Adele Mann

Bittersüß - befreit

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Ihnen hat es gefallen?

Rechtliches & Information

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Impressum neobooks

Kapitel 1

Paul, 23. September 2011

Ich kenne die Verliebtheit eines Jungen und ich kenne die Lust eines Mannes.

Aber dieses seltsame Gefühl ist mir vollkommen unbekannt. Dieses brennende Verlangen, dieses beängstigende Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können.

Und all das trifft mich unvorbereitet und heftig.

Genau genommen passierte es im Bruchteil einer Sekunde.

Ich saß hier an der Bar, wie schon den ganzen Abend lang und wie unzählige Abende zuvor, trank mein Bier, dachte an nichts Bestimmtes und dann geschah etwas.

Der Barkeeper drehte sich zu jemandem am Tresen um, beugte sich vor und ich sah sie.

Und seither sehe ich nichts anderes mehr.

Dieses Mädchen mit den erstaunlich blauen Augen und den dunklen langen Haaren. Mein Herz hämmert wie verrückt, ohne dass es dafür einen vernünftigen Grund hat. Mit jeder Sekunde, die ich sie länger ansehe, wächst eine merkwürdige Unruhe in mir. Die Hitze in der überfüllten Bar kommt mir heißer vor als noch gerade eben, bevor ich sie entdeckt habe. Keine Ahnung, was es ist, das mich sie so anstarren lässt, oder warum ich all die anderen schönen Frauen hier nicht ansehen möchte, aber es ist so.

Ich bin Fotograf. Das war ich schon, lange bevor ich eine Linse vor dem Auge hatte. Alles, was ich sehe, was mir auffällt, mir gefällt oder etwas in mir anspricht, sehe ich anders, so als wäre es stärker hervorgehoben, deutlicher als all die banalen Dinge rundherum. Ganz genauso ist es mit diesem Mädchen. Sie sitzt mir gegenüber und hat ein wunderschönes Beinahelächeln im Gesicht, das mich dazu bringt, wissen zu wollen, woran sie wohl gerade denkt.

Sie ist schön, aber nicht auf die herkömmliche oder perfekte Art. Sie hat einfach etwas an sich.

Ihr langes Haar ist ein wenig wild, leicht gelockt, so als hätte es der Wind gestreift und genau so zurückgelassen. Dunkle Fransen fallen ihr in die Stirn, die sie süß aussehen lassen, aber auch frei. Ihr Gesicht ist ausdrucksstark. Mit jeder kleinen Regung verändert es sich. Es ist ein Gesicht, das ich festhalten will. Ich möchte sie fotografieren, so wie sie in diesem Moment aussieht. Ihre wunderschönen Augen niedergeschlagen. Dieses gewisse Lächeln auf den Lippen, das wilde Haar, das ihr wellig bis zur Brust reicht. Die leuchtende cremefarbene Haut, die selbst bei Schummerlicht makellos und streichelzart aussieht, muss ich ablichten.

Ich weiß, dass ich niemals vergessen werde, wie das unbekannte schöne Mädchen in diesem einen perfekten Moment ausgesehen hat. Plötzlich bewegt sie sich und sieht auf, direkt zu mir. Ihre erstaunlich blauen Augen sehen mich an. Meine Brust zieht sich fest zusammen, beinahe schmerzhaft, gleichzeitig drückt mein Schwanz gegen den Reißverschluss meiner Jeans. Wieder ist es nur ein flüchtiger Augenblick, aber der Blick, den sie mir zuwirft, fährt mir direkt in den Magen und hinterlässt ein Brennen auf meiner Haut. Das fremde Mädchen beißt sich auf die Lippe und sieht schnell weg.

Der Moment ist vorbei, aber er hat genügt, um mich anzulocken und zu verführen. Ich will sie, wie ich noch nie etwas gewollt habe.

Ich muss wissen, wie sie sich anfühlt, wie ihre Stimme klingt und wie sie auf mich reagiert, wenn ich direkt vor ihr stehe. Gespielt lässig schnappe ich mir meine Bierflasche und schlenderte auf ihre Seite der Bar zu. Mir ist klar, dass sie mich dabei beobachtet, auch wenn sie so tut, als würde sie es nicht tun. Ihre Finger spielen unruhig mit dem Glas vor ihr. Ich genieße es, dass ich sie offenbar nervös mache. Hunderte von Sprüchen, die ich bei diversen Frauen erfolgreich angewendet habe, gehen mir durch den Kopf, doch ich möchte keinen davon bei ihr versuchen.

Mein fremdes Mädchen ist nichts für eine dumme Anmache. Deshalb werfe ich ihr einen Seitenblick zu, während ich mich neben ihr auf den freien Hocker setze. Das dämliche Grinsen zu unterdrücken will mir einfach nicht gelingen, also nehme ich einen Schluck aus meiner Flasche und genieße dabei die elektrische Spannung, die den schmalen Abstand zwischen unseren Körpern ausfüllt. Eine derartige Anziehung habe ich noch nie gespürt. Pure Hitze und prickelnde Spannung. Es ist kaum auszuhalten. Ich möchte jeden Anstand zum Teufel jagen, sie mir einfach schnappen und an mich pressen, um unaussprechliche Dinge mit ihr zu tun, so lange, bis ich kaum noch atmen kann. Die Heftigkeit meines Verlangens nach ihr erschreckt mich, dabei bin ich weiß Gott kein Chorknabe. Das wirklich Schlimme daran ist, dass ich Nervosität verspüre. Und das ist neu. Es macht aus mir, dem Mann, der eigentlich mit Frauen umzugehen weiß, einen schweigsamen Kerl an der Bar, der neben einem Mädchen sitzt und nicht weiß, wie er es anstellen soll, während das Adrenalin weiter durch meine Adern pumpt.

Einfach nicht zu fassen!

Ich lege meine Hand auf den Tresen, direkt neben ihre schlanken Finger, so nahe, dass ich die Wärme ihrer Haut fühle. Dabei werfe ich ihr einen Blick zu, ohne etwas zu sagen. Sie sieht mich aus veilchenblauen Augen an, als wolle sie sagen: „Warum tust du das? Bist du wahnsinnig?“

Ihre Reaktion genießend grinse ich schief. Sie starrt auf meinen Mund, als sie es bemerkt. Sofort ist die nervöse Unruhe wieder da und mein harter Schwanz zuckt.

Wie macht sie das nur?

„Wir können das ja gerne eine Weile fortsetzen, wenn du willst. Ich finde es … sehr interessant.“

Das fremde Mädchen bringt ihre Finger schnell vor mir in Sicherheit. Stattdessen reibt sie sich den Nacken.

O ja, ich mache sie nervös – und wie!

„Was?“

Verlegen sieht sie nach unten, aber das Funkeln in ihren Augen sagt mir, dass ihre Gedanken nicht so unschuldig und ahnungslos sind, wie ihre Frage vermuten lässt.

„Wie fändest du es, wenn zwei Fremde in einer Bar zur Abwechslung mal ganz ehrlich und direkt miteinander wären?“, schlage ich vor. Mit einer Falte zwischen den Augen starrt sie mich an. Sie versucht wohl aus mir schlau zu werden.

