LEBENSRAUM
Lebensraum Verlag,
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Lebensraum Verlag Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-903034-11-2
eISBN: 978-3-903034-27-3
1. Auflage Juli 2015
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Fotos: Manfred Mohr, iStock Photo, 123 RF, Luna Design KG,
stockxchng, Susanne Baur
Gestaltung: Luna Design KG
Lektorat: Cäcilia Peyer
Mein Buch „Grüne Bäume“ war ein Vorhaben, das ich schon viele Jahre in mir getragen habe. Es war die Erfüllung eines Traumes verbunden mit dem Wunsch, möglichst viele Menschen zu erreichen, damit diese ihre Augen öffnen und zu verstehen beginnen.
Das Buch ist eine Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft und unseren Systemen. Es zeigt, wie jeder Einzelne durch Achtsamkeit, Willen und Glauben die Möglichkeit hat, sein Leben positiv zu gestalten.
Ein großes DANKESCHÖN möchte ich all jenen aussprechen, die mit ihrem Einsatz und ihrer Anteilnahme bei der Entstehung dieses Buches mitgeholfen haben.
Mein besonderer Dank gilt:
● Meinen Klienten, Sportlern und Seminarteilnehmern, von denen ich viel lernen darf und die mir zeigen, wie all das Wissen im Alltag funktioniert.
● meiner Frau und besten Freundin Birgit, die zu jeder Zeit zu mir steht, meine Philosophie versteht, mich immer unterstützt und mit der ich ein tolles Leben verbringen darf.
● meiner Stieftochter Victoria Wendelberger, die mit ihrer lustigen und aufgeweckten Art unser Leben bereichert und mit manchen Diskussionen die Zeit bis zum Schlafengehen verlängert.
● meinen Eltern Hermine und Helmut Tschernitschek, ohne die ich nicht der Mensch geworden wäre, der ich bin. Danke für all die Freiheiten, die ihr mir in meiner Entwicklung gelassen habt.
● meinem Bruder Rainer Tschernitschek, der mir als treuester Freund gilt und mit dem ich eine tolle Jugend verbracht habe. Vielen Dank für unsere zahllosen Diskussionen, die nicht immer nur auf sachlicher Ebene abgelaufen sind, mir aber aufgezeigt haben, wie andere denken.
● meinen Großeltern Ida und Joseph Kohlhahs, die in guten und in schlechten Zeiten einen Anker in meinem Leben darstellen und mit denen ich dieses wunderbare Gefühl der familiären Geborgenheit erleben darf.
● meiner Tante Waltraud Reiskub, die mir geholfen hat, die vielen kleinen Fehler eines im Gedankenfluss schreibenden Autors zu verbessern.
● meiner Tante Vera Fritz und meinen Onkeln Robert und Willi, mit denen die Feste des Lebens so richtig Spaß machen.
● Dem Lebensraum Verlag, der mir sein Vertrauen für dieses Buch geschenkt hat.
● der Familie Turkmen, die mich unterstützt hat, dieses Buch herauszubringen.
● den Mitarbeitern des Hotels Villa Caesar, die mir einen wunderbaren Aufenthalt in Brissago ermöglicht haben und auch den wunderbaren Hotelgästen, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte.
Thomas
Tschernitschek
„Geld und Strategien erscheinen wichtig - aber beides ist nichts wert, wenn du vergessen hast, zu leben.“
Thomas Tschernitschek
Brissago! - Nach einer arbeitsreichen Bahnfahrt durch die halbe Schweiz verkündete mir der Lautsprecher in meinem Zugabteil die Ankunft an meinem Urlaubsort. Ich reiste zwar erster Klasse in einem Panoramawagen, allerdings hatte ich so viel um die Ohren, dass ich von der Aussicht während der Fahrt kaum etwas mitbekam.
Mein Abteilungsleiter hatte mich vier Mal kontaktiert, da ein möglicher Vertragsabschluss unserer Bank mit einer Veranlagung für Pensionsrücklagen eines großen Konzerns bevorstand.
Er war ein fordernder Narzisst, der dem Alkohol zugeneigt war und versuchte, seine Autorität dadurch auszudrücken, dass er unsere Sekretärinnen durch Anschreien zum Weinen und meine Kollegen durch ständige Vorhaltungen - wegen zu geringer und minderer Produktion - um deren letzten Selbstwert brachte. Er selbst steuerte jedoch diese Produktion und bevorzugte bei der Abgabe und Meldung an die Vorstände seine eigene Person. Letztendlich waren innerhalb von zwei Jahren aus unserem einst vierzehnköpfigen Team nur noch mein Chef, zwei Sekretärinnen und ich übrig. Es wunderte mich zwar, dass diese Situation durch die Vorstände unserer Bank toleriert wurde, allerdings sah ich es nicht als meine Aufgabe, diesen Missstand aufzuzeigen.
