Ann Tatlock
Das Haus am Rande
der Zeit
Roman
Deutsch von Renate Hübsch
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Once Beyond a Time
Copyright © 2014 by Ann Tatlock
Originalausgabe bei Heritage Beacon Fiction,
einem Imprint von Lighthouse Publishing of the Carolinas
2333 Barton Oaks Dr., Raleigh, NC, 27614, USA
Bibelzitate folgen, wo nicht anders angegeben, der Lutherbibel,
revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe,
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
© der deutschsprachigen Ausgabe:
2016 Brunnen Verlag Gießen
Lektorat: Konstanze von der Pahlen
Umschlagfotos: shutterstock
Umschlaggestaltung: Jonathan Maul
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-7655-7446-7
www.brunnen-verlag.de
Inhalt
Teil 1
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Teil 2
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Epilog
Celeste
Teil 1
Zeit ist das,
was verhindert, dass alles auf einmal geschieht.
Ray Cummings, The Girl in the Golden Atom
1
Meg
Freitag, 12. Juli 1968
Mein erster Gedanke ist jetzt natürlich: Carl wird nie wieder nach Hause kommen.
Jedenfalls nicht wirklich. Nicht in das Zuhause, das er erst vor Kurzem verlassen hat. Wenn mein Sohn aus Vietnam zurückkommt – und bitte, Gott, lass ihn zurückkommen –, dann wird er an einen Ort zurückkehren, an dem er noch nie gewesen ist und an dem eigentlich auch keiner von uns sein möchte. Patrick nicht. Ich nicht. Und Linda schon gar nicht. Sie macht keinen Hehl daraus, wie ungern sie hier ist. Digger ist der Einzige, dem der Umzug nichts auszumachen scheint, und das auch nur, weil er erst acht ist und damit zu klein, um es besser zu wissen. Alles Vertraute zurückzulassen und in irgendeinem vergessenen Winkel von North Carolina zu landen – für ihn ist das einfach ein neues Abenteuer.
Das soll nicht heißen, dass die Gegend hier nicht auch ihre schönen Seiten hat. Ich stehe auf der breiten Veranda unseres Hauses und habe einen wunderbaren Ausblick auf die Berge. Das alte Haus steht weit oben und auf einer Lichtung, deswegen kann ich meilenweit sehen. Und tatsächlich: Die Berge, die sich in mehreren Gipfelketten aneinanderreihen, schimmern ungewohnt bläulich. Die Blue Ridge Mountains. Nachdem ich mein Leben im flachen Farmland von Südost-Pennsylvania verbracht habe, lassen die Berge mich ehrfürchtig verstummen. Es ist dasselbe Gefühl, das mich immer überfiel, wenn ich in Philadelphia die Kathedrale Sankt Peter und Paul betrat. Die Decke war so hoch oben und es gab so viel offenen Raum! Ich hätte mir fast gewünscht, dass mir Flügel wachsen, damit ich hinaufschweben und den höchsten Punkt des Deckengewölbes berühren kann.
Die Decke hier ist unendlich und grenzenlos und lässt sich nicht anfassen. Es ist der sonnendurchflutete Himmel, der das Gewölbe bildet, und die lebendige Landschaft der Berge formt die Wände. Ich glaube, ich würde sie schön finden, wenn ich sie nur betrachten könnte, ohne den Schmerz zu spüren.
Aber das kann ich nicht. Denn der Schmerz ist der Grund dafür, dass wir hier sind.
Patrick hatte eine Affäre. Ich weiß es jetzt seit zwei Monaten und immer noch kann ich kaum glauben, dass das hier mein Leben ist, dass ich die Frau bin, die betrogen wurde. So etwas passiert anderen Frauen, aber doch nicht mir. Ich habe nicht einmal Verdacht geschöpft, obwohl sich alles in meinen eigenen vier Wänden abspielte und die andere Frau meine eigene Cousine ist. Ich war mir meiner Beziehung zu Patrick so sicher, war darin so geborgen und so stolz darauf, dass wir schon zwanzig Jahre ohne nennenswerte Stolpersteine miteinander unterwegs sind, dass ich nicht gesehen habe, was direkt vor meinen Augen geschah.
Jedenfalls nicht eher, bis alles schon vorbei war und Patrick mit Tränen in den Augen zu mir kam. An dem Abend, an dem er es mir gestand, haben mir seine Worte buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen, sodass ich mich setzen musste. Meine Hände zitterten und ich bekam fast keine Luft. Was sagte er da? Worum bat er mich? Ich schloss die Augen und rieb mir mit den Fingerspitzen die Schläfen.
Er kniete vor mir und legte die gefalteten Hände in meinen Schoß. „Verzeih mir“, bat er.
Verzeihen?
Ich hatte das Gefühl, als würde ich zerbersten, wie ein alter Stern, der verlischt, zerbröckelt und in den Tiefen des Universums verschwindet. Welcher Teil von mir soll dir verzeihen, Patrick? Welcher von den Brocken, in die ich mich auflöse?
Schließlich brachte ich es fertig, sieben Worte in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen und auszuspucken. „Seit wann liebst du mich nicht mehr?“
Ich öffnete die Augen.
Patrick schüttelte den Kopf. Er sah entsetzt aus. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, Meg. Das ist die Wahrheit, ich schwör’s.“
Ich glaubte ihm nicht. Jemanden, den man liebt, betrügt man nicht. Das kann man einem Menschen, den man liebt, nicht antun.
Von irgendwo tief in meinem Innern stieg ein Schrei auf, der kein Ende nehmen wollte. Ich stieß Patrick von mir fort. Wir stritten. Heftig. Stundenlang. In dieser Nacht zog Patrick ins Esszimmer um.
Am nächsten Tag überfiel uns das tödliche Schweigen. Die Ehe, die nur vierundzwanzig Stunden zuvor mein Leben ausgemacht hatte, gab es nicht mehr. Von jetzt auf gleich. Aber es kam noch schlimmer. Die Affäre ruinierte nicht nur unsere Ehe. Patrick erlaubte ihr außerdem, ihm den Job wegzunehmen, der für ihn sein Leben bedeutete: Ohne irgendwelche Erklärungen kündigte er seine Arbeit als Pastor der First Baptist Church von Abingdon. Vielleicht eine Art fehlgeleiteter Buße.
„Und was wollen wir jetzt tun?“, fragte ich.
„Wir beginnen noch einmal von vorn – irgendwo anders“, antwortete Patrick.
Ich dachte darüber nach, ihn zu verlassen. Ich würde mir einen Job suchen und eine Wohnung und die Kinder allein erziehen. Aber dann brachte ich weder die Kraft noch den Mut auf, die es dafür gebraucht hätte. Und als dann der Anruf von Steve kam: „Hör zu, Schwesterherz, mir hat gerade einer meiner Verkäufer gekündigt. Ich würde Patrick den Job geben, wenn ihr herziehen wollt. Du solltest den Ort sehen, es ist wunderschön hier. Es wird euch gefallen …“ – da habe ich mich einfach treiben lassen. Patrick nahm den Job an. Wir haben unsere Heimat in Pennsylvania verlassen und sind hierhergekommen, in den Westen von North Carolina, wohin es meinen Bruder vor Ewigkeiten verschlagen hat, als er ein Mädchen aus dem Süden heiratete.