„Ich meine, wir können so tun, als hätte ich dich nicht seit einer ganzen Weile von da drüber beobachtet und als hättest du mir keinen Blick zugeworfen. Oder wir sind einfach ein Mann und eine Frau in einer Bar, die diese ganzen Spielchen sein lassen, und sind einfach ehrlich miteinander.“

Keine Ahnung, wieso ich das gesagt habe, aber es war das Erste, was mir in den Sinn kam, und es ist das, was ich will. Mit ihr will ich, warum auch immer, keine Spielchen spielen. Denn ich weiß genau, was ich von diesem Mädchen will, und ich glaube, dass sie genau dasselbe will. Vorhin habe ich nur sehr schwach ihre Stimme gehört, deshalb bin ich kurz verwirrt, als ich sie jetzt noch mal höre. Sie sieht mich direkt an und sagt: „Okay.“

Keine Ahnung, wer überraschter darüber ist, sie oder ich.

„Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest.“

Sie lächelt mich an.

Scheiße, es ist ein richtig heißes Killerlächeln, das mich umhaut. Selbst ihre Stimme ist eine einzige Versuchung, hell und mit einem feinen, samtenen Unterton.

„Und was möchtest du mir sagen, so ganz offen und direkt?“ Sie dreht den Spieß um, obwohl ihre Wangen rosarot glühen. Meine schöne Fremde hat Feuer und auf den Mund gefallen ist sie auch nicht. Das gefällt mir.

Ich wende mich ihr zu, komme noch näher an sie heran. Sie riecht nach frischer Seife und warmem Regen. Der Duft von warmer nackter Haut. Als wäre ich nicht schon erregt genug.

„Ganz offen und direkt … ich werde es mir nie verzeihen, wenn ich heute Nacht nach Hause gehe, ohne zu wissen, wie du schmeckst … Ist das direkt genug für dich?

Um ihr zu zeigen, dass ich es ernst meine, sehe ich auf ihren geschwungenen Mund, der weich und einladend aussieht, als ich mir über die Lippen lecke.

Gott, ich will sie küssen. Ich will meine Zunge in ihrem Mund!

„Ja, direkt genug für mich“, gibt sie zu und nimmt einen großen Schluck aus ihrem Martiniglas.

„Ich weiß ja nicht, ob du immer so direkt sagst, was du möchtest. Aber ich bin ehrlich gesagt nicht der Typ, der gleich mit einem fremden Mann aus einer Bar auf Tuchfühlung geht.“

„Ich weiß“, sage ich. Grinsend sehe ich sie an.

„Woher willst du das denn wissen?“ Sie schüttelt den Kopf und lässt sich weiter zu mir herüber.

„Keine Ahnung. Ich weiß es einfach. Ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Liegt vielleicht an meinem Job … Aber ich weiß einfach, dass du normalerweise jeden, der versucht, dich in einer Bar abzuschleppen, abblitzen lässt … Ich hab doch recht, oder?“

„Ja, hast du … Was für ein Job ist das eigentlich, der dich zu so einem Menschenkenner macht?“ Amüsiert grinst sie mich jetzt an. Ich mochte Sinn für Humor bei Frauen schon immer. Auch wenn die meisten meiner Bettgenossinnen in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten hatten.

„Ich bin Fotograf.“

„Im Ernst?“

„Im Ernst.“

Ihre Reaktion ist der Grund, warum ich ihr nicht sagen werde, dass es mich ständig in den Fingern juckt, sie zu fotografieren. Sie würde es garantiert für einen Trick halten oder glauben, ich meine es nicht ernst mit ihr, aber das tue ich, sogar sehr.

„Klingt nach einem interessanten Job.“

„Ja, die meiste Zeit liebe ich, was ich tue.“

Traurigkeit huscht über ihre Miene, die kurz darauf wieder verschwindet. „Was machst du so?“

„Ich bin endlich mit dem Studium durch und auf Jobsuche. Ich hoffe, dass ich bald in einem Verlag arbeiten kann. Als …“ Sie unterbricht sich selbst und sieht mich merkwürdig an. Ich lasse ihr Zeit, warte, bis sie von selbst weiterspricht.

„Huh … Normalerweise sage ich an dieser Stelle, dass ich in einem Verlag arbeiten will, als Lektorin. Aber wir haben uns ja auf ehrlich geeinigt.“

„Ja, das haben wir“, bestätige ich und stupse dabei leicht ihr Knie an. Ich weiß, dass sie dieses Prickeln dabei auch fühlt, denn ich kann es bis in die Fingerspitzen spüren.

„Ich möchte schreiben, das wollte ich schon immer.“

Sobald ihre Worte mich erreichen, weiß ich, dass sie das noch nie offen ausgesprochen oder womöglich nie vor jemandem zugegeben hat. Mir gefällt der Gedanke, dass ich etwas von ihr weiß, das nur mir gehört. Ich trage das Geheimnis einer Fremden in mir, meiner ganz persönlichen Fremden, die ich zum Anbeißen finde.

„Ich kenne das Gefühl. Ich wollte auch nie etwas anderes als Fotograf sein … Du solltest es einfach tun“, schlage ich vor.

„Bei dir klingt das so einfach …“ Ein wenig verloren sieht sie auf das leere Glas vor ihr. Ich wusste, dass sie etwas Besonderes ist.

„Es ist alles andere als das, ehrlich gesagt. Aber du wirst nur mit dir zufrieden sein, wenn du es zumindest versuchst.“ Schnaubend lächelt sie in sich hinein.

„Was ist?“

„Ich hätte nur nie gedacht, dass du so bist, als du dich zu mir aufgemacht hast.“

„Also hast du es bemerkt.“ Ich möchte lieber nicht wissen, was sie sonst über mich gedacht hat, nicht, wo sie sich jetzt anscheinend wohl mit mir fühlt.

„Natürlich, ich habe dich schließlich auch angestarrt.“ Humorvoll zuckt sie mit den Brauen, was mich so zum Lachen bringt, dass die halbe Bar zu uns herübersieht.

„Wenn du ein Versprechen gibst, dann haltest du es auch, oder?“

„Ja. Immer. Ehrlich und direkt … Hatten wir doch gesagt.“ Gottverdammt, kann diese Frau denn noch genialer werden?

„Dann wird es dich – Mädchen in der Bar, dessen Namen ich nicht kenne – freuen zu hören, dass ich auch ein Mann bin, der sein Wort hält. Und vielleicht interessiert es dich, zu hören, dass ich mir selbst ein Versprechen gegeben habe, was dich betrifft.“

„Ich brenne darauf, es zu hören!“, feixt sie gut gelaunt.

„Noch bevor die Nacht um ist, stöhnst du an meinen Lippen. Und geht es nach mir, bist du dabei so was von nackt … Versprochen!“

Diese erstaunlich blauen Augen werden groß. Sie schluckt. Offensichtlich war das doch etwas zu offen und direkt.

„Du sagst wohl immer, was dir gerade durch den Kopf geht.“ Ihre Finger fahren nervös ihren Hals entlang.

