IS-Miliz, al-Qaida und
die deutschen Brigaden
C.H.Beck
Unter den Augen der staunenden Weltöffentlichkeit haben Islamisten der Miliz «Islamischer Staat» (IS) ein riesiges Gebiet in Irak und Syrien mit Großstädten, Waffenarsenalen und Ölvorkommen unter ihre Kontrolle gebracht – ein «Kalifat», das einmal die gesamte islamische Welt beherrschen und alle «Ungläubigen» unterjochen soll. Die riesige Terrororganisation zerstört den Frieden in der Region, bedroht Israel, verfolgt rücksichtslos Christen, Aleviten, Jeziden, Schiiten und überhaupt alle, die sich nicht zum «Islamischen Staat» bekennen, und vernichtet ihr kulturelles Erbe.
Der Jihadismus-Experte Behnam T. Said geht den Hintergründen dieser Gefahr nach. Er erklärt, wie in Syrien seit Jahrzehnten im Geheimen islamistische Gruppen entstanden sind, die sich im Schatten der Aufstände gegen das Asad-Regime eine Machtbasis schaffen konnten, und wie es zur Feindschaft zwischen IS und al-Qaida – vertreten durch die kaum weniger gefährliche al-Nusra-Front – gekommen ist. Nicht zuletzt macht er deutlich, warum so viele Islamisten aus aller Welt, aus dem Westen und gerade aus Deutschland den Jihad unterstützen. Ein «Muss» für alle, die die Gefahr vor den Toren Europas besser verstehen wollen.
Behnam T. Said, geb. 1982, Islamwissenschaftler am Landesamt für Verfassungsschutz in Hamburg, beobachtet seit Jahren salafistische und gewaltorientierte islamistische Bestrebungen in Deutschland und der arabischen Welt und ist durch seine Artikel, Vorträge und Blogbeiträge ein gefragter Experte zu diesem Thema. Zuletzt erschien von ihm «Salafismus. Auf der Suche nach dem wahren Islam» (Hrsg. mit Hazim Fouad, 2014).
Abkürzungen
Vorwort
Einleitung
1. Syrien und das lange Gedächtnis des Jihads
Die Formierung der militanten Islamisten
Hama – eine Stadt erhebt sich (1963–1964)
Aufbauphase (1964–1976)
Bürgerkrieg (1976–1982)
Krieg in Hama (1982)
Die zweite Generation
Der Irakkrieg: Auftakt zum zweiten syrischen Jihad
Der Arabische Frühling und die jihadistische Bewegung
2. Der zweite syrische Jihad und der Irak
Die al-Nusra-Front
Der Islamische Staat in Irak und Syrien
ISIS und die syrischen Rebellengruppen
Al-Qaida oder ISIS – wer errichtet das Kalifat?
Zwietracht unter den Ideologen des Jihads
Hölle auf Erden: ISIS kehrt zurück ins Stammland
Grenzenlos: Der Islamische Staat im Aufwind
Internationale Brigaden
Exkurs: Der Spanische Bürgerkrieg
Ausländische Kämpfer in Syrien
3. Deutsche im syrischen Jihad
Das Netzwerk Millatu-Ibrahim
Radikaler Prediger aus Wien: Mohamed Mahmoud
Ex-Rapper aus Berlin: Denis Cuspert
Der Weg in die Illegalität
Eine Reise nach Syrien
Offizieller Anschluss an ISIS
Die Auswanderer: Zum Kampf auf dem «Boden der Ehre»
Jihadisten in Deutschland: Spenden, Facebook und Gebete
Endzeitkampf in Sham: Appell an die Daheimgebliebenen
Spenden aus der salafistischen Szene
Frontenwechsel
Die Märtyrer: auf dem Weg ins Paradies?
Die Rückkehrer: traumatisiert oder radikalisiert?
4. Krieg um Syrien: Geopolitische Interessen
Die Unterstützer al-Asads
Die Gegner al-Asads
5. Winter 2014/15: Das Kalifat in der Defensive
Ein überdehntes Kalifat
Der IS auf der Suche nach Verbündeten
Jabhat al-Nusra auf dem Weg zu einem Emirat
Epilog
Was tun gegen den IS?
Im Fadenkreuz der Terroristen
Warum Europäer in den Kampf ziehen
Zeittafel
Karte
Anmerkungen
Literaturhinweise
Bildnachweis
Register
AAB |
ʿAbdullah-ʿAzzam-Brigaden |
AAH |
ʿAsaʾib Ahl al-Haqq (Liga der Leute des Rechts) |
AAI |
Ansar al-Islam (Unterstützer des Islams) |
AQAH |
al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel |
AQI |
al-Qaida im Irak |
AQM |
al-Qaida im islamischen Maghreb |
FSA |
Freie Syrische Armee |
GIA |
Groupe Islamique Armé (Bewaffnete Islamische Gruppe) |
IBU |
Islamische Bewegung Usbekistans |
IF |
Islamische Front |
IS |
Islamischer Staat |
ISI |
Islamischer Staat im Irak |
ISIS |
Islamischer Staat in Irak und Syrien |
JaN |
Jabhat al-Nusra (Unterstützungsfront) |
MB |
Muslimbruderschaft, Muslimbrüder |
MI |
Millatu-Ibrahim (Die Gemeinschaft Abrahams) |
PYD |
Partiya Yekitîya Demokrat (Partei der Demokratischen Union) |
YPG |
Yekîneyên Parastina Gel (Volksverteidigungseinheiten der PYD) |
Als ich 2005 im Rahmen meines Studiums Syrien bereiste und dabei neben Damaskus auch Maalula, Aleppo, Hama und Palmyra besuchte, war das Land für mich – wie auch für viele andere Studenten der arabischen Sprache und der Islamwissenschaft aus aller Herren Ländern, die sich dort tummelten – ein kleines Paradies. Ein Paradies der Architektur, der Kultur, der geschichtsträchtigen Plätze, der kulturellen und religiösen Vielfalt und natürlich der kulinarischen Genüsse. Sicher, wir wussten von dem alles beherrschenden Machtapparat des syrischen Staates, und ja, wir hatten auch in unserem Haus in der Damaszener Altstadt Besuch von einem Vertreter des syrischen Sicherheitsapparats erhalten, der sich informieren wollte, wer alles in dem Haus wohnte. Auch bei Reisen mit dem Überlandbus wurde akkurat verzeichnet, wer von wo wohin fahren wollte. In den Straßen der Städte und auch auf dem Land war auffallend viel Polizei präsent. All das gab mir aber merkwürdigerweise nicht das Gefühl der Überwachung, sondern eher der Sicherheit. Es zeigte jedoch auch, dass die Herrschenden offensichtlich der eigenen Bevölkerung misstrauisch gegenüberstanden. Dies hatte historische Gründe, wie mir später klar wurde.
