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Eindrucksvolle Landschafts- und Naturaufnahmen

Eine beeindruckende Landschaft liefert automatisch ein tolles Foto? So einfach geht die Gleichung für spektakuläre Naturfotos leider nicht auf. Auch eine teure Kamera mit dem besten Objektiv schießt allenfalls schärfere Fotos, ist aber kein Garant für wirklich bessere Bilder. Was zeichnet dann ein gutes Foto aus? In diesem Kapitel zeige ich Ihnen, wie sogar vor der Haustür eindrucksvolle Landschafts- und Naturfotos gelingen. Oft unterscheidet schon eine Kleinigkeit wie eine leicht veränderte Kameraposition oder eine andere Blendeneinstellung das Meisterwerk von einem Schnappschuss.

Warum manche Landschaftsfotos misslingen (und wie Sie es besser machen)

Der Anblick raubt Ihnen schier den Atem: Ein in den letzten Sonnenstrahlen rot glühender Berggipfel spiegelt sich im glatt davorliegenden See. Jetzt nur noch auf den Auslöser drücken und fertig ist das perfekte Landschaftsfoto? In den meisten Fällen ist dieses Vorgehen zum Scheitern verurteilt, und Sie werden von den Fotos enttäuscht sein.

Der Grund ist schnell erklärt. Die Digitalkamera sieht anders als das menschliche Auge. Während unsere Augen rastlos das gesamte Blickfeld abtasten und das Gesehene ununterbrochen an das Gehirn weiterleiten, sodass wir alle Elemente einer komplexen Szene gleichzeitig erfassen können, zeichnet die Kamera immer nur einen begrenzten Ausschnitt der Wirklichkeit auf.

Außerdem fehlt dem Foto eine Reihe von Zusatzinformationen: Sie hören beim Blick auf das fertige Bild weder die Vögel zwitschern noch können Sie den Duft der Almwiese riechen. Der wichtigste Ratschlag für ein gutes Landschaftsfoto lautet daher: Finden Sie Ihren eigenen Ansatz und wählen Sie den abgebildeten Ausschnitt mit Bedacht. Zeigen Sie lieber einen kleineren Ausschnitt, diesen aber verständlich und mit klarer Bildsprache.

Die unendliche Weite des skandinavischen Fjälls lässt sich in keinen Sensor dieser Welt pressen. Tolle Fotos gelingen, wenn Sie nach Ausschnitten mit besonders grafischer Wirkung suchen. Aufnahmedaten: Nikon D70, 36 mm, f/6.7, 1/350 s, ISO 200.

Geduld ist eine der wichtigsten Tugenden für Landschaftsfotografen, denn die Natur ist im ständigen Wandel. Während sich die Sonne im Tagesverlauf über den Himmel bewegt, ändert sich die Verteilung von Licht und Schatten ständig. Zusätzlich bringt jede Jahreszeit ihre Motive mit sich. Im Frühling knospen die Bäume, sprießen die Blumen, und die Farbe kehrt zurück in die Natur. Während eine Sumpflandschaft bei strahlendem Sonnenschein langweilig wirkt, erzeugt leichter Nebel in derselben Umgebung eine mysteriös-reizvolle Stimmung. Der Herbst bringt eine zart-melancholische Buntheit, und der Winter macht mit Schnee und Raureif karge Äste zu kleinen Kunstwerken.

Die beste Voraussetzung für gute Naturaufnahmen bietet daher nicht eine möglichst kostspielige Kameraausrüstung (sie schadet aber natürlich nicht), sondern die Freude am Spazierengehen und daran, draußen unterwegs zu sein. Nicht umsonst ist praktisch jeder berühmte Landschaftsfotograf auch ein großer Naturliebhaber.

