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Shia Su

ZERO WASTE

WENIGER MÜLL IST DAS NEUE GRÜN

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eISBN 978-3-99025-278-9

Layout: Freya_art, Christina Diwold

Anmerkung: Alle in diesem Text enthaltenen Anregungen, Beschreibungen, Tipps und Rezepte wurden mit großer Sorgfalt zusammengestellt und getestet. Dennoch kann aufgrund unterschiedlicher Rohstoffe, Ausgangsbedingungen und individueller Fähigkeiten nicht garantiert werden, dass die Informationen auf Ihre Situation zutreffen. Daher kann keinerlei Haftung für etwaige Verletzungen, Verluste oder andere Schäden übernommen werden, die aus der Verwendung der in diesem Text angebotenen Informationen resultieren.

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INHALT

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Einleitung

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Zero-Waste-Lebensstil

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Wie fange ich am besten an

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Einkauf und unterwegs

VIDEO Hygienebestimmungen

VIDEO Zero Waste Kit

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Kochen und Vorrat

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Haushalt

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Körperpflege und -hygiene

VIDEO Körperpflege

VIDEO Lippenpflege

VIDEO Roggenmehl

VIDEO Saure Rinse

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Monatshygiene

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Klo-Gespräche

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Kleidung

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Papiermüll

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Müll-Fakten

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Index

EINLEITUNG

ZERO WASTE – EINE MODERNE NEUAUFLAGE EINES NOCH GAR NICHT SO ALTEN LEBENSSTILS

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imageVIDEO Einleitung

Wie wenig Müll bei uns zu Hause eigentlich so anfällt, können sich viele kaum vorstellen. „Ist ja krass!“, ist die gängigste Reaktion, wenn die Leute davon erfahren. An nicht recycelbarem Müll ist das etwa ein Liter pro Jahr. Zu zweit, schließlich lebe ich ja mit meinem Mann Hanno zusammen, und unseren Müll trennen wir zwar, aber nicht in diesem Sinn.

Naja, komplett müllfrei leben auch wir leider nicht. Es fallen im Jahr zusätzlich ungefähr 3 kg Altpapier, ein Dutzend Flaschen und Gläser, ca. 100 g Metall in Form von Kronkorken oder Flaschendeckeln und außerdem Biomüll an, den wir ganz mutig selber kompostieren. Aber ja, wir versuchen auch, den recycelbaren Müll so gering wie möglich zu halten. Wenn wir das älteren Menschen erzählen, ist die Reaktion aber eine ganz andere. So „krass“ finden sie das nämlich gar nicht … Im Gegenteil, es leuchtet ihnen sofort ein und meistens haben sie noch richtig tolle Tipps parat! Wie man auch ohne Chemiekeule den Abfluss wieder frei bekommt zum Beispiel. Oder dass man die Brötchen zum Mitnehmen einfach in ein Tuch einwickeln kann. Seitdem holen wir uns unseren veganen Döner im Geschirrtuch und es funktioniert wunderbar.

Es ist auch kein Wunder, denn noch vor einigen Jahrzehnten hat eigentlich jeder „Zero Waste“ gelebt. Da hieß es natürlich nicht „Zero Waste“, sondern war einfach nur „normal“. Neu ist eigentlich die ressourcenverschwenderische Art zu leben – und die ist leider kein Fortschritt, sondern viel zu kurz gedacht.

DIE KOLLEKTIVE MÜLLBLINDHEIT

Ja, Müll ist ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags geworden. So allgegenwärtig, dass wir ihn häufig gar nicht mehr wahrnehmen. Die Shampoo-Flasche ist leer? Wir schmeißen sie einfach in den Gelben Sack, der schon wieder überquillt. Egal. Aufraffen, Müll rausbringen und dann gilt: aus den Augen, aus dem Sinn. Hauptsache, das stinkende Zeugs ist nicht mehr in der Wohnung.

Natürlich wissen wir, dass der ganze Müll sich nicht einfach in Luft auflöst, wenn er von den netten Menschen in den farbigen Anzügen abgeholt wird. Wir wissen von den vielen toxischen Mülldeponien. Wir wissen, dass unsere Abfälle irgendwohin nach Afrika und Asien verschifft werden, wo Menschen sich Giftstoffen aussetzen müssen, nur um an einige der Wertstoffe darin zu kommen. Wir wissen, dass ein beachtlicher Teil des Mülls in den Weltmeeren und indirekt wieder auf unseren Tellern landet. Aber daran verschwenden wir nur selten einen Gedanken, während wir shoppen, Verpackungen aufreißen oder etwas in den Mülleimer werfen.

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Abfallaufbereitungsanlage

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2012 produzierte der deutsche Bundesbürger ganze 617 kg Müll pro Jahr, durchschnittliche 1,7 kg pro Tag. Der EU-Durchschnitt liegt übrigens bei „nur“ 492 kg pro Einwohner. Trotzdem gilt Deutschland, was Recycling und Müllvermeidung angeht, in anderen Ländern als vorbildlich.

