James Jones
Mai in Paris
Roman
Aus dem Amerikanischen von Emil Bastuk
FISCHER Digital
James Jones, 1921 in Robinson, Illinois, geboren, stammt aus einer verarmten bürgerlichen Familie. Während seines Fronteinsatzes in Hawaii las er Thomas Wolfe und begann selber zu schreiben. Sein erster Roman »Verdammt in alle Ewigkeit«, erschien 1951 und wurde der größte Bucherfolg der Nachkriegsjahre. Es folgten u.a. die Romane ›Die Entwurzelten‹ (1959), ›Die Pistole‹ (1959), ›Kraftproben‹ (1968), ›Der tanzende Elefant‹ (1962; deutsche Neuausgabe unter dem Titel ›Insel der Verdammten‹ 1979) und ›Das Sonnenparadies‹ (1974). Sein nachgelassener Roman ›Heimkehr der Verdammten‹, der letzte Band der großen Kriegstrilogie, erschien 1979 in deutscher Übersetzung. James Jones starb am 9. Mai 1977.
James Jones verbindet in diesem Buch über die Pariser Studentenrevolte im Mai 1968 Chronik und Roman. In seinen exakten Tag-für-Tag-Report ist der exemplarische Fall eines Generationenkonflikts hineinverwoben. Wie bei seinem ersten Bestseller ›Verdammt in alle Ewigkeit‹ schreibt Jones aus eigenem Erleben, aus persönlichem Engagement und reißt den Leser mit.
Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
Erschienen bei FISCHER Digital
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ISBN dieser E-Book-Ausgabe: 978-3-10-560922-4
Jetzt ist alles vorüber. Das Odéon ist gefallen. Und heute, Sonntag, den 16. Juni, hat die Polizei auf Weisung der Regierung unter einem unklar formulierten Vorwand die Sorbonne besetzt – angeblich wegen einer Messerstecherei. Heute nachmittag sind noch hier und dort Unruhen aufgeflackert, doch ist die Polizei mühelos damit fertig geworden. Das wäre es denn also. Und ich sitze hier am Fenster über der Seine, in jener eigentümlichen pariserischen blaugrauen Dämmerung, einem Licht, das ganz besonders schön ist und keinem anderen gleicht, und ich frage mich: was jetzt? Der Himmel hängt schwer und niedrig über der Stadt, und zum erstenmal an diesem Abend treiben die Tränengasschwaden vom Boulevard St.-Germain und vom Pont Sully hier zu uns herüber auf die beinahe sakrosankte Ile St.-Louis. Ich sitze am Schreibtisch, spiele mit dem Federhalter und frage mich, ob es denn lohnt, dies alles aufzuschreiben. M. Pompidou hat, wenn ich mich recht erinnere, gesagt: »Nichts wird in Frankreich wieder sein, wie es vorher war.« Was Harry Gallagher und die Seinen angeht, hat er bestimmt recht.
Als Poet tauge ich nichts, auch als Romancier nicht, und vermutlich kann man mich, und tut das auch, als gescheiterten Ehemann bezeichnen – warum also die Mühe? Es zwingt mich ja nichts mehr dazu. Und doch ist mir, als schulde ich es ihnen – Gallaghers nämlich. Gott allein weiß, was jetzt aus ihnen werden soll, und vermutlich weiß allein ich, was aus ihnen geworden ist – in jenem wunderschönen Monat Mai. Louisa bin ich gewiß am meisten verpflichtet. Arme, liebe, goldige, beschränkte, verwirrte Louisa!
Es ist jetzt zehn Jahre her, daß ich mit Gallaghers näher bekannt wurde, 1958 war es. Ich hatte gerade erst beschlossen, mich in Paris niederzulassen, und machte mich daran, meine eigene Zeitschrift hier zu gründen, The Two Islands Review. Meine Fehlschläge als Lyriker und Romancier, dazu meine kürzlich erfolgte Scheidung konnten meinen unstillbaren literarischen Eifer nicht dämpfen, und ich war zu der Ansicht gekommen, daß Paris sehr wohl ein modernes Literaturblatt in englischer Sprache brauchen konnte.
Trotz der ausgezeichneten Interviews und den besten Absichten ihres Herausgebers konnte die damalige Paris Review dem hohen Standard nicht mehr gerecht werden, den sie sich ursprünglich gesetzt hatte; diese Lücke wollte ich mit meiner Zeitschrift füllen. Nach New York jedenfalls mochte ich keinesfalls zurück, denn dort würde ich unvermeidlich auf den Parties der Literaten wieder und wieder meiner geschiedenen Frau in die Arme laufen, woran mir überhaupt nicht gelegen war, wenn wir uns auch in aller Freundschaft getrennt hatten. Ich machte mich also auf die Suche nach Leuten, die sich an meinem Unternehmen beteiligen sollten, unter anderem ging ich auch zu Harry Gallagher, den ich flüchtig von früher kannte. Ich wußte, er hatte Geld, hatte ein erheblich größeres Einkommen als ich, und ich wußte auch, daß Harry, obzwar von Beruf Drehbuchautor, seit je eine Schwäche für Kunst hatte. Daher glaubte ich, er würde sich an einer Zeitschrift beteiligen, deren Herausgeber jene artistische und intellektuelle Linie vertrat, die mir vorschwebte. Und ich irrte mich nicht.
Der eigentlich rettende Engel war selbstverständlich Fürst Shirkhan, doch ohne Harry und andere meiner reicheren Freunde, die das Startkapital gaben, wäre die Revue wohl nie geboren worden und hätte ich den Fürsten vielleicht gar nicht kennengelernt.
Ich hatte mir schon auf der lieblichen Ile St.-Louis eine Wohnung genommen und stellte nun fest, daß Harry praktisch mein Nachbar war; er wohnte am äußersten, sehr eleganten, flußab gelegenen Ende des Quai de Bourbon, während ich weniger vornehm Ecke Quai d’Orléans und Rue le Regrattier wohnte – wenn auch, zugegebenermaßen, auf der Sonnenseite.
Wie es kam, daß ich, Jonathon James Hartley III, bevorzugter Hausfreund bei Gallaghers wurde, weiß ich nicht. Wir verkehrten in Paris nicht einmal in den gleichen Kreisen. Meine gesellschaftlichen Verbindungen waren fast ausschließlich literarischer Art, während Gallaghers hauptsächlich mit den viel reicheren und prächtigeren Filmleuten verkehrten. Es ist mir gleich sehr sonderbar vorgekommen, daß ausgerechnet ein zurückgezogen lebender, schlichter Literat wie ich so eng befreundet sein sollte mit der Familie Gallagher – es war beinahe, als zeigte sich hierin sehr deutlich, wie wenig Auswahl sie im Grunde wirklich hatten.
Harry ist lang, hager und kahlköpfig; sehr intensiv blickende schmale Augen beherrschen sein scharfgeschnittenes Gesicht, das sich oft zu Grimassen verzieht, die mehr eine Reaktion auf Zudringendes zu sein scheinen als Spiegelbild innerer Vorgänge. Humor, wie ich ihn habe, hat er, glaube ich, niemals bewiesen.
