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Kim Lawrence

Ein unmoralisches Angebot vom Boss

IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

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Telefon: 040/60 09 09-361
Fax: 040/60 09 09-469
E-Mail: info@cora.de

© 2013 by Kim Lawrence
Originaltitel: „Maid for Montero“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 377 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi

Fotos: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733703912

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Manch einer in seiner Position hätte sich über Presserummel beklagt. Isandro tat es nicht. Seiner Meinung nach gab es in seinem Leben nicht viel, worüber er sich beschweren konnte. Außerdem wusste er, dass man auch dann eine Privatsphäre haben konnte, wenn man ein Finanzimperium besaß, das großes Medieninteresse erregte.

Es hätte natürlich heikel werden können, wenn er sich ständig betrunken in irgendwelchen Nachtklubs oder mit spärlich bekleideten Models bei Filmpremieren gezeigt hätte, doch so etwas war nicht sein Fall.

Obwohl er Sicherheitsvorkehrungen als notwendiges Übel und als Schattenseite des Erfolgs betrachtete, war er kein Einsiedler, der sich hinter hohen Mauern verschanzte.

Hätte er eine Familie gehabt, hätte er womöglich an jeder Ecke Gefahren gewittert, aber er hatte nur eine Exfrau, zu der er mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, und einen Vater, zu dem er kaum Kontakt hatte. Isandro war also nicht übermäßig alarmiert, als das ferngesteuerte Tor seines Anwesens in England – das tatsächlich von hohen Mauern gesäumt war – schon offen stand, als er darauf zufuhr.

Trotzdem verlangsamte er das Tempo und sondierte mit zusammengekniffenen Augen die Umgebung. Zwar erwartete er nichts Böses, aber er hätte nicht gedacht, dass seine Angestellten so nachlässig waren.

Seine Miene verfinsterte sich, als er eine Traube bunter Ballons an einem herunterhängenden Ast neben dem Schild mit der Aufschrift Ravenwood House – Privat entdeckte.

Ravenwood gehörte ihm seit drei Jahren, und obwohl er nur selten hier gewesen war, hatte er noch nie Grund zu irgendwelchen Beschwerden gehabt. Allerdings stellte er auch nur die besten Leute ein, egal, ob es sich um Führungskräfte oder Gärtner handelte. Er zahlte sehr gut und erwartete dafür auch entsprechende Leistungen.

Dieses Prinzip hatte bisher immer sehr gut funktioniert, und wenn nicht … Er galt weder im Berufsleben noch privat als duldsam oder sentimental. Wenn seine Mitarbeiter seinen hohen Anforderungen nicht gerecht wurden, feuerte er sie.

Isandro öffnete das Fenster, streckte den Arm hinaus und griff nach der Schnur, die von der Ballontraube herunterhing. Als er daran zog, zerplatzten zwei Ballons, und die restlichen flogen weg. Stirnrunzelnd blickte er ihnen nach. Er war nicht bereit, irgendetwas in das geöffnete Tor oder die Dekoration hineinzudeuten, doch vor Kurzem hatte er die Stelle der Haushälterin neu besetzt.

Die ehemalige war nicht nur fleißig gewesen, sondern hatte auch hervorragend delegieren können und sich dennoch immer diskret im Hintergrund gehalten.

Unter ihrem Regiment hätte er sich derartige Dinge nicht vorstellen können, aber noch wusste er ja nicht, wer für das offene Tor und die Ballons verantwortlich war. Niemand konnte behaupten, er wäre nicht fair und würde keine Fehler tolerieren.

Unfähigkeit duldete er allerdings nicht.

Noch ging er davon aus, dass die neue Haushälterin genauso perfekt war wie sein Assistent Tom, der die Bewerbungsgespräche geführt hatte. Bisher hatte er sich immer auf das Urteilsvermögen des jungen Mannes verlassen können. Unter anderem hatte dieser damals durch seine Bemühungen und sein diplomatisches Geschick sowohl die Behörden als auch die Einheimischen versöhnlich gestimmt.

In der Gemeinde hatte man den Besitzerwechsel vor drei Jahren ausgesprochen argwöhnisch, ja, feindselig verfolgt. Die Familie, die sowohl dem Haus als auch dem Dorf den Namen gegeben hatte, hatte seit Jahrzehnten keine Steuern mehr gezahlt, und der vorherige Eigentümer war Alkoholiker gewesen und hatte die meiste Zeit in Nachtklubs und Entziehungskliniken verbracht, statt Geld zu verdienen und das Haus in Schuss zu halten. Isandro konnte deshalb beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum die Einheimischen diesem Mann so die Treue gehalten hatten.

Mit Toms Unterstützung hatte sich Isandro der Situation mit seinem üblichen Pragmatismus gestellt. Er musste sich nicht mit seinen Nachbarn anfreunden, wollte aber auch nicht mit ihnen auf Kriegsfuß stehen. Die anfängliche Beschwerdeflut war fast versiegt, und auch die Besuche von Mitarbeitern irgendwelcher Denkmalschutzbehörden, die die Renovierungs- und Gartenarbeiten stoppten, hatten irgendwann ein Ende genommen. Ganz bewusst hatte er nur ortsansässige Firmen und Handwerker beauftragt, und dank seiner großzügigen Spende hatte man das Dach der Kirche neu decken können.

Er betrachtete das Problem als gelöst.

Ravenwood war unter all seinen Anwesen dasjenige, auf dem er am besten entspannen konnte – so gut es ihm eben möglich war, zu entspannen. Es war sehr schön, und für Schönheit hatte er etwas übrig. Nur gelegentlich lud er seine engsten Freunde hierher ein. Er fuhr niemals durch das Tor, ohne das Gefühl zu haben, dass er den ganzen Stress hinter sich ließ.

Bei der Aussicht auf einige freie Tage umspielte ein Lächeln seine Lippen. Kurz darauf wurde er jedoch ernst.

Neben einem der Torpfeiler stand ein umgedrehter Karton. Ungläubig und verärgert zugleich las Isandro das handgeschriebene Schild darauf, auf dem Eier aus Freilandhaltung – 6 Stück £ 1 stand. Eier konnte er nirgends entdecken, nur ein Glas, in dem Münzen und mehrere Scheine steckten. In dieser Gegend waren die Leute ehrlich.

Er hatte gerade die Hälfte der von hohen Kastanien gesäumten Auffahrt zurückgelegt, als ihm ungewohnter Lärm entgegenschlug – eine Mischung aus Musik, Lachen, lauten Stimmen und Hundegebell.

„Was, zum Teufel …?“

Isandro gab Gas. Kurz darauf bremste er scharf oben auf der Anhöhe, wo das wunderschöne Herrenhaus in Sicht kam. Kenner bezeichneten das Gebäude im palatinischen Stil, das in einer Parklandschaft lag und sogar über einen eigenen See verfügte, als architektonisches Juwel.

