FORSCHUNGEN ZUR DDR-GESELLSCHAFT
VEB Bordell
Geschichte
der Prostitution
in der DDR
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
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Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
1. Auflage als E-Book, Juli 2016
entspricht der 1. durchgesehenen Druckauflage vom März 1998
© Christoph Links Verlag GmbH
Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel. (030) 44 02 32-0
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Cover: KahaneDesign, Berlin unter Verwendung einer Illustration von
Werner Klemke aus der Broschüre des DDR-Staatsverlages „Liebe, Sex und Paragraphen“
ISBN 978-3-86284-341-1
Vorwort
Von welchen, die auszogen, um mal zu fragen …
Einleitung
Die Nachkriegszeit
Prostitutionsalltag in den Trümmerjahren
Sittliches Chaos mit Folgen – SMAD-Befehle zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
Die Macht des Gesundheitswesens
Nichts zu sehen, nichts geschehen – Rechtliches zur Prostitution
Unterm Strich: Die Nachkriegszeit
Die fünfziger Jahre
Mein rechter, rechter Platz ist leer
Im Banne der Geschlechtskrankheiten
Engagement an vorderster Front: Die Arbeit des Gesundheitsamtes
Tassen an die Wand: Zwangshospitalisierung und ihre Folgen
Ausflug in die DDR-Frauenpolitik der fünfziger Jahre
Medien und Meinungen: Zweibeinige Messemuster in Gänsefüßchen
Prostitution – das Erbe des Kapitalismus
Schuld und doppelmoralische Sühne
Ende des Burgfriedens
Und sie fingen an zu weinen … – Die Heime für soziale Betreuung
Grenzgängertum: Wohnen im Osten – Arbeiten im Westen
Unterm Strich: Die fünfziger Jahre
Die sechziger Jahre
Anfangsbuchstaben, Geschlecht, Geburtsdatum – Die neue Verordnung zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
Die Sache mit der Kriminalitätsstatistik
»Jedem nach dem Wohnsitz seiner Tante«
Einmal DDR, bitte …
Neue Strafgesetze
Ausflug in die DDR-Frauenpolitik der sechziger Jahre
Die »Klassiker« und das neue Selbstbewußtsein
Unterm Strich: Die sechziger Jahre
Die siebziger Jahre
Zierde des Zahnputzbechers: Die Wunschkind-Pille
Sexualaufklärung in den Massenmedien
Das große soziale Programm – Ausflug in die Frauenpolitik der siebziger Jahre
Sexuelle Revolution auf sozialistisch
Die Sicherung der Weltfestspiele
Ost-West-Kontakte
Wie die DDR-Bürger in den Intershop kamen
(K)ein Einzelfall
Die neue sozialistische Prostitution
»Wir sind überall auf der Erde …« – Die Vernunftehe zwischen Prostitution und Staatssicherheit
Die operative Abschöpfung der Professionellen
Informationsbeschaffung kennt keine Moral
Ronnie/Romy Rückblick – Ein Bericht
Unterm Strich: Die siebziger Jahre
Die achtziger Jahre
Freier und wie sie gefunden wurden – Organisationsformen der Prostitution
Prostitution à la Interhotel
Mit dem »Nutten-Zug« nach Leipzig
Mein Schatz, der ist Matrose
Die osteuropäische Valuta-Mafia
Die Ostfreundinnen der Diplomaten
Wenn ein Sowjetbürger eine Reise macht …
Ist sie’s oder ist sie’s nicht? – Definitionsprobleme auf dem Straßenstrich
Begegnungen am Taxistand
Deutsch-deutscher Sextourismus
Marktplatz »Yucca-Bar«: »Komplexannahmestelle« in Sachen Ausreisen und westliche Konsumgüter
Was macht eine Nachtschicht im Fernsprechamt attraktiv?
Homosexuelle Prostitution
Geheimtip: Ost-Frau
Wie, Weshalb, Warum: Zugangsmöglichkeiten und Motivationen
»… weil sie noch mehr wollten«
Pille kontra Kondom
Zuhälter oder Nicht-Zuhälter …
Das blinde Auge des Gesetzes
Ausflug in die Frauenpolitik der achtziger Jahre
Unterm Strich: Die achtziger Jahre
»Zu bereuen gibt’s da gar nichts …«
Rückschau der Protagonistinnen
Was bleibt?
Schlußbetrachtung der Autorin
Über die Autorin
Das Thema »Prostitution in der DDR« ist nicht neu. Anfang der neunziger Jahre wurde es ausgegraben und bestaunt, doch schnell wieder fallengelassen. Außer der marktschreierischen Botschaft über die Existenz von Prostitution in der DDR machte sich niemand die Mühe, dieses Phänomen im Zusammenhang mit der DDR-Alltagskultur aufzuarbeiten.
Als ehemalige DDR-Bürgerin und Sexualsoziologin mit dem Forschungsschwerpunkt Prostitution lag es nahe, mich diesem Thema ausführlicher zu widmen. Mein persönliches Interesse war vor allem dadurch bestimmt, daß im Gegensatz zur heutigen Prostitutionstätigkeit die Prostitution in der DDR von der Mehrzahl der Beteiligten als positiv eingeschätzt wird. Was lag näher, als nachzufragen, welche konkreten Bedingungen dazu führten, daß die DDR von den Prostituierten als »Superzeit«1 empfunden wird?
Keine von uns beiden2 ahnte damals, wie mühsam es sein würde, Auskünfte zu diesem Thema zu bekommen. Mühsam deshalb, weil die Erinnerungen mit jedem Nachwendetag blasser oder, was noch schlimmer war, neu angestrichen wurden, indem die von uns befragten DDR-Bürger sich westliche Begriffe und Vorstellungen über die Prostitution aneigneten. Mühsam auch, weil eine kompetente Bearbeitung dieser Fragestellung DDR-historische Kenntnisse verlangte. Mühsam nicht zuletzt, weil dieses Thema im Zusammenhang mit Sexualität und – noch bedenklicher – mit der Staatssicherheit steht.
Welchen Schwierigkeiten wir bei der Recherche begegneten, sollen folgende Vorfälle illustrieren. Von Frau Sigrun Schlußstrich* in Berlin-Prenzlauer Berg wußten wir, daß sie über Informationen zur DDR-Prostitution verfügt. Wir schrieben Frau Schlußstrich einen Brief, in dem wir unser Anliegen beschrieben, und baten sie, sich mit uns in Verbindung zu setzen, da wir sie gern besuchen wollten. Wenige Tage später empfing mich mein Anrufbeantworter mit folgender Nachricht: »Mein Name ist Schlußstrich. Sie hatten mir einen Brief geschickt. Ich möchte Sie bitten, von einem Besuch bei mir Abstand zu nehmen. Ich möchte mit diesen - Sachen nichts mehr zu tun haben. Ich habe das abgeschlossen, dieses - Thema.«
Daß Fragen zu diesem Thema so etwas wie einen Eingriff in die Intimsphäre darstellen können, zeigt die Reaktion des Wirtes von »Charlys Kneipe« (ehemals »Quelle am Tor«), der uns mit einem: »Ich frag’ Sie auch nicht, was Sie gestern mit Ihrem Freund gemacht haben«, mehr oder weniger direkt die Tür wies.