Steve liebt diese Gegend und er glaubt, jedem anderen müsse es genauso gehen. Wenn ich hier auf der breiten Veranda stehe und auf die blauen Hügel in der Ferne schaue, denke ich, dass ich die Gegend vielleicht auch lieb gewinnen würde, wenn ich nicht schon fast tot wäre. Ich habe kaum genug Kraft, die Bergluft in meine Lungen eindringen zu lassen, geschweige denn dazu, in meiner Seele eine Tür für die Schönheit der Landschaft zu öffnen.
Ich hatte geglaubt, meiner Mutter das Gegenteil beweisen zu können. Aber sie behielt schließlich doch recht. „Irgendwann stirbt die Liebe immer“, hatte sie gesagt, „irgendwann gehen die Männer.“ Das waren ihre Worte, als Daddy sie für Ehefrau Nummer zwei verließ, die er später wiederum für Ehefrau Nummer drei und Nummer vier verließ. Es ist ein Wunder, dass Steve all diese Jahre bei Donna geblieben ist. Wieso hat er es nicht gemacht wie Daddy? Und wieso musste Patrick es so machen? Nicht mich verlassen. Aber die Liebe sterben lassen.
Ich beiße die Zähne zusammen. Ich kann meinem Ärger jetzt nicht freien Lauf lassen. Steve und seine Familie werden jeden Moment hier sein. Ich gehe die Stufen der Veranda hinunter und stoße in der Auffahrt auf Digger. Er buddelt mit Schaufel und Eimer im Sand und baut eine Fahrbahn für seine Matchbox-Autos. Er lacht, lacht vor sich hin. Er ist der Einzige hier, der keinen Kummer hat. Wenn ich ihm, Harrison, meinem jüngsten Sohn, zuschaue, empfinde ich für einen Moment Freude: unser Überraschungskind. Linda war neun und Carl zehn, als ich feststellte, dass ich schwanger war. Eine Überraschung, das schon, ja, aber keinesfalls „ein Fehler“. Keinesfalls.
Harrison Benjamin Crane. Vom ersten Tag seines Lebens an war er mein Sonnenschein.
Steve und Donna besuchten uns, als er zwei war, und als Donna sah, wie er im Garten buddelte, rief sie: „Schau dir nur mal den jüngsten Crane an, wie er da draußen herumbuddelt! Eine komplette kleine Stadt hat er sich da gebaut!“ Und Steve fuhr fort: „Nun, das macht ein Kran doch auch – im Dreck buddeln und Dinge bauen, oder nicht?“ Wir mussten alle lachen und von dem Tag an war er Digger – unser Buddler. Inzwischen scheint sich kaum noch jemand daran zu erinnern, wie er wirklich heißt. Bis auf mich. Harrison Benjamin Crane, die einzige echte Freude, die mir noch geblieben ist.
Es hupt und Digger springt auf und winkt. Die Auffahrt ist so lang, dass ich den Anfang von der Verandatreppe aus nicht sehen kann, aber im nächsten Moment rollt Steves Auto – natürlich ein Chevy – schon vors Haus. Der Wagen hält an und gibt seine Insassen frei: Steve, Donna, Jeff und Marjorie. Das Begrüßungskomitee an unserem ersten Tag in Black Mountain, North Carolina.
„Hey, alle mit’nander“, ruft Donna.
Ja, wir sind im Süden. Gewöhnen wir uns besser gleich daran. Ich laufe auf Donna zu und begrüße sie mit einer Umarmung.
„Willkommen, Schwesterherz“, sagt Steve. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und schüttelt Patrick die Hand, der gerade aus dem Haus gekommen ist. Dann legt er mir die Hand auf die Schulter und drückt sie sanft. Wenn er nicht mein älterer Bruder wäre – und obendrein ein Mann –, könnte ich fast glauben, er würde verstehen.
2
Linda
Freitag, 12. Juli 1968
Galaktisch. Ich muss gestorben und in der Hölle gelandet sein. Dad – ja, genau, Dad, der große Prediger vor dem Herrn – entpuppt sich als Heuchler und wir alle müssen mit unserem Leben dafür bezahlen. Kann seine Finger nicht von Moms knackiger junger Cousine lassen, mein alter Herr. Und bevor ich mich’s versehe, muss ich mein letztes Schuljahr hier in diesem verschlafenen Nest zubringen, in einer Klasse, in der noch der bestaussehende Junge so hässlich ist wie die Sünde – kein Wunder nach zehn Generationen Inzucht. Wenn alle Kerle hier so sind wie die beiden Exemplare, die Onkel Steve uns heute morgen als Umzugshelfer raufgeschickt hat, kann ich auch gleich ins Kloster gehen. Der eine hatte Zähne so braun wie Matsch, der andere einen Adamsapfel so groß wie Texas.
Mein letztes Schuljahr! Und das, wo ich doch gerade bei Brian ein bisschen Land gewonnen hatte. Zumindest hat er schon mit mir gesprochen, wenn er gerade in Stimmung war, und das ist doch schon mal was. Nur noch ein paar Wochen, einen Monat vielleicht, und wir wären zusammen gewesen. Und ich wäre endlich dieses Pastorentochter-Image los gewesen und hätte dazugehört. Richtige Freunde gehabt, eben die angesagten Typen. Bestimmt hätte ich dieses Jahr die Abschlussballkönigin werden können – aber Dad musste ja unbedingt die Zelte abbrechen und Hals über Kopf an den Arsch der Welt ziehen. Warum, hat er zuerst nicht gesagt; aber Mom hat mir später die ganze gruselige Geschichte erzählt, dass er mit Charlene rumgemacht hat und so. Oh, Dad war ziemlich angesäuert, dass Mom nicht dichtgehalten hat, aber mal ehrlich: Wenn hier jemand sauer sein sollte, dann bestimmt nicht er. Was er Mom angetan hat, ist ja wohl um Klassen schlimmer, als dass sie mir dann davon erzählt hat.