Warten Sie auf das perfekte Licht

Das Licht ist das A und O eines guten Landschaftsfotos. Ohne Licht geht es nicht und ein dramatischer Lichteinfall macht selbst aus einer scheinbar langweiligen Landschaft eine spektakuläre Aufnahme. Umgekehrt lässt sich selbst die anmutigste Szene nicht ausdrucksstark im Bild festhalten, wenn die Sonne hoch am Himmel steht und für kurze Schatten und harte Kontraste sorgt.

Die wichtigste (und in vielen Fällen einzige) Lichtquelle in der Naturfotografie ist die Sonne. Während Fotografen im Studio ihr Blitzlicht nach Belieben ausrichten, verstärken oder dimmen können, muss der Landschaftsfotograf sich nach den natürlichen Bedingungen richten. Im Laufe eines Tages klettert die Sonne am Himmel empor, und zu jeder Stunde ändert das Sonnenlicht daher Richtung und Farbe. Dieselbe Landschaft „erstrahlt“ daher im wahrsten Sinne des Wortes in ständig neuem Licht.

Das Sonnenlicht bewusst zu sehen, ist einer der wichtigsten Schritte hin zu besseren Landschaftsfotos. Erkennen Sie, aus welcher Richtung das Sonnenlicht kommt und wie es das Aussehen der Landschaft beeinflusst:

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Frontales Licht: Bei der frontalen Beleuchtung scheint Ihnen die Sonne von hinten über die Schulter, und Sie bekommen ein klares und farbenreiches Bild, allerdings liegen die Schatten direkt hinter dem Motiv, und das Foto wirkt flach und weniger spannend. Die beste Zeit für Aufnahmen mit frontalem Licht ist etwa 2 bis 3 Stunden vor Sonnenuntergang bzw. nach Sonnenaufgang. Wenn die Sonne im Tagesverlauf höher steigt, werden die Fotomöglichkeiten schlechter, und während der Mittagszeit können Sie in den meisten Fällen die Kamera getrost in der Tasche lassen. Einzige Ausnahmen von dieser Regel: Fotos im dichten Wald oder in tiefen Schluchten sind meistens nur beim Höchststand der Sonne möglich, ansonsten kommt dort gar kein Licht an.

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Streiflicht: Von der Seite einfallendes Licht, besonders bei tief stehender Sonne, schafft dramatische Fotos. Die Landschaft wird durch einen intensiven Kontrast von Licht und Schatten modelliert, Formen, Strukturen und Oberflächen werden herausgearbeitet, und das zweidimensionale Foto erscheint plastisch.

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Gegenlicht: Gegenlicht erzeugt grafisch wirkende, scherenschnittartige Motive. Menschen oder andere Objekte, die Sie im Gegenlicht fotografieren, erscheinen als schwarze Silhouetten, die von einem Lichtkranz gesäumt werden. Gegenlicht eignet sich besonders für effektvolle, spannende Fotos mit Atmosphäre.

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Indirektes Licht: Indirektes Licht entsteht bei leicht bedecktem Himmel oder Nebel. Es ist weicher als das direkte Sonnenlicht, und die Fotos erscheinen in reichen, gesättigten Farben und geringeren Kontrasten. Landschaftsaufnahmen bei indirektem Licht wirken oft etwas fad. Es ist aber die ideale Beleuchtung für Detail- und Makroaufnahmen.

Meine Lieblingsbeleuchtung für stimmungsvolle Landschaftsfotos ist die Grenze zwischen Tag und Nacht. Dann, wenn es weder Morgen noch Tag, weder Abend noch Nacht ist, markiert die Dämmerung den Übergang zwischen Tageslicht und Dunkelheit. Die Zeitspanne, in der das Fotografieren möglich ist, ist allerdings nur kurz.

Achten Sie bei Fotos in der Dämmerung auf eine klare und einfache Bildgestaltung. Fast immer werden Sie einen Teil des Motivs als Silhouette gegen den Himmel abbilden.

Kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang steht die Sonne tief am Horizont und strahlt ein besonders warmes Licht aus. Die Zeitspanne ist oft nur kurz, und in der Regel haben Sie für solche Fotos nicht mehr als 20 Minuten. Stellen Sie sich daher den Wecker und suchen Sie rechtzeitig vorab den optimalen Standpunkt, um das Stativ aufzubauen und die Kamera einzustellen. Aufnahmedaten: Canon EOS 70D, 18 mm, f/11, 1/50 s, ISO 200.

Seien Sie darauf vorbereitet und halten Sie schon tagsüber Ausschau nach geeigneten Motiven und überlegen Sie sich einen geeigneten Bildaufbau. Ein paar Trockenübungen mit verschiedenen Brennweiten schaden nie. Nachdem die Morgen- oder Abenddämmerung eingesetzt hat, verändert sich das Licht so schnell, dass dann keine Zeit mehr bleibt, um nach dem geeigneten Platz zu suchen, um das Stativ aufzubauen. Nichts ist frustrierender, als bei hervorragendem Licht keine Fotos machen zu können, weil einfach kein Motiv da ist.

Stellen Sie, bevor Sie zur Fototour am frühen Morgen oder späten Abend aufbrechen, sicher, dass die Kameratasche komplett gepackt ist. Haben Sie genügend Speicherkarten dabei, und sind die Akkus frisch geladen? Haben Sie das richtige Objektiv im Gepäck? Meine Erfahrung: Es fühlt sich nicht besonders gut an, sich schlaftrunken aus dem Bett zu quälen und dann vor Ort festzustellen, dass die Speicherkarte voll ist oder der Akku noch im Ladegerät einige Kilometer entfernt im Hotelzimmer steckt.

In einer kurzen Zeitspanne vor bzw. nach dem Auf- oder Untergang tauchen die Sonnenstrahlen den Himmel und die Wolken in kräftige Blau- und Rottöne. In der Dämmerung hilft eine Taschenlampe dabei, die Einstellungen an der Kamera vorzunehmen. Aufnahmedaten: Canon EOS 70D, 24 mm, f/22, 13 s, ISO 100.

Maximale Schärfe mit der Hyperfokaldistanz

Neben dem richtigen Licht spielt die Bildschärfe eine herausragende Rolle in der Landschaftsfotografie. Egal ob falsch fokussiert, verwackelt oder durch eine zu hohe ISO-Einstellung „verrauscht“, ein unscharfes Landschaftsfoto überzeugt praktisch nie. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle muss ein Landschaftsfoto von vorne bis zum Horizont scharf sein, die Ausdehnung der Schärfentiefe soll so groß wie möglich sein.

Nehmen wir an, Sie haben sich bei einem bestimmten Motiv für eines Ihrer Objektive entschieden und wollen mit Blende 8 fotografieren. Drehen Sie jetzt den Entfernungsring auf Unendlich, so „verschenken“ Sie einen Teil der Schärfentiefe, da sich diese, quasi nach hinten, über unendlich hinaus erstreckt.

Die Schärfentiefe erstreckt sich in etwa über einen Bereich von 1/3 vor und ca. 2/2 hinter der eingestellten Aufnahmeentfernung.

Zugegeben, es fällt schwer, sich vorzustellen, dass etwas weiter als bis unendlich reicht, aber sei‘s drum. Glauben Sie mir und peilen Sie lieber den hyperfokalen Punkt an, um eine möglichst breite Schärfentiefe, die von vorne bis hinten reicht, zu erzielen.

Kurze Brennweite, mittlere Blendenöffnung und die Einstellung auf die Hyperfokaldistanz sorgen dafür, dass von den Stoppeln im Vordergrund bis zum Horizont alles scharf abgebildet wird. Aufnahmedaten: Canon EOS M, 13 mm, f/11, 1/80 s, ISO 100.