Vielfältig war auch die Reaktionspalette der im November 1995 per Zeitungsaufruf im Berliner »Wochenblatt« gesuchten Zeitzeugen, die ich an dieser Stelle etwas ausführlicher schildern möchte:
–Mich riefen Freier an, die das erste Mal mit jemandem über ihre Erlebnisse mit Prostituierten sprachen.
–Herr Dr. Guntram Gespinst*, der »… über drei Jahre lang Erfahrungen im Betreten von Bordellen – allerdings erst nach der Wende« gesammelt hatte, erkundigte sich, ob ich vielleicht auch vergleichende Fragestellungen zu diesem Thema behandeln würde.
–Ich stritt mit einem Bulgaren, der vor 20 Jahren in die DDR gekommen war und seit der Wende Mitglied der PDS ist, worauf er sehr stolz sei, wie er betonte. Er warf mir vor, das Ansehen der DDR mit Dreck zu bewerfen. Ich versuchte, mein Vorhaben zu erklären, wozu er mir kaum eine Chance ließ. Wütend über soviel Ignoranz beendete ich das Gespräch.
–Eine Anruferin, die offensichtlich Berührung mit dem Thema hatte, beklagte sich über die reißerische Behandlung dieses Themas in den Medien: »Ja, Sybille Satt* ist mein Name. Ich hab das gelesen hier mit der Prostitution in der DDR. Also hier ›in Bar, Sauna und Straßenstrich … vor allem in den Großstädten‹. Ich bin jetzt 36 Jahre … also is’ nich’ aus den Fingern gesogen. Soviel Schmutz und Dreck, wie ich jetzt lese und sehe – dis habe ich in meinem ganzen Leben echt noch nicht erlebt. Was da krampfhaft vorgekramt werden will und soll, ich weeß nicht. Gibt’s denn nich’ andere Themen, liebe Studentin, zum Beispiel Umweltthemen? Na dann noch schönen Tach, ne? Tschüß.«
Von Anfang an war klar, daß nicht auf einen Forschungsstand mit entsprechend gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen zurückgegriffen werden konnte, sondern entsprechende Befunde erst zu erarbeiten waren. Infolge der Sensibilität des Themas brauchten wir überhaupt nicht über Aufnahmetechnik nachzudenken und arbeiteten deshalb mit Gedächtnisprotokollen, bestenfalls mit handschriftlichen Notizen in Anwesenheit der Zeitzeugen.
Unser Vorgehen orientierte sich an sechs gesellschaftlichen »Kommunikationsfeldern«, die im Kontakt mit dem Prostitutionsgeschehen standen: Gesundheitswesen, Justiz, Staatssicherheit, Gastronomie, Taxigewerbe und Örtlichkeiten, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum vermuteten Prostitutionsgeschehen befanden. In diesen Feldern wollten wir den vergangenen Ereignissen nachspüren.
Den Beginn unserer Forschungsaktivitäten bildeten themenzentrierte Interviews, die wir in der Gegend der Ostberliner Prostitutionsstätten durchführten. Wir sprachen mit Kellnern und Mitarbeitern der ehemaligen »Valuta-Hotels«: des Hotels »Metropol« (heute: »Maritim pro arte«), des »Palasthotels« (heute: »Radisson Plaza SAS«) sowie des Hotels »Stadt Berlin« (heute: »Forum-Hotel«), über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit der Prostitution in der DDR. Neben den Mitarbeitern des Christlichen Hospizes in der Auguststraße befragten wir Anwohner, Kneipen- und Geschäftsinhaber rund um die Oranienburger Straße ebenso wie in der Umgebung der »Yucca«- und »Alibi«-Bar. Ich sprach mit dem Geschäftsführer, einer Bardame und einem Angestellten der »Alibi«-Bar, die sich heute konsequenterweise als Sex-Club präsentiert, und interviewte eine ehemalige Kellnerin der »Yucca«-Bar. Ich recherchierte bei den Wirtschaftsämtern nach deren Wissen über die Vorgänge in diesen Bars. Ergebnislos verliefen Anfragen bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin. Wir unterhielten uns mit ehemaligen Angehörigen der Deutschen Volkspolizei in Berlin-Pankow und Berlin-Mitte und plauderten mit Taxifahrern, vor allem mit den Angestellten der aus dem »VEB TAXI« hervorgegangenen Firma »Spreefunk«, die etliche DDR-Taxi-Fahrer übernommen hatte und viele ehemalige DDR-Bürger beschäftigt. Zusätzlich lancierten wir einen Aufruf in der innerbetrieblichen Zeitung.
Wir klopften an die Mitarbeiterzimmer in der Hautklinik der Charité und des Regierungskrankenhauses, ebenso nahmen wir Kontakt zu Fürsorgerinnen der ehemaligen Zentralstelle zur Bekämpfung und Verhütung von Geschlechtskrankheiten in Berlin-Prenzlauer Berg auf. Wir paßten die legendäre Charlotte von Mahlsdorf auf einer ihrer zahlreichen Führungen durch das Gründerzeitmuseum ab und erkundigten uns nach den Gepflogenheiten der Szene in den fünfziger Jahren. Ich versuchte, von West-Huren etwas über deren mehr oder weniger spärliche Kenntnisse von den Geschehnissen im Osten zu erfahren. Wir befragten Eltern, Freunde, Bekannte und Verwandte, sogar vor dem Otto-Versandhaus-Vertreter machte ich nicht halt, als ich merkte, daß der Mann Kenntnisse über das Ostberliner Nachtleben besaß.
Erwähnt seien auch die vielen vergeblichen Versuche, Zeitzeugen zu finden und anzutreffen, bzw. die Enttäuschungen, wenn angebliche Zeitzeugen nur »vage mal dort vielleicht was gehört« hatten oder aber Zeitzeugen auf Grund ungünstiger Interviewsituationen wenig bis nichts erzählen konnten oder wollten. Es war eine Zeit, da wir jedem Hinweis nachgingen und uns auf diese Weise einen Überblick über das kursierende Wissen in der Bevölkerung zu verschaffen versuchten. Irgendwann kam der Punkt, an dem wir feststellten, daß sich die Grenzen des auf diese Weise zu erzielenden Erkenntnisgewinns abzeichneten, und ich begann, mich auf die Suche nach Experten zu machen.
