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Meisterdenker
der Freiheitsphilosophie

Herausgegeben von Gerd Habermann

Michael von Prollius (Hrsg.)

Der Starkolumnist der Freiheit

Ein Henry-Hazlitt-Brevier

Verlag Neue Zürcher Zeitung

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Geleitwort

Zitat

Herausgeberische Vorbemerkung

Wünsche, Wille, Wissen, Klugheit

1. Wünsche

2. Wille

3. Wissen

4. Klugheit

Der Weg aus dem Elend: Reformen nach dem Zweiten Weltkrieg

1. Diagnose

2. Grundsätze

3. Liberales Entwicklungshilfeprogramm

4. Der Staat als Problem

5. Privat als Lösung

Inflationismus

1. Begriffsklärung und Ursachen

2. Richtigstellungen

3. Gutes Geld ist Gold

4. Politikversagen

5. Konsequenzen

Gute und schlechte Wirtschaftspolitik

1. Irrtümer dominieren das Wissen über Wirtschaft

2. Denkfehler, Fehlschlüsse, Halbwahrheiten

3. Interventionismus als Kardinalfehler

4. Arbeit durch Fortschritt

5. Freihandel statt Manipulationen

6. Preispräferenzen oder Bürokratenwillkür

7. Gewinne sind gut

8. Gewerkschaften auf Irrwegen

9. Inflationäre Kurzsichtigkeit

10. Gute und schlechte Ökonomen

Gute und schlechte Wirtschaftstheorie

1. Irrtümer

2. Fehlleistungen

3. Fiasko

Armut, Wohlfahrt und Entwicklung

1. Armut

2. Wachstum und Wohlfahrt

3. Historische Lektionen

4. Wohlfahrtsstaat ohne Wohlfahrt

5. Marktwirtschaft ist sozial gerecht

6. Gewerkschaften mindern Wohlfahrt

7. Staatliche Hilfe ist keine Dauerlösung

8. Marktwirtschaft überwindet Armut

9. Interventionismus ist voller Widersprüche und schädlich

10. Marktwirtschaft schützt Verbraucher

11. Die Aufgabe der Freiheitsfreunde

Politik ist das Problem

Das moralische Fundament einer freien Gesellschaft

1. Kooperation als Essenz der Moral

2. Allgemeine Regeln zum Nutzen aller

3. Richtigstellungen

Nachwort: Der Freiheitspublizist des 20. Jahrhunderts

Anhang

Quellennachweis

Kurzbiografie

Die Herausgeber

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Geleitwort

Wir freuen uns, nunmehr einen weiteren Band in der Reihe «Meisterdenker der Freiheitsphilosophie» vorstellen zu können. Es ist ein wenig verwunderlich, dass ein «Starkolumnist der Freiheit» wie Henry Hazlitt im deutschen Sprachraum so wenig bekannt ist. Dr. Michael von Prollius, der schon das Alexander-Rüstow-Brevier (Herrschaft oder Freiheit, 2007) publiziert hat, hat es nun verdienstvollerweise unternommen, Kernstellen aus Hazlitts großem wissenschaftlich-publizistischem Werk zusammenzustellen – auch aus vielen seiner brillanten Bücher, von denen wir vorhaben, demnächst einige ins Deutsche übertragen zu lassen. In Deutschland ist in liberalen Kreisen eigentlich nur Hazlitts sich an Bastiat anschließendes Economics in One Lesson bekannt, das aktuell unter dem etwas unglücklichen Titel Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft (München 2015) wieder aufgelegt worden ist. Mises und Hayek haben Hazlitt sehr geschätzt.

Der besondere Vorzug der Schriften Hazlitts ist ihre Klarheit und ihr rhetorischer Schwung: eine ideale Vorlage für Breviere dieser Art. Die Aktualität seiner Schriften kann (leider, möchte man sagen) nicht in Zweifel stehen. Es geht immer um Markt und Staat, um Individuum und Freiheit. Gegenwärtig scheinen die freiheitsfeindlichen Interventionisten nicht nur in der Geld- und Finanzpolitik wieder auf dem Vormarsch.

Ich darf mit zwei Zitaten Hazlitts schließen:

«Die Kunst des Wirtschaftens besteht darin, nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die langfristigen Auswirkungen jeder Maßnahme zu sehen; sie besteht ferner darin, die Folgen jedes Vorgehens nicht nur für eine, sondern für alle Gruppen zu bedenken.»