Als ich Hama besuchte, sah ich die wunderschönen, mehrere hundert Jahre alten, riesigen Wasserräder am Orontes. Bis auf diese Zeugen längst vergangener Tage fanden sich jedoch wenig historische Gebäude. Die Erklärung hierfür lag, wie ich später erfuhr, in der Bombardierung und dem Beschuss der Stadt im Februar 1982 durch die Truppen Hafiz al-Asads, die damit einen Aufstand der Muslimbruderschaft und weiterer Islamisten zerschlagen wollten, letztlich jedoch Hama in Schutt und Asche legten. Ich hatte bis dahin nie von diesem Ereignis gehört und spürte, dass man in Syrien selbst besser nicht darüber reden sollte. Ein Mantel des Schweigens und des Vergessens hatte sich – zumindest scheinbar – über die damaligen Ereignisse gelegt. Seitdem war in Syrien oberflächliche Ruhe eingekehrt. Damals, im Jahr 2005, tobte im Nachbarland Irak der Krieg gegen die US-Koalitionstruppen, dazu ein interkonfessioneller Krieg zwischen Sunniten und Schiiten. Die Auswirkungen machten sich in Syrien bemerkbar. Mit unserem Vermieter besuchten meine Frau und ich eine irakische Flüchtlingsfamilie in Damaskus. Eine von vielen zu jener Zeit. Syrien war für sie ein Ort der Stabilität und bot den Kriegsgepeinigten Aussicht auf Frieden und Sicherheit.
Nur sechs Jahre später brach der Aufstand eines Teils der syrischen Bevölkerung gegen das Regime von Bashar al-Asad aus, der mit brutaler Gewalt auf den zunächst völlig friedlichen Protest reagierte und mich mit diesem Vorgehen regelrecht schockierte. Dies war nicht das Syrien, das ich kennengelernt hatte – glaubte ich. Nach und nach glitt das Land in den Bürgerkrieg ab, mit internationaler Beteiligung. Die Gräben zwischen den Syrern, jenen Leuten, die ich als friedliche und ausgesprochen nette Menschen kennenlernen durfte, vertieften sich, und es ist heute kaum anzunehmen, dass Syrien jemals wieder das Land sein wird, das sich mir darbot.
Die Rebellion wurde insbesondere ab 2012 verstärkt von islamistischen und jihadistischen Milizen dominiert. In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an den Aufstand der Islamisten, der in Hama, Aleppo und auch in anderen Städten stattgefunden hatte, und es stellte sich mir zunehmend die Frage nach den historischen Wurzeln der islamistischen Militanz in Syrien. Hinzu kam mein beruflicher Blick auf den Jihadismus in Deutschland, denn dieser war – durch die Tätigkeit beim Verfassungsschutz – unmittelbar mit Syrien verknüpft, da immer mehr Deutsche nach Syrien reisten, um sich dort dem «Jihad» gegen Bashar al-Asads Regime und dessen Verbündete aus Iran, Irak und Libanon anzuschließen.
Um die geschichtlichen Zusammenhänge der jihadistischen Bewegung in Syrien, die derzeitigen schier unübersehbaren Ereignisse in Syrien und Irak sowie die Verbindung zu Deutschland und Europa verständlich zu machen, beschloss ich, dieses Buch zu schreiben, das jedoch keine Studie über den syrischen Bürgerkrieg im Allgemeinen oder über die weiteren politischen Hintergründe des Aufstandes gegen das al-Asad-Regime ist. Zu diesen Themen bieten sich etwa die beiden 2013 erschienenen Bücher von Emile Hokayam und von Edlinger/Kraitt (Hrsg.) an.
Fast täglich ergeben sich im syrischen Krieg – der sich mittlerweile auch auf den Irak ausgeweitet hat – neue, teils wichtige, teils kurzlebige Entwicklungen, die es zunächst zu dokumentieren galt, um sie dann nach der tatsächlichen Relevanz und ihren langfristigen Auswirkungen zu gewichten. Diese Aufgabe gestaltete sich nicht einfach, und so bleibt es nicht aus, dass nicht sämtliche Entwicklungen im Detail berücksichtigt werden können.
Man hätte dieses Buch auch erst in einigen Jahren, aus der Retrospektive, verfassen können, und sicherlich würde dann einiges anders bewertet und eingeordnet werden. Doch erschien es mir wichtig, eben die jüngsten Ereignisse festzuhalten – andere Autoren mögen dann später darauf aufbauen.
Grundlagen des Buches sind zum einen Sekundärquellen wie Zeitungsartikel, Analysen von Experten sowie diverse Monographien. Zum anderen sind es deutsche und arabische Primärquellen, also Stellungnahmen, Videos, Tweets (Einträge auf Twitter) und Ähnliches, die von jihadistischen Netzwerken, Organisationen und Einzelpersonen veröffentlicht wurden. Die Literaturangaben zu den einzelnen Kapiteln berücksichtigen diese Primärquellen nicht; Letztere sind im Fließtext benannt.
Anliegen des Buches ist es, fachlich korrekte Informationen einem größeren Publikum in allgemeinverständlicher Form zugänglich zu machen. Die wissenschaftliche Darstellung tritt daher zugunsten einer besseren Lesbarkeit zurück. Die Umschrift der arabischen Namen und Begriffe folgt im Wesentlichen der im Englischen üblichen Notation ohne Zusatzzeichen – bis auf Ain (ʿ) und Hamza (ʾ) –, außer bei Wörtern, die inzwischen im Deutschen sehr geläufig sind, etwa Scharia.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mir während der Arbeit an diesem Buch geholfen haben: Insbesondere Claudia Dantschke vom Zentrum Demokratische Kultur gab mir zahlreiche und wertvolle Hinweise zur deutschen Jihadistenszene und begleitete die Arbeit an diesem Buch stets mit konstruktivem und kritischem Blick. Joas Wagemakers gab mir Antworten auf wichtige Fragen zu Abu Muhammad al-Maqdisi. Torsten Voß und Hartmut Licht ermöglichten und unterstützten die Arbeit an diesem Projekt. Tilman Seidensticker stellte den Kontakt zum Verlag C.H.Beck her, wo Ulrich Nolte, Petra Rehder und Gisela Muhn das Manuskript zielstrebig und sorgsam betreuten. Zuletzt danke ich meiner Frau Nilab Said, die mir bei diesem Buch wie bei vielen anderen Projekten immer als große Unterstützerin, Ratgeberin und kluge Diskussionspartnerin zur Seite stand.
Hamburg, im September 2014
Behnam T. Said
Als ich 2013 die Arbeit an diesem Buch begann, wollte ich auf die alarmierende Lage in Syrien und Irak aufmerksam machen. Der Vormarsch der IS-Miliz im Sommer 2014 hat dann meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt, aber auch das öffentliche Interesse auf den «Islamischen Staat» gelenkt. Die Entwicklungen seit dem Herbst 2014 haben es notwendig gemacht, für die vierte Auflage ein neues Kapitel zum Krieg gegen den Islamischen Staat hinzuzufügen. Der Epilog der ersten Auflage vom Herbst 2014 warnte noch vor dem «Jihad vor den Toren Europas». Spätestens der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo hat deutlich gemacht, dass der Terror mittlerweile in Europa angekommen ist. Daher wurde auch der Epilog neu verfasst.
