30 Minuten
Klartext
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Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg
Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen
Lektorat: Eva Gößwein, Berlin
© 2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2016 erschienenen Buchtitel »30 Minuten Klartext« von Dominic Multerer, ©2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Hinweis:
Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-737-8
ISBN epub: 978-3-95623-421-7
Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.
In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.
Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.
Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen. |
Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.
Vorwort
1. Nichts läuft ohne Klartext
Klartext? Von wegen …
Was ist Klartext eigentlich?
Raus aus der Komfortzone!
2. Bewusst Klartext reden
Die Lösung interessiert, nicht die Geschichte
Tacheles ist nicht Klartext
Nicht abwarten, bis die Krise da ist
3. Jederzeit Klartext reden
Bedürfnisse mitteilen
Seien Sie ein Vorbild!
Entscheidungen treffen
4. Klartext als Lebenseinstellung
Klartext als Strategie
Klartext in jeder Situation
Blick in die Zukunft
Die fünf Prinzipien von Klartext
Fast Reader
Der Autor
Weiterführende Literatur
Wer kennt das nicht: „Jetzt red doch mal Klartext!“ „Ich wünschte, der würde mal Klartext reden und nicht nur labern.“ „Und jetzt Butter bei die Fische, damit man weiß, woran man ist!“
Klartext – das ist komischerweise für viele nichts weiter als ein Wunschtraum. Viele empfinden Meetings, Gespräche und Kommunikation überhaupt als Nebelkerzenwerfen, bei dem eher etwas verschleiert als offengelegt wird. Dabei soll Kommunikation doch eigentlich besonders eines erreichen: Klarheit. Klarheit über sich, über das, was man will, was der andere will. Aber da liegt auch einer der Knackpunkte: Diese Forderung nach Klartext ist selbstverständlich. So als ob Klartext eine Sache der anderen wäre. Doch hier liegt der Hase im Pfeffer: Man muss bei sich selbst anfangen und zu dem stehen, was man zu sagen hat.
Das ist einfacher, als Sie denken. Und gleichzeitig auch schwieriger. Ich selbst wusste gar nicht, dass ich in den Augen anderer Klartext rede, bis die es mir sagten und mich baten, ein Buch darüber zu schreiben. Für mich war es schon immer selbstverständlich, klar auszusprechen, was ich denke. Und für Sie kann es das auch werden.
Dass Sie zu diesem Buch gegriffen haben, ist der beste Beweis: Es fehlt in unserer Gesellschaft an Menschen, die Klartext reden, die klar ihre Meinung sagen. Man hält mit Meinungen und Ansichten hinter dem Berg, aber auch mit konkreten Lösungsvorschlägen, was Konflikte nur noch schlimmer macht. Dabei ist es gar nicht so schwer, für Klarheit zu sorgen – und das gilt für den privaten Bereich nicht weniger als für den geschäftlichen.
Dieses Buch kann dazu beitragen, dass in Ihrer Umgebung mehr Klartext gesprochen wird – angefangen bei Ihnen selbst. Klartext ist immer noch nicht selbstverständlich. Ein Interesse am vollständigen Bild einer Sachlage und am Austausch von Lösungsvorschlägen sowie die Bereitschaft, den eigenen Standpunkt zu reflektieren, sind die Voraussetzung.
Aber Interesse am Thema und die Bereitschaft, sich damit zu befassen, haben Sie ja schon bewiesen: Sie haben das Buch in der Hand.
Dann mal los.
Reden wir Klartext!
Dominic Multerer
Mal wieder hat der Handwerker die falschen Steckdosen eingebaut. Der Grafiker hat die Flyer nicht annähernd so fantasievoll gestaltet wie gewünscht. Und der Mantel, den die Verkäuferin in die Umkleide gebracht hat, ist so geschmacklos geschnitten, dass sich einem die Zehennägel aufrollen.
Situationen wie diese kennt jeder. Eines haben sie alle gemeinsam: In solchen Fällen heißt es meist, Deutschland sei eine Servicewüste. Es weiß eben niemand mehr, wie das geht: einen Kunden zufriedenzustellen. Doch oft verkennt man auch, dass man selbst gar nicht klar geäußert hat, was man wollte und wie es auszusehen hat.
Warum ist es anscheinend nicht selbstverständlich, sich klar zu einer Sache zu äußern? Oder anders: seine Wünsche in verständliche Worte zu fassen? Es wäre viel einfacher, würde buchstäblich jeder deutlich sagen, was Sache ist. Dann könnten sich andere leicht danach richten. Aber so einfach scheint die Sache oft nicht zu sein …
Was man auch liest, wohin man auch blickt: Klartext scheint in unserer Gesellschaft Mangelware zu sein. Nehmen Sie sich einfach mal ein paar Minuten und googeln Sie das Wort „Klartext“. Aber eigentlich haben Sie ja nur 30 Minuten – Maximum, nehme ich an –, also habe ich das mal für Sie erledigt.
Als ich die Suchergebnisse verglichen habe, fiel mir auf, dass Klartext reden nicht die Regel, sondern die absolute Ausnahme ist. So selten, dass es groß angekündigt wird, als die totale Sensation: Politiker, Schauspieler und Sportler sprechen endlich mal aus, was Sache ist! Das klingt echt interessant. Endlich sagt mal einer die Wahrheit, endlich packt es mal einer an!
Allerdings kann man daraus auch schließen, dass bei dem jeweiligen Thema, zu dem die Herrschaften jetzt endlich mal Klartext reden, bislang viel Verwirrung herrschte. Und nun soll durch den (angeblichen) Klartext Ordnung geschaffen werden. Eigentlich ist das etwas Positives – sollte man meinen. Und doch hat Klartext einen eher negativen Beigeschmack. Scheinbar besteht Klartext genau daraus nicht: aus Fakten. Zumindest nicht aus Fakten, die für irgendwen neu wären.
Wenn Sie mich fragen, dann herrscht im Allgemeinen ein falsches Verständnis des Begriffs „Klartext“ vor. Der Klartext, von dem in Artikeln und Reportagen die Rede ist, vermittelt einen sehr negativen Zusammenhang: Wenn berühmte Persönlichkeiten „Klartext“ reden, ist es meist schon zu spät. Klartext wird dann in der Regel als Affront gegen jemanden benutzt. Schaut man dann genauer hin, was eigentlich gesagt wird, ist es oft nichts weiter als heiße Luft. Mitnichten wird da gesagt, was Sache ist – denn das würde bedeuten, dass man das Kind beim Namen nennt und der Welt klar mitteilt, wie die eigene Position zu der Sache ist.
Bei VW fordern zum Beispiel derzeit alle Klartext bezüglich der Abgaswerte bei Dieselautos – dabei kristallisiert sich langsam heraus, dass es im Konzern schon seit Jahren Techniker gab, die auf die fehlerhafte Messung hinwiesen. Und der Innenminister „redet Klartext“ über die Flüchtlingslage. Dabei sagt er nur, dass sehr viele Leute gerade ankommen. Aber das hören wir auch schon seit Wochen in den Nachrichten. Man kann sich nur fragen, warum er jetzt erst die Tatsachen feststellt.
Wir fragen uns bei dieser Art von Klartext oft, warum nicht schon viel früher mal Butter bei die Fische gegeben wurde. Warum nicht schon vorher mal deutlich gesagt wurde, wie die Umstände sind und wie man ihnen begegnen könnte, statt Nebelkerzen zu werfen.
Klartext zu reden scheint also ziemlich schwer zu sein. Dabei wäre doch alles viel einfacher, wenn man die Dinge von Anfang an beim Namen nennen würde, stimmt's? Viele Probleme wären gar nicht erst aufgekommen, wenn man selbst gleich gesagt hätte, was man will. Das haben Sie sich sicher auch schon oft gedacht. Woran liegt es dann aber, dass kaum einer das auch wirklich tut? Ich habe mich mal umgehört und bin nach ein paar Recherchen auf etwas gekommen, das vielleicht einen Lösungsansatz für diese Frage bieten könnte: Wir sind (gerade hier in Deutschland) ziemlich harmoniesüchtig. „Bloß keine eigene Meinung haben!“, scheint manchmal das Motto zu sein, ganz egal, um welches Thema es geht, häufig sagt man nichts dazu. Es könnte sich ja jemand auf den Schlips getreten fühlen. Eine Äußerung kann gefährlich sein – man könnte anecken oder in die falsche Schublade gesteckt werden. Ein unerträglicher Zustand, wenn es um die geht, die uns nahestehen und deren Meinung uns wiederum aus irgendeinem Grund wichtig ist.
Und so hält man mit der eigenen Meinung häufig hinterm Berg, sei es in der Firma oder in der Beziehung. Bei der Arbeit kann eine eigene Meinung, wenn sie gegen die Firmenphilosophie oder – Gott bewahre! – die Meinung des Chefs geht, gar schaden. In der Partnerschaft könnten, so die Befürchtung vieler, konträre Meinungen im Extremfall zu einer Trennung führen. Man vermeidet also Dinge, die für einen selbst schlecht, schmerzhaft, gefährlich oder zumindest stark angsteinflößend sind.
Für diese Theorie spricht auch, dass der „Klartext“, den man beim Googeln findet, oft in einem negativen Zusammenhang auftaucht. Wenn in den Schlagzeilen „Klartext“ angekündigt wird, dann geht es meist um eine Enthüllung, die jemandem wehtut, und zwar meistens dem anderen, dem, der keinen Klartext redet: „Liese Müller packt aus: Endlich redet sie Klartext über ihren Ex-Mann!“ „Bodo Boxer: Endlich redet einer Klartext über das Doping im Sport!“ Schlagzeilen, die wir alle kennen. Und die Schuldzuweisungen enthalten. Der andere hat Schuld an der Situation, nicht man selbst. Aber das ist kein Klartext!