«In der letzten Generation haben Politiker und Regierungen den Wählern versprochen, dass sie nicht nur fortwährende Vollbeschäftigung, Prosperität und ‹wirtschaftliches Wachstum› schaffen können, sondern auch das jahrhundertealte Problem der Armut über Nacht lösen könnten. Und das Ergebnis ist nicht nur bloß, dass die Umsetzung hinter den Versprechungen zurückgeblieben ist, sondern dass der Versuch, die Versprechen zu erfüllen, eine enorme Zunahme an Staatsausgaben, eine enormen Erhöhung der Steuerlasten, chronische Defizite, chronische Inflation und einen fortwährenden Kaufkraftverlust der Einkommen und Ersparnisse der Bevölkerung bewirkt hat. ‹Soziale Sicherheit› hat einen verhängnisvollen Anstieg sozialer Unsicherheit mit sich gebracht.»

Wir wissen dieses Brevier bei NZZ Libro wieder in guten Händen.

Wie immer hat auch diesmal das Liberale Institut Zürich unter seinem Leiter Pierre Bessard die Drucklegung und Verbreitung des Breviers gefördert.

Berlin, im April 2016

Professor Dr. Gerd Habermann

Vorsitzender der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft

(habermann@hayek.de)

«In diesem Zeitalter des großen Ringens für die Freiheit und der Gesellschaftsform, in der Menschen als freie Menschen leben können, sind Sie unser Anführer.»

Ludwig von Mises über Henry Hazlitt zu dessen 70. Geburtstag

Herausgeberische Vorbemerkung

Das Werk von Henry Hazlitt ist so umfangreich, wie es seine Expertise auf unterschiedlichen Fachgebieten ist. Von der Philosophie über Literatur und Geschichte sowie der gesamten Bandbreite der Ökonomie, die Ideengeschichte eingeschlossen, reicht sein publizistisches Schaffen. Nachfolgend kann nur eine selektive, wenn auch dem Anspruch nach repräsentative Auswahl Einblicke in die Publikationen des Starkolumnisten der Freiheit geben. Es wäre viel erreicht, wenn diejenigen, die Hazlitt bereits kennen und gelesen haben, den einen oder anderen Aha-Effekt erleben und diejenigen, die ihn noch nicht oder kaum kennen, Interesse haben, ihn ausführlich im Original zu lesen.

Vor diesem Hintergrund gilt, was Henry Hazlitt und seine Frau Frances in der Einleitung ihres letzten Buches schrieben, eine Art Brevier der Stoiker: «Natürlich ist es nicht möglich, ‹das Beste› objektiv auszuwählen. Auswählen muss notwendigerweise in einem großen Ausmaß von der Einschätzung und dem Geschmack der Herausgeber abhängen; und angesichts einer derartigen Reichhaltigkeit, aus der sich auswählen lässt, mussten viele Entscheidungen, was aufgenommen oder ausgelassen wurde, eigenwillig erfolgen. Wir können lediglich geltend machen, dass wir so gewissenhaft und ‹objektiv› waren, wie wir konnten.» [* Frances und Henry Hazlitt (Hrsg.), The Wisdom of the Stoics. Selections from Seneca, Epictetus and Marcus Aurelius, Lenham 1984, S. 3.]

Der Korrektheit halber sei erwähnt, dass der Herausgeber kein Übersetzer ist; überdies dürfte jede Übersetzung mit der beeindruckenden Präzision und Wortgewandtheit von Hazlitt ringen, die sich schwerlich aus dem Englischen ins Deutsche übertragen lässt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Hazlitt häufig nur scheinbar schrieb, wie der normale Mensch sprach, und tatsächlich wie ein Weiser dachte. Mehr zu Henry Hazlitt als Person und zu seinem Werk bietet das ausführliche Nachwort. Nun soll der Freiheitspublizist des 20. Jahrhunderts endlich selbst zu Wort kommen.

