Die Legende der Schatten
Alina Elisabeth Struck
Für Elisabeth
Leben ist das Wertvollste, was ein Mensch besitzt, und bloß leben, um es zu tun, ist nicht gleich Leben.
Immer wenn mich jemand gefragt hat, worüber das Buch handelt und ob ich etwas über das Buch erzählen könne, habe ich gesagt, dass ich es nicht kann. Denn dieses Buch muss man lesen, um es zu verstehen. Dieses Buch kann man nicht mit wenigen Worten beschreiben. Man muss die Ereignisse verstehen und vielleicht auch fühlen, damit man versteht wie gut es uns doch eigentlich geht. Ich möchte, dass man nach diesem Buch die Dinge in seinem Leben vielleicht ein bisschen mehr schätzt. Denn leben und leben zu dürfen ist etwas Einmaliges, was manche Menschen nicht einsehen wollen.
Mein Blick schweifte über das endlose Meer. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich genoss alle Klänge um mich herum. Ich fühlte mich frei und mächtig. Als ich meine Augen wieder öffnete, richtete sich mein Blick auf eine kanarische Insel, die in der Ferne aus den Wellen emporragte. Ich sog die frische Meeresluft ein, sie war kalt und roch salzig. Die Wellen klatschten hart unter mir an den Felsen ab. Ich saß auf einem Felsvorsprung, einer Art Klippe. Meine Hände waren schon fast taub, weil ich mich mit einer enormen Kraft festhalten musste. Diesen Ort hier kannten nur mein Bruder und ich. Niemand anders durfte davon erfahren, sonst würde man uns womöglich für verrückt halten. Man musste von unserem Garten aus einen speziellen Weg durch das Gebüsch gehen. Dann kam man hierhin. Hier war mein Lieblingsplatz, hier saß ich immer, wenn ich allein sein wollte, nachdachte oder die Zeit totschlagen wollte. Ich war gleich heute nach der Schule hier hingekommen. Dieser Ort, hoch oben auf der Klippe, war aber auch gefährlich. Man musste hier ganz ruhig sitzen, durfte sich kaum bewegen, weil man sonst viele Meter hinab in die eiskalten Wellen stürzen würde. Dann wäre man endgültig verloren. Und ich hatte keine Lust mit meinen fünfzehn Jahren an einem Klippenabsturz zu sterben. Ich zog die Nase kraus, während mein Blick immer noch irgendwo auf dem Meer festhielt. Das Rauschen des Meeres, das Kreischen der Möwen weit in der Ferne und der salzige Wind, der mir in den Haaren wehte, all das liebte ich so sehr. Hier ging es mir einfach wunderbar. Allmählich wurde ich aber müde. Schließlich saß ich hier schon eine ganze Stunde und ließ meine Gedanken schweifen. Also beschloss ich, wieder zurückzugehen, zu meinem neuen Haus, in das ich vor kurzem mit meiner Familie eingezogen war. Ganz, ganz vorsichtig stand ich auf, wenn ich jetzt einen Fehltritt machte, wäre dies mein Ende. Doch ich hatte es geschafft. Seufzend warf ich noch einen letzten Blick auf den Atlantik. Dann verschwand ich in dem Gestrüpp. Ich musste ab und zu meinen Kopf einziehen, aufgrund der hinunterragenden Äste. Ich musste auch oft ausweichen, weil stachelige Pflanzen auf einmal mitten im Weg standen. Am liebsten hätte ich laut losgeschrien, als ich einen wuchtigen trockenen Busch links neben mir übersehen hatte. Die Stacheln zerkratzten meinen ganzen linken Unterarm. Mist! Ich blutete ein wenig, aber ich vergaß einfach den Schmerz, denn schließlich war ich nicht eine von diesen Mädchen, die sich so sehr anstellten, wenn sie sich wehtaten. Hastig strich ich mir über meinen Unterarm und versuchte, den Rest des Weges heil zu überstehen. Es piksten mich keine Stacheln mehr, denn ich passte ganz genau auf. Dann wurden die Pflanzen immer dichter und endlich, als ich den letzten Busch beiseite drückte, stand ich in unserem Garten. „Geschafft“, murmelte ich leise. Ich warf noch einen letzten Blick auf meinen Arm, so schlimm war es nun wirklich nicht. Dann ging ich durch die Terrassentür hinein in die Küche. Dort wartete meine Schwester schon am Esstisch. Als sie mich sah, sprang sie auf. „Gracy, ich muss dir unbedingt etwas erzählen“, stieß sie leise hervor. Ihre Stimme klang eigenartig nervös. Sie schaute sich suchend im Raum um und jetzt erst bemerkte ich die Angst, die ihr wie ins Gesicht geschrieben stand. Doch ich konnte nicht antworten, denn meine Mutter kam fluchend die Treppen hinunter. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem Dutt mit einer Klammer nach oben gesteckt. „Du weißt ganz genau, dass wir heute zum Reiterhof fahren wollen, um zu sehen, wie es euch dort gefällt.“ Ich nickte heftig mit dem Kopf. „Ja, ja ich weiß“, sagte ich rasch. Ich rannte die Treppen hoch, hinauf zu meinem Zimmer, um mich so schnell wie möglich umzuziehen. Die Sache mit dem Reiten hatte ich total vergessen und, um ehrlich zu sein, hatte ich auch keine wirkliche Lust zum Reiten. Aber ich wollte meiner Schwester einen Gefallen tun. Wir waren nicht nur umgezogen, jetzt sind wir auch auf anderen Schulen. Meine Schwester hatte nicht wirklich neue Kontakte geknüpft. In ihrer Klasse waren viele Jungen, die sich nur für Fußball interessierten. Die Mädchen grenzten Price total aus. Also wollte wenigstens ich etwas für meine Schwester tun und für sie da sein. Schließlich machte so ein Nachmittag auf einem Pferd Spaß. Außerdem hatte ich heute einen stressigen Schultag hinter mir.
„Und wo warst du übrigens schon wieder? Wir haben dich überall gesucht“, fragte meine Mutter mich, als ich angezogen wieder die Treppen hinunterkam. Wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich auf einer Klippe gesessen habe und das fast jeden Tag tue, würde sie mich wahrscheinlich umbringen. Deshalb war es ja auch das Geheimnis von mir und meinem großen Bruder Nick. Mir und Nick zuliebe lächelte ich bloß verschmitzt, ohne ihr zu antworten. Zum Glück fragte sie auch nicht weiter nach.
Meine Mutter fuhr schnell die Autobahnabfahrt hinunter. „Jetzt sind wir deinetwegen mal wieder spät dran“, meckerte sie herum. Ich warf einen Blick nach hinten zu meiner Schwester, die bloß schmunzelte. Sie schmunzelte immer, wenn meine Mutter schimpfte. „Mom, reg dich doch nicht so auf!“, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich warf den Blick nach draußen aus dem Fenster. Die Landschaft wurde immer grüner, je höher wir fuhren. „Meinst du, da oben ist es kalt?“, fragte ich und lenkte somit hervorragend vom Thema ab. Meine Mutter zuckte die Achseln. „Wer weiß. Es ist ja schon vier Uhr. Hast du dir wenigstens noch eine Jacke mitgenommen?“, fragte sie mich. Als sie die Kupplung betätigen wollte, blieb ihr Blick an meinen zerkratzten linken Arm hängen. „Was ist das denn?“, fragte sie empört. Ich wurde rot. „Ist im Gebüsch passiert“, sagte ich, womit ich eigentlich nicht log. Aber natürlich kaufte mir meine Mutter so etwas nicht ab. Denn schließlich verwendete jeder diese Ausrede, wenn er sich einmal ritzte. Sie sah mich ernst an, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Straße. „ Hast du einen Grund dafür, Grace?“ Die Empörung meiner Mutter verschwand auf einmal ganz und ich hatte für einen Moment das Gefühl, dass sie sich wirklich große Sorgen machte. Ich seufzte nur: „Mom, bitte, ich hab so etwas doch gar nicht nötig. Ich war im Gebüsch und da sind überall Dornen und Stacheln. Außerdem bin ich fünfzehn und weiß sehr wohl mit meinen Problemen umzugehen.“ Meine Mutter schüttelte mit dem Kopf, während ihr Blick fest auf der Straße hing. „Grace, ich sehe doch ganz genau, was du gemacht hast. –Sie hielt kurz inne.- Aber wieso? Wirst du in der Schule gemobbt?“ Ich konnte meine Mutter schon verstehen, schließlich hatte sie Bedenken, dass ich an der neuen Schule nicht gut ankam, aber das tat ich. Ich hatte schon viele nette Leute kennengelernt und ich hatte keinen Grund, mich zu ritzen. Niemals, denn schließlich war mein Leben geradezu perfekt. Außerdem hörte es sich wirklich nicht glaubwürdig an, dass das im Busch passiert war. Aber ich log meine Mutter nicht an. Meine kleine Schwester auf der Rückbank verstand gar nicht, worüber wir redeten. Verflixt, wie sollte ich meiner Mutter weismachen, dass ich Recht hatte? Doch ehe ich mir etwas ausdenken konnte, sagte sie: „Da sind wir.“ Sie setzte noch leise hinterher: „Nachher reden wir mit deinem Vater darüber.“ Ich verdrehte bloß die Augen, als ich ausstieg. Jetzt war mir die Lust auf das Reiten vergangen. Wieso musste ich mich für etwas rechtfertigen, was ich nicht getan habe? Ich wollte wieder auf der Klippe sitzen, meine Gedanken baumeln lassen und einfach sorgenfrei sein. Wir klingelten an der Haustür des großen Gebäudes. Price war so aufgeregt, dass sie von einem Fuß auf den anderen trat. Als sie endlich ruhig stehen blieb, strich ich ihr über das braune, ellenlange Haar. „Schon aufgeregt?“, fragte ich, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte. Dann strahlte sie bis über beide Ohren. Meine Mutter untersuchte gerade die schöne Klingel des Hauses, aber ich wusste genau, dass sie Null Interesse an der Klingel hatte, sondern nur Blickkontakt mit mir vermeiden wollte. Dann ging die Tür auf. Im Türrahmen stand eine große, schlanke Frau. Sie war um einen ganzen Kopf größer als meine Mutter. Ihre braunen Haare waren zu einem etwas kürzeren Haarschnitt geschnitten. Auf der Nase trug sie eine schwarze, viel zu große Brille. Sie erinnerte mich ein bisschen an eine Studentin, die jedoch etwas gealtert war. „Hallo!“, begrüßte sie uns lieb. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf, womit sie mir sofort sympathisch war. „Hallo, ich bin Jane, wir hatten telefoniert.“ Meine Mom gab ihr einen rechts- links -Kuss. „Ich bin Theresa und ihr?“, fragte sie mich und meine Schwester. „Ich bin Grace.“ „Ich bin Price“, sagte meine Schwester ein wenig schüchtern. Meine Schwester war an sich oft schüchtern gegenüber fremden Leuten. Trotzdem strahlte sie immer noch. „Nett, euch kennenzulernen. Kommt, wir gehen rein. Ich hab schon einiges vorbereitet“, sagte sie lieb, dabei machte sie eine Handbewegung, als wolle sie uns die Richtung weisen. Wir traten durch die Haustür in einen ziemlich kleinen Flur. Ich hatte eigentlich einen riesigen Flur mit einer prachtvollen Wendeltreppe erwartet, wegen der Größe des Gebäudes. Doch von Innen schien das Haus anscheinend geschrumpft zu sein. Außer einer Garderobe, einer aus holzgeschnitzten Tür und einer Treppe, die nach oben führte, gab es hier in dem Flur nichts. Wir gingen durch die Holztür und traten in eine ebenso kleine, weiße Küche. Sofort strömte mir der Geruch von Kaffee und Kuchen in die Nase. Nachdem uns Theresa gebeten hatte, uns hinzusetzen, nahmen wir an dem Küchentisch Platz. „Ich dachte mir, dass ihr vor dem Reiten noch eine kleine Stärkung braucht“, sagte sie schmunzelnd, während sie zwei Kuchen auf den Tisch stellte. „Lecker“, murmelte ich. Ich betrachtete die zwei Kuchen. Das brauchte ich jetzt, denn es kam selten dazu, dass meine Mutter so etwas backt, weil sie nicht gerade das Talent dazu hat. Oft ging etwas beim Backen schief. Einmal - an Weihnachten - hatte sie versucht, Plätzchen zu backen, war aber so abgelenkt vom ganzen Weihnachtstrubel, dass sie stundenlang die Plätzchen im Backofen vergessen hatte. Das Ganze war in einem reinen Chaos geendet, denn sie waren so kohlrabenschwarz gewesen, dass man sie natürlich nicht mehr essen konnte. Meine Mutter hatte die Schuld natürlich auf uns geschoben, weil wir sie ja angeblich sehr abgelenkt hatten. „Hoffentlich reicht das für uns alle“, sagte Theresa nachdenklich. Ich dachte, sie würde einen Scherz machen, aber sie schien es ernst zu meinen. „Natürlich wird das reichen“, sagte meine Mutter und bedankte sich bei ihr. Theresa schenkte meiner Mutter und sich selbst Kaffee ein. Ich nahm mir ein Stückchen von dem Schokoladenkuchen, während Theresa mich fragte, ob ich auch Kaffee wolle. Ich lehnte dankend ab, denn ich hasse Kaffee wie die Pest. Allein der Geruch war unerträglich. Es war ganz leise, als wir aßen, denn es schmeckte umwerfend. Als ich meinen Kuchen aufgegessen hatte, kam jemand zur Tür herein. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss und ich knallrot wurde. Der Grund, wieso ich rot wurde, war ein sehr, sehr gutaussehender Junge. Er war vielleicht ein zwei Jährchen älter als ich. Eventuell so alt wie mein Bruder Nick. „Hey“, sagte er, während er sich durch die dunkel braunen Haare fuhr. Meine Schwester kippelte aufgeregt auf dem Stuhl hin und her. „Können wir jetzt gehen?“, fragte sie. Der Typ lächelte sympathisch. „Natürlich“, sagte er. Er sah einfach hinreißend aus. „Das ist mein Sohn Jamie“, stellte Theresa ihn uns vor. Jamie kam ein wenig auf uns zu: „Heute werde ich mit euch ein bisschen reiten.“ Ich stand auf, dabei blieb mein Blick immer noch an ihm hängen. „Dann lasst uns mal“, sagte ich bestimmend. Price sprang auch auf und jubelte: „Au ja.“ „Dann bis nachher“, sagte Jamie und zwinkerte den beiden Frauen, die am Küchentisch saßen, zu. Zu dritt gingen der gutaussehende Jamie, die aufgeregte Price und ich durch eine Tür ins Wohnzimmer und durch eine weitere Tür ins Freie. Wir standen nun in einem riesigen Innenhof. Es roch nach Pferdeäpfeln und frischer Landluft. Ein Pferd stand an einem Pfahl angebunden und scharrte aufgeregt mit den Hufen. Das Kopfsteinpflaster und das Hufgescharre ergaben einen so schönen Klang, dass es mich wieder an meine Kindheit erinnerte. „Einfach nur schön“, murmelte ich. „Da ist ja der Stall“, sagte Price neben mir. Sie hatte Recht. Ein großer Stall war auch da. „Ja, und hinter dem Stall sind die Weiden. Wir holen die Pferde von der Weide, dann könnt ihr sie alleine fertig machen.“ Price quiekte und sie lief vor. Nun stand ich allein mit dem super gut aussehenden Jamie da. Wir gingen meiner Schwester hinterher. Nach einer Weile sah ich ihn an. „Mein Name ist Grace“, sagte ich ein wenig schüchtern. Er lächelte charmant. „Bist du schon mal geritten?“, fragte er. Ich nickte. Als ich kleiner war, lernte ich reiten auf dem Pony meiner Freunde. Ich liebte reiten, aber Reiten war nicht mein Leben. Ich könnte auch ohne Pferde auskommen, aber sie gaben mir immer so eine bestimmte Energie. „Ja, schon sehr oft“, gab ich ihm zu verstehen. Am Gatter hielten wir inne. Meine Schwester betrachtete gerade die schönen Pferde auf der Koppel. Da schaute er mir ganz, ganz fest in die Augen. Ich wollte wegschauen, doch es klappte nicht. Er hatte mich so in den Bann gezogen, dass ich noch nicht einmal atmen wollte. Nach einer Ewigkeit wandte er dann den Blick ab. Ich biss mir auf die Unterlippe. Oh Gott, war er hübsch, dachte ich die ganze Zeit. Als er durch das Gatter ging, um die Pferde für mich und Price zu holen, blieb ich immer noch wie angewurzelt stehen. Mein Blick wanderte über die vielen Felder, den grünen Wald, die Berge. Hier oben war die Natur zu Hause. Das Gras wehte hin und her. Als Jamie mit den Pferden kam, strich ich mir eine blonde Strähne aus meinem Gesicht, um möglichst gut auszusehen. Dann nahm ich eines der Pferde am Strick. Price kam angezischt. „Auf welchem reite ich?“, fragte sie Jamie aufgeregt. „Wir schauen gleich mal, okay?“ Price nickte heftig mit dem Kopf. Wir führten die Pferde in den Innenhof, dort säuberten wir die Hufe. Als wir die Pferde striegelten, roch es so schön nach Pferd, dass ich wieder ins Träumen geriet. Dann führten wir die Pferde in die Reithalle. Jamie half mir beim Aufsteigen. Beim ersten Mal klappte es nicht und ich lachte laut los. Auch er musste lachen. Price stand daneben und schmunzelte ebenfalls über ihre ungeschickte große Schwester. Ich hatte mich echt ungeschickt angestellt, aber beim zweiten Mal saß ich endlich hoch oben auf dem Pferd. Es war so riesig, dass ich ein wenig Angst bekam. Aber ich tat einfach so, als wäre ich ein Profi in Sachen Pferde, und ritt vorbildlich los. Ich sog die Luft der Reithalle ein. Es roch herrlich nach Sägespänen, doch plötzlich wurde mir ziemlich übel. Im ersten Moment dachte ich, dass ich doch zu viel Kuchen gegessen hatte. Oder war ich vielleicht so angespannt und nervös, weil ich vor Jamie, einen attraktiven jungen Mann ritt?
„Jetzt tut mir alles weh“, meckerte ich, während ich an dem Halfter in meiner Hand spielte. Jamie schloss die Box von dem Pferd, auf dem ich geritten war. Dann nahm er mir das Halfter ab und hängte es an einen Haken, der rechts neben der Boxtür war. „Jetzt schon?. – verwundert sah er über seine Schulter zu mir.- Das gibt einen schönen Muskelkater“, stellte er dann schmunzelnd fest. Ich quälte ein Lächeln aus mir heraus. Gemeinsam gingen wir die Stallgasse hinunter in den Innenhof. „Das ist der Nachmittag aber wert gewesen“, stellte ich fest. Er fuhr sich mal wieder durch das dunkle Haar. „Na das stimmt. Hauptsache, ihr hattet Spaß.“ Ich nickte übertrieben und wir beide gingen zum Auto meiner Mutter. Die wartete schon mit meiner Schwester. Ich verabschiedete mich von Jamie. Mit einem raschen Winken, das eher an Theresa gerichtet war, als an Jamie, hievte ich mich auf den Beifahrersitz. Jamie dachte, die nette Geste wäre an ihn gerichtet, also winke er heftig zurück. Für mich war das ein klares Zeichen, dass er mich mochte. „Na, wie war es?“, fragte meine Mutter mich sofort, als ich mich auf den Beifahrersitz plumpsen ließ. „Wunderbar“, sagte ich bloß. Die ganze Fahrt über plapperte Price an einem Stück. Sie erzählte von den Übungen, die wir alle gemacht hatten. Ich war aber mit den Gedanken ganz woanders, nämlich bei Jamie. Er war super sympathisch zu mir gewesen. Einfach nur hinreißend. Aber er war sehr perfekt. Fast schon zu perfekt. Ungeschickt versuchte ich mir einen Zopf zu machen. „Kommen wir öfters hierhin?“, fragte ich sie. Da schaute meine Mutter mich überrascht an: „Grace, du weißt schon, dass du heute erstmal mitsolltest, um zu testen, ob es für deine Schwester wirklich was ist. Es war nicht die Rede davon, dass du jede Woche mitgehst zum Reiten. Das wird viel zu teuer und übrigens geht die Schule erstmal vor.“ Ich verdrehte die Augen. Das hieß, ich durfte Jamie nicht jede Woche sehen. Denn auf meiner neuen Schule hatte ich ihn kein einziges Mal gesehen, was bedeutete, dass er auf eine andere ging. Dafür hatte ich einen Jungen namens Brad auf meiner Schule. Einer der beliebtesten Jungen. Jamie war wirklich kein Vergleich zu ihm. Denn Brad war einfach unbeschreiblich. Hoffentlich würde ich ihn morgen auf dem Weg zur Schule im Schulbus sehen. Sofort brach ein Gefühlschaos in mir aus. Ich war glücklich und traurig zugleich.