Im Rahmen einer Multiplikatorenschulung zum Thema Prostitution inszenierte ich in Erfurt eine Gruppendiskussion mit ehemaligen Mitarbeitern des DDR-Gesundheitswesens, darunter vielen Fürsorgerinnen. Auf einer Fachtagung »Transsexualität« begegnete ich einer Zeitzeugin, die mir ihre atemberaubende Lebensgeschichte schilderte. Im November 1995 schickte ich, wie oben bereits erwähnt, dem Berliner »Wochenblatt« einen kleinen Artikel mit der kurzen Beschreibung meines Projekts. Die Redaktion textete den folgenden Aufruf:
»Prostitution in der DDR – Zeitzeugen gesucht!
Horizontales Gewerbe in der DDR? Offiziell gab’s das nicht. Die Wirklichkeit sah anders aus: Bar, Sauna und Straßenstrich vor allem in den Großstädten.
Eine Berliner Studentin recherchiert das Thema jetzt genauer.
Informationen dazu bitte weitergeben unter der Rufnummer xxx xx xx.
Diskretion wird selbstverständlich zugesichert.«3
Von Prostitution in der Sauna hatte ich niemals geschrieben, die redaktionelle Dichtung stand der Resonanz jedoch nicht im Weg. Noch bevor die Zeitung in den Ostberliner Haushalten verteilt war, landete die erste Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Später stapelten sich die Meldungen – die Zeitzeugen holten mich unter der Dusche hervor und klingelten mich aus Sitzungen. Ich führte sieben mehr oder weniger aufschlußreiche Telefoninterviews und traf mich mit zwei äußerst interessanten Zeitzeugen zu mehrstündigen Interviewsitzungen.
Während der Interviews fiel mir des öfteren auf, wie schnell Erinnerungen von der jüngeren Vergangenheit verklärt und überlagert werden. Ein Beispiel: Im ehemaligen Hotel »Stadt Berlin« gab es in der 37. Etage eine Discothek mit Bar, die im Mai 1992 geschlossen wurde. Erwähnten die Befragten im Interview das Wörtchen »früher«, so bezog sich dieses »früher« auf die Zeit, als diese Discothek noch existierte, und nicht auf den Zeitpunkt vor der Wende, den ehemalige DDR-Bürger im allgemeinen mit »früher« assoziieren.
Auf Grund dieser Überlagerungen bekamen originalzeitliche Materialien (soweit zu finden) die Funktion eines Korrektivs. Der Weg führte neben den einschlägigen Berliner Bibliotheken in das Berliner Stadtarchiv, die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, das Lila-Archiv, das Frauen-, Forschungs-, Bildungs- und Informationszentrum (FFBiZ) sowie das Ratsarchiv und förderte Dokumente und publizistische Artikel aus dem Bereich des Gesundheitswesens und der Deutschen Volkspolizei zutage.
Wegen der schwierigen Quellenlage benutzte ich alle mir zur Verfügung stehenden Informationen – Anzweifelbares wird von mir als solches gekennzeichnet. Dieser erste Anlauf, sich dem Thema umfassender zu nähern, konnte lediglich für flankierende Themen wie Sozialpolitik der DDR, Arbeitsweise des Staatssicherheitsdienstes der DDR sowie einige alltagskulturelle Aspekte (Intershop, GENEX4) auf wissenschaftliche Vorabeiten zurückgreifen.
Bleibt anzumerken, daß die Archivmaterialien bevorzugt das Geschehen in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahre beleuchten, während das Gewicht der Zeitzeugen-Aussagen deutlich bei der jüngeren und jüngsten Vergangenheit liegt. Dieser Qualitätssprung darf bei der Wertung des Zitierten nicht unberücksichtigt bleiben. Während die originalhistorischen Quellen als authentisch anzusehen sind, spiegeln die retrospektiv gewonnenen Aussagen auch die aktuellen Diskussionen über die DDR, etwa den Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern des Staatssicherheitsdienstes, gewürzt mit gewissen ostalgischen Sequenzen, sowie die veränderten Sichtweisen in puncto Sexualität.
»Der Vorhang fällt, wir schau’n betroffen, und viele Fragen bleiben offen«, so die beständige Abmoderation des »Literarischen Quartetts« durch Marcel Reich-Ranicki. Wie so oft, produziert die Beschäftigung mit einem Thema am Schluß mehr Fragen als Antworten, die dann den Antrieb für weitere Arbeiten bilden können – sollen – müssen.
Natürlich gab es viele hilfsbereite Menschen, bei denen ich mich an dieser Stelle bedanken möchte. Besonderen Dank schulde ich Dr. Ina Merkel und Felix Mühlberg, die mich immer wieder anspornten und wertvolle Hinweise zur Material- und Zeitzeugensuche gaben. Andreas Matschenz war so nett, mir den Zugang zum Wirrwarr der Archivmaterialien zu erleichtern. Durch die Mithilfe von Helmut Müller-Enbergs wurde mir die Einsichtnahme in einige Hinterlassenschaften beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes ermöglicht.
Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich für die vielen Hinweise meiner Freunde, Familie und Bekannten sowie meiner Lektorin zu bedanken. Mein Dank gilt auch den zahlreichen Zeitzeugen, die mir manchmal über Stunden hinweg ihre subjektive Sicht der Dinge geschildert haben, für ihre Geduld und Auskunftsbereitschaft.
1Interview mit der Zeitzeugin Monique Mastino*. In: Herr, Katja: Huren unter Honecker (Dokumentarfilm). MDR 1996. (Anonymisierte Namen sind bei ihrer ersten Erwähnung mit * gekennzeichnet.)
2Die ersten Befragungen führte ich gemeinsam mit Marianne Willisch durch.
3Wochenblatt vom 16. November 1995.
4Geschenkdienst und Kleinexport GmbH
Die vorliegende Publikation verfolgt die Spuren der Prostitution in der DDR seit dem Beginn der Nachkriegszeit. Die Leser und Leserinnen werden durch viereinhalb Jahrzehnte DDR-Alltagskultur geführt, denn erst vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und politischen Situation läßt sich nachvollziehen, warum und wie sich Prostitution Ost von Prostitution West unterscheidet.
