Martin Fischinger
das deutsche
Handbuch
Treffer durch Zeit
von Martin Fischinger
ePub Barmenda Nr. 411223 ©2016
Fotos:
Stefan Föll (www.photopsia.de)
Stefan Böpple, Niels Noordhoek
Jörg Endress, Martin Fischinger
Zeichnungen:
Martin Fischinger, IPSC, BDS
Gestaltung Kuni & Co. & Barmenda Verlag
©2016 Copyright by Martin Fischinger
70191 Stuttgart martin@kuniredaktion.de
Tag der Veröffentlichung: 15. Juli 2016
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Haftungsausschluss:
In diesem Werk werden Bauanleitungen für verschiedene Targets, mobile Kugelfänge, Popper und Ähnliches beschrieben. Ebenso gibt es etliche Ladedaten mit empfohlenen Vorgehensweisen beim Laden und zur Faktormessung. Bekanntlich hängen die zum Teil sicherheitsrelevanten ballistischen Werte einer Patrone von den jeweiligen Waffenabmessungen, der Qualität der verwendetet Komponenten und den vielseitigen Umwelteinflüssen ab. Da wir keine Kontrolle über die Art der Lagerung, die Verarbeitung, die Verwendung, die Ladung oder den sonstigen Gebrauch des Pulvers sowie über die sorgfältige Auswahl der anderen Komponenten und den Zustand der verwendeten Waffe besitzen, erfolgen diese Angaben in jeder Hinsicht ohne Gewähr. Des Weiteren hat jeder Wiederlader eigenständig dafür Sorge zu tragen, dass seine verwendeten Werkzeuge, Geräte, sonstigen Utensilien und Munitionskomponenten (Geschoss, Hülse, Pulver und Zündhütchen) sich in einem einwandfreien Zustand befinden. Aus diesen sicherlich nachvollziehbaren Gründen weisen wir explizit darauf hin, dass keinerlei Haftung für die Verwendung dieser Daten übernommen wird.
Jede Anwendung geschieht daher auf eigene Gefahr. -
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Zum Geleit
Obschon die Schützen in Deutschland schon alles wissen, will ich zwei Gedanken formulieren. IPSC sprengt für viele den üblichen Zeit- und Kostenrahmen eines Hobbys und es ist Individualsport. Daraus folgt, dass die einzige Triebfeder für das notwendige Engagement der persönliche Wille zur Leistungssteigerung ist. Nicht die Quantität des Trainings, also die vielen Hülsen am Boden, führen zur Leistungssteigerung, sondern die Qualität. Jeder Schütze muss seine Linie finden. Wer sinnvoll trainiert, bemerkt die Verbesserung. Nur die gibt mehr Selbstvertrauen und kann die mentale Belohnung sein, die für das Match motiviert.
Natürlich kennt jeder Situationen, in denen der Alltag die positive Energie verzehrt. Der Geist kann dann den Körper nicht dominieren. - Damit muss man sich abfinden. -
Aber an Tagen des Gleichklangs spürt man die Energie, da muss man sich fordern!
Wer das nicht wirklich will, wenn er die Startposition einnimmt, der sollte Ausschau nach einer anderen Sportart halten!
Rolf Neff
Rolf Neff beim Aufbau einer Übung in Philippsburg
Im Idealfall ist IPSC perfekte Balance zwischen den Treffern und der dazu benötigten Zeit
Inhalt
Vorwort
Was ist IPSC
IPSC-KK
Treffer durch Zeit
Safety first
Anforderungen
IPSC Ziele
IPSC-Divisions
Das IPSC Regelwerk
Der IPSC Faktor
Kosten
Was braucht man fürs IPSC-Schießen?
Sportwaffen auf Basis der 1911
Revolver
Basics
Das Ziehen
Schnelle Serien und Stagepunkte
Reload
Das Abziehen
Der Fokus auf dem Korn
Motto: Möglichst schnell langsam sein
Doubletten Staccato
Trockentraining
Grundlagen und Standardübungen
Visualisieren oder mentale Zielkontrolle
Stages aus besonderen Wettkämpfen
Speedies
Die Zeigewirkung der Sportwaffe
In der Bewegung
Feinheiten beim Bewegen
Tipps von Topschützen
Der Tag des Wettkampfs
Gesundheitliche Risiken
Glossar
Selbermachen
Tipps für das Wiederladen
Anhang
40 Jahre IPSC - 26 davon als BDS-Sportordnung, höchste Zeit für ein deutsches Handbuch dieses schönen Leistungssports. Um eine Art Vorwort zu finden, ergriff ich auf der Infinity Open die Gelegenheit, Arne Lentz zu fragen, was ihn beim IPSC emotional begeistere. Im engen Durchgang zu den ganz großen Philippsburger Stages, die Gehörschutze auf, es krachte von vorn und hinten, sagte er mir sofort tatkräftige Unterstützung bei meinem Buch zu und hielt sein Versprechen: er kam mit Rat, Tat und Wort:
Die Faszination beim IPSC besteht in der Herausforderung, ständig wechselnde Schießparcours mit den eigenen schießtechnischen und athletischen Fähigkeiten bei nur einem Versuch, also gleich aufs erste Mal, nur wenige Minuten nach dem Briefing, perfekt zu absolvieren.
Es ist eine große mentale und körperliche Leistung, die Stage in kürzester Zeit zu analysieren und nach dem Startsignal möglichst viel von der eigenen Leistungsfähigkeit abzurufen.
Die eigenen Fähigkeiten in den beim IPSC notwendigen Techniken müssen möglichst präzise eingeschätzt werden, damit man sich ganz genau genug Zeit lassen kann, um das Alpha zu treffen und am Ende des Matches mit seinem Ranking zufrieden zu sein. - Dafür lohnt sich das Training und diese Einschätzung führt im Match zum Sieg oder zur Niederlage, mit einem Wort: Faszinierend...
In diesem Sinne, viel Spaß bei der Lektüre und "DVC" bis zum nächsten Match, Arne Lentz
Arne Lentz, deutscher Meister IPSC Production 2008, 2013 und 2015
International Practical Shooting Confederation
IPSC kommt aus dem Amerikanischen und bedeutet übersetzt „Internationaler Verband des praktischen Großkaliberschießens“. Das Motto "DVC" oder „diligentia, vis, celeritas" bezeichnet der Reihe nach diejenigen Fähigkeiten, die beim IPSC so wichtig sind, nämlich Präzision, Kraft und Schnelligkeit, denn es gilt bei jedem Parcours als oberste Direktive:
Treffer durch Zeit
1976 gegründet, setzte sich IPSC bald als rein sportliche Disziplin im dynamischen Schießen durch. Nach einigen Synchronisationen mit dem deutschen Waffenrecht wurde IPSC 1990 offizielle Disziplin beim BDS (Bund Deutscher Sportschützen). Seit dem wächst die Zahl der deutschen IPSC Schützen. 2016 sind es weit über 10 000, die es immerhin zu rund 700 Starts bei den jährlich ausgetragenen Deutschen Meisterschaften alleine im Großkaliber Kurzwaffen IPSC bringen. Daneben gibt es Wettkämpfe auf allen Ebenen Verein, Bezirk, Land, Bund und obendrein Europa- und Weltmeisterschaften, jeweils alle 3 Jahre - WM, das Jahr drauf EM, dann ein Pausenjahr.
Seit 2005 existiert in Deutschland zusätzlich eine Langwaffen IPSC - Sportordnung und mit AIPSC kam 2008 eine Variante hinzu, die ausschließlich mit Softair-Waffen geschossen wird. Sie erfreut sich vor allem in Ländern mit restriktiven Waffengesetzen zunehmender Beliebtheit. Exemplarisch seien hier Großbritannien, China und Japan genannt.
Weiterhin kam das IPSC-KK als eigene BDS Sportordnung und rein deutsche Disziplin im Jahr 2008 dazu. IPSC-KK ist ein Versuch, die Benachteiligung deutscher Junioren durch das restriktive Waffenrecht zu lindern, denn das Großkaliberschießen ist, trotz Erfüllen der ganzen Auflagen, erst ab 18 Jahren möglich. Durch IPSC-KK beginnt die Möglichkeit des IPSC Schießens zwei Jahre eher. Ein interessanter Fall in den Nachrichten war und ist Luis Ehrhardt.
Beim IPSC-KK gibt es aus physikalischen Gründen eigentlich keine gemeinsamen Matches, aber ich kenne keinen Veranstalter, der Junioren unter 18 nicht trotzdem und außer Wertung irgendwie teilhaben lässt.
Das deutsche Juniorenteam wird 2004 noch Europameister, heute dürften sie in dem Alter höchstens IPSC-KK schießen
Dennoch sind deutsche Junioren gegenüber denen in sehr vielen anderen Ländern stark gehandicapt. Weil der BDS alles tut, um den Junioren so viel wie irgend geht zu ermöglichen, hält sich dieser Nachteil, bislang wenigstens, in Grenzen. Aber nur dann, wenn das so bleibt, können deutsche Schützen versuchen, sich an der Spitze der Welt IPSC zu behaupten. Ob sich allerdings das IPSC-KK durchsetzen wird, sei noch dahingestellt. Viele Schützen bezweifeln, dass IPSC-KK das Motto DVC (Präzision, Kraft und Schnelligkeit) in punkto "Kraft" ausfüllt. - Man darf gespannt sein.
Obschon sich dieses Buch eigentlich und hauptsächlich auf das großkalibrige Kurzwaffen IPSC bezieht, sind viele Regeln, Vorgehensweisen, Trainings und Ausrüstungsgegenstände die gleichen. Daher kann dieses Handbuch auch dem Langwaffen IPSC-, AIPSC- oder IPSC-KK Schützen von Nutzen sein.
Die deutschen IPSC Schützen, Senioren und Supersenioren stehen aktuell jedenfalls sehr gut da, auch die Frauen. Deutschland führt 2016 bisher den Medaillenspiegel an. Das heißt, Deutsche Schützinnen und Schützen haben zurzeit am meisten Präsidentenmedaillen inne, die jeder Siegerin und jedem Sieger eines „Level 3“ -Matches zustehen.
Den Medaillenspiegel kann man einsehen unter:
http://www.ipsc.org/results/medals.php?year=2016
Im letzten Jahr landeten die Deutschen mit 206 Medaillen nach den Filipinos auf Platz 2, vor Russland (170) und Brasilien (160)
Rig mit Production Equipment
Dasselbe Rig mit IPSC-KK Equipment
Production und IPSC-KK Standard Sportwaffe vis à vis
IPSC-KK Standard einfach als Wechselsystem "Kadet" auf einer Standard CZ. Die aufgeschraubte Aluplatte dient dem Repetieren
Oberste Prämisse beim IPSC Schießen ist das Wertungssystem. Es gilt ganz allgemein:
Alle tatsächlich erzielten Trefferpunkte werden dividiert durch die insgesamt benötigte Zeit, gemessen vom „Startbeep“ bis zum letzten Schuss. Es gilt also, möglichst viele Trefferpunkte in möglichst kurzer Zeit zu erzielen. Das geflügelte Wort: „ .....möglichst schnell langsam zu sein“, trifft die Disziplin genau, denn Präzision, das bedeutet korrektes und damit kontrolliertes Abziehen ist durchaus erforderlich. Arne Lentz sagt: "Die eigenen Fähigkeiten in den beim IPSC notwendigen Techniken müssen möglichst präzise einschätzt werden, damit man sich
ganz genau genug
Zeit lassen kann, um das Alpha zu treffen."
Jeder Schütze kann sich leicht vergegenwärtigen, dass man beim Autofahren die Kupplung nach einiger Übung zwar ziemlich zügig kommen lassen kann, aber eben nur absolut kontrolliert. Sie hektisch schnappen zu lassen führt bei den meisten Fahrzeugen zum Fiasko. Es geht sogar so weit, dass jede sogenannte „Ecke“, also jede hektische oder abgehackte Bewegung, den Ablauf eher bremst als beschleunigt.
Und nun noch eines vorab: IPSC Schießen macht Spaß, schon beim aller ersten Training!
Sicheres Handling
Natürlich steht gerade beim IPSC Schießen die Sicherheit ganz vorne. Die IPSC hat mit Recht ein komplexes Sicherheitsregelwerk entwickelt. In Deutschland geht das so weit, dass vor der Teilnahme am ersten Wettkampf ein so genannter Sicherheits- und Regeltest absolviert werden muss, dem ein meist zweitägiger Kurs vorangeht.
IPSC Ausweis als Einkleber im BDS Schützenbuch
Diese Sicherheitsregeln sind unbedingt notwendig. Wer sie beim Match nicht einhält, wird disqualifiziert und darf nicht mehr weiter schießen, auch nicht außer der Wertung. Aus diesen strengen Regeln resultiert die glücklicherweise hohe Sicherheit beim IPSC Schießen. Es passiert tatsächlich extrem wenig.
Aber Vorsicht, immer wieder mal werden Knalltraumata beklagt! Beim laufenden Wettkampf oder während des Trainings gibt es immer Leerlauf für Schützen, die gerade nicht aktiv teilnehmen. Natürlich unterhält man sich. Wird es richtig interessant, nimmt der eine oder andere gerne mal den Gehörschutz ab. Die Zeit zwischen dem „Beep“ des Timers und dem ersten Schuss reicht nicht aus, um den Gehörschutz aufzusetzen. Ein elektronischer Gehörschutz kann hier helfen, denn man muss ihn zum Gespräch nicht abnehmen. Die Schutzbrillenpflicht wird von Schützen und Gästen in der Regel eingehalten und beim Match von den ROs auch konsequent durchgesetzt.
Achtung Brillenträger: Die Schutzwirkung einer Fehlsichtbrille reicht besonders dann nicht aus, wenn sie aus zwei winzigen Gläschen besteht. Hier ist mehr Vorsicht geboten. Brillenträger sollten sich eine spezielle Schießbrille mit großen, gelben und beidseitig entspiegelten Gläsern anfertigen lassen.
Schirmkappen und Sonnenbrillen können bei manchen Witterungsverhältnissen auch zur Sicherheit beitragen.
Alle Teilnehmer im IPSC Sport müssen sich der Verantwortung bewusst sein, die sie innehaben.
Aktiver Gehörschutz, Belts (Innengürtel, Außengürtel) und Holster
Sicherheitsregeln
Hier seien nur sechs von vielen Sicherheitsregeln im Regelwerk der IPSC erwähnt. Diese sechs Regeln bilden der Kern aller IPSC Sicherheitsregeln und sie gelten ergänzend zu den sonstigen Sicherheitsregeln der Sportschützen.
zwei Ausnahmen:
eine Ausnahme: beim Zielaufnehmen und Schießen
mehr als 90° aus der Richtung des Hauptkugelfangs
geschwenkt werden, keine Ausnahme
Mündung, keine Ausnahme
Parcours wird in Richtung des Hauptkugelfangs entladen
und zwei Leute, der Schütze und der RO, überzeugen
sich davon, dass die Waffe entladen ist. Dann wird noch
der Hahn abgeschlagen und geholstert, keine Ausnahme
keine Ausnahme
IPSC - Regeln siehe http://www.ipsc.de/ipsc-regelwerk/
Mündungsdisziplin
À priori - ganz von Anfang an - sei jedem Schützen die so genannte Mündungsdisziplin ans Herz gelegt. Ein Gefühl für die Mündung und die Richtung in der sie zeigt muss unbedingt entwickelt werden. Am besten trifft der Vergleich mit dem spritzenden Wasserschlauch. Er muss immer direkt in den Hauptkugelfang spritzen. Immer und an jedem Punkt der Stage; beim Laufen vorwärts und rückwärts, beim Reload und beim Beschleunigen, bis einschließlich zum Kommando "If clear, hammer down, - holster", zu Deutsch: "wenn entladen ist, abschlagen und holstern." -
Noch einmal. Mündungsdisziplin bedeutet, die Waffe zielt und zeigt immer in Richtung des Hauptkugelfangs, vom Anfang bis zum Ende des Parcours. Wer dies von vorne herein berücksichtigt, bewegt sich sicherer und kann auch im Ausland Matches durchstehen, ohne disqualifiziert zu werden, denn dort gibt es oft nur Erdhügel am Ende der Schießanlage. Genau da, wo die Höhe dieser Hügel aufhört, Kugeln sicher zu fangen, endet der sichere Winkel.
Vorsicht: diese Zustände beginnen schon westlich des Rheins.
Weiterhin gehört zur Mündungsdisziplin (wir denken wieder an den spritzenden Gartenschlauch) das sichere Vermeiden von Sweeping! [Sweeping bedeutet ein eigener Körperteil vor der Mündung]
Sichere Waffentechnik
Verglichen mit manchen überkommenen Polizeipistolen sind die heute üblichen IPSC Sportpistolen, die Sportrevolver sind es ohnehin, sehr sicher. Kaum eine verfügt nicht über spezielle Fallsicherungen zusätzlich zur normalen Sicherung. Die wohl am häufigsten verwendete Colt 1911er Konstruktion und deren Lizenzbauten aus aller Herren Länder verfügen beispielsweise über einen Fang Rast am Hahn, einen fliegenden Schlagbolzen und eine Handballensicherung. Die Heckler und Koch USP hat zwar keine Handballensicherung, aber eine sehr effektive Fallsicherung am Schlagbolzen, die denselben nur freigibt, wenn der Abzug bis ganz hinten durchgedrückt ist. Die CZ 75 „B“ und alle ihre sportlichen Klone aus Tschechien haben diese Sicherung ebenfalls eingebaut, die einfache CZ 75 ohne "B" allerdings nicht, ebenso wenig die spezielle Production CZ SP 01 Shadow.