Doch einerlei – ich wurde der intimste Freund des Hauses. Damals war Hill, der junge Hill Gallagher, erst neun; ich wurde sein Ratgeber und sein Vertrauter – nicht, daß Hill einen Vertrauten nötig gehabt hätte. Und als 1960 die kleine McKenna auf die Welt kam, wurde ich ihr Pate, und Mc-Kenna erreichte das schöne reife Alter von acht Jahren sozusagen an meiner schützenden Hand. Als sie geboren wurde, war Hill bereits elf.
Ich weiß noch, daß sie mir damals alle miteinander als die vollkommen glückliche amerikanische Familie vorkamen, jene Familie, der man so oft in den Anzeigen im New Yorker und anderswo begegnet, nie aber im wirklichen Leben. Nichts ließ vermuten, daß auch diese Menschen dunkle Geheimnisse vor den Augen der Welt verbargen, und im allgemeinen entgehen mir solche Anzeichen nicht. Mir erschienen sie wirklich als die perfekte amerikanische Familie. Heute, am 16. Juni 1968, ist Hill neunzehn geworden, aber ich weiß nicht, wo er steckt, ich habe ihn zuletzt vor zehn Tagen gesehen, als er verstört und verzweifelt aus Paris abfuhr – endgültig, wie er sagte.
Armer Hill. Wer in enger Berührung mit Kindern und Heranwachsenden lebt, der findet nichts weiter Aufregendes daran, daß der junge Mensch Schritt für Schritt in sein Leben tritt – ständige Nähe dämpft die ganze Pracht dieser Entwicklung. Ich glaube, daß Hill von der Geburt seiner kleinen Schwester im Jahre 1960 sehr beeindruckt war. Fachleute behaupten ja, Einzelkinder gerieten immer aus dem Gleichgewicht durch das Erscheinen eines zweiten Kindes, das sie aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit verdrängt, aber Hill hat nie auch nur mit einem Wort etwas dergleichen angedeutet. Während Louisa ihrer Niederkunft im amerikanischen Hospital entgegensah, wohnte er bei mir; Louisa war in solchen Sachen sehr altmodisch. Aber Hill nahm das alles ruhig, wenn auch etwas mürrisch hin. Damals, mit elf Jahren, sagte er über diese ganze Angelegenheit nur einen einzigen Satz zu mir. Er saß auf der Lehne meines Sessels, der am Fenster steht, und hatte bis dahin die Kähne auf dem Fluß betrachtet; jetzt schaute er mir offen ins Gesicht und sagte etwas rätselhaft: »Ich weiß, wo die Kinder herkommen und auch, wie sie da hingekommen sind, wirklich, das kannst du mir glauben.« Ich glaubte es ihm ohne weiteres. Ich war aber doch so verwirrt und befangen, daß ich nicht wagte, den Handschuh aufzunehmen, den der Elfjährige mir da hingeworfen hatte.
Meist gingen wir miteinander angeln, damals noch an der Brücke. Wir setzten uns unter den mächtigen Bäumen auf die unebenen Katzenköpfe des Treidelpfades, der unter dem Pont Louis-Philippe und dem Pont Marie fast um die gesamte Insel führt. Hier verbringen die pittoresken, altgewordenen Pariser Hausierer ihre letzten Lebensjahre mit Angelstöcken aus Bambus und Leinen aus Nylon und ziehen auch noch im übelsten Winterwetter kleine Bratfischchen an Land. Als Hill älter wurde, fuhren wir die Marne hinauf, heraus aus der Stadt, und angelten vom Boot aus Barsche und Forellen zwischen den grasbewachsenen und mit Bäumen bestandenen Inselchen inmitten einer Landschaft, die an nichts so erinnerte wie an die Bilder von Monet und Sisley – eine unveränderte Landschaft aus dem neunzehnten Jahrhundert, die, so darf man hoffen, auch künftig in der französischen Provinz unverändert bleiben mag.
Ich weiß noch, daß Hill an solch einem warmen, sonnigen, wolkenbetupften Tag in solch einer Marnelandschaft aus dem vergangenen Jahrhundert zum zweitenmal auf seine Schwester zu sprechen kam, ihre Geburt, ihr Leben. Damals war er fünfzehn, McKenna war vier, und daß er sie sehr liebte, stand außer Zweifel. Überhaupt liebten wir sie alle sehr, diese blitzgescheite kleine Person mit den wachen Augen, dem stets bereiten Lächeln und der unstillbaren Neugier, wie man sie an unruhigen kleinen Katzen beobachten kann. Eigentlich hatte sie mit uns kommen wollen und war in Tränen ausgebrochen, als Hill ihr das abschlug, weil sie noch zu klein sei und uns im Wege sein würde. Später, auf dem Fluß, trieb er das Boot mit wenigen Ruderschlägen unter einen überhängenden Teil der Uferböschung, der vom Wurzelwerk dreier riesiger Eichen gehalten wurde. »Und wie findest du sie jetzt?« fragte er.
»Wen? McKenna?«
»Eine richtig süße Puppe. Und so gescheit.« Er sah mich dabei nicht an, sondern warf die Angelschnur aus. »Aber sie wird verzogen, dabei müßte sie jetzt schon darauf vorbereitet werden, daß sie von der bösen Welt den einen und anderen Puff zu ertragen haben wird, wenn sie mal soweit ist, und wie man mit so was fertig wird. Es wird nicht immer nach ihrem Kopf gehen. Deshalb habe ich sie auch zu Hause gelassen, so schwer es mir geworden ist. Einmal muß sie anfangen zu lernen.«
Mir kam es vor, als wolle er sich vorsichtshalber bei mir entschuldigen.
»Sie muß es einfach lernen«, wiederholte er.
Er holte die Schnur ein und betrachtete mit übertriebener Aufmerksamkeit einen Köder, an dem nichts auszusetzen war. Dann warf er ihn zurück ins Wasser. »Mir gefällt nicht, wie man sie behandelt. Sie wird mit Sicherheit ein verzogenes Balg, wenn das so weitergeht.«
»Tja, es ist wohl nicht so einfach, McKenna nicht zu verwöhnen«, sagte ich.
»Schon, aber bei den Eltern kommt doch noch was anderes dazu. Sie geben der Kleinen alles, was sie will, und meist sogar noch, ehe sie selber auf den Gedanken verfallen ist. Sie hätten dieses Kind nicht mehr haben dürfen.«
»Was soll das heißen?« Ich war empört. Damals liebte ich meine kleine Patentochter mehr, als ich je einen anderen Menschen geliebt habe – wie es nur ein Mann kann, der nie eigene Kinder gehabt hat und das insgeheim bedauert. Heute meine ich, daß in meiner damaligen Gereiztheit auch Schuldbewußtsein enthalten war, denn obschon ich es nicht zugeben wollte, wußte ich doch, daß Hill in gewisser Beziehung recht hatte.
»In ihrem Alter hätten meine Eltern kein Kind mehr haben dürfen«, fuhr er unbeirrt fort. »Sie sind jetzt längst nicht mehr beweglich genug für ein kleines Kind, sie sind ganz einfach zu alt.«
»Moment mal«, unterbrach ich ihn.