Hamburg, im Februar 2015
Behnam T. Said
Wer sind die Terroristen? Die Amerikaner sind die Terroristen! Darum habe ich mich «Abu Usama» genannt. Jeder hat eine kunya [nom de guerre] im Jihad. Weil ich Usama Bin Ladin liebe. Warum? Er hat den Köpfen der Ungerechtigkeit einen Schlag verpasst.
Dies sagte nicht etwa ein Terrorist aus Saudi-Arabien, Ägypten oder Pakistan, sondern ein junger Mann in Syrien mit einem rötlichen Vollbart – zu spärlich, um das ganze Gesicht zu bedecken –, einer Kalaschnikow und einem schwarzen, «Pakol» genannten Hut, wie ihn Männer in Afghanistan gerne tragen. Er spricht in akzentfreiem Deutsch in die Kamera. Sein Name: Philipp B. Sein Herkunftsort: Dinslaken in Nordrhein-Westfalen.
Das erwähnte Video ist Teil einer Serie mit dem Titel «Fenster zum Boden der Schlachten». Die Reihe wurde vom «Islamischen Staat in Irak und Syrien» (ISIS), früher al-Qaida im Irak, herausgegeben, jener Miliz, die am 29. Juni 2014 die Wiederauferstehung des Kalifats verkündete.[1] Für eben diese Gruppe sprengte sich am 18. Juli 2014 ein aus Deutschland stammender Mann mit dem Kampfnamen Abu al-Qaʿqaʿ zusammen mit einem weiteren Attentäter in Bagdad in die Luft.
Deutsche in den Reihen von jihadistischen Kampfverbänden in Syrien und Irak sind kein Einzelphänomen.
Über die Zahl der europäischen «Gotteskrieger», die sich aufseiten islamistischer Gruppen am syrischen und irakischen Bürgerkrieg beteiligen, können zwei Aussagen getroffen werden: Niemand kennt sie exakt, und sie steigt seit 2012 stetig.
Neben der schwierigen Erfassung der genauen Anzahl von Kämpfern (siehe Kapitel «Ausländische Kämpfer in Syrien») ergibt sich eine weitere wichtige Problematik: Was genau die Ausgereisten in Syrien und Irak machen, bleibt oft verborgen. In einigen Fällen erscheinen sie in Videos einer Organisation als Kämpfer, in anderen Fällen bestätigen Todesmeldungen einschlägiger Kampfgruppen, teilweise auch mit Bildern, die Vermutung einer Jihad-Reise. Doch es bleiben eben auch jene Fälle, in denen nicht klar ist, ob jemand beispielsweise ausschließlich humanitäre Hilfe leistet oder sich an Kämpfen beteiligt oder auch beides parallel betreibt.
Syrien und Irak haben sich in den letzten zwei Jahren zu Prestigezielen von Jihadisten aus aller Welt, unter anderem auch aus Deutschland, entwickelt. Sie wollen an dem Kampf auf dem «Boden der Ehre», wie es in ihrer Terminologie heißt, teilhaben, und nicht selten streben sie das «Martyrium» (istishhad bzw. shahada) an, um sich einen Platz auf der obersten Stufe des Paradieses, im firdaus, zu sichern. Dort, so glauben sie, werde ihnen durch Gott besondere Ehre zuteil werden. Dabei sind sie nicht nur bereit, den eigenen Tod inkaufzunehmen, sondern auch den anderer Menschen – Soldaten wie Zivilisten. Sie sind bereit, mitzuwirken an einem Krieg, der nicht gewonnen werden kann, sondern nur größeres Leid für die Zivilbevölkerung erzeugt. Es handelt sich bei den ausländischen Jihad-Aspiranten oftmals um junge Männer zwischen 18 und 29 Jahren. Einige von ihnen mögen daher sogar von einer jugendlich-naiven Vorstellung getrieben werden, der unterdrückten Bevölkerung zu Hilfe zu eilen. Andere wiederum wandern aus und kämpfen, weil sie es für eine religiöse Verpflichtung halten, und nicht wenige lockt die Aussicht, beim Aufbau eines islamischen Staates oder sogar bei der Errichtung und nunmehr Ausgestaltung des vermeintlichen Kalifats, das ISIS mittlerweile ausgerufen hat, mitwirken zu können. Es ist eine Generation, die hofft, auf den Spuren der «frommen Vorfahren» (al-salaf al-salih), jener ersten drei Generationen ab Muhammad, wandeln zu können. Sie wollen die ur-islamische Gemeinschaft wiederaufleben lassen, einen perfekten islamischen Staat errichten und den Islam von allem «reinigen», was an ihm in den letzten Jahrhunderten an Aberglaube, Volksglaube und sonstigen «unislamischen» Traditionen haften geblieben ist. Für diese Utopie sind sie bereit zu töten und getötet zu werden.
Doch was ist das eigentlich für ein Krieg, an dem sich deutsche Jugendliche und junge Erwachsene beteiligen? Was genau sind die Wurzeln des «Jihads» in Syrien, und wie hängt er mit der heutigen globalen Bewegung des Jihadismus und insbesondere mit der Entwicklung im Irak zusammen?
Das vorliegende Buch möchte diese und weitere Fragen beantworten. Im ersten Abschnitt wird zunächst die bis in die 1960er Jahre zurückgehende Geschichte des ersten Jihads in Syrien dargestellt und anschließend die Querverbindung zwischen dem Irakkrieg ab 2003 und dem heutigen Krieg in Syrien geschildert. Zudem werden die Auswirkungen des Ende 2010, Anfang 2011 begonnenen «Arabischen Frühlings» auf den Jihadismus beschrieben. Der folgende Teil behandelt den zweiten syrischen Jihad und die aktuellen Entwicklungen im Irak ausführlich. Dabei wird unter anderem die Entstehungsgeschichte der Milizen Jabhat al-Nusra und Islamischer Staat in Irak und Syrien nachvollzogen sowie deren konfliktreiches Verhältnis zueinander beleuchtet. Das Kapitel schließt mit einem Blick auf die internationale Beteiligung von Kämpfern am syrischen Bürgerkrieg. Im dritten Teil stehen die deutsche jihadistische Bewegung und ihre Beteiligung am syrischen Bürgerkrieg sowie die Problematik der Rückkehrer im Fokus. Dazu wird zunächst die Geschichte der unheilvollen Verbindung von Mohamed Mahmoud und Denis Cuspert sowie die Entstehung des Netzwerkes Millatu-Ibrahim in Deutschland nachvollzogen. Das abschließende vierte Kapitel analysiert die Interessen verschiedener Staaten im syrischen Konflikt, da dieser ohne die Beschreibung der geopolitischen und strategischen Interessen nicht vollständig erklärbar wäre. Insbesondere hieraus wird ersichtlich, dass in Syrien mehr als ein interner Bürgerkrieg stattfindet und dass die Krise äußerst vielschichtig und komplex ist, weshalb eine Lösung nicht ausschließlich in Syrien selbst ansetzen kann, sondern auch die vielen beteiligten Staaten miteinbeziehen muss.