Natürlich funktionieren alle diese Sicherungen nicht, wenn sie ausgebaut oder deaktiviert sind. In der Production Division ist das eigenmächtige Ausbauen von Sicherungen ohnehin tabu, aber in anderen Divisionen findet man das sehr oft. Hierzu sei angemerkt, dass Topschützen natürlich weniger gefährdet sind, im Parcours unterwegs die Waffe zu verlieren und daher mit besserem Gewissen eine Sicherung ausbauen können als ein Anfänger. Manche Schützen sind jedoch explizit der Auffassung, dass gerade Topschützen eine vernünftige Sicherung beherrschen können und daher nicht deaktivieren sollten.
Derselben Ansicht sind übrigens alle Versicherer im Sportschützenbereich, die den Ausbau einer Sicherung immer mit dem Begriff „grob fahrlässig“ bezeichnen. Zum Glück gibt es meines Wissens diesbezüglich noch keinen Präzedenzfall.
an den Schützen
Um im IPSC – Sport einigermaßen zu Punkten, muss man nicht unbedingt ein durchtrainierter Sportler sein. Unsere etwas dickeren Zeitgenossen zeigen beim IPSC durchaus Potenzial bis hin zum Europameistertitel. Der fülligere Schütze hat anfangs sogar den Vorteil, nicht so schnell in Versuchung zu kommen, seinen natürlichen Bewegungsablauf mit eckigen und hektischen Bewegungen zu verderben.
IPSC Schützen haben kein Problem mit der Sauerstoffversorgung ihrer Muskeln oder gar deren Übersäuerung, weil der Parcours spätestens nach einer Minute zu Ende ist. Im Feld der Senioren, das sind Schützen ab 50, und Supersenioren, Schützen ab 60, liegen die Leistungen bei den meisten Stages kaum wesentlich unter denen in der Schützenklasse. Ausnahmen bilden vielleicht Übungen mit Fenstern ganz weit unten oder extrem lange Laufparcours. IPSC Wettkämpfe werden daher immer familienfreundlich zusammen mit Junioren, Senioren und Supersenioren durchgeführt, Männlein zusammen mit Weiblein.
Drei Mitglieder des deutschen Seniorenteams bei der EM 2004
Schützeneinteilung:
Junior ist man bis 20 am ersten Tag des Wettkampfs
Schütze von 21 bis 49 "
Senior ist man ab 50 "
Und Supersenior ab 60 "
Eigenschaften, die beim IPSC hilfreich sind
• Mentale Stärke
• Konzentrationsvermögen
• gutes Vorstellungsvermögen
• Körpergefühl
• Emotionale Intelligenz
• Bewegungsintelligenz
• Koordinationsvermögen
• Synchronisationsvermögen
• Stressresistenz
Anforderungen an den Schießstand
IPSC erfordert intensives Training, soviel ist sicher. Für dieses Training braucht der Schütze als Mindestanforderung den Zugang zu einem mehrdistanztauglichen Schießstand. BDS – Vereine verfügen in der Regel über solche Stände, da die Sportordnung des BDS ohnehin Mehrdistanzdisziplinen vorsieht. Mehrdistanztaugliche Stände sind meist komplett geschlossen und verfügen über glatte, mit Hilfe von Besen kehrbare Bodenbeläge, über eine potente Lüftung und mit etwas Glück vielleicht sogar über eine Heizung. Im Winter genügen 13 bis 15 Grad völlig, aber selbst diese geringen Temperaturen setzen beim geforderten Luftdurchsatz eine immense Heizleistung voraus.
Selbstverständlich können auch auf einem nicht mehrdistanztauglichen Stand viele sinnvolle Übungen trainiert werden, besonders wenn eine Drehanlage zur Verfügung steht, aber Parcourslaufen ist dann halt nicht drin.
Philippsburg 180° Kugelfang 50 x 30 Meter: besser geht's nicht
Ein super Schießstand zum IPSC Training verfügt über:
und mobile Kugelfänge
Hauptkugelfang (beim Beschuss von Stahlzielen
spritzt Blei umher) oder konsequent
Spritzschutzbleche rund um die Stahlziele
Der Schießstand in Esslingen
Verfügt der eigene, oder der Schießstand, zu dem man selbst Zugang hat, nicht über alle diese Eigenschaften, ist das kein großes Problem. Man tauscht sich aus, trainiert mit anderen IPSC Schützen auf deren Stand, gründet vielleicht eine IPSC– oder BDS- Gruppe und besucht vor allem Matches! Das Match ist das beste Training und nur hier lernt man neue IPSC Schützen und damit neue Trainingsmöglichkeiten kennen.
Merksatz: Matches sind das beste Training!
Start bei einem Plilippsburger Long Course (Infinity Open 2016)
Startposition: sitzend vom Stuhl zum Tisch mit der Waffe....
Das Classic IPSC Target ist die in Deutschland und Europa gebräuchliche Form des Papierziels. Es erfordert in der Regel zwei auswertbare Treffer. Daneben gibt es die Classic Popper und die Mini Popper. Seltener kommen sogenannte „IPSC Metal Plates“ in runder Ausführung mit den Maßen: minimal 200 und maximal 300 Millimetern im Durchmesser und in quadratischer Ausführung: minimal 150 und maximal 300 Millimetern Kantenlänge zum Einsatz.
Popper in "echt", mit und ohne Spritzschutz. Rechts mit Stoßdämpfer, links mit Autoreifen.
"Stahl muss zur Wertung fallen" heißt es oft beim Briefing, also Stahlziele müssen umfallen, damit sie zur Wertung zählen, ein "Bing" reicht nicht.
Größenvergleich der IPSC Classic Targets. Hier ist schön zu erkennen, dass der Popper bei gleicher Entfernung viel einfacher zu treffen ist, als das „A-Feld“ oder „Alpha“. Er hat obendrein den Vorteil, dass man einen Treffer hört.
IPSC Classic- und Mini-Popper mit den wichtigsten Maßen. Der runde Bereich dient der Kalibrierung. Wird der Popper im Runden Bereich von einem Projektil mit Minor Faktor getroffen, muss der Popper fallen.
IPSC Classic- und Minitarget. Die Wertungslinie hat beim Classic Target ringsum 5 Millimeter, beim Mini 3 Millimeter. Wird diese Linie vom Projektil auch nur angekratzt, hat man zumindest ein „D“ getroffen, oben ein "C". Classic- und Minitargets dürfen innerhalb einer Stage zwar in derselben Zielanordnung (Target Array) verwendet werden, müssen aber mindestens zwei Meter weiter entfernt vom Schützen stehen als die Classic Targets. Das Minitarget soll dann besser ein weiter entferntes Classic Target darstellen. Penalty Targets bestehen aus farblich gekennzeichneten Classic Targets und müssen ebenso eine Wertungslinie aufweisen.
IPSC hat fünf verschiedene Divisionen, ganz ähnlich dem Motorsport. Die Formel 1 entspräche etwa der „Open Division“. Hier ist, wie der Name „open“ schon andeutet, im gewissen Rahmen alles erlaubt, alleine die Magazinlänge wird auf 170 Millimeter beschränkt.
Die „Standard Division“ Sportpistole, die sogenannte „Stock Gun“ ist schon fast eine ganz „normale“ Sportpistole, ohne Kompensator, Ports und Aimpoint. Sie muss mit gespanntem Hahn und jedem verwendeten Magazin in einen Normkasten mit den Innenmaßen 225 x 150 x 45 Millimeter (Toleranz +1; -0 Millimeter) passen.
Die "Classic Division" entspricht genau der Standard, starten dürfen allerdings nur die klassischen einreihigen 1911er Griffstücke mit den "schmalen" Magazinen. Sie haben maximal 10 Schuss in Minor und 8 Schuss in Major.
Die „Production Division“ ist sozusagen die Tourenwagenklasse und lässt gar nur bestimmte Waffen einer Liste zu, die auch kaum modifiziert werden dürfen. Bei denen braucht es keine Kastenregel. Besonderheit in Production: Gestartet wird hier nicht „cocked and locked“ also gespannt und gesichert, wie bei den anderen Pistolen-Divisionen, sondern entspannt. Der erste Schuss wird in „double action“ Manier abgegeben.