Andrea Pirringer
Zeichen der Auserwählung
Menschen, die von Gott berufen sind
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Einleitung
Definition: Berufung und Auserwählung
Der Sünder als Auserwählter
Be-rufen und ge-rufen sein
Die Stimme Gottes
Berufene – die Geliebten Gottes
Der Zeitpunkt der Auserwählung
Meine eigene Berufungs-Erfahrung
Paulus spricht über seine Berufung
Früh- und Spätberufene
Wie weiß ich, ob Gott mich gerufen hat?
Die persönliche Entscheidung treffen
Nach der Berufung
Beachtenswertes für Berufene
Den eigenen Weg finden und Ängste überwinden
Mit Christus Kreuzträger sein
Warum gerade ich?
Die Kleinen, Unmündigen und Einfältigen vor Gott
Die Bedeutung der Berufung
Typische Aussagen von Berufenen
Herausforderungen der Berufung
Berufung als Glaubenszeugnis
Die himmlische Berufung (nach Paulus)
Das Wirken des Hl. Geistes
Die Bedeutung der Gottesmutter für die Auserwählten
Neue Formen des geistlichen Lebens
Über die Autorin
Impressum neobooks
Liebe Leserinnen und Leser!
Von Gott berufen zu sein, kann für den/die Betroffene(n) viele Fragen aufwerfen. Auch Zweifel und Ängste spielen eine Rolle.
Dieses Buch versucht, das Thema Berufung tiefer zu erfassen und Antworten zu geben. Es ist an jenen Personenkreis adressiert, der sich nicht nur sachlich oder beruflich mit dem Thema Auserwählung befasst, sondern ganz persönlich davon betroffen ist.
Es ist kein „Lösungs-Buch“ für sämtliche individuelle Einzelfälle. – Es soll daher lediglich als Hilfe zur Selbsthilfe dienen, indem es Denkanstöße bietet und die verschiedenen Schattierungen der Berufung darstellt.
Ich biete Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, kein Patentrezept, wie Sie mit dem Ruf des Allerhöchsten umgehen sollen, sondern einen Einblick in die spannenden Facetten dieser Herausforderung, die der Mensch von Gott angeboten bekommt.
Im vorliegenden Werk führe ich jene Gedanken weiter, die ich bereits in meinem Büchlein Heiligkeit – Leuchten von innen her (Taschenbuch, ISBN 978-3-7375-9579-7) erörtert habe.
Mit eingeflossen in diese Schrift sind darüber hinaus auch meine eigenen Erfahrungen, welche ich in den einzelnen Kapiteln als konkrete Beispiele eingefügt habe.
Begreift der Mensch, welch Großes der Schöpfer mit ihm vor hat, kann er diese Aufgabe demütig, dankbar und mit freudiger Glaubenskraft annehmen.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen dies gut gelingen möge!
Die Autorin
Rosenheim, 21. April 2016
Gedenktag des Hl. Konrad von Parzham
Wer sind die Berufenen und wie erkennt man, dass man selbst berufen wurde? Wie bekommt man sichere Gewissheit, dass eine echte Berufung vorliegt? Wie soll man sich dann verhalten?
Grundsätzlich ist jeder gläubige Mensch dazu berufen, Gott dort zu dienen, wo er gerade steht, d. h. mitten aus seinem eigenen Leben heraus den Ewigen zu bezeugen und zu verkünden.
Rabbiner Shlomo Raskin schreibt in seinem Buch* Viel habe ich von meinen Lehrern gelernt und noch mehr von meinen Schülern (ISBN 978-3-86337-033-6) auf Seite 25: „Jeder Mensch hat eine einzigartige Aufgabe und soll seinen seelischen Fingerabdruck in dieser Welt hinterlassen.“ Weiters schreibt er: „Die Pflicht eines jeden Menschen ist es, die Existenz Gottes zu verkünden.“
(*weitere Zitate aus diesem Buch folgen durch Angabe des Namens und der Seitenzahl)
Die Hl. Teresa von Avila schreibt:
Es sind schon starke Seelen,
die der Herr auserwählt, um anderen von Nutzen zu sein,
auch wenn diese Kraft nicht aus ihnen kommt.
Schritt für Schritt teilt der Herr einer Seele,
die er bis hierher gebracht hat, ganz große Geheimnisse mit.
