Schütt brummte verlegen. »Ich muss die Aussagen von allen Beteiligten aufschreiben«, erklärte er und kritzelte ein paar unleserliche Worte auf seinen Block.
»Dann befragen Sie die Leute, die etwas gesehen haben«, gab Robert schärfer zurück, als er es eigentlich vorgehabt hatte.
»Das machen wir doch auch. Inzwischen haben sich sieben Zeugen bei uns gemeldet.«
Lena klopfte nervös auf die Tischplatte. »Alle bestätigen die Version, die Sie uns im Krankenhaus erzählt haben«, stellte sie fest.
Schütt zögerte. Der Polizist öffnete den Mund und schloss ihn kurz darauf wieder. Dann wechselte er einen schnellen Blick mit seinem Kollegen. »Darüber darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben«, sagte er gedehnt.
»Warum?«, fragte Lena. »Im Krankenhaus waren Sie nicht so zugeknöpft. Oder gibt es neue Erkenntnisse? Hat dieser Unfallfahrer noch ein zweites Kind auf dem Gewissen?«
Schütt hob abwehrend die Hände. »Um Himmels willen, nein.« Kurz sah es so aus, als sei ihm noch etwas eingefallen, doch der Polizist klatschte nur einmal flink auf seine Oberschenkel und stand auf. »Wir melden uns, sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind.«
Robert brachte Schütt und seinen Kollegen zur Haustür und blickte ihnen einen Augenblick lang hinterher. Als er zurück durch den Flur ging, drangen Geräusche aus der Küche.
»Willst du einen Kaffee?«, fragte Lena.
»Unbedingt. Ich gehe schon ins Wohnzimmer.« Robert ließ sich auf das Sofa fallen und schnaufte erschöpft. Das unterschwellige Hämmern tief in seinem Kopf kündigte stechende Schmerzen in spätestens einer Stunde an. Robert rieb sich die Schläfen. Ihm war bewusst, dass er in der momentanen Situation stark sein musste, was alles andere als leicht war. Seine Gedanken schweiften ab, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Es war ihm ohne Weiteres möglich, den ganzen Tag lang an Maria zu denken. An ihre Grimassen oder an die sanften Küsschen, die sie ihm so gerne gab. Aber auch an ihre Wutausbrüche. Sie konnte ein wahrer Dickkopf sein, und das schon mit vier Jahren. Sie war im Kindergarten das Mädchen, das am lautesten lachte. Und sie war erst zufrieden, wenn die anderen Kinder mit ihr lachten. Sie machte stets Späße und alle mochten ihr offenes Wesen. Über jedes Lob der Kindergärtnerinnen freute Maria sich ausgelassen. Doch wehe, sie wurde zurechtgewiesen. Womöglich noch aus einem Grund, den sie nicht einsah. Stundenlang konnte sie schmollend in der Ecke stehen und mit ihren finsteren Blicken die Wand löchern. Zum Glück musste Maria nur selten gemaßregelt werden.
Robert lächelte vor sich hin und zwang sich, an etwas Anderes zu denken, denn diese Überlegungen endeten stets in Trauer und Verzweiflung. Solange Lena seine volle Unterstützung benötigte, wollte er keine Schwäche zeigen. Seine Frau sollte sich jederzeit bei ihm anlehnen können.
Lena stellte das kleine, hölzerne Tablett auf den Tisch.
»Soll ich eine Tischdecke holen?«, fragte sie und schaute ihn an.
Sie hatten sich erst vor zwei Jahren diesen schicken Wohnzimmertisch aus Glas geleistet. Er hatte Beine aus Acryl und zwei lange, weiße Schubladen unter der Glasplatte. Von oben konnte man durch die Tischplatte auf den Inhalt der Schubladen sehen.
Robert schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.«
Lena setzte sich neben ihn und füllte die Tassen. »In zwei Tagen habe ich meinen nächsten Termin beim Frauenarzt.«
Robert lächelte. »Wird ein Ultraschall gemacht?«
»Nein. Außer einem kleinen Punkt kann man sowieso noch nichts erkennen.«
»Wenn es ein Junge wird, können wir ihn Joel nennen. Und Valerie bei einem Mädchen«, schlug Robert vor.