Der perfekt gepflegte Rasen auf der Westseite, wo er gelegentlich mit Gästen Krocket spielte – und wo er sich nach den anstrengenden Verhandlungen der letzten vier Wochen bei einem Brandy und vielleicht einem Buch hatte entspannen wollen –, war kaum zu sehen. Ein großes Festzelt, mehrere Pavillons, eine provisorische Bühne, zahlreiche Stände und sogar ein Karussell standen dort. Letzteres bestand aus überdimensionalen Teetassen, die sich zu den ohrenbetäubenden Klängen eines alten Songs von Tom Jones drehten.

Wider Willen fasziniert von diesem surrealen Spektakel, zuckte Isandro zusammen, als eine Stimme über das Lautsprechersystem bekannt gab, dass ein gewisser Herb den Wettbewerb des bravsten Haustieres gewonnen hatte. Es folgte lauter Applaus.

Isandro fluchte lautstark in mehreren Sprachen.

Die Person, die für das Ganze verantwortlich war, konnte ihre Taschen packen. Vielleicht entließ er sogar alle Angestellten, denn selbst wenn die neue Haushälterin dafür verantwortlich zeichnete, hatten die anderen – einschließlich seines vermeintlich professionellen Sicherheitsteams – es zumindest stillschweigend geduldet.

So viel also zu seiner erhofften Auszeit! Kurz entschlossen fuhr er zu der Gabelung in der Auffahrt zurück und nahm den anderen Weg, der direkt zu den Stallungen auf der Rückseite des Hauses führte. Erleichtert stellte er fest, dass diese verlassen dalagen.

Er betrat das Haus durch die Orangerie und ging in sein Arbeitszimmer, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Sobald er jedoch den Raum betrat, entdeckte er jemanden – ein kleines Mädchen, das auf seinem Schreibtischstuhl saß und sich damit im Kreis drehte.

Als die Kleine ihn bemerkte, hielt sie sich am Schreibtisch fest und hinterließ prompt Fingerabdrücke auf dem antiken Holz. Verächtlich verzog Isandro den Mund. Er hatte nur wenige Freunde mit Kindern, und seine Begegnungen mit diesen hatten sich auf Stippvisiten mit Geschenken bei Taufen beschränkt. Dieses Mädchen war älter … Fünf? Sechs?

„Hallo. Suchen Sie die Toiletten?“

„Nein“, erwiderte er nach kurzem Zögern. Für ihr Alter war sie ganz schön selbstbewusst.

„Oh.“ Die Hände auf den Schreibtisch gestützt, drehte sie sich von einer Seite auf die andere. „Suchen Sie Zoe? Ich kann mich fünfzigmal drehen, ohne dass mir schlecht wird. Ich schaff’s bestimmt noch öfter.“

Mit einem Blick auf den Aubussonteppich hielt Isandro den Stuhl fest. „Das glaube ich dir gern.“

„Georgie!“

Beim Klang der melodischen, leicht heiseren Stimme hob er den Kopf.

„Ich bin hier!“, rief das Mädchen so laut, dass er zusammenzuckte.

Kurz darauf erschien eine Frau auf der Schwelle. Sie war groß, schlank und hatte langes dunkles, zu einem Zopf geflochtenes Haar. In den verwaschenen Jeans kam ihre Figur perfekt zur Geltung. Die Mischung aus Anmut und Sinnlichkeit sprach ihn so an, dass sofort Verlangen in ihm aufflammte.

Es war allerdings nicht nur ihr Körper, der ihn faszinierte, sondern auch ihr lebhaftes, ausdrucksvolles Gesicht. Sie hatte sehr ungewöhnliche Augen – strahlend blau und leicht schräg stehend – und volle Lippen, die vermutlich jeder Mann gern geküsst hätte … Isandro atmete tief durch und zügelte seine Fantasie.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht hier reingehen sollst, Georgie. Oh …“ Zoe blieb stehen und atmete erschrocken ein, als sie den großen Mann sah, der vor ihrer Nichte stand.

Man hatte ihr in den letzten Jahren oft vorgeworfen, dass sie zu vertrauensvoll wäre. Seit sie jedoch die Verantwortung für ihre siebenjährige Nichte und deren Zwillingsbruder übernommen hatte, war das ins Gegenteil umgeschlagen – sie war eher paranoid, zumindest wenn es um die Sicherheit ihrer Schützlinge ging.

Lächelnd ging sie auf den Mann zu, den sie draußen nicht gesehen hatte. Und er wäre ihr aufgefallen, denn trotz seiner lässigen, aber unverkennbar teuren Kleidung hätte er sich von den anderen Gästen abgehoben, so außergewöhnlich attraktiv war er.

Ohne den Blick von ihm abzuwenden, streckte sie ihrer Nichte die Hand entgegen.

„Komm her, Georgina“, sagte sie eindringlich, aber ruhig, um die Kleine nicht zu alarmieren. Letzteres wäre allerdings unwahrscheinlich gewesen, denn Georgie war sehr unbeschwert und arglos. Richtige Eltern hätten vermutlich gewusst, wie sie ihre Kinder zur Vorsicht anhielten, ohne ihnen Angst zu machen … Aber sie war keine richtige Mutter, und meistens fühlte Zoe sich nur wie ein unzureichender Ersatz für ein tolles Elternpaar.

Sie atmete tief durch und versuchte, die Trauer abzuschütteln, die sie immer dann überkam, wenn sie sie am wenigsten erwartete. Sie hatte gar keine Zeit, mit dem Schicksal zu hadern oder wütend auf den betrunkenen Verursacher des Unfalls zu sein, bei dem die Eltern der Zwillinge ums Leben gekommen waren.

„Tut mir leid. Ich hoffe, Georgina hat Sie nicht genervt“, entschuldigte sich Zoe, obwohl sie den Fremden am liebsten gefragt hätte, was er hier zu suchen hatte.

Das Blut stieg ihr ins Gesicht, als sie feststellte, dass er sie genauso musterte wie sie ihn. Energisch warf sie ihren Zopf über die Schulter und fasste sich an die erhitzten Wangen. Sie wünschte, die Sorge um ihre Nichte wäre der einzige Grund dafür, dass ihr Herz derart raste.

Noch nie zuvor war sie einem Mann begegnet, der so maskulin wirkte, und dass ihre Hormone plötzlich verrücktspielten, beunruhigte Zoe zutiefst. Schützend legte sie sich die Hand auf den Bauch, der immer bebte, wenn sie sich einer Situation nicht gewachsen fühlte.

Ihr Verstand sagte ihr, dass dieser Mann Georgie nicht gefährlich werden konnte und nur ein Besucher war, der sich verlaufen hatte oder schlichtweg neugierig war … Trotzdem würde sie kein Risiko eingehen.

„Bitte, Georgie“, drängte sie deshalb.

Seufzend rutschte die rothaarige Kleine mit den Sommersprossen vom Stuhl. Isandro beachtete sie jedoch kaum, weil er gerade einen Blick auf den Bauch der Frau erhaschte. Leider rutschte ihr T-Shirt wieder hinunter, als sie die Hand des Mädchens nahm. Dann beugte sie sich zu ihr hinunter und sagte etwas zu ihr, woraufhin die Kleine nickte und aus dem Zimmer lief.