Und nun endlich! - Nach fast sechsmonatigen Verhandlungen hatten sich die Vorstände dieses Konzerns darauf geeinigt, uns den Vorzug zu geben - und ich hatte den Grundstein zu diesem Deal gelegt. Eine Veranlagung von 2 Mio. würde mich im Ranking gegenüber meinem Chef wieder in die Spitzenposition bringen.
2 Mio. näher an meinem Jahresziel - was für ein Gefühl! Das Lob meiner Vorstände war mir sicher. „On the road again”, dachte ich und gleichzeitig begann ich zu zweifeln, ob gerade jetzt der richtige Zeitpunkt war, meinen zweiwöchigen Urlaub anzutreten.
Mein Vorgesetzter hatte mir diesen Urlaub eingeteilt und der angebotene freie Internetzugang im Hotel und meine Mobiltelefone gaben mir letztendlich ein wenig Sicherheit, nichts Wichtiges zu versäumen.
Ich verließ mit meinen zwei Koffern und der Tasche meines Tablets den Waggon und machte mich auf den Weg zum Bahnhofsgebäude.
Es war ein heißer Tag und mit Hemd und Sakko hatte ich für diese Reise wohl die falsche Kleidungswahl getroffen. Der Taxifahrer des Hotels erwartete mich bereits und hieß mich herzlich willkommen. Er bemerkte freundlich: „Das Wetter ist erst seit heute Morgen so sonnig und warm. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir während der Fahrt zum Hotel die Fenster öffnen?“
Natürlich machte mir das nichts aus, denn mittlerweile kam ich mir in meinem Anzug wie in einer angeschneiderten Sauna vor. Meinetwegen hätte er sogar die Türen während der Fahrt öffnen können.
Während wir über Autos und Kunden diskutierten, öffnete sich zu meiner linken Seite der Blick auf den Lago Maggiore. Sofort kam die Sprache auf die Motorboote und ich fragte, mit welchen Kosten denn hier so zu rechnen sei.
Ich war ja selbst stolzer Bootsbesitzer gewesen, aber im Zuge meiner Scheidung hatte ich mein Boot verkauft. Nun war ich froh darüber, denn meine Zeit ließ es nicht mehr zu, dieses Hobby auszuüben.
Nachdem wir über eine kleine Kuppe gefahren waren, konnte ich bereits mein Urlaubsdomizil, die „Villa Caesar“, erkennen: Ein wunderschönes Hotel im Stil einer römischen Villa, umgeben von südländischem Flair, mit Palmen und Olivenbäumen, eingebettet an der Uferpromenade des Sees, der durch den Tessin gespeist wird.
An der Rezeption wurde ich freundlich begrüßt und der Hotelmanager erklärte mir kurz die Gepflogenheiten bezüglich des Essens und anderer Aktivitäten. Er war ein adretter Mann, Mitte 50, gut gekleidet und hatte ein sehr angenehmes Auftreten. Eine überaus freundliche Rezeptionistin übergab mir eine Nachricht, die meine Sekretärin an das Hotel gesendet hatte, und ich konnte meine Suite beziehen.
Es war ein schönes geräumiges Zimmer mit Blick auf den Lago Maggiore und den hoteleigenen Pool. Die große Terrasse lud zum Verweilen ein und ich malte mir schon aus, wie ich hier am Abend einen Cognac trinken würde, um mich von den Strapazen der Reise zu erholen.
Nachdem ich die Koffer ausgeräumt und all meine Hemden, Anzüge und Freizeitkleidung fein säuberlich in den Kästen verstaut hatte, schaltete ich sofort mein Tablet ein, um die E- Mails zu checken: Achtundsechzig Mails! Nur gut, dass den Großteil meine Sekretärin beantworten konnte. Es waren drei Terminvereinbarungen für die Zeit nach meinem Urlaub und vier allgemeine Anfragen für Anbote von verschiedenen Veranlagungsmöglichkeiten dabei.