Lena lachte leise. »Beide Vorschläge sind abgelehnt«, antwortete sie knapp, stupste ihn dabei aber zärtlich an.
Robert musterte seine Frau von der Seite. Lena sah noch blasser als heute Mittag aus. »War ein anstrengender Tag, was?«
»Ich habe mit Theresa gesprochen. Das heißt vielmehr mit ihrer Mutter.«
»Wieso mit ihrer Mutter?«
»Theresa ist im Krankenhaus.«
»Was? Weshalb?«
»Ich weiß selbst nichts Genaues. Ihre Mutter sagt, Theresa hat sich den Knöchel gebrochen. Ich werde sie besuchen, wenn wir zur Ruhe gekommen sind.«
Robert beobachtete, wie Lena mit zittrigen Händen nach der Tasse griff. »Du hättest gern mit ihr gesprochen«, stellte er fest.
»Ja.«
»Wenn es dir hilft, kannst du Theresa natürlich besuchen. Ich komme hier schon klar.«
Lenas Miene hellte sich auf und der Hauch eines Lächelns huschte über ihre Lippen.
»Es wäre auch nur für ein paar Tage«, sagte sie
»Kein Problem. Bestimmt wird André ein bisschen Zeit mit mir verbringen. Fahr ruhig hin.«
Lena beugte sich zur Seite und umarmte ihn fest. »Vielen Dank. Ich werde nachher noch die Bahnkarte buchen und gleich morgen losfahren.«
»Tu das. Aber nimm das alte Handy mit. Ich weiß, dass du Mobiltelefone nicht magst, aber ich möchte dich gerne erreichen können.«
»Eben deshalb werde ich kein Handy mitnehmen.« Robert wollte etwas erwidern, doch Lena hob die Hand und sprach weiter. »Du weißt doch, wie nervig meine Mutter sein kann. Wir hatten das schon einmal. Sie hat mich damals mindestens zweimal am Tag angerufen.«
»Deine Mutter würde die Nummer gar nicht erfahren.«
»Trotzdem. Es geht hier ums Prinzip. Ich brauche solche Dinger nicht.« Robert zuckte mit den Schultern, küsste seiner Frau auf die Wange und spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Er hatte befürchtet, dass Lena das Haus die nächsten Wochen nicht mehr verlassen würde. Doch nun konnte sie es kaum erwarten, zu ihrer Freundin zu fahren. Das war in Ordnung. Theresa würde ihr in dieser schweren Zeit eine unglaubliche Stütze sein.
»Ob der Mann Schuldgefühle hat?«, fragte Lena unvermittelt.
Robert nickte. »Ich denke schon«, antwortete er.
Sie schaute ihn lange an. In ihrem Blick lag etwas Bedrohliches.
MONTAG, 16. SEPTEMBER 2013
Nur sehr ungern nahm Robert die Beileidsbekundungen seiner Kollegen entgegen. Es kam ihm alles sehr gezwungen und wenig herzlich vor. Wie eine lästige Pflicht, die schnell hinter sich gebracht werden musste. Ihm machte es nichts aus, dass sein Schreibtisch vor Arbeit fast überquoll. Seine Mitarbeiter hatten ihm mehrere, fein säuberliche Aktenstapel zusammengestellt. Auf dem größten Berg klebte ein Post-it mit der Notiz ›Nur zur Durchsicht‹. Ein unwesentlich kleinerer Stapel trug die Bezeichnung ›Mengendifferenzen‹. Ganz vorn lagen Akten mit dem Vermerk ›Wichtig‹. Robert öffnete die erste Akte und las den Vorgang.
Zur Mittagspause steckte André den Kopf in Roberts Büro und fragte, ob sie im Restaurant um die Ecke Mittagessen wollten. Robert nahm dankend an. André musste er nichts vorspielen. Mit ihm konnte er offen über den Unfall und die bleierne Leere sprechen, die von Lena und ihm Besitz ergriffen hatte.
»Wie geht es Lena?«, fragte André, als der Kellner gerade das Essen servierte.