Fasziniert beobachtete er, wie die junge Frau sich wieder aufrichtete und erneut ihren dicken Zopf über die Schulter warf. Sie hatte einen sehr zarten Hals.

Er runzelte die Stirn, weil er so heftig auf ihren Anblick reagiert hatte. Dies bedeutete allerdings nicht, dass er sein Verlangen nicht kontrollieren konnte … Seit der Trennung von seiner Frau Dana hatte er sich auf keine feste Beziehung mehr eingelassen und würde es auch nie wieder tun.

„Entschuldigung“, sagte die Fremde.

Nun, da das Mädchen gegangen war, wirkte sie nicht mehr so angespannt, betrachtete ihn jedoch neugierig und argwöhnisch zugleich. Derart kritisch von einer Frau betrachtet zu werden, war er nicht gewohnt.

Isandro lächelte selbstironisch. Hätte es ihn auch amüsiert, wenn sie nicht so hübsch gewesen wäre?

Sie musste Anfang zwanzig sein, jung genug, um ungeschminkt herumlaufen zu können und trotzdem gut auszusehen. Ihre Haut war makellos und hell, die Wangen leicht gerötet. Diese Frau war nicht nur sexy, sondern schön – wenn auch nicht im klassischen Sinne.

Normalerweise fand er Frauen attraktiv, die großen Wert auf ihr Äußeres legten und entsprechend viel Mühe darauf verwandten. Die Fremde war alles andere als durchgestylt, aber ihr ovales Gesicht mit den leicht schräg stehenden blauen Augen, den hohen Wangenknochen und den sinnlichen Lippen war ausgesprochen faszinierend, weil es sexy und verletzlich zugleich wirkte.

Verletzlichkeit war auch eine Eigenschaft, die er bei Frauen mied. Er hatte keine Zeit, derartige Bedürfnisse zu befriedigen.

Seine Reaktion bewies schlichtweg, dass sexuelle Anziehungskraft sich nicht erklären ließ. Ihr Look war nicht einmal lässig-elegant, sondern nachlässig. Und dennoch flammte Lust in ihm auf, sobald er den Blick über ihre Beine und ihre Brüste schweifen ließ, die sich selbst unter dem weiten weißen T-Shirt abzeichneten. Unwillkürlich stellte er sie sich erst spärlich bekleidet und dann nackt vor.

Vielleicht war dieser Tag doch kein totaler Reinfall. Schon seit Monaten hatte Isandro sich nicht mehr so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt … Vielleicht lag ihr Reiz auch darin, dass sie eigentlich überhaupt nicht sein Typ war.

Wie hatte das Mädchen sie genannt? Auf jeden Fall nicht „Mum“, und sie trug keinen Ring. Das hatte allerdings nichts zu bedeuten, also blieb er auf der Hut.

Da sein Leben kompliziert genug war, mied er verheiratete Frauen, alleinerziehende Mütter und Singles, die eine feste Bindung wollten. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt, und seine teure Scheidung, durch die er sowohl seine Frau als auch seinen besten Freund verloren hatte, war eine heilsame Lektion gewesen. Warum sollte er sich Probleme aufhalsen, wenn es genug attraktive, ungebundene Frauen gab, die genau wie er ein bisschen Spaß haben wollten?

Es fiel ihm nicht schwer, einer Versuchung zu widerstehen, so groß sie auch sein mochte. Deswegen wunderte er sich jetzt darüber, dass es ihm schwerfiel, sich so lässig zu geben wie sonst.

Irritiert stellte Zoe fest, dass sie immer noch angespannt war, obwohl sie ihre Nichte in Sicherheit gebracht hatte.

Aus der Nähe hatte sie gesehen, dass der Fremde dunkelbraune Augen mit langen Wimpern und markante, klassische Züge hatte. Kurzum, sein Gesicht war perfekt.

Er erinnerte an einen gefallenen Engel – gefährlich attraktiv und verführerisch –, vorausgesetzt, Engel waren etwa einen Meter fünfundneunzig groß und trugen schwarze Designersachen.

Isandro lächelte. Entweder versuchte diese Frau nicht zu überspielen, dass sie sich auch zu ihm hingezogen fühlte, oder sie konnte es nicht. Dass sie nicht mit ihm flirtete, fand er ebenfalls erfrischend, denn oft fand er das Verhalten von Frauen zu vorhersehbar.

Der intensive Blick des Fremden jagte Zoe einen prickelnden Schauer über den Rücken. Sie war beinah erleichtert, als sie einen winzigen Schönheitsfehler entdeckte – eine helle Narbe, die von seinem rechten Auge zum Wangenknochen verlief.

Nervös schluckte sie und zupfte am Ausschnitt ihres T-Shirts. Schließlich gelang es ihr, sich zusammenzureißen und den Blick von seinem Gesicht abzuwenden.

„Ich fürchte, Sie dürfen auch nicht hier sein.“ Leider klang es nicht ganz so energisch, wie sie gehofft hatte, aber zum Glück hatte sie überhaupt die Sprache wiedergefunden!

Isandro, der sich gerade vorgestellt hatte, der Frau das T-Shirt über den Kopf zu ziehen, wandte den Blick von dem Logo darauf ab, als ihm ein Gedanke kam.

Das war unmöglich … oder?

Hatte Tom den Verstand verloren?

Wenn diese Frau tatsächlich seine Haushälterin war, ganz bestimmt!

Oder hatte sein normalerweise absolut zuverlässiger Assistent sich nicht von seinem Verstand leiten lassen, als er diese Frau als Haushälterin eingestellt hatte?

Nein, das kann nicht sein, befand Isandro, für den die perfekte Haushälterin eine ältere, resolute Frau mit grauem Haar war.

„Dieser Teil des Hauses ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich“, erklärte die Fremde lächelnd.

Madre de Dios, sie war es! Tom hatte wirklich den Verstand verloren.

„Das ganze Haus ist es nicht. Trotzdem laufen die Leute hier herum …“ Zoe verstummte, als sie merkte, wie ängstlich sie klang. Energisch fügte sie hinzu: „Wenn Sie mir also bitte folgen würden …?“

Statt diese Person in ihre Schranken zu weisen, dachte Isandro über die Frage nach.

Natürlich würde er ihr gern folgen – die Treppe hoch und in sein Schlafzimmer, was allerdings nicht möglich war, weil er sich grundsätzlich nicht mit Mitarbeiterinnen einließ. Wenn er sie jedoch feuerte, wäre sie das nicht mehr …

Vielleicht hatte Tom ähnliche Gedanken gehegt, als er zu dem Ergebnis kam, dass diese Frau dem Anforderungsprofil entsprach und erfahren und leistungsorientiert war. Vielleicht besaß sie diese Qualitäten im Bett? Vielleicht wusste sein Assistent es bereits?

Die Vorstellung, dass Tom seiner Bettgespielin einen Job gegeben haben könnte, für den sie völlig ungeeignet war, machte Isandro furchtbar wütend.

Weil sein Assistent gegen die Regeln verstoßen haben könnte oder weil er den Regelverstoß gerade mit dieser Frau begangen haben könnte, bevor er, Isandro, die Gelegenheit dazu hatte?

Isandro runzelte die Stirn und stieß einen frustrierten Laut aus.

Als der Mann mit dem Aussehen eines Filmstars keine Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, spürte Zoe Panik in sich aufsteigen.

Sie konnte die Beherrschung verlieren, wenn dieser Tag vorüber war, aber nicht vorher. Momentan hatte sie allerdings das Gefühl, dass er nie enden würde.

Wie hatte etwas, das so schön angefangen hatte, so böse enden können?

Die Antwort lag auf der Hand: Sie konnte nicht Nein sagen … Sie hatte sich auf so viele Dinge eingelassen, dass sie schon die Hälfte vergessen oder vielmehr ausgeblendet hatte. Wäre in diesem Moment die Kunstflugstaffel der Royal Airforce vorbeigeflogen, hätte es sie überhaupt nicht gewundert.

2. KAPITEL

Es war ein richtiger Albtraum. In den letzten fünf Tagen hatte sie mehr gelogen – und zwar durch Weglassen, was auf dasselbe hinauslief – als in ihrem ganzen bisherigen Leben!

Die erste Lüge hatte alles ins Rollen gebracht. Es war wie ein Schneeballeffekt, nur dass der Schneeball inzwischen die Größe einer Lawine angenommen hatte!

Alles hatte damit begonnen, dass sie bei Chloe, der besten Freundin ihrer verstorbenen Schwester, zum Wohltätigkeitsfrühstück eingeladen gewesen war.

„Von wegen Wohltätigkeitsfrühstück“, hatte diese unter Tränen gesagt. „Hast du eine Ahnung, wie viel Hannahs Operationen kosten?“

Zoe schüttelte den Kopf, aber sie konnte sich vorstellen, wie die Therapie in den USA zu Buche schlagen würde.

„Dazu kommen noch die Reisekosten. Außerdem läuft uns die Zeit davon, Zoe. Mit solchen Veranstaltungen kann ich das Ganze nicht finanzieren. Dazu müsste schon ein Wunder geschehen!“, brachte Chloe schluchzend hervor. „In drei Monaten ist die Krankheit vielleicht schon so weit fortgeschritten, dass die Behandlung nicht mehr anschlägt … Womöglich lehnen die Ärzte sie sogar ab, und dann ist Hannah ihr Leben lang an den Rollstuhl gefesselt.“

Zoe umarmte sie. Sie fühlte sich schrecklich hilflos.

„Chloe, du bist eine Kämpferin. Du bist momentan nur erschöpft.“ Kein Wunder! Chloe fuhr fast täglich mit Hannah ins Krankenhaus. „Sag mir, wie wir dir helfen können.“

Sie wünschte, sie könnte Chloe mehr bieten als hohle Phrasen. Doch dann hatte sie eine Idee. Und sie ließ sie sich nicht einmal durch den Kopf gehen, sondern teilte sie Chloe sofort mit.

„Veranstalte dein Wohltätigkeitsfrühstück in Ravenwood House. Du kennst die Leute – sie werden aus purer Neugier kommen. Wir stellen Bierzeltgarnituren im Garten auf, und Mrs Whittaker, die Köchin, erklärt sich bestimmt dazu bereit, Scones zu backen.“ Zoe wusste, dass die ganze Gemeinde darauf brannte, zu sehen, welche Veränderungen der mysteriöse neue Eigentümer vorgenommen hatte, und diesen kennenzulernen!

„Wirklich?“ Chloe hatte das Taschentuch von ihr entgegengenommen und sich die Tränen abgewischt. „Meinst du, Mr Montero hat nichts dagegen? Ich möchte nicht, dass du Probleme bekommst. Er war ja auch nicht damit einverstanden, dass wir den Krocketpavillon für die Spendenaktion benutzen, auch wenn er einen Pokal für den Gewinner gespendet hat.“

In dem Moment hätte sie Chloe sagen müssen, dass sie das Ganze hinter Mr Monteros Rücken veranstalten würde. Chloe hatte recht gehabt. Ihr neuer Arbeitgeber war nicht daran interessiert, alte Traditionen zu pflegen oder neue zu begründen. Er wollte, wie Tom es ausgedrückt hatte, das Dorf draußen lassen.

„Er ist ein prima Kerl“, hatte der loyale Assistent versichert, als er ihre Miene sah. „Er wahrt nur gern seine Privatsphäre und bleibt auf Abstand. Er ist sehr großzügig und stiftet viel Geld für Wohltätigkeitsorganisationen, ohne dass es öffentlich bekannt wird. Allerdings laufen alle Spenden über den Montero Trust.“

Vermutlich unterstützte Mr Montero Projekte in der Dritten Welt. Das war ja schön und gut, aber Chloe brauchte sofort und unbürokratisch Hilfe und hatte keine Zeit, sich um eine Zuwendung zu bewerben.

„Überlass das alles mir“, hatte Zoe sie gebeten.

Und immer wenn sie Schuldgefühle verspürte, was oft vorkam, dachte sie an das Lächeln, das Chloe ihr daraufhin geschenkt hatte.

Was hatte Tom ihr beim Bewerbungsgespräch gesagt? „Er erwartet von Ihnen, dass Sie eigenständig arbeiten und Initiative zeigen.“ Am heutigen Tag hatte sie vermutlich zu viel Initiative gezeigt, doch Mr Montero würde ja nichts davon erfahren.

Egal, wie sehr sie ihr Verhalten rechtfertigte, sie wusste natürlich, dass sie ihre Kompetenzen bei Weitem überschritten hatte. Und da sie noch in der Probezeit war, konnte sie durchaus ihren Job verlieren, wenn alles herauskam!

Und damit auch ihr Zuhause und das der Zwillinge.

Kein Wunder, dass sie in der vergangenen Woche so schlecht geschlafen hatte. Und da hatte sie noch nicht ahnen können, wie sehr alles aus dem Ruder laufen würde. Alle waren so begeistert und großzügig gewesen und hatten sich so engagiert, dass sie es nicht übers Herz gebracht hatte, Nein zu sagen.

Nun konnte sie nur noch versuchen, die Übersicht zu behalten, und dafür sorgen, dass nach dem Spektakel alle Spuren beseitigt wurden. Es hatten sich bereits viele Freiwillige zum Aufräumen und Saubermachen gemeldet.

Zuerst musste sie jedoch diesen Fremden loswerden und sich anschließend vergewissern, dass keine weiteren Personen ins Haus gekommen waren.