»Und noch etwas. Sie waren doch im Begriff, sich zu trennen, und da hat dann das neue Kind sie wieder zusammengebracht, jedenfalls äußerlich. Das wußtest du doch?«
»Nein, davon wußte ich nichts«, sagte ich dumpf und hoffte nur, er werde meinen Ton nicht richtig deuten.
Als ob er in seiner pubertären Selbstgefälligkeit überhaupt diese Absicht gehabt hätte! Die Sorge konnte ich mir sparen.
»Na klar doch«, sagte er. »Wenn McKenna nicht gekommen wäre, wären sie längst geschieden. Ich dachte, das wüßten alle? Und darum behandeln sie sie doch auch so, als sei sie eigens vom Himmel geschickt worden, ihnen zuliebe. Und sie tun so, als wären sie immer noch glücklich miteinander, und unterdessen verziehen sie die Kleine unwiderruflich.«
»Na, mir scheint doch, als wären sie wirklich glücklich miteinander, ich möchte sogar darauf wetten«, sagte ich. »Und deinetwegen, ihretwegen und meinetwegen bin ich von Herzen froh, daß McKenna hier ist und die beiden wieder ausgesöhnt hat miteinander. Dadurch sind wir allesamt sehr viel besser dran, als wir es sonst gewesen wären.«
»Na, das bezweifle ich. Meiner Ansicht nach wären wir allesamt besser dran, wenn sie sich hätten scheiden lassen. Jedenfalls wäre das ehrlicher gewesen. Mutter hätte ihn verlassen sollen – wenn sie bloß den Mut aufgebracht hätte. Ich habe die Alten ja gerne, wirklich, ich mag sie gut leiden, diese bedauernswerten Komödianten. Aber Heuchler sind sie nun mal. Immerzu wie die Turteltauben miteinander. Aber ich durchschaue das. Was die sich wohl zu erzählen haben, wenn sie allein sind? Und die arme McKenna stopfen sie mit dieser monogamen Liebesscheiße voll. Nur immer die Beine zusammenhalten, nur nie ohne Höschen rumlaufen, nur nie so auf der Couch liegen, daß man ihren Schmetterling sehen kann.«
»Lieber Himmel, soll sie das etwa nicht lernen?« ›Schmetterling‹ war eine diskrete Übersetzung des italienischen farfalla, ein Euphemismus, den Harry aus Rom mitgebracht hatte und der seit McKennas Ankunft in den Familienwortschatz übernommen worden war.
Er antwortete mir gar nicht. »Schon bringen sie ihr bei, daß sie nichts hergeben darf, ihre Jungfräulichkeit bewahren muß wie einen Schatz. Romantische Liebe. Sich aufsparen für die eine Liebe, die ein Leben dauern soll. Monogamistische Scheiße.«
»Ich möchte doch sehr bezweifeln, daß deine Eltern die kleine McKenna bereits jetzt auf ein monogames Leben drillen«, sagte ich.
»Aber das ist die nächste Phase im Programm, glaub mir, ich weiß das. Dann kommen alle diese elenden Lügen.«
Wir angelten ein Weilchen schweigend.
»Vielleicht wollen sie McKenna behüten«, sagte ich schließlich und machte mir an meiner Angel zu schaffen.
»Behüten! Wovor muß sie denn behütet werden, wenn sie sich in niemanden verlieben darf? Das ist doch lauter Mist.«
»Hast du schon mal mit einem Mädchen geschlafen, Hill?« Er schaute mich an und feixte. »Nein, nein, aber ich bin auf dem besten Weg.« Das Selbstvertrauen der Fünfzehnjährigen! Ich selber habe es wohl nie besessen. Nun wurde er ernst. »Wir sprechen aber sehr viel offener darüber, Jungen wie Mädchen, als ihr das getan habt. In der Schule und auf Parties. Glaub nicht, daß ich nicht schon Gelegenheit gehabt hätte, aber das erstemal will ich es mit einem Mädchen machen, das ebensoviel Spaß daran hat wie ich, ohne daß wir uns gleich ineinander verlieben und in der monogamistischen Scheiße waten. Ein Mädchen, das genauso empfindsam ist wie ich. Jedenfalls heirate ich bestimmt nicht die erste beste, bloß weil sie mich ranläßt, wie ihr das früher gemacht habt. Und mit Mädchen, die auf so was aus sind, lasse ich mich gar nicht erst ein. Ich hoffe bloß, daß McKenna es mit ihren Freunden genauso halten wird. Aber in unserer Generation sind wir sowieso nicht mehr so scharf auf Monogamie, wie ihr es gewesen seid.«
Dazu fiel mir nichts ein, aber Hill bestand auch auf keiner Antwort. Wir haben darüber nicht mehr gesprochen, damals nicht und auch später nicht. Auch nicht über seine Eltern und deren Erziehungsmethoden. Den beiden Alten erzählte ich von dieser Unterhaltung selbstverständlich nichts. Hill hätte mich, wie ich meinte, für einen solchen Vertrauensbruch verabscheut und sich mir nicht mehr anvertraut. Das tat er aber ohnedies nicht mehr. Vermutlich hat er seine Schnalle rumgekriegt, im gleichen Jahr oder im Jahr darauf, und nicht nur die eine, sondern eine ganze Menge, aber falls das so war, hat er mir nichts davon erzählt.
Aber er war ja überhaupt ein sehr zurückhaltender, wortkarger Junge, auch damals schon, und ich wußte nie, was in seinem rasch wachsenden Hirn vor sich ging, nicht jedenfalls bis das Mouvement du 22 Mars in Nanterre und die Révolution de Mai ihn zum Sprechen brachten und er mir Dinge anvertraute, von denen zuvor nie die Rede gewesen war.
Harry hat gewiß nicht geahnt, welche Gedanken in Hills Kopf umgingen, ebensowenig wie ich, und gewiß nicht vor dem 27. April dieses Jahres, als er mich nachts aufschreckte.
Er rief so gegen halb drei in der Frühe an, denn er wußte, ich arbeitete gerne nachts und ging nie vor halb vier oder vier Uhr früh zu Bett.
»Das kleine Biest ist nicht nach Hause gekommen.«
Ich bekam es mit der Angst. McKenna? Mein achtjähriges Patenkind nicht zu Hause?
»Nein, nein!« sagte Harry ungeduldig. »Hill! Hill ist nicht heimgekommen.«
»Ist das bedenklich?« fragte ich vorsichtig.
»Bislang ist es noch nie vorgekommen, jedenfalls nicht ohne mein Wissen. Ich mache mir Sorgen. Wir sitzen hier und warten auf ihn. Komm doch rüber. Ich mache eine Flasche auf.«
»Na schön. Ich komme. Glaubst du denn, es könnte was passiert sein?«
»Wie soll ich das wissen? Also komm schon.«
Der Gang am Quai entlang durch die laue Frühlingsnacht war sehr angenehm. Ich ahnte nichts davon, daß der junge Mensch in die Studentenunruhen verwickelt sein könnte. Er studierte seit drei Jahren an der Sorbonne, Soziologie und Filmkunst, erzählte aber so gut wie nie etwas von seinen Studien.
