Anton Schaller

Kommissar Kitzmüller, Teil 2

Ratekrimis

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Fall 1

Fall 2

Fall 3

Fall 4

Fall 5

Fall 6

Fall 7

Fall 8

Fall 9

Fall 10

Impressum neobooks

Fall 1

Kommissar Kitzmüller, Teil 2


Ratekrimis für schlaue Köpfe


Kommissar Kitzmüller, der kleine, tollpatschig wirkende Detektiv mit der großen Nase, ermittelt in 10 Kriminalfällen mit Witz und trockenem Humor. Der Täter verrät sich selbst im Laufe der Handlung durch irgendeine Kleinigkeit, und der aufmerksame Leser kann vielleicht noch vor dem Kommissar die Lösung finden.


© 2016 by A. W. Schaller Publizistik

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„Guten Tag!“, grüßte Kommissar Kitzmüller, als er das alte Miethaus in der Uferstraße betrat.

„Wie kann ein Tag gut sein, an dem es Mord und Totschlag gibt!“, seufzte der kugelrunde Polizeiarzt und richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf. „Schätze, dieser Herr dort ist auch nicht der Ansicht, dass der heutige Tag ein guter Tag ist. Er ist nämlich tot. Mit ziemlicher Sicherzeit wurde er über das Treppengeländer gestoßen und sauste durch den Schacht herunter ...“

„Hm! Ziemlich tragisch!“, murmelte der kleine, zerknautscht wirkende Kriminalist im abgetragenen Mantel und zauberte aus seinen Taschen einen angeknabberten Zigarrenstummel, den er sich genüsslich zwischen die Lippen steckte und wie ein Kind an seinem Schnuller zu saugen begann.

„Wie heißt der Tote?“

„Alfons Plattner. Seine Frau wartet dort hinter dem Mauervorsprung auf Sie.“

Kitzmüller stand wenig später vor der gefasst wirkenden Witwe und drückte ihr – etwas tollpatschig wie immer – sein Beileid aus. Sogleich bekam er zu hören, was der Verblichene für ein schwieriger Mensch gewesen war.

„Alfons war sehr dem Alkohol zugetan!“, berichtete die gute Frau mit kehliger Stimme. „Und dann wurde er gewalttätig.“

„Das kann ich jederzeit bestätigen!“, schaltete sich ein etwas schlitzäugiger, schmalgesichtiger Mann ein, dessen Oberlippe von einem lächerlich wirkenden Schnurrbart verunstaltet wurde.

„Sie sind -?“

„Ambros Capek, Herr Kommissar!“, stellte sich der fernöstlich angehauchte Mann vor und machte eine tiefe Verbeugung, dass er mit seiner Nasenspitze beinahe den Boden berührte. „Ich wohne direkt neben der Familie Plattner oben im fünften Stock ...“

In diesem Moment wurde der Tote in einem Plastiksack abtransportiert. Zurück blieben eine Blutlache und die Kreidezeichnung am Boden.

Der Kung-Fu-Verschnitt schüttelte sich. „Schrecklich! So endet ein Menschenleben!“ Aber dann hatte sich der Mann wieder gefasst und fuhr fort: „Da die Wände in diesem Haus sehr dünn sind, bekam ich im Laufe der Zeit allerhand mit, wie Sie sich denken können ...“

„Was Sie aber nicht unter allen Umständen hier und jetzt breittreten müssen!“, fuhr die Witwe schnell dazwischen und funkelte den Schlitzäugigen böse an. „Hier kommen nur solche Sachen aufs Tapet, die unmittelbar mit der Aufklärung dieses Verbrechens zu tun haben ...“

„Es freut mich ja im Grunde, liebe Frau Plattner, dass Sie die Gesprächsführung so gekonnt an sich reißen, aber eigentlich führe ich hier das Verhör, falls Sie nichts dagegen haben“, lächelte „Die Nase“ und spuckte einige Tabakkrümel. „Also, was haben Sie alles mitgekriegt, Herr Capek?“

Doch noch bevor der Schlitzäugige antworten konnte, klappte die Haustür und ein sommersprossiger junger Mann erschien. In den Händen hielt er volle Einkaufstüten. Verwundert ging sein Blick in die Runde.

„Welcher Film wird denn hier gedreht?“, fragte er mit verzerrtem Grinsen und Kitzmüller stieß der scharfe Atem von hart gekochten Eiern und Thunfischsalat entgegen.

„Ein Krimi, wie Sie sehen.“

„Wau! Kann ich mitspielen?“

„Warum nicht! Einige Rollen sind noch unbesetzt.“

„Und welche?“

„Die des Mörders zum Beispiel!“, lächelte Kitzmüller und rückte an seinem altmodischen Brillengestänge herum. „Aber jetzt Schluss mit lustig, junger Mann. Hier wurde ein Verbrechen begangen. Ich bin von der Mordkommission ...“

„Das wird ja immer schöner!“, stöhnte der Sommersprossige und jonglierte mit größter Mühe seine Tüten.

„Sie heißen?“

„Pit Gießenböck, Herr Kommissar!“, gab der junge Mann bereitwillig Auskunft. „Ich habe oben unter dem Dach gerade eine Party laufen ...“ Und nach einer kurzen Pause: „Aber das ist jetzt natürlich nicht mehr so wichtig. Wer ist denn ermordet worden?“

„Alfons Plattner! Sein Mörder hat ihn über das Geländer gestoßen!“

„Und wo ist die Leiche?“

„Bereits abtransportiert!“

„Was auch gut ist“, murmelte die Witwe. „Denn der Anblick eines Menschen, der sechs Stockwerke nach unten gefallen ist, ist nichts für schwache Nerven.“ Aufschluchzend barg Frau Plattner ihr Gesicht in beiden Händen, während der Sommersprossige verlegen auf der Stelle tänzelte. „Da bleibt einem ja die Sprache weg …“

„Bevor Sie Ihren Mund aber für immer schließen, hätte ich gern ein paar Auskünfte von Ihnen“, lächelte Kitzmüller und sog schmatzend an seinem Tabakbalken. „Wo sind Sie zur Tatzeit, also vor etwa einer Stunde gewesen?“

„In meiner Wohnung oben. Meine Freunde können Ihnen das sicherlich bestätigen. Kommen Sie mit, Herr Kommissar, und überzeugen Sie sich!“

„So dumm wird der Kommissar bestimmt nicht sein!“, lachte Ambros Capek und zupfte an seinem Miniatur-Schnurrbärtchen auf der Oberlippe.

„Diese sogenannten Freunde sind windige Gestalten, denen das Messer locker in der Tasche sitzt …“

„Das – das ist ja unerhört!“, schnaubte der Sommersprossige. „Sie glauben doch nicht im Ernst, meine Freunde oder ich hätten mit diesem Mord nur das Geringste zu tun?“





Auflösung:



Frau Plattner, die Witwe, hat ihren Mann über das Treppengeläßäß