Inhalt

Kriegsgefahr! Vorwort von Albrecht Müller
1 Der neue Ost-West-Konflikt:Die Rückkehr der Kalten Krieger?
Schwierige, aber notwendige Korrekturen des Blicks auf gesellschaftspolitische Alternativen (A), auf die USA (B), die Konfliktlösung per Krieg (C) und die spürbare Krise der Demokratie (D)
A. Gesellschaftspolitische Alternative? Der Dritte Weg
B. Der Blick auf die USA – guter Freund oder Imperium? Oder: Die Befreiung Europas aus dem Einflussbereich der USA
Das Thema ist nicht neu
Irritationen gab es immer wieder
Freiheit von Amerika
Militärausgaben: Schöner manipulieren mit Christoph Sydow auf Spiegel Online
Kriegsgefahr und auf Feindschaft getrimmte Medien – eine gefährliche Konstellation
Der Kalte Krieg und die Entspannungspolitik
Der Grundgedanke und wichtige Überlegungen für den Abbau der Konfrontation
»Wladimir Putin – der selbstgerechte Aggressor
Wird der Sport zum Opfer des neuen Kalten Kriegs?
Russland ist kein Einzelfall
Die Hetze der Medien ist kaum noch zu ertragen.
Hooligans aus Russland
Gottes Werk und Putins Beitrag
Textfassung des Vortrags von Albrecht Müller bei »Stopp Ramstein«. Und: Ist die Spirale der Eskalation zwischen NATO und Russland vom Himmel gefallen?
Was verbindet uns?
Über die Dringlichkeit der friedenspolitischen Debatte
Der Wandel des Verhältnisses zu den USA und der Wandel der Notwendigkeiten im Umgang mit den USA
Merkel und die ARD weiter auf dem kalten Kriegspfad, der in den heißen führen könnte. Dazu als Stimme der Vernunft: Erhard Eppler
2 Deutsche Willkommenskultur ade?Halbherzige Flüchtlingspolitik und politischer Rechtsruck
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!
Verursachen Flüchtlinge ein Milliardendefizit bei den gesetzlichen Krankenkassen?
Der Flüchtlingsgipfel von Wolkenkuckucksheim
Die Konstruktionsfehler des 1-für-1-Plans
Der Preis der Türkei ist zu hoch.
Wer Angela Merkels Flüchtlingspolitik kritisiert, gehört nicht automatisch in die braune Schublade
Fakt #1: Angela Merkel tut nichts gegen die Fluchtursachen.
Fakt #2: Angela Merkel verfolgt auch bei der Flüchtlingspolitik vor allem egoistische Interessen.
Fakt #3: Angela Merkel begräbt Europa und den europäischen Gedanken.
Fakt #4: Angela Merkel hat keine positive Vision für Deutschland.
Fakt #5: Angela Merkel hat es versäumt, im eigenen Land eine Basis für ihre Flüchtlingspolitik zu schaffen.
Die »Querfront-Strategen« setzen jetzt bei der Linken an – um die Anpassung an die neoliberale Ideologie und die Verneigung vor Angela Merkel perfekt zu machen
Europas Rechtsruck, die Flüchtlingskrise und die politische Linke … Zeit für eine unaufgeregte Debatte
Einen schlimmeren Rechtsruck als das rücksichtslose Durchboxen von TTIP, die Agenda 2010 und Kriegseinsätze gibt es nicht
TTIP und der Umgang damit ruiniert das Ansehen der Demokratie. Demokratie gehört zur Kernsubstanz fortschrittlichen Denkens.
Der Rechtsruck und spiegelbildlich der Niedergang fortschrittlicher Parteien findet schon seit längerem statt – und er fand und findet im Inneren der Parteien statt.
Die Agenda 2010 – ein massiver Rechtsruck
Die konservativen Parteien und die Liberalen in Europa sind wie mit kommunizierenden Röhren mit den eigentlichen Rechtsparteien verbunden.
Der Kampf gegen die Beteiligung linker Kräfte an der Macht ist weltweit angelegt und wird weltweit geführt.
Die entscheidende Beobachtung und Erklärung zum Niedergang der Linken und zum Rechtsruck: früher oder später werden alle linken Bewegungen fremdbestimmt.
Das Imperium sorgt für die Fremdbestimmung und sorgt für den Rechtsruck.
Die Ohnmacht der Bürgerinnen und Bürger
Was sollten bei uns die Konsequenzen aus fast 50 Prozent für einen Politiker wie Hofer und die FPÖ in Österreich sein?
Zu den notwendigen und möglichen Konflikten
Zur personellen Alternative: Talentsuche wird nötig werden.
Für die Grünen gilt wahrscheinlich: Sie setzen lieber auf Schwarz-Grün.
3 Hinter verschlossenen Türen:Erosion der Demokratie in Europa
Griechenland: Geschichte wiederholt sich – das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce
Liebe Eliten, ihr spielt mit dem Feuer und treibt Europa in den Untergang!
Europas jüngere Geschichte ist kein Ruhmesblatt für die Demokratie.
Immer enger, immer undemokratischer
Was nicht passt, wird einfach ignoriert oder umgedeutet.
Warum ist die EU so unpopulär geworden? Sechs Vorschläge für den Neuanfang
A) Fehlentwicklungen und Hypotheken der Europäischen Union
B) Sechs Vorschläge für den Neuanfang
Nein, Herr Juncker. Nein, Herr Schulz – Ihr habt »den Schuss nicht gehört«!
Schönes Europa
Juncker – das alte Zirkuspony
Schulz – das Gesicht der Eurokratie
Gebt uns die Werkzeuge, wir erledigen den Rest.