Gallaghers hatten eine bildschöne Wohnung, anders kann man sie wohl kaum nennen. 1955, ehe ich seine Bekanntschaft machte, hatte Harry geerbt und sogleich einen langfristigen Mietvertrag über ein ganzes Stockwerk in jenem Gebäude am Ende der Insel abgeschlossen, welches der Princesse Bibesco gehört. Der Blick ging durch vier doppelt verglaste französische Fenster über die stromab gerichtete Spitze der Ile St.-Louis gegen den Pont d’Arcole und über die Seine, und man stand dort wie der Kapitän eines Luxusdampfers, der von der Brücke über den Bug seines Schiffes hinweg das Meer betrachtet. Harry hatte alles in erstklassigem Louis XIII einrichten lassen. Ich selber stehe mehr auf Empire, will aber zugeben, daß das dunkle, schwere Louis XIII mit seinem düsteren Rot und Grün beim ersten Anblick in dem langgestreckten, sonnigen Wohnzimmer von Harry mich stark beeindruckte. Und jetzt, in der Nacht, mit den Lampen unter Schirmen aus Samt und Pergament, sah es ebenso eindrucksvoll aus. Dies alles unterstand Louisa, dieser aufmerksamen und doch ungezwungen wirkenden Gastgeberin.
Liebe Louisa. Nun gut. Wir saßen herum, wir warteten und schwatzten wie immer über Literatur und Filme, wir leerten eine Flasche und dann noch eine zweite. Sogar Louisa war etwas angeheitert. »Er weiß genau, daß er um halb zwei, spätestens um zwei zu Hause zu sein hat«, sagte Harry. »Und daran hat er sich bislang gehalten.« Als Hill endlich erschien, war es fast sechs.
»Wo hast du denn gesteckt, zum Kuckuck?« wollte Harry wissen.
»Auf einer Versammlung.« Hill tat, als wolle er auf sein Zimmer gehen.
»Moment mal, mein Junge, einen Moment.« Hill drehte um und blieb mit hängenden Schultern unter der Tür stehen.
»Ein bißchen mehr möchte ich doch gerne erfahren«, sagte Harry. »Ich möchte wissen, wo du warst. Du weißt, daß du um halb zwei daheim zu sein hast – mindestens sollst du anrufen«, schloß er, etwas inkonsequent, wie mir vorkam.
»Auf einer Versammlung war ich!« Hill blickte auf und seine Augen funkelten jetzt wütend. »Auf einer Studentenversammlung!«
Wir lasen aufmerksam die Zeitungen, aber was heute nacht geschehen war, würden wir erst am kommenden Vormittag erfahren. »Heute hat die Polizei Dany Cohn-Bendit festgenommen, abends ist er aber freigelassen worden«, berichtete Hill. »Weil sie Angst haben vor Weiterungen. Aber wenn sie glauben, daß uns das aufhält, dann irren sie sich gewaltig. Wir organisieren uns. Wir organisieren uns, und wir werden ihnen einen Denkzettel verpassen. Und vielleicht noch mehr«, fügte er dunkel hinzu und dabei glotzte er uns an, als wären wir allesamt verantwortlich für die Verhaftung des Studentenführers Cohn-Bendit. Mir kam das plötzlich alles sehr komisch vor, ich ließ mir aber nichts anmerken. Im übrigen mochte ich Dany le Rouge leiden und wünschte ihm alles Gute für seinen Feldzug.
»Da brat mir doch einer einen Storch«, sagte Harry, und plötzlich griente er übers ganze Gesicht. »Dann gehörst du also dazu? Seit wann denn?«
»Geredet wird schon lange«, sagte Hill verdrossen. »Oder glaubst du etwa, es ginge nur um Nanterre? Nein, nein, an der Sorbonne geht es auch los und überhaupt an allen französischen Universitäten. Wir haben den Kanal jetzt voll und lassen nicht mehr auf uns rumtrampeln.«
»Na, da bin ich aber stolz auf dich«, sagte Harry, immer noch grinsend.
»Du, stolz auf mich!« explodierte Hill. »Glaubst du etwa, daß mich das interessiert? Du mit deinem Geld und diesen miesen Drehbüchern, die du da zusammenschmierst? Seht euch doch an, wie ihr da sitzt! Säufer seid ihr, verfettet in der Wampe und im Hirn! Du und dein Louis XIII und deine hochelegante Wohnung, du bist stolz auf mich? Nach allem, was ihr alten Knacker angerichtet habt?«
»Moment mal, Moment doch, Junge. Meine Generation hat doch –«
»Hör jetzt du lieber mal zu!« unterbrach Hill. Seine Bußpredigt schien mir dem Anlaß nicht angemessen, aber er ließ sich nicht aufhalten. Harry hatte aufgehört zu grinsen.
»Komödianten! Heuchler seid ihr, nichts anderes! Aber mit euch machen wir jetzt Schluß, mit der ganzen verfluchten Gesellschaft. Wir schlagen sie euch um die Ohren. Noch wissen wir nicht, was wir an deren Stelle setzen werden, aber irgendwas Besseres jedenfalls, was Besseres als das, was wir jetzt haben, wird uns schon einfallen.« Er schnappte nach Luft. »Ach, was halte ich mich denn damit auf, euch so was zu erklären, euch Konsumgreisen?« Und damit entfloh er.
Harry hatte sich halb vom Sessel erhoben und sah aus, als wisse er nicht genau, ob er nun seinen Sohn verfolgen und ohrfeigen müsse oder alles mit Stillschweigen übergehen solle. Langsam sank er zurück in den Sessel.
»Nun, da brat mir doch einer … wie gefällt euch das?« fragte er nach einem Weilchen.
»Nur mit der Ruhe, Harry«, sagte Louisa beschwichtigend von dem herrlichen Louis XIII-Ruhebett her, nach dem sie mehr als ein Jahr beharrlich gesucht hatte, stand dann auf und goß uns allen nach.
Ach, die liebe, vernünftige, ausgeglichene Louisa. Es war wohl gut, daß sie gesprochen hatte. Harrys Gesicht war sehenswert, er glich einem stumm die Zähne bleckenden Hund, und zugleich sah er so überaus gekränkt aus, wie ich es noch an keinem Menschen gesehen hatte. Obschon er sich im Sessel zurücklehnte, sah man an seinen weiß gewordenen Knöcheln, daß er das Glas so krampfhaft umklammerte, als hindere er sich mit Mühe daran, es gegen die Wand zu schleudern. Louisa lenkte ihn zum Glück ab. Sie füllte unsere Gläser und gab derweil lauter Platitüden über die jüngere Generation von sich. Dann setzte sie sich wieder hin, und eine sehr lange Weile wurde gar nichts gesagt.
Harrys Reaktion auf das Betragen seines Sohnes mag übertrieben scheinen, doch wird alles erklärlich, wenn man weiß, daß Harry sich zeitlebens für einen militanten Liberalen gehalten hat. Und dieser Mensch wurde nun von seinem eigenen Sohn als heuchlerischer Konsumgreis bezeichnet, als Erzkonservativer und Mitglied des Establishment. Offenbar geschah das zum erstenmal.