Bis zum Anfang der sechziger Jahre widmeten sich DDR-Journalisten des öfteren dem Thema »Prostitution«. Es gab zahlreiche Reportagen über das Nachtleben, zu denen wie selbstverständlich auch die Prostitution gehörte, aber auch Berichte mit der Feststellung, daß das Phänomen der »leichten Mädchen« in der DDR bald aussterben werde. In der Folgezeit starb zumindest das Thema in den Medien aus – lediglich in Ausnahmefällen tauchte es noch auf, und dann zumeist in Zusammenhang mit Gerichtsprozessen. Die zurückhaltende Berichterstattung über die Prostitution fußte u. a. auf der nicht unbegründeten Angst vor dem lästernden »Klassenfeind«, denn die DDR-Presse blieb im Westen nicht unbeachtet: »Ost-Berlin gibt zu: Bei uns gibt es Dirnen und Zuhälter«, titelte beispielsweise die Westberliner BZ 1979 mit Bezug auf eine entsprechende Gerichtsreportage.1
Seit dem strafrechtlichen Verbot der Prostitution im Jahre 1968 wurden den DDR-Bürgern konkrete Vorstellungen darüber, was man unter Prostitution zu verstehen hatte, lediglich noch als knapper Lexikoneintrag vermittelt: »Vornahme bzw. Duldung sexueller Handlungen gegen Entgelt«.2 Die Ansichten über den Inhalt dieser Definition wurden immer nebulöser, insbesondere nachdem die letzten klassisch agierenden Straßenprostituierten Anfang der sechziger Jahre aus der Öffentlichkeit verschwunden waren. In der Folge wurden Begriffe wie »Prostitution«, »Nutte« und »Strich« äußerst ungenau angewendet. Wo fing Prostitution an, wo hörte sie auf? Der Volksmund vergab die Bezeichnung »Nutte« großzügig an jede, die allzu offensichtlich die sexuellen Normen verletzte. So wurden Frauen als »Nutten« bezeichnet, die Kinder von verschiedenen Männern hatten, und von »Strich« gesprochen, auch wenn es um unbezahlten Sex ging, etwa bei den flüchtigen Begegnungen unter Schwulen auf den sogenannten Klappen.3 Die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) verwässerten den Begriff aus der anderen Richtung: Die »tschekistische Moral« verbot ihnen die Benutzung des Wortes »Prostituierte« – statt dessen benutzten sie durchgängig die verfälschende Bezeichnung »leichtes Mädchen«. So setzte der Volksmund Promiskuität mit Prostitution gleich, und die MfS-Genossen hielten es umgekehrt.
Deshalb sei meiner Untersuchung folgende Begriffsdefinition über den Untersuchungsgegenstand vorangestellt: Unter Prostitution in der DDR verstehe ich alle sexuellen Handlungen, bei denen für mindestens einen der Partner ein Motivationsausschnitt im Erhalt von materiellen Vorteilen in Form von Geschenken oder Geld (gleich welcher Währung) bestand. Von Motivationsausschnitt spreche ich deshalb, weil sich zu den materiellen Vorteilen meist noch andere Gründe wie Neugier, Abenteuerlust, Spaß an der Sexualität, Ausbrechen aus einer stark vorgegebenen DDR-Biografie gesellen, die in ihrer Gesamtheit die Motivation für die Prostitutionstätigkeit bildeten. In der Regel handelte es sich dabei um weiblich-heterosexuelle oder männlich-homosexuelle Prostitution.
Abzugrenzen ist dieser Begriff vom nichtprofessionellen Anbieten sexueller Handlungen mit dem Ziel, Unterkunft gewährt zu bekommen. Die Suche nach Kost und Logis dominiert hierbei die Motivation, im Vordergrund steht eine diesbezügliche Abhängigkeit und Erpreßbarkeit. Der Begriff Prostitution trifft auch nicht auf promiskuitiv lebende Personen zu, da ihre Motivation idealtypisch nicht an materielle Vorteile gekoppelt ist. Spätestens hier gestaltet sich die Abgrenzung als schwierig – werden die Prostituierten doch in der Regel unter dem Oberbegriff »Personen mit häufig wechselndem Geschlechtverkehr« (HwG) subsumiert. Einordnungen gelingen bestenfalls definitorisch, jedoch nicht im realen Leben: Alle Formen haben fließende Übergänge.
Prostitution in der DDR läßt sich zeitlich in drei Phasen unterteilen: Die erste Phase, die etwa von der Nachkriegszeit bis Ende der fünfziger Jahre reicht, wies klassisch existenzsichernde Züge auf – die Frauen arbeiteten mangels beruflicher und/oder finanzieller Alternativen in der Prostitution. Die zweite Phase beginnt Mitte der fünfziger Jahre bis etwa Mitte der sechziger Jahre mit der umfangreichen Integration von Frauen und (unter Druck) eben auch der Prostituierten in den Arbeitsprozeß, so daß der Prostitution aus Not die Grundlage entzogen wurde. Die sich danach bildenden Ost-West-Beziehungen, bei denen sich Ost-Frauen von West-Männern aushalten ließen, wurden durch eine Strafrechtsänderung im Jahre 1968 unterbunden. Nach Paragraph 249 Strafgesetzbuch (StGB) der DDR zählte Prostitution nunmehr zu asozialem Verhalten und stellte damit ein Strafdelikt dar. Fortan wurde Prostitution nur noch nebenberuflich und heimlich ausgeübt, oftmals getarnt durch Scheinarbeitsverhältnisse.
In den siebziger Jahren entstand in der »entwickelten sozialistischen Gesellschaft«4 eine auf Luxus und Konsum orientierte Prostitutions-Szene, die sich deutlich von dem Geschehen im Nachbarstaat Bundesrepublik Deutschland unterschied und die Bezeichnung »DDR-Prostitution« originär verdient.
Aus sozialdemografischer Sicht entstammten die Prostituierten in den fünfziger und sechziger Jahren den klassischen Unterschichten, mit einem hohen Anteil von Frauen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. In den siebziger und achtziger Jahren veränderte sich die soziale Zugehörigkeit der Prostituierten, was auch durch die drückende Nivellierung der DDR-Sozialstruktur bedingt war. Zwar war die mittlere Unterschicht und die untere Mittelschicht besonders stark vertreten, doch reichte das Spektrum der Prostituierten jetzt von der Friseuse bis zur Uni-Dozentin.5 In den fünfziger und sechziger Jahren waren einige Frauen mit der Begründung »Ich krieg’ ja doch keine Rente!« bis ins hohe Alter im Geschäft, aber auch in den siebziger und achtziger Jahren gab es keine starken altersmäßigen Beschränkungen. Oft werden in den Quellen Frauen erwähnt, die bis ins fünfte, seltener bis ins sechste Lebensjahrzehnt ihre Tätigkeit ausübten.
Der Zugang zur Prostitution erfolgte durch zufällige Gelegenheiten und/oder den Besitz von informellen Kontakten. Zufällige Gelegenheit heißt, daß Frauen durch Freier oder eigene Beobachtungen auf ein Prostitutionsgeschehen aufmerksam wurden und sich zur Nachahmung entschlossen. Informelle Kontakte stellten sich meist durch Bekannte her, die um die Prostitutionsmöglichkeiten in Hotels und Discotheken wußten. Besonders günstige Zugangsmöglichkeiten boten sich in der Messestadt Leipzig, der Stadt, die zweimal jährlich Treffpunkt Hunderter nicht nur inländischer Huren war. Des öfteren berichteten Zeitzeugen vom südlichen Dialekt vieler Frauen, was jedoch nicht als hinreichendes Indiz dafür gewertet werden kann, daß die Messstadt die meisten Prostituierten hervorbrachte: Südliche, für Berliner Zeitzeugen-Ohren ähnlich klingende Dialekte wurden in über der Hälfte des Territoriums der DDR gesprochen (Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt).
Prostitution in der DDR fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Deshalb fehlte es an öffentlich zugänglichem Spezialwissen für die entsprechende (Berufs-)Tätigkeit, so daß die Autodidakten in Sachen Sex deutlich überfordert waren, wenn es auf besondere Anforderungen zu reagieren galt, die außerhalb der bisherigen persönlichen Erfahrungen lagen.
Prostitution in der DDR bot Abwechslung und Abenteuer: Die Frauen entflohen so der DDR-Bürgerinnen-Normalbiografie6, die im allgemeinen vom Kindergarten bis zur Rente durchgenormt war und wenig Luxus bot. Sie schnupperten am Duft des West-Mannes und reisten mit seinen Erzählungen durch die ganze Welt. Die erotischen West-Männer erfuhren eine weitaus liebevollere und »nicht so abgezockte« Behandlung durch die Halb- und ganz Professionellen aus der DDR.
Auf Grund ihrer Erfahrungen mit langwierigen Behandlungsprozeduren von Geschlechtskrankheiten und der diskriminierenden Erfassung als HwG-Person durch das Gesundheitsamt wußten Prostituierte bis in die siebziger Jahre hinein um die Vorteile der Kondomverwendung. Mit dem Siegeszug der Pille wurde diese Gepflogenheit allmählich attackiert, und es entstanden Inkonsequenzen, insbesondere wenn Emotionen ins Spiel kamen oder bei Treffen mit Stammkunden. Noch geringer war die Bereitschaft zum Kondomgebrauch bei Begegnungen, die von den Frauen als nichtprostitutiv wahrgenommen wurden. Selbst die seit Anfang der achtziger Jahre bekannte Immunschwächekrankheit Aids führte nicht zu einer drastischen Veränderung dieses Verhaltens.
Feministische Tendenzen gab es in der DDR nur in äußerst begrenzter Form. Dies lag zum einen daran, daß sichtbare Frauenfeindlichkeiten wie sexistische Werbung und Pornographie nicht existierten, die Integration von Frauen in den Arbeitsprozeß als Grundlage weiblicher Emanzipation jedoch gegeben war. Hinzu kam, daß die politischen Verhältnisse in den achtziger Jahren feministische Gruppierungen nur marginal und unter dem Dach der Kirche in Erscheinung treten ließen. So erlebten die Frauen in der DDR nicht den Unterschied zwischen Frau und Mann als Hauptkonflikt, sondern sahen sich mit einer Kluft zwischen oben und unten7 konfrontiert, die beide Geschlechter gleichermaßen traf. Die wenig ausgeprägte Militanz gegenüber Männern führte dazu, daß West-Männer im allgemeinen Ost-Frauen als weicher, verständiger und angenehmer empfanden als deren Schwestern im Westen.
Ein weiterer Vorteil der DDR-Prostituierten gegenüber ihren West-Kolleginnen bestand in ihrer Allgemeinbildung und ihrer Unabhängigkeit. Viele verfügten über eine abgeschlossene Berufsausbildung, betrachteten ihre Tätigkeit nicht als Notnagel, sondern als Tor zur großen Welt.
Erich Honecker versprach 1971 auf dem VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) mit der »Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik« die materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung besser zu befriedigen. Damit wurde eine Politik abgelöst, die versucht hatte, den Massengeschmack auf Werte wie Langlebigkeit, Funktionalität und Sachlichkeit zu orientieren, und sich damit bewußt gegen den westlichen »Konsumterror« abgrenzte. Die nachholende und -ahmende westliche Konsumkultur hielt ihren Einzug. »Exquisit«-, »Delikat«- und Intershop-Läden wurden ausgebaut bzw. der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Politik teilte die DDR-Bevölkerung nach dem Kriterium des (West-)Geld-Besitzes und schuf Anreize für die Bürgerinnen und Bürger, (West-)Geld zu verdienen. Gleichzeitig kamen mit der internationalen Anerkennung der DDR und den Reiseerleichterungen, die mit der Regierung der BRD vereinbart wurden, verstärkt potentielle Freier aus dem Westen ins Land, vor allem in die Großstädte.
Die DDR-Innenpolitik war vom ständigen Ost-West-Diskurs geprägt, eine Tatsache, die auf die Konsumkultur abfärbte und dort Bedürfnisse hinterließ.
Ihren überdurchschnittlichen Reichtum verdankten die Prostituierten in erster Linie einem unrealistischen Tauschkurs von bis zu 1:10.8 Dieser Kurs begründete sich u. a. in schwer zu beschaffenden sowie überteuerten und gleichzeitig minderwertigen DDR-Konsumgütern – ein Umstand, der alternativ eine Besorgung im Intershop nahelegte. Der extrem hohe Tauschkurs rechtfertigte sich daher nur vor dem Hintergrund der Ergänzungskonsumtion von Mangelprodukten.
Im Vergleich zum heutigen Prostitutionsalltag waren die Verhältnisse für die Prostituierten in der DDR ein Schlaraffenland: Die unvorstellbaren Geldsummen, über die sie verfügen konnten, privilegierten sie gegenüber dem DDR-Durchschnittsbürger. Sie waren kaum mit den typischen Alltagsproblemen konfrontiert – sie lebten im kommunistischen Kapitalismus bzw. im kapitalistischen Kommunismus. Daraus resultierte, daß sich moralische Skrupel über ihre Tätigkeit in Grenzen hielten.
Der Wunsch nach Erhalt ihrer Privilegien machte für manche Frauen auch vor der Konspiration mit der Staatssicherheit nicht halt – oftmals entschied eine konspirative Mitarbeit über Wohl und Wehe der Prostituierten.
Prostituierte agierten in der Illegalität – sie waren somit erpreßbar und dadurch mitunter auch gezwungen, den Informationsinteressen der Staatssicherheit nachzukommen, wollten sie nicht strafrechtlich verfolgt werden. Die Folgen einer Verweigerung waren nicht zu überschauen. Das war DDR-Standard: Niemand wußte, wie sehr man den (Stasi-)Löwen reizen durfte: Gelüstete es ihn auf ein Exempel, oder war er gerade satt und zufrieden, d. h. mit anderen Problemen beschäftigt?
Während es in der etablierten Prostitutions-Szene der Bundesrepublik einen überschaubaren Variantenreichtum von Straßenstrich über Modellwohnung/Bordell, Massagesalon, Domina-Studio, Peep-Show, Sex-Kino und Telefonsex bis hin zu Hausbesuchs- und Begleitagenturen gibt, geschah dies in der DDR eher im verborgenen und erforderte wesentlich mehr Erfindungsreichtum, damit Menschen sich zu prostitutiver Intimkommunikation zusammenfinden konnten. Dafür bot das staatliche Sicherheitsinteresse darüber hinaus ein großes Spektrum an prostitutiven Einsatzmöglichkeiten zu Spionagezwecken.