Europa? Ja! Aber nicht dieses Europa!
CETA und die nationalen Parlamente – freut euch nicht zu früh!
4 Oh Britain, what have you done?Ein Land im Ausnahmezustand
Der Brexit und die Angst der Transatlantiker
Jedem Ende wohnt ein Anfang inne – der Brexit als (vielleicht letzte) Chance für Europa
Best of Brexit-Blödsinn – wie das britische Referendum der schreibenden Zunft den Verstand klaut
Jeremy Corbyn schlägt zurück
5 Wer Wind sät… Terrorismus und die Verantwortung des Westens
Der Kampf gegen den Terror ist gescheitert. Aber die Verantwortlichen geben das nicht zu. Sie machen weiter wie bisher
1. Die Verlagerung der Altersvorsorge in Richtung Privatvorsorge
2. Die Verteidigung unserer Sicherheit am Hindukusch?
3. Der Kampf gegen den Terror ist gescheitert. Statt nachzudenken und zu korrigieren, legen die Verantwortlichen einfach nach. Noch mehr Gewalt. Krieg.
Saudi-Arabien – der große Brandstifter am Golf
Schutzgeld für den Islam
Exportgut Nummer zwei: Ideologie und Terror
Es läuft nicht alles rund bei den al-Sauds.
Viele Probleme, keine Lösungen
C’est la guerre – Willkommen im Krieg
Je suis heuchlerisch … warum zählen für uns nur »unsere« Toten?
6 Electing to Fight?Die USA im Wahlkampf
US-Vorwahlen: Wer ist hier der Radikale? Donald Trump? (1/2)
Wer ist Donald Trump?
Radikale … so weit das Auge blickt
Welchen Radikalen hätten Sie denn gerne?
US-Vorwahlen: Wer ist hier der Radikale? Bernie Sanders? (2/2)
Wer ist Bernie Sanders?
Die Frau des großen Geldes
Gemäßigtes Säbelrasseln?
Vermeidet der Wähler die Unvermeidbare?
Trump ist die Antwort auf die politischen Fehler der Vergangenheit und Gegenwart
Trump ist – im Guten wie im Schlechten – ein Populist. Doch was heißt das eigentlich?
Was hätte Sanders anders machen können, als sich für Clinton auszusprechen?
»Clinton ist nicht das kleinere Übel. Sanders hätte selbst kandidieren müssen, jedenfalls keine Wahlempfehlung aussprechen dürfen.«
7 Medien, Mythen, Manipulationen:Strategien der Meinungsmache
Eine interessante Methode der Manipulation: Verkürzung der Geschichten
Denken Sie jetzt NICHT an einen blauen Elefanten!
Panama Papers – nicht Jahrhundertscoop, sondern Jahrhundertflop
Das Märchen vom Märchen von der wachsenden Ungleichheit
»Reporter ohne Grenzen« sollte aufhören, die Lage der Medien im Westen zu beschönigen
Ein Rückblick auf die perfekte Propaganda im Umfeld des NATO-Gipfels. Daran kann man die Methoden der Manipulation bestens studieren
Verkürzte Erzählung, Weglassen der Vorgeschichte
Affirmativ auftreten und übertreiben; es wird dann das Gewünschte hängen bleiben
Personalisierung
Haltet den Dieb
Keine Propaganda ohne Wiederholung
Können wir uns vor kollektivem Wahn und seinen Folgen schützen? Die Grundsatzfrage, die am Anfang des Projekts NachDenkSeiten stand
Reihenweise Beispiele für den kollektiven Wahn der entscheidenden Personen und Institutionen
Was bleibt? Weitermachen. Mit Ihrer Hilfe.
8 Es war einmal …die Sozialdemokratie
Der SPD-Parteitag und ein gelungenes Missverständnis des Vorsitzenden – vermutlich mit »vernichtender« Tragweite
Der ehedem linke SPD-Spitzenfunktionär Erler treibt die letzten SPD-Wähler vom Hof
Gabriel schlägt Lafontaine die Zusammenarbeit von SPD und Linkspartei vor
April, April – mit dem Spaß war ein ernstes Anliegen verbunden
Neoliberalismus ist Mist, die Riester-Rente wird scheitern – das wusste Horst Seehofer auch schon vor zwölf Jahren und wacht erst jetzt auf? Schade
Infame Verkaufsstrategien
Was jetzt notwendig und sinnvoll ist
Seehofers Strategie, eine Wahlkampfstrategie
Demokratie ist ein hohles Wort, wenn Parteien und Politik fremdgesteuert werden und so jede fortschrittliche Alternative im Keim erstickt wird
Teil I: Die erfolgreichen Versuche der Fremdbestimmung von Grünen, SPD und jetzt der Linkspartei
Teil II: Die wichtigen Weichenstellungen der deutschen Politik sind fremdbestimmt – in Stichworten und beispielhaft:
9 Im Gedenken an …
Nachruf auf Helmut Schmidt
Nachrüstung und West-Ost-Dialog für eine gemeinsame Sicherheit in Europa
Für den Ausbau der Kernenergie und zugleich für die Auflösung der Bindung der Energiebedarfsprognosen an die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
Helmut Schmidt und die soziale Sicherheit
Aktive Beschäftigungspolitik
Helmut Schmidts Kampf gegen die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche einschließlich von Fernsehen und Hörfunk
Helmut Schmidts Verhältnis zu seiner Partei, seine Sicht vom Ende seiner Kanzlerschaft und ein gravierender Fehler im Umgang mit der FDP
Gedenken an Genscher. – Muss man wirklich übertreiben, um einem Toten gerecht zu werden?
Wer sind und was wollen die NachDenkSeiten?