Ich hab Mom angebettelt, dass ich in Abingdon bleiben darf; ich hätte für das letzte Schuljahr bei Monica wohnen können. Sogar ihre Eltern hatten schon gesagt, dass das klargeht. Aber Mom ist stur geblieben. Sie hätte schon Carl an den Krieg verloren, hat sie gesagt, und würde jetzt nicht noch ein Kind verlieren wollen. Als ob wir so eine fantastische Mutter-Tochter-Beziehung hätten oder zwischen uns die große Liebe herrschen würde! Und überhaupt: Carl ist nichts weiter als ein Kompanieschreiberling. Woran soll der denn sterben? An einer Überdosis Getippe? Verbluten, weil er sich zu oft am Papier geschnitten hat? Außerdem wollte er ja unbedingt in den Krieg, der Psycho. Ist mit siebzehn mit der Schule fertig und dann fällt diesem Idioten nichts Besseres ein, als sich einen Aushilfsjob bei Woolworth zu suchen und darauf zu warten, dass er achtzehn wird, damit er sich dann umgehend freiwillig melden kann. Ich meine, es gibt Kerle, die ihre Einberufungsbescheide verbrennen oder nach Kanada abhauen. Und mein Ignorant von Bruder reißt sich geradezu darum, nach Vietnam zu kommen. Als ob er sich um einen Platz auf ’ner Kreuzfahrt bewirbt oder so was. Na ja, Mom verschwendet jedenfalls nur ihre Zeit damit, sich um ihn Sorgen zu machen. Der hat vermutlich gerade die Zeit seines Lebens, raucht so viel Gras, wie er will, und vergnügt sich in den Gassen von Hanoi mit hübschen kleinen Vietnamesinnen. Entsprechendes kann ich von mir leider nicht behaupten, nicht in diesem Hinterwäldlernest. O Caramba, mein Leben geht gerade total den Bach runter.
Und diese Rumpelkammer hier – das soll mein Zimmer sein? Wenigstens müssen wir nicht wieder in irgendeiner Bude von der Kirche hausen, zum ersten Mal in meinem Leben. Aber das ist auch das einzig Positive, was man über diese Behausung sagen kann. Die Hütte ist so alt, dass man Angst haben muss, dass sie einem über dem Kopf zusammenbricht. Und die Möbel dürften auch noch aus dem vorigen Jahrhundert sein. Die modern hier schon seit Jahrzehnten vor sich hin. Möchte nicht wissen, wie viele alte Knacker wohl in diesem Bett schon geschlafen haben. Ich kann ja noch fast ihren Schweiß riechen, als hätten sie nie die Bettwäsche gewechselt. Und dieser Sessel – Spitzendeckchen über den Armlehnen, also wirklich! Die Kommode – pfffff! Der Spiegel so fleckig, dass es kaum ’ne intakte Stelle gibt, die groß genug wäre, um mein Gesicht mal im Ganzen zu sehen. Ist ja vielleicht ganz angenehm für irgend’ne alte Schrapnelle, die sich sowieso nicht mehr gern im Spiegel sieht. Aber für mich? Unmöglich. Die Möbel in all den Kirchenbutzen waren ja schon eine Zumutung. Aber das hier ist echt der Gipfel. Ich sollte mal meine Kartons auspacken und endlich ein Poster an die Wand kriegen – die Grateful Dead. Vielleicht hilft’s ja. Glaub ich allerdings kaum.
Mein Zimmer hat eine Tür nach draußen auf die obere Veranda. Wir haben nämlich zwei davon, eine oben und eine unten. „Also, das sieht ja wirklich nett aus“, meinte Dad, als wir heute Morgen vor dieser überdimensionierten Hütte angerollt sind, die unser neues Zuhause abgeben soll. Yeah, wirklich nett, großartig. Und wir können alle in unseren Schaukelstühlen auf der Veranda sitzen wie die Pampabewohner, die wir ja jetzt sind, und unsere Maispfeife rauchen und Schwarzgebranntes aus Tonkrügen trinken. Als ob es ein verlorenes Schuljahr retten könnte, wenn man zwei Veranden hat! Was anderes wär’s natürlich, wenn ich mich hier nachts rausschleichen könnte und Brian unten hinter den Bäumen auf mich warten würde und wir … Ach, vergiss es! Brian ist tausend Meilen weit weg, alle meine Freunde auch und überhaupt alles, was in meinem Leben jemals in Ordnung war.
Hey, was erspähen meine schwachen Augen da? Bitte, seht euch Digger an. Spielt da unten im Matsch. Typisch! Wie Pig Pen, dieser Dreckmagnet bei Charlie Brown, der immer von seiner eigenen Staubwolke umgeben ist. Dauernd bis zu den Ellenbogen im Matsch. Wenn er nicht dreckig ist, ist er nicht glücklich. Darf ich vorstellen: mein kleiner Bruder. Peinlich!
„Hey, Digger!“, rufe ich runter. „Warum spielst du nicht mal irgendwo, wo es Wellen gibt?“
Digger steht auf und schaut sich um. Dann entdeckt er mich hier oben. Er blinzelt mit verzogenem Gesicht gegen die Sonne. „Ich hab nicht gewusst, dass hier irgendwo ein Meer ist“, sagt er.
Doofie.
Aber er lässt sich in seinem Spiel nicht stören. Mom ist unten auf der Veranda. Das weiß ich. Ich kann ihre Schritte hören – und ihr Seufzen. Sie ist stinksauer auf Dad und ich kann es ihr nicht verdenken. „Warum lässt du dich nicht einfach scheiden, Mom?“, hab ich gefragt. Jede andere würde das machen, oder? Aber meine Mom? Hat mir noch nicht mal geantwortet. Hat mich nur angesehen, als ob ich ihr gerade geraten hätte, sich von ’ner Klippe zu stürzen. Vermutlich denkt sie, sie müsse die treu ergebene Ehegattin spielen. Aber wir sind hier schließlich nicht bei „Mutter ist die Allerbeste“. Und wenn, wäre Dad nicht fremdgegangen.
Oh no. Wer kommt jetzt noch? Unsere reizende Hinterwäldlerverwandtschaft? Tante Donna, huldvoll winkend wie die Queen, tönt ihr „Hey, alle mit’nander“ durch die Gegend und spätestens jetzt weiß ich, dass ich definitiv nicht mehr in Pennsylvania bin.
Schön, aber zumindest mir ist gerade nicht nach Gesellschaft. Ich verschwinde zurück ins Zimmer und falle in den alten Sessel mit den Spitzendeckchen auf den Armlehnen. Der Sessel riecht muffig und das Polster fühlt sich an, als sei es mit Kartoffeln gefüllt. Ich lege den Kopf an die Lehne und schließe die Augen. O Gott, wenn du da oben irgendwo steckst, bring mich bitte auf der Stelle um.
Als ich die Augen wieder öffne, steht mein Cousin Jeff in der Tür. Ich habe ihn schon ein paar Jahre nicht gesehen. Er ist einen Kopf größer und hat jede Menge Pickel sprießen lassen, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Er grinst mich an und zuckt die Schultern. Hab ich ihn vielleicht was gefragt, oder was? „Hey“, sagt er.
„Heißt das hier bei euch so viel wie ,Hi‘?“
Er zuckt wieder die Schultern. „Vermutlich.“
Er sieht gar nicht mal schlecht aus, wenn man mal von den Pickeln absieht. Aber er ist zwei Jahre jünger als ich und bis zum Führerschein dauert’s für ihn noch ein paar Jährchen. Besser, er bildet sich gar nicht erst ein, wir könnten Freunde werden oder so. In diesem Nest wird’s keine Freunde geben. Aber es ist ja nur für ein Jahr, sage ich mir. Nur ein Jahr, dann bin ich hier weg.