„Nur dann, wenn ich es verdammt ernst meine.“ Und das tue ich. Ich will sie. Nackt unter mir. Von mir aus auch über mir. Die Details darf gerne sie bestimmen, Hauptsache, ich kann sie dabei spüren.

„Aber …“ Sie stockt. „… du hast doch selbst gesagt, dass du gemerkt hast, dass ich nicht … nicht so bin.“

„Ja, ich weiß. Aber wenn du mir erst erlaubt hast, dich zu küssen, wird sich das ändern.“

„Du bist aber sehr von dir überzeugt … Und wie genau soll das ablaufen?“

Ich sehe ihr in die Augen, tue so, als wäre ich nicht genauso nervös und erregt wie sie, als ich ihr die Hand aufs Knie lege. Ihre Wärme durchfährt mich. Ein angenehmer Schauer zeigt mir, dass das hier unvermeidlich ist.

„Ich werde nach unten gehen. Gleich neben den Toiletten ist ein kleiner Raum ohne Licht. Dort werde ich auf dich warten. Ich verspreche dir, dass ich dich nur küssen werde, sonst nichts. Und ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst, wenn du nach unten kommst.“

Einen tiefen Atemzug später stehe ich vor ihr und sehe auf sie hinab. Ich möchte sie berühren, aber noch mehr möchte ich, dass es ihre Entscheidung ist. Wenn sie zu mir kommt, weiß ich, dass sie mich will, dass das hier sein soll und die Nacht meines Lebens auf mich wartet.

Ohne mich davon abhalten zu können, fahre ich ihre bloßen Arme entlang. Ihre Haut ist zart und warm.

„Gott, ich hoffe, dass du kommst.“

Sie sieht mir hinterher, als ich die Bar umrunde, um nach unten zu gehen. Ehe sie aus meinem Blickfeld verschwindet, erkenne ich es in ihren Augen.

Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.


Kapitel 2

Anna, 2016

Ich betrete am Arm eines gut aussehenden Mannes einen Raum voller Menschen, die ich nicht kenne. Prinzipiell keine schlechte Sache, ganz im Gegenteil. Nur, dass ich trotz der Zusammenarbeit mit besagtem Mann und auch nach drei tollen Verabredungen mit ihm noch immer nicht weiß, ob ich etwas von ihm will oder nicht.

David, so heißt mein attraktiver Begleiter, scheint sich diesbezüglich keinerlei Sorgen zu machen. Er hat vom ersten Moment an, als wir uns vorgestellt wurden, mit mir geflirtet und klargemacht, dass er an mir interessiert ist. Dennoch scheint er nicht sonderlich frustriert zu sein, weil wir noch nicht im Bett miteinander waren. Bisher hat es nur zwei Abschiedsküsse gegeben, mehr nicht. Beide haben nicht gerade meine Welt erschüttert, obwohl sie sehr angenehm gewesen sind und ein gewisses Prickeln ausgelöst haben. Für jemanden wie mich, der den Männern so gut wie abgeschworen hat und Beziehungen generell lieber aus dem Weg geht, sind die Verabredungen mit ihm ein ungewöhnlicher Schritt in eine Richtung, von der ich nicht einmal sagen kann, ob ich sie überhaupt einschlagen möchte. Aber David ist die Art Mann, die man einfach mögen muss. Er sieht gut aus, ist mittelgroß und hat schöne hellbraune Augen. Mit seinem charmanten Lächeln und der klugen, ruhigen Art fühlt man sich wohl in seiner Nähe. Er ist der Typ, der einen langsam, aber sicher für sich einnimmt. Normalerweise bin ich auf der Hut, besonders bei den charmanten, gut aussehenden Typen, aber bei ihm schrillen keine meiner Alarmglocken. Und was ich besonders an ihm schätze, ist, dass ich in seiner Nähe weder nervös noch unbedacht werde. Ein großer Pluspunkt.

Wenn ich nur wüsste, was ich für ihn empfinde. Ob ich überhaupt etwas für ihn empfinde außer Sympathie und einer gewissen Zuneigung.

Ein wenig gezwungen erwidere ich Davids Lächeln, während er mich durch dieses riesige Anwesen schleppt, das er sein Zuhause nennt. Für mich sieht es wie ein zeitgenössisches Museum aus. Mir war sofort klar, dass ich auf dieser Party fehl am Platz bin. Ein Teil von mir möchte die ganze Zeit belustigt den Kopf schütteln. Ich, Anna Thaler, auf einer Society-Party der Wiener Schickeria. Ja, es ist wirklich zum Schmunzeln. Die Leute hier verdienen in einem Monat, was ich in einem ganzen Jahr zusammenbekomme. Manche noch mehr.

Ich habe in meinem Leben bisher auf den Genuss verzichtet, ein botoxverunstaltetes Gesicht von Nahem zu sehen, aber jetzt kann ich das alles nachholen. Live und in Farbe. Auf einer Party meines neuen Freundes? Bekannten? Auftraggebers?

Ach, keine Ahnung. Ich weiß es einfach nicht.

„Du siehst aus, als wärst du auf Besuch im Zoo?“

Amüsiert stupst David mich an.

„Wundert dich das?“, gebe ich sarkastisch zurück.

„Nein. Ich merke das anscheinend gar nicht mehr.“ Irritiert hebt er die Augenbrauen, als eine steinalte Frau mit glatt gebügelter Stirn und unnatürlich großer Oberweite an uns vorbeistöckelt. Kurz mustert sie mich pikiert von oben bis unten, ehe sie sich wieder ihrem Sekt mit Erdbeeren und anderen Gästen zuwendet.

„Komisch, ich wusste gar nicht, dass du Kontaktlinsen trägst.“

„Sehr witzig.“

Schnaubend zieht David mich weiter in die Society-Firmenparty hinein. Warum bin ich bloß hier?

Ach ja, mein Job. Und David. Ich wusste sofort, als mein Verlag anrief und mich für diesen Job eingeteilt hat, dass ich ihn im Grunde nicht machen will. Aber ich brauche das Geld. Wie immer. Ich arbeite als Verlagsautorin, auf Auftragsbasis. Leider kann ich nicht allzu wählerisch sein, was meine Aufträge angeht. Auch wenn ich mir wünsche, es wäre anders. In diesem Fall geht es um ein Sachbuch für Davids Familienunternehmen „Fiedler Glas“. Ich soll die Geschichte rund um das Glasimperium der Familie Fiedler in passende Worte kleiden. Kein besonders spannendes Projekt. Jedenfalls für mich. Schließlich will ich eigentlich Romane schreiben. Zumindest landet bei diesem Projekt mein Name als Autorin im Impressum. Bei meinen anderen Jobs für den Verlag handelt es sich meistens um Ghostwriter-Aufträge. Das heißt, jemand erzählt mir seine Lebensgeschichte und ich schreibe sie für ihn. Am Ende landet sein Name groß auf dem Cover, und jeder denkt, dass er oder sie wirklich ein eigenes Buch geschrieben hat, während ich unerwähnt bleibe, dafür aber ein ordentliches Honorar erhalte und viele Vereinbarungen unterzeichnen muss. Manchmal, leider viel zu selten, trete ich auch als Co-Autor auf. Meistens bin ich aber die Frau im Hintergrund. Eine Rolle, die mich im Grunde nicht stört. Aber ich hasse es, die Geschichten anderer zu schreiben, nicht aber meine eigenen.

„Wie du siehst, wird alles, was heute getrunken oder gegessen wird, in oder auf Fiedler-Glas serviert.“

Davids Kommentar reißt mich aus meinen trüben Gedanken.

„Ist mir nicht entgangen. Hast du mich deshalb hierhergeschleppt, damit ich sehe, dass ihr eure Glaspassion konsequent durchzieht?“

„Nein, ich wollte dich heute meinen Eltern vorstellen.“

Äußerst undamenhaft huste ich mir Sekt in die Nase.

„Was?“ Das kann nicht sein Ernst sein. Ich meine, seinen Vater sollte ich wohl kennenlernen, immerhin ist er der Patriarch der Firma. Aber doch nicht seine Mutter.

„Keine Panik.“ Er lacht. Anscheinend bin ich ein heiterer Zeitvertreib. „Ich dachte nur, dass die Party eine gute Gelegenheit dafür wäre. Mich wundert es ohnehin, dass mein Vater sich bisher aus dem Buchprojekt rausgehalten hat. Ist sonst nicht seine Art.“ Ein merkwürdiger Ausdruck überzieht sein Gesicht, verschwindet aber schnell wieder.

„Na schön … Dann stell mich ihnen vor. Kann ja nicht schaden.“ Eine böse Vorahnung im Bauch ziehe ich an seinem Anzugärmel. „Sonst hast du aber keine Überraschungen geplant, oder?“ Seine Augen blicken mich freundlich an.

„Nein. Nur, falls er sich tatsächlich hier blicken lässt, wollte ich dir noch meinen Bruder vorstellen. Er wird ja die Fotos für das Buch schießen.“ Sein Bruder, der Fotograf, das ist okay. Seine Mutter dagegen … ganz anderes Kaliber.

David macht sich auf den Weg in den oberen Stock und zieht mich mit. Ich versuche ihm auf den hohen Sandaletten zu folgen, was gar nicht so leicht ist, da hier eine Armada von Cateringpersonal durch die Gegend schwirrt, um Sekt und Wein in Fiedler-Gläsern an die Gäste zu verteilen. Auf dem Weg durch die nicht ganz so Schönen und dafür umso Reicheren fällt mein Blick auf Menschen, die ich bisher nur aus dem Frühstücksfernsehen kenne oder aus Zeitungen. Es würde mich vielleicht sogar beeindrucken, wäre ein Viertel davon nicht schon wegen irgendwelcher Dinge angeklagt worden.

Ich entdecke einen gewissen Politiker auf der Terrasse.

„Ist das nicht …?“

„Ja.

„Wurde er nicht …“

„Nein. Man konnte ihm nichts nachweisen.“ David deutet in eine andere Richtung. Offenbar hat er jemanden aus seiner Familie entdeckt, den ich kennenlernen soll.

Na toll!


Die Familie eines Mannes, mit dem man sich trifft, kennenzulernen, ist immer eine heikle Angelegenheit.

Was ist, wenn sie auf einen herabsehen? Was, wenn man sie nicht mag? Was, wenn sie einen nicht mögen? Oder …

Was, wenn man schon mit seinem Bruder geschlafen hat …

Vor mir steht ein Mann, der sich mit David unterhält, ein Mann, der mich offensichtlich anstarrt und von dem ich befürchte, dass es sich um seinen Bruder handelt.

Scheiße! Das kann unmöglich wahr sein.

Wie kann der einzige Mann, mit dem ich mir je ein Abenteuer erlaubt habe, der mir nie ganz aus dem Kopf gegangen ist, vor mir stehen auf dieser bescheuerten Party? Ausgerechnet als Davids Bruder, dessen Name mir gerade jetzt nicht einfallen will.

Ich kann es in seinen Augen sehen.

Er richtet sich kerzengerade auf und starrt mich an.

Gott, ich hatte beinahe vergessen, wie verboten heiß er doch ist, mein unbekannter Fremder von damals.

Er ist einen ganzen Kopf größer als ich, sodass ich zu ihm aufsehen muss. Diese dunklen Augen haben mich lange verfolgt, und jetzt tun sie es wieder, nur einen Meter vor mir. Aber dieses Mal ist es kein Traum. Sein braunes Haar ist kürzer. Dieser Körper sieht noch genauso stark und durchtrainiert aus wie vor fünf Jahren.

„Es freut mich. Du musst Davids Bruder sein“, höre ich mich sagen. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, auch nur ein Wort hervorzubringen. Verunsichert zieht er die Augenbrauen zusammen und blickt mich nachdenklich an.

David sieht irritiert zwischen ihm und mir hin und her. Die Spannung zwischen uns fällt auch ihm auf. Wie könnte sie nicht? Schließlich ist die Temperatur im Raum um gefühlte zehn Grad angestiegen und mit dem Knistern zwischen uns könnte man eine Stromknappheit bekämpfen.

Herrgott, sag doch endlich was!

„Ja“, murmelt er, noch immer sichtlich durcheinander.

„Der bin ich.“

„Wo sind denn deine Manieren, Paul?“

David sieht kopfschüttelnd auf meine Hand, die ich vor mir ausgestreckt halte. Paul, sein Name ist also Paul. Wie oft wollte ich das schon wissen. Aber jetzt, wo ich es weiß und weiß, wer er ist, würde ich es lieber bei unserem Arrangement aus der Vergangenheit lassen. „Keine Namen.“

Paul schluckt kurz, ehe er meine Hand endlich schüttelt. Doch der peinliche Moment endet dadurch keineswegs. Ganz im Gegenteil. Ignorierte er meine Hand vorhin ungewöhnlich lang, hält er sie nun ebenso ungewöhnlich lange fest. Seine Finger sind unglaublich warm, und das Gefühl seiner Hand auf meiner schickt einen warmen Stromstoß durch meinen Körper, den ich irritierend und erregend zugleich finde, weshalb ich meine Finger aus seinem Griff befreie. Er räuspert sich daraufhin und sieht zum ersten Mal, seit er vor mir aufgetaucht ist, seinen Bruder an. Bis zur letzten Sekunde verweilt sein Blick dabei auf meinem Gesicht, so als müsse er sich zwingen, mich nicht länger anzusehen. Ich habe das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Immer wenn ich von meinen Emotionen überwältigt zu werden drohe, so wie jetzt, was nicht sehr oft vorkommt, gebe ich mir äußerlich den Anschein, gar nichts zu fühlen oder unbeteiligt zu sein. Nur will es mir partout in dem Moment, wo ich es am dringendsten brauche, nicht so recht gelingen.

„Dann stell uns mal richtig vor, David.“ Ein breites Grinsen breitet sich auf Pauls Gesicht aus. Ich glaube, ich mochte meinen heißen Fremden lieber.

„Na klar … Paul, das ist Anna, die Autorin, die die Texte für unser Buch schreiben wird. Anna, das ist mein etwas merkwürdiger Bruder Paul, der die Fotos machen wird und normalerweise unsere Partys meidet.“

Ich reagiere nicht, lasse das Gefühl der Panik nicht zu. Dann ist er eben der Fotograf, der die Fotos zu dem Buch macht, das ich schreiben soll. Das kriege ich hin. Ganz sicher. Lügnerin!

„Formvollendet, kleiner Bruder.“ Paul verzieht amüsiert das Gesicht und wendet sich wieder mir zu.

„Anna also.“ Sagt er das so, weil er meinen Namen nun kennt, oder spielt er auf unsere gemeinsame Nacht an? Erinnert er sich wirklich, wie ich dachte, oder glaube ich nur, dass er das tut? Denn ich könnte schwören, Paul hat das gesagt, weil er nie meinen Namen kannte. Bis jetzt.

„Ja, so heiße ich.“ Ich versuche krampfhaft, nicht zu lächeln. Gar nicht so einfach, wenn mein männliches Gegenüber ein Hammerlächeln und dazu diese unwiderstehlichen Grübchen besitzt.

„Gefällt mir“, meint er und trinkt einen Schluck Bier, genauer gesagt trinkt er aus einer Bierflasche. Damit ist klar, dass er nicht gerade ein Fan dieser Art von Partys ist. Hier wird Bier ausnahmslos aus Design-Varianten der Fiedler-Bierglas-Serie getrunken. Wieso gefällt mir das nur so?

David sieht sich nervös um und bricht damit den Bann, der zwischen mir und seinem Bruder entstanden ist.

„Was ist denn?“, frage ich ihn. Er legt mir den Arm vertraut um die Schulter und flüstert mir zu, dass er jemanden gesehen hat, mit dem er unbedingt reden möchte.

„Kümmere dich kurz um Anna. Und sei ja nett zu ihr!“

Schon ist mein Begleiter verschwunden. Und ich stehe alleine mit meinem One-Night-Stand aus der Vergangenheit da.

„Du und mein Bruder also“, kommentiert Paul trocken und kann nicht verbergen, wie gereizt er dabei klingt.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“ Ich mache ein paar Schritte von ihm weg, hin zur Brüstung. Abstand scheint mir eine gute Idee zu sein.

„Ich meine, dass du offenbar mehr für ihn bist als nur die Autorin unseres Buchs, oder irre ich mich da etwa?“

Er duzt mich. Aber bei ihm könnte es auch ganz normal sein, das zu tun. Trotz seiner reichen Herkunft wirkt Paul wie jemand, der nicht viel auf Formalitäten gibt. Ich meine, selbst ich trage ein enges Kleid, das ich mir kaum leisten kann, während er in zugegeben verdammt gut sitzenden Jeans, einem einfachen T-Shirt und einer braunen Lederjacke gekleidet ist. Er sieht umwerfend aus, passt aber nicht hierher, und genau das will er vermutlich damit auch zeigen.

„Wir haben uns ein-, zweimal zum Essen getroffen, wenn du das wissen willst. Aber keine Sorge, dein kleiner Bruder ist schon groß genug, um zu wissen, wen er auf ein Date einlädt … Außerdem wüsste ich nicht, was es dich angeht, ob er und ich uns privat treffen?“ Nun muss er Farbe bekennen. Wenn Paul sich erinnert und das auch zugeben möchte, wird er etwas sagen, und wenn nicht, weiß ich, dass ich es mir nur eingebildet habe, und er erinnert sich nicht an mich, oder zumindest weiß ich, dass er dichthalten wird.

„Du hast recht. Es geht mich nichts an, Anna“, sagt er ruhig. Doch da war etwas in seinem Gesicht. Ich kann nicht sagen, was es bedeutet. Ehe ich darüber nachdenken kann, grinst Paul mich breit an.

„Ich hoffe, du bist schon Feuer und Flamme für das Buch über unser kleines Glasimperium.“ Dankbar nehme ich die Ablenkung an, auch wenn mir sein Sarkasmus nicht entgangen ist. „Klingt nicht gerade, als wärest du stolz darauf, einer der Erben dieses Glasimperiums zu sein?“

„Ich glaube, da hast du was falsch verstanden. David ist der Sohn und Erbe. Ich bin bloß Paul, der Fotograf. Mit dem Glasgeschäft habe ich nichts zu tun.“ Eindringlich sieht er mich an und verleiht seiner Klarstellung einen bleibenden Eindruck damit.

„Verstehe … Du bist das schwarze Schaf, oder?“

„Könnte man so sagen. Ich schlage nämlich aus der Art und tue, was ich will. Das ist sozusagen gegen das Fiedler-Familien-Motto. Zumindest treibt es meinen Alten in den Wahnsinn“, verkündet er stolz. Na, der scheint seinen Vater wirklich nicht zu mögen. Doch der Humor, an den ich mich gut erinnere, ist noch da, auch wenn er ganz anders klingt.

„Dann bist du kein typischer großer Bruder.“

„Wohl eher nicht.“ Nachdenklich blicke ich ihn von oben bis unten an. Es macht keinen Unterschied, ob er sich erinnert. Ich meine, wir kennen uns nicht, so oder so.

Da ist nur dieses Prickeln zwischen uns, das ich einfach ignorieren muss. Es ist rein körperlich. Schließlich hatte ich den besten Sex meines Lebens mit diesem Mann. Beim Gedanken daran zieht sich mein Schoß sehnsuchtsvoll zusammen. Das Erinnerungsvermögen meines Körpers scheint sehr ausgeprägt zu sein. Wenn ich auf seine Hände sehe, meine ich sogar zu wissen, wie es sich anfühlt, wenn er mich berührt. Um diese Gedanken zu verscheuchen, schüttle ich den Kopf und konzentriere mich stattdessen auf die merkwürdigen Leute unter mir.

„Was für ein Haufen“, schnaubt Paul neben mir und blickt genau wie ich über die Brüstung.

„Das trifft es!“

„Versteh mich nicht falsch. Ich liebe meinen Bruder. Abgesehen von meinem Großvater ist er sogar der Einzige in der Familie, den ich wirklich mag, aber ich werde nie kapieren, wieso er sich mit denen da unten abgibt. Und mach dir nichts vor, Anna, wenn du was mit ihm anfängst oder schon angefangen hast …“ Seine Stimme klingt rauer als noch zuvor. „… dann musst du dich auch mit denen da abgeben. Gehört zum Gesamtpaket. Glas. Geld. Glamour. Und diese hohlen Typen da.“ Der Gedanke ist schrecklich. Diese Menschen und ich haben weder was gemein noch möchte ich je zu ihnen gehören. Aber David wirkt nicht, als würde er das erwarten. Oder täusche ich mich da?

„Und was sagt dir, dass ich nicht genau das will?“

„Mein Instinkt.“ Paul sieht mich ohne Spur des Zweifels von der Seite an. Genau wie in der Bar damals. Es ist, als könne er direkt in mich hineinblicken. Es ist beängstigend.

„Du hast recht, ich möchte keiner von ihnen sein, aber ich bin Realist. Man kann sie nicht völlig umgehen.“

„Wem sagst du das. Ich mache ab und an einige Werbeshoots. Da wimmelt es von denen. Aber wenigstens kann ich dadurch vom Fotografieren leben. Nur unter ihnen leben will ich nicht“, stellt er vehement klar und deutet auf die schicken Menschen unter uns.

„Geht mir genauso.“ Ich sehe ihn an, und da ist er wieder, dieser Moment, den man nur mit ganz bestimmten Menschen haben kann, wenn man genau dasselbe fühlt und man keine Worte braucht, um sich zu verstehen. Es ist gefährlich, sich von so etwas verleiten zu lassen. Denn das Gefühl oder das, was Paul Instinkt nennt, kann einen furchtbar täuschen, und die Menschen sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Besonders auf Männer trifft das zu, vor allem dann, wenn ich sie anziehend finde. Und Paul finde ich nun mal wahnsinnig anziehend, daher ziehe ich mich zurück und durchbreche den Moment. Als wüsste er, was in mir vorgeht, sieht er mich vorwurfsvoll an.

„Zumindest hast du mir einen Grund gegeben, mich auf das Buchprojekt zu freuen. Eigentlich bin ich heute nur zu diesem Affentheater gekommen, um David zu sagen, dass ich es doch nicht mache. Doch jetzt habe ich es mir wieder anders überlegt.“ Ein selbstsicheres Grinsen überzieht sein Gesicht. Etwas in meiner Brust wird eng und warm. Ich habe diesen Auftrag von Anfang an nicht gewollt. Und jetzt verspüre ich regelrecht Fluchtpanik.

„Wieso?“, frage ich, obwohl ich nicht sicher bin, ob ich die Antwort hören will. Paul lässt sich näher zu mir, so nahe, dass mir sein würzig warmer Männergeruch in die Nase steigt, der wahnsinnig anregend auf mich wirkt. Mein Herz rast.

„Weil ich noch genau weiß, wie du schmeckst, und ich mich noch genau daran erinnere, wie deine Stimme klingt, wenn du kommst. Und weil ich genau weiß, dass du dich auch an mich erinnerst.“

Ohne mich zu berühren oder zu erklären, wieso er erst so getan hat, als wüsste er nicht, wer ich bin, lässt er diese Bombe platzen. Paul starrt mich aus blitzenden dunklen Augen an, als warte er nur darauf, dass ich etwas tue oder sage. Mein Herz schlägt so heftig, dass mir das Atmen wehtut. Ich will nicht, dass er diese Macht über mich oder meinen Körper hat, auch wenn ich sie spüre.

„Ich weiß nicht, wovon du redest“, stammle ich in dem Versuch, ihn zur Vernunft zu bringen. Leugne es doch! Tu so, als wäre es nie passiert. Bitte.

„Ich rede von dir und mir.“ Ich verharre regungslos, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, als Paul nach meinem Arm fasst. Seine Finger fahren auf und ab, um eine brennende Spur auf meiner Haut zu hinterlassen. Mein Atem wird flacher. Ich starre auf seinen Mund, auch wenn ich es nicht will. Mein Körper hat seinen eigenen Willen, wenn es um diesen Mann geht, meinen gar nicht mehr so unbekannten Fremden.

„Und ich freue mich darauf, dich bald schon wiederzusehen … Anna.“

Kapitel 3

Anna, 23. September 2011

Mein Herz schlägt wild und laut. Es ist so dunkel hier, dass ich kaum etwas erkennen kann. Ich fasse noch immer nicht, dass ich hier bin, dass ich das hier wirklich tue.

Langsam dringe ich tiefer in den schmalen Raum ein. Hinter mir flackert das Kellerlicht und der Lärm von der Bar oben dringt dumpf hier nach unten. Mein Atem überschlägt sich, weil ich wahnsinnig aufgeregt bin. Etwas Derartiges habe ich noch nie getan. Ich bin hergekommen, um mich mit einem völlig Unbekannten zu treffen. Der vernünftige Teil meiner Persönlichkeit sagt mir, dass ich sie nicht mehr alle habe und zusehen soll, hier wegzukommen, doch der andere Teil, der nur noch auf meinen Körper und mein Herz hört, will dieses Abenteuer erleben, das als Versprechen in den dunklen Augen dieses Mannes zu erkennen war.

Ist es verrückt? Ja. Ist es leichtsinnig und dumm? Vielleicht.

Aber es ist auch aufregend und das lebendigste Gefühl, an das ich mich je erinnern kann. Neben ihm zu sitzen und zu flirten, war der berauschendste Moment meines Lebens, und noch möchte ich dem wilden Pfad folgen, auf den ich mich begeben habe, als ich beschloss, hier herunterzukommen.

Zu ihm.

Als ich einen Schritt weiter in die Dunkelheit wage, spüre ich etwas. Eine elektrisierende Wärme, die mich anzieht. Das ist er. Er muss es sein. Ich keuche und fasse nach etwas vor mir. Als ich seine Hände fühle, die mich an sich ziehen, meine Taille fest umfassen, überschlägt sich mein Atem.

Ohne ihn zu sehen, spüre ich seinen festen Körper an mir überdeutlich.

Gott, das fühlt sich unglaublich an. Als wäre ich vollkommen betrunken, ohne wirklich betrunken zu sein.

„Ich bin so froh, dass du gekommen bist“, flüstert er mir zu, mein unbekannter Fremder. Sein Atmen an meinem Ohr kitzelt und erregt mich. Mein Unterleib zieht sich zusammen, als ich seine Stimme höre. Schockiert stelle ich fest, dass mein Höschen feucht ist, dabei hat er mich noch gar nicht richtig angefasst. Aber das muss er nicht. Ihn so dicht bei mir zu fühlen genügt.

„Ich auch“, gebe ich leise zu. Als er das hört, drückt er mich fester an sich. Seine Erektion ist nun kein Geheimnis mehr, sondern etwas Reales, das sich hart und warm zwischen uns befindet. Offensichtlich haben wir dieselbe Wirkung aufeinander. Ich kann mich nicht erinnern, je von einem Mann so erregt worden zu sein oder dass ein Mann derart heftig auf mich reagiert hat. Mir gefällt es und ich möchte nicht darüber nachdenken oder es analysieren. Nicht jetzt. Nicht heute Nacht. Einmal im Leben will ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Mit ihm.

Ich spüre, dass er seine Hand unter mein Top schiebt, um meinen Rücken zu streicheln. Ich keuche auf, weil es sich so gut anfühlt. Ohne nachzudenken, tue ich dasselbe bei ihm, was seinen Atem beschleunigt. Seine Haut fühlt sich toll an.

Ich spüre an der Art, wie er mich anfasst, dass er mich richtig berühren will, sich aber zurückhält. Dass er sich an sein Versprechen hält, obwohl es ihm schwerfällt, finde ich wahnsinnig anziehend. Ich wünschte, ich könnte seine Augen sehen, aber dass ich ihn nur fühlen kann, hat auch seine Vorzüge. Es nimmt mir die Hemmungen und die Unsicherheit. Weshalb ich mich auch nicht schäme, als ich mich an ihm reibe und dabei stöhne. Es fühlt sich einfach zu gut an. Er fühlt sich zu gut an, göttlich, als wäre er wie für mich gemacht.

„Verdammt!“, keucht er und drängt mich dabei an die Wand.

„Sag, dass ich dich endlich küssen darf.“ Ich nicke heftig, bis mir einfällt, dass er das gar nicht sehen kann.

„Ja, Gott, ja“, flüstere ich ihm zu, bis ich seine Finger in meinem Nacken spüre, die mich zu ihm ziehen. Als seine warmen Lippen auf meine treffen, keuche ich überrascht auf. Sie sind nicht nur warm, sondern heiß, und sein feuchter Atem geht mindestens so schnell wie meiner. Endlich küsst er mich richtig, dringt mit seiner Zunge zwischen meine Lippen und erkundet mit erotischen Bewegungen meinen Mund. Unsere Zungen spielen miteinander, als hätten sie das schon immer getan. Und doch ist es neu und aufregend, wie ein erstes Mal, von dem man genau weiß, dass man es nie vergessen wird.

Seine Art zu küssen ist verführerisch und macht Lust auf mehr. Mein Fremder ist leidenschaftlich und küsst, als wüsste er in jedem Moment, was ich brauche. Nachdem wir wild miteinander gezüngelt haben, bedankt er sich für den Rausch, indem er mit seinen Lippen sanft meinen Hals erkundet. Er verteilt kleine Küsse dabei, drückt sich rhythmisch an mich. Fast ist es so, als würden wir tanzen, im perfekten Einklang. So war es bisher nie für mich, mit keinem Mann. Um ihm zu zeigen, wie froh ich bin, hier bei ihm zu sein, die Entscheidung getroffen zu haben, ihn hier zu treffen, küsse ich seinen Hals und lecke begierig mit der Zunge über die köstliche Haut dort. Brummend stöhnt er auf, als er meine Zunge spürt, und erobert daraufhin wieder meinen Mund. Sein Verlangen nach mir ist so unmittelbar, dass ich keine Sekunde darüber nachdenke, ob das hier falsch ist. Als ich kurz um Atem ringend von ihm lasse, hält er mich ganz fest, so als wolle er verhindern, dass ich gehe, was ich nicht vorhabe. Ich küsse ihn sanft auf den Mund. Daraufhin nimmt er meine Unterlippe zwischen seine Zähne und zieht sacht daran. Das kann ich so deutlich in meiner Scham spüren, als hätte er es dort gemacht. Die Hitze und Feuchte zwischen meinen Schenkeln spüre ich immer eindeutiger. Die hitzigere Note scheint meinem Körper wahnsinnig zu gefallen. Ich stürze mich regelrecht auf ihn, auf seinen Mund. Etwas in mir bricht aus, befreit sich. Es ist wild und drängt nach mehr. Gierig fahren meine Finger zwischen unsere Körper. Sofort als ich seine Härte fühle, reibe ich sie und drücke fest zu. Hart keucht er auf und presst meinen Oberarm dabei so fest zusammen, dass es fast schon schmerzt.

„Komm mit mir! Ich muss dich spüren … Bitte, komm mit“, fleht er mich an. Seine Stimme reißt mich aus meiner Trance. Mir wird klar, wie ich mich gerade benommen habe. Ich spüre das Brennen der Scham auf meinen Wangen. Und ich sage nichts. Ich fühle seine Wärme auf meinem Körper, aber auch die Kälte der Wand, die sich in meinen Rücken bohrt und mich an die Realität erinnert, die ich bisher ausgeblendet habe. Ich kenne diesen Mann nicht. Er ist ein Wildfremder, der mich bittet, mit ihm zu gehen.

Ich kann das nicht tun!

„Es tut mir leid … Ich kann nicht“, höre ich mich sagen, aber es klingt, als wäre ich mir nicht sicher, denn das bin ich auch nicht. Dennoch löse ich mich von ihm und laufe weg.

Kapitel 4

Anna, 2016

„Was soll das heißen, ich komme da nicht mehr raus?“

„Der Vertrag ist unterschrieben. Was ist denn los? Du bist doch sonst immer so zuverlässig.“

Eine Erinnerung, die ich nicht brauche. Ich weiß, wie ich bin. Das muss mir meine Verlagsbetreuerin Linda nicht auch noch unter die Nase reiben. Der faule Kompromiss meines Lebens ist nichts, was ich je vergessen könnte. Und zu allem Überfluss gelte ich im Verlag auch noch als zuverlässig.

Im ersten Moment klingt das, als wäre es etwas Gutes. Doch eigentlich heißt es, ich gebe mich zufrieden und bedanke mich auch noch dafür, indem ich Jobs annehme, die ich eigentlich nicht machen möchte, und erledige sie auch noch so gut, dass ich ständig bei den gleichen Aufträgen lande. Ein Teufelskreis, der mir gerade jetzt zum Verhängnis wird. Noch mehr als sonst. Linda hat es mit einem Satz klargemacht. Ich komme aus dem Buchvertrag mit Fiedler Glas nicht heraus. Keine Chance. Verdammt. Ich kann nicht mit Paul zusammenarbeiten. Ich kann ihn nicht wiedersehen. Nicht ihn.

„Anna? Bist du noch dran?“

„Ähm … Ja, klar. Ist schon okay. Es … ich hatte nur kein so gutes Gefühl.“ Eine lahme Ausrede, aber mehr werde ich nicht zugeben. Ich kenne Linda zwar seit Jahren, aber ich würde nicht sagen, dass wir Freunde sind. Außerdem gehöre ich nicht zu den Menschen, die gleich jedem seine geheimsten Gedanken mitteilen, jedenfalls nicht mehr. Meine Gedanken und Gefühle gehören mir. So halte ich das. Zugegeben, das bringt einem nicht gerade viele Freunde ein, aber auf lange Sicht erspart es zumindest Enttäuschungen.

„Was genau meinst du?“, bohrt Linda nach. Sie wirkt verwirrt, was ich ihr nicht mal verdenken kann. Schließlich habe ich noch nie angerufen, um aus einem Vertrag entlassen zu werden. Nicht mein Stil. Normalerweise jedenfalls.

„Nichts … Es gab nur ein unangenehmes Missverständnis mit dem Fotografen. Nichts Dramatisches. Ich kriege das hin.“

Das Problem daran, wenn man gut darin ist, andere nicht in sich hineinsehen zu lassen, ist, dass man irgendwann seine eigenen Lügen glaubt. Im Moment rede ich mir ein, dass ich das schon hinkriegen werde und meine Gefühle in Pauls Nähe nur besser kontrollieren muss. Das kann ich inzwischen so gut, dass ich einen Mann kennenlerne, einen wie David, und nicht einmal selbst weiß, ob ich etwas für ihn empfinde. Doch die Tatsache, dass ich sofort wieder etwas für Paul gefühlt habe, sagt mir, dass David wohl ab sofort auf der Liste der Freunde einzuordnen ist. Und dass mir das nicht das Geringste ausmacht, macht deutlich, dass es zwischen ihm und mir sowieso nie funktioniert hätte.

Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich ausgerechnet ihm wiederbegegnet bin. Paul …

Verdammte Zufälle im Leben. Oder vielleicht stimmt es, was man sagt, und Wien ist ein Dorf. Egal, wie viele Menschen dort leben, es ist nicht so groß, wie es scheint. Oder … Nein, das ist völlig absurd. So etwas wie Schicksal gibt es nicht.

Zum ersten Mal seit langer Zeit verspüre ich das Bedürfnis, mich einer guten Freundin anzuvertrauen und Rat bei ihr zu suchen. Dumm nur, dass ich im Moment gerade mal zwei Menschen habe, auf die diese Bezeichnung zutrifft. Katja, die ich während des Studiums kennengelernt habe, ist eine davon. Sie war damals die Einzige, von der ich sagen kann, dass ihre Freundschaft keine Schönwetterangelegenheit war. Sie hat mir, zu einer Zeit in meinem Leben, als ich drohte, mich selbst zu verlieren, bedingungslos beigestanden, als alle anderen langsam verschwanden. Das werde ich ihr nie vergessen. Leider arbeitet sie für ein Reisemagazin und ist daher nicht oft in der Stadt. Die andere Freundin, die ich wirklich so bezeichnen kann, ist Cami. Wir kennen uns nicht besonders lange. Aber als wir uns im Verlag begegnet sind, kamen wir sofort ins Gespräch. Es war jener seltene Fall von spontaner und gegenseitiger Sympathie, die aus zwei fremden Frauen Freundinnen macht. Wir sind beide kreativ tätig, ich als Autorin und sie als Grafikerin. Das verbindet und schafft eine gemeinsame Basis. Ihre Ehrlichkeit und ihre Offenheit schätze ich sehr. Und auch wenn es Dinge gibt, die ich ihr nicht sage, weil ich sie lieber für mich behalte, gibt es niemanden, mit dem ich sonst über eine Situation wie diese reden möchte, wenn ich überhaupt drüber sprechen will.

„Linda, hör zu! Vergiss einfach, dass ich angerufen habe. Das war alles nur ein dummes Missverständnis. Ich habe überreagiert. Kommt nicht mehr vor“, versichere ich ihr.

„Okaaay.“ Mein plötzlicher Schwenk von Entlass-mich-aus-dem-Vertrag zu Alles-halb-so-wild irritiert sie.

„Aber, wenn es wirklich ein Problem gibt, weißt du ja, dass du dich an mich wenden kannst.“

„Ja, das weiß ich.“ Dennoch werde ich es nicht tun. Andere um Hilfe zu bitten ist nicht gerade eine meiner Stärken, und hätte ich nicht absolute Panik, Paul wiederzusehen, wäre ich nie so weit gegangen, um eine Vertragsauflösung zu bitten. Ich hasse es, welche Macht dieser Mann über mich hat. Immer noch. Dabei kenne ich ihn eigentlich nicht, abgesehen von den Stunden dieser Nacht vor fünf Jahren.

Nein, ich werde nicht daran denken!

„Ich muss jetzt auflegen. Sobald das Buchkonzept endgültig steht, schicke ich dir das Exposé und ein paar Entwürfe.“

„Gut. Ich freue mich schon drauf. Und Anna?“

„Ja?“

„Du solltest es nicht so schwernehmen. Es werden andere Projekte kommen.“ Ich atme tief durch und schließe kurz die Augen.

„Ja, ich weiß“, sage ich, obwohl ich nicht mehr wirklich daran glaube. Zu oft habe ich den Fehler gemacht, zu hoffen, und bin bitter enttäuscht worden.

„Bis dann!“

Linda legt auf, und ich bin froh, dass ich in der nächsten Zeit nur per Mail mit ihr kommunizieren muss. Ich möchte von ihren nett gemeinten Durchhalteparolen für eine Weile verschont bleiben. Wie ich mein Glück kenne, meint sie einen weiteren Ghostwriter-Job, die ich inzwischen genauso sehr hasse. Mein letzter Buchauftrag steckt gerade in den finalen Zügen und die Überarbeitung ist ein einziger Kampf. Wenn ich schreiben könnte, was ich wollte, würde ich niemals die Geschichte einer Erbin aus einem deutschen Adelshaus zum Thema meines Romans nehmen. Armes, reiches Mädchen, mit dem ich drei Monate meines Lebens verschwendet habe. Ein Schaudern unterdrückend beschließe ich, die Überarbeitung dieses Manuskripts zu verschieben und lieber Cami anzurufen. Als sie beim dritten Ton bereits rangeht, hellt sich meine Stimmung merklich auf.

„Anna. Schön, von dir zu hören.“

Camis freundliche Stimme erinnert mich an ihr hübsches Lächeln und ihre hellen strahlenden Augen.

„Danke. Gleichfalls. Wie geht’s dir?“

„Ich kann nicht klagen. Die Arbeit läuft gut. Connor ist wieder mal auf Reisen, kommt aber morgen endlich zurück.“ Ich lache, als ich die Erleichterung darüber höre.

„Ihr zwei haltet es nicht lange ohneeinander aus, was?“, ziehe ich sie auf. Zwar habe ich Connor bisher noch nicht persönlich getroffen, aber Camis Erzählungen zufolge ist er der Mann ihres Lebens. So etwas soll es geben. Zumindest für manche von uns. Andere haben dafür Ex-One-Night-Stands, die unpassenderweise in der Gegenwart auftauchen.

„Stimmt. Und ich möchte es gar nicht anders haben.“ Sie kichert in den Hörer.

„Gibt es einen Grund, warum du anrufst, oder vermisst du nur unsere stundenlangen Gespräche?“ Jetzt bin ich es, die schnaubend lacht.

„Beides. Ich hoffe ja immer noch, du verrätst mir deinen Trick, wie du es geschafft hast, in deinem Alter ein eigenes Grafik-Unternehmen erfolgreich zu führen. Aber du sagst immer nur, dass du Glück hattest und die richtige Gelegenheit aufgetaucht ist. Das hilft mir nicht weiter.“

„Aber so war es nun mal. Außerdem verdrehst du jedes Mal die Augen, wenn ich dir sage, dass es an der Arbeit für Connors Agentur liegt. Obwohl es nichts damit zu tun hat, dass ich mich dabei in ihn verliebt habe.“

„Weil ich weiß, wie gut du bist. Und das hat nichts mit deinem erfolgreichen Freund zu tun“, lasse ich sie wissen. Denn es ist die Wahrheit. Cami ist als Grafikerin einfach fantastisch. Die Cover, die sie für den Verlag macht, sind unvergleichlich. Bisher hat sie nur ein Cover für eines meiner Projekte gemacht, aber das Buch wurde dadurch wahnsinnig aufgewertet. Wenn ich je das Glück habe, meinen eigenen Roman zu veröffentlichen, würde ich mir ein Cover von Cami dafür wünschen. Sie weiß von meinem Traum, Romane zu schreiben, der mir immer mehr zu entgleiten droht. Deshalb drängt sie mich, mehr daran zu arbeiten und füäö