cover

Westend Verlag

Ebook Edition

Albrecht Müller
Jens Berger

Nachdenken über Deutschland

Das kritische Jahrbuch 2016/2017

Westend Verlag

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www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-656-9

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2016

Satz und Datenkonvertierung: Publikations Atelier, Dreieich

Kriegsgefahr!



Vorwort von Albrecht Müller

Wirklich? Darüber aufzuklären ist heute eines der tragenden Motive unserer Arbeit – mit diesem Buch wie auch seiner Basis, der kritischen Internetseite www.nachdenkseiten.de. Seit fast 13 Jahren versuchen wir aufzuklären. Seit etwa zwei Jahren hat sich der Akzent von der wirtschaftspolitischen Seite des Geschehens etwas in Richtung Krieg und Frieden verlagert. Das ist nicht mutwillig so geschehen. Es folgt der aktuellen Bedrohung.

Warum ist das Thema leider aktuell?

Die Kriegsgefahr ist größer geworden. Auf den Seiten 47–49 dieses Buches wird in zehn Punkten erläutert, warum das Kriegsrisiko gestiegen ist. An der Spirale der Kriegshetze und Kriegsvorbereitung wird ständig weitergedreht. »Die Bevölkerung wird angehalten, einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln von zehn Tagen vorzuhalten«, heißt es in der »Konzeption zivile Verteidigung«, die das Bundesinnenministerium erarbeitet hat.

Den meisten von uns kommt diese Art von Kriegsvorbereitung lächerlich vor. Das ist es wohl auch, angesichts der drohenden Gefahr eines Atomkriegs in Europa. Aber sehr viele Menschen in Deutschland halten diese Gefahr entweder für nicht gegeben, oder sie haben sich an Kriege schon gewöhnt. Für jemanden wie mich, der den Zweiten Weltkrieg mit all seinem Elend als Kind noch miterlebt hat, ist es atemberaubend, jetzt zu beobachten, mit welcher Leichtigkeit Kriege als führbar und als hilfreich für die Lösung politischer Probleme und Konflikte betrachtet werden.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zumindest einen Hoffnungsschimmer. Unter dem Eindruck der großen Zerstörung und angesichts der systematischen Vernichtung von Millionen Menschen im Krieg und aus rassistischer Verblendung haben zumindest einige politisch engagierte Personen in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen, für Verständigung und Versöhnung zu arbeiten. Andere haben schon damals und bis weit hinein in die sechziger Jahre die Feindschaft gegenüber dem Osten gepflegt und den Kalten Krieg angeheizt.

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Plakate der abgebildeten Art entstanden damals in den Reihen dieser auf Konfrontation und auf rassistischen Vorurteilen aufbauenden Politik des Westens. CDU, CSU und NPD haben sich des Motivs eines drohenden Sowjetsoldaten bedient.

Glücklicherweise haben sich dann Ende der sechziger Jahre jene Kräfte durchgesetzt, die auf Versöhnung und Zusammenarbeit setzten. Sie haben systematisch Vertrauen aufgebaut und die Versöhnung mit allen Völkern des Ostens erreicht. Auf westlicher Seite waren das neben einigen US-Amerikanern, dem Schweden Olof Palme und dem Österreicher Bruno Kreisky vor allem Deutsche: Willy Brandt, Egon Bahr, Walter Scheel, Helmut Schmidt, und auch Helmut Kohl. Oppositionelle in der damaligen DDR haben mitgewirkt und dann sogar der Generalsekretär der sowjetischen KP, Gorbatschow. 1989 haben wir dann alle aufgeatmet und waren froh über den Erfolg einer strategisch angelegten Politik: der Entspannungspolitik.

Darauf, auf Versöhnung und Zusammenarbeit, auf Strukturen gemeinsamer Sicherheit hofften wir auch unsere Sicherheit aufbauen zu können – nicht auf Militär und Rüstung. Auf gemeinsamen Verabredungen zwischen West und Ost, wie sie dann auch mit der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und der nachfolgenden OSZE geschaffen worden sind.

Unsere Partner in Russland, auch Präsident Putin, haben zu dieser Politik des Sichvertragens und der Zusammenarbeit auch noch zu einem Zeitpunkt gestanden, als der Westen unter Führung der USA schon lange auf Konfrontation umgeschaltet hatte. Anders als bei der Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands vereinbart, wurde die NATO nicht nur auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgedehnt, sondern weiter bis an die Grenze Russlands herangeschoben. 1999 führte die NATO mit Beteiligung Deutschlands, trotz der Warnungen aus Moskau und bei Bruch des Völkerrechts, Krieg gegen das Restjugoslawien.

Das hat die Führung Russlands nicht davon abgehalten, immer noch für friedliche Zusammenarbeit zu werben – so Putin zum Beispiel im Deutschen Bundestag am 25. September 2001 in einer auf Deutsch gehaltenen Rede. Dabei kam er an mehreren Stellen auf das Projekt der gemeinsamen Sicherheit zu sprechen. Ich zitiere:

»Die Welt befindet sich in einer neuen Etappe ihrer Entwicklung. Wir verstehen: Ohne eine moderne, dauerhafte und standfeste internationale Sicherheitsarchitektur schaffen wir auf diesem Kontinent nie ein Vertrauensklima und ohne dieses Vertrauensklima ist kein einheitliches Großeuropa möglich. Heute sind wir verpflichtet, zu sagen, dass wir uns von unseren Stereotypen und Ambitionen trennen sollten, um die Sicherheit der Bevölkerung Europas und die der ganzen Welt zusammen zu gewährleisten. …