»Der Besuch war Gold wert. Lena ist gleich Dienstagfrüh losgefahren und erst am Freitagnachmittag zurückgekommen. Theresa hat sie ein wenig auffangen können.«
»Ja, Theresa konnte schon immer gut trösten«, stellte André schmunzelnd fest.
Robert kräuselte die Stirn. »Gibt es da etwas, was ich nicht weiß?«
»Och, bevor ich mit Silvia zusammen war, hatte ich eine kurze Romanze mit Theresa.«
»Das hast du mir noch nie erzählt«, sagte Robert grinsend.
»Ein paar Geheimnisse müssen sein. Was hatte Theresa eigentlich? Warum lag sie im Krankenhaus?
»Fuß gebrochen.«
»Nicht angenehm.«
»Aber Lena sagt, dass sie schon wieder recht mobil ist. Sie will uns Ende der Woche besuchen und für einige Tage bleiben, um Lena weiterhin beistehen zu können.«
»Das finde ich gut.«
»Du bist in festen Händen. Und ich mag Silvia.«
»Ich habe auch nichts Unehrenhaftes vor, außer vielleicht einem kleinen Kuss.«
Robert nickte. »Ich sag Bescheid, wenn Theresa da ist.«
Lena freute sich, allein im Haus zu sein. Nachdem Robert zur Arbeit gegangen war, setzte sie sich auf einen der Hocker in der Küche und schmierte sich zwei Knäckebrote. Wie schrecklich es war, hier vollkommen verwaist zu sitzen. Maria hatte stets mit ihr gefrühstückt. In den letzten Wochen hatte die Kleine vehement darauf bestanden, ihr Brot selbst zu schmieren. Unmengen von Butterstücken waren dabei, statt auf dem Brot, direkt in Marias Mund gelandet. Manchmal hatte es 20 Minuten gedauert, ehe Maria ihre Streicharbeiten endlich beendet hatte. Aber helfen lassen hatte sich ihre Tochter nicht. Sie hatte es partout allein schaffen wollen.
Lena lächelte traurig und stieg die Treppe hinauf. Die nächsten fünf bis sechs Stunden würde sie in Marias Zimmer verbringen. Sie schloss die Tür ab und schaute einen Moment aus dem Fenster. Ein kleiner, roter Holzdrache bewegte sich leicht im Zugwind. Fäden verliefen von seinen Flügeln hoch zu einem Haken an der Zimmerdecke. Lena streichelte ihn sanft und zog behutsam an dem Band, welches von seinem Körper herunterbaumelte. Sofort spannten sich die Fäden und der Drache begann zu schwingen.
Lena drehte sich um, stellte sich mit geschlossenen Augen und weit ausgebreiteten Armen in die Mitte des Raumes und atmete den Geruch des Zimmers ein. Es war Marias Duft. Doch er verblasste langsam. Jeden Tag roch es ein bisschen weniger nach ihrer Tochter. Bald würde der Duft ganz verschwunden sein. Konnte man eigentlich vergessen, wie sein eigenes Kind gerochen hatte? Sie hatte panische Angst davor.
Lena hatte sich Rituale ausgedacht, für jeden Wochentag ein anderes. Sie hoffte, auf diese Weise besser mit ihrem Schmerz klarzukommen. Montags würde sie Marias Puppen sauber machen. Dienstags wollte sie Marias Schrank öffnen, einzelne Kleidungsstücke herausholen und sich vorstellen, wie ihre Kleine darin ausgesehen hatte. Mittwochs sollten Fotos angeschaut werden. Donnerstags würde sie sich in Marias Kinderbett legen, bis ihr irgendwann die Augen zufielen. Freitags wollten Marias Stofftieren geschmust werden. Für die Wochenenden hatte Lena keine Pläne. Da war Robert zu Hause und er sollte unter keinen Umständen mitbekommen, was sie in Marias Zimmer machte.