Das Buch geht bewusst nicht näher auf die Verdienste und den Mut der syrischen Demokratiebewegung ein, die sich ab März 2011 formierte und deren Anhänger zunächst friedlich ihr Menschenrecht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung in Form von Demonstrationen und Versammlungen wahrnahmen und ihr Eintreten für Freiheit und Menschenwürde nicht selten mit ihrer Gesundheit, ihrem Hab und Gut oder gar mit dem Leben bezahlen mussten. Ihre Geschichte kann und soll in diesem Band nicht erzählt werden, zum einen, weil eine angemessene Aufarbeitung der komplexen Entwicklung der syrischen Oppositionsbewegung den Rahmen des Themas «Jihad» sprengen und hiervon ablenken würde, zum anderen, um die demokratische Opposition eben nicht in Verbindung mit den hier beschriebenen islamistisch-jihadistischen Bewegungen zu bringen.
Dieses Buch erzählt auch nicht die Geschichte der humanitären Tragödie, die sich insbesondere in Syrien, aber auch im Irak abspielt und die sich auf alle Anrainerstaaten auswirkt, die an die Grenze ihrer Aufnahmekapazitäten gekommen sind. Doch sei an dieser Stelle an alle jene unschuldigen Opfer dieses Krieges, insbesondere auch Kinder, erinnert, deren Leid eine Mahnung und Verpflichtung für die internationale Gemeinschaft zur schnellen und effektiven Hilfe sein sollte.
22 Millionen Menschen lebten in Syrien vor Ausbruch des Krieges. Davon gehörten etwa 65 % der sunnitischen Glaubensrichtung des Islams an. Ethnische und religiöse Minderheiten im Land sind Christen (10 %), Kurden (10 %), Schiiten, Drusen und Ismaeliten sowie Alawiten, die auch Nusairier genannt werden und etwa 10–12 % Anteil an der Gesamtbevölkerung stellten. Die in Syrien herrschende al-Asad-Familie gehört den Alawiten an und stammt, wie viele andere Alawiten auch, aus der Provinz Latakia im Westen des Landes. Wirtschaftlich und politisch waren die Alawiten zunächst eine marginalisierte Randgruppe. Oftmals waren sie Landarbeiter im Dienste sunnitischer Großgrundbesitzer. Ihre Lage änderte sich jedoch nach dem Militärcoup vom 8. März 1963. Staatsstreiche gehörten im damaligen Syrien beinahe zum politischen Alltag, allein 1963 fanden vier weitere Versuche eines Coup d’état statt. Doch der Putsch vom 8. März 1963 veränderte die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen grundlegend. Er läutete den Beginn der Herrschaft der Hizb al-Baʿth (Partei der Wiedergeburt) ein und sorgte für einen grundlegenden Elitenwandel: Die Alawiten waren im Militär und auch in der Baʿth-Partei in besonders hohem Maße vertreten, da sie sich von der Zugehörigkeit zu diesen Institutionen einen sozialen Aufstieg versprachen. Und in der Tat wurden mit der Machtausdehnung des Militärs und der Baʿth-Partei die alten sunnitischen Machtzirkel verdrängt, und die religiösen Minderheiten aus ländlichen Regionen erlebten einen plötzlichen und unerwarteten Aufstieg. Insbesondere Alawiten aus der Heimatprovinz der Familie al-Asad, Latakia, profitierten von diesem Wandel. Hafiz al-Asad war als Angehöriger des syrischen Militärs maßgeblich am Putsch beteiligt. In den darauf folgenden Jahren ging er aus einer Reihe heftiger interner Machtkämpfe in Armee und Baʿth-Partei schließlich als Gewinner hervor und konnte 1970 seinen letzten Widersacher – und ehemaligen Weggefährten – Salah Jadid verhaften lassen und sich selbst an die Spitze des Staates stellen.
Im Jahr 1975 lag der lange Machtkampf mit den ehemaligen Kameraden und Mit-Putschisten bereits fünf Jahre zurück, und die Bedrohung für die Position al-Asads kam nun eher von anderen Seiten als der eigenen Armee oder der Baʿth-Partei: Ein Mann, der ihn ständig herausforderte, war der Islamist Marwan Hadid. Nun, 1975, wurde al-Asad darüber informiert, dass es dem Geheimdienst nach langer Fahndung gelungen war, Hadid, der in den Augen des Regimes ein gefährlicher Aufrührer und Terrorist war, festzunehmen. Al-Asad begab sich kurz nach der Meldung ins Gefängnis, um Hadid zu treffen. Er wusste, dass dieser nützlicher war, wenn er ihn auf seiner Seite hätte. Dann würden die Islamisten vielleicht endlich von ihrem Ziel abrücken, seine Herrschaft zu beenden, und ihren permanenten Widerstand gegen das Regime aufgeben, womit al-Asad eine weitere Bedrohung aus dem Weg geräumt hätte. Dies mögen die Gedankengänge des damals 45-jährigen al-Asad gewesen sein, als er Hadid in die Augen schaute und ihm das Angebot unterbreitete, ihn freizulassen, wenn er sich im Gegenzug bereit erkläre, die Waffen niederzulegen. Hadid brauchte nicht lange, um zu antworten: «Ich bin einverstanden, unter der Bedingung, dass du mir hilfst, in Syrien einen islamischen Staat zu errichten.» Al-Asad war erbost! Die Macht, die er sich mühsam errungen hatte, lag fest in seinen Händen, und nun stellte ein politischer Gefangener ihm eine Bedingung, deren Erfüllung das Ende seiner Herrschaft und des politischen Systems bedeutet hätte. Nicht eine Minute länger wollte er hier verschwenden. Wortlos verließ der Präsident Syriens den Raum und ließ Hadid im Gefängnis zurück, wo er bald darauf starb.
Die Schilderungen basieren auf einem Artikel, der in Saut al-Jihad (Stimme des Jihads) erschienen ist, einem jihadistischen Onlinemagazin von al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAH), also jener Qaida-Filiale, die im Jemen operiert, wobei die Mitglieder oft saudische Staatsbürger sind. Die elfte Ausgabe von Saut al-Jihad enthielt einen mehrere Seiten langen Artikel, in dem Hadids Lebensgeschichte erzählt wurde. Dabei kann wohl nicht jede der dort gegebenen Informationen als historischer Fakt gewertet werden, doch bemerkenswert ist allein der Umstand, dass der al-Qaida-Ableger fast 30 Jahre nach dem Tod eines syrischen islamistischen Oppositionellen diesem einen eigenen Artikel widmete, der voll des Lobes für den Verstorbenen war. So heißt es etwa, Hadid sei der «Führer der jihadistischen Bewegung in Syrien» gewesen, «ein Held, der die Wahrheit kannte und ihr folgte […]. Ein feinsinniger Dichter, ein wahrhaftiger Muslim und ein standhafter Berg im Angesichte der Tyrannei des Abfalls vom Islam, des Unglaubens und der Unsittlichkeit».
Der Artikel veranschaulicht, dass der Person Hadid und der mit ihm verbundenen Geschichte des syrischen Jihads seitens der jihadistischen Bewegung immer noch große Bedeutung beigemessen wird; gezielt versucht man auch heute noch, Hadid und den syrischen Jihad im kollektiven Gedächtnis der Jihadisten wachzuhalten. Hieraus wird ersichtlich, dass der moderne Terrorismus von al-Qaida kein Phänomen im luftleeren Raum ist, sondern sich über Jahrzehnte zu dem entwickelt hat, was der Westen spätestens am 11. September 2001 schmerzhaft kennengelernt hat.
