Sebastian von Nagaroon
Tagebuch eines Reenactors
oder Überleben auf Mittelaltermärkten
Widmung
Ich widme dieses kleine Buch meiner Familie, die mich seit nun mehr als 15 Jahren bei meiner Darstellung und meinen Ideen unterstützt,
allen Leuten, die ich bewusst und unbewusst
hier und jetzt nicht erwähne,
sowie jenen Darstellern, die mit uns bei Wind und Wetter lagerten, bei Minusgraden mit uns froren, die uns mit ihrer Musik und ihrem Gesang unterhielten, die uns an den Geheimnissen ihrer Handwerkskunst teilhaben ließen und natürlich jene, Veranstalter die uns immer freundlich und fair behandelten.
Und natürlich jenen, die mich durch ihr Verhalten erst auf die Idee zu diesem Buch gebracht haben.
Tagebuch eines Reenactors
oder überleben auf Mittelalter Märkten
Das kleine, aber wichtige Vorwort
Mit diesem Buch möchte ich keinem zu nahe oder auf die Füße treten. Obwohl alle diese kleinen Geschichten wahr sind, habe ich darauf verzichtet Orte und Namen zu nennen. Aus diesem Grund sollte man nicht jedes Wort und jede hier beschrieben Tat auf die Goldwaage legen. Denn ich weiss, dass sich diverse Darsteller, Besucher und Veranstalter mit Sicherheit angesprochen und beleidigt fühlen wollen. Jenen kann ich nicht helfen, denn Sie sind es, die mich dazu brachten, dieses Buch zu schreiben.
Deswegen an dieser Stelle noch einmal ein kurzer Warnhinweis:
Zu Risiken und Nebenwirkungen, lesen Sie dieses Buch oder besuchen Sie einen Mittelaltermarkt oder historische Feste.
Wie alles begann
Bereits seit der 5. Klasse interessiere ich mich für Geschichte. Besonders die Römer und Germanen hatten es mir angetan. Das brachte mich dazu, viel über diese Völker nachzudenken und oft machte ich mir Gedanken darüber, wie das Volk der Germanen die Römer besiegen konnte. Laut meines Geschichtslehrers Herr Galle, waren die Germanen Hörnerhelm tragende und nur mit Fellen bekleidete, Keulen schwingende Wilde, die den ganzen Tag nur Met und Bier tranken. Irgendwie hatte er ja schon recht, wenn man Tacitus liest. Der ein ähnliches Bild dieses Volkes zeichnet. Zwar tragen die Germanen laut diesem römischen Historiker keine Hörnerhelme, dennoch sollen sie ständig mit Dingen wie Bier und Met trinken beschäftigt gewesen sein. Für den Germanen wohl ein echter Vollzeitjob. Wie konnten also diese Wilden, die zwar Eisenhelme herstellen und diese mit Rinderhörnern verzierten, aber nicht in der Lage waren Stoffe zu weben und deswegen nur Felle trugen, eine Hochkultur wie die Römer besiegen?
Erst gut 15 Jahre später änderte sich mein Bild schlagartig.
Ich kam zum ersten Mal mit dem Reenactment und dem Living History in Berührung.
Reenactment ist, so kann man bei Wikipedia, dem wohl bekanntesten Internetlexikon nachlesen, das Nachstellen oder Nachspielen einer historischen Szene oder Begebenheit. Als Beispiel werden dort immer berühmte Schlachten aufgeführt. Living History (gelebte Geschichte) hingegen ist das Nachstellen des täglichen Lebens einer früheren Epoche.
Mein Blutsbruder Falk von Tyrwik sagte einmal: „Reenactment ist: Sich verkleiden, den ganzen Tag saufen, im Schlamm pennen und schön auf einem Dixi scheißen.“
Was er aber meinte, war eher das „Living History“ wie man es heutzutage auf den meisten allgemeinen Mittelaltermärkten und historischen Festen zu sehen bekommt.
Seit nun mehr als 16 Jahren fahre ich aktiv als Darsteller auf Mittelaltermärkte. Aber auch als Besucher bin ich oft auf diversen Veranstaltungen unterwegs.
Und wie so manch Anderer weiss ich viele Dinge zu berichten, doch das soll nicht Hauptbestandteil dieses kleinen Buches sein.
In diesem Buch möchte ich echt wichtigen philosophischen Fragen nachgehen, welche sich nicht nur mir, sondern auch andern Darstellern und Besuchern oft genug stellen.
Ich möchte das Verhalten und die Beweggründe einiger Aktiver und auch meist gewandeten Besuchern untersuchen.
Was bewegt Menschen, das zu tun, was sie auf diesen so genannten historischen Veranstaltungen so treiben?
Ist es einfach Unwissenheit oder doch schlichte Dummheit?
Wer also die Wahrheit nicht vertragen kann und nicht gerne den Spiegel vorgehalten bekommt, der sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen, denn das was ich dem Leser bieten möchte und werde, wird nichts als die reine „Wahrheit“ sein.