Wünsche, Wille, Wissen, Klugheit

1.Wünsche

Opportunitätskosten: Alles hat einen Preis – auch die Alternative

Der Mensch ist ein Bündel von Wünschen. Er verlangt dies und das und wiederum etwas anderes. Und die Welt ist so beschaffen, dass in nahezu jedem Fall ein Bedürfnis nicht befriedigt werden kann, ohne ein anderes zu opfern. Diese provokante Tatsache wurde vor langer Zeit in der Formulierung zum Ausdruck gebracht, dass man einen Kuchen nicht gleichzeitig essen und haben könne. Allgemeiner lässt es sich in der Formulierung ausdrücken, dass alles, was wir begehren, einen Preis hat. (WtWP, 9)

Der Intellekt wird überschätzt

Jahrzehntelang haben wir den Intellekt glorifiziert; wir haben Kränze auf sein Haupt gesetzt und seine Loblieder gesungen. Das ist ziemlich absurd. Weil der Intellekt eines Mannes ein hilfloses, machtloses Ding ist, ein bloßes Instrument, ein Werkzeug, etwas Untergeordnetes, das die Triebe herumschubsen. (WtWP, 9)

Sehnsüchte differenziert betrachtet

Zum Notieren. Sehnsüchte sind nicht per se unmoralisch. Es gibt gute Sehnsüchte, genauso wie schlechte. Es existieren spirituelle Sehnsüchte, genauso wie materielle. Da gibt es das Bestreben, anderen zu helfen, Fröhlichkeit zu verbreiten, seine Gesundheit zu schützen, in Maßen zu leben, zufrieden mit seinem Schicksal zu leben, «Erfolg» im Leben zu haben, in den Himmel zu kommen, die Freude zu spüren, die Tugendhaftigkeit verleiht. Und diese Sehnsüchte können genauso kraftvoll sein wie egoistische Begehrlichkeiten oder das Verlangen nach vorübergehenden sinnlichen Freuden. Bernard Shaw sagte, das wirklich Gute sei nichts anderes als die Maßlosigkeit eines guten Menschen. (WtWP, 11)

Wünsche sind lebenswichtig

Wenn wir keine Wünsche haben, können wir keinen Daseinszweck haben und folglich nichts erreichen. (WtWP, 12)

2.Wille

Bedürfnisse begründen den Willen

Nimm alle Bedürfnisse weg und es bleibt kein Wille übrig. (WtWP, 14)

Willenskraft

Willenskraft kann nun definiert werden als die Fähigkeit, ein entferntes Bedürfnis so lebendig zu halten, dass unmittelbare, dieses störende Bedürfnisse nicht befriedigt werden. (WtWP, 16)

Erste Regel: wirklich wollen

Bevor Sie einen offiziellen Beschluss fassen, worum auch immer es sich handeln mag, stellen Sie sicher, dass Sie wirklich das Bedürfnis haben, den Beschluss zu realisieren. Lassen Sie keinen Zweifel aufkommen, dass Sie das anvisierte Ziel für so erstrebenswert oder vorteilhaft halten, dass es alle Begehrlichkeiten und Vorzüge oder alle Zwecke aufwiegt, auf die zuvor wahrscheinlich verzichtet wurde oder die aufgegeben werden müssen, um es zu erreichen. Kurzum, stellen Sie sicher, dass Sie willens sind, den Preis zu bezahlen. (WtWP, 17 f.)

Wünsche haben viele Wurzeln

Das Wunschbild, das wir tatsächlich formen, wird von unseren Eltern, unserer Religion, unseren Geschäftspartnern, unserem Lesen, unserem Denken, den Sitten der Nation und dem Zeitalter, in dem wir leben, beeinflusst. Viele dieser Aspekte sind intellektueller Natur, und in dem Ausmaß, wie sie unsere Ideale bestimmen, bestimmen sie auch Teile unserer Wünsche.