Heute, fast 40 Jahre nach Hadids Tod, scheint sich dessen Vermächtnis im Bürgerkrieg in Syrien nun voll zu entfalten: Jihadistische Gruppierungen wie Jabhat al-Nusra (Unterstützungsfront) und IS (Islamischer Staat, vormals Islamischer Staat in Irak und Syrien) konnten von der Gewalt, die zunächst allein von Bashar al-Asads Regime ausging, profitieren und sich als feste Größe im syrischen Aufstand etablieren. Es scheint fast so, als wären die syrischen Jihadisten nach einem Tiefschlaf kräftiger und aggressiver als zuvor wieder erwacht. Der Albtraum Hafiz al-Asads holt nun dessen Sohn Bashar al-Asad ein.
Im Folgenden werden die Geschehnisse und Entwicklungen des Kampfes zwischen Regime und islamistischen Aufständischen nachgezeichnet, um dann anhand der Person Abu Musʿab al-Suri, eines wichtigen Vertreters der zweiten Generation syrischer Jihadisten, aufzuzeigen, wie der lokal-jihadistische Aufstand gegen al-Asad ab den 1980er Jahren eine zunehmend globalere Ausrichtung annahm.
Der Umsturz vom 8. März 1963 bedeutete nicht nur eine leichte politische Kurskorrektur, sondern den Machtverlust der traditionellen urbanen sunnitischen Eliten. Insofern ist es kaum überraschend, dass sich die Opposition gegen das neue Regime insbesondere in den Zentren dieser sozialen und wirtschaftlichen Verlierer des Umbruchs formierte. Ein solches sunnitisches Zentrum war etwa die uralte, seit der Eisenzeit besiedelte Stadt Hama, am Ufer des Nahr al-Asi, der in früheren Zeiten als Orontes bekannt war. Die ablehnende Haltung gegenüber der Baʿth-Regierung und ihren Maßnahmen, etwa eine weitgreifende Landreform zu Lasten der Großgrundbesitzer, war deutlich spürbar. Bereits im Jahr 1963 war es in einigen Städten Syriens zu Auseinandersetzungen und Straßenschlachten zwischen Gegnern des Regimes, die oftmals der Muslimbruderschaft, teilweise aber auch den Nasseristen zuzurechnen waren, und dessen Anhängern oder auch der Armee gekommen. Hama war seit jeher ein Hort des Widerstandes gegen jegliche Herrschaft, die das soziale und religiöse Gefüge der Stadt und der Provinz aus dem Gleichgewicht bringen wollte. So war die Stadt eine der Hochburgen des Kampfes gegen die französische Mandatsherrschaft gewesen, die offiziell von 1923 bis 1943 andauerte. Bereits dieser Kampf wurde zum Teil als ein Kampf der Muslime gegen die christlichen Eindringlinge interpretiert, was zeigt, wie sehr die Zeit der Kreuzfahrer vom späten 11. bis zum 13. Jahrhundert im kollektiven Gedächtnis der Levante-Bewohner noch immer präsent ist.
Im April 1964 begann ein erneuter Aufstand in Hama, dieses Mal jedoch gegen die «Atheisten» des Baʿth-Regimes. Der Anlass für die ersten Demonstrationen war die Verhaftung eines Schülers am 5. April, der in seiner Schule regimefeindliche Parolen an die Wände geschrieben hatte – eine auffällige Parallele zum Beginn des heutigen Aufstandes gegen Bashar al-Asad: Auch hier lag der Anlass der ersten Proteste in der Inhaftierung und Folter von Schülern begründet. In der südsyrischen Stadt Daraʿa sollen sie im Februar 2011 regimefeindliche Parolen an das Schulgebäude gepinselt haben. Die Antwort des heutigen und des damaligen syrischen Staates auf die Demonstrationen war dieselbe: Es wurde geschossen.
Aus den ersten Kundgebungen in Hama 1964, auf die das Regime mit Gewalt antwortete, entwickelte sich bald ein Streik der Händler, an dessen Organisation auch die Muslimbrüder beteiligt waren, und unter diesen wiederum insbesondere Saʿid Hawwa. Hawwa wurde 1935 in Hama geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein politisches Denken speiste sich aus mehreren Kanälen. Sein Vater wie auch viele andere Männer aus Hawwas Viertel ʿAliliyat waren Mitglieder der sozialistischen Partei von Akram al-Hourani. Auch wenn Hawwa sozialistische Gesellschaftsideen, insbesondere den Säkularismus, entschieden ablehnte, war er doch beeindruckt, wie geschickt die Sozialisten in Mobilisierung und Organisation waren. In seiner Autobiografie von 1987 schrieb Hawwa hierzu:
Durch die Mitgliedschaft meines Vaters in der «Arabischen Sozialistischen Partei» zu diesem Zeitpunkt wurde ich Zeuge der Dynamik und der Planung. Die Mitglieder dieser Partei waren in höchstem Maße aktiv auf allen Ebenen, und dies verlieh ihnen die Oberhand in den Mitteln, mit welchen sie Hama kontrollierten […]. Ich war Zeuge davon, wie Pläne geschmiedet wurden, die Kontrolle über die Straßen zu erlangen.[2]
Hawwa hatte schnell gelernt, sich die Mittel der Marxisten anzueignen, wenn er auch deren Ideologie nicht teilte. Stattdessen geriet er unter den Einfluss Muhammad al-Hamids, des wichtigsten Predigers in der Stadt und Vorstehers der Sultan-Moschee. Er hatte seine religiösen Wurzeln in dem Sufi-Orden der Naqshbandiyya. Al-Hamid hatte aber auch Hasan al-Banna, den Gründer der Muslimbruderschaft, in Kairo persönlich kennengelernt und war zu einem Anhänger von dessen Organisation geworden. So kam es, dass al-Hamid nach seiner Rückkehr aus Kairo 1942 zusammen mit anderen Aktivisten den Hamawiter Zweig der Muslimbruderschaft gründete. Insofern war er Sufi und politischer Aktivist in einem. Im Jahr 1953, Hawwa war damals 18 Jahre alt, führte al-Hamid seinen Schüler Hawwa in die Organisation ein. Schnell wurde Hawwa zu einer Führungsfigur der jüngeren Mitglieder in Hama. Er trug dazu bei, eine bewaffnete Einheit auf die Beine zu stellen, die moralisch «verwerfliche» Einrichtungen, wie etwa Bars, in Hama attackierte und sich mit den Anhängern des Sozialisten al-Hourani Straßenschlachten lieferte. Hawwa avancierte trotz seiner diversen Gefängnisaufenthalte und Exilierungen zu einem einflussreichen Ideologen der syrischen Muslimbruderschaft. Er scheute grundsätzlich auch den bewaffneten Kampf nicht, doch erwies er sich letzten Endes als deutlich gemäßigtere Stimme als etwa Hadid, für den der bewaffnete Kampf die einzige Möglichkeit zur politischen Veränderung darstellte.