„Und“, frage ich, ohne aus dem Sessel aufzustehen, „was macht man hier so, wenn man Spaß haben will?“
Eine ganze Minute lang steht Jeff einfach da und guckt idiotisch drein, als ob er nicht weiß, was Spaß haben ist. „Na ja“, sagt er endlich, „da gibt’s ’ne Menge Auswahl.“
„Und was zum Beispiel? Polka tanzen? Ortsmeisterschaft im Jagdhundebellen? Heuschreckenjagd mit anschließendem Eintopfessen? Öffentliche Hinrichtungen?“
Er sieht mich verwirrt an. Was für ein Hirni! Dann lacht er leise. Als wüsste er nicht genau, ob das jetzt angebracht ist. Dann sagt er: „Also, ich glaube, das gibt’s bei uns nicht mehr.“
„Was?“, hake ich nach.
„Öffentliche Hinrichtungen. Jedenfalls hab ich schon länger nichts mehr davon mitbekommen.“
„Zu schade“, bemerke ich.
Seine Augenbrauen versuchen mit aller Kraft, den Haaransatz zu erreichen. „Gibt’s denn so was in Pennsylvania? Öffentliche Hinrichtungen?“
„Nur in Schaltjahren.“
Jeff weiß nicht, ob er mich ernst nehmen soll oder nicht, tritt von einem Bein aufs andere und vergräbt die Hände in den Taschen seiner Latzhose.
„Also“, fahre ich fort, „kommen wir wieder zurück zu den guten Zeiten in Black Mountain. Raucht ihr hier wenigstens Gras?“
Endlich kommt Leben in Jeff. „Klar!“, ruft er, „klar machen wir das.“
Jetzt bin ich ganz wach. Vielleicht führt diese Unterhaltung doch noch irgendwohin. „Ach ja?“, will ich wissen.
„Ja doch. Maisbart. Weinranken. Ruhrkraut.“
Ich spüre, wie meine Augen sich zu Schlitzen verengen. Jeff sieht jetzt ängstlich aus.
„Ich meine“, sage ich durch aufeinandergepresste Zähne, „ich meine Marihuana. Kriegt man das hier irgendwo?“
Jeffs Augen sind jetzt so groß wie meine eng sind. „Du meinst dieses illegale Zeug, das es in Kalifornien gibt?“
Ich halte es nicht für nötig zu antworten. Was mich betrifft, ist diese Unterhaltung beendet.
Wie soll ich es nur ein ganzes Jahr hier aushalten? Ich könnte mich umbringen. Nein, noch besser, ich würde jemand anderen umbringen. Ich höre ihn gerade; er unterhält sich unten mit Onkel Steve über den Job als Chevyverkäufer. Herzlich willkommen, Patrick Crane, frisch eingetroffener Gebrauchtwagenhändler in Birchfield!
Die Rolle dürfte Dad wie auf den Leib geschrieben sein. Dad, diesem miesen Betrüger.
3
Patrick
Freitag, 12. Juli 1968
Vater, vergib mir, denn ich habe gesündigt.
Vater.
Vergib mir.
Denn ich habe gesündigt.
Ich kann es so oft sagen, wie ich will – ich weiß, dass ich es immer noch einmal mehr sagen muss. Denn die Vergebung ist immer einen Schritt von mir entfernt.
Meg hat mir nicht vergeben, so viel ist sicher. Kann ich ihr das vorwerfen? Wenn es umgekehrt wäre, würde ich ihr vergeben? Ich möchte gern glauben, dass ich es könnte. Ich möchte gern glauben, dass sie es tun wird – irgendwann. Jedenfalls bete ich darum.
Linda ist genauso wütend auf mich wie ihre Mutter. Redet nicht mit mir, sieht mich kaum an. Vielleicht, weil sie siebzehn ist? Hätte sie mich ohnehin gehasst, einfach weil sie siebzehn ist und ich Pastor bin? Pastor war. War. Das ist jetzt Vergangenheit.
Carl schreibt mir aus Vietnam. „So was passiert“, meint er. „Vergiss es einfach und mach den nächsten Schritt.“ Es ist schwer, den nächsten Schritt zu machen, wenn der Mensch, mit dem du diesen Weg gemeinsam gehen solltest, sich nicht von der Stelle rührt.
Die Birchfields sind heute Nachmittag vorbeigekommen, um uns zu begrüßen, und haben uns etwas zu essen gebracht. Auflauf, ein paar Dosen, frisches Obst und Gemüse, Kekse und noch ein paar Backwaren. Sie haben alles aus dem Kofferraum ihres Chevy gezaubert, als sei das eine Art offizielles Begrüßungsvehikel. Sie sind gut zu uns gewesen. Weiß der Himmel, es war anständig von Steve, dass er mir den Job angeboten hat. Auch wenn es nicht der Job ist, den ich mir je erträumt hätte.
„Du siehst beunruhigt aus“, sagte er nach dem Mittagessen.
„Ich hab keine Ahnung, wie man Autos verkauft.“
„Kinderspiel!“, versuchte er mich aufzumuntern. „Alles, was du wissen musst, erkläre ich dir an einem Nachmittag.“
In seinem Lächeln lag nichts als Zuversicht. Steve ist ein Mensch, der sich keine Sorgen macht. „Also, hör zu“, meinte er und wies mit dem Kinn auf die Veranda, fort von den Frauen, die die Küche aufräumten. Ich ging mit ihm hinaus. Er zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Hemdtasche, zündete sich eine an und warf das Streichholz ins Gras vor der Veranda. „Hör zu“, sagte er noch einmal. „Ich weiß, dass es zwischen dir und Meg gerade … na ja … angespannt ist. Aber sie wird einlenken.“
Ich ertappte mich bei einem tiefen Seufzer.
„Was ich sagen will“, fuhr er fort, „du bist nicht der Erste, der – na ja, du weißt schon. Frauen kommen darüber hinweg.“
Ich sah ihn lange an. Ich bin Steve nur ein paar Mal in meinem Leben begegnet, immer dann, wenn er und Donna nach Philadelphia kamen, um uns zu besuchen. Wir sind vorher noch nie hier gewesen; von meinem Pastorengehalt konnten wir uns nie einen wirklichen Urlaub leisten. Ich kenne Steve also nicht wirklich gut, aber er ist mein Schwager, der Bruder meiner Frau, und er hat mir die Hand gereicht. Er hat mir aus der Patsche geholfen. Ich brauche seine Freundschaft und bis jetzt hat er sich sehr freundschaftlich verhalten.
Ich fühlte mich komisch, aber ich stellte die Frage trotzdem: „Steve, bist du schon mal untreu gewesen?“
„Ich?“ Mit der Hand, in der er die Zigarette hielt, tippte er sich auf die Brust. „Ja. Ein Mal.“ Er zuckte mit den Achseln, als hätte er mir erzählt, er sei mal angeln gewesen.