Ich kam die Treppen hinunter. Barfuss trottete ich zu dem schon gedeckten Esstisch, an dem meine Familie geduldig saß. Ich setzte mich neben Price auf einen der Designerstühle, die meine Mutter extra hat anfertigen lassen. „Guten Appetit“, sagte ich fröhlich und überspielte somit, dass ich meine Familie hab warten lassen, obwohl sie mich schon zigmal gerufen hatte. Es war sehr still, aber nicht, weil sie sauer auf mich waren, sondern weil sie extremen Kohldampf hatten. Alle aßen eifrig, während ich mir das vorletzte Brot nahm. „Grace, wir wollten doch noch mal über die Sache mit deinem Arm reden“, sagte meine Mutter in die Stille hinein. Am liebsten wäre ich in den Erdboden versunken. Ich dachte, sie hätte es schon längst wieder vergessen. „Was für eine Sache mit dem Arm?“, fragte mich mein Dad. Ich stutzte herum. „Zeig es deinem Vater.“ Ich tat das, was meine Mutter von mir verlangte. „Was ist da passiert?“, fragte dieser bloß lässig, während er seine Spaghetti in den Mund stopfte. Bei uns in der Familie aß mein Vater meistens immer etwas anderes als der Rest. Wenn wir mal Hunger auf gekochtes Essen hatten, war ihm plötzlich nach Brot und heute war es genau umgekehrt. „Ich bin durch das Gestrüpp in unserem Garten gegangen und hab mich dann an den Stacheln der Pflanzen geratscht“, sagte ich nach einer Weile. Langsam nahm ich mir den Frischkäse, dann schmierte ich ihn dick auf mein Brot. Ich war ziemlich stolz, dass ich so auf dem Teppich geblieben war, denn schließlich war ich wütend und, wenn ich wütend war, wusste ich oft nicht, was ich sagte. Dann rutschten mir meist Wörter raus, die nichts für Price waren und ich kassierte dafür oft die Blicke meiner entsetzten Eltern. „ Glaubst du ihr das, Robert?“, fragte meine Mutter meinen Vater kritisch. Der schlürfte gelassen seine Spaghetti weiter. „Natürlich. Wann hat Grace uns schon jemals angelogen.“ Das stimmte. Ich log meine Eltern so gut wie nie an. Schließlich hatte ich keinen Grund dafür. Ich verstand mich hervorragend mit meinem Dad und mit meiner Mutter… na ja, manchmal. Meine Mutter war eher die, die alles kritisch betrachtete. Sie glaubte mir selten, was mein Verhältnis zu ihr nicht gerade einfacher machte. „Meinst du nicht, dass das anders passiert ist?“, fragte sie erneut ungläubig. Jetzt sah mein Vater mich an. „Grace, es stimmt doch oder? Du hast uns nicht angelogen?“ „Nein, nein, wieso sollte ich. Ich hab keinen Grund, mich zu ritzen, das ist mein Ehrenwort. Es ist draußen an dem Gebüsch passiert.“ Ich biss ein großes Stück von meinem Frischkäsebrot ab. „Siehst du, Jane.“ Meine Mutter jedoch schüttelte bloß mit dem Kopf. Sie mochte es gar nicht, wenn mein Vater Recht hatte. Dann sagte sie nichts mehr zu dem Thema, aber ich war mir sicher, dass sie meinen Dad noch einmal darauf ansprechen würde, wenn sie alleine waren. Ich schaute aus der Terrassentür nach draußen in die Dunkelheit hinein. Dann wechselte ich Blickkontakt mit meinem Bruder. „Was hast du heute Schönes gemacht?“, wollte ich wissen. Nick zuckte mit den Achseln. „Gezockt“, sagte er bloß grimmig. Mein Bruder gehörte zu den Jungen, die nach der Schule nichts Besseres zu tun hatten, als an einer Playstation zu hocken und ein Spiel nach dem anderen zu spielen. Außerdem hatte mein Bruder nicht besonders viel Gehirn. Ich stritt mich oft mit ihm über unnötige Sachen. Meistens hatte ich Recht und das konnte er nicht verkraften. Als wir alle fertig mit Essen waren, verschanzte ich mich oben in mein Zimmer. Hundemüde kuschelte ich mich auf das frisch bezogene Bett. Es roch nach Waschpulver, als ich meine Nase in den Bettbezug steckte. Als ich fast vor dem Einschlafen war vernahm ich leise Stimmen. Erst vermutete ich, dass es die Stimmen meiner Familie waren, die vom Esszimmer hinauf in mein Zimmer drangen. Doch sie summten leise und zart dicht neben meinem Ohr. Vielleicht war es Price die grade in mein Zimmer geschlichen war um noch etwas zu holen. Die Augen öffnete ich jedenfalls nicht, denn dafür, war ich zu müde.
Ich erhaschte einen kurzen Blick auf das Meer, als ich die Stufen zu unserem Haus hinunterstürmte. Beim Hinunterlaufen säuselte mir die kalte Morgenluft durch die Haare, es war frisch an diesem Morgen. Ich nahm eine Stufe nach der anderen. Als ich unten ankam, wehten die Blätter der Palmen, die im Vorgarten standen, hin und her. Heute war es nicht nur kalt, sondern auch windig. Mein Schulbus stand schon an der Straße und wartete auf mich. Meine Geschwister waren mal wieder eher, als ich aufgestanden, deshalb saßen sie wahrscheinlich auch schon längst im Schulbus. So ging es jeden Tag, obwohl man eigentlich von Nick erwarten könnte, dass er spät aufsteht. Doch ich war diejenige, die ein Morgenmuffel ist. Wie angetrunken stolperte ich ungeschickt die vorletzte Treppenstufe hinunter. Zum Glück verlor ich nicht ganz das Gleichgewicht, ansonsten wäre ich womöglich umgeknickt und hingefallen. Doch ich ruderte so heftig mit meinen Armen, dass ich mich noch in der letzten Sekunde fangen konnte. Als ich in den Schulbus kam, schauten mich einige Mädchen entsetzt an, andere musterten oder tuschelten über mich, was ich daran erkannte, dass sie unentwegt feindselige Blicke in meine Richtung warfen. Die Blicke lösten eine kleine Unruhe in mir aus. Sie taten auf einer komischen Art und Weise weh. Aber ich machte mir nichts daraus und versuchte sie wenigstens halbwegs zu ignorieren. „Versuch bitte morgen etwas pünktlicher zu sein“, der Busfahrer sah mich dabei eindringlich an, „auch wenn ich es dir jeden Tag sage. Ich hoffe irgendwann kapierst du es.“ Er zischte die letzten Worte so fies, dass ich zusammenzuckte. Ich pustete mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich kann es ihnen nicht garantieren.“ Ich warf ihm einen nicht gerade freundlich gemeinten Blick zu. Der Busfahrer strich sich seinen Bart zurecht. Schulterzuckend ging ich an ihm vorbei. Trotz meines Vorsatzes, abends pünktlich ins Bett zu gehen, um morgens schneller aufzustehen, hatte ich mal wieder vollkommen versagt und hatte verschlafen. Spät aufstehen kann ich eben gut. In der ganzen Menge suchte ich vergebens nach einem freien Sitzplatz. Mein Blick wanderte an ein paar bekannten Gesichtern vorbei, wie an dem meiner Schwester oder Nick. Doch zu meiner Enttäuschung gab es nur noch zwei freie Sitzplätze. Der eine war neben dem Mädchen aus der elften Klasse frei, die alle Leute immer abwertend ansah, besonders mich. Mila sagte, es liege daran, dass ich hübscher sei als sie. Ich war mir da gar nicht mal so sicher. Auch jetzt sah sie mich wieder mit ihrem grimmigen, aber irgendwie doch arroganten Blick an. Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein, neben ihr wollte ich ganz bestimmt nicht sitzen. Ich hielt nach dem anderen freien Sitzplatz Ausschau, der neben ihm war, neben Brad. Neben dem Typen, der einfach nur „Hammer“ war. Das einzige Problem war bloß, dass er wusste, dass er gut aussieht, was ihn aber eigentlich noch attraktiver machte. Da war aber noch ein viel größeres Problem, der beliebteste Junge der Schule hatte nämlich auch eine Freundin. Die meiner Meinung nach eigentlich nicht schlecht aussieht. Trotz alledem entschloss ich mich, ihn weiter gut zu finden. Genauso wie Jamie. Der aber, wie schon festgestellt, nicht mit Brad zu vergleichen war. Ich setzte mich in Bewegung und ging unsicher zu dem freien Platz neben ihm. „Darf ich?“ Bei dieser Frage setzte ich mein süßestes Lächeln auf. Er musterte mich mit seinen hellgrünen Augen, schaute wieder auf sein Handy und dann wieder zu mir. „Ja klar“, sagte er sympathisch. In meiner Brust machte mein Herz gerade einen Sprung. Vorsichtig setzte ich mich auf den Sitz neben ihm. Ich merkte, wie ich ein bisschen rot wurde. Das war offensichtlich ein sehr starkes Defizit von mir, denn es konnte nicht angehen, dass ich immer rot wurde, wenn ich einen attraktiven Jungen sah. Als meine Gesichtsfarbe wieder die normale Hautfarbe erreicht hatte, fuhr ich mir durch meine Haare. Vorsichtig sah ich in seine Richtung. Er tippte gerade auf seinem Handy herum. Dabei fielen ihm seine braun blonden Haare vor das Gesicht. „Und? Gefällt es dir auf der Schule?“, fragte er mich mit seiner rauen Stimme. Schnell schaute ich geradeaus und ignorierte ihn. Ein typischer Anfängerfehler von mir. Das war mir bei ihm schon des Öfteren passiert. Schon mehrmals hatte er mich auf dem Schulhof angelächelt oder mich kurz angesprochen. Ich hatte dann immer weggeschaut oder ihn abgewimmelt. Aber im Nachhinein hatte ich mich immer geärgert, also konterte ich: „Nett, dass du fragst. Ja eigentlich schon.“ Mit einem Lächeln schaute er dann wieder zurück auf sein Handy. Einige Sekunden, wenn nicht Minuten, saßen wir so nebeneinander. Ich wollte nicht, dass unser Kurzgespräch zu Ende ging, also versuchte ich ein Gesprächsthema zu finden: „Deine Augen sind grün, oder?“ Er strich sich durch seine braunblonden Haare, dann schaute er mich an: „ Ja, genau wie deine“. - Er kam etwas näher an mich heran und schaute mir dabei so fest in die Augen, dass ich am liebsten hinten herüber von meinem Sitz gekippt wäre. Dann schaute er kurz auf meine Lippen und ließ sich wieder gemütlich in seinem Sitz nieder- „Na ja, aber ich muss sagen, dass deine schöner sind.“ Verwundert sah ich ihn an. Viele Jungen hatten mich schon auf meine strahlenden grünen Augen angesprochen. Dann sah er leider wieder auf sein Handy. „Deine Augen sehen genau so gut aus wie du“, sagte er wie irgendein Macho, der nur den einen Spruch hatte, den er zu jedem Mädchen sagte. Aber für mich bedeutete das sehr viel. Schließlich war es ein Kompliment und ein Kompliment sollte man dankend annehmen. Ich lächelte zuckersüß. „Du weißt doch noch nicht mal, wie ich heiße.“ „Dann leg mal los. Wie heißt du?“ Brad schaltete sein Handy aus. Erwartungsvoll musterte er mich. „Grace.. äh…Miller. Ich bin 15.“ Er schmunzelte „Ich bin Brad Stewart, 16. Ich glaube, du weißt das schon, oder?“ Ich lachte, bevor ich weitersprach. „Ja, über dich wird viel geredet“, sagte ich und wartete auf seine Reaktion. „Außerdem bist du ein ganz schöner Frauenschwarm.“ Ich zupfte mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann sah er mich lange an, ohne etwas zu sagen. „Ja, das mag sein. Aber manchmal steigt einem das alles zu Kopf. Wenn man mal die eine angrinst, macht die sich wieder Hoffnungen. Dann sind manche wieder eifersüchtig, wenn ich mit einer anderen rede. Also, das ist nicht so leicht, begehrt zu sein. Vor allem wenn man vergeben ist.“ Ich zog eine Augenbraue nach oben. Mit dem, was er sagte, hatte er schon Recht, aber meinte er etwa mich damit? Meinte er, dass ich mir Hoffnung machen würde, weil er mit mir redete. Fassungslos sah ich ihn an. „Versteh das jetzt nicht falsch, Grace. Nur, ich glaube, du kennst das auch. Du bist doch auch ganz schön beliebt bei den Jungs.“ Jetzt schaute ich noch fassungsloser drein. „Ich bin was?“, fragte ich eher mich als ihn. War ich wirklich so angesagt? „Merkst du das nicht? Wie dich alle immer anschauen. Bei mir im Freundeskreis gibt es auch einige, die dich gut finden.“ Ich starrte geradeaus, um Blickkontakt mit ihm zu vermeiden. Aber ich merkte, dass er mich immer noch ansah. „Das wusste ich nicht“, murmelte ich. „Dann weißt du es jetzt.“ Er setzte das Lächeln auf, in das ich mich ein bisschen verknallt hatte. Und ich hatte mich auch ein wenig in seine nette charmante Art verguckt. In ihn. In Brad. Zwar war er manchmal etwas machohaft, aber machte ihn das nicht zu dem tollen Typen, der er war? Als wir zusammen ausstiegen, vermutete ich, dass er gemeinsam mit mir zum Schulgebäude gehen würde. Doch das tat er nicht, enttäuscht ließ ich den Kopf hängen. Brad schlenderte nach einem leisen Tschüss in Richtung einer Gruppe, die aus lauter gutaussehenden Jungen und einigen Mädels bestand. In meinen Augen waren sie bloß irgendwelche Mädchen, die versuchten mit Make-up wenigstens ein bisschen Markantes in ihr Gesicht zu bringen. Ich drehte mich im selben Moment zu ihm um, wie er sich zu mir umdrehte. Brad zwinkerte, ich lachte bloß kopfschüttelnd. So etwas würde mir niemand glauben noch nicht einmal Mila. Das ich irgendwann dazu kam, mit dem coolsten Jungen im Bus zusammenzusitzen und dann noch mit ihm zu reden. Das war ein starkes Stück, was mir erst mal jemand nachmachen musste. Kaum war ich mit Kopfschütteln fertig, lief ich auch schon direkt Mila in die Arme. Sie drückte mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. „Läuft da was?“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. Unauffällig schielte ich zu Brad hinüber, der schaute gar nicht her und redete bloß mit den vielen Mädchen und Jungen, die neben ihm standen. Ein Mädchen lachte übertrieben und legte Brad die Hand auf die Schulter. Dann sah ich Mila an, die sich gerade ihre schwarzen Haare zu einem Zopf nach hinten band. Ich mochte ihre Haare. Sie waren so schön lang und dick. Besonders um die Haarfarbe beneidete ich sie. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn lügen wollte ich schon gar nicht. Ich zucke dann einfach mit den Schultern, weil ich mich nicht entscheiden konnte. „Grace, die meisten stehen auf- sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter hinweg, auf Brad- ihn. Ist ja auch kein Wunder. Nur viele sind dann hinterher auch enttäuscht, weil sie nicht an ihn herankommen.“ Wieder zuckte ich mit den Achseln. „Findest du ihn echt so toll? Auf mich wirkt er fast ein bisschen eingebildet“, sagte ich nun. Ich konnte kaum fassen, was ich da gesagt hatte. Ich wusste selber, dass ich auf ihn stand und dass ich ihn toll fand, so wie er ist. Auch Mila schien das zu merken. Ihre hellblauen Augen funkelten mich an. „Mach dir nichts vor. Der Kerl hat dir den Kopf verdreht, sieh es ein. Ich meine, ist doch keine Schandtat. Nur pass auf, nicht dass er dir noch weh tut.“ Ich starrte auf das große Schulgebäude, das langsam näher kam. Ich wusste nicht, ob ich ihr zeigen sollte, dass sie klipp und klar Recht hatte. „Er hat eine Freundin.“ Jetzt zuckte Mila die Achseln. „Ach, mit der hat sich das bald gegessen, schließlich sprechen die beiden seit Tagen nicht mehr miteinander. Bald wird alles aus sein zwischen den beiden. Da bin ich mir hundert Prozent sicher.“ Mila sah mich mit ihren strahlend blauen Augen an. Dann brauchte sie nichts mehr zu sagen, denn es klingelte zum Schulbeginn. Schnell hetzten Mila und ich durch die große Tür in das Innere des Schulgebäudes. Dann eilten wir zur Klassentür hinein. Woher wusste Mila eigentlich, dass die beiden keinen richtigen Kontakt mehr hatten? Ich zog die Stirn kraus und ließ den Gedanken erstmal in meinen Hinterkopf rutschen. Meine alte Klasse vermisste ich nicht besonders, was daran lag, dass die Leute hier viel netter zu mir waren als in der anderen Klasse. Ich hatte auch schon einige „Freunde“. Mila war eine von ihnen, die eigentlich nicht so wie eine Freundin, sondern eher wie eine nette Nervensäge auf zwei Beinen war. Mila konnte mich manchmal ziemlich nerven, aber ich hatte sie trotzdem irgendwie gerne. Wer weiß, wenn das mit mir und Brad Potenzial hatte, dann würde ich vielleicht sogar bald einen Freund haben. Insgeheim wünschte ich mir das sehr. Doch da musste ich wieder an Jamie denken. Denn gestern war es wirklich schön mit ihm gewesen.
Im Klassenzimmer setzte ich mich mit Mila wieder in die hinterste Reihe. Unsere Biologielehrerin war zum Glück noch nicht da. Einige redeten zusammen, die anderen schrieben Hausaufgaben ab. Niemand bemerkte wirklich, dass wir beide hereinkamen. In der hintersten Reihe angekommen, setzten wir uns auf unseren Stammplatz. Hier hinten konnte man sich immer am besten unterhalten und der Tisch, an dem wir saßen, war der einzige saubere in diesem Raum. Gerade, als wir unsere Bio-Lehrerin erwartet hatten, kam Herr Professor Dr. Meckenheim herein. Ihm folgte diese hässliche Lehrerin, die ich schon ein paar Mal an der Schule gesehen hatte. Sofort verteilte sich eine negative Energie im Raum. Sie hatte graue Haare, die eng nach hinten zu einem Dutt gesteckt waren. Das ließ sie noch strenger wirken, als sie ohnehin schon mit dem dünnen Brillengestell auf der Nase aussah. „Ruhe bitte!“, raunte Herr Prof. Dr. Meckenheim. Alle stellten sich sofort hin, um die beiden zu begrüßen. Als wir uns wieder setzten durften, stupste ich Mila an, die total versunken über einem Buch hing. Bei der Begrüßung war sie nicht aufgestanden und sie hatte noch nicht einmal mitbekommen, dass unser Direktor eben gesprochen hatte. Ich verpasste ihr einen unsanften Stupser, der sie klappte das Buch zusammenklappen ließ. „Mann!“, schimpfte sie. Doch als sie sah, wer im Raum stand, erkannte sie den Ernst der Lage. Unser Direktor räusperte sich. „Also eure Biologielehrerin hat kurzfristig gekündigt und hat die Schule verlassen. Deshalb bekommt ihr eine neue Lehrerin.“ Er bedankte sich bei der Hexe, wie ich sie ab jetzt nannte, und schritt aus dem Zimmer. Mila machte große Augen „Ach du Schande, das kann ja heiter werden“, flüsterte sie mir zu. „Die Alte ist die schlimmste Lehrerin der Schule“, flüsterte sie weiter. Alle waren still, denn sie waren den Blicken der strengen Lehrerin ausgesetzt. Sie hatte noch kein Wort gesprochen, seitdem sie im Zimmer war. Sie sah uns bloß alle kontrolliert an. Dann setzte sie sich auf den Stuhl. „Buch aufschlagen, Seite 123 Nummer eins. Wer redet, geht raus, bekommt einen Verweis und sitzt nach. Ich habe meine eigenen Regeln, wer sie bricht fliegt ohne pardon von der Schule. Wer im Unterricht dazwischen redet oder mit seinem Nachbarn schwatzt, darf sich auf eine deftige Strafe gefasst machen oder bekommt von mir gleich eine Sechs für das Halbjahr eingetragen, verstanden. Wer meinen Unterricht nicht schätzt, darf seinen eigenen führen und zwar im Zimmer des Direktors.“ Sie schaute mich lange und innig an. Dann schlug sie lieblos das Buch auf, das sie auf dem Tisch liegen hatte. Ihre Stimme war ekelig kratzend und abweisend gewesen. Ihre Blicke waren abwertend und oberflächlich. Mein Bauch fing an zu rumoren. Wieso musste ich eigentlichen in den komischsten Momenten immer Bauchschmerzen bekommen? Auf einmal meldete sich ein Mitschüler von mir. Er war ein ziemlicher Trottel, aber die meisten mochten seine plumpen Sprüche und seine komischen Grimassen, die er zog, wenn er Aufmerksamkeit brauchte. Mila neben mir zog eine Augenbraue hoch. „Ja bitte?“, sagte die Lehrerin. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet. „Ich hab mein Biologiebuch nicht dabei“, raunte er. Ich klatschte mir die Hand an die Stirn. Wie dämlich konnte man eigentlich sein? Die Lehrerin, deren Namen ich immer noch nicht wusste, stand auf. „Wer hat außer ihm“, sie sah ihn stirnrunzelnd an, „hier vorne sein Buch nicht dabei?“ Einige Finger schossen in die Höhe. Meiner nicht, auch nicht der von Mila. „Alle raus!“, sagte sie spitz. „Wenn ihr das nächste Mal keins dabei habt, sitzt ihr alle beim Direktor. Ein Buch einzupacken ist ja wohl das Mindeste“, schnauzte sie herum. Als die sieben Schüler aus dem Zimmer waren, setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl und fuhr mit dem Unterricht fort. Ach du Schande, kritzelte Mila auf ein Stück Papier, das auf dem Tisch lag. Das konnte ja heiter werden.
Ich ging langsam die Treppen zur Veranda hinauf. Gerade, als ich klingeln wollte, rumorte mein Magen schon wieder. Ich legte meine Hand auf den Bauch. Vielleicht hatte ich etwas Schlechtes gegessen, fuhr es durch meinen Kopf, oder hatte ich vielleicht doch nur Hunger. Ich klingelte, wartete, dass mir jemand die Tür öffnete. Nach langem Warten und ungeduldigem Klingeln machte Nick sie auf. Er seufzte: „Du bist es nur, ich dachte schon, sie wäre es“, murmelte er, ohne mich keines Blickes zu würdigen. Er war drauf und dran, die Tür zu schließen, doch ich reagierte schnell und stellte rasch meinen Fuß in die Tür. „Lass mich gefälligst rein.“ Ich sprach das vorletzte Wort so giftig aus, dass er zusammenzuckte und die Tür wieder öffnete. Ich drängelte mich an ihm vorbei, doch dann hielt ich kurz inne. „ Sag mal, Nick, wen erwartest du eigentlich?“ Seine Augen funkelten voller Vorfreude. „Deine Freundin? Oder eine Freundin?“, sagte ich misstrauisch., „Meine Freundin.“ sagte er stolz. Ich runzelte die Stirn. „Kenn ich sie vielleicht?“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Ne, ich hab sie in der Stadt kennengelernt. Sie ist einfach perfekt“ Aha, eine neue Freundin. Seit ich zwölf war, musste ich mitansehen, wie mein damals vierzehnjähriger Bruder eine Freundin nach der anderen mit nach Hause brachte. Von dem Zeitpunkt an musste ich mich oft an neue Mädchen gewöhnen. Doch noch nie kam es dazu, dass er so offen über seine Freundin sprach und sie so verehrte. „Da hast du dich aber ganz schön in Schale geworfen was“, ich musterte ihn von oben bis unten. Und als ich an ihm vorbei ins Esszimmer ging viel mir seine Überdosis an Parfüm auf. Ob er wohl merkte, dass er wie eine Blume auf zwei Beinen roch? „Du stinkst.“ Stellte ich schmunzelnd fest. Mein Bruder zog die Stirn kraus: „Das kann doch gar nicht sein, ich hab doch grade genug Parfüm drauf gemacht.“ Genau das waren die Momente an denen außenstehende erkennen konnten, dass mein Bruder nicht unbedingt der hellste war. Lächelnd setzte ich mich zu Price an den Esszimmertisch. Die hatte unserer Konversation die ganze Zeit still gelauscht. „Sie müsste gleich kommen, also benehmt euch gut, ich will nicht, dass sie denkt, dass wir eine komische Familie sind.“ Meine Schwester lachte: „Eine komische Familie?“ Auch ich musste lachen. Nick holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank „Wieso lacht ihr denn so?“ Ich zuckte mit den Achseln. „Die beste Familie der Welt steht vor dir. Denkst du vollen Ernstes, wir würden dich blamieren? Ich glaube eher, dass du dich selbst blamieren wirst.“ Er verdrehte die Augen und ging zur Treppe. „Ich bitte euch, seid wenigstens halbwegs normal. Ich hoffe, das ist nicht zuviel verlangt.“ Mein Bruder tat so, als wären wir der Grund, wieso seine Beziehungen ständig missglückten. Aber normalerweise war eigentlich immer er derjenige, der es zum Scheitern brachte. Er schritt hoch in sein Zimmer. Erst als man hören konnte, dass er seine Tür geschlossen hatte, schaute mich Price an und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. „Er übertreibt aber“, stieß sie lachend hervor. Ich gab meiner Schwester oft Recht. Auch jetzt. „Stimmt! Aber wenn er unbedingt will, dass wir ihn nicht blamieren, dann muss sie ja echt super sein. Und er hat es auch selber gesagt. “ Price stocherte in ihrem Gemüse herum. „ Na ja, wer weiß. Vielleicht ist es aber wieder so eine, die nächste Woche nichts mehr von ihm wissen will“, fügte ich hinzu. Eine Weile saßen wir so schweigsam da. „Und wie war dein Tag, mein Engel?“, fragte ich sie lieb. Ihr huschte bloß ein leichtes Lächeln über die Lippen. „Nicht gut“, flüsterte sie. Sie schaute auf ihr Gemüse. „Also, Grace, ich wollte dir noch etwas erzählen.“, Sie stocherte weiter in ihrem Essen herum. Ich wurde ganz Ohr. – Manchmal sehe ist so Gestalten. Ich erkenne oftmals nur ihre Umrisse. Aber ich sehe sie nur, wenn ich alleine bin. Wenn ich alleine bin, dann erscheinen sie so wie aus dem Nichts. Plötzlich tanzen sie irgendwo an den Wänden und wenn jemand anders auftaucht, sind sie wieder weg.- Ihre kleinen Hände zitterten so stark, dass sie die Gabel losließ und sie klirrend auf den Tellerrand fiel.- Auch als ich am Reiterhof die Halfter in die Sattelkammer gebracht habe, sah ich sie an den Wänden tanzen, als Jamie hereinkam, waren sie wie von Erdboden verschluckt.“ Ich musterte sie eindringlich. Doch als ich nochmal alles, was sie da grade von sich gegeben hatte Revue passieren ließ musste ich nur mit dem Kopf schütteln. Schwachsinn wollte ich schon sagen, doch ich versuchte passendere Worte für meine kleine Schwester zu finden, damit ich sie beruhigen konnte. Ich überlegte mir gut, was ich sagen sollte. „Es kann nur Einbildung sein. Vielleicht sind es nur die Schattenumrisse von irgendwelchen Gegenständen.“ Price schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Gracy, es ist keine Einbildung. Sie tanzen auf und ab. Das kann kein gewöhnlicher Schatten von einem Gegenstand sein. Ich sehe sie oft, viel zu oft, um ehrlich zu sein. So langsam habe ich Angst vor ihnen.“ Ich grübelte. „Vielleicht haben Einbrecher oder Mörder etwas damit zu tun“. Ich merkte, wie Price zusammenzuckte, als ich Mörder sagte: „ Also ich meine, es gibt schon Einbrecher, die mit allen Tricks arbeiten. Vielleicht verfolgen sie uns, also im Moment dich.“ Ich konnte mir keine andere Erklärung dafür suchen. Es musste so sein. „Aber in der Schule?“, fragte sie verwirrt. Ich zuckte mit den Schultern. Auf diese Frage wusste ich wirklich keine Antwort. Natürlich war es eine seltsame Geschichte die mir meine Schwester auftischte, doch einen Grund für diese merkwürdigen Schatten musste es ja schließlich geben. „Wir müssen mit Mama darüber reden. Wir haben jetzt ja erstmal Wochenende und wenn du sie noch einmal siehst, werden wir Mama davon erzählen.“ Price schien zu überlegen. „Meinst du, es wäre gut, Mama etwas davon zu erzählen? Eventuell hält sie uns für bekloppt.“ Da hatte sie Recht - mal wieder-, aber ich hatte keine andere Erklärung für die Angelegenheit und diese Lösung schien die einzige zu sein. „Schatz, ich glaube, wir vergessen das einfach, und wenn du noch mal irgendwelche komischen Dinger siehst, dann sagst du mir Bescheid.“ Ich sah, wie ihr das salzige Wasser in den Augen stand. „Nicht weinen, Price, wir bekommen das schon hin.“ Sie lächelte „Danke, Gracy.“ Sie sah so niedergeschlagen aus. Wir hatten immer so viel Spaß zusammen. Sie steckte immer so voller Lebensenergie und jetzt saß sie da, stocherte immer noch in ihrem Gemüse und war einfach traurig. Sie fuhr sich durch ihre langen braunen Haare. Einbildung, dachte ich mir. Das konnte nur Einbildung sein. Schließlich waren sie mir noch nie aufgefallen. Vielleicht waren es ja auch Price Klassenkameraden, die sich einen Scherz mit ihr erlaubten. Ein lautes Schellen ließ mich aufschrecken. Ich eilte zur Tür und öffnete sie mit viel Schwung. Vor unserer Tür stand ein hübsches Mädchen mit braunen Haaren, es lächelte übers ganze Gesicht. „ Hey“, sagte die neue Freundin von Nick, sie umarmte mich und gab mir einen Rechts - links- Kuss. „Schön dich zu sehen. Du musst die Schwester von meinem Schatz sein.“ Ich stand verblüfft da. Sie sah sehr hübsch aus, dennoch schien sie um einige Jahre älter zu sein als ich. Sie war sehr stark geschminkt, was ich da erkennen konnte, dass ich bei dem Küsschen hier, Küsschen da ihren halben Lippenstift an meinen Wangen kleben hatte. „Du musst Nicks Freundin sein“, stammelte ich dann irgendwann. „ Hübsch sieht es hier aus“. Sie bewunderte unser neues Haus mit großen Augen. „Ja, die bin ich. Wo ist mein Schatz denn?“ In dem Moment, als sie die Frage stellte, kam der „Schatz“ die Treppen runter- gesaust. Sie fielen sich in den Arm und küssten sich. Nun hing die eine Hälfte des Lippenstiftes an meiner Wange und die andere Hälfte klatschte an Nicks Lippen. Jetzt war sie wenigstens an einem Teil ihres Gesichts nicht geschminkt. Misstrauisch sah ich sie an, als sie meinen Bruder ein weiteres Mal küsste. Sie war mir unsympathisch und sympathisch zugleich. Da ich mich nicht entscheiden konnte, in welche Kategorie ich sie stecken sollte, blieb ich bei dem Standpunkt, sie erstmal näher kennenzulernen, damit ich mir eine Meinung über sie verschaffen konnte. Gerade, als die beiden zum nächsten Kuss ansetzen wollten, unterbrach ich die Turtelei „Es wäre wirklich nett von euch, wenn ihr die Knutscherei kurz abbrechen würdet. Ihr könnt gleich oben damit weitermachen, aber zur Information, hier sitzt auch noch ein siebenjähriges Mädchen.“ Ich stand immer noch wie angewurzelt an der Eingangstür. Diese stand immer noch sperrangelweit auf. Die beiden musterten mich eindringlich, dann nahm Nick sie an der Hand und die beiden gingen nach oben. Es war echt ein Wunder gewesen, dass er sie nicht hoch getragen hatte. Ihm würde ich alles zutrauen. Ich holte mir etwas zu essen vom Herd und sagte dann :„Das ist also seine neue Freundin!“, dazu musste ich noch sagen, dass sie vielleicht sogar richtig nett war, aber das sagte ich Price nicht, ich wollte, das sie mich als ihre große Schwester mag und hübsch fand, nicht sie. War ich etwa eifersüchtig? „Aber jetzt iss auf, wir wollen doch stark sein, um die Einbrecher zu vertreiben.“ Da musste sie zum ersten Mal wieder richtig lachen. Ich lachte mit ihr, weil ich fand, dass es keinen Grund gab traurig zu sein. Es gab wirklich keinen Grund.
Morgens wachte ich spät auf, was mir aber ziemlich egal war, denn heute war Wochenende. Vorsichtig schlüpfte ich aus den Federn und machte mich fertig. Heute würde ich mit Mila ins Kino gehen. Eigentlich macht man das ja mit seinem Freund, aber leider hatte ich im Moment keinen. Und, um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, ob das ein Vor- oder Nachteil war. Mila hielt im Moment auch nichts vom Thema Jungen. Ich kannte sie zwar erst ein paar Wochen, aber das, was sie über Jungs in meiner Gegenwart gesagt hat, war entweder, dass sie gut aussahen, oder, dass sie totale Schwachköpfe sind. Ich selbst finde, dass es auf den Jungen selbst ankommt. Es gibt solche und solche. Heute wollte ich erstmal den Abend genießen. Mila musste mich zwar überreden, aber dann irgendwann hatte ich ihr zugesagt. Vielleicht würde so ein Abend den Draht zu ihr verbessern und das, was zu einem perfektem Leben fehlte, war noch eine super Freundin, mit der man durch dick und dünn gehen konnte.
Unten am Frühstückstisch saß zu meiner Überraschung jemand, den ich nicht erwartet hätte. Shallen, die neue Freundin von Nick, oder wie auch immer man sie nennen sollte, schmierte sich gerade ein Brot, als ich die Treppen hinunterkam „Guten Morgen“, sagte sie, als sie mich sah. Dad zwinkerte mir zu, während er seinen Kaffee schlürfte. Mom drehte sich vom Küchenschrank weg und winkte mir zu.