Lena wandte sich vom Fenster ab und nahm Grete, Marias Lieblingspuppe, vom Regal. Während sie das leuchtend rote Kleid der Puppe aufknöpfte und mit einem feuchten Waschlappen über das weiche Plastik fuhr, schweiften ihre Gedanken zu dem Mann, der ihre Tochter auf dem Gewissen hatte. Hoffentlich wurde er zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Mussten Männer, die kleinen Kindern etwas angetan hatten, nicht besonders leiden im Gefängnis? Wie schön es wäre, wenn der Mistkerl von finsteren Verbrechern zusammengeschlagen oder in der Gemeinschaftsdusche vergewaltigt werden würde.
Lena seufzte leise und zog Grete wieder ordentlich an. Nach solchen Überlegungen stellte sich tatsächlich ein Gefühl der Besserung ein. Leider hielt es nie sehr lange an. Wie schön, dass Theresa am Freitag zu Besuch kommen würde. Sie war eine unglaubliche Stütze, mit ihr konnte Lena über all ihre Gedanken sprechen. Auch wenn sie sich seit einiger Zeit nicht mehr jede Woche sehen konnten, hatte sich die Vertrautheit, die ungeheure Nähe zwischen ihnen beiden in keiner Weise verändert.
Robert kam spät von der Arbeit. Sein Blick fiel auf die schwarze Ledertasche seiner Schwiegermutter, die im Flur an der Wand lehnte. »Deine Mutter war da?«
Lena verzog den Mund und nickte. »Sie wollte ein bisschen Zeit mit mir verbringen, mir beistehen. Dabei ist sie selbst vollkommen durch den Wind. Wie kommst du darauf?«
»Sie hat ihre Tasche vergessen. Wahrscheinlich mit allen Papieren und dem Geld.«
»Das sieht ihr ähnlich.«
»Ich fahr morgen vor dem Büro bei ihr vorbei.« Müde ließ Robert sich auf das Wohnzimmersofa fallen und entkorkte eine Flasche Wein. »Wie gut, dass mir momentan niemand Konkurrenz beim Leeren machen kann.«
Lena schnitt eine Grimasse. Oberhalb ihrer linken Augenbraue leuchtete eine Wunde von der Größe eines Streichholzkopfes; ein Mitbringsel von ihrer Reise zu Theresa, als sie aus lauter Unachtsamkeit gegen eine Glastür gelaufen war.
»Tut es noch weh?«, fragte er und tippte sich mit dem Zeigefinger an die eigene Augenbraue.
»Keine Spur mehr.«
»Wie geht es deinem Bauch?«
»Prächtig.«
»Wie wäre es mit Maximilian oder Lydia?«
Lena wiegte ihren Kopf vor und zurück. Ohne ein Wort zu sagen, stand sie auf und setzte sich auf seinen Schoß. Sie umarmte ihn und zog seinen Kopf an ihre Brust. Er nahm ihr Parfüm wahr und stellte dabei fest, dass sie nicht mehr so eng beieinander gewesen waren, seit Maria verunglückt war.
»Freust du dich auch schon so sehr darauf wie ich, den Kerl verurteilt zu sehen?«, fragte sie leise.
Robert kräuselte die Stirn. Wieso sprach Lena ausgerechnet davon? Es würde lange dauern, bis es zu einem Prozess käme. Momentan waren ja noch nicht mal die Ermittlungen von Schütt und seinen Kollegen abgeschlossen. Trotzdem nickte er. Natürlich würde es auch ihn befriedigen, diesen rücksichtslosen Menschen eingesperrt zu sehen.
Lena erzählte von ihren Fantasien und beschrieb ausführlich, was dem Typen im Gefängnis alles widerfahren könnte. Obwohl Robert anfangs erschrocken über die Gedanken seiner Frau gewesen war, konnte er sich diesen Vorstellungen nicht entziehen. Zu tief nagte an ihm der Schmerz des Verlustes.
DIENSTAG, 17. SEPTEMBER 2013
Am Abend wedelte André mit zwei Stöcken vor Roberts Gesicht herum.
»Silvia wollte unbedingt Walken«, verkündete er. »Also werden wir es heute mal ausprobieren.«
Robert schaute stirnrunzelnd auf die carbonfasernen Stöcke. »Ist das nicht etwas für alte Leute?«, fragte er vorsichtig.