Ich öffnete den Zettel mit der Nachricht meiner Sekretärin. „Ich wünsche dir einen schönen Urlaub, Robert. Erhol Dich gut, denn du brauchst es.“
Nun, Maria war wirklich nett. Sie lebte schon seit einiger Zeit in einer Beziehung. Da sie außerhalb der Stadt wohnte, nahm ich sie oft im Auto mit zur Bahn. Während der Fahrt führten wir tiefgreifende Gespräche über unsere Bank, das Dilemma mit dem Vorgesetzten und über ihre Ängste und Zweifel bezüglich der Zukunft unserer Abteilung. Ich konnte mich auf sie verlassen. Sie würde mich sofort informieren, wenn etwas Wichtiges passieren würde.
„Zeit ist Geld“, dachte ich mir. Also wollte ich vor dem Abendessen noch etwas Produktives tun. Ein kleiner Spaziergang, um die Gegend zu erkunden, erschien mir genau das Richtige. Ich machte mich im Bad noch schnell frisch und zog mein kurzärmeliges Armani-Hemd an.
Entlang der Strandpromenade sah ich einige Lokale, ein großes Schachspiel und wunderschöne Villen. Manche Häuser waren noch im alten Tessiner Stil aus Stein gebaut. Schließlich kam ich zu einer Tabakfabrik. Ich entdeckte einen kleinen Stand mit Informationsmaterial und las, dass Führungen durch die Fabrik angeboten würden. „Das werde ich machen. Donnerstag ab 16:00 Uhr. Dauer zirka 2 1⁄2 Stunden. Das müsste sich mit dem Abendessen ausgehen“, dachte ich.
Als ich auf meine Uhr blickte, beschloss ich, zurück zum Hotel zu gehen, um rechtzeitig beim Abendessen zu sein.
Am Rückweg betrachtete ich in der Auslage eines Immobiliengeschäfts die angebotenen Häuser. Ein Haus oder eine Wohnung in Brissago für die Zeit nach meinem aktiven Berufsleben konnte ich mir gut vorstellen:
Ein Chalet mit toller Aussicht über den See und einem Innenhof, wo ich mit meinen Lieben einen guten Wein genießen und über die Wirtschaft und die Welt diskutieren würde. Ich verglich die Preise mit den bei uns angebotenen Immobilien und rechnete die Kreditrate aus. Ich malte mir aus, dass ich dann zu Hause andere Immobilien an Pensionisten vermitteln und damit meine Pension aufbessern könnte. Vielleicht würde dann in einer Art Beteiligungssystem der eine oder andere Kunde weitere Käufer vermitteln und das Geschäft könnte sich zu einem Selbstläufer entwickeln.
Ein weiterer Blick auf die Uhr riss mich aus meinen Träumen und erinnerte mich wieder an das Abendessen.
„Das Leben ist ein einziges Ereignis - es hält unzählige Dinge für uns bereit, die darauf warten, von uns entdeckt zu werden.“
Thomas Tschernitschek
Pünktlich um 18:30 Uhr betrat ich den Speisesaal. Die Tische waren weiß gedeckt und mir wurde ein Tisch an der großen Panoramascheibe mit Blick auf den Pool zugewiesen.
Der Kellner brachte mir die Karte und fragte mich nach einem Aperitif. Er war Deutscher, vielleicht Anfang dreißig, und hatte offensichtlich viel Erfahrung in seinem Beruf.
„Campari Orange und die Weinkarte, bitte“, sagte ich. Als er mir den Campari brachte, gab ich auch gleich meine Bestellung auf: Ein Carpaccio, danach ein Kalbssteak mit Gemüse und blauen Kartoffeln und zum Dessert entschied ich mich für eine Mousse au Chocolat.
„Welchen Wein darf ich dem Herrn bringen?“, fragte er mich. „Nun, ein guter Weißwein würde hier passen. Bringen sie mir bitte eine Flasche von diesem Gavi di Gavi.“ „Sehr gerne, der Herr! Sie können ja auch noch morgen an der Flasche weitertrinken. Wir stellen sie gerne für Sie kalt.“ Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich alleine am Tisch saß und eine ganze Flasche doch etwas viel erschien. „Na, schauen wir mal, der kennt mich ja nicht“, dachte ich und freute mich auf den ersten Gang.
„Ein Gruß aus der Küche, ein Spargel-Randenschaumsüppchen mit Weißbrot und Olivenöl“, überraschte mich der Kellner und brachte mir auch gleich den Wein mit. Nachdem ich den Aperitif hinuntergekippt hatte, dachte ich: „Lasset die Spiele beginnen.“
Nun ließ ich zum ersten Mal meinen Blick durch den Speisesaal schweifen. Es war eine illustre Schar an Gästen aus unterschiedlichsten Ländern, die sich hier eingefunden hatten: Schweizer, Deutsche, Franzosen und sogar Engländer und Amerikaner konnte ich an der Sprache erkennen.
Plötzlich blieb mein Blick an einem einzelnen Mann haften. Er war etwa Ende dreißig und trug eine asiatisch anmutende Kleidung. An seiner linken Hand befanden sich mehrere Armbänder und an der rechten drei Wollfäden in den Farben rot und orange. Eine Holzkette, die an einen Rosenkranz erinnerte, lag um seinen Hals und zusätzlich noch zwei Lederbänder mit merkwürdigen Steinen. Seine Ausstrahlung war unglaublich: Er hatte die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen und wirkte sehr selbstsicher. Er schien vollends mit allem, was gerade um ihn herum passierte, zufrieden zu sein. Seine Augen hatten etwas geheimnisvoll Wissendes - und irgendwie kam er mir bekannt vor. Woher kannte ich bloß diese Augen und dieses Gesicht?
„Tom!“, fuhr es mir wie ein Blitz durch den Kopf. Dieser Mann erinnerte mich an einen ehemaligen Arbeitskollegen. Tom war auch Banker. Wir waren einmal Arbeitskollegen und ich hatte eine Menge von ihm gelernt. Er war erfolgreich und hatte eine sehr gewinnende Art im Umgang mit Kunden. Ich erinnerte mich sofort an sein Auftreten bei diversen Vorträgen und an das hohe Allgemeinwissen, das ihn zu einem sehr guten Diskussionspartner machte. Er besaß einen derartigen Weitblick für die Dinge, dass manche Vorgesetzte ihm in der Geschwindigkeit, die er an den Tag legte, nicht folgen konnten. Während andere in diversen Meetings noch an Strategien feilten, hatte er schon eine Lösung parat, und das machte ihn für so manchen Vorgesetzten zu einem gefährlichen Nebenbuhler.
Als er durch einen Autounfall für längere Zeit außer Gefecht gesetzt war, nutzte unser damaliger Chef die Situation, um ihn zu kündigen.
Ich hatte in der Branche noch mehrmals mit Kunden zu tun, die Tom kannten und mir von ihm erzählten und nicht selten schnappte er mir den einen oder anderen vor der Nase weg.
Mit der Zeit erfuhr ich immer weniger von ihm und eines Tages las ich in der Zeitung, dass er Sportler betreute. Allerdings musste er in meinem Alter sein, also Mitte bis Ende vierzig.
Außerdem, was täte er hier? Es wäre doch ein riesiger Zufall, wenn wir ausgerechnet hier in der Schweiz im selben Hotel wohnten.
Auch ER sah mich an. Es ging etwas Herzerwärmendes von ihm aus, das durch seinen lächelnden Gesichtsausdruck noch verstärkt wurde.
Er lächelte mich an, nahm sein Glas Wein und prostete mir zu. Ich stand auf und ging auf ihn zu. „Robert?“ Nun gab es keinen Zweifel mehr: Es war SEINE Stimme! „Oh Mann, Tom! Das gibt es doch nicht. Nach all den Jahren treffen wir uns hier in einem Hotel in der Schweiz!“ Er bot mir sofort einen Platz an und ich setzte mich bereitwillig zu ihm.
„Wie geht es dir? Gut siehst du aus! Was machst du?“, überfiel ich ihn mit meinen Fragen. „Oh, mir geht es gut. Ich bin seit einigen Jahren selbstständig und kann ganz gut davon leben“, antwortete er mir. „Und du? Immer noch in der Bank?“
„Ja und nein“, antwortete ich. „Nachdem du von uns weg bist, ist der Laden noch ein Jahr gelaufen, dann gab es diese Wirtschaftskrise und unsere Abteilung fiel dem Sparstift zum Opfer. Ich hatte Glück, relativ rasch eine neue Stelle zu bekommen und nun bin ich für eine andere Bank im Veranlagungsbereich tätig.
Und - du wirst es nicht glauben - in punkto Vorgesetzten kam ich vom Regen in die Traufe. Ich konnte mir ja nie vorstellen, dass es zu unserem gemeinsamen „Freund“ eine Steigerung geben würde, aber ich erlebe sie gerade. Und das Merkwürdige ist: die beiden Männer hatten im selben Unternehmen gearbeitet und kannten sich.“
Tom lächelte und es sah fast so aus, als hätte er Mitleid mit mir und meiner Situation.