Doch selbst dann können wir nicht sagen, dass der Intellekt unsere Wünsche erzeugt. Eher, er verwandelt sie. (WtWP, 25)

Wenige Vorsätze fassen und halten

Die Moral von all dem ist, dass Sie weniger Vorsätze fassen und mehr halten sollten. Der dämliche Vorsatz ist der Vorsatz, der in einem Moment der Leidenschaft und Selbstverachtung gefasst wurde. (WtWP, 30)

Fehlgeleitete Zufriedenheit

Wir haben die seltsame Angewohnheit, unsere eigene Zufriedenheit danach einzuschätzen, was andere Menschen denken; und deren Bewertung beruht wahrscheinlich auf unserem materiellen Erfolg, da sie wenig andere Anhaltspunkte haben. (WtWP, 34)

Jeder Wert wird individuell zugemessen

Kurzum, der Wert eines realen Gegenstands, unabhängig von seinem Gewicht, seiner Form und seinen Maßen, liegt nicht im Gegenstand selbst; er liegt in Ihnen. Das Gewicht einer britischen Tonne [1.016 kg] Kohle wird immer dem Gewicht einer britischen Tonne Steine entsprechen; aber der Wert einer Tonne Kohle wird nicht immer 15 Dollar betragen, weder für Sie noch für die Gesellschaft. (WtWP, 37)

Es lohnt sich, hochgesteckte Ziele zu verfolgen

Ein Mann sollte sich ein hohes Ziel setzen und diesem Ziel einen hohen Wert beimessen. Außerdem sollte er Hindernissen und Opfern nicht zu viel Bedeutung zukommen lassen; er sollte diese als Herausforderungen willkommen heißen, die seine Hingabe testen. Allerdings sollte das Ziel bedeutend genug sein, damit es die Hindernisse und Opfer Wert ist; und es darf infrage gestellt werden, ob ein rein materielles, eigennütziges Ziel das erfüllt. (WtWP, 38 f.)

Bereicherung von Geist und Seele

Wenn Geld das letzte Ziel ist und soziales Wohlbefinden lediglich ein Nebenprodukt, dann produzieren wir mehr Geld, als wir benötigen, und nicht genug Wohlbefinden. Wir überessen uns und überkleiden uns und häufen Berge alberner Luxusartikel auf; wir versuchen, unsere Nachbarn zu übertreffen bei der Zurschaustellung materieller Güter; während wir die Bereicherung des Geistes und das Erheben der Seele ignorieren oder uns nur in den Momenten damit beschäftigen, in denen wir nichts anderes zu tun haben. (WtWP, 39 f.)

Konsequenter Wille

Nunmehr folgt die zweite Regel auf ganz natürliche Weise aus der ersten. Sobald Sie Ihre Entscheidung getroffen haben, mit klarem Kopf entschieden haben, dass es das ist, was sie wollen, und Sie gewillt sind, den Preis zu bezahlen, steht Ihre Entscheidung für immer unanfechtbar fest. (WtWP, 42)

Bedürfnisse benötigen Assoziationen von Gedanken

Bedürfnisse sind wie Gedanken – sie sind Gedanken –, die kommen und gehen. Sie werden durch Assoziation und Anregung hervorgerufen, und sie werden weniger gut entstehen, wenn es keine Assoziation oder Anregung gibt, die sie abruft. (WtWP, 44)

Bedürfnisse steuern

Die Moral von all dem ist, auf der positiven Seite, die meisten Ihrer Bedürfnisse für die Aktivitäten zu kultivieren, die am besten Ihren Endzwecken dienen – jenen Zwecken, die Sie in aller Ruhe, wohlüberlegt und umfassend begründet haben. Auf der negativen Seite dient die Moral dazu, alle Assoziationen, Anregungen und Gedankengänge zu vermeiden, die Bedürfnisse wecken, die Ihren schlussendlichen Zwecken in die Quere kommen, das heißt Bedürfnisse, gegen die Sie sich entschieden haben. (WtWP, 45)

Übung macht den Meister

Gewohnheit ermöglicht das Erlernen aller Fertigkeiten. Das Üben, welches das perfektioniert, das Üben von Schwimmen, Tennis, Eislaufen, Tanzen, Kegeln, Jonglieren, Auto fahren und Kunststücke mit einem Flugzeug machen, ist nicht mehr und nicht weniger als die Entstehung einer Gewohnheit. Ich habe gelernt, mit einer Schreibmaschine blind zu schreiben. Wenn ich jetzt diese Wörter schreibe, muss ich die Buchstaben nicht auf der Tastatur suchen. Ich schaue nicht auf die Tastatur. Ich denke nicht einmal an die Buchstaben. Ich denke nur, was ich sagen werde; ich betrachte, wie sich die Wörter wunderbar auf dem Papier bilden; und meine Finger, ohne Aufmerksamkeit von mir, geheimnisvoll ihren Weg mit Lichtgeschwindigkeit zu den richtigen Tasten bewegen. Gewohnheit! Und sollte ich anfangen, bewusst an meine Finger oder die Tasten zu denken, werde ich anfangen, Fehler zu machen, und mein Redefluss würde sich verlangsamen. (WtWP, 52)