Die bedrückende Stille wollte nicht weichen; ich hörte deutlich meinen eigenen Schluckmechanismus, als ich das Glas leertrank. Schließlich stand ich auf und sagte, Hill sei ja nun zu Hause und damit sei alles gut.
»Alles gut?« fragte Harry benommen. »Alles gut?«
Da hatte ich mich wohl nicht sehr geschickt ausgedrückt.
So ging ich lieber. Ich ahnte nicht im mindesten, daß es sich hier um etwas anderes handelte als die üblichen Zänkereien zwischen Vater und Sohn, daß sich hier etwas vorbereitete, was die Familie Gallagher mit einem Schlag aufs Kreuz legen sollte wie einen ausgeknockten Boxer.
Es klingelt an meiner Tür. Ich weiß, wer das ist. Es ist Weintraub. Weintraub mit einer Beschreibung der heutigen Besetzung der Sorbonne, vielleicht auch mit Neuigkeiten über einen für heute abend bevorstehenden weiteren Protest der Studenten. David, David Weintraub, der den Katalysator in unser aller Leben brachte. Ich muß ihn wohl reinlassen, aber der Gedanke an ihn deprimiert mich.
Erst werde ich aber mal diese Papiere wegschließen, denn Weintraub liest alles, was ihm in einer fremden Wohnung unter die Finger kommt, und zwar ganz ungeniert.
Weintraub. Weintraub der Clown. Der Clown Weintraub ist wieder weg. Und von meinen Aufzeichnungen hat er nichts gesehen. Irgendwie aber ahnt er wohl schon, daß es sie gibt – auch wenn ich erst heute damit angefangen habe! Er hat diesen wieselhaften siebten Sinn, ein instinktives Ahnungsvermögen, durch keine Spur von Schamgefühl beeinträchtigt, ganz zu schweigen von Respekt vor der Privatsphäre anderer. Er selber äußert sich ohne jede Zurückhaltung über seine intimsten Angelegenheiten, und das berechtigt ihn dann seiner Meinung nach dazu, ebenso schamlos und hartnäckig in den Privatangelegenheiten anderer Leute herumzuschnüffeln. Mindestens zwei Bemerkungen zeigen mir, daß er vermutet, ich sei mit der Abfassung irgendwelcher Aufzeichnungen über Gallaghers und die Ereignisse der letzten sechs Wochen beschäftigt – Bemerkungen, die ich ganz geschickt pariert habe, ohne mir eine Blöße zu geben.
Weintraub kann man eigentlich gar nicht beschreiben. »Hallo, Jack Hartley!« kam sein tiefer, dröhnender, gespielt herzhafter Anruf durchs Treppenhaus zu mir herauf, nachdem ich auf den Knopf gedrückt hatte, der die ein Stockwerk tiefer gelegene Haustür öffnete. »Ich bringe Ihnen heute abend wichtige Nachrichten! Auch Weintraub ist nun endlich von den flics zusammengeschlagen worden. Nach Tagen und Wochen in den ersten Reihen der Revolution hat auch Weintraub es endlich geschafft. Seine Wunden beweisen es. Ich zeige Ihnen gleich alles.«
»Kommen Sie herauf, Dave«, sagte ich, absichtlich leise, um ihm seine laute Geschwätzigkeit bewußt zu machen. So habe ich immer auf ihn reagiert.
An dieser Stelle ein Wort über meine Wohnung. Sie liegt in einem jener Häuser, die um 1720 herum von einem jener Unternehmer erbaut wurden, die irgendwie mit den königlichen Finanzen zu tun hatten und deren längst vergessener Name auf einer selten geputzten, quaiseitig angebrachten Messingplatte zu lesen ist. Die Häuser waren allesamt als Stadtpalais für reiche Leute gedacht. Heute sind sie selbstverständlich in Wohnungen unterteilt. Im vergangenen Jahrhundert hat irgendwer die Idee gehabt, die Appartements im Erdgeschoß mit ihren hohen Decken durch das Einziehen einer Zwischendecke genau in halber Höhe zu teilen, um zwei Wohnungen statt einer zu gewinnen. Die obere dieser beiden habe ich gemietet. Meine Decke ist nun recht niedrig, aber das gefällt mir. Ich habe es ganz gerne, wenn ich mit ausgerecktem Arm die Balken meiner Zimmerdecke berühren kann. Harry allerdings, der größer ist als ich und glatzköpfig dazu, mußte sich beim Eintreten immer vorsichtig bücken, aber er war auch der einzige. Für mich paßt die Wohnung genau, das Wohnzimmer ist geräumig, durch ein hohes Bogenfenster fällt ungehindert Sonnenlicht in das kleine Speisezimmer, die beiden Schlafzimmer sind winzig, Bad und Küche klein aber zulänglich, in jedem Zimmer gut ziehende Kamine, und ein portugiesisches Dienstmädchen, das irgendwo auf der Insel wohnt, kommt täglich ins Haus. Was kann man mehr verlangen? Gäste bewirte ich selten bei mir zu Hause, aber falls es nötig ist, geht auch das. Und hinter meinen drei doppelt verglasten französischen Fenstern, die auf den Quai hinausgehen, liegt eine der schönsten Aussichten von ganz Paris: die Rückseite von Notre-Dame mit ihren steil aufstrebenden Pfeilern fast zum Greifen nahe; auf seinem Hügel wie ein Tortenaufsatz das Panthéon, schwebend über den alten Häusern des linken Seineufers; und immer der Fluß mit seinen Kähnen, ein nicht endender Augenschmaus. Meinen Schreibtisch habe ich direkt an eines dieser Fenster stellen lassen. Unter mir sind die alten Bäume, die altertümlich gepflasterte, in weißen Stein gefaßte Rampe, auf der sonntags die armen Leute aus den Mietskasernen im Herzen der Insel ihre Motorräder und Wagen mit Seinewasser waschen. 1958, als ich dort einzog, war es eine ganz herrliche Gegend.
Das ist jetzt alles ganz anders. Die Insel ist schick geworden, ein Dutzend Restaurants sind neu eröffnet, und die Mietskasernen der Armen von schlauen Unternehmern aufgekauft worden, die sogenannte Atelierwohnungen daraus gemacht haben, bewohnt von jung verheirateten leitenden Angestellten, die schwer an der Errichtung der neuen französischen Konsumgesellschaft arbeiten und flache schwarze Aktentaschen tragen, wie ihre Kollegen in New York.
In diese Wohnung also ließ ich nun Weintraub eintreten und fragte ihn, ob ich ihm einen Drink machen sollte. Dabei war er ja schon oft hier gewesen und wußte den Weg zur Bar! Aber er ging schnurstracks an meinen Schreibtisch und wühlte in den dort liegenden Papieren herum – altes Material für meine Revue.
»Na schön, Hartley«, sagte er und stolzierte durchs Zimmer, wobei er sich mächtig aufblies und die Luft dann prustend ausstieß; er sprach in noch tieferem Ton, wohl um zu zeigen, wie aufrichtig er es meinte: »Ein kräftiger Whisky könnte mir nicht schaden, die flics haben mich ganz schön vorgehabt.« Er legte nun meine Manuskripte aus der Hand mit einer Geste, die besagte, das habe ich alles schon gesehen, das interessiert mich nicht. »Jawohl, den alten Weintraub haben sie sich ganz schön vorgeknöpft. Wollen Sie mal meine Narben sehen?« Er knöpfte seine kurze Bluse auf.