Die früher übliche Schärfentiefeskala ist leider von den modernen Objektiven verschwunden. Diese Skala markierte mit zwei Strichen den passenden Schärfentiefebereich zur gewählten Blende. Falls Sie noch glücklicher Besitzer eines solchen „Schätzchens“ sind, ist es ganz einfach, die maximal mögliche Schärfentiefe einzustellen: Drehen Sie die Einstellung Unendlich einfach auf den entfernten Rand der Schärfentiefe, um die größtmögliche Schärfentiefe zu erzielen.

Die Schärfentiefeskala ist auf aktuellen Objektiven leider zur Seltenheit geworden, gibt aber, soweit vorhanden, einen schnellen Überblick über die zu erwartende Schärfentiefe.

Falls Sie ein modernes Objektiv ohne Schärfentiefeskala besitzen, hilft Ihnen die folgende Tabelle weiter:

Brennweite Blende 11 Blende 16 Blende 22
18 mm 1,8 m 1,3 m 0,9 m
20 mm 2,3 m 1,6 m 1,1 m
35 mm 7 m 4,8 m 3.5 m
Hyperfokaldistanz für DSLRs (mit einem Cropfaktor von 1,5) bei typischen in der Landschaftsfotografie verwendeten Brennweiten bei unterschiedlicher Blendeneinstellung

So erreichen Sie durch Einstellen der Hyperfokaldistanz die maximale Schärfentiefe:

1.

Schalten Sie den Autofokus der Digitalkamera ab.

2.

Wählen Sie als Belichtungssteuerung die Einstellung „A“ für Zeitautomatik.

3.

Stellen Sie die Blende entsprechend der Tabelle ein.

4.

Drehen Sie den Entfernungsring am Objektiv auf die in der Tabelle angegebene Entfernung.

Sie erhalten so ein Foto, bei dem alles im Bereich ab der halben hyperfokalen Distanz bis Unendlich scharf abgebildet wird. Wenn Sie zum Beispiel mit einem 18-mm-Objektiv bei Blende 11 die maximal mögliche Schärfentiefe erzielen wollen, drehen Sie den Entfernungsring auf 1,8 m, und es werden alle Objekte in einer Aufnahmeentfernung von mindestens 90 cm bis Unendlich scharf abgebildet.

Die Schärfentiefe und damit die Hyperfokaldistanz hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, und die Tabelle gibt nur eine erste Annäherung. Auf der Website www.dofmaster.com (nur auf Englisch) können Sie eine detaillierte Schärfentiefetabelle für Ihre Kamera-Objektiv-Kombination zum Immer-in-der-Fototasche-Dabeihaben ausdrucken. Darüber hinaus gibt es auch eine Schärfentieferechner-App für das Smartphone.

Der Trick für Bäche und Wasserfälle

Wasser ist Leben und sucht sich seinen Weg von der Quelle im Gebirge über Bach und Fluss zu See und Meer. Auf dem weiten Weg dazwischen gibt es viel zu fotografieren. Ob sprudelnder Gebirgsbach, Spiegelung auf der glatten Oberfläche eines Sees bei Windstille oder interessante Wellenmuster bei leichtem Wind – Flüsse und Seen bieten immer und zu jeder Jahreszeit eine Vielzahl an Motiven.

Fließendes Wasser können Sie auf zwei Arten fotografieren. Entweder „frieren“ Sie die Bewegung des Wassers mit einer kurzen Belichtungszeit ein oder Sie entscheiden sich für eine lange Belichtung, und das Wasser wird als verwischte weiße Spur abgebildet. Alle unbewegten Elemente wie Steine, Felsen oder Pflanzen werden dagegen scharf abgebildet.

Die zweite Variante liefert meist die eindrucksvolleren Bilder. Die richtige Länge der Belichtungszeit hängt davon ab, wie schnell das Wasser fließt. Bei einem munter sprudelnden Gebirgsbach erhalten Sie schöne Verwischungen schon ab 1/30. Besonders eindrucksvoll ist der Effekt bei ¼ oder 0,5 Sekunden. Der Effekt ist natürlich auch von der Wassermenge abhängig, und manchmal reicht schon ein abendlicher Regenguss, um einen kleinen Bach über Nacht zu einem brodelnden Wildwasser anschwellen zu lassen.

So gelingen schöne Wasserfotos mit seidigem Fließeffekt:

1.

Montieren Sie die Kamera auf ein stabiles Stativ.

2.

Drehen Sie das Wählrad für die Belichtungssteuerung auf die Einstellung Blendenautomatik (je nach Kamerahersteller entweder S oder Tv).

3.

Stellen Sie eine lange Belichtungszeit ein. Probieren Sie als Ausgangspunkt eine Belichtungszeit von ¼.

4.

Lösen Sie die Kamera über einen Kabelfernauslöser oder mithilfe des Selbstauslösers aus.

5.

Kontrollieren Sie den Wischeffekt auf dem Display. Ist der Effekt zu wenig ausgeprägt, so verlängern Sie die Belichtungszeit.

Problematisch wird es immer dann, wenn Sie fließendes Wasser bei strahlendem Sonnenschein mit einer langen Belichtungszeit verwischen lassen wollen. Die Blende lässt sich dann für eine korrekte Belichtung bei der gewünscht langen Belichtungszeit nicht weit genug schließen, und es gelangt selbst bei der kleinstmöglichen Blende zu viel Licht auf den Sensor.

Mit einer langen Belichtungszeit bekommt fließendes Wasser im Foto einen seidigen Glanz. Aufnahmedaten: Canon EOS 6D, 21 mm, f/22, 1,6 s, ISO 50.

Die Wahl der richtigen Belichtungszeit hängt von der Fließgeschwindigkeit des Baches ab. Je schneller das Wasser und je länger die Belichtungszeit, desto stärker wird der Wischeffekt. Aufnahmedaten: Canon EOS 6D, 24 mm, f/22, 5 s, ISO 50.

In diesem Fall können Sie entweder bis zum Abend warten, wenn die Sonne weniger hell scheint, oder Sie benötigen einen Graufilter. Er wird vor das Objektiv geschraubt, ist farblich völlig neutral und reduziert ausschließlich die Lichtmenge.

So werden Langzeitbelichtungen auch bei Tageslicht möglich. Graufilter gibt es in verschiedenen Stärken. Die üblichen Bezeichnungen lauten ND4x (2 Blendenstufen) und ND8x (3 Blendenstufen). Bei sehr hellem Licht oder für sehr lange Belichtungszeiten können Sie mehrere Filter kombinieren.

Wohin mit dem Horizont?

Eine besonders markante und fast in jedem Landschaftsfoto anzutreffende Linie ist der Horizont. Platzieren Sie den Horizont nur genau in die Bildmitte, wenn Sie eine besonders ruhige Bildstimmung beabsichtigen. In allen anderen Fällen ist die exakte Mitte eine denkbar schlechte Wahl und führt oft zu gähnender Langeweile. Das Bild zerfällt in zwei Hälften und bleibt ohne Spannung. Besser ist es daher, den Horizont im oberen oder unteren Drittel anzusiedeln. Die Bilder wirken so interessant und dennoch sehr harmonisch.

Sie benötigen eine extreme Bildwirkung? Sie wollen die wirklich bedrohliche Stimmung einer dunklen Wolkenwand und die schwarze Gewitterfront im Bild zeigen? Dann rücken Sie den Horizont so weit wie nur möglich an den unteren Bildrand. Verschieben Sie umgekehrt die Horizontlinie bis fast an den oberen Rand, um die Unendlichkeit einer Landschaft zu zeigen.

Diese drei Aufnahmen verdeutlichen, wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen, je nachdem, wo im Bild Sie den Horizont positionieren.