„Und Donna weiß es?“
„Bestimmt. Ja, sie weiß alles. Ist schon ein paar Jahre her.“
„Wie ging’s dann weiter?“
„Na ja, ein paar Monate lang hatte ich nichts zu lachen, das kannst du mir glauben. Sie hat nicht mehr für mich gekocht, meine Wäsche nicht gemacht, überhaupt gar nichts. Und im Blick auf …“ Er brach ab, sah mich an und zog kräftig an seiner Zigarette. „Sagen wir mal, ich habe sehr intensive Bekanntschaft mit unserem Gästezimmer gemacht, bevor ich meinen Kopf wieder auf mein eigenes Kissen legen durfte.“
So wie er es sagte, schien er anzunehmen, dass er über solche Dinge nicht mit einem Pastor reden sollte, weil ein Pastor, wie jeder weiß, anders ist. Kein normaler Mensch. Nein, mehr als ein normaler Mensch. Irgendwie heilig. Unfähig zu sein wie normale Menschen. Unfähig zu sündigen.
Ich bin jetzt Gebrauchtwagenverkäufer.
Aber in diesem Moment scheint Steve das vergessen zu haben. Für ihn bin ich immer noch der Pastor. Und er muss sich vorsehen.
„Also wie ging’s weiter?“, fragte ich noch einmal.
„Na ja“, sagte er mit einem Lächeln, „weißt du, nach einer Weile wird es uninteressant, für beide. Wenn du einfach weiter zur Arbeit gehst und die Brötchen nach Hause bringst – und ein paar Rosen dann und wann schaden auch nicht –, dann kehrt allmählich die alte Routine wieder ein. Du musst noch nicht mal etwas sagen. Irgendwann hat sie wieder für dich gekocht und deine Socken gewaschen. Und irgendwann ist es dann fast wieder so, als sei nie was passiert.“
Als sei nie was passiert? Für mich wird es nie wieder so sein. In diesem Haus gibt es vier Schlafzimmer. Eins für Linda, eins für Digger, eins für Meg und eins für mich.
Ich bin nicht mehr verheiratet. Und ich würde alles dafür geben, es wieder zu sein. Nicht mit irgendwem, sondern mit Meg, meiner Frau.
Es wird jetzt rasch dämmrig und ich bin in meinem eigenen Zimmer, einem großen Raum auf der Rückseite des Hauses, neben Diggers Zimmer. Die Frauen haben die oberen Räume mit Türen zur Veranda. Ich dachte, das würde ihnen gefallen. Aber ich weiß es nicht. Offensichtlich gibt es gerade gar nichts, das sie irgendwie fröhlich machen könnte.
Ich schaue aus dem Fenster und sehe Digger, der von diesem großen Felsbrocken im Garten herunterspringt. Er hat die Arme zum Himmel gestreckt und in einer Hand hält er einen Stock. Er springt, stößt einen Schrei aus, klettert wieder auf den Felsbrocken und springt noch einmal. Ach, mein Sohn. Du hast alles noch vor dir. Vermassel es nicht. Ich hätte nie gedacht, dass es so leicht ist, alles zu vermasseln. Aber wenn du sehr, sehr vorsichtig bist, kommst du ja vielleicht zurecht.
Ich hatte mir etwas darauf zugutegehalten, dass ich so anständig bin. Schon komisch, oder? Wie kann man sich etwas darauf einbilden, ein guter Mensch zu sein? Das eine schließt das andere aus. Okay, vielleicht hab ich auch selbst geglaubt, dass man als Pastor kein normaler Mensch ist. Dass man irgendwie immun ist gegen die Sünde. Und doch habe ich etwas getan, wovon ich glaubte, ich könnte – und würde – es niemals tun.
Sie heißt Charlene McMurphy.
„Sie war verlobt, aber ihr Verlobter hat sich aus dem Staub gemacht und die Verlobung aufgelöst“, hatte Meg mir erklärt. Sie war extra in mein Gemeindebüro gekommen, Charlenes Brief in der Hand. „Sie will einfach weg aus ihrem Umfeld und irgendwo neu anfangen. Sie hofft, dass sie in Philadelphia einen Job findet, schreibt sie. Kann sie für eine Weile bei uns wohnen, nur so lange, bis sie etwas Eigenes gefunden hat?“
Selbstverständlich! Selbstverständlich kann sie das. Sie gehört schließlich zur Familie. Eine Cousine väterlicherseits von Meg. Und jetzt, wo Carl weg ist, haben wir auch ein Zimmer frei. Schreib ihr, sie kann sofort kommen, wir lassen das Licht brennen.
Also kam sie.
Anfangs tat sie mir leid, wegen der gelösten Verlobung. Niemand erwähnte ihren Exverlobten mit Namen, aber er war immer da, irgendwie, und brachte Charlene zu den unmöglichsten Zeiten zum Heulen. Sie saß oft weinend am Klavier, die Tränen liefen ihr die Wangen hinab und lösten die Wimperntusche in schwarze Streifen auf, die sie mit einem zusammengeknüllten Taschentuch wegtupfte. Meg versuchte sie zu trösten – „Andere Mütter haben auch hübsche Söhne“ – und vielleicht, wer weiß, hat es auch etwas geholfen, denn mit der Zeit wurde Charlene weniger traurig und riskierte gelegentlich sogar ein Lachen. Und oft, sehr oft sogar, lächelte sie mich an.
Ich fragte sie, wie sie aus einem so verstimmten Klavier so wunderbare Musik herauslocken konnte, und sie sagte, man müsse das Instrument lieben. Müsse lieben, wozu es fähig sei, egal wie beschädigt es sei. Wenn man das Instrument liebe und respektiere, würde es alles für einen tun. Ich sagte ihr, sie sei eine sehr begabte Musikerin, und sie antwortete, noch nicht, aber sie hoffe, eines Tages eine zu sein. Ich sagte ihr, sie könne jederzeit in die Kirche kommen und Orgel spielen, und sie sagte, das würde sie gern tun.
Sie war schön: jung, anmutig, blond und perfekt. Sie bemühte sich nicht sonderlich um einen Job oder eine eigene Wohnung, aber weder ich noch Meg drängten sie. Schließlich hatte sie Liebeskummer und der brauchte Zeit, um zu heilen.
Ich hätte irgendwie die Flucht ergreifen sollen. Das war mein Fehler. Ich hätte ihr helfen sollen, eine Wohnung zu finden, aber ich habe es nicht getan. Natürlich habe ich mir selbst nicht eingestanden, was ich jetzt bereitwillig zugebe: Ich wollte nicht, dass sie geht.
Ich liebte Meg immer noch und deshalb versuchte ich zuerst, das Verlangen, das Charlene in mir weckte, zu unterdrücken. Und dann war da dieser Stolz; ich war stolz darauf, dass ich jeder Versuchung widerstehen konnte. Ich glaubte, ich sei unempfänglich für die Reize der Loreley. Aber am Ende konnte ich dem Sirenengesang, der Männer dazu verlockt, ihr Schiff in den Untergang zu steuern, doch nicht widerstehen.