Ich reichte ihm sein Glas und mixte mir selber einen guten Drink. »Narben?« fragte ich dabei.
»Na, Schrammen eben«, sagte die tiefe, von sich selber überzeugte Stimme. »Aber ganz erhebliche. Diese matraques mit dem Stahlkern hauen ganz schön hin. Und machen Striemen. Und weh tut es auch.« Er hatte die Bluse schon ausgezogen und zerrte an seinem Rollkragenpullover.
Weintraubs Bluse muß man beschreiben. Vor der Mairevolution hatte ich sie nie an ihm gesehen. Sie war aus einem weißen Baumwollzeug, nicht aus jenem olivgefärbten Wollstoff wie die Jacke, die Eisenhower den Engländern abgeguckt hat, und seit Beginn der Revolution hatte Weintraub nichts anderes mehr getragen. Ich bin überzeugt, daß er sie als seine Revolutionsuniform betrachtete, und zusammen mit den weißen Levis bildeten sie einen merklichen Gegensatz zu den dunklen Anzügen und schmalen amerikanischen Krawatten, die er früher zu tragen pflegte. Denn die Mairevolution, die Studentenrevolte, hatte für Weintraub eine tief symbolische und zugleich private Bedeutung.
Er behauptete, er hätte sich gar nicht heraushalten können, auch wenn er gewollt hätte, weil seine Hotelpension in der Rue de Condé ganz nahe beim Odéon lag, also im Mittelpunkt der Vorgänge. Die Studenten hätten, so sagte er, in Erwartung einer Polizeiattacke auf das Odéon sämtliche Unterlagen des Filmkomitees in seinem Zimmer versteckt, und von da an sei er zum Mitmachen geradezu gezwungen gewesen.
Das habe ich immer bezweifelt. Nicht etwa, daß das Komitee die Unterlagen in seinem Zimmer versteckt hat, aber daß man es getan hätte, ohne ihn vorher genau zu kennen und ohne die Gewißheit, daß er der Sache ergeben war. Ich glaube eher, daß er sich nach der Besetzung des Odéon durch die Studenten dort unablässig herumdrückte, das Filmkomitee in den düsteren Hinterzimmern oben im Theater aufstöberte, sich an die Studenten heranschmiß und ihnen dann später sein Zimmer als Versteck für Papiere und belichteten Film anbot. Weintraub hat das aber immer bestritten – wohl weil es ihm peinlich war, die Wahrheit zuzugeben.
Warum dieser bei 45 stehengebliebene Amerikaner (mehr als 45 Jahre gesteht er seit Jahren nicht ein) sich neunzehn und zwanzig Jahre alten französischen Studenten und ihrer sichtlich hoffnungslosen Revolte anschloß, versteht man nur, wenn man Weintraub kennt.
Von Beruf war er Harfenist. Aber das machte ihm keinen Spaß. Er schlug regelmäßig im Orchester der Pariser Oper die Harfe und half auch in anderen Theatern und Orchestern aus, wenn ein Harfenist gebraucht wurde, und das brachte ihm genug zum Leben ein. Was er wirklich sein wollte, war Schauspieler. Nach allem, was mit Film zusammenhängt, war er verrückt. Er fand alle ohne Unterschied herrlich – Filmschauspieler, Filmproduzenten, Regisseure und Drehbuchautoren, und je erfolgreicher sie waren, desto mehr liebte er sie. Wenn er nicht hinter der Harfe saß, hockte er in den teureren Lokalen, wo diese Leute sich trafen, bei Castel, im New Jimmy, im Calvados. Daß sie ihn duldeten, brachte er dadurch zuwege, daß er für diese Menschen den Narren abgab – er verdiente nicht genug, um in den Lokalen seine Zeche selber bezahlen zu können. So ließ er sich denn von den Zelebritäten herumkommandieren und lächerlich machen, und auf diese Weise hatte er auch Anschluß an Gallaghers gefunden und durch sie an mich, obschon meine literarischen Arbeiten ihn kaum interessierten. Er hatte durch Harry Gallagher sogar schon kleinere Filmrollen bekommen und war nicht mehr ganz unbekannt; auch schrieb er miese Gedichte und malte miserable Bilder.
Sein albern närrisches Gehaben verhinderte selbstverständlich, daß er von irgendeiner dieser Cliquen längere Zeit geduldet wurde. Man hatte ihn sehr bald satt, und er machte sich überdies durch ein recht exotisches Benehmen unmöglich, indem er sich beispielsweise auf Rechnung irgendeiner Berühmtheit Kaviar oder schottischen Lachs kommen ließ, während alle anderen sich mit Klopsen oder Steak begnügten; indem er rundherum Geld borgte, ohne es zurückzuzahlen; um Filmrollen bettelte oder verlangte, daß man ihm seine schauerlichen Gemälde abkaufte. So mußte er bei immer wieder anderen Cliquen Anschluß suchen und war schließlich bekannt wie ein bunter Hund. Endlich blieben ihm nur noch die durchreisenden Stars oder Regisseure, die vorübergehend zu Aufnahmen nach Frankreich gekommen waren. Als die Mairevolution ausbrach, hatte er dieses Stadium auch bei Gallaghers schon erreicht, und das waren nun wirklich die denkbar gutmütigsten Leute.
Daß er sich den jungen Mitgliedern des Filmkomitees im Odéon so eng anschloß, lag, abgesehen von seiner Leidenschaft für alles, was mit Film zu tun hatte, wohl daran, daß er sich sehr einsam fühlte und auch daran, daß er zum erstenmal seit langer Zeit von jemandem ernst genommen wurde, so ernst jedenfalls, wie er selber sich nahm. Diese jungen Leute glaubten ihm, wenn er von seiner Vertrautheit mit den Filmgrößen sprach, und gewiß sahen sie in ihm eine Brücke zu jener Filmwelt, von der sie sich Hilfe und Beistand erhofften. Im Laufe der Revolution begleitete ich ihn mehrmals in jene Hinterzimmer und düsteren Logen im Odéon, um ihn bei der Arbeit mit ›seinem‹ Komitee zu beobachten, und mir scheint, daß die jungen Leute ihn nicht im geringsten durchschauten. Und Weintraub brauchte das, wie andere Leute Alkohol oder Narkotika.
Dieser Mann stand nun also in meiner Wohnung, seine kostbare Revolutionärsjacke lag auf meinem Empiresofa, und er zerrte seinen Rollkragenpullover über das gelbe Halstuch, das er ebenfalls seit Beginn der Revolution trug, auch tagsüber, wenn keine oder doch nur wenige Tränengasgranaten verschossen wurden. Dies war der Mann, der in unseren bis dahin wohltemperierten Kreis jene Frau einführte, die ich den Katalysator nannte – ganz ohne böse Absicht, wie man zugeben muß, und nicht ohne schlimme Folgen für ihn selber.
»Sie brauchen mir gar nichts zu zeigen, Dave«, sagte ich ironisch. »Ich glaube Ihnen aufs Wort.«
Aber schon hatte er den Pullover über den Kopf gezerrt, und ich gewahrte acht oder zehn schwärzlich-blaue Striemen, die sich daumenbreit über seinen Rücken zogen. »Ich gebe zu, daß ich stolz darauf bin«, sagte er in seinem dröhnenden Baß und zog sich wieder an. »Zu bedeuten hat es selbstverständlich nichts. Ich geriet zufällig zwischen zwei angreifende Abteilungen. Daß da noch eine aus der Seitenstraße kam, war mir entgangen.«
»Trotzdem sind Sie geradezu glücklich.« Ich lächelte leicht.
»In gewisser Weise schon.« Er stellte sich an eines der offenen Fenster, stützte sich auf das Geländer aus fer forgé und schaute hinab auf den Fluß. »Wir geben jedenfalls nicht auf, Hartley. Nein, aufgeben tun wir nicht. Die Revolution geht weiter.«
»Was wird denn nun aus dem Filmkomitee, nachdem die Sorbonne gefallen ist?«
»Das ist im Censier.« Das Censier war ein Anbau an die überfüllte Universität in der Rue Censier, fast einen Kilometer entfernt von der Sorbonne und noch in der Hand der Studenten. »Zunächst bleibt es dort.«
»Vorausgesetzt, die Regierung hat nichts dagegen«, sagte ich.
»Wir werden nicht aufgeben«, beteuerte Weintraub, immer noch meinen Fluß betrachtend. »Wir sind schon zu weit gegangen, als daß wir aufgeben könnten.«
»Es bleibt euch aber keine Wahl. Und in Wahrheit habt ihr auch keinerlei Aussichten gehabt.«
»Sie waren nie wirklich auf unserer Seite, nicht wahr, Hartley?« Weintraub sprach wieder mit besonders tiefer Stimme, aber dabei feixte er, was seinem Vorwurf den Stachel nahm. Das war einer seiner kleinen Tricks.
»O doch, das war ich. Und Sie wissen es. Aber ich bin Realist und habe die ganze Zeit gewußt – ebensogut wie Sie –, daß nichts dabei herauskommen konnte, jedenfalls nicht mehr, als bis jetzt herausgekommen ist.«
»Nein«, widersprach er feierlich, »es ist noch nicht zu Ende. Wir geben nicht auf. Irgendwie werden wir weitermachen.«
»Wie denn? Wollen Sie in den Untergrund gehen? Eine neue Résistance bilden?«
»Vielleicht«, sagte Weintraub, obwohl meine Bemerkung scherzhaft gemeint war. Man sah deutlich, daß er den Gedanken nicht ertrug, seine kostbare Revolution zu verlieren. Ich hingegen wollte mir keine seiner Predigten über diese kostbare Revolution mehr anhören, sondern nur Neuigkeiten von dieser Frau, diesem Weib, eben jenem Katalysator.
»Haben Sie von Sam gehört?« fragte ich.
»Von Samantha?« Er wandte sich vom Fenster weg.
»Von Samantha-Marie«, vervollständigte ich.
Er lächelte, aber unter diesem sehr dünnen Lächeln kam etwas anderes hervor, in seinen Augen waren Kummer und Erschöpfung, ja geradezu Leid zu lesen. »Vor drei Tagen hat sie mir aus Tel Aviv geschrieben. Sie wohnt wieder bei ihrer Sabra-Freundin. Offenbar treiben sie es toll miteinander. Und ich soll hinkommen, sobald ich kann.«
»Und werden Sie das?«
»Woher sollte ich das Geld nehmen?«
»Hmm.« Ich wechselte das Thema. »Angeblich soll sie Ihnen ja alles mögliche beigebracht haben?«
»Stimmt. Hat sie.« Immer noch lächelte er sein hauchdünnes Lächeln. »Sie hat mich auf den Geschmack an ziemlich exotischen Sachen gebracht … ach was, scheiß drauf. Sie will mich gar nicht, das wissen wir alle beide. Haben Sie was von Harry gehört?« Und nach einer Pause: »Oder von den anderen? Als ich eben an ihrem Haus vorüberging, sah ich, daß niemand in der Wohnung ist. Überall stockduster.«
»Hill ist vor zehn Tagen abgereist«, sagte ich. »Aber das wissen Sie ja. Gehört habe ich nichts von ihm. Was mit Louisa ist, wissen Sie auch. Die kleine McKenna ist bei Edith de Chambrolet – die Gräfin, mit der Louisa befreundet ist.«
»Kenne ich die?«
»Ich glaube, Sie haben sie mal bei Harry gesehen.«
»Und Harry?«
»Sein Telegramm haben Sie ja eben gesehen. Gestern ist er in Tel Aviv angekommen.«
»Glauben Sie, daß er sie zurückbekommt – Samantha, meine ich?«
»Keine Ahnung. Sie müßten da eigentlich besser informiert sein.«
»Nein.« Er schluckte. Schatten lagen unter seinen Augen. »Das stimmt nicht. Ich weiß gar nichts.«
»Ich weiß auch nichts. Möchten Sie noch ein Glas? Hier, geben Sie her. Aber lange kann ich Sie nicht mehr gebrauchen, ich habe heute abend noch eine Masse zu erledigen.«
»Gießen Sie ein. Ich werde mich beeilen. Was schreiben Sie denn derzeit? Über die letzten sechs Wochen, über unsere Revolution?«
»Nein, aber irgendwas muß ich dazu in der Revue ganz sicher bringen.«
Er glotzte argwöhnisch. »Sie schreiben das selber?«
»Nein, es wäre mir viel lieber, irgendeiner von der Linken täte das – ein Politfachmann, Franzose natürlich. Übersetzen würde ich es dann wahrscheinlich selber.«
Er reckte sich zu seiner ganzen Größe von 170 cm und griente von neuem – diesmal aber aufrichtig. »Dann vergessen Sie nicht, ihm einzuschärfen, welche Rolle Weintraub bei dieser Revolution gespielt hat – einschließlich der Revolution von Harry Gallagher!«
Als er weg war, überlegte ich, ob er mit dem letzten Satz nicht doch noch eine Andeutung über diese Aufzeichnungen beabsichtigt hat, daß er mir sozusagen im nachhinein Erlaubnis erteilte, sie anzufertigen und mich aufforderte, ihn dabei angemessen zu berücksichtigen – um letzteres schien er ja geradezu besorgt. In die Geschichte eingehen wollte er. Nun ja, auslassen kann ich ihn nicht, denn eine Rolle hat er wirklich gespielt, eine Schlüsselrolle. Aber irgendwie bedrückte mich das. Ich stellte mich ans Fenster, lehnte mich auf das geschmiedete Geländer und schaute hinab ins düstere Wasser, ganz wie vorhin Weintraub. Der Anblick des dahinströmenden Wassers erfüllte mich mit Trauer. Warum das so ist, habe ich noch nicht herausbekommen, aber es ist so – unfehlbar erfüllt mich dieser Anblick mit Trauer. Darauf kann ich mich jederzeit verlassen.
