In meinen Fotos versuche ich, meine Begeisterung für die Natur wiederzugeben. Es ist mir ein Anliegen, den Betrachtern die Faszination und Schönheit der Natur näherzubringen. Hinter jedem Foto steckt ein wunderbares Erlebnis im Reich der Natur. Mein Fokus liegt seit Beginn meiner fotografischen Laufbahn vor über 30 Jahren vorwiegend auf der Makrofotografie heimischer Schmetterlinge. Dazu war es erforderlich, mir umfangreiches Wissen über Schmetterlinge, ihre Habitate und ihre Lebensumstände anzueignen. Aber beispielsweise auch seltene Pflanzen sind Motive, deren Einzigartigkeit ich mithilfe der Makrofotografie darstellen möchte. Im Laufe der Zeit habe ich für mich spezielle fotografische Vorgehensweisen erprobt und verfeinert.
Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist einer der größten und schönsten heimischen Schmetterlinge. In den letzten Jahren hat sich sein Bestand glücklicherweise erholt. Diesen schönen Schmetterling konnte ich im Spessart fotografieren.
100 mm | f/5 | 1/320 s | ISO 400 | mit Stativ
Heimische Schmetterlinge gehören zu meinen Lieblingsmotiven. Der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus) ist ein Schmetterling aus der Familie der Bläulinge. Dieses Foto ist mir in der Rhön auf einem Magerrasen gelungen.
100 mm | f/5 | 1/60 s | ISO 200 | mit Stativ
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen meine Art der Makrofotografie näherbringen. Auf mathematische Berechnungen und auf technische Fachausdrücke habe ich bewusst verzichtet. Es ist mir ein Anliegen, das Thema Nah- und Makrofotografie nachvollziehbar darzulegen. Mit diesem Buch spreche ich bevorzugt ambitionierte Einsteiger an, um ihnen den Zugang zu einem der schönsten Genres der Fotografie zu erleichtern.
Ich lade Sie ein auf eine faszinierende Entdeckungsreise durch die wundervolle Welt der kleinen Dinge und zeige Ihnen, welch vielfältige Möglichkeiten die Makrofotografie zu bieten hat. Entwickeln Sie Ihren eigenen, unverkennbaren Stil und entdecken Sie die verborgenen Wunder der Natur. Herzblut, Leidenschaft und eine »überschaubare« Fotoausrüstung – mehr braucht es nicht.
Andreas Kolossa, Langenfeld im Frühjahr 2016
Andreas Kolossa – www.andreaskolossa.de (Foto: Ursula Stolzenburg).
Weitere Aktivitäten: Naturgucker (Naturbeobachtungen melden), Fotograf bei Naturgucker-Magazin, Tagfalter-Monitoring (Transekt Eifel), Fotograf bei Die Schmetterlinge.com, Account bei Google+, Account bei Flickr.
Demnächst Workshops zur Makrofotografie.
Die Makrofotografie ist für viele die Königsdisziplin der Fotografie. Die Faszination begründet sich aus der Möglichkeit, ein Motiv aus nächster Nähe zu fotografieren und zu betrachten. Details werden sichtbar, von deren Existenz man vielleicht noch nicht einmal gewusst hat. Bei einer Blume beispielsweise wird jedes Blütenstäubchen sichtbar oder bei einem Insekt jede Facette eines Auges.
Der Feurige Perlmuttfalter (Argynnis adippe) ist ein Schmetterling aus der Familie der Edelfalter. Im Spessart gelang mir diese Aufnahme auf einem Trockenrasen im morgendlichen Sonnenlicht.
100 mm | f/14 | 1/30 s | ISO 1000 | mit Stativ
Was aber heißt aus nächster Nähe? Und gibt es einen Unterschied zwischen der Nah- und der Makrofotografie? Eine eindeutige Definition des Genres Makrofotografie gibt es nicht. Die grobe Einordnung des Genres findet zunächst zwischen den Aufnahmebereichen »Normal«, »Nah« und »Makro« statt, die sich wiederum durch ihren Abbildungsmaßstab definieren. Lassen wir an dieser Stelle die Zahlen sprechen:
An diesen Zahlen sehen Sie, dass der Makrobereich bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 beginnt und beim Abbildungsmaßstab 25:1 endet.
Da, wo die Nahfotografie aufhört, fängt die Makrofotografie an. Das heißt, ab einem Abbildungsmaßstab von 1:1 sprechen wir von Makrofotografie. Motiv und Foto sind gleich groß. Dazu ist ein speziell dafür entwickeltes Objektiv erforderlich, das diesen Abbildungsmaßstab bietet. Wird mit einem Abbildungsmaßstab größer als 1:1 fotografiert, befindet man sich im Bereich der Makrofotografie.
Symbol des Abbildungsmaßstabs
Der griechische Buchstabe Beta β ist das Symbol für den Abbildungsmaßstab.
Der Blendenwert beeinflusst die Schärfentiefe. Je mehr Sie mit einem höheren Blendenwert abblenden, desto größer wird der Schärfentiefebereich. Diese Schärfentiefe ist weiterhin noch abhängig vom Abbildungsmaßstab. Je größer der Abbildungsmaßstab, desto geringer die Schärfentiefe.
Die Tabelle zeigt unterschiedliche Abbildungsmaßstäbe zu einem bestimmten Blendenwert.
Die Makrofotografie stellt den Fotografen durch die Möglichkeit, einem Motiv wirklich nahe zu kommen, vor erhöhte Herausforderungen. So wird es beispielsweise mit zunehmender Nähe auch zunehmend schwieriger, die Aufnahme nicht zu verwackeln. Der Schärfebereich wird geringer, wird oft sogar bis auf einen Millimeter reduziert.
Des Weiteren setzt die Fluchtdistanz Grenzen bei der Annäherung an ein lebendes Motiv. Das alles setzt Verständnis für und Kenntnis über das Motiv voraus. Weiterhin sollten mindestens grundlegende Kenntnisse über das Fotografieren vorhanden sein. Für die Makrofotografie sind spezielle Objektive erforderlich, die Nähe zum Motiv zulassen.
Die Makrofotografie ist aufgrund der detaillierten Ansicht auf das Motiv sowohl zur dokumentarischen als auch zur Darstellung mit bildgestalterischen Elementen geeignet.
Beispiel: dokumentarische Makrofotografie
Um den Schmetterling zu bestimmen, reicht dieses dokumentarische Foto aus. Für ein gutes Makrofoto ist der Hintergrund zu unruhig, und die Bildgestaltung lässt zu wünschen übrig.
150 mm | f/8 | 1/500 s | ISO 800 | ohne Stativ
Beispiel: Makrofotografie mit bildgestalterischen Elementen
Hier sieht man ganz deutlich, was eine gute Freistellung und Bildgestaltung ausmacht. Die Aufnahme wurde in der Eifel auf einem Magerrasen gemacht.
150 mm | f/8 | 1/320 s | ISO 400 | ohne Stativ
Nach einer längeren Phase der eher dokumentarischen Darstellung habe ich mich nun schon seit einigen Jahren für eine Makrofotografie mit bildgestalterischen Elementen entschieden.
Durch einen wunderbaren Zufall bin ich zur Makrofotografie gekommen. Bei einem Urlaub am Gardasee hatte ich neben meiner Spiegelreflexkamera auch eine Nahlinse mit im Gepäck. Ihr sollte noch größere Bedeutung zukommen. An einem heißen Nachmittag setzte sich ein Schmetterling (Schwalbenschwanz) an den Rand des Hotelpools, um Feuchtigkeit aufzunehmen. Schnell holte ich meine Kamera. Der Falter saß noch immer ganz ohne Scheu am Rand des Pools, sodass ich einige Fotos machen konnte. Von den Aufnahmen war ich derart begeistert, dass ich danach alles nur noch mit Nahlinse fotografierte.
Meine allererste Aufnahme von einem Schmetterling habe ich mit der Canon AV-1, einem Farbnegativfilm 10 ASA von Fujifilm, einem 50-mm-Objektiv und einer Nahlinse gemacht.
50 mm | f/16 | 1/125 s | ISO 100 | ohne Stativ
Eine Canon EOS 60D löste meine analoge Spiegelreflex ab, und ein Vielfaches an fotografischen Möglichkeiten tat sich damit auf. Das Bearbeiten und Verwalten der Fotos wurde zum Genuss. Schnell war klar, ein Makroobjektiv muss her, und das Canon 100 mm/2.8 erweiterte meine Ausrüstung. Jetzt ging es richtig los mit der Makrofotografie. Mit der Canon EOS 7D kam eine weitere Kamera hinzu, und das Sigma 150 mm/2.8 erweiterte den Objektivpark – ein tolles Objektiv. Inzwischen war die Makrofotografie, speziell die Fotografie unserer heimischen Schmetterlinge, zu meinem favorisierten Sujet geworden.
Der Umstieg von APS-C-Format auf Vollformat war die logische Konsequenz und wurde mit der Canon EOS 5D Mark III Realität. Es ist ein Traum, mit dieser Kamera zu fotografieren. Zusammen mit dem Makroobjektiv Sigma 150 mm/2.8 und dem Canon 100 mm/2.8 IS USM habe ich die für mich perfekte Kamera-Objektiv-Kombination gefunden. Die Ausrüstung ist natürlich nur Mittel zum Zweck. Denn eine teure Ausrüstung ist nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit guten Fotos. Ein gutes Foto hängt vom Auge und von der Kreativität des Fotografen ab.
Jedes Foto ist einzigartig in seinem Augenblick! Jedes Foto hat seine eigene kleine Geschichte, wunderschöne Augenblicke, kleine Anekdoten.
Auf meiner Fototour in den Spessart konnte ich diesen seltenen und schönen Schmetterling fotografieren. Das Bergkronwicken-Widderchen steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Nur in ganz wenigen Habitaten in Deutschland kann man das Widderchen beobachten. Es bleibt zu hoffen, dass es sich auf Dauer halten kann.
100 mm | f/10 | 1/100 s | ISO 1000 | mit Stativ