LEIPZIG
Willkommen in Leipzig
Top 10 & Mein Leipzig
Top 10: Das sollte man gesehen haben
Mein Leipzig: Lieblingsplätze des Autors
Stadttour mit Detailkarte
Ein Rundweg durch Gassen, Passagen und Handelshäuser
Streifzüge
Von Flüssen und Kanälen
Altes neues Plagwitz
Durch den Auwald bis Neuseenland
Vista Points – Sehenswertes
Museen und Galerien
Kirchen und Friedhöfe
Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
Erleben & Genießen
Übernachten
Essen und Trinken
Nightlife
Kultur und Unterhaltung
Shopping
Mit Kindern in der Stadt
Erholung und Sport
Chronik
Daten zur Stadtgeschichte
Service von A bis Z
Service von A bis Z
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
Top 10 Das sollte man gesehen haben |
|
Mein Leipzig Lieblingsplätze des Autors |
|
Vista Point Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten |
|
Kartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch. |
Willkommen in Leipzig
Wussten Sie, dass Leipzig nach Empfehlung der New York Times 2010 zu den weltweit spannendsten Orten zählte? Neben Los Angeles und Seoul gehörte Leipzig zu den 31 sogenannten places to go, hauptsächlich wegen seiner kulturellen Glanzpunkte. Aber auch sonst werden Sie staunen: Die City zeigt sich nahezu vollständig rekonstruiert, die im Krieg zerstörte und über Jahrzehnte vernachlässigte Bausubstanz strahlt in alter Schönheit. Viele hässliche Bauten der 1970er Jahre sind verschwunden, Baulücken wurden mit großer Behutsamkeit geschlossen – man kann ins Schwärmen geraten.
Leipzig hat sich wieder zur attraktiven, gastfreundlichen Metropole mit reichhaltigen Angeboten an Kunst und Kultur, Wirtschaft und Bildung entwickelt und macht heute einen jungen und lebendigen Eindruck wie nur wenige andere deutsche Städte dieser Größe. Kaum ein Tag vergeht ohne interessante Veranstaltungen und Aktionen, von den »Classic Open« bis zum »Wave-Gotik-Treffen«.
Die Leipziger sind stolz auf ihre berühmten Persönlichkeiten, auf Bach, Goethe, Leibniz, Lessing, Wagner, Schumann und Klinger, auf Lotter, Schreber, Goerdeler, Tübke und Masur. Besonders stolz sind sie aber auf ihre jüngste Geschichte. So haben sich ein Selbstbewusstsein und eine Offenherzigkeit entwickelt, die der Stadt eine sympathische Ausstrahlung verleihen.
Das Stadtbild wird geprägt von alter Industriearchitektur, den ersten deutschen Messehäusern und vollständig erhaltenen Wohnvierteln der Gründerzeit. Die fußgängerfreundliche City ist kompakt, kurze Wege durch attraktive Passagen und unter schönen Arkaden verbinden die über 350 Geschäfte, Boutiquen und Einkaufstempel und mehr als 250 Lokale und Hotels im Stadtzentrum.
Kaum zu glauben, aber Leipzig ist am Wasser gebaut. Es wird von einem Geflecht kleiner Flüsse und Kanäle durchzogen, die nach aufwendiger Sanierung zu ausgedehnten Bootsfahrten einladen. Und im Leipziger Süden entstand in ehemaligen Tagebauen eine Seenlandschaft, die an Mecklenburg erinnert. Leipzig wird bereits heute wieder seinem alten Ruf als »Klein-Paris« gerecht.
Hauptbahnhof
S. 8, 42 f., 68 bA3/4/Google Map
Der größte Kopfbahnhof Europas wurde großartig rekonstruiert. Die Leipziger sprechen liebevoll vom »Kaufhaus mit Gleisanschluss«.
Nikolaikirche
S. 9 f., 32 f. bB3/Google Map
Die spätgotische Hallenkirche mit einer frühklassizistischen Ausstattung war der zentrale Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR.
Mädlerpassage
S. 11, 43 bC2/Google Map
Die Messe- und Handelshäuser belegen hier den Reichtum der Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In die Flaniermeile wurde seinerzeit Goethes »Auerbachs Keller« integriert.
Barfußgässchen
S. 14 bB2/Google Map
Gasse mit der größten Kneipendichte: sächsische bis mediterrane Restaurants, Cafés, Jazz.
Bach-Museum
S. 15, 24 f. bC2/Google Map
Auf 750 m2 Fläche werden das Leben und Wirken Johann Sebastian Bachs und seiner Familie in einer interaktiven und multimedialen Ausstellung präsentiert.
Neuseenland
S. 23, 78 aD–aF 1–5/Google Map
Im Leipziger Land entsteht seit Jahren eine attraktive Seenlandschaft mit rund 70 km2 Wasserfläche. Auf zum Baden, Segeln, Surfen, Tauchen, Angeln und Boot fahren!
Grassimuseum
S. 27 f. bC/bD5/Google Map
Das »Grassi« im Art-déco-Stil beherbergt das Museum für Angewandte Kunst, das Museum für Musikinstrumente und das Museum für Völkerkunde.
Völkerschlachtdenkmal
S. 46 f. aC/D4/Google Map
Das höchste Denkmal Deutschlands erinnert an den Sieg über das Heer Napoleons im Oktober 1813. Von hier aus bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Stadt.
Waldstraßenviertel
S. 47 C/D 5–7/Google Map
Eines der größten erhaltenen Gründerzeitviertel in Europa, ein Flächenarchitekturdenkmal. Hier wohnten Gustav Mahler, August Bebel, Max Beckmann, Friedrich Ludwig Jahn, und Albert Lortzing komponierte hier seine Oper »Zar und Zimmermann«.
Zoologischer Garten
S. 47, 75 C8/Google Map
Ein traditionsreicher und innovativer Zoo in unmittelbarer Zentrumsnähe mit der Löwensavanne »Makasi Sima«, der weltweit größten Menschenaffenanlage »Pongoland« und der einzigartigen Tropenwelt »Gondwanaland«.
Liebe Leser,
dies sind einige besondere Orte in »Klein-Paris«, die ich immer wieder gern aufsuche. Eine schöne Zeit in Leipzig wünscht Ihnen
Stefan Sachs
Museum der bildenden Künste
S. 13, 28 f. bA/bB2/Google Map
Die Werke von Max Klinger (1857–1920), Leipzigs bedeutendem Bildhauer, Maler und Grafiker, zeigt das neue Museum im Stadtzentrum.
Gewandhaus
S. 16, 41 f., 65 bC3/Google Map
Von der Richtigkeit des Leitspruchs an der Orgel »RES SEVERA VERUM GAUDIUM« (Wahre Freude ist eine ernste Sache) muss man sich überzeugen.
Karl-Heine-Kanal
S. 19 f. G1–H4/Google Map
Der Kanal wurde ab 1856 auf Initiative des Leipziger Rechtsanwalts und Industriellen Karl Heine als erster Teil der Schifffahrtsroute von der Weißen Elster bis zur Saale angelegt.
Museum für Druckkunst
S. 29 G4/Google Map
Von der Schriftgießerei über Druckwerke bis zum Holzstich, hervorragende Exponate und Sammlungen zur schwarzen Zunft.
Dr. Schrebers
S. 52 E6/Google Map
Diese urgemütliche Kneipe mit Biergarten, Kleingärtnermuseum und Kinderspielplatz ist immer einen Besuch wert.
Vormittag
Hauptbahnhof – Nikolaikirche – Grimmaische Straße – Mädlerpassage – Naschmarkt – Markt – Katharinenstraße – Brühl – Hainstraße – Barfußgässchen.
Mittagessen im Kneipenviertel: Barfußgässchen – Kleine Fleischergasse – Klostergasse.
Nachmittag
Coffe Baum – Thomaskirche – Burgstraße – Neues Rathaus – Neumarkt – Städtisches Kaufhaus – Augustusplatz – Gewandhaus – Panorama Tower – Augusteum und Paulinum – Oper – Hauptbahnhof.
Als der Leipziger Hauptbahnhof bA3/4/Google Map 1915 als größter Kopfbahnhof Europas fertiggestellt war, zählte man bereits täglich 70 Schnell-und Eilzüge sowie 140 Personenzüge auf den 26 Bahngleisen in der Ankunft und etwa ebenso viele in der Abfahrt. Der rekonstruierte und 1997 wieder eröffnete Bahnhof, dessen Hauptgebäude eine Frontlänge von fast 300 Metern besitzt, kommt mit drei Bahngleisen weniger aus, obwohl heute täglich rund 980 Züge ein- und ausfahren.
Nach dem gelungenen Umbau zum Verkehrs-, Einkaufs- und Kulturzentrum bietet der Querbahnsteig in drei lichten Ebenen alles, was der Reisende benötigt, ist aber gleichermaßen Shoppingmeile, Standort für Erlebnisgastronomie und Schauplatz für Ausstellungen und Events. Seit 2014 fährt die City-Bahn von hier durch einen vier Kilometer langen Tunnel zum Bayerischen Bahnhof. Damit ist der Hauptbahnhof auch die zentrale Station des Mitteldeutschen S-Bahnnetzes.
Vom Bahnhofsvorplatz führt die prächtige Nikolaistraße bB3/Google Map direkt in das engere Stadtzentrum. Ihre imposante Architektur repräsentiert das alte Leipziger Geschäftsleben. Das Geschäfts- und Wohnhaus Strohsack mit seinen Einkaufspassagen zeigt beispielhaft, dass sich neue Gebäude ausgezeichnet in ein altes Ensemble einfügen können. Die Nikolaikirche bB3/Google Map ist als Schauplatz der Friedensgebete und Ausgangsort der friedlichen Demonstrationen zum Symbol für den Wendeprozess geworden. Die Ereignisse des 9. Oktober 1989, als über 70 000 Menschen in Leipzig gegen die DDR-Diktatur auf die Straße gingen, nahmen hier ihren Anfang. Die Kirche selbst ist in ihrer heutigen Gestalt eine spätgotische Hallenkirche mit frühklassizistischer Ausstattung von 1797. Der Hauptturm aus dem Jahre 1555 ist 75 Meter hoch. Jeden Samstag um 14 Uhr besteht die Möglichkeit der Turmbesteigung mit Besichtigung der ehemaligen Türmerwohnung. Das Kircheninnere ist gekennzeichnet von den Stilelementen und Farben der klassizistischen Modernisierung durch den Stadtbaudirektor Johann F. C. Dauthe. Die gotischen Pfeiler wurden zu antiken Säulen mit grün treibenden Palmenblättern. Mitten auf dem Nikolaikirchhof bB3/Google Map ragt eine einzelne Säule empor, eine originalgetreue Nachbildung aus dem Kirchenschiff. Sie erinnert an die friedliche Revolution von 1989.
Die Alte Nikolaischule bB3/Google Map gegenüber der Kirche wurde 1512 als Stadtschule gegründet und entwickelte sich zum Elite-Gymnasium mit Schülern wie Gottfried Wilhelm Leibniz, Richard Wagner und Karl Liebknecht. Der wunderschöne Renaissancebau aus dem Jahre 1568 wird heute vielseitig als Kulturcafé, Galerie und Antikenmuseum genutzt.
Vom Portal der Nikolaikirche ist es nicht weit bis zum fünfgeschossigen Speck’s Hof bB3,/Google Map ehemals Messehaus für Schmuck-, Leder- und Galanteriewaren. Nach starken Kriegsschäden 1947 wieder aufgebaut, 1960 instand gesetzt und letztlich 1998 vollständig rekonstruiert, erstrahlt dieses von 1908 bis 1928 in Etappen entstandene Bauwerk wieder in sachlicher Schönheit. Das Haus ist von edlen Einkaufspassagen durchzogen, die von Künstlern gestalteten Innenhöfe sind eine besondere Attraktion. Hervorzuheben sind die keramischen Mosaiken von Moritz Götze.
Verlässt man Speck’s Hof zum Schumachergässchen, erscheint das Riquet-Haus bB2/Google Map an der Ecke zur Reichsstraße. Dieses Gebäude entstand 1908/09, fast alle Nachbarhäuser wurden im Krieg zerstört. Das Riquet-Haus ist besonders auffällig durch seine chinesische Turmspitze und die beiden großen Elefantenköpfe am Eingang. Vor dem Krieg konnte man hier Tee, Kakao, Schokolade, orientalische und chinesische Kunst erwerben; heute steht der Name Riquet für ein beliebtes Kaffeehaus.
Über den Lichthof des Hansa-Hauses erreicht man den belebtesten Einkaufsbereich der Stadt, die Grimmaische Straße bB2/3/Google Map. In Richtung Markt fällt der Zentralmessepalast bC2/Google Map mit seiner Muschelkalk-Fassade auf. Das vor dem ersten Weltkrieg entstandene Messehaus brannte im Zweiten Weltkrieg aus, es wurde Ende der 1990er Jahre vollständig entkernt, die Fassaden blieben aber original erhalten. Heute dient der Messepalast als Kaufhaus. Gegenüber, hinter der prunkvollen historischen Fassade des ehemaligen städtischen Handelshofes, ist das neue Steigenberger Grandhotel entstanden.
Im benachbarten Stahl- und Glasneubau hat das Zeitgeschichtliche Forum bB3/Google Map zum zehnten Jahrestag der Wende ein Domizil gefunden. Wer umfassend über die DDR und ihren Untergang informiert werden möchte, ist hier an der ersten Adresse. Nur wenige Meter weiter öffnet sich die bekannte Leipziger Mädlerpassage bC2/Google Map mit dem Auerbachs Keller bC2/Google Map aus dem Jahre 1525, berühmt durch Goethes »Faust«. Vor den Stufen, die hinab zu Gaststätte und historischem Weinkeller führen, stehen die von Matthieu Molitor 1913 gestalteten Figuren von Faust, Mephisto und den verzauberten Studenten. Wertvolle Materialien, prächtiger Bauschmuck und extravagante Beleuchtung kennzeichnen die langen Gänge der Mädlerpassage mit ihren edlen Geschäften, luxuriösen Boutiquen und kleinen Lokalen. In der Rotunde vor dem Ausgang zur Petersstraße (mit einem Blick auf das ehemalige Messehaus Petershof, heute ein Kaufhaus) erklingt ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan zu jeder vollen Stunde. An dieser Stelle schließt sich der komplett rekonstruierte Messehof mit seinen Passagen an. Wählt man nach einem Passagen-Rundgang wieder den Ausgang am Auerbachs Keller, richtet sich der Blick auf den Naschmarkt bB2./Google Map
Schmuckstück des kleinen Platzes ist das barocke Stadtpalais Alte Börse bB2,/Google Map gebaut in den Jahren 1678 bis 1687 als Haus der Leipziger Kaufmannsgilde. Die prachtvollen Fassaden und das einladende Portal sind auffällige Zeugnisse einer ehemals reichen Handelsstadt. Im stilgerecht restaurierten Börsensaal finden heute ausgewählte Konzerte, Lesungen und Festveranstaltungen statt. Direkt vom Eingang der Handelsbörse schaut Johann Wolfgang Goethe in Richtung seines Auerbachs Kellers. Dieses Denkmal von Carl Seffner wurde 1903 errichtet.
Das Alte Rathaus bB2/Google Map zeigt sich bisher nur mit seiner Rückseite. Nachdem man den Durchgang zum Markt passiert hat, präsentiert sich das reine Renaissancebauwerk und Wahrzeichen der Stadt in ganzer Pracht und 90 Metern Seitenlänge. Das repräsentative Gebäude wurde 1556 durch Hieronymus Lotter in nur neun Monaten auf den Grundmauern des alten gotischen Rathauses erbaut. Die asymmetrische Anordnung des Rathausturmes verleiht dem Haus Leichtigkeit und Eleganz. 1564 bekam der Turm einen Balkon für die Ansprachen der Ratsherren und Ende des 16. Jahrhunderts einen Austritt für die Bläser bzw. »Stadtpfeiffer«. Die barocke Haube des Rathausturmes stammt von 1744. Mit der Wiedererrichtung des Laubengangs im Jahr 1909 wurden die wunderschönen Arkaden geschaffen. Bis zur Einweihung des Neuen Rathauses im Jahre 1905 regierte von hier aus der Bürgermeister. Die Ratsstube des Renaissancebaus gilt als Leipzigs schönster Raum. Der historische Festsaal in der ersten Etage dient für repräsentative Veranstaltungen. Heute werden im Alten Rathaus die Zeugnisse und Schätze Leipzigs stilvoll in einer sehenswerten Dauerausstellung gezeigt.
Auf dem Markt bB2/Google Map fand 1824 die letzte öffentliche Hinrichtung statt. Der Tod des Barbiers Woyzeck diente Georg Büchner als Vorlage für sein gleichnamiges Theaterstück. Der Markt zeigt sich erst seit Kurzem wieder als harmonisches Ganzes. Mit der dem Rathaus gegenüberliegenden Marktgalerie wurde ein Neubau geschaffen, der geschickt die Strukturen der Vorkriegszeit aufnimmt.
Das früher unter dem Markt befindliche Untergrundmessehaus aus dem Jahre 1925 hat der Bahn-Station des City-Tunnels Platz gemacht. Die nördliche Marktansicht bietet nach aufwendiger Restaurierung ein gelungenes Ensemble von Häusern verschiedener Epochen. Unmittelbar vor dem Bau des Rathauses errichtete Hieronymus Lotter das rechte Gebäude, die Alte Waage bB2./Google Map Damals war dort das Waageamt zur Bemessung der Abgaben an die Stadt untergebracht. Heute findet man an diesem Ort Restaurants, Banken und Versicherungen.
Neben der Alten Waage führt die Katharinenstraße bB2/Google Map in Richtung Brühl. Die vorwiegend aus dem Barock stammende Häuserzeile wurde in den letzten Jahren vollständig restauriert.
Der ehemalige »Sachsenplatz« bA/B2/3/Google Map wird fast gänzlich vom 2004 eröffneten Museum der bildenden Künste ausgefüllt. Hier ist der bedeutendste Kunstmuseumsneubau in den neuen Bundesländern nach 1945 entstanden – ein hochmodernes und geräumiges Kunsthaus mitten in der Stadt. Die Sammlung wird seit 1837 zusammengetragen und ist damit eine der ältesten Deutschlands. Sie umfasst heute einen Fundus von 3300 Gemälden, 1000 Plastiken und 60 000 Zeichnungen mit dem Schwerpunkt altdeutsche, italienische und niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts sowie deutsche Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.
Im Neubau des Stadtgeschichtlichen Museums bB3/Google Map am Böttchergässchen, einem Eckvorbau des Bildermuseums, können Sonderausstellungen besucht werden. Im ebenfalls neu erbauten Katharinuem ist die Leipzig-Information für Touristen untergebracht. An den übrigen Ecken des Bildermuseums sind gerade neue Stadthotels fertiggestellt worden. Gegenüber dem Eingang des Bildermuseums gelangt man von der Katharinenstraße durch Kretschmanns Hof (mit sehenswerten Details des Jugendstils) in die Hainstraße.
Am Leipziger Brühl bA2/Google Map hat der Krieg große Lücken geschlagen. Vor 100 Jahren war hier das weltweit bedeutendste Zentrum des Rauchwarenhandels zu Hause. Im Jahr 1907 zählte Leipzig 209 Rauchwarenhändler mit 1045 Beschäftigten. Die Höfe am Brühl, ein Komplex von Einkaufsmeilen, Gewerbeeinheiten und Wohnungen, wurde im Herbst 2012 eröffnet. Das von den Leipzigern wegen der Aluminiumfassade »Blechbüchse« genannte Kaufhaus wurde im alten Outfit neu aufgebaut und in das Ensemble integriert.
Das Romanushaus bA2/Google Map (1701–04) an der Ecke zur Katharinenstraße ist das wohl prunkvollste Bürgerhaus aus der Barockzeit und eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt. Mit dem Weg über die Hainstraße bA/bB2,/Google Map vorbei am neuen Kaufhaus Hainspitze bA2/Google Map und am Hôtel de Pologne mit seinem großen neobarocken Ballsaal, nähert man sich wieder dem Markt. Dieses Nadelöhr zählte früher zu den belebtesten Zugangsstraßen der Innenstadt. Mit der Hainspitze ist hier eine letzte Kriegslücke mit städtebaulichem Geschick geschlossen worden und seit 2015 endlich die alte Lebendigkeit zurückgekehrt.
Ein Abstecher in den Jägerhof bB2/Google Map auf der rechten Seite in Richtung Zentrum gehört unbedingt zum Rundgang. Edle Passagen führen durch schmuckvolle Handelshäuser und verbinden drei Lichthöfe. Die modernen Dachkonstruktionen harmonieren mit den Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert. Verlässt man den Jägerhof gen Westen, ist es nicht weit zu den Grünanlagen des Promenadenrings. Dort befindet sich seit 2013 das Richard-Wagner-Denkmal (auf einem Sockel von Max Klinger aus dem Jahre 1924).
Zurück in die Hainstraße. Unmittelbar vor dem Marktplatz erreicht man durch ein Tor den letzten erhaltenen Kaufmannshof aus der Barockzeit, den 1748 gebauten Barthels Hof bB2./Google Map Im Innenhof und in den Läden des Erdgeschosses wurde gehandelt, die mittleren Etagen dienten als Wohnräume. Die Kellerräume konnte man durch den sumpfig-feuchten Baugrund nicht zur Lagerhaltung nutzen, deshalb mussten die Warenlager in den Dachgeschossen untergebracht werden. Bemerkenswert ist auch der Renaissance-Erker, der den Hof zur Marktseite schmückt. Schicke Geschäfte, großzügige Büros und gute Gastronomie sind heute hier zu Hause.
Es ist mitunter kein Durchkommen im Barfußgässchen bB2,/Google Map in der Kleinen Fleischergasse und in der Klostergasse, dem Zentrum der Kneipenmeile. Und das bis tief in die Nacht. Für jeden ist etwas dabei – die original sächsische Küche, der Irish-Pub, der Italiener, die Jazzkneipe.
Am Ende das Barfußgässchens steht eines der ältesten europäischen Kaffeehäuser »Zum Arabischen Coffe Baum« bB2./Google Map Im ehemaligen Stammlokal von Robert Schumann kann man heute deftige sächsische Kost einnehmen und das liebevoll eingerichtete Museum über die »Kaffeesachsen« besuchen. Die gegenüberliegende Sandsteinfassade mit Jugendstilelementen zwischen Klostergasse und Dittrichring gehört zum Wohn- und Geschäftskomplex »Trifugium« – eine Meisterleistung der Stadtinstandsetzung nach der Wende.
Die Klostergasse bB2/Google Map zeigt auf der einen Seite mit dem Alten Kloster und dem Paulaner-Palais sehenswerte Barockarchitektur. Auf der Seite zum Markt befindet sich die neue Marktgalerie, ein attraktives Geschäfts- und Einkaufszentrum. An der Ecke zum Thomaskirchhof bC2/Google Map präsentiert sich das mit vergoldeter Kuppel und üppigem Schmuck versehene, 1904 fertiggestellte Indanthrenhaus. Zu DDR-Zeiten war dieser Prachtbau als Kaufhaus Topas bekannt, heute ist er Sitz einer Bank.
Die berühmte Thomaskirche bC2/Google Map wurde 1482 bis 1496 als spätgotischer Hallenbau errichtet. Außer der Turmgestalt aus dem Jahre 1702 besitzt die Kirche noch die damalige Bauform. Johann Sebastian Bach war von 1723 bis 1750 Kantor an der Thomasschule und komponierte in dieser Zeit seine bekanntesten Werke.
In ihrer wechselvollen Geschichte diente die Kirche als Munitionslager der Truppen Napoleons und als Lazarett während der Völkerschlacht. Ein Erlebnis der besonderen Art bietet der Turmaufstieg mit Besichtigung der ehemaligen Türmerwohnung, der samstags angeboten wird (außer in den Wintermonaten!). Der Blick in den 500 Jahre alten Dachstuhl mit seinen extremen Abmessungen, seinen vier Originalglocken und die wunderschöne Aussicht sind absolut lohnenswert.
1908 konnte das Bachdenkmal bC2/Google Map von Carl Seffner im Thomaskirchhof eingeweiht werden. Anlässlich des 200. Todestages von Johann Sebastian Bach wurde seine Grabstätte in den Chorraum der Thomaskirche überführt. Heute ist die Kirche gleichermaßen Gottes- und Musikhaus. Der berühmte, schon um 1250 existierende Thomanerchor zählte zu Bachs Zeiten 54 Sänger. Heute gehören hundert Schüler zum Chor, die das Erbe Bachs mit Motetten und Kantaten pflegen. Das Bosehaus im Thomaskirchhof beherbergt das Bach-Museum bC2,/Google Map welches Bachs Gesamtschaffen in eindrucksvoller Weise aufgearbeitet hat.
Über die Burgstraße mit dem traditionsreichen Gasthof Thüringer Hof gelangt der Besucher zum Burgplatz und somit zum monumentalen Neuen Rathaus bD2/Google Map mit seinem 111 Meter hohen Turm. Der Gebäudekomplex wurde 1905 nach Entwürfen von Hugo Licht auf den Grundmauern der Pleißenburg aus dem 16. Jahrhundert errichtet. Hier wird die Stadt in fast 900 Räumen verwaltet, und hier hat der Oberbürgermeister seinen Sitz. Interessante Ausstellungen zum städtischen Geschehen laden Besucher ein. Die Besteigung des Turmes und die Besichtigung der Kasematten wird jeden Sonntag um 11 Uhr angeboten (€ 10, Treffpunkt Ratskeller). Schaut man vom Haupteingang des Neuen Rathauses in Richtung Süden, kann man den Neubau der katholischen Probsteikirche bD2/Google Map aus dem Jahre 2015 nicht übersehen.
Die Leipziger Notenspur
Auf einem 5,3 Kilometer langen Streifzug durch Leipzig sind über 800 Jahre Musiktradition erlebbar: Die sogenannte Leipziger Notenspur verbindet seit 2012 die 23 wichtigsten Wohn- und Schaffensstätten berühmter Leipziger Komponisten durch 155 in den Fußweg eingelassene Edelstahlintarsien. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Stationen beträgt gerade einmal 230 Meter. Diese räumliche Dichte bedeutender Kompositionsstätten ist weltweit einmalig.
Zahlreiche Hörszenen und ein Handzettel mit Karte und Beschreibungen können unter www.notenspur-leipzig.de heruntergeladen werden.
Vom Burgplatz aus betritt man die neu gebaute Juridicum-Passage am türkisfarbenen Petersbogen bC2./Google Map Der lichtdurchflutete Durchgang mit modernen Geschäften und Kinos nimmt die alten Architekturtraditionen Leipzigs auf und führt bogenförmig in die Petersstraße. Vorbei an namhaften Kaufhäusern gelangt man über das Preußergässchen zum Neumarkt bC3/Google Map mit dem ersten Messehaus Leipzigs, dem Städtischen Kaufhaus. Dieses neobarocke Gebäude aus dem Jahre 1895 überstand die DDR-Zeit als Ruine und ist seit 1996 wieder Blickfang in der City. Darin finden sich Ladenstraßen (u.a. Factory Outlets), Restaurants und die urige Musikkneipe »Tonellis«.
Der Weg vom Neumarkt zur Universität sollte durch die Magazingasse führen, wo das Varieté Krystallpalast bC3/Google Map zu Hause ist, das Traditionen der Leipziger Kleinkunstbühnen wiederbelebt. Der Standort der Universität, geprägt vom City-Hochhaus Panorama Tower bC3/Google Map (»Weisheitszahn«, »Uniriese«), zeigt nach umfassenden baulichen Veränderungen endlich das gewünschte Ergebnis. Seit Kurzem wurden mit dem Paulinum bC3/Google Map die Aula und Universitätskirche St. Pauli im neuen Universitätskomplex fertiggestellt, eine Attraktion, denn sie nimmt in ihrer Architektur und Raumgestaltung auf die 1968 zerstörte Paulinerkirche Bezug (vgl. Kasten S. 36). Das Neue Augusteum bC3/Google Map stellt das Hauptgebäude der Leipziger Universität dar. Der Bau des Architekten Erick van Egeraat hat die Stadt viel Kraft gekostet. Aber letztlich hat sich der Aufwand gelohnt. Der Innenhof der Universität ist ein sehenswertes Ensemble aus Architektur und plastischer Kunst mit dem Leibniz-Denkmal von 1883 und dem Schinkeltor von 1836. Von der Aussichtsplattform des 1975 als Universitätsgebäude fertiggestellten City-Hochhauses (142 Meter) eröffnet sich dem Besucher eine hervorragende Rundsicht über die City, die einzelnen Stadtteile und den Auwald.
Auf dem Augustusplatz bC3/Google Map fanden sowohl die SED-Kundgebungen zum 1. Mai als auch die Protestdemonstrationen von 1989 statt. Der größte Leipziger Platz ist von einem Sammelsurium der Baugeschichte des 20. Jahrhunderts umgeben. Im Süden steht das neue Gewandhaus bC3/Google Map aus dem Jahre 1981, die Wirkungsstätte des über 250 Jahre alten Gewandhausorchesters. Das älteste bürgerliche deutsche Konzertorchester wurde von berühmten Musikern wie Brahms, Mozart, Liszt, Weber, Schubert und Mahler dirigiert. Felix Mendelssohn Bartholdy begründete den Ruhm des Klangkörpers, hervorragende Kapellmeister wie Wilhelm Furtwängler und Kurt Masur folgten ihm. Seit 2005 hält der Mailänder Riccardo Chailly den Taktstock in der Hand. Der große Saal des neuen Konzerthauses verfügt über 1920 Plätze, der Mendelssohn-Saal über 500. Im Hauptfoyer mit seinen drei Ebenen beeindruckt die größte zeitgenössische Deckenmalerei Europas, Sighard Gilles »Gesang vom Leben«. An der majestätischen Schuke-Orgel ist der Leitspruch des Gewandhausorchesters angebracht: RES SEVERA VERUM GAUDIUM – Wahre Freude ist eine ernste Sache. Pro Jahr besuchen etwa eine halbe Million Konzertfreunde die bedeutende Spielstätte.
Vom Augustusplatz in Richtung Osten steht das heute noch modern wirkende Europa-Hochhaus bC4/Google Map aus dem Jahre 1929. Daneben sind monumentale protzige Wohnbauten aus der Stalin-Ära aufgereiht. Die Nordseite des Platzes beherrscht die Oper bB4/Google Map mit ihrer Parkanlage. Das Opernhaus ist der erste Theaterneubau der DDR, entstanden von 1956 bis 1960 als klassizistisches Gebäude mit Stilelementen verschiedener Epochen. Hier befand sich vor dem Krieg das Neue Theater.
An der Goethestraße, der Westbegrenzung des Platzes, ist das Kroch-Hochhaus bC3/Google Map von 1928 als erstes Leipziger Bürohaus in Stahlbetonbauweise zu sehen. Zwei gewaltige Glockenmänner auf dem Uhrenturm des markanten Bauwerks verrichten stündlich präzise ihre Arbeit. Die Ritterstraße bB3/Google Map verläuft parallel zur Goethestraße. Vorbei am Nikolaikirchhof mit dem 1995 sanierten Predigerhaus führt der Weg direkt zum Vorplatz des Hauptbahnhofs, dem Ausgangspunkt des Rundgangs. Dieser letzte Wegabschnitt bietet nochmals einen Blick auf das Typische der Leipziger Innenstadt – attraktive Bürger- und Geschäftshäuser in engen Straßen und Gassen mit lebendiger Atmosphäre.
Streifzüge
Von Flüssen und Kanälen
Leipzig wird auch Klein-Venedig, Pleißathen oder Wasserstadt genannt. Der besondere Verlauf der Flüsse Elster, Pleiße, Parthe und Luppe führte alljährlich zur Überflutung der Flussauen und ließ im Laufe der Jahrhunderte einen üppigen Auwald entstehen. Das regelmäßige Hochwasser entwickelte sich zum beherrschenden Problem, so dass von 1850 bis heute erhebliche ingenieurtechnische und bauliche Projekte gegen die Überschwemmungsgefahr ausgeführt wurden. Die Elster bekam ein langes Flutbett, leistungsfähige Wehre und Ausbreitungsbecken. Trotzdem überschwemmte das heftige Hochwasser von 1954 große Teile der Stadt.
Die wirtschaftlich desolate Situation und das Unvermögen von Staatsregierung und Stadtverwaltung führten nach dem Krieg zur katastrophalen Verunreinigung der Flüsse und Kontaminierung der Uferbereiche. Ungeklärte Abwässer aus den Kohle verarbeitenden Betrieben im Südraum von Leipzig ließen vor allem die Pleiße »umkippen«. Statt die Ursachen zu beseitigen, erfolgte das Verbergen des für alle sicht- und riechbaren Übels, das Sperren der Pleiße in Rohre sowie der Abriss von Brücken und Stegen und die Verfüllung des Flussbettes mit Trümmern und Schutt.
Leipziger Künstler und Architekten waren mit dem Projekt »Neue Ufer« die Ersten, die sich unmittelbar nach der Wende für die Wiederfreilegung einsetzten. Mit Schließung der für die Verunreinigung verantwortlichen Chemiebetriebe war die Voraussetzung für eine gute Wasserqualität gegeben. Bis heute ist es der Stadt gelungen, wesentliche Abschnitte von Pleiße- und Elstermühlgraben wieder ans Licht zu führen.
Die neuen alten Wasserläufe am Regierungspräsidium in der Wundtstraße H7/8/Google Map, im Bereich von Otto-Schill- und Gottschedstraße sowie in der Friedrich-Ebert- und der Carl-Maria-von-Weber-Straße sind Ergebnis eines ganzheitlichen Gestaltungskonzepts und beliebte Fotomotive der Leipziger und deren Besucher. Die »Wasserprobleme« sind im Naturkundemuseum bA1/Google Map der Stadt eindrucksvoll dokumentiert. Heute erinnern Bezeichnungen wie Nonnenmühlgasse, Auenstraße oder Floßplatz an die wechselvolle Geschichte mit dem Wasser.
Die Flüsse und Bäche dienten schon immer als Trink- und Brauchwasserreservoir, doch sie waren nicht schiffbar und eine Verbindung zu Saale, Elbe und Nordsee war nicht gegeben. Abhilfe schaffen sollte das Kanalprojekt von Dr. Karl Heine. Der Rechtsanwalt und Unternehmer aus Leipzig-Plagwitz realisierte das Ausbaggern der Flussläufe, das Trockenlegen der Sumpfgebiete und die erste Dampfschifffahrt auf Elster und Pleiße. Vom Industriegebiet Plagwitz aus begann Karl Heine das Großprojekt, einen Kanal westwärts zur Saale ausbauen zu lassen. Bis zu seinem Tod 1888 wurde der heutige Karl-Heine-Kanal G1–H4/Google Map auf einer Länge von 2,5 Kilometern im Stadtgebiet fertiggestellt. Im Stadtteil Lindenau erhielt Leipzig 1938 seinen Hafen mit einem 1000 Meter langen und 70 Meter breiten Becken, mit Speichergebäuden und Gleisanlagen. Die ausgeführten Kanalabschnitte, Hafen- und Brückenbauten erwiesen sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs für die Binnenschifffahrt als veraltet. Und so träumt Leipzig noch heute von einem echten Hafen und dem Anschluss an die Weltmeere. Mit dem Großprojekt »Lindenauer Hafen« startet zurzeit zumindest der Ausbau zum Wohn- und Naherholungszentrum.
Von 1993 bis 1996 konnte der Karl-Heine-Kanal umfassend saniert werden. Neben der Instandsetzung der wassertechnischen Anlagen, malerischen Brücken und grünen Uferzonen entstand ein neues autofreies Wegesystem mit Fuß- und Radwegen, Spielplätzen und Ruhebereichen. Das Areal zwischen der Lützner Straße und Elster ist ein beliebter Freizeitstandort für Jung und Alt geworden. Am Geschehen auf dem Wasser wird die neue Lebensqualität besonders deutlich. Der kleine alte Ausflugskahn »Weltfrieden« verkehrt in regelmäßigen Abständen. Für Bootstouren auf Leipzigs Flüssen und Kanälen bieten mehrere Stationen Kanus, Ruder- und Paddelboote zur Nutzung an.
Auf der Elster in Höhe Nonnenstraße wird die Stadt ihrem früheren Ruf als Klein-Venedig gerecht. Am Ristorante da Vito G4/Google Map stechen original venezianische Gondeln mit echten Gondolieri in die Elster und den Karl-Heine-Kanal. Vor Beginn einer individuellen Bootstour ist es ratsam, sich über Richtung, Länge und eventuelle Hindernisse der Fahrt zu informieren. Ein Muss für jeden Touristen ist die Strecke von der Weißen Elster zum Elsterflutbett und der Abstecher in den schmalen Karl-Heine-Kanal mit seinen 14 Brücken. Mit Blick vom Wasser erscheinen die Plagwitzer Wollgarnwerke besonders gewaltig.
Die Könneritzbrücke G5/Google Map aus dem Jahr 1899, die an den Kreishauptmann von Leipzig und späteren sächsischen Finanzminister, Freiherrn von Könneritz, erinnert, hat sich zu einem Wahrzeichen von Plagwitz entwickelt. An vorzüglichem Platz, neben der Brücke in Richtung Schleußig, steht die wunderschöne Villa, in der Karl Heine bis zu seinem Tod lebte. In Nähe der folgenden Plagwitzer Brücke F/G5/Google Map befinden sich die Atelier-Villa von Leipzigs berühmtestem Maler und Bildhauer Max Klinger (1857–1920) und der Klingerhain. Am 1917 fertiggestellten Palmengartenwehr mündet die Weiße Elster in das künstlich angelegte Flutbett. Flussaufwärts führt die Tour entlang dem Clara-Zetkin-Park F/G6/Google Map und dem Stadtwald Die Nonne G-J 5/6/Google Map in Richtung Zusammenfluss von Pleiße und Elsterflutbett, dem Leipziger Eck. Die Dimensionen des Leipziger Auwaldes werden sichtbar.
Wer beim Rudern oder Paddeln eine Rast einlegen möchte, findet im Uferbereich Biergärten, Cafés und Restaurants. Am Ende des bislang schiffbaren Karl-Heine-Kanals, kurz vor der Luisenbrücke F4/Google Map an der Lützner Straße, ist aus einem alten Mörtelwerk ein reizvolles Kleinod entstanden, das Jugendzentrum Kanal 28 mit Caféterrasse und Kneipe. Touren am Markkleeberger und Störmthaler See zeigen Blicke auf unberührte Natur und auf die Bergbaufolgelandschaften von heute.
Kaum zu glauben: Mit acht Kursen des Leipziger Gewässerverbunds ergibt sich eine befahrbare Strecke von ca. 200 Kilometer. Die idyllische Wegstrecke der geführten Kanutouren vom Klingerweg (vgl. S. 79) bis an den acht Kilometer entfernt gelegenen Cospudener See aD/aE3/Google Map führt zunächst vom Elsterflutbett zur Pleiße. Durch die Inbetriebnahme von Schleusen entfällt das Umsetzen der Boote an den Wehren. Das Staken im idyllischen Floßgraben quer durch den Auwald ist etwas mühevoll, vermittelt aber ein Gefühl von Abenteuerurlaub und führt letztlich zum attraktiven Bade- und Segelparadies Cospuden.
Altes neues Plagwitz
Karl Heine hatte mit seinen Aktivitäten und Visionen wesentlichen Einfluss auf die schnelle Entwicklung des Dorfes Plagwitz G/H1-4/Google Map. 1858 zählte man dort nur 457 Einwohner, im Jahr der Eingemeindung 1890 schon über 13 000. Im Umfeld des Kanals entwickelten sich Großindustrie, Handwerk und Gewerbe in rasantem Tempo. Die Landmaschinenfabrik von Rudolph Sack, das Druckereimaschinenwerk der Gebrüder Brehmer (Erfinder des Drahtheftens), die Gießerei von Meier und Weichelt und das erste deutsche Versandhaus von Carl Ernst Mey (Erfinder des Stehkragens und des Versandhauskatalogs) stehen stellvertretend für viele innovative Industriebetriebe.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erlebte Leipzig einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. So wurde 1873 der erste europäische Industriebahnhof Plagwitz-Lindenau eröffnet und ein umfassendes Industriegleisnetz zu den Betrieben im Umfeld geschaffen. 1888 verfügte Plagwitz über 105 Fabriken und zählte zu den bedeutendsten Industriestandorten des Deutschen Reiches. Heute bietet der während der DDR-Epoche vergessene Stadtteil noch immer zahlreiche Zeugnisse aus dieser Gründerzeit der Leipziger Industrie.
Die Maschinenfabrik Unruh und Liebig, 1880 in der heutigen Naumburger Straße in nur sechs Monaten gebaut, war und ist ein Muster moderner betrieblicher Logistik – von der Rohmaterialanlieferung per Bahn über die Fertigung in nebeneinanderliegenden Hallen bis zum Auslieferungslager mit Gleisanschluss. Das Kopfgebäude der Firma aus dem Jahre 1896 mit seiner schmuckvollen Klinkerfassade und dem großen Dachbogen beherbergt heute einen Gewerbehof.
Die Blütezeit der Industrie während dieser Zeit ist auch am prachtvollen Fabrikensemble der Sächsischen Wollgarnwerke G4/Google Map (vormals Tittel & Krüger) ablesbar. Die schlossähnlichen Repräsentativbauten mit einer 300 Meter langen Fabrikfassade in der Nonnenstraße weisen historistische Stilelemente auf. Der Kuppelbau des Neobarock, die klassizistische Fassadengestaltung und die eklektizistischen Ausschmückungen waren bis dahin für einen Industriebau ungewöhnlich. Die Fabrikanten demonstrierten mit ihren Industrieschlössern bewusst Reichtum und Machtanspruch. Auch die Jahre später fertiggestellten Gebäudeteile der Wollgarnwerke knüpfen bis hin zur Gestaltung der baulichen Details an das Erscheinungsbild des Stammhauses an.
Auch vom Anfang des 20. Jahrhunderts sind in Plagwitz aufsehenerregende Bauten erhalten. Die Konsumzentrale G2/3/Google Map des Architekten Fritz Höger, errichtet von 1929 bis 1933, ist das herausragendste Beispiel. Zu Recht nahm der Gebäudekomplex von Lager- und Versandhäusern in der Industriestraße beim Expo2000-Projekt »Plagwitz auf dem Weg zum 21. Jahrhundert« eine zentrale Position ein. Fritz Högers Backsteinarchitektur schafft es, zugleich sachlich-funktional zu sein und repräsentativ zu wirken. Noch heute gilt der Komplex als Vorbild für den ästhetischen und wirtschaftlichen Industriebau. Durch die starke Betonung der Horizontalen und die markant gegliederte Glasfassade bietet sich der Vergleich mit einem langen Schiffskörper an. (Führungen durch Plagwitz vgl. Sightseeing S. 89.)
Durch den Auwald bis Neuseenland
Leipzig glänzt mit dem größten städtischen Auwald aD3/Google Map Europas und einem der artenreichsten Deutschlands. 30 Meter hohe Laub- und wilde Obstbäume kennzeichnen die Baumschicht. Hier sind über 700 Arten von Farn- und Blütenpflanzen beheimatet. Im Frühling breitet sich im Auwald ein dichter Teppich von Märzenbechern und Windröschen aus. Im späten Frühjahr findet man den seltenen Aronstab mit seinem auffälligen Blütenstand. Die absolute Attraktion sind die dichten Bärlauchfelder, die den gesamten Auwald mit intensivem Lauchgeruch erfüllen. Auch die reiche Artenvielfalt von Brutvögeln, Kriechtieren und Insekten lockt Naturfans in dieses große Naturschutzgebiet.
Die stadtnahe südliche Umgebung von Leipzig weist riesige Vorkommen an Braunkohle auf. Vor über 300 Jahren begann der Abbau der ertragreichen Flöze. Mit dem industriellen Aufschwung Ende des 19. Jahrhunderts, dem gewaltigen Brennstoffbedarf der Stahlwerke und dem hohen Entwicklungsstand des Eisenbahntransports erreichte die Braunkohlegewinnung gewaltige Dimensionen. In den 1920er Jahren arbeiteten rund 10 000 Bergleute vor den Toren Leipzigs. In den Vorkriegsjahren folgte der Ausbau der Kohlechemie zur Bereitstellung kriegswichtiger Kraftstoffe, Öle und Fette. Und so nahm das Übel für Mensch und Natur seinen Lauf. Zu DDR-Zeiten sparte man bei den Rohstoffimporten. Die immer größer werdenden Tagebaue mit ihren Förderbrücken rückten näher an Leipzig heran, und die Kohle wurde mit veralteten Anlagen und unvorstellbaren Schadstoffemissionen verarbeitet, selbst wenn am Ende fast nur Sandbriketts gebacken wurden.
Bis zur Wende waren es 250 Quadratkilometer, die teilweise bis zu einer Tiefe von 100 Metern umgewühlt wurden und für lange Zeit Mondlandschaften hinterließen. Dabei verschwanden ganze Ortschaften, einzigartiger Auwald, landwirtschaftliche Nutzfläche und die zum Leben notwendige saubere Luft. In welchem Umfang die Bevölkerung und die Arbeiter gesundheitliche Schäden erlitten haben, wird nicht vollständig aufgeklärt werden können. Die Schäden an Natur, Pflanzenwelt und Tierbestand sind hingegen klar ersichtlich, ebenso der Verlust historischer Bausubstanz und kultureller Werte.
Trotzdem gibt es allen Grund zum Optimismus: Der Südraum vor Leipzig ist dabei, sich in eine riesige Seenlandschaft zu verwandeln, genannt Neuseenland aD–aF 1–5/Google Map. Aus den Restlöchern des ehemaligen Bergbaus entstehen im Gebiet zwischen Markkleeberg, Zwenkau, Borna und Lucka 17 Seen mit enormer Wasserfläche. Vergleiche mit der Mecklenburger Seenplatte kommen auf. Während der Cospudener See (436 ha Wasserfläche) bereits seit dem Jahr 2000 als Vorzeigesee gilt, haben sich der Markkleeberger See aD/aE4/Google Map (250 ha, 57 m tief) und der Störmthaler See aE4/5/Google Map (730 ha) zum Wassersportparadies entwickelt. Der Zwenkauer See mit seinen etwa 1000 Hektar vervollständigt seit 2015 das Erholungsgebiet »Neuseenland« (www.neuseenland.de).
Der Cospudener See aD/aE3/Google Map mit seinen Parklandschaften, FKK-und Textil-Sandstränden, Segelhäfen, Tauchsportstationen, Saunen und Restaurants sowie einem Golfplatz lässt erahnen, wie schön das gesamte Neuseenland, die Sächsische Seenplatte, einmal sein wird. Alle Seen werden für den Bootsverkehr miteinander verbunden. Mit großer Behutsamkeit wird auf den Schutz der Natur geachtet, ohne die Interessen der Motorsportler ganz außer Acht zu lassen. Sportzentren und Yachthäfen, Kanu- und Raftingstrecken sind bereits entstanden, zu jeder Saison kann man neue Highlights bestaunen.
Nicht vergessen darf man, dass Leipzig noch weitere klare Baggerseen zu bieten hat. Der 170 Hektar große Kulkwitzer See aC/aD2/Google Map (mit 800 m langer Wasserskianlage) im Westen der Stadt ist ein Eldorado für Tauchsportler und FKK-Anhänger. Im Osten sind die Ammelshainer Seen aD6/Google Map bei Naunhof seit vielen Jahren sehr beliebt, und im Norden entstanden neue Bademöglichkeiten in der Schladitzer Bucht aA3/Google Map.
Aber das Wasser ist nicht nur zum Baden da. Die Leipziger Seen, Flüsse und Teiche werden zum Schauplatz von Wettkämpfen und Spektakeln. Jedes Jahr an einem Sommerwochenende ist das »Leipziger Wasserfest« für nassen Spaß und feuchte Partys bekannt, und wer das »Internationale Badewannenrennen« vor dem Völkerschlachtdenkmal aD4/Google Map einmal erlebt hat, der kommt wieder.
Infos Cospudener See
(0341) 356 510
www.leipzigseen.de
Anfahrt: mit dem Auto südlich stadtauswärts auf der Karl-Liebknecht-Straße Richtung Markkleeberg-West, der Parkplatz ist ausgeschildert; mit der Straßenbahn 9 (Markkleeberg, Parkstraße), dann Bus 65 (Cospuden, Nordstrand); mit dem Fahrrad durch den Auwald entlang der Elster
Der See befindet sich ca. 6 km südlich vom Leipziger Stadtzentrum. An Wassersport interessierte Besucher finden detaillierte Infos im Internet.