Nur die Veränderungsphase erfordert Willenskraft

Sobald Sie sich erstmalig daran machen, eine schlechte Gewohnheit abzuschaffen und eine gute zu etablieren, wird es all Ihrer Anstrengung, all Ihrer «Willenskraft» bedürfen. Indes wird schon bald Gewohnheit an die Stelle der Willenskraft treten; es wird immer weniger Anstrengung bedürfen, immer weniger Willenskraft, jedes Mal; die Anstrengung verringert sich, bis sie nach einiger Zeit vollkommen verschwindet. Für das Praktizieren dieser besonderen Tugend wird Willenskraft fast überflüssig geworden sein. Willenskraft wird nicht permanent benötigt. Sie wird nur in der Veränderungsphase beansprucht. (WtWP, 56)

Wissenserwerb konzentrieren

Der Versuch, etwas über alles zu wissen, hindert Sie nicht nur daran, alles über etwas zu wissen, sondern Sie könnten tatsächlich verpassen, überhaupt etwas zu wissen. (WtWP, 79)

Arbeitsbegeisterung

Genies und Künstler schleppen sich nicht verbissen durch ihre Arbeit. Das ist nicht ihre Einstellung dazu. Sie schaffen es, so viel zu erreichen, weil die Arbeit, die sie tun, ihr Spiel ist, ihre Erholung, ihre Passion. (WtWP, 106)

Genies leben ihre Arbeit

Wie Psychologen aufgezeigt haben, ist ein Mann nicht ein Genie, weil er sich mehr konzentriert als der normale Mensch; er konzentriert sich mehr, weil er ein Genie ist. Seine Ideen sprudeln über; sie kommen mit einer derartigen Geschwindigkeit, sie erweitern die Aspekte seines Fachgebiets mit solch einer kaleidoskopischen Vielfalt, sie werfen so viele neue und interessante strahlende Lichter darauf, dass seine Aufmerksamkeit dadurch aufrechterhalten bleibt, dass er ihnen folgt. (WtWP, 107)

Wenige gegen die Mehrheitsmeinung

Was im Krieg gebraucht wurde, wird nicht weniger dringend im Frieden benötigt. Wie viele Menschen haben den Mut, in der Öffentlichkeit oder im Privaten die Dinge zu sagen, die Menschen nicht hören möchten? (WtWP, 112)

Freies Denken lässt Kultur blühen

Wo ist das moderne Triumvirat von Philosophen, das größer als Aristoteles, Sokrates und Platon ist? Es mag eine ganze Reihe von Gründen geben, die der griechischen Kultur zur Blüte verhalfen, aber der herausragende war dieser: Das Denken war in Griechenland frei. (WtWP, 112)

Mut zur Wahrheit

Was nutzt es einem Mann, der denken kann, aber nicht wagt, es zu tun? Man muss den Mut haben, dorthin zu gehen, wohin der Geist führt, ganz gleich, wie aufrüttelnd das Ergebnis sein mag, wie erschütternd, wie sehr es einen selbst verletzt oder eine bestimmte Gruppe, ganz gleich, wie unmodisch oder wie unausstehlich es zunächst scheinen mag. Das mag Courage erfordern, gegen die ganze Welt standzuhalten. Groß ist derjenige, der diesen Mut hat, da er tatsächlich Willenskraft erlangt hat. (WtWP, 113)

3.Wissen

Übel richtigstellen

Jeder weiß, dass es Übel in der Welt gibt, die richtiggestellt werden müssen. (TaaT, 1)

Nichtdenken als Laster

Ich habe auch ein kleines Lieblingsübel, dem ich in stürmischen Momenten geneigt bin, alle anderen zuzuschreiben. Das Übel ist, die Vernachlässigung zu denken. Und wenn ich denken sage, dann meine ich richtiges Denken, hartes Nachdenken. (TaaT, 2)

Wissenschaft ist organisiertes Wissen

Ich meine Wissenschaft im ihrem weitesten Sinne; und in diesem Sinn bedeutet sie nichts anderes als organisiertes Wissen. (TaaT, 6)

Die Wissenschaft vom Denken

Die Wissenschaft vom Denken ist dann, wenn es eine solche Wissenschaft gibt, normativ. Ihr Zweck ist es, die Methoden zu finden, die uns helfen, konstruktiv und korrekt zu denken. (TaaT, 9)

Die Wahrheitssuche erfordert Geist, Wissenschaft und Logik

Unser Schiff hat Kurs in Richtung der Wahrheit gesetzt. Unser Geist ist der Motor, die Wissenschaft des Denkens ist der Propeller und die Logik das Ruder. Ohne unseren Motor, den Geist, den Propeller der Wissenschaft des Denkens, der unsere geistigen Energien in die effektivste Bewegung umsetzt, wäre das Ruder der Logik nutzlos. So werden alle drei benötigt, um unser Ziel zu erreichen. (TaaT, 10)

Denken ist Schlussfolgern

Mit «Denken» meine ich Schlussfolgern. Und unsere derzeitige Zielsetzung ist es, das Wesen dieses Prozesses zu entdecken. (TaaT, 14)

Probleme lösen durch Zerlegung

Ein Problem, das zweckmäßig dargelegt wird, ist ein teilweise gelöstes Problem. (TaaT, 17)

Lob der Interdisziplinarität

Es ist häufig hilfreich, ein Problem vom Standpunkt verschiedener Wissenschaften zu betrachten. (TaaT, 22)

Neutrales Beobachten ist zwecklos

Die Absurdität ist offensichtlich. Sobald wir beginnen, lediglich zu beobachten, mit keinem eindeutig definierten Zweck im Sinn, könnten wir endlos weitermachen. Und wir würden nirgendwohin hingelangen. (TaaT, 26)

Lob der A-priori-Methode

Diese A-priori-Methode ist am besten geeignet, um echtes Denken herbeizuführen. Sie sollte daher vor allen anderen verwendet werden. Nicht nur ist sie die beste, um tief nachzudenken, sondern es ist wahrscheinlicher als bei allen anderen, dass Sie dadurch zu originärem Denken gelangen. Freilich, ob von großem oder kleinem Erfolg begleitet, dieser Methode sollten noch weitere folgen. (TaaT, 42)

Selbst denken macht klug

Wenn Sie dieser Methode mit all ihren Problemen folgen – das heißt, eine Sache durchdenken, bevor Sie nachschauen, was andere gedacht haben –, werden Sie rasch Ihr Denken überraschend verbessern. (TaaT, 43)

Problem zerlegt, Problem von selbst gelöst

Häufig stellt das genaue Zerlegen eines größeren Problems in kleinere Probleme die Lösung dar, weil wir schließlich zu einer Problemstellung gelangen, die sich von selbst beantwortet und die wir als Bestandteil oder als einen spezifischen Aspekt eines allgemeineren Problems erkennen, für das wir bereits die Antwort kennen. (TaaT, 45)

Wissen – Probleme – Fortschritt

Wissen liefert Probleme, und die Entdeckung des Problems selbst trägt zum intellektuellen Fortschritt bei. (TaaT, 48)

Kritische Einstellung pflegen

Worauf es ankommt, ist, dass alle Überlegungen durchgetestet werden, entweder durch Verstand, Beobachtung oder Experiment, mit all ihren Folgen, und dass man der Neigung widersteht, die erste Lösung, die sich anbietet, zu akzeptieren. Der unkritische Denker wird immer auf die erste Vermutung anspringen, bis ein Einwand sich unmittelbar in die Betrachtung drängt. (TaaT, 65)

Große Denker waren stets unabhängig

Das Unterscheidungsmerkmal großer Denker zu allen Zeiten war ihre vergleichsweise Freiheit von den Vorurteilen ihrer Zeit und ihrer Gemeinschaft. (TaaT, 119)

4.Klugheit

Wahrheit bedarf Klarheit

Indes können die Worte von Thomas Huxley zu diesem Thema nicht verbessert werden: «Ein großer Jurist, Staatsmann und Philosoph einer früheren Epoche – ich meine Francis Bacon – sagte, dass Wahrheit viel rascher aus Irrtümern entstehe als aus Wirrwarr. […]» (TaaT, 123)

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