Seit der Episode mit Weintraub war es dunkel geworden. Entlang dem Quai waren die Straßenlaternen aufgeflammt. Jenseits der Seine, auf dem linken Ufer, wurden die Fenster der Wohnungen hell. Im Quartier war es still, kein Platzen von Gasgranaten mehr, auf den Barrikaden keine knackenden Feuer, in deren Schein Schwaden von Qualm und Tränengas treiben, keine Mündungsfeuer, kein Krachen von Perkussionsgranaten. Etwas war wirklich zu Ende gegangen.
Wenn ich mich weit genug vorbeugte, konnte ich den Quai hinaufsehen bis zum Pont de la Tournelle; die dort stationierten Mannschaftswagen der Polizei lösten sich gerade ab. Sie bewachten den Zugang zur Wohnung von M. Pompidou am Quai de Béthune.
Ich goß mir noch einen kräftigen Drink ein und trank ihn auf einen Zug aus. Und dann noch einen. Hol doch alles der Teufel, dachte ich, jetzt gehst du zu Bett, und wenn du nicht schlafen kannst, nimmst du Mogadon.
Mir scheint fast, als hätte ich Harry Gallagher nicht sehr deutlich gezeichnet. Wer ihn begreifen will, muß wohl etwas von seinem Herkommen wissen. Der jetzt 49jährige stammt aus Boston, die Familie ist vor Urzeiten aus Irland zugewandert und hat ihm ein Jahreseinkommen von circa 20000 Dollar hinterlassen. Er selber hat als Drehbuchautor einen sehr guten Ruf und verdient durch seine Arbeit ganz nett. Er ist so bekannt und so tüchtig, daß die finanzkräftigen amerikanischen Produzenten immer wieder seine Mitarbeit suchen. In den vergangenen sechs Jahren hat er zwei Romane geschrieben sowie Drehbücher für die Avantgarde der jungen französischen Filmemacher. Kurzum, Harry war ein erfolgreicher Mann und nun, mit knapp fünfzig Jahren, konnte er ohne Zorn zurückblicken auf sein Leben.
Mit neunzehn war Harry unter Protest aus Harvard abgegangen; er wollte in New York Schauspieler sein und zugleich nach Art des Odets seinen sozialen Protest auf die Bühne bringen. Während der Proben zu seinem ersten Stück – das dann später durchfiel – war er bereits in Hollywood und schrieb für ein damals phantastisch hohes Honorar sein erstes großes Drehbuch. Einer seiner Bekannten aus New York, Regisseur und ebenfalls Kommunist, hatte ihn angefordert. Darüber, daß sie nach Hollywood gingen, will ich mir kein Urteil anmaßen. Vermutlich glaubten auch diese beiden (wie so viele derer, die damals nach Hollywood gingen), sie könnten durch ihr Medium mehr Menschen beeinflussen als über das Theater. Das war 1939. Als 1941 der Krieg begann, hatte Harry zwei Erfolgsfilme geschrieben und galt bei den Filmleuten als Wunderkind.
Nach Pearl Harbour schmiß Harry alles hin. Anders als seine eingeschworenen kommunistischen Mitbrüder, die meist zu Offizieren befördert wurden und nun für die Regierung Propagandafilme drehten, meldete Harry sich zur Marineinfanterie und machte den Krieg im Pazifik als Sergeant mit. Nach dem Krieg mußte er selbstverständlich von vorn anfangen. Es wimmelte von neuen Leuten – heißhungrigen, lärmenden, ehrgeizigen Leuten –, die sich auf sämtliche frei gewordene und auch einige besetzte Plätze gedrängt hatten, doch Harry eroberte sich seine alte Stellung zurück, und obwohl seine alten Freunde, die den Krieg auf der Leinwand ausgefochten hatten, ihm nicht unbefangen ins Auge sehen konnten, gelangte er schnell wieder an die Spitze und interessierte sich nun auch für die intellektuellen und politischen Aspekte dieser Filmwelt, zu der er sich seit je hingezogen fühlte. Ich will hier nicht über die positiven oder negativen Aspekte des Marxismus urteilen, wie sie sich in den dreißiger und vierziger Jahren darstellten. Seither hat sich vieles verändert. Damals aber gab es noch aufrichtige Idealisten, und Harry Gallagher gehörte dazu. 1947, als er bei seiner erzkonservativen Familie in Boston auf Besuch war, lernte er Louisa Dunn Hill kennen, und sie heirateten. Louisa war ebenfalls eine Liberale mit marxistischem Unterfutter. Sie entstammte einer Bostoner Familie, die schon vor Thoreau und Emerson liberal gewesen war. Harry und Louisa waren von nun an in Hollywood politisch sehr aktiv, wenn auch keiner von beiden jemals eingeschriebenes Mitglied der KP wurde. 1948 bekam sie ein Kind, Hill.
Als 1950 die Kommunistenjagd in vollem Gange war und die ›Hollywooder Zehn‹ bereits im Gefängnis saßen, wurde auch Harry vorgeladen. Man hatte ihn offenbar denunziert.
Anstatt nun vor dem Ausschuß zu erscheinen und Freunde und Bekannte zu belasten, wie die anderen es getan hatten, flüchtete Harry nach Kanada und von dort nach Frankreich. Als er hier Fuß gefaßt hatte, ließ er Louisa und das Kind nachkommen. Wie die Geschichte einmal über das politische System der USA urteilen wird, das einen Rankin und einen Joseph McCarthy tolerierte, darüber will ich keine Vermutungen anstellen, höchstens könnte man sagen, es wird vielleicht um eine Spur besser davonkommen als die Inquisition.
Wäre er geblieben und nicht eingesperrt worden, hätte er doch nirgendwo in der Filmindustrie Arbeit bekommen; trotz aller vehementen Dementis der Branche gab es eben doch geheime schwarze Listen. Wenn wir heutzutage die Russen beschimpfen, weil sie ihre kritischen Schriftsteller einsperren, dann vergessen wir bequemerweise unsere eigenen Sünden.
Die ersten beiden Jahre in Frankreich waren für Harry schwer, weil er die Sprache nicht beherrschte. Er mußte ohne jede Hilfe seitens der Familie auskommen (seine Eltern billigten seine Haltung nicht und waren auch noch nicht tot genug, um ihn in den Genuß des Erbes zu bringen). Anfangs übernahm er kleine Rollen, spielte Amerikaner in französischen Filmen, entwickelte sich zum geschickten Synchronisator französischer Filme für den amerikanischen Markt und schrieb schließlich Drehbücher auf französisch – für die Regisseure der ganz jungen Nouvelle Vague. Als der McCarthy-Spuk in Amerika vorüber war, bestellten sich mehr und mehr amerikanische Produzenten die Drehbücher der Filme, die in Europa gemacht wurden, von ihm und schließlich auch wieder welche für Filme, die man in den USA drehte. Man entdeckte Harrys besondere Begabung für die Komposition amerikanischer Liebesgeschichten und für das amerikanische Passionsspiel: den Western. Ein Erfolg jagte den anderen.
Es stimmt also, daß Harry Gallagher an jenem 27. April, als sein Sohn ganz überraschend einen Sack Sand ins Getriebe schüttete, ein echter Erfolgsmensch, ja ein geradezu widerwärtig erfolgreicher Mensch war.