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Originalausgabe

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 2016

Copyright © 2016 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Hamburger Straße 17, 21465 Reinbek

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung any.way, Walter Hellmann

Illustration Barbulat, Meriel Jane Waissman/iStockphoto.com

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

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Satz Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-644-90721-8

www.rowohlt.de

www.rowohlt-theater.de

ISBN 978-3-644-90721-8

Wie froh bin ich, dass ich weg bin!

(Johann Wolfgang Goethe)

Personen

CHARLOTTE

MAX, ihr Verlobter

BETTY, eine Freundin

GÖTZ, ein Freund

ULRICH, der Nachbar

 

ORT, ein Haus auf dem Land. Davor ein weites Feld.

ZEIT, Gegenwart. Tage im Sommer.

Teil eins. Sich sehen.

1.

MAX

Im Anzug.
Du tanzt schön. Du tanzt wunderschön. Es ist ein wunderbarer Tag.

CHARLOTTE

Im Brautkleid.
Der schönste. Ist doch der schönste, Max. Der allerschönste. Und alles strahlt. Und alles dreht sich. Und nichts kann passieren.

BETTY

Mit Sekt.

GÖTZ

Am Mikrophon.
Liebe Charlotte. Lieber Maximilian. Ich darf doch. Maximilian. Der Max hat immer gesagt, er fühlt sich zu bescheiden für so einen langen Namen. Lieber Max. Ich denk, es braucht die Bescheidenheit, in manchen Dingen. Aber grad heut, an diesem schönen Tag, darfst dir das gönnen, was eurer Liebe zusteht. Und zwar alles. Ich denk, es gibt Menschen, die finden sich wie, man kann sagen, wie zwei Hälften, die einander finden müssen. Das hat auch schon der alte Platon gesagt. Der Mensch ist zerteilt und auf der Suche nach seiner anderen Hälfte. Liebe Coco. Lieber Max. Ihr wisst, was ihr aneinander habt. Ihr habt euch nicht angepasst, aneinander. Ihr passt, so wie ihr seid. Ich weiß, ich sollt schon wieder aufhören mit dem Sudern. Grad wenn jetzt die Torte schon wartet. Und bevor jetzt alle gleich losheulen, weil immer alle losheulen, bei so Anlässen. Ich will nur sagen, ich wünsch euch von Herzen, dass ihr so bleibt, wie ihr seid. Ihr seid die wunderbarsten Menschen, die ich kenn. Ihr habt euch verdient. Echt. Und das sieht man nicht oft. Ihr seid ein Ganzes. Auf euch.

MAX

Hör auf mit dem Gesülz.

GÖTZ

Ich liebe euch.

BETTY

Lässt den Korken knallen.
Auf Coco und Max.

CHARLOTTE

Super. Jetzt muss ich heulen.

MAX

Komm her, du.

BETTY

Auf euch.

GÖTZ

Und jetzt Musik. Verdammt. Steckt euch die Torte in die Mäuler und dann ab auf die Tanzfläche.

BETTY

Kommt her. Alle. Ein Foto.

CHARLOTTE

Es ist kitschig. Es ist viel zu kitschig. Ich wollt es doch gar nicht so kitschig.

BETTY

Lächeln.
Macht ein Foto.

ULRICH

Kommt.
Mit Blumen.

CHARLOTTE

 – –

ULRICH

 – –

CHARLOTTE

 – –

ULRICH

 – –

CHARLOTTE

Was willst hier?

ULRICH

 – – Du bist. Wunderschön.

CHARLOTTE

Ulrich. Das passt jetzt nicht. Es. Es passt einfach nicht.

ULRICH

Und überall die Kerzen. Wie ein Meer.

BETTY

Soll ich mit ihm reden?

CHARLOTTE

 – –

GÖTZ

 – –

ULRICH

Ich wollt nur sagen. Bin zurück. Ich hab’s nicht mehr ausgehalten. Ich hab am End der Welt nur an eins gedacht.

CHARLOTTE

Behalt dir das. Ulrich. Bitte.

ULRICH

Hab nur an dich gedacht.

CHARLOTTE

Behalt’s dir, hab ich gesagt.

ULRICH

Wenn’s aber stimmt.

CHARLOTTE

Wenn’s aber nichts ist. Echt. Nichts. Ulrich. Das ist nichts. Wir sind nichts. Ich hab ein Brautkleid an, scheiße. Ich hab geheiratet. Also. Geh weg. Hörst? Bitte. Geh weg.

ULRICH

 – – Ich liebe dich.

BETTY

Komm, Ulrich.

ULRICH

Fass mich nicht an.

BETTY

Komm schon.

ULRICH

He.

MAX

He. Was ist los?

ULRICH

 – – Hallo. Max.

MAX

 – – Hab nicht gewusst, dass du kommst.

CHARLOTTE

Er geht gleich wieder.

MAX

Das ist ja. Echt. Ulrich, Ulrich. Willst was trinken? Ich mein. Götz. Wir sind doch keine Unmenschen.

GÖTZ

Hier. Ulrich. Ein Bier. Und dann hat sich’s, o.k.?

ULRICH

Ihr habt euch nicht verändert.

CHARLOTTE

Warum tust mir das an?

ULRICH

Ich wollt nicht. Ehrlich. Ich wollt, dass das ganz anders. Ich bin los. Weil ich genau das nicht wollt.

BETTY

Ich ruf ein Taxi.

ULRICH

Spar dir die Müh. Ich bin gleich weg.

MAX

Betty ruft dir ein Taxi. O.k.?

ULRICH

Nein. Echt. Es ist echt nicht.
Zieht eine Pistole.

MAX

He.

CHARLOTTE

Hör auf.

GÖTZ

Mach keinen Scheiß. He. Hörst? Mach keinen Scheiß.

ULRICH

Es tut mir leid.

CHARLOTTE

Hör auf, Ulrich. Bitte.

ULRICH

Sorry. Es war einfach alles offen. Eure Tür. Sogar eure Tür war offen. Und dann ist die Waffe dagelegen.

MAX

Leg sie weg.

ULRICH

Warum ist denn die Waffe dagelegen?

CHARLOTTE

Was willst?

BETTY

Nicht. Coco.

CHARLOTTE

Was kann ich tun?

ULRICH

Es gibt nix, was du tun kannst.

GÖTZ

Wir sollten uns beruhigen. O.k.? Dadrin ist ein Fest, Ulrich. Da sind Kinder. Wir sollten das alles in aller Ruhe.

ULRICH

Du halt den Mund, Scheißdreck. Halt den Mund. Deine Ruhe kann sich verpissen, hörst? Verpissen.

GÖTZ

He.

MAX

Schon gut, Götz. Schon gut.

CHARLOTTE

Soll ich mit dir allein?

MAX

Das wirst nicht.

CHARLOTTE

Ulrich.

ULRICH

 – – Mit mir allein. Scheiße. Charlotte. Scheiße, scheiße, scheiße. Wir sind doch lang schon allein. Es gibt niemanden.

BETTY

Ich ruf jetzt ein Taxi, Ulrich.

ULRICH

Schmeiß das Handy weg.

BETTY

 – –

ULRICH

Na los. Weg mit dem Ding.

CHARLOTTE

Tu es.

BETTY

 – –

MAX

 – –

GÖTZ

 – –

CHARLOTTE

 – – Es ist doch alles gut. He. Baby. Es ist doch alles gut.

ULRICH

Wir hätten mal was gemeinsam unternehmen sollen. Ich mein. Wir fünf. Ins Kino. Oder zum Bowling. Da ist doch eine Bowlingbahn im Dorf. Wir hätten die Struktur auch ganz anders, was? Die Struktur.
Schießt sich eine Kugel ins Hirn.

2.