Betrachtet man die Entlohnung der DDR-Hotel-Prostituierten, so fällt auf, daß die Freier von Anbeginn Preise zahlten, die dem Preisniveau in westlichen Ländern entsprachen, obwohl sie bestens darüber informiert waren, daß die harte Währung für DDR-Prostituierte mehr wert war als für deren westliche Kolleginnen. Dieser Umstand erklärt sich nur aus dem Wissen um die anfängliche Mangelware »Frau« in den Interhotels. Das Preisniveau blieb über die Jahre relativ konstant.
Zuhälter, die als Manager der Prostituierten fungierten und ausbeuterisch an deren Einnahmen partizipierten, gab es in der DDR nicht. In einigen Fällen waren es dagegen ganze Familien, die vom Einkommen einer Prostituierten profitierten.
Im Vergleich zur alten Bundesrepublik war das Phänomen »Prostitution in der DDR« einerseits absolut marginal und andererseits ein relatives Massenphänomen. Die Marginalität läßt sich aus den Pro-Kopf-Zahlen der professionellen Prostituierten ableiten. Legt man für die alte Bundesrepublik die vom Prostituiertenprojekt Hydra geschätzte Zahl von 400 000 Prostituierten zugrunde und rechnet dies auf die Einwohnerzahl der DDR um, so entspräche das etwa 105 000 Prostituierten. Nach Insider-Berichten soll es aber nur ca. 3 000 aktive Prostituierte in der DDR gegeben haben,9 was 2,6 Prozent des quantitativen Westniveaus bedeuten würde. Rechnet man aber den »Geschenke-Sex« hinzu, die in der DDR am weitesten verbreitete Form der (Semi-)Prostitution, so kann man durchaus von einer Art Massenphänomen sprechen. »Geschenke-Sex« war die differenzierteste Form der prostitutiven Begegnung zwischen Ost-Frauen und West-Männern, existierte in allen Spielarten, von reinem Geschäftsinteresse bis zu aufrichtig empfundener Sympathie mit fließenden Übergängen. Von den »Geschenke-Sex«-Prostituierten erfolgte in der Regel keine Selbstwahrnehmung als Prostituierte, obwohl die Fremdwahrnehmung sie als solche beschrieb.
Der Anspruch auf Vollständigkeit bei der Bearbeitung dieses Themas ist bei der schwierigen Quellenlage schwer einzulösen. Die vorliegende Publikation versteht sich deshalb eher als eine Darstellung der idealtypischen Zusammenhänge von Prostitution in der DDR, also einer Essenz, die sich vor allem auf die Geschehnisse in Berlin, Hauptstadt der DDR, in Leipzig und Rostock stützt, ergänzt durch die Berichte aus einigen kleineren Städten.
1BZ vom 2. Oktober 1979.
2Stichwort »Prostitution«. In: BI-Lexikon, hrsg. v. Bibliographisches Institut. Leipzig 1982, S. 745.
3Starke, Kurt: Schwuler Osten. Homosexuelle Männer in der DDR. Berlin 1994, S. 72 f.
4Ab 1971 trat die DDR in die Phase der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft (DDR-Terminus) ein.
5Vgl. Mühlberg, Dietrich: Sexualität und ostdeutscher Alltag. In: Mitteilungen aus der kulturwissenschaftlichen Forschung, Bd. 36: Differente Sexualitäten. Berlin 1995, S. 25.
6Diese DDR-Normalbiografie bot einen gewissen Raum für unterschiedliche Lebensentwürfe, die jedoch vor dem Hintergrund von geringer sozialer Mobilität, relativ starrer geschlechtsspezifischer Vorgaben für die Berufswahl und wenig ausdifferenzierten gesellschaftlichen Lebensmodellen stattfanden. Vgl. Dölling, Irene: Die Bedeutung von Erwerbsarbeit für weibliche Identität in der ehemaligen DDR. In: Mitteilungen aus der kulturwissenschaftlichen Forschung, Bd. 36, a.a.O., S. 50.
7Vgl. Klier, Freya: Zwischen Kombi und Kreißsaal. Zur Geschichte der DDR-Frauen. In: Deutschlandarchiv, Heft 5/1991, S. 512 ff.
8Im offiziellen Handel wurde zumeist ein Kurs von 1:4 veranschlagt.
9Diese Zahl ist eine vorsichtige Schätzung zweier Zeitzeugen – Romy Rückblick* und Konstantin Keyboard*. Sie kann nur eine etwaige Vorstellung über die Größenverhältnisse liefern. Sie enthält nicht die Gesamtheit der Frauen, die für Geschenke-Sex zugänglich waren.
In der Nachkriegszeit herrschte Hunger, und es mangelte an Männern unter 50 Jahren.
»Es klingt profan, wenn man ernsthaft sagen muß, daß der geschlechtstüchtige Mann heute ein begehrter Artikel geworden ist, aber diese Tatsache birgt für einen erheblichen Prozentsatz der Frauen die Tragik unserer Tage.«1 Viele Ehen, etliche hastig im Fronturlaub geschlossen, hielten den täglichen Entbehrungen und Nachwirkungen des Krieges nicht stand. Traditionelle Wertvorstellungen waren in Frage gestellt, »auf sittlich-moralischem Gebiet herrschte Chaos«2. Wegen ihres Geldes und ihrer positiven Lebensauffassung übten hauptsächlich die amerikanischen Soldaten eine besondere Anziehungskraft auf die deutschen Frauen aus.3 Liaisons mit Besatzungssoldaten führten gelegentlich zu Heirat und damit zur Versorgung der Frauen. So waren die Grenzen zwischen Prostitution und Nicht-Prostitution ausgesprochen fließend. Während z. B. in Bayern etliche deutsch-amerikanische Ehen geschlossen wurden, fehlten in der russischen Besatzungszone die entsprechenden Pendants. Russische Offiziere kamen ohnehin meist in Begleitung ihrer Familien, und den einfachen Soldaten war es nicht einmal erlaubt, sich außerhalb der Kasernen frei zu bewegen. Desweiteren war es deutschen Frauen verboten, in Begleitung von Angehörigen der Roten Armee ein Gasthaus zu betreten.4 Diese rigiden Bestimmungen konnten eine Kontaktaufnahme zwar nicht verhindern, erschwerten sie jedoch erheblich – ganz abgesehen davon, daß sich »die Russen« auf Grund der vielen bekannt gewordenen Vergewaltigungsfälle in der deutschen Bevölkerung keiner Beliebtheit erfreuten.
Die Zeit nach dem Mai 1945 kann man wohl am besten als dauerhaften Ausnahmezustand beschreiben. Die sichtlichen Zerstörungen vieler Städte korrespondierten unsichtbar mit der Auflösung sozialer Beziehungen, die zum Verfall sittlicher Werte und Normen führte. Etliche Frauen prostituierten sich aus purer Existenzangst, und ihre Umgebung tolerierte es stillschweigend, schließlich waren alle darauf angewiesen, sich im Nachkriegsalltag zu behaupten.