Schließlich gibt es hier Recycling-Toilettenpapier, ein verwirrendes Pfandsystem und mehr Mülltonnen im Vorgarten als Familienmitglieder. Allerdings bekämpft unser weltmeisterliches Bemühen um Recycling weiterhin leider nur die Symptome, nicht aber die Ursache des Problems.

Eigentlich klar, wenn man darüber nachdenkt: Ist es besser, ganze Ökosysteme erst gar nicht zu zerstören, oder ist es besser, sie zu zerstören und dann verzweifelt zu versuchen, den Schaden wieder mehr schlecht als recht auszugleichen?

Wenn wir dem Klimawandel und der Umweltzerstörung entgegenwirken wollen, führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen unseren ökologischen Fußabdruck insgesamt verkleinern.

DER ZOMBIE-APOKALYPSEN-FEHLER …

Unser Wirtschaftssystem basiert – wie wir alle wissen – auf Wachstum. Das heißt, wir müssen immer mehr und mehr und mehr konsumieren. Der Wirtschaft zuliebe. Und wir sind gut darin. Wir kaufen, obwohl wir bereits deutlich mehr haben, als wir brauchen und als wir überhaupt benutzen können. Würden alle Menschen auf dieser Welt so konsumieren wie wir, bräuchten wir drei Planeten.

Wir haben wir aber nur diesen einen Planeten und der hat endliche Ressourcen. Wie soll das bitteschön mit unendlichem Wachstum zusammenpassen? Da hat jemand also nicht ganz zu Ende gedacht. Man könnte es einfach einen Systemfehler nennen, aber ich persönlich bevorzuge die liebevolle Bezeichnung „der Zombie-Apokalypsen-Fehler“ – hirnlos, aber fatal.

Dass das alles nicht so weitergehen kann, ist eigentlich klar. An Universitäten werden bereits Postwachstums-Theorien aufgestellt. Irgendwer muss sich ja um alternative Wirtschaftsstrukturen kümmern.

„Man mag [allerdings] nicht
hören, dass die Party vorbei ist –
zumal dann, wenn man das
Privileg hat, in einer reichen
Gesellschaft zu leben.“

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Sozialpsychologe Harald Welzer, Universität Flensburg (NDR-Doku Neuland – zu viel ist nicht genug)

Ob uns dieser allgegenwärtige Konsum glücklicher macht, ist sehr zweifelhaft. Die Menschen, die dafür – meistens am anderen Ende der Welt, fernab unseres Bewusstseins – ausgebeutet werden, macht es allerdings ganz sicher nicht glücklicher.

Wenn wir also Müll vermeiden und unseren Konsum generell zurückschrauben, sparen wir wertvolle Ressourcen. Verpackungen und Einwegwaren müssen schließlich unter Einsatz jener ohnehin schon knappen Ressourcen hergestellt werden. Da diese Dinge nur eine kurze Nutzungsdauer haben, muss dies so billig wie möglich geschehen. Das geht nur auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt. Eigentlich verrückt, dass wir die schwindenden Ressourcen damit verschwenden, Sachen für die Tonne zu produzieren.

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Für die Tonne produziert

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Aus einst wertvollen Ressourcen hat man im Handumdrehen giftigen Abfall produziert, der uns sowohl direkt als auch über Umwege wieder erreicht und unsere Gesundheit gefährdet.

SEI EIN TEIL DER LÖSUNG, NICHT DES PROBLEMS

Das beliebte Schuld-Ping-Pong bin ich schon lange leid. Die Konsumenten verlangen, dass die Industrie sich ändert, die Industrie sagt, dass sie nachhaltigere Optionen nicht anbieten können, weil die Konsumenten den Preis dafür nicht zahlen wollen. Dann ist da noch die versteifte Politik, die den akrobatischen Spagat zwischen den Stühlen mehr schlecht als recht hinbekommt.

So geht es hin und her, und her und hin, und keiner fühlt sich verantwortlich. Ich als Privatperson kann natürlich weder Gesetze erlassen noch den Fabriken vorgeben, wie produziert wird. Aber deshalb das Handtuch werfen? Ich kann vielleicht nicht direkt beeinflussen, wie viel Müll im Produktions- und Transportprozess „hinter den Kulissen“ anfällt, aber ich kann zumindest den Müll auf der letzten Station vermeiden und damit ein Zeichen setzen.

Zero Waste bedeutet für mich,
mich erst einmal ganz konkret an
meiner eigenen Nase zu fassen.

Was kann ich unmittelbar beeinflussen? Mein eigenes Konsumverhalten natürlich! Und für mich war es einfach an der Zeit, aus diesem Konsumwahn auszubrechen. Das heißt für mich: gezielt einkaufen!

Mir wird häufig gesagt, dass die Bemühungen von mir als Einzelperson doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein seien. Meine Antwort: „Ist das nicht die falsche Logik? Komplexe Probleme wie globale Nachhaltigkeit oder Weltfrieden lassen sich sowieso nicht von einer Person allein bewerkstelligen. Aber nur weil ich allein keinen Weltfrieden herstellen kann, muss ich doch nicht gleich pro Krieg sein und kann dennoch pazifistisch leben, oder?“

Meine Stimme gebe ich außerdem – ob ich will oder nicht – jedes Mal ab, wenn ich irgendwo Geld lasse. Denn mit jedem Einkauf generiere ich eine Nachfrage. Kaufe ich ein Billig-Oberteil, wird mehr davon produziert. Übersetzt in die Sprache des Unternehmens heißt das: „Die Ausbeutung scheint nicht zu stören und lohnt sich. So machen wir weiter.“

Ich möchte mich gar nicht aus dem System zurückziehen, denn wer gar keine Nachfrage mehr generiert, ist für das ganze System leider recht uninteressant, so als hätte man gar kein Stimmrecht mehr! Stattdessen möchte ich eine Nachfrage bei Dingen schaffen, die ich als zukunftsträchtige Alternativen zum bestehenden System erachte. Bio-Lebensmittel zum Beispiel. Oder Fairtrade-Waren.

Denn wer Nachfrage bei neuen, ökologischeren Konzepten generiert (auch wenn diese natürlich noch nicht perfekt sind), setzt die im System etablierten konventionellen Spieler unter Druck. Sie müssen nachziehen, und so ändern sich nach und nach die Spielregeln unseres zombiegesteuerten Wirtschaftssystems.

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GOODsONLY Zutphen, Niederlande

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Unverpackt Kiel, Deutschland

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In Unverpackt-Läden bekommt man im Grunde alles, was man so braucht, um seinen Alltag fast komplett müllfrei zu gestalten.

Und ganz nebenbei: Wer Verbraucher statt Konsument ist – sprich, wer nur kauft, was er braucht –, der verschwendet weniger Zeit mit Einkaufen im Allgemeinen. Man wundert sich, wie viel Zeit man plötzlich für die schönen und viel wichtigeren Dinge im Leben hat, wenn man nicht unnötig konsumiert. Wer gezielt kauft, spart auch Geld. Eine ganze Menge sogar. Plötzlich kann man es sich zum Beispiel problemlos leisten, nur Bio-Sachen zu kaufen.

ZERO-WASTE-LEBENSSTIL

DIE ANNEHMLICHKEITEN
EINES ZERO-WASTE-LEBENSSTILS

JETZT MAL KLARTEXT:

Ich persönlich glaube, dass keiner gerne auf Annehmlichkeiten verzichten möchte, auch nicht, wenn es einem „größeren Gesamtwohlergehen“ dient. Und klar, mein Mann und ich sind genauso gemütliche Menschen. Es ist auch bei uns wie so häufig mit den Vorsätzen. Mit den besten Absichten und voller Motivation nimmt man sich was vor, aber nur selten erreicht man sein Ziel. Auch ich kann davon ein Liedchen singen – mit allen Strophen. Es ist jetzt wahrlich nicht so, dass in mir eine unbändige Selbstdisziplin schlummert, die über die von anderen Normalsterblichen hinausgehen würde. Schön wär’s! Ich schaffe es ja nicht einmal, nicht zu snoozen! So viele Sachen haben wir uns im Leben schon vorgenommen. Aber bei Zero Waste sind wir geblieben. Warum? Weil dieser Lebensstil Annehmlichkeiten mit sich bringt, auf die wir nicht mehr verzichten wollen!

ES IST GESÜNDER

Fast alles ist heute standardmäßig in Plastik eingepackt, egal ob Salatgurke, Wasser oder Shampoo. Allerdings sondern gerade Plastikverpackungen Schadstoffe wie Bisphenol A (BPA) und Phthalate ab. Diese Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, eine vorzeitige Pubertät auszulösen, zu Unfruchtbarkeit bei Jungen und Männern zu führen, Hyperaktivität und neurologische Erkrankungen auszulösen, und werden mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht – und sie sind erschreckenderweise bei jedem von uns im Urin nachweisbar!

Zero Waste reduziert den Kontakt mit Schadstoffen, denn vor allem Einweg-Plastik, neu gekaufte Plastikgegenstände und auch neu gekaufte Kleidung geben viele Schadstoffe ab. Aggressive Reiniger und Schadstoffe aus Kosmetika und Körperpflegeprodukten fallen ebenfalls weg, weil man nur noch mit Hausmitteln putzt und sich mit natürlichen Sachen pflegt. Das werden vor allem Neurodermitiker wie ich zu schätzen wissen, denn die Symptome werden stark abgemildert. Was Lebensmittel angeht, so verschwinden vor allem Junkfood und Fertiggerichte vom Speiseplan und werden durch unverarbeitete, frische Lebensmittel ersetzt, das meiste davon in Bio-Qualität.

MAN SPART BARES GELD