Dies machte sich auch in den Ereignissen von 1964 bemerkbar: Der Händlerstreik in Hama bewegte das Regime zu Verhandlungen und Zugeständnissen, und Hawwa und weitere Anhänger der Muslimbruderschaft waren auch dazu bereit. Doch sahen die radikalen Stimmen innerhalb der Hamawiter Muslimbruderschaft, deren lauteste und einflussreichste die von Hadid war, nun ihre Stunde gekommen. Sie waren keineswegs zu weiteren Verhandlungen bereit, da sie an die Möglichkeit eines Volksaufstandes glaubten, der das Regime letztlich beseitigen könnte – eine Fehleinschätzung, wie sich herausstellen sollte.
Hadid stammte aus derselben Generation wie Hawwa, er wurde 1934, 1935 oder 1936 geboren. Seine Familie galt als religiös, und so besuchte der junge Hadid neben der allgemeinbildenden Schule Unterrichtszirkel in lokalen Moscheen, insbesondere den von Muhammad al-Hamid, an dem auch Hawwa teilnahm. Zum Studium ging Hadid, wie viele andere junge Araber zu jener Zeit, in die ägyptische Metropole Kairo. Anders als vielleicht anzunehmen wäre, interessierte er sich nicht etwa für ein Studium der Scharia-Wissenschaft oder einer sonstigen islamischen Disziplin. Stattdessen studierte er Agrarwissenschaft und durfte nach dem erfolgreichen Abschluss den Titel eines Agraringenieurs führen. Anschließend studierte er noch in Damaskus. Hadid ist mit seiner Fächerwahl keine Ausnahme unter den bekannten militanten Islamisten, von denen viele eher eine naturwissenschaftliche, technische oder literarische Ausbildung durchliefen als eine fundiert religiöse. In Dingen der Religion waren Leute wie Sayyid Qutb, Muhammad Abd al-Salam Faraj, Aiman al-Zawahiri oder Usama Bin Ladin weitestgehend Autodidakten.
Die Zeit in Ägypten war für Hadids spätere politische Ansichten maßgeblich. Dort kam er mit Anhängern und Schülern Hasan al-Bannas in Berührung und lernte im Jahr 1954 Sayyid Qutb persönlich kennen. Mit Qutb traf er denjenigen Ideologen, der für die gesamte islamistisch-militante Bewegung ebenso wie für Hadid persönlich prägend war. Qutb wollte ein Königreich Gottes auf Erden errichten.[3] Seiner Überzeugung nach würde die genaue Implementierung von Gottes Willen – und diesen könne man dem Koran und der Prophetentradition entnehmen – in Form einer politischen Ordnung auf Erden Gerechtigkeit, Wohlstand und ein moralisch einwandfreies Leben für die Menschen ermöglichen. Um diese Gesellschaftsordnung zu erreichen, müsse man sich aber zunächst von den Herrschern befreien, die sich Muslime nennen, in Wirklichkeit aber vom Glauben abgefallen seien. Hier müsse eine islamisch bewusste «Avantgarde» von Revolutionären die Vorarbeit leisten. Qutb hatte einige Konzepte von anderen Denkern, wie etwa dem Pakistaner Abu al-ʿAla Maududi, übernommen. Seine Leistung war es jedoch, hieraus eine kohärente Ideologie zu formen und vor allem den revolutionären Weg zur Veränderung zu beschreiben. Viele seiner Ideen hatten ihr Vorbild in sozialistisch-revolutionären Theorien, die er islamisch ausschmückte.
1963 kehrte Hadid tief beeindruckt von seinem Ägyptenaufenthalt in seine Heimatstadt Hama zurück und rief umgehend zum bewaffneten Kampf gegen das gerade an die Macht gekommene Baʿth-Regime auf. Eine Biographie Hadids aus dem Jahr 1978 hält hierzu fest, dass Hadid nun begann, die Lehren der Muslimbrüder zu «Glaubenslehre, Moral und Jihad» zu verinnerlichen.[4] In Hama stieg Hadid anschließend schnell zu einer der maßgeblichen Figuren der radikalen islamistischen Opposition auf.
Als 1964 der Aufstand in seiner Heimatstadt begann, dachte Hadid, dass nun die Chance gekommen wäre, das verhasste Regime in die Knie zu zwingen. Mit seinen Getreuen verschanzte er sich in der Sultan-Moschee in Hama, jener Moschee, deren Vorsteher Muhammad al-Hamid war. Von der Moschee aus organisierte Hadid den bewaffneten Kampf gegen die syrischen Sicherheitskräfte. An diesen Kämpfen beteiligte sich Saʿid Hawwa nicht. Er hatte zwar maßgeblichen Anteil an der Organisation des Streiks gehabt, doch sah er nun die Zeit für Verhandlungen gekommen.
Unterdessen war der Provinzgouverneur ʿAbd al-Halim Khaddam, der unter Hafiz al-Asad später zum Vizepräsidenten aufsteigen sollte, gewillt, sämtliche Mittel einzusetzen, um dem Aufstand ein Ende zu bereiten. Hierfür war er auch bereit, die Zerstörung von Teilen Hamas in Kauf zu nehmen – ein Vorgeschmack auf das, was 1982 folgen sollte. Khaddam gab schließlich die Zerstörung eines jeden Hauses in Auftrag, aus dem heraus geschossen werde. Hierzu zählte auch die Sultan-Moschee von Hadid, die von der syrischen Artillerie unter Beschuss genommen wurde, wobei mehr als sechzig Menschen getötet wurden. Auch die Vorgehensweise, ganze Häuserzeilen als Vergeltung für Beschuss zu zerstören, ist also keine Eigenart Bashar al-Asads im heutigen Bürgerkrieg, sondern scheint eine Konstante seit Bestehen des Baʿth-Regimes zu sein.
Wegen seiner Beteiligung an der Konfrontation mit Regimekräften wurde Hadid verhaftet und zu einigen Jahren Gefängnis verurteilt. Die Zeit der Inhaftierung verbrachte er in Palmyra (arabisch: Tadmur), wo er angeblich auch der Folter ausgesetzt war, unter anderem in Form von Stromstößen. Vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967 gegen Israel wurde er entlassen und formierte umgehend eine Gruppe, die über Jordanien nach Israel gelangte, wo sie nach dem Ende des Krieges mehrere militärische Operationen durchgeführt haben soll. Die Gruppe hatte zwar den vordergründigen Zweck, Israel Schaden zuzufügen, doch was dahinter stand, war weitaus wichtiger: Im Magazin Saut al-Jihad, herausgegeben von der jemenitischen Regionalorganisation al-Qaidas, heißt es, für Hadid seien die Aktionen gegen Israel eine Gelegenheit gewesen, die Jugend zur Teilnahme am Kampf und zur Übung an den Waffen zu bewegen, wodurch eine gewisse Anzahl ausgebildeter Kämpfer entstand, die sich später an «jihadistischen Operationen» in Syrien beteiligen sollten. Hadid dachte also strategisch und hatte stets das Ziel vor Augen, in seinem Heimatland das als «gottlos» verstandene Regime zu beseitigen und durch ein «wahrhaft» islamisches zu ersetzen.
Zuweilen ist zu lesen, es habe sich bei den Israel-Kämpfern um Angehörige einer Gruppe gehandelt, die Hadid angeblich schon 1965, also zur Zeit seiner Inhaftierung, ins Leben gerufen hatte und die zunächst unter dem Namen Kataʾib Muhammad (Bataillone Muhammads) bekannt gewesen und später (1974–75) in Tanzim al-Taliʿa al-Muqatila li-l-Ikhwan al-Muslimin (Organisation der Kämpfenden Avantgarde der Muslimbrüder) umgewandelt worden sein soll.[5] Jedoch bestehen Zweifel daran, dass Hadid überhaupt der Gründer der «Bataillone Muhammads» war.[6] Vielmehr soll es sich bei der ersten von Hadid gegründeten Gruppe um einen sehr kleinen Zirkel von Personen gehandelt haben, die auch als «Gruppe Hadid» bekannt gewesen sei.[7] Aus diesem losen Personenzusammenhang sei 1973 dann eine organisierte militante Gruppe unter der Bezeichnung al-Taliʿa al-Muqatila li-Hizb Allah (Die Kämpfende Avantgarde der Partei Gottes) entstanden, die später wiederum in «Organisation der Kämpfenden Avantgarde der Muslimbrüder» umbenannt wurde.[8] Ihr Name deutet darauf hin, dass es sich um einen bewaffneten Arm der Muslimbrüder handelte; diese folgten jedoch keiner einheitlichen Agenda. Vielmehr existierten innerhalb der Muslimbruderschaft radikalere und weniger radikale Flügel. Die militanten Gruppierungen unterhielten ihre Kontakte zu den radikalen Rändern der Muslimbruderschaft, die insbesondere in den nördlichen Regionen Syriens, etwa Aleppo, sowie in Hama stark waren, weniger hingegen in Damaskus, wo das Zentrum der Gemäßigten lag. Teilweise agierten die Kleinstgruppen aber auch völlig selbständig und losgelöst von den Muslimbrüdern.Insofern war auch die «Organisation der Kämpfenden Avantgarde der Muslimbrüder» kein offizieller Arm der Muslimbruderschaft, vielmehr drückte der Name einen Bezug zu den Ideen al-Bannas und insbesondere Qutbs aus. Dennoch gab es auch Absprachen und Kooperationen zwischen der Muslimbruderschaft und der Avantgarde, deren Mitglieder zudem die Muslimbruderschaft unterwanderten.
Die gemäßigten Anhänger der Muslimbruderschaft folgten den Linien von Mustafa al-Sibaʿi, Hasan Huwaidi und dem später nach Aachen emigrierten ʿIssam al-ʿAttar. Ihre radikalen Kontrahenten waren Personen wie Saʿid Hawwa, ʿAdnan Saʿad al-Din oder eben Marwan Hadid. Der Richtungsstreit begann etwa ab 1964 und zog sich bis 1975 hin, dem Jahr, als sich ʿAdnan Saʿad al-Din gegen den gemäßigteren Hasan Huwaidi durchsetzte und neuer Generalinspekteur der Organisation in Syrien wurde. Infolge des Richtungswechsels wurden die paramilitärischen Strukturen in der Muslimbruderschaft aufgebaut, und die einst politisch agierende Organisation öffnete sich zunehmend für militant-islamistische Kleinstgruppen, die sich bereits in den 1960er Jahren formiert hatten. Militärisch waren diese Gruppen unter anderem von palästinensischen Organisationen ausgebildet worden. Aber auch Jordanien unterstützte schon früh die «Gotteskrieger», in denen das Königreich potenzielle Verbündete gegen das progressive Baʿth-Regime zu erkennen glaubte, und gestattete es ihnen, auf jordanischem Boden Trainingslager zu errichten. Weitaus wichtiger war jedoch die Zusammenarbeit der Islamisten mit dem Irak, vor allem nach der Machtübernahme durch Saddam Husain 1979.[9] Aus den Golfstaaten, insbesondere aus Saudi-Arabien, flossen wiederum Gelder an die Islamisten.
Marwan Hadid verstarb bald nach seiner eingangs geschilderten angeblichen Begegnung mit Hafiz al-Asad im Gefängnis, im Jahr 1976. Zur Todesursache gibt es unterschiedliche Versionen: So soll er einem Bericht zufolge an Atemnot gestorben sein, nachdem er bereits längere Zeit gesundheitlich angeschlagen war, angeblich infolge schlechter Behandlung und Folter. Andere vermuten, das Regime habe ihn gezielt umgebracht. Dies alles lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Fakt ist, dass Hadids Tod den Übergang zu einer Phase markierte, in der die islamistische Opposition gewalttätiger gegen das Baʿth-Regime vorging als je zuvor. In seiner 1995 erschienenen, noch immer sehr empfehlenswerten Studie über die islamistische Opposition in Syrien notierte Hans Günter Lobmeyer zu den Auswirkungen des Todes von Hadid:
Die Festnahme und der Tod Hadids wirkten wie ein Fanal auf die Islamisten und ließen deren Gewaltbereitschaft so weit ansteigen, dass sie zur Gewaltanwendung schritten. Noch vor dem Tod Hadids wurde Muhammad Gharra, Geheimdienstchef in Hama, das erste Opfer eines islamistischen Mordanschlages. Nachdem sich im Juli 1976 die Nachricht über Hadids Schicksal verbreitet hatte, kam es in einigen nordsyrischen Städten zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften.[10]
Hadids Tod mag zwar den Islamisten den Anlass geliefert haben, verstärkt gegen das Regime vorzugehen, aber die Vorbereitungen hierfür liefen bereits seit den 1960er Jahren, als sich die Radikalen an Waffen ausbilden ließen. Einige weitere Faktoren spielten eine Rolle dabei, dass gerade 1976 den Beginn des Aufstandes markierte. Hierzu gehört sicherlich der Bürgerkrieg im Libanon, der 1975 ausgebrochen war. Syrien betrachtete das Land traditionell als den eigenen Hinterhof und hatte dort dementsprechende Interessen, die Hafiz al-Asad rücksichtslos verfolgte. Dabei ging es ihm nicht um Ideologie, denn sonst hätte er die Palästinenser unterstützen müssen, für deren Befreiungskampf gegen die «Zionisten» er sich stets einzusetzen vorgab. Aber es kam anders: Al-Asad schlug sich auf die Seite christlich-konservativer Milizen, die gegen eine Koalition aus Schiiten, Drusen und palästinensischen Gruppierungen – oftmals solche, die eher linksorientiert waren – kämpften. 1976 intervenierte al-Asad zugunsten der christlichen Milizen und machte sich somit zur Zielscheibe der Wut von linken Palästinensern und Islamisten zugleich. Für die Islamisten war dies ein Verrat am Islam, und sie wiesen verstärkt auf den vermeintlich alawitischen Charakter des Regimes hin. Zudem setzte al-Asad ab Mitte der 1970er Jahre aufgrund verstärkt einsetzender Kritik an den sozialen, politischen und ökonomischen Verhältnissen im Land immer mehr auf Repression und baute seinen Geheimdienstapparat drastisch aus. Dies machte sich etwa in der Zahl politischer Gefangener bemerkbar, die von 1976 bis 1977 von 600 auf 1500 stieg. In diesem Klima konnte eine demokratische Artikulation politischer Opposition kaum noch stattfinden, und so war es absehbar, dass die Gewalt des Regimes Gegengewalt erzeugen würde. Die ausgehenden 1970er Jahre in Syrien waren daher geprägt von einer Welle staatlicher wie auch oppositioneller Gewalt, wobei die radikale Opposition keineswegs nur aus Islamisten, sondern auch aus Linken und Nationalisten bestand. Zudem wurden regime-interne Fehden zuweilen in Form von Anschlägen gegen Kontrahenten ausgetragen. Diese Anschläge wurden dann zumeist als Taten des irakischen Baʿth-Regimes dargestellt, mit dem das syrische tief verfeindet war. In der Tat trug auch der Irak zur Eskalationsspirale in Syrien bei. So unterstützte Bagdad etwa die – ideologisch eigentlich sehr fern stehenden – Islamisten in ihrem Kampf gegen das beiden Seiten verhasste al-Asad-Regime. Dies geschah zunächst verhalten, dann mit der Machtübernahme Saddam Husains im Jahr 1979 immer massiver.
