Umschlag.JPG

Horst Schroth

Wenn Frauen fragen

Mit Illustrationen von Birgit Schössow

verlag.jpeg

Für Elke

WARNUNG: Dieses Buch könnte Ihr Leben verändern! Sollten Sie kein Risiko eingehen wollen und sollten Sie sich vorgenommen haben, Ihr Leben auf gar keinen Fall und in gar keiner Weise verändern zu wollen, dann sollten Sie ab jetzt nicht mehr weiterlesen und das Buch blitzartig aus der Hand legen. Ich mache Sie ausdrücklich darauf aufmerksam, dass Sie hier möglicherweise mit Tatsachen – mögen sie nun wahr oder erfunden sein – und mit Perspektiven konfrontiert werden, die für Sie absolut neu sind und unter Umständen schockartige Reaktionen auslösen können. Allerdings sind eventuell daraus resultierende Nebenwirkungen wie plötzliche Lachanfälle, Schnappatmung, sogenannte Aha-Momente und Erkenntniseinbrüche ausdrücklich erwünscht.

INHALT

Vorwort

Wie ticken Männer?

Männer wohnen, Frauen rödeln

Männer und die Aussprechsperre

Ab wann ist eine Beziehung eine richtige Beziehung?

Warum ist eine Frau zu hause die Chefin?

Männer putzen nicht sauber genug und zuhören können sie auch nicht

Warum sind Frauen nicht komisch?

Die schweigsamen Männer

Frauen und ihre Handtasche

Frauen und Katzen

Sind Frauen wirklich lieber mit einem Arschloch liiert?

Die Anfasslizenz

Warum shoppen Frauen so ganz anders als Männer?

Warum gehen Frauen immer in Begleitung anderer Frauen auf die Toilette und warum wollen Männer partout nicht im Sitzen pinkeln?

Frauen sind Schuh-Aficionadas

Warum haben Frauen für Schuhe ein spezielles Zählsystem?

Warum gibt es neuerdings immer mehr alte Väter?

Das LCS-Syndrom

Haben Frauen am Sex mehr Spaß als Männer?

Warum gibt es so viele extrem hässliche Männer?

Richtig Schenken 1

Richtig Schenken 2

Es gibt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen

Die Fiesen Fragen der Frauen

Ladys and Gentlemen

Nachwort

VORWORT

Zunächst einmal beglückwünsche ich Sie, dass Sie genau dieses Buch in Händen halten. Egal ob Sie es gekauft, an der Bushaltestelle gefunden, geliehen oder geschenkt bekommen haben, egal ob Sie nun ein Mann oder eine Frau sind oder ob Sie sich gendermäßig erst noch entscheiden müssen, was genau Sie nun sein wollen. Auch ob Sie hetero sind, schwul oder lesbisch, transsexuell, intersexuell, metrosexuell, bisexuell, trisexuell oder ob Sie als bisexuelles Wesen im Körper eines Trisexuellen gefangen sind, spielt keine Rolle. Es ist auch völlig gleich, ob Sie verheiratet sind oder schon mal, möglicherweise serienmäßig, waren oder nicht, ob Sie eine lose, eine „On and off“- oder eine feste Beziehung haben, zu zweit oder dritt, eine Nah- oder Fernbeziehung pflegen oder ob Sie noch irrlichternd der Frage nachgehen, was das denn überhaupt ist, so eine „Beziehung“ – dieses Buch ist auf jeden Fall wie für Sie gemacht.

Dieses Buch trägt den Titel „Wenn Frauen fragen“, weil Frauen nun mal gerne fragen. Ich habe mich immer wieder intensiv auf der Kabarettbühne mit dem Thema „Männer und Frauen“ beschäftigt und nach einiger Zeit hatte ich genug von dem Thema. Ich dachte, was soll’s, alles gesagt, was es zu sagen gibt, das war’s. Aber nein, das war’s mitnichten. Es kamen E-Mails. Jede Menge E-Mails. E-Mails von Frauen mit Fragen, dann noch mehr E-Mails von noch mehr Frauen mit noch mehr Fragen. Dann auch ein paar E-Mails von Männern, deren Frauen gesagt hatten: „Da schreibst du jetzt mal hin!“

vorwort.jpg

Die Frauen hatten viele unterschiedliche Fragen. Zum Beispiel: „Ist es wirklich so, dass Männer Schmutz nicht erkennen können?“ oder: „Warum müssen Männer immer wohnen und Frauen immer rödeln?“ oder: „Warum gibt es neuerdings immer mehr Geronto-Papis, also alte Väter?“ Ich antwortete immer per E-Mail auf diese Fragen und nach einiger Zeit fiel mir auf, dass sich inzwischen ganz schön viele Fragen und viele Antworten angesammelt hatten. Ich beschloss, daraus ein Bühnenprogramm zu machen – und eben dieses Buch.

Ich bin den Frauen sehr dankbar für ihre Fragen, geben sie mir doch Gelegenheit, mit etlichen Missverständnissen und Vorurteilen aufzuräumen. Und die haben sich mittlerweile zu gewaltigen Gebirgen aufgetürmt. Natürlich, die Zeiten haben sich geändert. Zum Glück! Wir blicken heute auf über hundert Jahre erfolgreicher Frauenbewegung zurück. Und in diesen gut hundert Jahren haben die Frauen weltweit enorm viel erreicht. Sie haben sich das Wahlrecht erkämpft, haben sich die Gleichberechtigung erkämpft und können heute – jedenfalls in unserem Kulturkreis – alles machen. Sie können verheiratet sein ohne Kind oder unverheiratet mit Kind, als Single oder mit einem Lebensgefährten oder einer Lebensgefährtin, egal, die Frauen können machen, was immer sie wollen. Jede Art von Schul- und Hochschulbildung steht ihnen offen, jede Art von Karriere und Beruf, von der Schornsteinfegermeisterin über die Helikopterpilotin bis zur Bundeskanzlerin. Sie haben alle Optionen! Zu Recht! Für uns Männer dagegen ist es so wie immer. Wir haben genau nur zwei Optionen: Arbeit oder Knast!

Über hundert Jahre Frauenbewegung! Eine tolle Sache für die Frauen! Aber was hat diese Frauenbewegung für uns Männer eigentlich gebracht? Die Fakten sehen so aus: Ein Drittel der Männer ist schwul – gut, ich habe immer wieder mal in Köln zu tun, da könnten das auch zwei Drittel sein –, das zweite Drittel ist impotent und das letzte Drittel möchte mit Frauen nichts mehr zu tun haben! Wenn ich jetzt sagen würde, dass ich das Zusammenleben von Männern und Frauen mit diesem Buch verbessern wollte, dann wäre das vermessen. Nein, ich bin bescheiden und sage, dass ich das Zusammenleben von Männern und Frauen ein wenig entspannen will. Wenn Sie also nach dem Lesen des Buches entspannter sind als vorher, dann habe ich schon viel erreicht.

Allerdings, und das liegt nun mal in der Natur der Sache, ich bin ein Mann und kann daher all die Fragen nur aus männlicher Sicht beantworten. Wir Männer sind, und die Frauen wissen das schon lange, sehr einfach gestrickte Wesen. Die Betriebsanleitung für Männer ist das dünnste Buch der Welt! Warum? Weil es ausgesprochen leicht ist, einen Mann zu bedienen. Wir haben eine sehr benutzerinnenfreundliche Oberfläche, unsere Schaltelemente sind übersichtlich angebracht! Und trotzdem gibt es immer wieder Ärger! Meine sehr verehrten Damen, Sie müssen nur eines tun: Sie müssen nur Ihre hohen Erwartungen unseren bescheidenen Fähigkeiten anpassen! Dann geht’s!

Mit Ihren Fragen, meine Damen, sind Sie nicht allein. Lassen Sie einmal Ihren Blick schweifen. Die Welt um Sie herum ist voller Paare: Da gibt es Paare, die schon lange zusammen sind, und solche, die es gerade erst mal seit ein paar Tagen miteinander versuchen. Paare, die eine Beziehung haben, Paare, die ihre Beziehung längst hinter sich haben, Paare, die außereheliche Beziehungen haben, Paare, die sich nie als Paar verstehen würden. Und bei vielen Paaren stellen sich ähnliche Fragen. Schauen Sie einmal genauer hin. Das kann ja auch durchaus Spaß machen. So eine Beziehung von anderen, von außen betrachtet, die sieht oft aus wie eine Ente auf dem Gartenteich! Ein schöner Vogel, diese Ente, schillerndes Gefieder, stolz, elegant und scheinbar mühelos zieht sie ihre Bahnen. Aber jeder weiß, unter der Oberfläche, da wird gestrampelt wie der Teufel! Da wird es erst interessant.

Nehmen Sie mal die Erde: An der Oberfläche ist alles erforscht, da wissen wir alles, aber wie es in der Tiefsee aussieht, das weiß bis heute kein Mensch. Der Marianengraben, zum Beispiel, ein wenig östlich der Philippinen gelegen, der ist ja über 11 000 Meter tief, also drei Kilometer tiefer, als der Mount Everest hoch ist! Ich durfte mal auf einem Schiff da drüberfahren, da ist mir schlecht geworden, als ich nur an diese ungeheure Tiefe dachte. Kein Mensch ist jemals in diese Tiefe vorgedrungen. Aber, da unten ist Leben, man glaubt es kaum. Allerdings ist es dort wie nachts um vier in jeder Disco: alles voller Blindfische. Da lebt zum Beispiel der legendäre Tiefseeanglerfisch. Das Weibchen wird bis zu einem Meter lang und das Männchen ist viel, viel kleiner. Genau gesagt sind beim Tiefseeanglerfisch die Weibchen circa 60-mal größer als die Männchen und etwa 500 000-mal schwerer. Auf uns Menschen übertragen hieße das, dass ein Mann, der 1 Meter 80 groß ist und 75 Kilogramm wiegt, mit einer Frau konfrontiert ist, die genau 108 Meter groß ist und 37 500 Tonnen wiegt. Und dennoch muss der arme Tiefseeanglerfischmann ein Weibchen finden. Das macht er maßgeblich mit seinem Geruchssinn, denn in dieser Tiefe herrscht ja die totale Dunkelheit. Andererseits hat die Tiefseeanglerfischfrau ja auch eine beachtliche Größe und ist damit ganz gut auszumachen. Hat der Tiefseeanglerfischmann dann ein Weibchen entdeckt, dockt er sich bei ihr an, das heißt, er beißt jetzt irgendwo in sie rein, egal wo. Und nun wird der Kerl sein Leben lang nicht mehr loslassen. Man kann sagen, der klammert dauerhaft. Und dann beginnt ein interessanter Prozess, den die Wissenschaftler Sexualparasitismus nennen: Das Männchen bildet allmählich seine Zähne zurück, bildet den Kiefer zurück, bildet schließlich alle inneren Organe komplett zurück, bis es nur noch durch den Blutkreislauf des Weibchens ernährt wird. Und jetzt schauen Sie sich mal in Ihrer näheren Umgebung um, ob Sie das nicht schon mal irgendwo gesehen haben. Sexualparasitismus!

Bevor wir nun endlich zu den Fragen der Frauen kommen, muss ich Ihnen noch ein Geständnis machen. Ich bin ein Hetero-Mann. Ja, ich stehe zu meiner Neigung! Ich finde Frauen toll! Und was ich am besten an ihnen finde, ist, dass sie, jedenfalls zumeist, genau wissen, was sie wollen. Auf jeden Fall wissen sie genau, was sie nicht wollen. Das heißt, wenn Sie einer Frau eine klare Frage stellen, bekommen Sie in den meisten Fällen auch eine klare Antwort. Testen Sie das mit einer ganz einfachen Frage. Fragen Sie mal eine Frau: „Welche Schokolade haben Sie lieber, dunkel oder hell?“ Sie bekommen sofort eine Antwort, meist wie aus der Pistole geschossen. Bei Männern ist das anders. Wir Männer sind oft unentschlossen, indifferent, unentschieden. Stellen Sie einem Mann mal diese Schokoladenfrage. Eine ganz einfache Frage. Ganz banal. Als Antwort kommt dann nur: „Na ja, wenn es da steht! Aber meinetwegen mach die nicht auf, nö, nö! Aber wenn sie schon auf ist, dann nehme ich auch was!“ Zack, und die ganze Schokolade ist weg!

Um diese und andere Phänomene geht es in diesem Buch. Viel Spaß dabei.

WIE TICKEN MÄNNER?

Von: Fiona F., Frankfurt am Main
Betreff: Wie ticken Männer?

Lieber Horst Schroth,

Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie. Ich bin jetzt – bitte nicht weitersagen – 41 Jahre alt und nicht gerade unattraktiv. Ich habe mit Männern schon die eine oder auch andere Erfahrung gemacht, aber: Ich verstehe die Männer nicht. Sie sollten ja einfach zu verstehen sein, denn sie sind ja auch einfach – bitte verstehen Sie das nicht falsch, es gibt ja auch Ausnahmen :-) –, aber dennoch, ich verstehe sie einfach nicht! Mein Frage an Sie: Wie seid ihr Männer wirklich, wie tickt ihr eigentlich?

Beschwingt und frohgemut Ihre Antwort erwartend

Ihre
Fiona

Das ist eine der ganz typischen Frauenfragen. Was Frauen unter anderem auszeichnet, ist die Tatsache, dass Frauen immer alles über Männer wissen wollen. Umgekehrt ist das bei uns Männern durchaus nicht so. Nicht dass wir uns nicht für Frauen interessieren würden, nein, keineswegs. Aber dass wir uns für sie interessieren, heißt ja nicht gleich, dass wir auch alles über sie wissen wollen. Wir sind ganz zufrieden damit, dass vieles, was Frauen ausmacht, für uns für immer im Dunkel der Geschlechterunterschiede verborgen bleibt. Aber Frauen wollen alles wissen.

Und jetzt zu der Frage, wie Männer ticken. Ich will versuchen, das meinen verehrten Leserinnen ganz kurz zu beschreiben: Kennen Sie das Gefühl, dass Sie als Frau mal in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus einen Raum betreten und dann für einen winzigen Moment plötzlich nicht mehr wissen, warum Sie überhaupt in diesen Raum getreten sind? Dieses Gefühl kennen Sie? Ja, sehen Sie – und so verbringen Männer ihr ganzes Leben!

MÄNNER WOHNEN, FRAUEN RÖDELN

Von: Brigitte B., Bad Bevensen
Betreff: Männer wohnen, Frauen rödeln

Hallo Horst,

mein Name ist Brigitte, ich bin 49 Jahre alt und wohne in Bad Bevensen. Seit genau 25 Jahren bin ich eigentlich glücklich verheiratet und habe vier Kinder. Weil ich auch noch berufstätig bin (ich mache bei der Sparkasse die Kasse), habe ich wenig Zeit. Deswegen nur ganz kurz eine Frage: Meine Freundin Moni behauptet immer, dass Männer wohnen und Frauen rödeln. Stimmt das?

Kurz angebunden, ich habe keine Zeit für langen Killefit,

Ihre
Brigitte

Natürlich stimmt das. Männer wohnen sehr gerne. Wohnen ist für Männer eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung der seriösen und auch sehr, sehr ruhigen Art. Es ist genau genommen die ruhigste Freizeitbeschäftigung überhaupt. Die Frauen mögen nun darüber lachen, das ist verständlich, denn generell ist Frauen das Wohnen fremd. Frauen wohnen niemals, Frauen rödeln in der Wohnung immer nur rum. Und so ist die Welt eingeteilt: Männer wohnen – Frauen rödeln. (Anm. d. Lektorin: „Rödeln“ ist norddeutsch und bedeutet „ständiges, bienenartiges, emsiges Arbeiten“. Im süddeutschen Sprachraum sagt man gern auch „wurschteln“ oder „gruschteln“. In der Stadt Pforzheim gibt es sogar den berühmten Gruschtel-Markt, auf dem man neue und alte Gruschtel-Objekte erwerben kann.) Eine Dame fragte mich mal: „Ja, wie erkenne ich denn, dass mein Mann gerade wohnt?“ Das ist ganz einfach. Das sind die Momente im Leben, in denen eine Frau im Haus, in der Wohnung oder im Garten ihren Mann beobachtet und sich fragt: „Was macht der denn da?“ Genau dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der Mann gerade wohnt.

Dann sitzt er da, in der Regel führt der Mann das Wohnen im Sitzen aus, auf Sessel, Stuhl, Couch, Bettkante oder Fensterbank, sitzt ganz ruhig, nahezu bewegungslos, mit geöffneten Augen, das kann auch direkt vor einer Wand sein – und wohnt. Frauen sagen dann oft: „Er stiert mit leerem Blick sinnlos vor sich hin.“ Diese Behauptung ist völlig falsch und zeigt nur die ignorante Haltung der Beobachterin. Sein Blick ist keineswegs leer, er ist nur nach innen gerichtet, der Mann hat beim Wohnen eine Art von Panoramabewusstsein erreicht und darf auf keinen Fall gestört werden.

kap2_meannerwohnen.jpg

Das haben ja auch diverse Komiker schon wunderbar bearbeitet. Der große Loriot zum Beispiel, den Sie hoffentlich genauso verehren wie ich, der hat sogar mal einen Zeichentrickfilm gemacht zu diesem Thema „Wohnen“. Er hat das Phänomen nicht so genannt, aber es ist genau das, was ich meine. Sie kennen den Film alle. Da sitzt dieses Knollennasenmännchen von Loriot im Wohnzimmer und wohnt und die Knollennasenfrau ist in der Küche und rödelt rum. Übrigens, wenn eine Frau rödelt, dann erkennt der Mann das nur am Geräusch. Lautlos rödeln kann sie nicht. Sie macht immer ein Geräusch dabei. Ratzratzratzratz. Und wenn der Mann das hört, dieses Ratzratzratzratzratz, weiß der Mann: Aha, die rödelt! Nur, dass wir uns niemals fragen: Was macht die da eigentlich? Das ist uns so was von egal! Ja, wir erkennen das Rödeln nur am Geräusch. Denn die Frauen, die sind beim Rödeln dermaßen schnell, wir können das visuell gar nicht auflösen! Das Geräusch kann ganz leise sein, da ist die hinten im Garten, ratzratzratzratzratz, ganz leise, auch im Winter wird gerödelt, im Schnee, guffguffguffguffguff. Dann kommt sie näher ran ans Haus, ratzratzratzratzratz! Kommt rein, rödelt direkt am Mann vorbei, ratzratzratzratz. Und wieder weg. Die können um so einen Mann auch mal komplett 360 Grad rumrödeln, ratzratzratzratz. Das nennt man dann Dolby-Surround-Rödeln!

Aber zurück zu Loriot. Da ruft die Knollennasenfrau aus der Küche: „Hans-Hermann, was machst du da gerade?“

Und er: „Nichts.“

Sie: „Nichts, so gar nichts?“

Er: „Nö.“

Sie: „Dann mach doch mal was!“

Er: „Ich will hier aber einfach nur sitzen.“

Sie: „Dann geh doch wenigstens mal spazieren!“

Und dann gibt’s einen Riesenstreit, weil sie nicht begreift, dass er einfach nur wohnt!

Dabei ist das Wohnen auch kulturgeschichtlich enorm wichtig. Denn Männer haben ja nachweislich beim Wohnen auch immer schon Dinge ausgetüftelt und wichtige Erfindungen gemacht. Und auch früher schon kamen die Frauen dann ständig an: „Was machst du da, was machst du da?“ Und jedes Mal, und das können Sie gern überprüfen, jedes Mal wenn die Männer eine geniale Erfindung gemacht hatten, kamen dann also die Frauen an, haben sich alles ganz genau angeguckt und dann haben die Frauen diese geniale Erfindung der Männer mit einer noch besseren und noch viel genialeren Gegenerfindung getoppt.

Hier ein paar Beispiele: Die Männer haben das Geld erfunden, die Frauen sofort das Einkaufen – auf das Einkaufen kommen wir später noch mal zurück. Dann haben die Männer die Jagd erfunden, die Frauen den Pelzmantel. Männer erfanden das Essen, die Frauen die Diät. Dann erfanden die Männer die schönen Getränke und die Frauen erfanden die kleinen Deckchen, die unter das Glas druntergeschoben werden müssen. „Das geht aber nicht, das Glas muss hier auf diesen Untersetzer drauf!“ Und kürzlich erfanden die Männer das Tapezieren, die Frauen die Endkontrolle: „Nein, nein, nein, das muss alles wieder runter, das muss alles wieder neu!“ Oder kennen Sie einen Mann, der in seiner Wohnung die Tapeten selber ausgesucht hätte? Kennen Sie einen einzigen? Männer dürfen vielleicht die Farbe der Kabel bestimmen, die unter Putz verlegt werden! Höchstens!

MÄNNER UND DIE AUSSPRECHSPERRE

Von: Heike-Meike H., Hövelhof

Betreff: Männer und die Aussprechsperre

Sehr geehrter Herr Schroth,

bitte verzeihen Sie diese sehr förmliche Anrede, aber ich bin nun mal Beamtin. Genauer gesagt bin ich Zollobersekretärin beim Zoll in Paderborn und ich kann nicht anders als immer nur korrekt. Das ist auch genau der Grund, warum ich mich an Sie wende, ich will es doch einfach nur korrekt.

Es ist so: Ich bin nun in diesem Sommer immerhin schon 39 geworden und immer noch nicht verheiratet und das ist hier bei uns im katholischen Ostwestfalen kein Zuckerschlecken. Nein, nein, keine Angst, ich möchte Ihnen bestimmt keinen Antrag machen. Denn männermäßig bin ich eigentlich versorgt. Ich habe nämlich seit ca. zwölf Jahren einen festen Freund, der heißt Sven-Ole. Seit mindestens acht Jahren warte ich darauf, dass der mir einen Heiratsantrag macht, aber der Antrag kommt und kommt nicht. Der müsste jetzt mal wirklich kommen! Wir sind ja auch schon verlobt, richtig offiziell, mit Feier und allem. Und die Verlobung ist ja auch schließlich irgendwo ein Eheversprechen. Andererseits weiß ich ja auch, dass ich den Antrag juristisch gesehen nicht einklagen kann, und der Kranzgeldparagraf 1300a BGB ist ja leider auch abgeschafft. (Anm. d. Lektorin: Der sogenannte Kranzgeldparagraf lautet: „Hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet, so kann sie, wenn die Verlobung aus Gründen, die sie nicht zu vertreten hat, gelöst wird, auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen.“ Der Brockhaus definiert in klarerem Deutsch: „Kranzgeld: eine Entschädigung, die eine Verlobte von ihrem Verlobten verlangen konnte, wenn dieser von seinem Eheversprechen zurückgetreten war, sie aber mit ihm, in Erwartung der Ehe, Geschlechtsverkehr und somit ihre Jungfräulichkeit verloren hatte.“ Dieser Paragraf wurde zum Leidwesen von Heike-Meike 1998 abgeschafft. Vielleicht hätte das Parlament für Ostwestfalen mit Blick auf dortige Befindlichkeiten und Brauchtum eine Ausnahme machen sollen.)

Ich finde, das Verhalten von Sven-Ole ist einfach nicht korrekt! Ich glaube nämlich fest daran, dass auch bei einem Mann mal Schluss mit lustig sein muss! Oder sehen Sie das anders?

Ungeduldig, mit abgekauten Nägeln und fest entschlossen, kein weiteres Zaudern, Zögern und Verschleppen zu akzeptieren,

Ihre
Heike-Meike