Ich bin überzeugt: Wir schlagen heute eine neue Seite in der Geschichte unserer bilateralen Beziehungen auf und wir leisten damit unseren gemeinsamen Beitrag zum Aufbau des europäischen Hauses.«

Wer sich mit dem Verhältnis zwischen West und Ost beschäftigen will, wer verstehen will, welche gefährliche Entwicklung seit gut 20 Jahren eingeschlagen wird, sollte die zitierte Rede Präsident Putins im Deutschen Bundestag lesen oder anhören. Man versteht danach besser, wie sehr Russland und die Russen davon betroffen sind, wie leichtfertig von westlicher Seite die ausgestreckte Hand ausgeschlagen wird.

Als Putin 2001 im Deutschen Bundestag redete, hatten die westliche Führungsmacht USA und die NATO schon lange das Ziel und die Strategie ihrer Politik geändert. Von gemeinsamer Sicherheit war da keine Rede mehr. Die heute gültige Vorstellung entspricht der Idee eines Imperiums, dem sich andere unterzuordnen haben oder mit militärischer Gewalt dazu gezwungen werden.

Von Afghanistan bis Libyen und Mali brennt der Nahe und Mittlere Osten und Nordafrika. Wertvolles Kulturerbe ist zerstört worden, Millionen Menschen sind vertrieben, getötet und ermordet worden. Mit dem Konflikt in der Ukraine ist diese Politik in die Nähe Europas gerückt. Trotz der näher rückenden militärischen Gewalt sehen offensichtlich viele Menschen in unserem Land keine unmittelbare Kriegsgefahr. Und wenn schon, dann sind nicht wir, der Westen, verantwortlich für die gefährliche Entwicklung, verantwortlich ist Russland – so die öffentliche Wahrnehmung und vor allem die in den Medien veröffentlichte Meinung.

Nahezu alle wichtigen Medien in Deutschland machen mit beim Aufbau des neuen Feindbildes: FAZ und taz, Zeit und Bild, Süddeutsche Zeitung und Welt, ARD, ZDF und die privaten Sender ohnehin. Es ist erschreckend, dass innerhalb eines kurzen Zeitraums die tatsächliche Lage in der Welt und auch die Stimmungslage so verändert werden können.

Das deutsche Volk war lange Zeit resistent gegen den Aufbau eines neuen Feindbildes. »Nie wieder Krieg« war eine geläufige Parole. Ob das hält, ist sehr zu bezweifeln.

Die Reihe, in der dieses Buch erscheint, ist aufgelegt worden und die NachDenkSeiten sind 2003 gegründet worden, um aufklärend zu wirken; das heißt im konkreten Fall, um das kritische Bürgertum – vom Arbeiter bis zur leitenden Angestellten, von Schülern bis zu Rentnern – mit Informationen zu versorgen und zu einer kritischeren Begleitung des Geschehens zu raten.

Ob wir damit noch erfolgreich sind, ob es sich lohnt, diese Anstrengungen zur Aufklärung zu machen, das müssen wir uns täglich fragen. So ganz klar zu beantworten ist diese Frage nicht. Die Antwort wird sehr davon abhängen, ob wir Sie, unsere Leserinnen und Leser noch zum Zweifeln animieren können. »Mit dem Wissen wächst der Zweifel«, meinte Goethe. Sind wir noch bereit, uns gut zu informieren und dann zu zweifeln?

Außer Krieg und Frieden gibt es noch viel Anderes, was zu Recht als wichtig betrachtet wird: Arbeit, ein guter Lohn, eine gute Rente, Gerechtigkeit, Gesundheit, eine gute Ausbildung für Kinder und Enkel, der Umgang mit Flüchtlingen. Das alles ist ungeheuer wichtig und wird auf den folgenden Seiten in vielen Beiträgen beleuchtet. Mit diesem Buch stellen wir den Leserinnen und Lesern der NachDenkSeiten wie auch anderen neugierigen Menschen auf Papier gedruckt zur Verfügung, was sie im letzten Jahr auf den NachDenkSeiten lesen konnten.

Albrecht Müller

Herausgeber von www.NachDenkSeiten.de