So kam es, dass sich der syrische Jihad in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre mit voller Wucht entfaltete und die radikalen Gruppen die gemäßigten Stimmen innerhalb der Muslimbruderschaft immer mehr an den Rand drängen konnten.
Dies machte sich unter anderem in einer um sich greifenden jihadistischen Dichtungs- und Liedkultur bemerkbar. Marwan Hadid war einer ihrer ersten Exponenten. In seinen Gedichten fanden sich bereits früh Formulierungen, Bilder und Ideologeme, wie sie für den heutigen Jihadismus prägend sind. Sie tragen Titel wie «Bis wann noch diese Not?» (hatta mata hadha l-balaʾ), «Die Treue des Märtyrers» (wafaʾ ash-shahid), «Der Wunsch des Märtyrers» (umniyat ash-shahid), «Zwischen dem Paradies und dem Feuer» (bain al-janna wa-n-nar), «Die Führung des Unglaubens» (qiyadat al-kufr) oder «Der muslimische Kämpfer» (al-muqatil al-muslim).
In dem Gedicht Zuffa sh-shahid («Der Märtyrer wird vermählt») besingt Hadid die Glorie des Märtyrertodes und die zu erwartenden Belohnungen im Paradies – und formuliert gleichzeitig klare politische Absichten und Ziele. Er beschreibt den Ist-Zustand als Vorherrschaft des Unglaubens und der Tyrannei über ein gläubiges Volk, womit die Herrschaft der Alawiten in Syrien über die mehrheitlich sunnitische Bevölkerung gemeint ist. Dem werden Freiheit und Würde der Gläubigen gegenübergestellt, die sie lediglich in einem islamischen Staat, in dem der Koran als «Verfassung» wirkt, erlangen können. Doch zur Erlangung dieses Ziels müsse Gewalt eingesetzt werden und der Wille zur Aufopferung vorhanden sein. In diesem Kontext rückt daher die vermeintlich vorrangige Thematisierung des Märtyrertodes in den Hintergrund, er wird bloßes Mittel zum Zweck in der militärischen Auseinandersetzung. Die Sprache des Gedichts ist besonders grob und brutal und reflektiert somit die damalige gewalttätige Auseinandersetzung zwischen den Lagern in Syrien.
Die Paradiesjungfrauen rufen freudig aus: «Der Märtyrer wird vermählt!» Die Paradiesjungfrauen weigern sich, mit einem Einfältigen vermählt zu werden.
Die Weite der Gärten Edens erhält nur der Märtyrer, dem seine lobenswerten Taten zugutekommen.
Wir opfern uns mit unserer Seele für unsere Religion und ihren Propheten. Die Religion wird durch Blut und Eisen siegen.
Wir unterwerfen und beugen uns nicht einem Herrscher, der unser Volk mit Unglauben wie Sklaven regiert.
Nimm deine Waffe, o Bruder, und zermalme mit ihr die Scheitel ihrer Köpfe, denn ihr Geruch ist der von übelriechendem Eiter.
Unser Koran wird zurückkehren, ob sie wollen oder nicht. Seine Fahnen flattern an höchster Stelle hoch oben [wörtlich: über der Hochebene].
Wir werden das Land, das von seinen Herrschern verkauft wurde, von allen starrsinnigen Gewalthabern reinigen.
Und wir werden den Unglauben, der sich auf der Erde befindet, mit den Löwen des Rechts bekämpfen, deren Entschluss felsenfest ist.
Wir errichten Gottes Herrschaft überall, damit wir uns mit unserem Blut für den Tag des Jüngsten Gerichts [wörtlich: «für den versprochenen Tag»] absichern.
Unsere Verfassung ist unser Koran, so ehre ihn, denn ohne ihn ist der Tag der Schlacht gleich der Halsschlagader.[11]
Wir werden nicht mit unserem Leben zufrieden sein, solange es nicht mit Würde versehen ist und der Freie das erhält, was er möchte.
Unser Ziel [wörtlich: Weg] ist die Selbsthingabe für den Schöpfer, und unsere Belohnung werden die ewig bestehenden Gärten sein.
Die Paradiesjungfrauen darin [in den Gärten] verrenken sich den Hals in Richtung eines Ankömmlings, und ihr Ruf ist: «Welche Freude! Der Märtyrer wird vermählt!»
Die Gedichte Hadids leben bis heute im kollektiven Gedächtnis der Jihadisten fort. Über einschlägige Internetseiten kann sein Diwan (Gedichtsammlung) abgerufen werden. Auch ist der oben übersetzte Text mittlerweile als Hymne verbreitet und fand etwa Eingang in das Video «Der kompromisslose Bräutigam» der Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU), einer zentralasiatischen jihadistischen Organisation, deren Hauptquartier in Waziristan/Pakistan angesiedelt ist. In den Reihen der IBU befinden sich auch Deutsche; unter diesen haben insbesondere die Brüder Mounir und Yassin Chouka eine gewisse Bekanntheit erlangt. Der Film «Der kompromisslose Bräutigam» ist dem angeblich aus Deutschland stammenden «Farooq al-Almani» gewidmet, der am 1. Juli 2010 einen Selbstmordanschlag auf die «CIA-Zentrale in Kunduz» ausgeführt haben soll. Moderiert wird der Kurzfilm von Yassin Chouka alias Abu Ibraheem al-Almani, der als Produktionsdatum des Films den 14. März 2011 nennt. Die Bilder des Mannes, der dem Publikum als «Farooq» vorgestellt wird, sind mit der gesungenen Hymne Hadids unterlegt, was zeigt, welche Bedeutung dem frühen syrischen Kämpfer seitens der entsprechenden Szene auch heute noch beigemessen wird.
Weitere relevante islamistische syrische Dichter und Sänger im Syrien der 1970er Jahre waren Abu Ratib, Abu Dujana und Abu Mazin. Letzterer komponierte die bekannte Kampfhymne «Mit unserem Jihad» (bi-jihadina), die sich schriftlich erstmals 1984