Dann kam der Tag, an dem sie in mein Büro in der Gemeinde kam. Ich war allein. Sie trat neben meinen Schreibtisch, an dem ich gerade die Predigten von Spurgeon las. Sie trug diesen orangen Minirock mit einer weißen, ärmellosen Bluse und ihr blondes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie lächelte mich an und sagte: „Weißt du übrigens, dass du mir gar nicht mehr wie ein Pastor vorkommst?“
Verblüfft gab ich zurück: „Nein?“
„Nein“, sagte sie und stupste mich am Arm. „Du kommst mir vor wie ein ganz normaler Mann.“
Und das war ich schließlich auch. Schlicht und einfach. Ein ganz normaler Mann. In diesem Moment ließ meine Hand das Steuerruder meines Schiffes los und ich war verloren.
Vater. Vater.
Vergib mir, denn ich habe gesündigt.
Vergib mir.
4
Digger
Freitag, 12. Juli 1968
Yippiiiehh! Ich bin Old Shatterhand! Ich schnappe mir mein Gewehr, gehe auf die Jagd und komme nicht eher zurück, als bis ich den größten Bison erlegt habe, der je geschossen wurde! Angst? Kenn ich nicht.
O Mann, hier ist es toll. Ich hab noch nie so was Tolles erlebt. Ich wünschte, wir hätten zu Hause auch so einen Felsbrocken im Garten gehabt. So einen wie den hier hab ich noch nie gefunden; der ist einfach super zum Draufklettern und Runterspringen. Das ist fast wie Fliegen.
Yippiiiehh! Peng, peng, peng! Vielleicht sieht das, was ich in meiner Hand habe, nur aus wie ein ganz normaler Stock, aber es ist die treffsicherste Flinte, die man hier in den Bergen finden kann! Damit treffe ich eine Blechbüchse auf sechzig Schritt! Peng!
Mann, warum konnten Marjorie und die anderen nicht noch ein bisschen länger bleiben? Sie hätte die Indianerin spielen können und ich den Helden, der sie vor den Schurken rettet. Tante Donna hat gesagt, Marjorie muss jetzt ins Bett. Aber was ich gern mal wissen würde: Wer in aller Welt muss denn ins Bett, wenn es noch nicht mal dunkel ist? Klar, sie ist erst sieben, daran wird’s liegen. Ich bin schließlich schon acht und deshalb kann ich länger aufbleiben.
Achtung, da unten! Jetzt komme ich! Der kühnste, mutigste, heldenhafteste Held im ganzen …
Hey, was war das denn?
Hab ich vielleicht laut gedacht? Gerade ist da nämlich eine Stimme hinter mir, die sagt: „Das ist ein Glühwürmchen. Hast du wohl noch nie gesehen, was?“
Ich drehe mich um und vor mir steht ein Junge mit einem Gesicht voller Sommersprossen, barfuß und mit schmutzigen Füßen. Mann, hat der’s gut! Mom sagt, ich muss im Garten Schuhe anziehen, wegen der Bienen.
„Hast du noch nie ein Glühwürmchen gesehen?“, fragt der Junge noch einmal.
Ich schüttle den Kopf. „Nö, glaub’ nicht.“ Jetzt sind sie überall, der ganze Garten ist voll mit kleinen, vorbeihuschenden Lichtern. „Wie machen sie das, dass sie so leuchten?“
„Austin sagt, sie haben kleine Gaslämpchen im Hinterteil und die können sie ein- und ausschalten, indem sie das einfach denken.“
„Du veräppelst mich wohl!“
„Tu ich auch. Wieso hast du noch nie ein Glühwürmchen gesehen?“
„Vermutlich gab’s die bei uns in Abington nicht.“
„Abington? Wo ist das denn?“
„Pennsylvania. Wir sind grade erst hergezogen. Wohnst du hier in der Nähe?“
„Tu ich.“ Er weist mit dem Daumen auf das Haus, in das wir gerade eingezogen sind. Vermutlich meint er, dass er irgendwo weiter unten wohnt.
„Wie heißt du?“, will ich wissen.
„Malcolm. Aber alle nennen mich Mac.“
„Lustig! Ich heiße Harrison, aber alle nennen mich Digger.“
„Sollen wir Glühwürmchen fangen und in ein Glas tun?“
„Au ja, los! Hast du ein Glas?“
„Verrat’s keinem. Ich hab ein paar Einweckgläser von Ma gemopst. Nur ein paar. Hab sie hinten im Wald versteckt.“ Er zeigt auf die Wälder, von denen Dad gesagt hat, sie gehörten nicht mehr zu unserem Grundstück, und wenn ich darin herumstromern wollte, sollte ich vorsichtig sein. Tante Donna hat gesagt, ich sollte besser überhaupt nicht in die Wälder gehen, weil es hier in den Bergen überall Braunbären gibt. Ma sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, als Tante Donna das gesagt hat. Aber Onkel Steve hat gemeint, das sei nicht so schlimm, denn wenn man Topfdeckel aneinanderschlägt, machen die Bären sich ziemlich schnell aus dem Staub und es sei auch schon eine Weile her, dass jemand mal von einem Bären erwischt worden ist. Also antworte ich: „Okay!“, als Mac sagt: „Komm mit! Ich zeig dir, wo!“ Und wir rennen los.
Ich laufe voraus, obwohl ich besser Mac folgen sollte, denn ich weiß ja nicht, wo wir hinwollen. Aber ich konnte schon immer schnell rennen. Letztes Jahr in der zweiten Klasse war ich der Schnellste, sogar schneller als Marty Higgins, der immer angegeben hat, dass er alles am besten könnte. Aber schneller als Digger Crane war er nicht! Niemals!
Ich renne über das Gras und in den Wald hinter unserem Garten. Dann denke ich, ich sollte jetzt doch besser warten und mir von Mac zeigen lassen, wo er diese Gläser versteckt hat. Also bleibe ich stehen, drehe mich um und rufe Mac zu, dass er vorlaufen soll. Aber er ist gar nicht mehr da.
„He“, rufe ich. „He, wo steckst du?“
Ich sehe mich überall um, aber er ist weg. Ich fasse es nicht! Er ist verschwunden, hat sich verdrückt ohne eine Spur, wie die Indianer, wenn sie durch den Wald laufen. Schade, dass er weg ist, denn ich weiß doch nicht, wo die Gläser sind, und jetzt kann ich keine Glühwürmchen mehr fangen. Und außerdem würde ich gern wissen, warum Mac keine Lust mehr hatte, mit mir in die Wälder zu gehen. Vielleicht hat seine Mutter nach ihm gerufen oder so was. Aber er hätte mir Bescheid sagen und sich verabschieden können. Na ja. Wahrscheinlich taucht er wieder auf. Wenn er wiederkommt, frag ich ihn, ob er mir beibringt, wie man sich so spurlos in Luft auflöst, wie er es gerade getan hat.