Teresa von Avila (Leben 21,11)
Heutzutage gibt es viele Menschen, die sich „berufen“ fühlen; vornehmlich zu Höherem. – Dienen wollen nur die wenigsten.
Die Gottesmutter sagte am 5. Mai 2013 in Brindisi (Italien) zu Seher Mario: „Mein Sohn ist gekommen, um zu dienen, und nicht, um sich bedienen zu lassen. Daher sollt ihr dienen! Wenn ihr dient, werden sie (Anm.: die anderen Menschen) erkennen, dass ihr dem göttlichen Lamm gehört …“ (Entnommen aus dem Heft „Erscheinungen der Muttergottes“, Brindisi-Apostolat, Heimbach.)
Berufung ist daher vor allem Dienst: an Gott und an den Menschen. Mit diesem wird gleichzeitig auch Zeugnis abgelegt: für den Glauben an den Allerhöchsten, der unsere Herzen erfüllt.
Gibt es einen Unterschied zwischen Berufung und Auserwählung?
Die Antwort auf diese Frage zählt zu den „Herzensgeheimnissen“ Gottes. – Der Heiland hat zwölf Jünger berufen. Einer davon war bekanntlich der sog. Lieblingsjünger Johannes. - Es gibt also auch bei Gott gewisse Vorlieben bzw. Bevorzugungen. Doch worin liegt der Grund dafür?
Nach meiner persönlichen Definition zählen zu den Auserwählten jene Berufenen, die eine besondere Nähe zum Herzen Jesu haben; Ihm in gewisser Weise wesensverwandt sind: hinsichtlich der Zartheit der Empfindungen sowie der Leidens- und Liebesfähigkeit.
Als Beispiel für Auserwählte unter den Berufenen möchte ich hier die hl. Thérèse von Lisieux nennen.
(Weitere Gedanken dazu auch im Kapitel „Die Kleinen, Einfältigen und Schwachen vor Gott“.)
Unter den Auserwählten sind die ganz Großen und auch die ganz Kleinen zu finden: sowohl Menschen, die „an vorderster Front“ den Glauben verteidigen als auch jene, die in großer Stille und Zurückgezogenheit den Herrn anbeten (und nach weltlichem Verständnis nichts „Großartiges“ leisten).
Die Palette der Berufungen ist so breit gefächert wie es Persönlichkeiten gibt. Jeder Erwählte kann kraftvolle Zeichen setzen, die aus der Geschichte heraus weit in die Ewigkeit hineinleuchten. – Darin besteht die Herausforderung, aber auch der besondere „Zauber“ der Berufung.
Gott wird nicht größer, wenn du ihn verehrst.
Aber du wirst größer und glücklicher,
wenn du Ihm dienst.
Aurelius Augustinus
Die Bekehrung des Paulus zählt unbestritten zu den beeindruckendsten Textstellen des Neuen Testamentes. Einerseits zeigt sie das kraftvolle Eingreifen des Herrn, andererseits aber auch das Zeugnis des Bekehrten.
Interessantes Detail: Sowohl Saulus als auch Hananias erhalten eine Vision, in der ihnen Christus erscheint.
Apg 9, 1 – 22 (Einheitsübersetzung):
„Saulus wütete immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des (neuen) Weges, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen.
Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst.
Seine Begleiter standen sprachlos da; sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand. Saulus erhob sich vom Boden. Als er aber die Augen öffnete, sah er nichts. Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein. Und er war drei Tage blind und er aß nicht und trank nicht.
In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Zu ihm sagte der Herr in einer Vision: Hananias! Er antwortete: Hier bin ich, Herr. Der Herr sagte zu ihm: Steh auf und geh zur sogenannten Geraden Straße und frag im Haus des Judas nach einem Mann namens Saulus aus Tarsus. Er betet gerade und hat in einer Vision gesehen, wie ein Mann namens Hananias hereinkommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sieht. Hananias antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. Auch hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle zu verhaften, die deinen Namen anrufen.
Der Herr aber sprach zu ihm: Geh nur! Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. Ich werde ihm auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss. Da ging Hananias hin und trat in das Haus ein; er legte Saulus die Hände auf und sagte: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist; du sollst wieder sehen und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden.