{5}Für unsere Enkelkinder
Jocelyn
Matthew
Bianca
Timothy
William
Folgenden Büchern bin ich verpflichtet:
The sas Survival Handbook
von John Wiseman
und
No Need To Die
von Eddie McGee
Ich hatte einen Auftrag angenommen, der von vier anderen Autoren bereits abgelehnt worden war, doch war ich damals ziemlich hungrig.
Obwohl die Aussicht auf ein Hungerleiderdasein in einer Dachkammer im Jahr zuvor noch recht verlockend gewesen war, nahm die Wirklichkeit im verschneiten Januar unter den eingefrorenen Regenrinnen des Hauses der Tante eines Freundes dramatische Formen an. Da mir ein entsprechendes Einkommen, das mich einigermaßen ernährt und gekleidet hätte, fehlte, war ich zur allzu leichten Beute für überstürzte Entscheidungen geworden.
An meinem Zustand war ich natürlich selbst schuld. Ohne Schwierigkeiten hätte ich mich nach einer gutbezahlten körperlichen Betätigung umsehen können; ich mußte nicht zitternd vor Kälte in einem Skianzug herumsitzen, an einem Bleistiftstummel herumkauen, mich über mein Notizbuch beugen und an mir selbst, meinen Fähigkeiten und den Hirngespinsten, die mir durch den Kopf jagten, verzweifeln.
Die spartanische Ungemütlichkeit war auch nicht dem Sumpf des Selbstmitleids, das aus dem Elend des Versagens entspringt, zuzuschreiben. Nein, es handelte sich vielmehr um den bodenlosen Tiefpunkt zwischen zwei berauschenden Gipfeln, nämlich der kurz zuvor erfolgten Zusage, daß mein erster Roman veröffentlich werden sollte, und dem noch weit entfernten Zeitpunkt, zu dem er sich in die höchsten literarischen Umlaufbahnen katapultieren würde. Nach der berauschenden Entgegennahme der ersten Vorschußzahlung und ihrer alsbaldigen Aufteilung in alte {8}Schulden, aktuelle Lebenskosten und die Miete für die nächsten sechs Monate im voraus hatte jetzt die Ernüchterung eingesetzt.
Zwei Jahre sollten genügen, hatte ich mir gedacht, als ich der Sicherheit eines geregelten Einkommens Lebewohl sagte: Wenn es mir nicht gelingt, innerhalb von zwei Jahren veröffentlicht zu werden, dann will ich gerne zugeben, daß der Zwang zu schreiben eine fixe Idee ist, und mich wieder auf den gesunden Menschenverstand verlassen. Es war schon ein verzweifelter Schritt gewesen, auf die Gehaltsüberweisungen einfach zu husten, doch ich hatte versucht, vor der Arbeit zu schreiben, nach der Arbeit, im Zug und am Wochenende. Es war jedoch nur Müll dabei herausgekommen. Eine übersehbare Zeitspanne in stiller Abgeschiedenheit, ohne Vorwände und Ausreden, so hatte ich es mir ausgemalt, würde die Sache so oder so klären. Die anfängliche Überdrehtheit tat meinem intensiven Gefühl des Glücks keinen Abbruch; ich hatte die Zehen in die ersten Spalten der Felswand gesetzt.
Da ich mich mit dem Überleben in widrigen Umständen zufällig recht gut auskannte, konnte die Aussicht auf magere Zeiten mich nicht besonders schrecken. Im Gegenteil, ich freute mich darauf, wie auf eine Art Bewährungsprobe für meinen Scharfsinn. Was ich nicht berücksichtigt hatte, war die Tatsache, daß man schon vom Herumsitzen und Nachdenken allein ordentlich friert. Ich hatte nicht gewußt, daß ein beschäftigtes Hirn den inaktiven Händen und Füßen klammheimlich Wärme entzieht. Bei meinen sämtlichen vorherigen Erfahrungen mit extremer Kälte war ich immer in Bewegung gewesen.
Der Brief von Ronnie Curzon kam an einem besonders kalten Morgen, als sich die Eisblumen wie eine halb heruntergelassene Jalousie über die Innenseite des Dachfensters im Haus der Tante meines Freundes ausbreiteten. Dieses Fenster, mit seiner schönen Aussicht über die Themse bei Chiswick, über die dahinsegelnden Möwen und den Schlamm bei Ebbe, dieses Fenster, {9}meine Wonne, hatte am meisten dafür gesorgt, daß sich meine Hirngespinste in Worte verwandelten. Ich hatte einen Stuhl auf ein Podest gerückt, damit ich von dort beim Schreiben den weiten Blick über den baumgesäumten Horizont von Kew Gardens genießen konnte. Noch nie hatte ich bislang einen auch nur halbwegs passablen Satz zustande gebracht, wenn ich direkt auf eine weiße Wand schaute.
»Lieber John«, stand in dem Brief.
»Würdest Du mal bei mir im Büro vorbeischauen? Es gibt da eine Anfrage hinsichtlich der amerikanischen Lizenzen für Dein Buch. Könnte interessant für Dich sein. Wir sollten auf alle Fälle einmal darüber reden.
Schöne Grüße, Ronnie.
Warum hast Du kein Telefon wie jeder andere normale Mensch?«
Amerikanische Lizenzen! Nicht zu glauben.
Gar wundersam erwärmte sich der Tag. Amerikanische Lizenzen, solche Sachen passierten nur erfolgreichen Autoren, nicht irgendwelchen Leuten, die sich auf unbekanntem Terrain abrackerten, von Selbstzweifeln und Unsicherheit zernagt und darauf angewiesen, daß man ihnen ein ums andere Mal bestätigte, daß das Buch prima sei, es ist prima, machen Sie sich keine Sorgen.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, hatte Ronnie herzlich gesagt, als er mich nach Durchsicht des Manuskripts, das ich einige Wochen zuvor ohne Ankündigung auf seinem Schreibtisch abgeladen hatte, zu sich einlud. »Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sicher, daß wir einen Verleger für Sie finden werden. Überlassen Sie alles mir. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Tatsächlich hatte Ronnie Curzon, seines Zeichen literarischer Agent, mit der Zungenfertigkeit des Handelsmannes einen {10}Verlag für mich ausfindig gemacht; obendrein gleich ein renommiertes Haus, an das ich mich selbst nie herangewagt hätte.
»Die haben dort ein breites Programm«, klärte er mich freundlich auf. »Die können es sich leisten, ein paar Erstlinge aufzunehmen, obwohl das alles nicht mehr so einfach ist wie früher.« Er seufzte. »Unterm Strich muß eben alles wieder stimmen, und so weiter und so fort. Trotz alledem«, strahlte er mich an, »trotz alledem haben sie Sie zum Essen eingeladen, zum gegenseitigen Kennenlernen. Das ist die gute Nachricht.«
Ich hatte mich allmählich an Ronnies schnelle Umschwünge zum Pessimismus und zurück gewöhnt. Er erzählte mir, daß ich mit unheimlich viel Glück zweitausend Exemplare verkaufen würde, und im gleichen Atemzug, daß eine gewisse Schriftstellerin ihre Taschenbuchauflagen in Millionen abrechnete.
»Möglich ist alles«, sagte er aufmunternd.
»Auch, daß ich auf die Schnauze fliege?« wollte ich wissen.
»Machen Sie sich keine Sorgen.«
An dem Tag, als der Brief wegen der amerikanischen Lizenzen kam, ging ich vom Haus der Tante meines Freundes die vier Meilen zu Ronnies Büro in der Kensington High Street wie üblich zu Fuß. Da ich inzwischen so einiges dazugelernt hatte, machte ich mich nicht überstürzt auf den Weg, sondern erst etwas später, so daß ich Schlag Mittag bei Ronnie ankam. Kurz nach Mittag, so hatte ich herausgefunden, bot Ronnie seinen Besuchern gern ein Glas Wein an und ließ ein paar Sandwiches besorgen. Ich hatte ihm nicht viel hinsichtlich meiner beschränkten häuslichen Situation erzählt. Er war einfach von Hause aus ein großzügiger Mensch.
Ich hatte wohl die Situation falsch eingeschätzt, denn die sonst immer sperrangelweit geöffnete Tür zu seinem Büro war fest zu.
»Er spricht gerade mit einem anderen Klienten«, sagte Daisy.
Daisy lächelte freundlich. Eine Tugend, die man bei Empfangsdamen höchst selten antrifft. Große weiße Zähne in einem {11}schwarzen Gesicht. Wilde Frisur. Einwandfreier Oxford-Akzent. Sie lernte Italienisch in der Abendschule.
»Ich gebe rasch durch, daß Sie hier sind«, sagte sie, nahm den Hörer ab, drückte einen Knopf und besprach sich mit ihrem Chef.
»Sie möchten bitte einen Moment warten«, teilte sie mir mit. Ich nickte und ließ mich geduldig auf einem der beiden leidlich bequemen Sessel nieder, die genau zu diesem Zweck dort hingestellt worden waren.
Zu Ronnies Büroräumen gehörte ein Vorzimmer mit einem großen Wandregal voller Akten und den Schreibtischen von Daisy und ihrer Schwester Alice, die sich um die komplizierten Buchungen der Firma kümmerte; in der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem kreuz und quer bereits veröffentlichte Bücher herumlagen. Von diesem großen Zimmer aus gelangte man in einen Flur, von dem wiederum nach der einen Seite drei Privatbüros abgingen (zwei davon beherbergten Ronnies Partner). Auf der anderen Seite befand sich der Eingang zu einem fensterlosen Lagerraum, in welchem wie in einer Bibliothek vom Fußboden bis zur Decke sämtliche Bücher aufgereiht standen, denen Ronnie wie schon sein Vater vor ihm zum Dasein verholfen hatte.
Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich mir im Vorzimmer die Korkwand betrachtete, an der die Einbände der letzten Ernte angepinnt waren, Bücher, die jetzt in den Buchläden auslagen. Zum wiederholten Male fragte ich mich, wie wohl dereinst mein eigenes Baby aussehen würde. Es machte ganz den Eindruck, als gewährte man den Anfängern kein großes Mitspracherecht bei der äußeren Gestaltung der Bücher.
»Vertraue ganz auf die Profis«, hatte mir Ronnie beschwichtigend geraten. »Die wissen schon, auf was die Käufer anspringen.«
Mir war damals der zynische Gedanke gekommen, daß das {12}manchmal so überhaupt nicht den Anschein machte. Jedenfalls blieb mir nicht viel mehr als die blanke Hoffnung.
Ronnies Tür ging auf, und er streckte seinen Kopf heraus, dann seinen Hals und einen Teil seiner Schulter.
»John? Komm doch bitte herein.«
Ich ging in sein Büro, das mit einem Schreibtisch, einem Drehsessel, zwei Gästestühlen, einem Schrank und grob geschätzt tausend Büchern eingerichtet war.
»Tut mir leid, daß ich dich habe warten lassen«, sagte er.
Er entschuldigte sich so nachdrücklich, als hätte ich einen festen Termin bei ihm gehabt, und brachte mich allem Anschein nach hocherfreut über mein Kommen in sein Büro. So führte er sich bei jedem auf. Ein überaus erfolgreicher Agent, dieser Ronnie.
Er war zuvorkommend und überschwenglich, beinahe rührend. Kleingewachsen, mit glattem, dunklem Haar und zarten, trockenen Händen, trat er stets mit Anzug, weißem Hemd und gestreifter Krawatte auf. Die Autoren, das jedenfalls suggerierte sein repräsentativer Aufzug, durften ruhig in rotblauen Skianzügen und schneeabweisenden Moonboots antreten; die ernsten Geschäfte wurden jedoch im nüchternen Zwirn abgewickelt.
»Kalt draußen«, sagte er mit einem verständnisvollen Blick auf meine Kleidung.
»Der Matsch im Rinnstein ist knallhart gefroren.«
Er nickte, wobei er nur mit halbem Ohr zuhörte und seine Aufmerksamkeit auf den anderen Klienten richtete, der auf seinem Stuhl sitzen geblieben war, als wollte er dort noch den Rest des Tages verweilen. Es kam mir vor, als würde Ronnie unter der Fassade seines selbstsicheren Auftretens gegen eine schwelende Verärgerung ankämpfen. Ein ungewöhnliches Bild, das so überhaupt nicht zu seiner unermüdlichen und sonst stets lässig zur Schau getragenen Bonhomie passen wollte.
{13}»Tremayne«, redete er seinen Gast jovial an, »das hier ist John Kendall, ein brillanter junger Autor.«
Da Ronnie in aller Regel jeden seiner Autoren als brillant bezeichnete, auch wenn mehr als genug für das Gegenteil sprach, fühlte ich mich nicht besonders in Verlegenheit gebracht.
Tremayne zeigte sich ebenfalls wenig beeindruckt. Tremayne, grauhaarig, so um die Sechzig, ein massiger und sehr selbstsicherer Mann, war von der Unterbrechung zweifellos nicht sehr angetan.
»Wir sind noch nicht fertig mit unseren Geschäften«, sagte er ungnädig.
»Zeit für ein Gläschen Wein«, schlug Ronnie vor, wobei er den Einwand einfach ignorierte. »Was nehmen Sie, Tremayne?«
»Gin Tonic.«
»Ah … ich meinte: weißen Wein oder lieber roten?«
Nach einer Pause erwiderte Tremayne mit betont enervierter Resignation: »Dann einen roten.«
»Tremayne Vickers«, sagte Ronnie unverbindlich in meine Richtung, womit er die Vorstellungsrunde abschloß. »Auch einen roten, John?«
»Gern.«
Ronnie wuselte umher, schob Bücherstapel und Zeitungen beiseite, um Platz zu schaffen, zauberte Gläser, eine Flasche und einen Korkenzieher hervor und war mit einem Mal die Konzentration selbst.
»Auf die Branche«, sagte er lächelnd und reichte mir ein Glas. »Auf den Erfolg«, sagte er zu Vickers.
»Erfolg? Welchen Erfolg? Diese Schreiberlinge sind doch allesamt zu groß für ihre eigenen Fußstapfen.«
Ronnie schaute unweigerlich auf meine Stiefel, deren Stapfen für jeden groß genug waren.
»Es hat keinen Zweck, wenn Sie mir immer wieder erzählen, meine Bezahlung sei indiskutabel«, setzte Tremayne nach. »Die {14}Kerle sollten froh sein, daß sie etwas zu tun bekommen.« Er musterte mich knapp und fragte taktlos: »Wieviel verdienen Sie pro Jahr?«
Ich lächelte ebenso sanft wie Ronnie und blieb ihm die Antwort schuldig.
»Verstehen Sie etwas vom Rennsport?« wollte er wissen.
»Pferderennen?«
»Selbstverständlich Pferderennen.«
»Tja«, meinte ich, »nicht allzuviel.«
Jetzt griff Ronnie ein: »Tremayne, John ist nicht der Autor, den Sie suchen.«
»Schreiberling ist Schreiberling. Das kann jeder von denen erledigen. Sie haben mir gesagt, es sei falsch, nach großen Namen zu schielen. Also gut, dann besorgen Sie mir eine kleinere Nummer. Vorhin meinten Sie, Ihr Freund hier ist brillant. Wie wäre es denn mit ihm?«
»Äh«, sagte Ronnie behutsam. »Brillant, das ist nur so … äh … eine Art Redewendung. Er ist wißbegierig, sehr talentiert und impulsiv.«
Ich grinste meinen Agenten belustigt an.
»Also ist er nicht brillant?« fragte Tremayne ironisch. An mich gewandt sagte er: »Was haben Sie denn bislang veröffentlicht?«
»Sechs Reisebücher und einen Roman«, antwortete ich dienstfertig.
»Reisebücher? Was denn für Reisebücher?«
»Wie man sich im Dschungel durchschlägt, oder in der Arktis, oder in der Wüste. So was in der Richtung.«
»Für Leute, die sich in den Ferien gerne das Leben schwermachen«, sagte Ronnie mit der nachsichtigen Ironie derjenigen, die sich der Bequemlichkeit verschrieben haben. »John hat für ein Reisebüro gearbeitet, das darauf spezialisiert ist, die Unerschrockenen das Fürchten zu lehren.«
»Oh.« Tremayne blickte ohne große Begeisterung in sein {15}Weinglas und wagte nach einer Weile einen weiteren Versuch: »Es muß doch jemanden geben, der sich mit Freude auf den Job stürzt!«
Mehr aus Höflichkeit denn aus brennender Neugierde fragte ich: »Was möchten Sie denn geschrieben haben?«
Ronnie machte eine Handbewegung, als wollte er sagen: »Frag bloß nicht«, doch Tremayne antwortete ohne Umschweife.
»Meine Lebensgeschichte.«
Ich blinzelte. Ronnies Augenbrauen tanzten auf und ab.
»Man sollte meinen«, fuhr Tremayne fort, »daß sich diese Hansel von Sportreporter vor Freude überschlagen, aber die haben mich alle sitzenlassen.« Er klang sehr betrübt. »Vier von denen.«
Er zitierte die Namen, die durchaus so bedeutsam waren, daß sogar ich, der ich mich kaum mit Pferdesport befaßte, schon von ihnen gehört hatte. Ich blickte zu Ronnie hinüber. Er signalisierte Resignation.
»Es gibt bestimmt noch andere«, sagte ich ruhig.
»Es gibt welche, die würde ich keinen Millimeter über meine Schwelle lassen.« Die Streitsucht, die in seiner Stimme mitschwang, mochte einer der Gründe für seinen Verdruß sein, dachte ich mir. Mein Interesse an ihm schwand, und Ronnie, der den Umschwung mit wiedererweckter guter Laune quittierte, schlug sofort vor, ein paar Sandwiches einzunehmen.
»Eigentlich hatte ich gehofft, daß Sie mich zum Mittagessen in Ihren Club einladen«, sagte Tremayne mürrisch. Ronnie parierte mit einem vagen ›Die Arbeit, die Arbeit‹ und gestikulierte in Richtung des überquellenden Schreibtisches. »In letzter Zeit schlinge ich mein Mittagessen nur noch nebenbei herunter.«
Dann öffnete er die Tür und steckte den gleichen Ausschnitt seines Körpers hinaus wie kurz zuvor.
»Daisy?« rief er den Flur hinunter. »Rufen Sie doch bitte {16}unten im Sandwichladen an. Die übliche Auswahl. Wer will, kann mitessen. Zählen Sie erst durch, ja? Wir hier sind zu dritt.«
Ohne weitere Diskussionen tauchte er wieder bei uns auf. Tremayne gab sich weiterhin verstimmt, und ich nippte voll Dankbarkeit an meinem Wein.
Es war warm in Ronnies Büro. Ein weiterer Pluspunkt. Ich zog die Jacke meines Skianzuges aus, hängte sie über eine Stuhllehne und nahm in meinem knallroten Pulli, den ich darunter trug, genügsam wieder Platz. Wie immer wand sich Ronnie beim Anblick meiner farbenfrohen Kleidung gepeinigt, doch ich fühlte mich einfach viel wärmer in roten Sachen, und ich hatte gelernt, die psychologische Wirkung von Farben niemals zu unterschätzen. Diejenigen meiner Freunde von der Reiseagentur, die ständig in NATO-oliv herumliefen, waren im Grunde ihres Herzens Kasernenhengste.
Tremayne, der sich voll und ganz seinen Frustrationen hingab, schien nicht daran interessiert zu sein, ob ich auf sein Angebot angesprungen war.
»Ich habe ihnen angeboten, bei mir zu wohnen«, grummelte er. »Ein mehr als faires Angebot. Sie meinten alle, daß die Verkaufszahlen die Arbeit nicht aufwiegen würden, jedenfalls nicht für den Preis, den ich zu zahlen bereit bin. Arrogante Schweinebande.« In düstere Gedanken versunken nahm er einen Schluck und verzog das Gesicht wegen des Geschmacks. »Allein mein Name sorgt dafür, daß das Buch verkauft wird, habe ich ihnen gesagt, aber sie besaßen glatt die Frechheit, mir zu widersprechen. Ronnie meint, der Markt dafür ist ziemlich klein.« Er warf meinem Agenten einen finstern Blick zu. »Ronnie behauptet, er kann das Buch ohne einen renommierten Autor bei keinem Verlag unterbringen, vielleicht noch nicht einmal dann. Und ohne feste Zusage von einem Verlag läßt jeder renommierte Autor die Finger davon. Verstehen Sie jetzt, wohin das führt?«
{17}Da er eine Antwort zu erwarten schien, schüttelte ich den Kopf.
»Das führt mich direkt in die Arme der Ego-Verlage. Von wegen Ego! Dämliche Beschuldigung. Ronnie sagt, es gibt Verlage, die jedes Buch, das man ihnen abliefert, drucken und binden. Aber man muß denen dafür Geld zahlen! Außerdem müßte ich jemanden bezahlen, der das Buch schreibt, und obendrein müßte ich das Buch auch noch selbst verkaufen, da ich ja mein eigener Herausgeber bin, und Ronnie sieht keine Chance, daß ich genug verkaufen würde, um die Kosten zu decken. Jetzt frage ich Sie: Warum denn nicht? Warum nicht?«
Wieder schüttelte ich den Kopf. Er schien davon auszugehen, daß ich wußte, wer er war; als wüßte das jeder. Ich hatte keine große Lust, ihm zu erzählen, daß ich noch nie von ihm gehört hatte. Zumindest teilweise klärte er mich auf. »Schließlich habe ich gut an die tausend Gewinner trainiert. Das Grand National, zweimal das Champion-Hürdenrennen, den Cheltenham Gold Cup, das Whitbread, alles was Sie wollen. Ich habe ein halbes Jahrhundert Rennsport mitgemacht. Da stecken überall Geschichten drin. Kindheit … Jugend … Erfolg … Mein Leben ist interessant gewesen, verdammt noch mal.«
Für kurze Zeit fehlten ihm die Worte, und ich dachte mir, daß ein jeder sein eigenes Leben interessant findet, Tragödien und was sonst noch alles. Jeder konnte eine Geschichte zum besten geben: der Haken daran war nur, daß es kaum jemand lesen wollte, ganz zu schweigen von denjenigen, die für dieses Privileg auch noch zu zahlen bereit wären.
Beschwichtigend schenkte Ronnie Wein nach, woraufhin er uns mit einem kurzen Abriß über den bedauernswerten Zustand der Buchbranche beglückte, die sich gerade auf einer ihrer periodisch auftretenden Talfahrten befand, was wiederum mit der derzeitigen Hochzinslage zusammenhing, die nachteilige Auswirkungen auf die Hypothekenzahlungen hatte.
{18}»Die Leute, die Schulden haben, sind auch die Leute, die gemeinhin Bücher kaufen«, erklärte er. »Fragen Sie mich nicht, warum. Pro Hypothek gibt es fünf Leute, die ihr Geld bei den Baugesellschaften anlegen, und wenn die Zinsen hochgehen, steigt auch deren Einkommen. Sie können mehr Geld ausgeben, aber allem Anschein nach kaufen sie damit keine Bücher.«
Tremayne und ich waren regelrecht sprachlos nach diesem soziologischen Vortrag, doch Ronnie ging ohne jede Aufmunterung sofort dazu über, uns darzulegen, wie ein Verlag in der heutigen Welt zwar recht gut mit Mischkalkulation, unter keinen Umständen jedoch mit Verlusten leben konnte, und daß es immer schwieriger wurde, ein unbedeutendes Buch unterzubringen.
Ich fühlte mich ihm gegenüber dankbarer denn je, daß er wenigstens ein unbedeutendes Buch hatte unterbringen können. Ich erinnerte mich daran, was die Dame vom Verlag gesagt hatte, als sie mich zum Kennenlernen-Essen eingeladen hatte.
»Ronnie könnte sogar den Teufel um den kleinen Finger wickeln. Er sagt, wir müssen uns um junge Autoren wie Sie kümmern, solange sie die Vierzig noch nicht überschritten haben, sonst haben wir in zehn Jahren keinen einzigen großen Namen mehr im Programm. Momentan weiß niemand, wie Sie in zehn Jahren dastehen werden. Ronnie meint, daß jeder große Fisch einmal klein angefangen hat. Nun gut, wir versprechen Ihnen nicht die Welt, aber wir bieten Ihnen eine reelle Chance.«
Mehr als eine Chance kann man nicht verlangen, dachte ich mir.
Schließlich tauchte Daisy an der Tür auf, um zu verkünden, daß das Essen eingetroffen sei, und wir begaben uns alle in das große Vorzimmer. Der Mitteltisch war von den Büchern befreit worden. Statt dessen warteten auf uns dort mehrere Teller und Messer und zwei riesige Platten mit sehr gesund aussehenden belegten Broten, inklusive Kressedekoration.
{19}Aus den anderen Büros kamen Ronnies Partner hinzu, und mit Daisy und ihrer Schwester waren wir insgesamt sieben Personen. Es gelang mir, eine Unmenge Brote zu vertilgen, ohne daß es – wie ich hoffte – allzusehr auffiel. Rindfleisch, Schinken, Käse, Frühstücksspeck: ein vormals ganz gewöhnlicher Brotbelag, der mittlerweile zum Luxus geworden war. Kostenloses Mittagessen, Frühstück und Abendbrot. Ich wünschte mir, Ronnie würde öfter solche Vorladungen schicken.
Tremayne beklagte sich erneut bei mir über die allgemeine Unfähigkeit der Gattung Sportreporter, wobei er sein Glas in der einen Hand hielt und mit einem Sandwich in der anderen herumfuchtelte, um seine Argumente eindrucksvoll zu unterstützen. Ich nickte in schweigender Zustimmung und kaute vor mich hin, als würde ich ihm aufmerksam zuhören.
Tremayne lieferte nach außen hin eine tolle Vorstellung seines unbezwingbaren Selbstbewußtseins, und doch war da etwas inmitten seiner Unnachgiebigkeit, das ihn auf eigenartige Weise Lügen strafte. Es schien geradeso, als müßte er das Buch unter allen Umständen schreiben lassen, um zu beweisen, daß er wirklich gelebt hatte; als ob Fotos und Urkunden nicht ausreichten.
»Wie alt sind Sie?« fragte er plötzlich, seinen Redefluß mit einem Mal unterbrechend.
Ich hatte gerade den Mund voll. »Zweiunddreißig.«
»Sie sehen jünger aus.«
Ich war mir nicht ganz sicher, ob jetzt ein ›um so besser‹ oder ein ›tut mir leid‹ angebracht war, und so lächelte ich kurz und aß einfach weiter.
»Können Sie eine Biographie schreiben?« Schon wieder ohne Vorwarnung.
»Keine Ahnung. Hab’s nie probiert.«
»Ich würde es glatt selbst tun«, sagte er feindselig, »aber mir fehlt die Zeit dazu.«
Ich nickte verständnisvoll. Wenn es eine Biographie gab, an {20}der ich mir ganz bestimmt nicht die Zähne ausbeißen wollte, dachte ich, dann war es seine. Viel zu kompliziert.
Ronnie erschien an Tremaynes Seite und führte ihn von mir weg. Während ich mein Rindfleisch-Chutney-Sandwich aufaß und Daisys Problemen mit der vermurksten Software lauschte, beobachtete ich, wie Ronnie auf der anderen Seite des Zimmers Tremaynes Beschwerdeschwall mit besänftigendem Kopfnicken quittierte. Als schließlich nur noch ein paar vertrocknete Kressestengel verloren auf den Platten herumlagen, verabschiedete sich Ronnie mit einem entschlossenen ›Auf Wiedersehen‹ von Tremayne, der jedoch noch immer nicht so recht gehen wollte.
»Im Augenblick kann ich Ihnen nichts Vernünftiges anbieten«, sagte Ronnie, schüttelte eine Hand, die nicht reagierte, und schob Tremayne mit freundschaftlich auf die Schulter gelegter Hand buchstäblich zur Tür hinaus. »Überlassen Sie alles mir. Ich werde sehen, was sich machen läßt. Wir bleiben in Verbindung.«
Endlich machte sich Tremayne, wenn auch ungnädig, davon. Ohne den leisesten Anflug von Erleichterung wandte sich Ronnie mir zu: »Komm doch bitte mit, John. Tut mir schrecklich leid, daß ich dich so lange habe warten lassen.« Er führte mich zurück in sein Büro.
»Tremayne wollte wissen, ob ich schon einmal eine Biographie verfaßt habe«, sagte ich und nahm auf meinem alten Stuhl an der Besucherseite des Schreibtisches Platz.
Ronnie warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich in seinen eigenen, mit dunkelgrünem Leder gepolsterten Sessel fallen ließ und anfing, sachte hin und her zu schaukeln, als hätte er an einer schwierigen Entscheidung zu kauen. Schließlich hörte er mit dem Schaukeln auf und fragte: »Hat er dir den Job angeboten?«
»Nicht direkt.«
»Wenn ich dir einen Rat geben darf: vergiß die Sache.« Er ließ mir nicht einmal die Zeit, ihm zu versichern, daß ich überhaupt nicht daran dachte, sondern redete einfach weiter: {21}»Gerechterweise muß man ihm lassen, daß er ein guter Pferdetrainer ist, recht bekannt in seiner Branche. Gerechterweise muß auch gesagt werden, daß er ein besserer Mensch ist, als sein heutiger Auftritt vermuten läßt. Es stimmt sogar, daß er ein sehr interessantes Leben geführt hat. Aber das ist nicht genug. Es kommt allein auf die schriftstellerische Verarbeitung an.« Er seufzte schwer. »Er möchte einen großen Namen, wegen des Prestiges, aber du hast ihn ja gehört, er bildet sich ein, jeder x-beliebige könne schreiben. Er sieht tatsächlich keinen Unterschied.«
»Kannst du ihm jemanden besorgen?« fragte ich.
»Nicht zu seinen Bedingungen.« Ronnie dachte kurz nach. »Ich denke, ich kann es dir sagen«, meinte er dann, »da Tremayne dich sowieso schon angesprochen hat. Er sucht nach einem Autor, der mindestens einen Monat lang bei ihm zu Hause wohnt, sämtliche Zeitungsausschnitte und Dokumente durchsieht und ihn in aller Ausführlichkeit interviewt. Dafür bekommt er keinen Starautor, die haben alle selbst ein Privatleben. Und: er will siebzig Prozent des Autorenhonorars. Das wird zwar sowieso nicht sehr hoch ausfallen, doch kein Topautor läßt sich auf dreißig Prozent ein.«
»Dreißig Prozent … den Vorschuß inbegriffen?«
»Genau. Wobei der Vorschuß nicht höher ist als der, den du jetzt bekommen hast, falls ich überhaupt einen herausschlage.«
»Der reinste Hungerlohn.«
Ronnie lächelte. »Vergleichsweise wenig Leute leben von ihrer Schriftstellerei. Ich dachte, das wäre dir bekannt. Wie auch immer«, er beugte sich nach vorne, wischte damit das Thema Tremayne vom Tisch und sagte dann etwas aufmunternder, »wegen dieser amerikanischen Lizenzen …«
Allem Anschein nach hatte ein Literaturagent aus New York, ein flüchtiger Geschäftspartner von Ronnie, routinemäßig bei meinem Verleger angefragt, ob er nicht ein paar interessante Eisen im Feuer hätte. Der wiederum hatte ihn auf Ronnie {22}zurückverwiesen. Nun wollte Ronnie von mir wissen, ob ich damit einverstanden sei, daß er dem amerikanischen Agenten eine Kopie meines Manuskripts schickte, damit dieser, sollte er das Buch als tauglich für den amerikanischen Markt befinden, sich um einen amerikanischen Verleger kümmern könne.
Ich schaffte es, den Mund nicht aufzureißen, innerlich jedoch schnappte ich mit heruntergeklapptem Kiefer nach Luft.
»Was meinst du?« wollte Ronnie wissen.
»Ich … äh … ich wäre begeistert«, stotterte ich.
»Dachte ich mir. Ich kann allerdings nichts versprechen. Er schaut es sich lediglich einmal an.«
»Klar.«
»Wenn du dich daran erinnerst: Wir haben deinem Verlag hier nur die Rechte für Großbritannien und das Commonwealth überlassen. Das gibt uns genug Ellbogenfreiheit.« Er ließ sich noch eine ganze Weile über technische Feinheiten und Eventualitäten aus, die ich nur zur Hälfte verstand, baute Hoffnungen auf und zerschmetterte sie beim nächsten Schwung des Pendels auf seine unnachahmliche Art. Ich saß da mit dem sicheren Gefühl, daß etwas Großes ins Rollen kommen könnte, genausogut aber auch nicht. Der Markt lag darnieder, alles war furchtbar kompliziert, doch die Veröffentlichungsmaschinerie schrie unablässig nach Futter, und mit etwas Glück betrachtete man mein Buch als die nötige Fuhre Heu. Sobald er von dem New Yorker Kollegen Nachricht hätte, würde mir Ronnie Bescheid sagen.
»Wie kommst du mit dem neuen Buch voran?« fragte er noch.
»Zäh.«
Er nickte. »Das zweite ist immer besonders schwierig. Du mußt durchhalten.«
»Ja.«
Dann erhob er sich, blickte entschuldigend auf den Papierkram, der ihn erwartete, und schüttelte mir zum Abschied freundschaftlich die Hand. Ich bedankte mich für das {23}Mittagessen. Keine Ursache, sagte er automatisch, mit den Gedanken bereits bei der nächsten Beschäftigung, und ich trollte mich davon, wobei ich auf dem Weg nach draußen vor Daisys Schreibtisch stehen blieb.
»Mein Manuskript wird nach Amerika geschickt«, sagte ich und zog den Reißverschluß meiner Jacke hoch. Ich mußte die Neuigkeit einfach jemandem mitteilen, ganz egal wem.
»Ja«, strahlte sie. »Ich habe es vergangenen Freitag zur Post gebracht.«
»Ach was!«
Ich ging weiter zum Fahrstuhl, noch unsicher, ob ich über die Tatsache lachen oder weinen sollte, daß Ronnie meine Einwilligung für etwas einholte, das bereits geschehen war. Dabei hätte es mir nicht das geringste ausgemacht, wenn er mir mitgeteilt hätte, daß das Buch schon unterwegs war. Es gehörte zu seinen Aufgaben, alles für mich zu tun, was in seiner Macht stand. Meiner Meinung nach war er zu derartigen Alleingängen durchaus berechtigt.
Ich fuhr die beiden Stockwerke hinab und ging hinaus in die bitterkalte Nachmittagsluft. Ich dachte an die Entscheidungen, die mich zu dieser Tür gebracht hatten.
Ein Buch zu Ende zu bringen war die eine Sache; einen Verlag dafür zu finden eine völlig andere. Die sechs kleinen Handbücher, die ich vorher geschrieben hatte, waren, obwohl sie sämtlich regulär veröffentlicht wurden und auch in den Läden zu kaufen waren, ein Teil meiner Arbeit für die Reiseagentur gewesen. Man hatte mich nicht nur für die Niederschrift recht gut bezahlt, sondern mich zusätzlich an alle möglichen weitentfernten Flecken der Erde geschickt, damit ich mir das Wissen vor Ort aneignen konnte. Die Reisefirma besaß die Rechte an den Handbüchern und veröffentlichte sie auch selbst. Leider konnte sie mir bei meinem Roman keine Hilfestellung leisten.
So hatte ich mir mein wertvolles Manuskript unter den Arm {24}geklemmt und mich zu einem kleinen, aber wohlbekannten Verlagshaus aufgemacht (dessen Adresse ich dem Telefonbuch entnommen hatte), dort mein Buch einem hübschen Mädchen überreicht, das mir versicherte, sie würde es gleich auf den Müllhaufen packen und sich zu gegebener Zeit damit befassen.
Der Müllhaufen, klärte sie mich mit süßem Grübchenlächeln auf, war der Stapel unaufgefordert eingegangener Manuskripte, die tagaus tagein mit der Post bei ihr eintrudelten. Sie würde mein Buch auf dem Weg zur Arbeit lesen. Ihre Beurteilung könne ich mir in etwa drei Wochen abholen.
Drei Wochen später teilte sie mir mit – die Grübchen saßen noch immer an der gleichen Stelle –, daß mein Buch leider nicht so ›ihr Ding‹ sei, womit sie wohl hauptsächlich ›ernsthafte Literatur‹ verstanden haben wollte. Sie schlug vor, es einem Literaturagenten vorzulegen, der viel besser wüßte, wo man es unterbringen konnte. Sie gab mir eine Liste mit Namen und Adressen mit auf den Weg.
»Versuchen Sie es bei einem von denen«, sagte sie. »Mir persönlich hat Ihr Buch sehr gefallen. Viel Glück.«
Ich probierte es bei Ronnie Curzon aus dem einfachen Grund, weil ich wußte, wo sein Büro war. Die Kensington High Street lag direkt auf meinem Heimweg. Meine Eingebungen hatten mich in meinem Leben sowohl gut als auch schlecht beraten, und doch hörte ich immer dann auf sie, wenn sie sich sehr stark bemerkbar machten. Ronnie hatte sich als guter Tip erwiesen. Sich für die Armut zu entscheiden, war so lala. Auf Tremaynes Angebot einzugehen, die Hölle.
Als ich von Ronnies Büro nach Chiswick zurückschlenderte, hatte ich nicht die geringste Absicht, Tremayne Vickers jemals wieder zu begegnen. Ich vergaß ihn einfach. Ich dachte vielmehr an mein Buch, an dem ich gerade arbeitete. Insbesondere daran, wie ich eine der Figuren aus einem mit Helium gefüllten Versuchsballon, der sich losgerissen hatte und dessen Luftdüsen nicht funktionierten, wieder herunter auf die Erde bringen sollte. Ich hatte da so meine Zweifel. Vielleicht sollte ich die ganze Angelegenheit noch einmal überdenken. Vielleicht sollte ich alles in den Mülleimer werfen und noch einmal von vorn anfangen. Die Person in dem Ballon machte sich vor Angst in die Hose. Ich wußte recht gut, wie sie sich fühlte. Was ich beim Schreiben ganz unerwartet kennengelernt hatte, war vor allem die Angst, alles falsch zu machen.
Das Buch, das der Verlag angenommen hatte, hieß Zuhause ist weit und handelte vom Überleben im allgemeinen und ganz speziell vom sowohl körperlichen als auch geistigen Überlebenskampf einer Gruppe von Menschen, die durch ein Unglück von der Umwelt abgeschnitten wurden. Nicht gerade sehr originell, doch ich hatte einen guten Rat befolgt, nur über das zu schreiben, von dem man etwas versteht, und beim Überleben kannte ich mich nun mal am besten aus.
Um nun auch die kommenden acht oder zehn Tage zu überleben, machte ich bei einem Supermarkt in der Nähe des Hauses der Tante meines Freundes halt und deckte mich aus meinem spärlichen Essensbudget mit zu diesem Zweck tauglichen Vorräten ein: ein Armvoll Päckchensuppen, ein Laib Brot, eine {26}Packung Spaghetti, eine Packung Haferflocken, ein halber Liter Milch, ein Kopf Blumenkohl und ein paar Karotten. Das Gemüse knabberte ich normalerweise roh; ansonsten ließ ich mir Suppe mit eingebrocktem Brot schmecken, oder Suppe mit Spaghetti, oder Haferflocken mit Milch. Gelegentlich wurde die Auswahl durch Tee, Brotaufstrich und Salz abgerundet. In Ausnahmefällen, wenn ich nicht mehr widerstehen konnte, gab es zusätzlich Teekuchen mit Butter. Außerdem leistete ich mir einmal pro Monat ein Röllchen Vitamintabletten, um mich mit all dem Kram vollzustopfen, der bei meiner Diät eventuell zu kurz kam. Auch wenn es sehr langweilig klingt; abgesehen von dem permanenten Hungergefühl erfreute ich mich alles in allem bester Gesundheit.
Ich öffnete die Vordertür mit dem Schlüssel und traf im Flur auf die Tante meines Freundes.
»Hallo, mein Lieber«, sagte sie. »Alles in Ordnung?«
Ich erzählte ihr, daß Ronnie mein Buch nach Amerika schicken wolle, worauf ihr schmales Gesichtchen vor echter Freude erstrahlte. Sie war so um die Fünfzig, geschieden, Großmutter, blond, sehr liebenswürdig, unaufdringlich und langweilig. Ich hatte bald bemerkt, daß sie die Miete, die ich ihr zahlte (ein Fünftel dessen, was ich für meine frühere Wohnung hatte hinblättern müssen), eher als Bestechungsgeld dafür ansah, daß sie einen Fremden in ihr Haus ließ, denn als fixen Bestandteil ihrer Einkünfte. Abgesehen davon hatte sie mir erlaubt, meine Milch in ihren Kühlschrank zu stellen, mein Geschirr in ihrer Spüle zu waschen, in ihrem Bad zu duschen und einmal pro Woche ihre Waschmaschine plus Trockner zu benutzen. Ich meinerseits durfte keinen Krach machen und keinen Besuch einladen. Wir hatten diese Details in aller Freundschaft miteinander abgesprochen. Sie hatte für mich ein elektrisches Heizgerät mit Münzbetrieb installieren lassen und stellte des weiteren einen Toaster, einen Wasserkessel, einen winzigen Plattenkocher und neue Steckdosen für Fernseher und Rasierapparat zur Verfügung.
{27}Sie war mir als ›Tantchen‹ vorgestellt worden, und so nannte ich sie auch; mich schien sie als eine Art entfernten Neffen zu betrachten. Seit zehn Monaten lebten wir in stiller Harmonie nebeneinanderher, ohne uns groß in das Leben des anderen einzumischen.
»Es ist sehr kalt geworden … ist es Ihnen warm genug dort oben?« fragte sie freundlich.
»Ja, danke der Nachfrage«, antwortete ich. Das Elektroheizgerät verschlang bares Geld, deshalb schaltete ich ihn so gut wie nie ein.
»Diese alten Häuser … da ist es unter dem Dach immer recht frisch.«
»Mir geht’s gut«, entgegnete ich.
»Schön, mein Lieber«, sagte sie freundlich, wir nickten einander zu, und dann ging ich nach oben; wenn ich am Polarkreis überlebt hatte, dachte ich mir, und nicht einmal mit einem kalten Londoner Dachboden fertig würde, dann müßte ich mich schämen. Ich trug langärmelige Unterhemden und lange Unterhosen aus Seidenjersey, darüber Pullover, Jeans und Skianzug, und ich schlief mollig warm in einem polartauglichen Schlafsack. Nur beim Schreiben fing ich an zu frieren.
Oben in meinem Adlerhorst schlug ich mich ein paar Stunden mit der Problematik des Heliumballons herum, bis ich mich schließlich in wilde Spekulationen über Nervenbahnen verstrickte. Warum wurde man vor Angst nicht taub, nur mal angenommen? Weshalb schlägt Angst immer schnurstracks auf den Darm? Mein Held im Ballon wußte es nicht, außerdem ging es ihm so schlecht, daß er sich nicht darum scherte. Wahrscheinlich mußte ich mir eine Bergkette in seiner Flugbahn einfallen lassen, damit er endlich zu Potte kam. Dann mußte er nur noch das Problem lösen, wie er aus annähernd Everest-Höhe, nur mit Fingern, Zehen und seiner Entschlossenheit ausgerüstet, herunterkam. Halb so schlimm. Da hatte ich den einen oder anderen {28}Tip in petto: als erstes hieß es, sich den längsten Weg nach unten aussuchen, denn das war bestimmt der am wenigsten steile. Schroffe Felsen hatten oft wesentlich sanftere Rückseiten.
Meine Dachkammer, einst die Fluchtburg der jüngsten von Tantchens Töchtern, zierte ein verschlissener, rosafarbener Teppich sowie beige Tapeten mit sich ineinander rankenden rosa Röschen. Die dazugehörigen Möbel, ein Bett, eine Kommode, ein kleiner Kleiderschrank, zwei Stühle und ein Tisch verschwanden förmlich unter der Flut von Kisten, Pappschachteln und Koffern, auf die mein gesamter weltlicher Besitz verteilt war: Klamotten, Bücher, Hausrat und Sportausrüstung, alles in Topqualität und bestem Zustand, angeschafft in den verflossenen Zeiten sorglosen Wohlstands. In der Ecke standen zwei Paar sündhaft teure Skier in Schutzüberzüge verpackt. Extravagante Kameras und dazugehörige Objektive schlummerten in ihren Schaumstoffbetten. Ein nur drei Pfund schweres Zelt, das sich innerhalb von Sekunden selbst aufstellte – winddicht, sanddicht und ungezieferdicht –, war jederzeit einsatzbereit. Ab und zu überprüfte ich meine Kletterausrüstung und den Camcorder. Ein Textverarbeiter mit Laserdrucker, den ich noch immer benutzte, blieb die meiste Zeit über unter der Plastikhülle versteckt. In der Schublade lag mein Flugschein für Helikopter, inzwischen automatisch abgelaufen, da ich ein Jahr lang nicht mehr geflogen war. Ein Leben im Schwebezustand, dachte ich. Ein Leben in Warteposition.
Gelegentlich dachte ich daran, daß ich mich besser ernähren könnte, wenn ich etwas von meinen Sachen verkaufte; doch ich würde niemals den Kaufpreis der Skier, um nur ein Beispiel zu nennen, zurückbekommen. Außerdem kam es mir sehr dumm vor, Dinge zu kannibalisieren, die mir einst sehr viel Freude bereitet hatten. Das meiste davon war das Rüstzeug für meinen ehemaligen Beruf. Vielleicht würde ich es noch einmal dringend brauchen. Diese Sachen waren mein Sicherheitsnetz. Die {29}Reisefirma hatte mir angeboten, ich könne jederzeit zurückkommen, sobald diese fixe Idee aus meinem Hirn verschwunden war.
Hätte ich gewußt, was da auf mich zukam, ich hätte womöglich besser geplant und rechtzeitig einiges zur Seite gelegt. Leider hatten zwischen dem ersten unwiderstehlichen Impuls und seiner Umsetzung nicht mehr als sechs Wochen gelegen. Die unbestimmte Absicht hatte mich schon weitaus länger begleitet; beinahe mein ganzes Leben lang.
Heliumballon …
Die zweite Hälfte des Vorabhonorars für Zuhause ist weit war erst am Tage der Veröffentlichung fällig, noch ein gutes Jahr hin. Meine kleinen, wochenweise eingeteilten Geldrationen reichten nicht mehr so lange, und ich sah keine Möglichkeit, mit noch weniger auszukommen. Die Miete, die ich im voraus gezahlt hatte, war erst Ende Juni wieder fällig. Gesetzt den Fall, dachte ich, gesetzt den Fall, ich bin bis dorthin mit dem Ballonwitz fertig und gesetzt den Fall, er wird angenommen und sie zahlen den gleichen Vorschuß wie beim erstenmal, dann könnte es gelingen, die vollen zwei Jahre durchzuhalten. Gesetzt den Fall, das Buch geht unter wie eine bleierne Ente, dann würde ich aufgeben und zu den harmlosen Gefahren der Wildnis zurückkehren.
In dieser Nacht fielen die Temperaturen in London vollends in den Keller, und am Morgen war Tantchens Haus Stein und Bein gefroren.
»Wir haben kein Wasser«, rief sie mir bekümmert entgegen, als ich die Treppe hinunterkam. »Die Zentralheizung ist ausgefallen, und alle Leitungen sind eingefroren. Ich habe den Klempner schon angerufen. Er hat gesagt, wir sitzen alle im gleichen Boot, und wir sollen alles ausschalten. Bevor es taut, kann er überhaupt nichts ausrichten, dann kommt er vorbei und repariert die Lecks.« Sie schaute mich hilflos an. »Es tut mir wirklich {30}leid, mein Lieber, aber ich werde in ein Hotel umsiedeln, bis das alles hier vorbei ist. Ich muß das Haus zusperren. Haben Sie die Möglichkeit, irgendwo anders für ein oder zwei Wochen unterzukommen? Natürlich rechne ich die Zeit auf Ihre sechs Monate drauf, Sie werden dabei nichts verlieren, mein Lieber.«
Bestürzung ist ein viel zu gelinder Ausdruck für das, was ich empfand. Ich half ihr beim Zudrehen sämtlicher Hähne und vergewisserte mich, daß sie ihre Wasserboiler ausgeschaltet hatte; im Gegenzug durfte ich ihr Telefon benutzen, um für mich ein anderes Dach über dem Kopf aufzutreiben.
Ich erreichte ihren Neffen, der noch immer bei der Reisefirma arbeitete.
»Hast du noch mehr Tanten?« fragte ich drängend.
»Herr im Himmel, was hast du denn mit der einen angestellt?«
Ich erklärte ihm die Sachlage. »Leihst du mir einen Meter achtzig Fußboden, wo ich mein Bettzeug ausrollen kann?«
»Weshalb erfreust du nicht deine Eltern mit deiner Anwesenheit, dort auf dieser karibischen Insel?«
»Eine winzige Kleinigkeit: die Flugkosten.«
»Du kannst für ein, zwei Nächte kommen, wenn du sonst nichts findest«, sagte er dann. »Wanda ist bei mir eingezogen, und du weißt ja, wie winzig die Bude ist.«
Zu allem Elend konnte ich Wanda nicht besonders leiden. Ich bedankte mich und sagte, ich würde mich wieder melden, dabei zerbrach ich mir bereits den Kopf, wo ich sonst noch hinkonnte.
Es war geradezu unvermeidlich, daß mir Tremayne Vickers in den Sinn kam.
Ich rief Ronnie Curzon an und schenkte ihm gleich reinen Wein ein. »Kannst du mich mit diesem Pferdetrainer verbinden?«
»Was?«
»Er hat mir freie Unterkunft und Verpflegung angeboten.«
»Erklär’s mir mal eins nach dem anderen.«
{31}Ich erklärte es Schritt für Schritt, und er war strikt dagegen.
»Du arbeitest besser an deinem neuen Buch weiter.«
»Mmh«, sagte ich. »Je höher ein Heliumballon steigt, um so dünner wird die Luft und um so niedriger der Druck. Der Heliumballon dehnt sich aus, steigt immer höher und höher, bis er platzt.«
»Was?«
»Es ist viel zu kalt, um sich Geschichten auszudenken. Meinst du, ich kann das leisten, was Tremayne haben will?«
»Willst du nicht lieber als Handwerker arbeiten?«
»Wie lange dauert der Auftrag?«
»Tu’s nicht.«
»Sag ihm, daß ich sehr wohl brillant bin und jederzeit anfangen kann.«
»Du bist verrückt.«
»Ich kann was über Pferderennen dazulernen. Warum nicht? Könnte ich vielleicht in einem Buch verwenden. Reiten kann ich auch. Sag ihm das.«
»Eines Tages wirst du das Opfer deiner eigenen Eingebungen.«
Ich hätte auf ihn hören sollen, aber ich tat es nicht.
Ich habe nie genau herausgefunden, was Ronnie Tremayne erzählte, aber als ich gegen Mittag noch einmal anrief, verkündete er den düsteren Triumph.
»Tremayne ist damit einverstanden, daß du sein Buch schreibst. Du hast ihm gestern anscheinend ganz gut gefallen.« Ich spürte seinen Pessimismus durch den Draht vibrieren. »Er garantiert dir eine feste Summe als Honorar.« Ronnie nannte einen Betrag, der mich bis über den Sommer retten würde. »Gezahlt wird in drei Raten – ein Viertel nach dem ersten Arbeitsmonat, ein Viertel, wenn er das Manuskript komplett in Händen hält und die zweite Hälfte bei der Veröffentlichung.
{32}Wenn ich einen regulären Verleger finde, wird der dich bezahlen, wenn nicht, zahlt Tremayne. Außerdem hat er sich damit einverstanden erklärt, daß du vierzig anstelle der dreißig Prozent an allen Rechten erhältst. In der Zeit, in der du sein Leben recherchierst, kommt er auch für sämtliche anfallenden Spesen auf. Das bedeutet, er zahlt die Fahrtkosten, wenn du jemanden interviewen willst, der ihn kennt. Das ist eine recht gute Abmachung. Er findet es eigenartig, daß du kein Auto hast, aber ich habe ihm erklärt, daß viele Leute, die in London leben, nicht Auto fahren. Er meinte, du kannst eins von seinen nehmen. Er war sehr erfreut darüber, daß du reiten kannst. Du solltest Reitkleidung mitbringen und einen Smoking, weil er bei irgendeinem Abendessen als Ehrengast erscheinen wird; da mußt du dabei sein. Ich habe ihm auch gesagt, du seist ein hervorragender Fotograf. Deshalb möchte er, daß du eine Kamera mitbringst.«
Ronnies unverhüllte und deutlich hörbare Ablehnung des Projekts hätte mich fast noch zu jenem Zeitpunkt dazu gebracht, die Sache abzublasen – wenn mir Tantchen nicht kurz zuvor drei Uhr als allerletzten Auszugstermin mitgeteilt hätte.
»Wann erwartet mich Tremayne?« fragte ich Ronnie.
»Nachdem ihn die Spitzenleute haben abblitzen lassen, scheint er jetzt geradezu freudig bewegt zu sein, daß sich überhaupt jemand bereit erklärt hat. Er sagt, er freue sich auf deine baldige Ankunft, ganz egal wann. Du kannst sogar heute kommen, sagte er. Willst du gleich heute los?«
»Ja.«
»Er wohnt in einem Dorf namens Shellerton, in Berkshire. Wenn du telefonisch mitteilst, wann dein Zug ankommt, holt dich jemand am Bahnhof von Reading ab. Hier ist die Nummer.« Er las sie mir vor.
»Prima«, sagte ich. »Und heißen Dank, Ronnie.«
»Bedank dich nicht bei mir. Schreib … schreib einfach ein oder zwei brillante Kapitel, dann versuche ich das Buch auf {33}dieser Basis unterzukriegen. Aber du mußt weiter Belletristik schreiben. Das ist deine Zukunft.«
»Meinst du das wirklich?«
»Selbstverständlich meine ich das.« Er schien sich über meine Frage zu wundern. »Für einen, der sich nicht im Dschungel fürchtet, legst du einen seltsamen Mangel an Selbstvertrauen an den Tag.«
»Im Dschungel weiß ich immer, wo ich bin.«
»Verpaß deinen Zug nicht«, sagte er und wünschte mir viel Glück.
Statt dessen nahm ich den Bus, was bedeutend billiger war, und wurde vor dem Busdepot in Reading von einer schlotternden jungen Frau in einem gefütterten Mantel erwartet, die mich sichtlich von den Stiefeln über die einsachtzig Skianzug bis hinauf zu den dunklen Haaren musterte und dann zu dem Schluß kam, daß ich der – wie sie es ausdrückte – Schreiber sein mußte.
»Sind Sie der Schreiber?« Sie machte einen sehr bestimmten Eindruck, gewohnt, Befehle auszuteilen, aber nicht unfreundlich.
»John Kendall«, sagte ich nickend.
»Ich bin Mackie Vickers. Schreibt sich M-a-c-k-i-e«, buchstabierte sie. »Nicht Maggie. Ihr Bus hat Verspätung.«
»Die Straßen sind sehr schlecht«, sagte ich entschuldigend.
»Auf dem Land sind sie noch schlechter.« Es war dunkel und extrem kalt. Sie führte mich zu einem bulligen, jeepähnlichen Fahrzeug, das nicht weit entfernt geparkt stand, und öffnete die hintere Tür. »Stellen Sie Ihre Tüten hier rein. Sie können sich unterwegs mit allen bekannt machen.«
Im Wagen befanden sich augenscheinlich noch vier andere frierende Leute, die froh zu sein schienen, daß ich endlich aufgekreuzt war. Ich verstaute meine Siebensachen und setzte mich zwischen zwei nur undeutlich zu erkennende Gestalten, die sofort zusammenrutschten, um mir Platz zu machen. Mackie {34}Vickers klemmte sich hinter das Steuer, ließ den Wagen an, löste die Handbremse und reihte sich in den Verkehrsfluß ein. Von der Heizung her machte sich ein willkommener Schwall heißer Luft breit.
»Der Schreiber sagt, er heiße John Kendall«, sagte Mackie einfach so ins Blaue hinein.