Platzieren Sie den Horizont in das untere Bilddrittel, so wird der Himmel betont. Aufnahmedaten: Canon EOS M, 55 mm, f/8, 1/320 s, ISO 100.

Ein hoch positionierter Horizont dagegen betont eindrucksvoll die Weite der Landschaft. Aufnahmedaten: Canon EOS 5D Mark II, 24 mm, f/11, 1/200 s, ISO 100.

Das endgültige Panorama nach Entfernen der weißen Ränder und abschließender Tiefen/Lichter-Korrektur

AUFNAHMEPRAXIS

Fotografieren mit dem Stativ

Ein Stativ ist schwer, sperrig und umständlich in der Handhabung. Der Aufwand aber lohnt, denn es verbessert nicht nur bei Panoramafotos, sondern auch im Studio, bei Nachtaufnahmen und in vielen weiteren Situationen Ihre Fotochancen.

Leider gilt für die Stabilität eines Stativs die einfache Regel: Je schwerer, desto besser. Wenn Ihr Budget es erlaubt, ist ein teures Karbonstativ die ideale Lösung für gute Stabilität bei vergleichsweise geringem Gewicht. Ansonsten gibt es leider keinen Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht, und ein zwar sehr leichtes, aber klappriges Aluminiumstativ erfüllt seine Aufgabe nicht.

Zusätzlich zum Stativ benötigen Sie einen Stativkopf, der die Verbindung zwischen Kamera und Stativ bildet. Nach meiner Erfahrung sind Kugelköpfe hier am besten geeignet. Sie sind relativ kompakt und bieten gute Einstellungsmöglichkeiten.

Um die Vorteile des Stativs voll auszunutzen, müssen Sie die Kamera berührungsfrei auslösen. So vermeiden Sie Unschärfen durch Schwingungen, die entstehen würden, wenn Sie die Kamera durch einen Druck auf den Auslöser von Hand auslösen. Bei vielen guten Kompaktkameras und DSLRs erreichen Sie dies komfortabel durch den Einsatz einer Fernbedienung. Wenn Sie keine Fernbedienung besitzen oder es keine für Ihr Kameramodell gibt, nutzen Sie als Alternative den Selbstauslöser.

So setzen Sie das Stativ richtig ein:

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Klappen Sie die Stativbeine immer vollständig aus und schließen Sie die Arretierung.

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Fahren Sie die Mittelsäule nach Möglichkeit nicht aus. Achten Sie beim Kauf auf ausreichend hohe Beine.

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Stabilisieren Sie das Stativ. Hängen Sie z. B. die Fototasche an die Mittelsäule, wenn starker Wind an Stativ und Kamera rüttelt.

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Benutzen Sie Selbstauslöser oder Fernbedienung, um Verwacklungen beim Auslösen zu vermeiden.

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Ein Kugelkopf ist deutlich kompakter als ein Neigekopf.

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Per Schnellwechselplatte ist die Kamera mit einem Handgriff auf dem Stativ fixiert.

Sonnenuntergänge fotografieren wie ein Profi

Oft als Klischee belächelt, dennoch gerne fotografiert: Wohl kaum ein Fotograf, der bei einem malerischen Sonnenuntergang nicht auf den Auslöser drückt. Um die unter- oder aufgehende Sonne formatfüllend abzulichten, brauchen Sie ein richtig langes Teleobjektiv, wie Sie es von den Sportfotografen am Spielfeldrand aus Fernsehübertragungen von sportlichen Großereignissen wie der Fußballbundesliga oder Olympia kennen.

Geeignet sind Brennweiten ab 200 mm. Ich persönlich verwende meist eine kürzere Brennweite und nehme es in Kauf, dass die Sonne so nur relativ klein abgebildet wird. Dafür erspare ich mir einiges an Gewicht und bekomme außerdem Fotos, die neben der Sonne ausreichend Umgebung zeigen. Es muss ja nicht immer der im Meer versinkende rote Feuerball sein. Ein besonderer Blickfang bei Sonnenaufgangs- oder -untergangsaufnahmen sind Silhouetten von Personen oder anderen markanten Objekten im Vordergrund. Sie werden dann komplett schwarz und ohne Details abgebildet und wirken vor dem hellen Himmel wie ein Scherenschnitt.