»Bei meiner Forschung nach den Ursachen der Ausübung geschlechtlicher Unzucht bin ich verschiedentlich auf Menschen gestoßen, deren Prostitutionsbeginn zurückgeht auf eine plötzlich eingreifende Lebensenttäuschung und auf eine Zeit psychischer Verwirrung durch äußere oder innere Einflüsse. […] Diese Feststellung geht zurück auf die Berichte einiger von mir befragter Patientinnen bei den wöchentlichen Untersuchungen auf einer Behandlungsstelle, wo mir als Ursache für den Beginn der gewerblichen Unzucht eine Situation geschildert wurde, die beispielsweise durch den Tod des Mannes im Kriege bei gleichzeitigem Verlust der Wohnung und aller Habe sowie durch das Fehlen jeder greifbaren Verdienstmöglichkeit, durch die Sorge um die Kinder und um die Sicherstellung der Ernährung, eventuell auch noch durch eine schwere Krankheit, hervorgerufen wurde. Die Last, die auf den Schultern einer plötzlich in solche Verhältnisse geratenen Frau ruhte, war so groß, daß für sie zunächst die Prostitution der einzige Ausweg schien, um das eigene Leben und das der Kinder zu erhalten. Leider kommen auch diese Menschen von der einmal begonnenen Unzucht schwerlich wieder los, weil die fortwährende gleiche Betätigung eine psychologisch bedingte Gewohnheit heranbildete, und sie bringen allein nicht mehr die Energie auf, den auf Grund einer Notlage entstandenen Lebenswandel wieder aufzugeben.«5
Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, welchen gesellschaftlichen Gruppen die Prostituierten angehörten:
»Ein recht großer Teil der hier Registrierten gehörte der Arbeiterklasse an, und es ist sicher, daß aus den geschilderten sozialen Gründen diese Klasse einen hohen prozentualen Anteil der Registrierten laufend geliefert hat. So erscheinen … die Hausangestellten … als ausgesprochen gefährdeter Beruf. Zu ihnen käme noch ein Teil der ungelernten Gaststättenangestellten, die wir ebenso wie die Friseusen und die Schneiderinnen ebenfalls als Gefahrenberufe feststellen müssen.«6
Um von Männern angesprochen zu werden, bedurfte es keiner speziellen Aufmachung. In präemanzipierten Zeiten genügte es, nach Einbruch der Dämmerung als Frau allein auf der Straße spazierenzugehen.7 Falls nötig, wurde mit Lockrufen nachgeholfen. Dabei wurde kein Blatt vor den Mund genommen:
»Ein äußerst unangenehmes Erlebnis unseres Org.-Instrukteurs, das er bei seinem letzten Besuch in Berlin hatte, gibt uns Veranlassung zu einigen kritischen Feststellungen. […] Auf dem Weg zum Hotel wurde er … von ›Straßenmädchen‹ in einer Art und Weise angesprochen, daß Zweifel aufkommen mußten, ob man sich tatsächlich im demokratischen Sektor Berlins befand. Es wurden Ausdrücke gebraucht, die unmöglich zu wiederholen sind, die aber eine Verkommenheit und Schamlosigkeit offenbaren, die wohl kaum zu übertreffen ist. Abgesehen davon, daß Preise gefordert wurden, die beinahe dem Wochenverdienst eines ehrlichen Arbeiters entsprechen, legten diese ›Mädchen‹ eine derart gemeine Aufdringlichkeit an den Tag, die bei jedem anständigen Menschen Übelkeit hervorrufen muß. Wir waren zutiefst erschüttert über derartige Berichte und sind der Meinung, daß hier unbedingt strengste Kontrolle einsetzen muß, um derartigen Elementen ihr schmutziges Handwerk zu legen und ihnen die Gelegenheiten zu geben, mit ihrer Hände ehrlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bedenken Sie bitte, welchen Eindruck jeder Besucher unserer Hauptstadt mitnehmen muß, den derartige Gier belästigt!
Auch im Hotel mußte unser Freund vor allem eine negative Erscheinung beobachten: Wohl wurden die erforderlichen Anmeldeformalitäten (Vorlage des Personalausweises) beachtet, aber nur bei den männlichen Gästen! Da unser Org.-Instrukteur mit Frau übernachten wollte, war er selbstverständlich der Annahme, daß auch der Personalausweis seiner Frau mit vorgelegt werden müsse. Dies wurde aber von dem betr. Hotelangestellten nicht für nötig befunden. Anders ausgedrückt würde dies also bedeuten, daß für ›unsaubere Geschäfte‹ Tür und Tor geöffnet sind. Das alles sind Tatsachen, die sich keinesfalls mit unserer fortschrittlichen Entwicklung vereinbaren lassen und die konsequentesten Maßnahmen seitens unserer staatlichen Organe erfordern. Wir halten es für notwendig, Ihnen diese Hinweise zu geben, und erwarten, daß Sie alles tun, um diesem unerfreulichen Treiben schnellstens ein Ende zu machen!«8
Die Freier waren zu Fuß unterwegs und zahlten mit Geld oder Tauschware. Sie trafen die Prostituierten im Stadtzentrum, wo sich auch die Vergnügungsstätten befanden. (Vergnügungsstätten und Prostitution sind bekanntlich von jeher aufs engste miteinander verbunden.) So ist es nicht verwunderlich, daß in Berlin-Mitte die meisten Prostituierten anzutreffen waren und nach Möglichkeit auch dort wohnten. Gearbeitet wurde in Wohnungen, in Absteigen und in den zahlreich vorhandenen Ruinen bzw. im Gebüsch. Eine weitere Variante des Arbeitens beschreibt Charlotte von Mahlsdorf in ihren Lebenserinnerungen: In der »Mulackritze«, einem Altberliner Treffpunkt von Huren, Strichern, Schwulen, Lesben und Transvestiten, »liefen die Mädchen (und Jungen) für den Laden«, das hieß, sie hatten die Möglichkeit, ein Zimmer im Haus gegen Entgelt zu benutzen.
»Zwei Betten standen links und rechts vom Fenster, darunter ein kleiner Tisch, links von der Tür ein kleiner Kanonenofen, daneben noch eine Chaiselongue … ›Det war die Hurenstube. Immer in Betrieb. Unten dat Geschäftliche besprochen, schnell hoch, auf’n halbes Stündchen, manche haben det ooch in zehn Minuten gemacht. Die beeden Betten waren belegt, meistens gleichzeitig. Jenauso die Chaise. Wat denkst denn du, da steht in der Ecke der Paravent, der läßt sich uffklappen, dann konnten die sich gegenseitig nicht mehr bejaffen. Die auf der Chaiselongue konnten allerdings alle beede sehen.‹«9
Das Anbieten einer solchen Absteigemöglichkeit entsprach dabei dem Straftatbestand der Kuppelei, was nach geltendem Recht mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft wurde. Daher mußten die Zimmerwirte ständig mit entsprechenden Sanktionen rechnen.