5
Meg
Samstag, 13. Juli 1968
Wie still es hier ist, so früh am Morgen. Wenn ich auf die obere Veranda hinausgehe, höre ich nichts als Vogelgezwitscher. Keine Stimmen. Keinen Verkehr. Nur das Pfeifen und Trällern von tausend Vögeln.
In der Ferne steigt Nebel aus den Bergen hoch, als zöge die Sonne behutsam eine Decke von einem schlafenden Kind. Zeit aufzustehen. Für mich fühlt es sich an wie der Anbruch des allerersten Tages dieser Welt. Und es gibt weit und breit nichts, was diesen Eindruck stört.
Donna sagt, im Winter, wenn das Laub von den Bäumen ist, werden wir eine bessere Sicht auf den Ort im Tal unter uns haben. Aber im Moment gibt es hier so wenige Zeichen von menschlichem Leben, dass wir ebenso gut die einzigen Menschen sein könnten, die in diesen Hügeln leben.
Patrick und die Kinder schlafen noch und ich gehe nach unten in die Küche, um Kaffee zu kochen. Fast eine ganze Wand nimmt ein großer steinerner Kamin ein und von einem gusseisernen Wasserhahn neben dem Herd baumelt tatsächlich ein rußgeschwärzter Kessel. Wer den wohl zuletzt benutzt hat? Wer weiß. In diesem Haus gibt es jede Menge seltsamer Gegenstände. Nachttöpfe unter den Betten. Hutnadeln auf den Kommoden. Gerahmte Fotos von unbekannten Menschen an den Wänden. Und im Wohnzimmer ein Spinnrad. Ich bin daran gewöhnt, in Häusern zu wohnen, die mir nicht gehören und die voller Möbel stehen, die irgendjemand anderes gekauft hat. Aber diesmal komme ich mir fast vor wie ein Eindringling, als sei ich in ein Haus eingezogen, aus dem andere nie wirklich ausgezogen sind. Die Besitzer könnten jeden Moment zurückkommen und würden überrascht sein, uns hier vorzufinden. Jedenfalls kommt es mir so vor, als ich an der Spüle stehe und Wasser in die Kaffeemaschine fülle. Vielleicht höre ich gleich jemanden an der Tür, einen Schlüssel im Schloss, und dann weiß ich, dass die Familie, die in diesem Haus wohnt, zurückgekehrt ist.
Steve, der dieses Haus für uns besorgt hat, sagte, es sei wie geschaffen für uns, weil es möbliert ist und sofort zu mieten war. Der eigentliche Besitzer – er heißt Ronald Simpkins oder vielleicht Simmons, ich erinnere mich nicht genau –, jedenfalls hat er das Haus 1959 gekauft, um mit seiner Frau herzuziehen, wenn sie im Ruhestand sind. Zurzeit lebt er jenseits der Berge in Tennessee und vermietet das Haus, wenn er jemanden findet. Anscheinend hat er Probleme, seine Mieter zu halten, obwohl er das Gebäude deutlich unter Preis anbietet.
„Worin liegt das Problem, dieses Haus zu vermieten?“, hat Patrick gestern beim Abendessen gefragt.
„Ich weiß es nicht genau“, antwortete Steve, „aber ich nehme an, die Leute wollen lieber kaufen als mieten. Die Immobilienpreise hier steigen ständig, müsst ihr wissen.“
„Genau“, bekräftigte Jeff, „das und die Tatsache, dass es in diesem Haus spukt.“
„Na klar“, bemerkte Linda und verdrehte die Augen.
Patrick lachte nur. „Also, Jeff“, sagte er, „darüber brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. An solche Sachen glauben wir nicht.“
Jeff zuckte die Achseln. „Ich sag ja nur, was ich so höre.“
Ich machte mir Sorgen, dass Jeff mit seinem Gerede Digger Angst einjagen würde, aber der war so mit dem Essen beschäftigt, dass er es gar nicht gehört zu haben schien.
„Also“, beeilte Donna sich zu ergänzen, „ich lebe schon mein ganzes Leben lang hier in Black Mountain und ich kann euch sagen: In dieser Stadt gibt es keine Gespenster. Ich war zwar noch nicht in diesem Haus, aber ich habe noch nie etwas davon gehört, dass es hier spukt. In meiner Jugend gehörte es einer Witwe, die mehr oder weniger für sich lebte und nicht viel Besuch hatte. Aber jetzt, nachdem ich das Haus gesehen habe, finde ich es entzückend.“
Steve, der neben mir saß, gab eine Art Grunzen von sich, wischte sich den Mund mit der Serviette ab und sagte: „Einigen wir uns doch darauf, dass das Haus Potenzial hat. Man könnte wirklich was Nettes draus machen, irgendwann.“
Wir passten alle leicht um den großen Tisch im Esszimmer, einem der beiden Räume auf der Rückseite des Hauses, gleich neben der Küche. Das Esszimmer ist groß und luftig, lichtdurchflutet und mit einer eigenartigen Mischung von Möbeln ausgestattet: einem Büfett fürs Geschirr, einer Waschkommode mit Waschschüssel und Krug aus Porzellan, einer Chaiselongue, einer Singer-Nähmaschine zum Treten, etlichen kleinen Beistelltischen, auf einem davon ein Grammofon und etwa ein Dutzend Schallplatten. Diese Witwe hat wohl gern beim Essen Musik gehört. Das Holz des jahrzehntealten Fußbodens ist ganz glatt geschliffen und abgetreten. Natürlich gibt es im ganzen Haus keinen Teppichfußboden, nur hier und da mal einen gewebten Läufer. Manche Dinge, die in den Zimmern herumstehen, sind so alt – das Grammofon etwa und der Waschtisch –, dass sie schon hier gewesen sein müssen, als die Witwe einzog.
„Ich frage mich, warum die Witwe das Haus nicht ihren Kindern vererbt hat, als sie starb“, bemerkte ich.
Mit ihrem typischen Dauergrinsen im Gesicht sagte Linda sarkastisch: „Dann hätten wir wirklich von Glück reden können.“
Donna warf Linda ein Lächeln zu und erklärte dann: „Sie hatte keine Kinder. Und es gab übrigens auch kein Testament. Nach ihrem Tod wurde das Haus von den Behörden versteigert. Alles ist noch so wie zu der Zeit, als sie hier lebte, die Möbel und alles andere auch.“
„Was du nicht sagst“, lästerte Linda. „Da wär ich nie drauf gekommen.“
„Es reicht jetzt, Linda“, warf Patrick ein.
„Als sie gestorben war“, ergänzte Jeff eifrig, während kleine Speichelgeschosse aus seinem Mund stoben, „hat sie eine Woche lang im Bett gelegen, bevor man sie gefunden hat.“
Einen Moment lang starrte Linda ihren Cousin mit Abscheu in der Miene an. „Na, großartig“, sagte sie schließlich. „Und ich weiß auch, in welchem Bett.“ Dann warf sie ihrem Vater einen herausfordernden Blick zu, falls er sie wieder zurechtweisen würde. Er tat es nicht.
„Du bist ein Ekel, Jeff“, flötete Marjorie.
„Ja, Jeff, wir brauchen deine Kommentare nicht“, stimmte Donna ihr zu. „Und du weißt doch, dass du nicht mit vollem Mund reden sollst.“
„Also“, sagte ich, lächelte in die Runde und versuchte das Gespräch wieder auf Unverfänglicheres zu lenken, „wisst ihr denn, wann das Haus gebaut wurde?“
Donna schüttelte den Kopf. „Nicht genau. Ihr könntet in Asheville bei den Behörden nachfragen, wenn ihr es wirklich wissen möchtet.“
„Irgendwann vor dem Untergang Roms, schätz’ ich mal.“ Linda, natürlich. Warum kann sie nicht einfach nur pampig sein und den Mund halten, statt pampig zu sein und sarkastische Bemerkungen zu machen? Es wird langsam wirklich anstrengend.
„Also, hört mal“, sagte Steve strahlend, „morgen ist Samstag. Normalerweise arbeite ich da, aber für einen Tag kann ich meine Leute auch mal allein lassen. Wie wär’s, wenn wir euch morgen mit dem Auto abholen und euch die Stadt zeigen?“
„Gute Idee, Steve“, sagte ich, „das wäre schön.“
„Ja, es wird ohnehin Zeit, dass wir anfangen, uns hier zurechtzufinden“, ergänzte Patrick.
„Au ja, ich kann es kaum erwarten.“ Linda wieder.
Also kommen sie heute irgendwann und zeigen uns die Stadt. Aber erst einmal setze ich mich in einen der Schaukelstühle vor dem Kamin, während der Kaffee durchläuft. Meine Gedanken wandern zu Carl und ich frage mich, was er wohl gerade tut, da drüben auf der anderen Seite der Welt. Ich kann mir auch nicht annähernd vorstellen, wo er steckt. Aber schließlich kann er sich auch nicht annähernd vorstellen, wo wir stecken, hier, in diesem ungewöhnlichen und einsamen Haus hoch in den Bergen. Schon seltsam, nicht wahr, diese Orte, an denen wir schließlich landen, die Orte, an die unsere menschliche Torheit uns bringt?
6
Patrick
Samstag, 13. Juli 1968
Black Mountain ist ein hübscher kleiner Ort. An den Ufern des Swannanona erbaut, erstreckt die Stadt sich durch das Tal und über die Hänge bis hinauf zu den Bergen. Vorn auf dem Fahrersitz kommentiert Steve alles mit offensichtlichem Stolz und präsentiert uns die historischen Sehenswürdigkeiten, als seien wir zahlende Touristen auf einer Sightseeingtour.
Es war tatsächlich der Tourismus, erklärt uns Steve, der die Stadt zuerst so anwachsen ließ. Schon bald nachdem sich die weißen Siedler im späten 18. Jahrhundert hier niedergelassen hatten, verbreitete sich die Kunde von dem Tal und seiner Schönheit über das Piedmont nach Osten. Kurz darauf trafen aus dem Flachland die ersten gut Betuchten ein, auf der Suche nach frischer Luft, klarem Gebirgswasser und Zuflucht vor der Hitze des Sommers. Hotels und Pensionen sprangen aus dem Boden, um sie zu beherbergen. Die ersten Touristen kamen mit Pferd und Wagen; später, nach dem Bürgerkrieg, als die Gleise schließlich gelegt wurden, reisten sie mit dem Zug an. Als man erkannte, wie gut die Bergluft für die Gesundheit war, entstanden für die Behandlung von Tuberkulosekranken Sanatorien. Sie zogen Patienten von der gesamten Ostküste und sogar aus den Great Plains im fernen Westen an.
„Da vorn zum Beispiel, das ist eins“, sagt Steve, fährt an den Straßenrand und weist auf ein zweistöckiges Gebäude, das ein wenig von der Straße zurücksteht. „Seht ihr diese verglasten Veranden? Sie führen um das gesamte Gebäude. Die Patienten haben dort geschlafen, sommers wie winters. Ruhe und frische Luft – das war so ungefähr alles, was man für Tb-Kranke damals tun konnte.“
„Was ist heute in dem Gebäude?“, fragt Meg.
„Eine Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter“, erklärt Steve.
„Aha, die Highschool also“, murmelt Linda vom Rücksitz. Jeff neben ihr stößt zum x-ten Mal, seit wir losgefahren sind, einen frustrierten Seufzer aus, aber sonst reagiert niemand auf ihre Bissigkeit.
Steve reiht sich wieder in den Verkehr ein und wir fahren weiter.
Wir haben uns alle in den Van gequetscht, die vier Birchfields und die vier Cranes. Marjorie sitzt auf Donnas Schoß und Digger auf meinem. Es ist schon ein Jahr her oder länger, dass Digger verkündet hat, er sei nun zu groß, um auf meinem Schoß zu sitzen. Ich bin froh für diese Gelegenheit, ihn noch einmal so nah bei mir zu haben. Gedankenverloren hat er einen Arm um meinen Hals gelegt und ich würde ihn am liebsten für immer dort spüren.
Wir schlängeln uns weiter durch die entlegeneren Straßen von Black Mountain, vorbei an Behausungen jeder Art – von einfachen Wohnmobilen über bescheidene Eigenheime bis zu geräumigen Villen im viktorianischen Stil. Etliche der Letzteren hat man in Hotels oder Frühstückspensionen verwandelt. Wir passieren das Rathaus und die kombinierte Polizei- und Feuerwache und dann geht’s weiter in Richtung des Naherholungsgebiets Lake Tomahawk.
„Wir haben hier alles, was man braucht“, versichert Donna uns. Und als sie anfängt, die Attraktionen des Parks aufzuzählen – man kann hier schwimmen, Kanu fahren, Tennis spielen, Angeln, picknicken, golfen –, wende ich den Kopf in Erwartung eines weiteren Kommentars von Linda. Aber sie hängt nur in ihrem Sitz und hat die Augen geschlossen. Ich kann nur vermuten, was in diesem stacheligen Kopf vorgeht. Vielleicht ist es gut, dass ich es nicht weiß. So bleibt mir wenigstens noch ein Mindestmaß an Hoffnung.
„Schön hier. Wir müssen mal zum Picknicken herkommen“, sagt Meg. Sie bemüht sich sehr, aufgeräumt zu klingen. Ich bewundere sie dafür.
Steve vollführt mit quietschenden Reifen eine Kehrtwendung auf der Straße und steuert nun wieder südlich in Richtung Stadtzentrum. Das Herz von Black Mountain ist ein kleines Netz von verwinkelten Straßen mit nur wenig Verkehr. Die Hauptdurchgangsstraße, State Street, wird westlich der Stadtgrenze zur Route 70. Wenn man für zwanzig Minuten dieser Straße folgt, sagt Steve, ist man in Asheville.