Sonnenaufgang und -untergang sind schnell vorbei. Ermitteln Sie daher schon vorher anhand einer Landkarte die optimale Ausrichtung der Kamera für das spätere Foto.

Fotografieren Sie direkt in den glutroten Sonnenball, heben sich Palmen, Bäume oder auch die Silhouetten von Personen als tiefschwarzer Scherenschnitt vom farbschwangeren Himmel ab. Aufnahmedaten: Canon PowerShot G11, 140 mm (KB-Äquivalent), f/8, 1/250 s, ISO 200.

Die richtige Belichtung von Sonnenaufgang oder -untergang ist einfacher, als Sie vielleicht denken:

1.

Stellen Sie an der Kamera als Methode für die Belichtungsmessung die Spotmessung ein und wählen Sie die Zeitautomatik als Belichtungssteuerung (Einstellung „A“).

Falls Ihre Kamera keine Möglichkeit zur Spotmessung bietet, können Sie auch mit der mittenbetonten Integralmessung arbeiten. Dabei sollten Sie aber daran denken, dass die Sonne den Belichtungsmesser Ihrer Kamera durcheinanderbringt. Für eine korrekte Belichtung müssen Sie dann gezielt um ein bis zwei Blendenstufen überbelichten. Am einfachsten erreichen Sie das über die +/–-Taste Ihrer Kamera.

2.

Stellen Sie den Weißabgleich auf die Einstellung Tageslicht , so wird die Rottönung der untergehenden Sonne noch intensiver.

3.

Stellen Sie eine mittlere Blende ein, z. B. 5.6 oder 8.

4.

Richten Sie den kleinen Messkreis in der Mitte des Suchers auf eine mittelhelle Himmelspartie neben der Sonne und tippen Sie leicht auf den Auslöser, um die Belichtung zu messen.

5.

Lassen Sie den Auslöser nicht los (so bleibt die gemessene Belichtung gespeichert) und wählen Sie jetzt den Bildausschnitt, den Sie gerne fotografieren möchten.

6.

Drücken Sie den Auslöser vollständig durch, wenn Sie mit der Bildkomposition zufrieden sind, um das Foto aufzunehmen.

7.

Wenn Sie ganz sicher sein wollen, das perfekte Sonnenuntergangsbild auf der Speicherkarte zu haben, machen Sie eine Belichtungsreihe mit einer Korrektur der ermittelten Belichtung um eine Blendenstufe nach unten und nach oben.

8.

Vergessen Sie nach dem Shooting nicht, die Belichtungsmessmethode wieder auf die von Ihnen üblicherweise verwendete Einstellung zurückzustellen.

Ein gutes Sonnenuntergangsfoto braucht keine lange Brennweite, sondern eine interessante Bildidee. Für diese Aufnahme mit dem Fisheye-Objektiv legte ich mich mit dem Bauch auf das verschneite Feld, um den Schneeschuh aus der Froschperspektive vor der untergehenden Sonne zu fotografieren. Aufnahmedaten: Nikon D300, 10,5 mm, f/8, 1/400 s, ISO 200.

FOTOTECHNIK

Belichtungsmessung

Grundlage für die korrekte Belichtung ist die Belichtungsmessung. Sobald Sie mit Ihrer Digitalkamera ein Motiv anvisieren und auf den Auslöser tippen, wird der eingebaute Belichtungsmesser aktiv und misst die Helligkeit der Szene. Für ein richtig belichtetes Foto benötigen Sie eine bestimmte Lichtmenge auf dem lichtempfindlichen Sensor. Wird zu wenig Licht eingefangen, wird das Bild zu dunkel, kommt zu viel Licht auf den Sensor, wird das Bild zu hell. Die Kameraelektronik ermittelt die benötigte Lichtmenge für eine korrekte Helligkeitswiedergabe, den sogenannten absoluten Lichtwert, und leitet daraus die passende Kombination aus Blende und Belichtungszeit ab.