André lachte. »Ach wo. Wenn man dabei auf die korrekte Technik achtet, kann es sogar richtig anstrengend werden.« Er steckte seine Hände durch die Schlaufen, die an den Griffen angebracht waren, und bewegte sich auf der Stelle. »Silvia hat einen Kurs besucht. Sie wird uns die Grundlagen beibringen. Wir müssen sie noch von der Arbeit abholen. Du hast nichts dagegen, wenn sie mitkommt?«
Robert schüttelte den Kopf. Er verstand sich gut mit Andrés Freundin.
»Wir können Lena auch mitnehmen«, schlug André vor und ging in den Flur. Noch ehe Robert antworten konnte, rief André nach ihr. Es dauerte eine ganze Weile, bis im oberen Flur eine Tür knallte. Lena stand auf der Treppe und schaute sie lustlos an.
»Wir werden heute mal etwas Neues ausprobieren«, lachte André. »Ein absoluter Extremsport. – Wir werden Walken.« Er schwenkte seine Stöcke. »Ich habe noch zwei Paar im Auto. Du kannst dich uns gerne anschließen. Silvia kommt ebenfalls mit.«
Lena grinste müde. »Das ist lieb von dir«, sagte sie matt. »Aber ich bin nicht in der richtigen Stimmung. Ich bleibe lieber zu Hause.«
André seufzte. »Schade«, bemerkte er aufrichtig. »Dann ein anderes Mal, in Ordnung?«
»Ja, ein anderes Mal«, bestätigte Lena und ging wieder die Treppen hinauf.
»Ihr hätte die Bewegung sicher gutgetan«, stellte André fest, als sie im Auto saßen.
Robert nickte. »Ja, aber sie hat momentan zu nichts Lust. Sie hängt ständig in Marias Zimmer herum.«
Während sie sonst mehrere Kreise im Park joggten, kamen sie diesmal mit ihren Stöcken lediglich auf eine knappe Runde. Robert war wenig ausgepowert. Am liebsten wäre er noch ein paar weitere Kilometer um den Park gelaufen. André und Silvia hatten jedoch Lust auf ein kühles Getränk. Robert mochte Andrés Freundin, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war keine Frau, nach der man sich auf der Straße umdrehen würde, doch sie hatte eine herzliche und aufrichtige Art, die er sehr schätzte. Ein Wesenszug wie dieser wog tausendmal mehr als pure Schönheit. Sie besuchten eine kleine Bar, die am Rand des Parks lag, setzten sich in eine Nische an der Wand und bestellten biologische Limonade. Silvia zog ihre Trainingsjacke aus und Robert schaute auf ihre schlanken, braun gebrannten Arme. Sie saß ihm genau gegenüber. Als sie seine Blicke bemerkte, lächelte sie ihn an, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme wie zufällig hinter ihrem Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Zwischen Silvia und ihm bestand eine ganz besondere Verbindung. Er hatte das Gefühl, sie kannten sich schon ewig. Sie waren auf eine ganz besondere Weise miteinander vertraut. Eine aufdringliche Melodie riss Robert aus seinen Gedanken. André kramte sein Handy hervor und schaute ärgerlich auf das Display. Er stand auf und ging in eine ruhigere Ecke der Bar.
»Der Alte hat kurzfristige eine Sitzung einberufen«, sagte er genervt, als er zurück zum Tisch kam. Robert schaute ihn fragend an. Der Geschäftsführer ihrer Firma wurde in seiner Abwesenheit von seinen Mitarbeitern ausschließlich ›Der Alte‹ genannt. »Morgen haben wir einen Termin bei unserer Hausbank. Es geht um neue Kredite für weitere Investitionen«, erklärte André kurz.
»Eine Sitzung? Um diese Uhrzeit?«, fragte Silvia verständnislos.
»So ist er halt. Wahrscheinlich ist ihm noch etwas Wichtiges eingefallen. Wir treffen uns in seinem Haus.« André stand auf und gab Silvia einen Kuss. »Bis später. Fährst du Robert nach Hause?«
»Selbstverständlich.«
Als André aus der Bar gestürmt war, hatte Robert sofort wieder dieses merkwürdige Gefühl im Bauch. Silvia nippte stumm an ihrem Getränk.
»Wie geht es euch?«, fragte sie nach einer Weile leise und besorgt.
»Nicht so gut. Ich habe das Gefühl, als ob wir uns langsam voneinander entfernen. Ich arbeite, sie hockt zu Hause. Nur beim Abendessen verbringen wir eine kurze Zeit gemeinsam.« Er schüttelte den Kopf, während sie ihm aufmerksam in die Augen schaute. Er versank förmlich in ihrem Blick. Nur beiläufig registrierte er, dass sie antwortete, er solle sich keine Sorgen machen.
»Lena wird noch lange brauchen, um Marias Tod zu verarbeiten. Das ist ganz normal.«
Er nickte stumm. Mühsam stützte er seinen Kopf in die Hände und stöhnte. »Aber es ist sehr anstrengend. Auch ich habe Marias Tod längst noch nicht verarbeitet. Trotzdem darf ich mich meiner Trauer nicht so sehr hingeben wie Lena. Ich denke, dass wenigstens einer von uns beiden stark sein muss. Wer soll Lena denn Halt geben, wenn nicht ich?«
Silvia stand auf und setzte sich neben ihn. Sie legte ihre rechte Hand auf seine. Mit der linken strich sie über seinen Nacken. »Ihr steht das zusammen durch«, erklärte sie ruhig. Erneut versank er in ihren mandelbraunen Augen. Noch ehe sein Verstand analysieren konnte, was er tat, lehnte er sich zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Er war selbst erschrocken über seinen Gefühlsausbruch und versuchte sofort, Abstand zu gewinnen. Doch jetzt war es Silvia, die seinen Kopf festhielt und den Kuss leidenschaftlich erwiderte. Eng umschlungen saßen sie zusammen, tauschten intensive Küsse aus und ließen ihre Zungen kreisen wie frisch verliebte Teenager, die gerade erst begannen, das Universum der Lust kennenzulernen. Erst sehr viel später lösten sie sich mühsam voneinander und gingen zu Silvias Auto. Dabei sprachen sie kein Wort. Die Fahrt zurück zu Roberts Haus verbrachten sie ebenfalls schweigend. Als er ausstieg, winkte er ihr unbeholfen zu. Sie grinste zurück und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
In dieser Nacht lag er noch lange wach. Lief jetzt alles aus dem Ruder? Was um Himmels willen hatte er sich dabei gedacht, die Freundin seines besten Freundes zu küssen? Warum hatte sie seinen Kuss erwidert? Vielleicht hatte sie ihn auf diese Weise trösten wollen? Er hörte Lena neben sich leise röcheln. Sie schlief auf dem Rücken. Ihr Gesicht sah friedlich aus. Womöglich träumte sie wieder von Maria? Sie hatte ihm erzählt, dass ihr Maria in den letzten Tagen und Nächten oft erschienen sei. Allerdings sträubte sie sich davor, Einzelheiten aus diesen Träumen zu erzählen. Wenn er danach fragte, schüttelte sie stets energisch den Kopf. »Warte es ab«, sagte sie lediglich. Offensichtlich war sie noch nicht bereit, darüber zu reden. Er musste einfach Geduld haben. Er strich mit seiner Hand sanft über ihre Wange. Niemals würde er sie verlassen. Er liebte sie nach wie vor so sehr wie am ersten Tag. Vielleicht sollte er ihr erzählen, was heute Abend in der Bar geschehen war. Er drehte sich um und zog seine Bettdecke bis unter das Kinn. Ja, gleich morgen würde er ihr seinen kleinen Ausrutscher beichten.
MITTWOCH, 18. SEPTEMBER 2013
Den ganzen Tag über ging Lena nicht ans Telefon. Als Robert am Abend das Wohnzimmer betrat, saß sie auf dem Sofa. Sie erzählte, dass sie ein Regal im Keller angestrichen und im Kinderzimmer neben dem Fenster aufgehängt hatte. Robert blieb einen Moment mitten im Raum stehen und schlang die Arme um den Körper.