Die Morbidität an Geschlechtskrankheiten (besonders der Gonorrhöe) war äußerst hoch und täglich im Steigen begriffen. Der Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten gebührte daher oberste Priorität. Bereits drei Monate nach Kriegsende, am 7. August 1945, erließ die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) den Befehl Nr. 25 »Über die Maßnahmen zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands«. Darin wird u. a. festgelegt, daß Personen mit ansteckender Syphilis zu hospitalisieren seien. Diese Maßnahme sollte der Eindämmung der Syphilis dienen, die eine komplizierte Behandlung erforderte. Ebenfalls hospitalisierungspflichtig waren Personen, die ihre Ansteckungsquelle nicht angeben konnten; Personen, die aus Gründen der Unzuverlässigkeit oder aus beruflichen Gründen (wie z. B. Seeleute oder Artisten) eine ordnungsgemäße Behandlung nicht gewährleisten konnten; Personen, die die Behandlung abbrachen, sowie solche, die bei Razzien als geschlechtskrank befunden worden waren. Die legale und illegale Prostitution sollte unterbunden werden, indem geschlechtskranke Prostituierte zwangsbehandelt wurden und Frauen ohne Lebensunterhalt Arbeit in Industrie und Landwirtschaft zugewiesen bekamen. Personen, die wissentlich jemanden ansteckten, waren entweder durch Verhängung einer Geldstrafe oder durch zwangsweise Verschickung in Landbezirke zur Verantwortung zu ziehen. Die Geschlechtskranken wurden in amtlichen Behandlungsstellen und Privatpraxen namentlich registriert.
Die am 17. September 1945 erlassene Durchführungsbestimmung verfügte getrennte Sprechstunden für behandlungswillige und für zwangsweise vorgestellte Patienten, zu denen in der Regel auch die Prostituierten gehörten. Diese Maßnahme sollte der Bevölkerung den Kontakt mit den »sittlich Verwahrlosten« ersparen.10
Am 12. Februar 1946 erließ die SMAD den Befehl Nr. 030, der die bereits bestehenden Anordnungen konkretisierte und verschärfte. Danach waren bis zum 1. März 1946 in jedem Kreis und in der Stadt Berlin Fürsorgeheime mit polizeilicher Bewachung einzurichten, um säumige Kranke, erkrankte Prostituierte sowie Frauen, die einen Angehörigen der Roten Armee angesteckt hatten, zu einer Zwangsbehandlung stationär einzuweisen. Die Betreffenden wurden mit einer Geldstrafe von 200 Mark belegt oder nach erfolgter Heilung für die Dauer eines Monats zum Arbeitsdienst verpflichtet. In den Fürsorgeheimen sollten Arbeitsschulungen erfolgen, den Entlassenen wurde Arbeit zugewiesen, und der Lebenswandel geheilter Frauen unterlag weiterer Beobachtung.
Der SMAD-Befehl Nr. 030 legte weiterhin fest, daß bis zum 15. März 1946 ein Netz von Fürsorgestellen geschaffen werden sollte. Die dort angestellten Schwestern hatten u. a. die Aufgabe, Ansteckungsquellen und dadurch Orte und Beteiligte der geheimen Prostitution aufzudecken. Bis zum 1. März 1946 sollten einheitliche Ausweise zur Eintragung von Ergebnissen der medizinischen Untersuchung eingeführt werden. Deutschen Venerologen war es aber bei Strafe untersagt, Angehörige der Roten Armee zu behandeln. Diese Maßnahme galt für alle Besatzungsmächte, die die Behandlungshoheit und damit den Überblick über ihren Krankenstand behalten bzw. Schwarzbehandlungen keinen Vorschub leisten wollten.11 In der Durchführungsbestimmung zum Befehl 030 wurde u. a. eine »breit angelegte Werbung für die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten« angesprochen, die mit Hilfe von »allgemeinverständlicher Literatur«, Merkblättern, Plakaten, Kinofilmen und Veranstaltungen erfolgte.
Nur noch wenige Apotheken waren zum Verkauf antivenerischer Medikamente berechtigt, und diese wiederum durften ausschließlich Rezepte von zugelassenen Ärzten bearbeiten sowie Ambulatorien beliefern. Diese Regelung schränkte die Schwarzbehandlung stark ein. Gleichzeitig verbesserte sie die Rekonstruktionsmöglichkeiten von Infektionsketten, die oft von schwarz behandelten Patienten unterbrochen wurden und dadurch nicht lückenlos verfolgt werden konnten.
Ärzte, die ihre Meldepflicht, Aufklärungspflicht oder Hospitalisierungspflicht verletzten, sowie solche, die das Behandlungsverbot von Angehörigen der Roten Armee verletzten, unterlagen Strafandrohungen in Höhe von 200 Mark oder einer Arbeitsdienstverpflichtung für die Dauer eines Monats bzw. im Wiederholungsfall von 500 Mark und einem Behandlungsverbot für sechs Monate.12
Am 11. Dezember 1947 wurde der SMAD-Befehl Nr. 273, die »Verordnung zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten unter der deutschen Bevölkerung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands«, erlassen, der am 1. Januar 1948 in Kraft trat und das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten vom 18. Februar 1927 sowie die Verordnung vom 21. Oktober 1940 ablöste.13 Der Befehl Nr. 273 baute auf den Erfahrungen der SMAD-Befehle Nr. 25 und 030 auf und berücksichtigte die zunehmende Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerung.
Nach ihm wurde mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft, wer einen anderen wissentlich mit einer Geschlechtskrankheit infizierte bzw. als Geschlechtskranker die Ehe einging, ohne seinen Partner darüber zu informieren. Dieses Antragsdelikt wurde auf Verlangen des Infizierten oder des Gesundheitsamtes verfolgt. Das Gesundheitsamt hatte die sofortige Unterbringung in einem geschlossenen Krankenhaus anzuordnen, wenn sich die geschlechtskranke Person der Behandlung entzog bzw. die Anordnungen des Arztes nicht befolgte, wenn die entsprechende Person trotz ärztlichem Verbot Geschlechtsverkehr hatte, wenn auf Grund ihrer Lebensweise die Weiterverbreitung der Geschlechtskrankheit anzunehmen war oder wenn sie das Krankenhaus trotz ärztlicher Anordnung nicht aufsuchte bzw. vorzeitig verließ. Auf Verlangen des Gesundheitsamtes durften Personen, die dringend verdächtig waren, geschlechtskrank zu sein, oder häufig wechselnden Geschlechtsverkehr ausübten, verpflichtet werden, sich einer periodischen Untersuchung in einem Ambulatorium zu unterziehen. Den Betreffenden durfte danach keine Bescheinigung ausgehändigt werden, aus der sich das Ergebnis oder auch nur die Tatsache einer solchen Untersuchung ergab. Das Gesundheitsamt hatte das Recht, notfalls auch mit unmittelbarem Zwang zu arbeiten – die Polizei wurde für diese Fälle zur Amtshilfe verpflichtet. Die Gerichte waren befugt, neben Geld- und Gefängnisstrafen die Unterbringung in einem Arbeitshaus anzuordnen.