Blende und Belichtungszeit steuern die Lichtmenge, die auf dem Sensor ankommt, und gehören immer als Paar zusammen. Für die Gesamthelligkeit Ihres Fotos ist es egal, ob Sie die Blende weit öffnen (eine kleine Blendenzahl einstellen) und eine kurze Belichtungszeit wählen oder bei geschlossener Blende (große Blendenzahl) eine entsprechend längere Verschlusszeit wählen.

Messcharakteristiken

Moderne Digitalkameras bieten eine Vielzahl verschiedener Messsysteme mit unterschiedlichen Charakteristiken an. Damit Sie das Ergebnis der Belichtungsmessung richtig interpretieren können, ist es wichtig zu wissen, wie Ihre Kamera die Belichtung ermittelt: Wird der gesamte Bereich des Sucherbildes zur Messung herangezogen und daraus ein Mittelwert gebildet oder wird die Bildmitte bei der Messung stärker gewichtet?

Die nachfolgenden Menüfotos stammen von der Mittelklasse-DSLR Canon EOS 70D. Die beschriebenen Messmethoden finden Sie so oder so ähnlich bei praktisch allen anderen Digitalkameras.

(Mittenbetonte) Integralmessung

Bei der mittenbetonten Integralmessung wird das Licht über das gesamte Motivfeld ermittelt und ein Mittelwert gebildet. Der zentrale Bereich wird stärker gewichtet. Die mittenbetonte Integralmessung liefert für viele Motive zuverlässige Ergebnisse. Bei sehr hellen oder sehr dunklen Motiven erfordert die Integralmessung eine gezielte Korrektur durch den Fotografen.

Spotmessung

Bei der Spotmessung wird ein eng begrenzter Kreis des Bildfelds zur Belichtungsmessung herangezogen. Diese Messmethode bietet sich bei schwierigen Motiv- und Lichtsituationen an, bei denen gezielt Details ausgemessen werden, um den Kontrastumfang zu bestimmen.

Ideal ist die Spotmessung auf einen grauen (bzw. mittelhellen) Teil des Motivs bei schwierigen Aufnahmesituationen.

Vergessen Sie nach einer Spotmessung nicht, die Messcharakteristik wieder zurückzustellen!

Matrix- oder Mehrfeldmessung

Hierbei wird das Bildfeld in einzelne Zonen aufgeteilt, für welche die Belichtung separat gemessen wird. Anschließend werden die daraus ermittelten Daten mit einer kamerainternen Motivdatenbank abgeglichen, und so wird der optimale Belichtungswert errechnet. Die moderne Mehrfeldmessung ist ein sehr ausgereiftes System und liefert in vielen Fällen präzise und gute Ergebnisse. Diese Messcharakteristik bietet sich für alle an, die sich keine Gedanken über zusätzliche Korrekturen machen möchten.

In der Praxis erzielen Sie mit der Mehrfeldmessung oder der klassischen Integralmessung ausgewogene Ergebnisse. Nur in seltenen Fällen, z. B. wenn das Objekt deutlich heller ist als der Hintergrund, ist ein Wechsel zur Spotmessung erforderlich.

Die Matrixmessung eignet sich für Schnappschüsse, bei denen keine weiteren Belichtungskorrekturen notwendig sein sollen. Bei schwierigen Lichtsituationen sind aber keine gezielten Korrekturen möglich, weil der Fotograf nicht weiß, welche Faktoren bereits in die Ermittlung des Belichtungswerts eingeflossen sind.

Bessere Bergfotos