„Falls Sie die Toiletten suchen, gehen Sie an dem Stand mit der Tombola und dem Zelt mit den Erfrischungen vorbei und dann immer der Nase nach.“ Was seine Nase betraf, so war diese gerade und schmal … Plötzlich begegneten sich ihre Blicke, und Zoes Magen krampfte sich zusammen.

Dass sie körperlich so heftig auf diesen Mann reagierte, verunsicherte sie bis ins Mark. Sie atmete tief durch und fixierte einen Punkt über seiner linken Schulter.

„Sie können sie gar nicht verfehlen.“

Doch statt endlich den Raum zu verlassen, lehnte er sich an die vertäfelte Wand und blickte sich um.

„Sie haben ein sehr schönes Zuhause.“

Schnell verschränkte sie die Arme vor der Brust. Noch nie hatte sie eine derart verführerische Stimme gehört, und der leichte Akzent verlieh dieser eine zusätzliche Faszination.

„Nein … Ja … Ich meine, es ist nicht mein Haus. Und das ist Ihnen sicher klar.“ Ironisch verzog sie das Gesicht, bevor sie ihm einen Fuß entgegenstreckte – sie trug Sneakers.

Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete der Fremde diesen, bevor er ihr wieder ins Gesicht sah. „Ich versuche, andere nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen“, erwiderte er lässig.

„Das ist nicht immer einfach.“

So, wie sie ihn schlecht einschätzen konnte. Er wirkte sehr überheblich, aber das war vermutlich nicht verwunderlich. Ein Mann mit diesen Gesicht und diesem Körper litt wohl kaum unter Unsicherheit. Fasziniert betrachtete sie ihn von Kopf bis Fuß. Er war nicht nur durchtrainiert, sondern auf lässige Weise elegant.

Schnell senkte Zoe den Blick, als sie spürte, wie sie errötete.

„Ich arbeite hier nur … Es ist schön, nicht?“ Mit den exklusiven Antiquitäten und den teuren Designermöbeln erinnerte das Haus sie an ein Museum. Nirgends lagen Zeitungen, geöffnete Bücher oder Kleidungsstücke herum. Nichts deutete darauf hin, dass jemand hier wohnte – es war einfach zu perfekt.

Aber im Grunde lebte ja auch niemand hier. Sie fand es erstaunlich, dass jemand ein so wundervolles Haus besaß und kaum Zeit darin verbrachte.

Die anderen Angestellten hatten ihr erzählt, wie viele Anwesen, Autos und Privatjets ihr Arbeitgeber noch besaß … Offenbar umgab Isandro Montero sich gern mit Statussymbolen. Sie hatte immer angenommen, dass Menschen, die diese brauchten, in ihrem tiefsten Inneren unsicher waren. Allerdings fühlten Menschen, deren Konto immer ins Minus zu rutschen drohte, sich auch unsicher, wie sie aus Erfahrung wusste!

Der Fremde zog die Brauen hoch. „Der Eigentümer hat sein Haus also für diese … Veranstaltung zur Verfügung gestellt?“

Nun glühten ihr die Wangen.

„Dann muss er ja sehr großzügig sein und Ihnen wirklich vertrauen.“

Verlegen senkte sie die Lider. „Er legt viel Wert auf ein gutes Verhältnis zu den Einheimischen.“

Wenn er mich jetzt hören könnte … Fast hätte sie hysterisch aufgelacht, als sie sich den Gesichtsausdruck des mysteriösen Milliardärs vorstellte, der sich nicht mit den Dorfbewohnern verbrüdern wollte.

Dann ließ sie den Blick zu den Bücherregalen mit den wertvollen Erstausgaben schweifen. Ob er diese auch las, oder stellten sie nur ein weiteres Statussymbol dar, wie der aufwendig restaurierte Krocketpavillon?

„Der Zutritt zum Haus ist heute verboten.“

Statt zu antworten, betrachtete der Fremde interessiert ein Gemälde an der Wand.

Zoe spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, als ihr zum ersten Mal klar wurde, wie leicht man hier etwas stehlen konnte. Sie hatte sich so von der Aura dieses Mannes gefangen nehmen lassen, dass sie überhaupt keinen Verdacht geschöpft hatte. Vielleicht war er gar nicht zufällig hier!

„Das Haus ist durch eine Alarmanlage und Wachleute bestens gesichert.“

Isandro lächelte kühl, als er die Nervosität in ihrer Stimme und den alarmierten Ausdruck in ihren Augen bemerkte. Das geschieht ihr recht, dachte er grimmig. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn einige seiner Wertgegenstände sich schon in den Taschen von Besuchern befunden hätten. Seine Sicherheitsleute konnten von Glück reden, wenn sie ihren Job behielten.

„Ich könnte also nicht einfach etwas mitnehmen?“ Demonstrativ sah er sich im Raum um, bevor er eine vergoldete Miniatur aus dem Regal nahm. Es gehörte zu einem Paar, dass er vor sechs Monaten ersteigert hatte, indem er einen russischen Oligarchen überbot. Der völlig überhöhte Preis hatte ihn nicht gestört, weil die Miniaturen an ihren Ursprungsort zurückkehrten. „Wie das hier zum Beispiel?“

Erneut krampfte ihr Magen sich zusammen. Bei ihrer Ankunft war sie buchstäblich auf Zehenspitzen durch das Haus gegangen, aus Angst, irgendeines der kostbaren Kunstobjekte zu beschädigen. Dass der Fremde die Miniatur einfach anfasste, schockierte sie.

Zoe lachte nervös und riss sich zusammen. Schließlich würde kein richtiger Dieb so auftreten … oder?

„Nein, natürlich nicht …“ Sie unterdrückte den Impuls, sich auf den Mann zu stürzen und ihm das Objekt zu entreißen, da sie unweigerlich den Kürzeren gezogen hätte. Als ihr Blick auf seine muskulöse Brust fiel, begann ihr Bauch prompt zu beben, und sie legte sich schnell die Hand darauf.

„Ist die echt?“, fragte er.

„Es handelt sich nur um eine Kopie“, log sie und merkte selbst, wie schrill ihre Stimme klang. „Alle Wertgegenstände befinden sich in Schließfächern in der Bank.“ Ich wünschte, es wäre so!

„Deswegen haben Sie also keine Angst davor, dass sich jemand hierher verirren und ein Souvenir mitnehmen könnte.“

Zoe schluckte, als er die Miniatur in die Tasche seiner schwarzen Designerjeans steckte, schaffte es jedoch, sein herausforderndes Lächeln zu erwidern und ruhig zu bleiben. Was sagte es über sie aus, dass ihre Aufmerksamkeit sogar in einem Moment wie diesem seinen Schenkeln gegolten hatte?

„Für den Fall sind die Sicherheitsleute da.“ Dass diese momentan damit beschäftigt waren, die Gäste auf die Parkplätze einzuweisen, verschwieg sie geflissentlich. Sie fühlte sich deswegen richtig schlecht, weil sie die Abwesenheit des Teamleiters genutzt hatte, um seinen Stellvertreter davon zu überzeugen, die Regeln etwas zu lockern. Dabei war sie nicht einmal vor emotionaler Erpressung und flehenden Blicken zurückgeschreckt.

„Man würde mich also daran hindern, das Gebäude zu verlassen?“

Obwohl sie sich ihm in den Weg stellte, war ihr bewusst, dass er sich von ihr nicht aufhalten lassen würde. Oder wollte er sie nur aufziehen?

Zoe stemmte die Hände in die Hüften, hob das Kinn und widerstand der Versuchung, ihm zu sagen, dass er hier nur über ihre Leiche hinauskam. Vielleicht würde er sie ja beim Wort nehmen … „Auf jeden Fall“, erwiderte sie deshalb ruhig. „Bitte stellen Sie die Miniatur zurück. Sie ist sehr wertvoll.“

„Ja, es war ein echter Glücksgriff.“ Als Isandro beobachtete, wie die Frau verwirrt blinzelte und die Stirn runzelte, verspürte er leichte Gewissensbisse. Sie hatte offenbar große Angst, und es machte ihm keinen Spaß, Frauen Angst einzujagen, obwohl diese hier es wirklich verdiente.

„Ein Glücksgriff?“

Isandro neigte den Kopf. „Diese Lady galt damals als Schönheit. Sie war die Tochter eines reichen Mühlenbesitzers und wurde von ihrem Vater verheiratet. Als Percy“, – mit einem Nicken deutete er auf die andere Miniatur, die immer noch im Regal stand – „sie mit hierher brachte, gab es einen großen Skandal. Anscheinend hat der alte Percy mit den Miniaturen eine Familientradition begründet, aber leider waren die anderen reichen Erbinnen nicht immer so hübsch wie Henrietta.“ Versonnen betrachtete er die Figur und erfreute sich an der meisterhaften Pinselführung des Künstlers und dessen Auge fürs Detail. „Er hat sie wirklich gut getroffen … Ich finde die Miniatur viel besser als die Gemälde über der Treppe. Sie hat einen so sinnlichen Mund.“

Bei den letzten Worten hatte der Fremde den Blick auf Zoes Lippen gerichtet. Sie antwortete nicht sofort, weil ihr das Herz bis zum Hals schlug und sie fieberhaft überlegte, woher dieser Mann so viel über die Geschichte des Hauses und die Familie Reynolds wusste.

„Vielleicht waren die beiden ineinander verliebt?“

Er lachte. „Aha, Sie sind eine Romantikerin.“

Sein spöttischer Unterton verärgerte sie. Warum führte sie überhaupt derartige Gespräche mit einem Kunstdieb? Und war er das überhaupt?

„Nein, das bin ich nicht.“ Wieder hob sie das Kinn. „So, Mr … Ich habe zu tun. Würden Sie jetzt bitte …?“

„Ich frage mich, ob Percy sich ihrer geschämt hat“, fiel der Mann ihr ins Wort. „Sie nennen es Liebe, ich nenne es eine Symbiose.“

Zoe presste die Lippen zusammen. „Ich habe es nur in Betracht gezogen.“

Erneut neigte er den Kopf. „Zweifellos hatte sie Geld, und er war ein angesehener Mann und konnte sie in die Gesellschaft einführen. Aber wenn man ihren Mund betrachtet, haben vielleicht auch andere Faktoren eine Rolle gespielt.“

Mit unergründlicher Miene sah er sie an. „Finden Sie nicht, dass sie einen sinnlichen Mund hat?“

Widerstrebend wandte sie den Blick von seinen Lippen ab.

„Mit Sinnlichkeit kenne ich mich nicht aus.“

„Das ist sicher nur falsche Bescheidenheit.“ Der forschende Ausdruck in seinen Augen bewirkte, dass ihr heiß wurde. „Meiner Meinung nach war unsere Henrietta eine sehr leidenschaftliche Frau … und vielleicht konnte Percy sich deswegen glücklich schätzen. Aber das werden wir wohl nie erfahren. Wir wissen allerdings, dass die Familie, als es keine reichen Erbinnen aus der Mittelschicht mehr gab, alle Wertgegenstände und Ländereien verkaufen musste, bis sie nichts mehr besaß. Dieses Paar wieder dort zu sehen, wo es begonnen hat, vermittelt eine gewisse Beständigkeit.“

„Das ist sehr interessant, aber …“ Abrupt verstummte Zoe und spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. Das Auftreten dieses Mannes, sein Akzent, die Selbstverständlichkeit, mit der er sich hier bewegte … Natürlich hatte er sich verhalten, als würde ihm das Haus gehören, denn so war es tatsächlich!

Wie hatte sie nur so blind sein können? Weil er nicht ihren Vorstellungen entsprach. Hätte sie das Arbeitszimmer betreten und einen kleinen Mann mit Glatze in einem teuren Anzug angetroffen, hätte sie sofort die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er ihr Arbeitgeber war.

Peinlich berührt schloss Zoe die Augen. Kein Wunder, dass die Pferdepflegerin, die ihr den Artikel in dem Gesellschaftsmagazin gezeigt hatte, sie seltsam angesehen hatte, als sie sagte, Isandro Montero wäre überhaupt nicht ihr Typ. Er war nicht der Mann auf dem Foto gewesen, der den Pokal beim Poloturnier überreichte – er hatte ihn bekommen!

„Ist er nicht ein Wahnsinnstyp?“, hatte Nia geschwärmt. Zoes Meinung nach hätte Nia den untersetzten Mann mit lichtem Haar auf dem Foto keines Blickes gewürdigt, wenn er kein Milliardär gewesen wäre.

Das hier war der Kapitän der Polomannschaft von dem Foto!

Während sie diese Erkenntnis verarbeitete, beobachtete Zoe, wie eben dieser Polospieler die Miniatur wieder an ihren Platz stellte.

Ich wusste, dass dieser Job zu schön ist, um wahr zu sein, dachte sie.

3. KAPITEL

„Mein Name ist Zoe Grace.“ Zoe versuchte, sich ihren inneren Aufruhr nicht anmerken zu lassen. „Ich bin Ihre neue Haushälterin, Mr Montero. Tut mir leid, wir hatten Sie nicht erwartet.“

„Dann habe ich also Zoe gesucht.“ Isandro sah ihr in die Augen, bevor sein Blick auf ihre ausgestreckte Hand fiel. „Meine ehemalige Haushälterin, meinen Sie wohl. Vielleicht konnten Sie Tom täuschen …“

Ihr Schock über die gezielte Beleidigung wich sofort unbändigem Zorn. „Ich habe niemanden getäuscht!“

„Dann nehme ich an, dass Sie mit ihm schlafen. Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, warum Tom jemanden einstellen sollte, der für diese oder eine andere Vertrauensstellung so ungeeignet wäre. Und bevor Sie mit den Wimpern klimpern, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ich nicht Tom bin. Ein schöner Körper und …“ Zynisch musterte er sie, „… ein nettes Gesicht sind zwar nicht zu verachten, aber ich lasse mich niemals mit Angestellten ein.“

Sie hasste ihn schon, bevor Isandro Montero den Satz zu Ende gesprochen hatte. Dann stellte sie bestürzt fest, dass er sich zum Gehen wandte. In einem Anflug von Panik eilte sie ihm nach und umfasste seinen Arm. „Sie können mich nicht einfach feuern!“

Als er demonstrativ ihre Hand betrachtete, ließ sie ihn los und wich einen Schritt zurück.

„Ich meine, offensichtlich können Sie es, aber tun Sie es nicht …“ Unfähig, ihm in die Augen zu sehen, hob sie das Kinn. „Bitte“, fügte sie mit einem verzweifelten Unterton hinzu.

Manchmal musste man seinen Stolz einfach überwinden.

Wäre es nur um sie gegangen, hätte sie ihm unmissverständlich klargemacht, wohin er sich seinen Job stecken konnte. Allerdings hätte sie diesen dann gar nicht erst angetreten.

Selbst wenn sie hier im Ort eine neue Stelle bekommen würde, sodass die Zwillinge dort weiterhin zur Schule gehen konnten – sie wollte ihnen keinen Wechsel zumuten –, hätte sie sich die Miete für eine neue Bleibe nicht leisten, geschweige denn sich etwas kaufen können.

Die Grundstückspreise waren in den letzten Jahren explodiert. Laura und Dan hatten oft Witze darüber gemacht, dass sie auf einem Vermögen saßen. Doch ihr wunderschönes kleines strohgedecktes Haus war zusammen mit ihrem ganzen übrigen Besitz in die Hände der Gläubiger gefallen.

Nach kurzem Zögern drehte Isandro Montero sich zu ihr um.

„Ich brauche diesen Job, Mr Montero“, sagte Zoe eindringlich.

Seine Miene verriet nicht das geringste Mitgefühl.

„Vielleicht hätten Sie sich Gedanken darüber machen sollen, bevor Sie mein Zuhause in einen Zirkus verwandelt haben. Es sei denn, jemand anders ist dafür verantwortlich …?“

Zoe erwog nicht einmal, die Schuld von sich zu weisen. Sie hatte es sich eingebrockt, und nun musste sie zusehen, wie sie da wieder herauskam. „Nein, ich bin es.“

„Und Sie teilen nicht einmal die Einnahmen aus diesen ganzen Spektakel?“

„Wollen Sie mir etwa unterstellen …?“ Sie verstummte und fügte leise hinzu: „Ich verdiene kein Geld damit. Niemand tut das! Es ist alles für einen guten Zweck bestimmt …“

Mit einer Geste brachte Isandro Montero sie zum Schweigen. „Bitte ersparen Sie mir diese rührseligen Geschichten. Und appellieren Sie auch nicht an meinen Sinn fürs Gemeinwohl. Ich habe nämlich keinen.“

Und auch kein Herz, dachte sie, verzweifelt bemüht, die aufsteigende Panik und die Verzweiflung in Schach zu halten.

Sie biss sich auf die Lippe. „Ich weiß, dass ich meine Kompetenzen überschritten habe, aber ich dachte, ein Wohltätigkeitsfrühstück wäre nichts Schlimmes.“

Entgeistert zog er die Augenbrauen hoch. „Ein Wohltätigkeitsfrühstück?“

Verlegen senkte sie die Lider. „Ich weiß, das Ganze ist etwas außer Kontrolle geraten. Aber alle waren so begeistert, dass ich nicht Nein sagen konnte, weil es wirklich für einen guten Zweck ist.“

Isandro war irritiert. Falls diese Frau glaubte, ihn mit moralischer Erpressung und diesem Augenaufschlag einlullen zu können, hatte sie sich getäuscht. „Es ist immer für einen guten Zweck“, meinte er ironisch.

Zoe musste eine scharfe Entgegnung unterdrücken. Falls er erwartete, dass sie nun vor ihm zu Kreuze kroch, blieb ihr nichts anderes übrig. „Wir hatten Sie nicht erwartet.“

„Wie rücksichtslos von mir, einfach unangemeldet hier aufzutauchen“, konterte er sarkastisch, woraufhin sie wieder errötete. „Aber ich gebe zu, dass ich neugierig bin. Welchen Teil Ihres Aufgabenbereichs gedachten Sie zu erledigen, als Sie mein Zuhause in einen Rummelplatz verwandelt haben?“

„Ich sagte ja schon, es ist etwas außer Kontrolle geraten. Aber schließlich sind Sie nie hier.“

„Aha, wenn die Katze weg ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Sehr originelle Ausrede, Miss Grace.“

„Ich brauche diesen Job unbedingt. Wenn Sie mir die Chance geben, mich zu beweisen, werden Sie es nicht bereuen.“

Isandro zuckte die Schultern. „Wie gesagt: Darüber hätten Sie sich vorher Gedanken machen sollen.“ Als er ihr aschfahles Gesicht betrachtete, empfand er beinahe so etwas wie Mitgefühl, was er sich allerdings nicht eingestehen wollte. „Haben Sie denn Erfahrung als Haushälterin?“

„Nein“, erwiderte Zoe, weil sie viel zu gestresst war, um zu lügen.

„Vielleicht sollte ich lieber nicht weiter nachfragen, warum mein Assistent Ihnen den Job gegeben hat.“

„Er wusste, dass ich ihn brauche.“

Ungläubig lachte er. Falls sie bei dem Vorstellungsgespräch auch nur halb so gut geschauspielert hatte wie jetzt, hätte er es Tom nicht verdenken können, wenn dieser ihr mehr als nur eine Stelle angeboten hatte.

Er musste ein Wörtchen mit ihm reden.

„Sollte ich feststellen, dass irgendwelche Wertgegenstände fehlen, werden Sie von mir hören. Ansonsten erwarte ich, dass Sie bis morgen früh Ihre Wohnung geräumt haben.“

Zoe lachte hysterisch. Was sollte sie bloß tun? Vor ihm auf die Knie fallen? Plötzlich wurde ihr bewusst, wie hoffnungslos ihre Lage war.

Sie konnte lediglich wieder auf die Hilfe ihrer Freunde zurückgreifen, und das auch nur vorübergehend.

Also versuchte sie es ein letztes Mal.

„Bitte, Mr Montero.“

Verächtlich verzog dieser die Lippen. „Versuchen Sie es nicht auf die Mitleidstour, damit erreichen Sie bei mir gar nichts.“

Unter Tränen blickte sie ihn an. „Sie sind ein Unmensch!“, rief sie, denn nun hatte sie nichts mehr zu verlieren.

Isandro zuckte die Schultern. Er war lieber ein Unmensch als ein Trottel.

Zoe hob das Kinn und ging hocherhobenen Hauptes zur Tür. Als sie am geöffneten Fenster vorbeikam, nahm sie den Duft von Geißblatt wahr, den die sanfte Brise hereintrug.

Fast wäre sie mit dem Pfarrer zusammengestoßen, der in diesem Moment den Raum betrat.

„Zoe, Liebes, wir suchen Sie schon überall“, sagte er.

Isandros Blick fiel auf die Frau, die zusammen mit einem Mädchen im Rollstuhl neben dem Pfarrer aufgetaucht war. Dieser begann zu strahlen, als er ihn erkannte, und eilte dann auf ihn zu.

„Mr Montero, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen alle sind.“

Isandro, der ihm erst einmal begegnet war, neigte den Kopf. „Sind die Arbeiten an dem neuen Dach beendet?“

„Ja, das sind sie, aber ich rede von dem heutigen Tag. Es ist ein großer Erfolg. Es wärmt mir das Herz, mitzuerleben, wie die ganze Gemeinde an einem Strang zieht.“

Er hat kein Herz, dachte Zoe wieder, als sie beobachtete, wie der Milliardär seine Verwirrung hinter einer arroganten Maske verbarg. Nein, es war keine Maske, sondern sein wahres Ich. Er war gefühlskalt, rachsüchtig, ja, hassenswert!

„Mr Montero, oh, vielen Dank … Hannah, das ist Mister Montero, Schatz. Komm und bedank dich bei ihm.“

Regungslos stand Isandro da, während die Frau ihn unter Tränen umarmte und ihm mit bebender Stimme versicherte, was für ein wundervoller Mensch er war.

Zoe triumphierte innerlich ein wenig, weil Isandro Montero wirkte, als sei ihm unbehaglich zumute. Zwar wären ihr ein Job und ein Dach über dem Kopf lieber gewesen, doch ein wenig Genugtuung war besser als nichts.

Als Hannah dann lächelnd im Rollstuhl auf ihn zufuhr und ihm mitteilte, dass er einen Welpen aus dem nächsten Wurf haben könnte, musste sie fast über seine Miene lächeln.

„Bella ist eine wahnsinnig kluge Hündin, und alle wollten einen Welpen aus ihrem letzten Wurf haben. Sie haben hier ja viel Platz und sehen aus, als würden Sie Hunde mögen.“

Isandro schluckte und fragte sich, ob die ganze Gemeinde den Verstand verloren hatte.

„Sie beide haben das hier ermöglicht …“, ließ Chloe sich dann strahlend vernehmen, bevor sie erst Zoes und dann Isandro Monteros Hand nahm und beide zusammenführte.

Zoe lächelte verkrampft und widerstand dem Drang, Chloe ihre Hand zu entreißen. Der einzige Trost bestand für sie darin, dass Isandro Montero sich genauso schrecklich fühlen musste.

„Wir haben genug eingenommen. Du musst dir also nicht den Kopf rasieren!“

Für einen Moment vergaß Zoe ihre Situation und lächelte glücklich, ohne zu merken, wie der Spanier sie betrachtete.

„Oh, Chloe, das ist ja wundervoll! Habt ihr jetzt auch genug Geld, dass John euch begleiten kann?“

„Nicht ganz“, erwiderte Chloe. „Wir haben Dad aber viel zu erzählen, wenn wir nach Hause kommen, stimmt’s, Hannah?“ Nun ließ Chloe die Hände der Freundin los, um sich zu ihrer Tochter hinunterzubeugen, sodass Zoe Hand in Hand mit Isandro Montero dastand.

Während Chloe ihre Tochter küsste und der Pfarrer eines der Gemälde an der Wand betrachtete, nutzte Zoe die Gelegenheit, um sich aus seinem Griff zu befreien und Isandro Montero einen giftigen Blick zuzuwerfen.

„Oh, Zoe, du hast so hart gearbeitet. Wie können wir dir bloß danken? Und keine Sorge – wir räumen wieder auf und machen alles sauber.“ Chloe gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du solltest es als Erste erfahren. Und jetzt erzählen wir es den anderen … Herr Pfarrer?“

„Ja … Mr Montero, Sie haben eine sehr beeindruckende Kunstsammlung …“ Nachdem der Pfarrer seinem unfreiwilligen Gastgeber begeistert die Hand geschüttelt hatte, folgte er Chloe und Hannah aus dem Raum. Zoe wollte ihnen folgen, doch ihr Noch-Arbeitgeber rief sie zurück.

„Kann ich kurz mit Ihnen sprechen, Miss Grace?“

Zoe versprach Chloe, gleich nachzukommen, und drehte sich um. Sie wollte ihr die Freude nicht verderben, denn Chloe würde sich mitverantwortlich dafür fühlen, dass sie ihren Job verlor.

Hocherhobenen Hauptes stand sie da, als er an ihr vorbeiging und die Tür schloss.

„Und, würden Sie mir jetzt verraten, was das alles soll?“

„Das hatte ich Ihnen doch zu erklären versucht.“

Isandro presste die Lippen zusammen. Er war wütend, weil man ihn wie einen Helden behandelte und er keine Ahnung hatte, warum.

„Dann erklären Sie es jetzt.“

„Es ist eine Spendenaktion für Hannah.“

„Das Mädchen im Rollstuhl?“

Zoe nickte. „Sie hatte einen Tumor im Spinalkanal. Die Ärzte konnten ihn bei der OP vollständig entfernen, aber es wurden Nerven dabei verletzt, sodass sie nicht mehr laufen kann. Chloe, ihre Mutter, hat ein Krankenhaus in Boston ausfindig gemacht, wo man ihr vielleicht helfen kann. Es handelt sich um eine neuartige Operationsmethode.“

Isandro Montero runzelte die Stirn. „Und warum, in aller Welt, haben Sie es mir nicht gleich erzählt?“

Er war wirklich unglaublich. „Vielleicht weil Sie mir keine Gelegenheit dazu gegeben haben?“

Bevor er antworten konnte, klopfte es, und Chloe steckte den Kopf zur Tür herein.

„Fast hätte ich’s vergessen – wir geben morgen eine Party. Bitte kommen Sie auch, Mr Montero.“

„Isandro.“

„Isandro“, sagte sie lächelnd. „Zoe wird Sie bestimmt fahren, wenn Sie etwas trinken möchten“, schlug sie dann zu Zoes Bestürzung vor. „Sie trinkt ja keinen Alkohol.“

Zoe verspannte sich, doch zu ihrer Überraschung nickte Isandro nur und sagte: „Das ist sehr nett von Ihnen.“

„Schön. Dann erwarten wir Sie beide um sieben.“

„Keine Angst, ich werde Sie entschuldigen“, erklärte Zoe, nachdem Chloe die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ich gehe davon aus, dass Sie die Kündigungsfrist einhalten? Ich frage der Kinder wegen …“

Stirnrunzelnd fiel er ihr ins Wort: „Anscheinend denken alle, ich hätte grünes Licht für diesen …“

„Spenden-Spaßtag.“

„Spaß?“

„Es hat als Wohltätigkeitsfrühstück begonnen und ist dann …“

Er lächelte so sarkastisch, dass sie ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte.